Andachten zu dem Johannesevangelium

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

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Jörg
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D.Rappard Heilige sie in Deiner Wahrheit; Dein Wort ist die Wahrheit. Joh. 17,17.

Heilige sie! - Erhalten zu werden, damit sie n i c h t abfallen; bewahrt zu sein, damit sie n i c h t in Sünde fallen, das ist unbeschreiblich große Gnade. Aber der Herr erbittet noch mehr für die Seinen. Geheiligt, Gott geweiht sollen sie sein. Nicht nur sollen die alten Triebe absterben; es sollen neue Pflanzen hervorsprießen: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Glaube, Sanftmut, Keuschheit.

Heiligung ist nicht etwas Düsteres, Trauriges, Schweres; sie ist das Allerlieblichste, Erfreuendste und Süßeste. Sie erfordert allerdings das beständige Verleugnen des eigenen Wesens; denn nur Christus in uns ist unsere Heiligung. - Heiligung ist Gottes Werk, darum die Bitte: H e i l i g e s i e! Er tut es in den Erlösten durch den Geist und das Wort der Wahrheit. In Jesu bleiben, der Stimme der Wahrheit gehorchen, mit dem Wort sich nähren, das ist der Weg der Heiligung.

Geheiligte Leute, die sich ihm weihen, wie er sich ihnen geweiht hat, braucht der Herr, um sein Werk auf Erden zu treiben. Wie er in die Welt gesandt wurde, um seines Vaters Herz zu offenbaren, so sendet er die Seinen, um sein Herz zu offenbaren (V. 18. 19). Das gilt nicht nur den hohen Aposteln, sondern jedem Glied seiner Gemeinde.

Du Gott des Friedens, heilige mich durch und durch, daß mein Geist ganz, samt der Seele und dem Leib bewahret werde unsträflich auf die Zukunft unseres Herrn Jesu Christi!
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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W.Nee Ich heilige mich für sie, damit auch sie geheiligt seien in der Wahrheit. Johannes 17,19

Eines ist sicher - steht irgend etwas zwischen dir und deinem Herrn, dann kannst du andere nur schwächen. Erheben kannst du sie dann nicht. Sind sie geistlich auf einem niedrigen Niveau, wirst du sie noch tiefer hinunterbringen. Wenn sie matt und bedrückt sind, wirst du ihre Mattigkeit noch vermehren. Statt die Gemeinschaft des Gottesvolkes zu bereichern, steuerst du nichts bei, sondern entziehst ihr einen Teil ihrer Kraft.

Ist dagegen zwischen dir und ihm alles klar, dann ist die Wirkung umgekehrt. Dann kann deine bloße Gegenwart ein Segen sein; sie kann den Müden neue Frische geben und den Gottesdienst und das Gebetsleben der Heiligen neu beleben. Wenn du selber eine lebendige Verbindung mit Gott unterhältst, wird er dich sicherlich dazu gebrauchen, die gleiche Gottverbundenheit bei denen wiederherzustellen, die sie vielleicht verloren haben.
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Jörg
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C.Eichhorn Die Einheit der Seinen ist das große Anliegen Jesu Ich bitte nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, daß sie alle eins seien. Joh. 17, 20.21

Welch ein Anliegen war doch dem Heiland vor seinem Hinscheiden die Einheit der Seinigen! Wie muß ihn Zank und Streit betrüben! In der Einheit der Christen zeigt es sich, daß die Kraft des Herrn Jesu in ihnen wirksam ist. Eintracht ist der Gradmesser und Prüfstein des inneren Lebens. Wenn Seelen, die in einem Haushalt beisammen sind, auf die Dauer in herzlichem Einvernehmen bleiben, dann sind sie gewiß gute Christen. Stehst du in der Fülle der Gnade, dann kommst du leicht hinweg über Schwierigkeiten und Anstöße. Bist du gnadenarm, dann stößt du dich an allen Kleinigkeiten. Ist dein Friede wie ein Wasserstrom, dann kann er nicht leicht gestört werden. Ein kleines Wässerchen wird durch jeden Stein, den man hineinwirft, gehemmt, aufgerührt und getrübt. Ein Strom fließt ungetrübt und majestätisch weiter, mag man auch große Steine in seine Fluten schleudern. Ein Millionär fängt wegen ein paar Groschen keine Händel an. Wer reich in Christus ist, regt sich nicht auf über eine Benachteiligung. Die Erdengüter sind "eine Hand voller Sand" für Königskinder. Ein Paulus achtete alles für Kot im Vergleich zu dem, was er an seinem Heiland hatte. In der Zeit der ersten Liebe herrscht eine ungestörte Eintracht. Tritt eine Ebbe im inneren Leben ein, steht der Heiland nicht mehr so groß und alles überragend vor der Seele, dann drängen sich die Kleinigkeiten des Alltagslebens hervor, man stolpert über sie, sie geben Anlaß zu Unzufriedenheit und Mißhelligkeiten. Man macht wohl gar aus Mücken Elefanten. In der ersten Gemeinde waren im Anfang alle ein Herz und eine Seele. Etwas später erhob sich ein Murren unter den Griechen wider die Hebräer, darum, daß ihre Witwen übersehen wurden in der täglichen Handreichung. Spürst du eine zunehmende Reizbarkeit und Verstimmung, so tauche dich neu in die Gnadenflut! Vergegenwärtige dir die göttliche Barmherzigkeit! Dann schwindet die Unzufriedenheit. Du bist kein Friedensstörer mehr, sondern ein Friedensbringer. Die Eintracht der Gotteskinder ist die beste Empfehlung für den Heiland. An ihr kann die Welt, die ihm zweifelnd und ablehnend gegenübersteht, deutlich erkennen: Es ist etwas um diesen Jesus. Was sonst unmöglich ist, bringt er zustande. Durch Liebeseintracht laden die Jünger Jesu kräftig zu ihm ein. Durch Zwietracht bringen sie ihn und seine Sache in Mißkredit und stoßen Fernstehende ab. Welch ein Segen für die Welt ist die herzliche Liebe unter den Gläubigen! Welch eine schwere Verantwortung haben die, welche Unfrieden anrichten!
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S.Keller Joh. 17, 20: «Ich bitte aber nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden.»

Da haben wir eine Fürbitte Jesu für uns, weil wir ja auch zu denen gehören, die durch das Wort der Apostel an ihn gläubig geworden sind. Wenn ein Mensch, den wir lieben und von dessen Glaubensstellung wir überzeugt sind, uns versichert, daß er für uns betet, so kann in dunklen Stunden und schweren Versuchungen die bloße Erinnerung an solche Fürbitte uns eine gewaltige Stütze und Hilfe sein. Oder man könnte auch sagen, daß in solcher Erinnerung uns die Kraft und die Erhörung der Fürbitte spürbar wird. Sollte das nicht in noch ganz anderer Weise der Fall sein, wenn wir uns des Fürsprechers beim Vater erinnern, der uns vertritt mit unaussprechlichem Seufzen! Mir ist wiederholt in besonderen Zeiten geistlicher Not diese Steigerung lebendig geworden; zuerst fiel mir ein, wie dieser und jener meiner Freunde für mich bete, und das fing an, mich aus meiner verzagten Stimmung herauszuheben; im nächsten Augenblick dachte ich an Jesu Fürbitte, und da war das stärkende Vertrauen wieder hergestellt, und der nächste und letzte Absatz war dann das Bewußtsein seiner Nähe. Die Dankbarkeit für das neue Erfahren der alten Treue Gottes strahlte über meinem Erdentag.

Herr Jesus, ich danke dir, daß du mich nicht hast versinken lassen, wenn ich in der größten Schwachheit meines Glaubens steckte. Stärke mir durch solche Erfahrungen den Glauben und bringe mich endlich heim ins Land ohne Versuchungen. Amen.
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D.Rappard Ich bitte nicht allein für sie, sondern auch für die, so durch ihr Wort an mich glauben werden, auf daß sie alle eins seien. Joh. 17,20.21.

Einige sie! - Ein heiliger Freudenschauer durchzieht mein Herz, so oft ich dieser Bitte des großen Hohenpriesters lausche. In jener dunklen Nachtstunde blickte sein Auge in weite Fernen und sah die Vielen, die durch seiner Jünger Wort in kommenden Jahrhunderten an ihn gläubig werden sollten. Auch wir gehören dazu, du und ich. Auch uns hat er damals schon umschlossen in sein Gebet. Nach Millionen zählt diese große Gemeinde. ,,Hier nennt man sie e i n e k l e i n e H e r d e; droben ist sie eine u n z ä h l b a r e S c h a r."

Zu allen den Segnungen, die Jesus den Seinen erfleht hat, kommt noch eine, die ihm sehr am Herzen liegt: d a ß s i e a l l e e i n s s e i e n. In den ersten Jahrzehnten der christlichen Kirche wurde diese Heilandsbitte in herrlicher Weise erfüllt. Die brüderliche Liebe der Christen trat so auffallend hervor, daß die Welt davon beeindruckt wurde. Aber heute, wie ist die Zerrissenheit so groß! Wie muß die Uneinigkeit der Glieder das hochgelobte Haupt betrüben! Wo wahres Leben ist, bricht die Einheit zwar immer wieder siegreich hervor. Des Heilands Liebe und unablässige Fürbitte hält die Kinder des Hauses doch zusammen. Jedes einzelne von uns suche in seinem Teil dieser übernationalen Liebe nachzuleben.

Erinn're Deine kleine Schar, Die sich so leicht entzweit, Daß Deine letzte Sorge war Der Glieder Einigkeit.
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W.Nee Daß sie alle eins seinen, gleich wie du, Vater, in mir bist und ich in dir; daß auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaubt, daß du mich gesandt hast. Johannes 17,21

»Durch die Gemeinde«, nicht durch den einzelnen, soll den Mächten im Himmel Gottes Weisheit kundgetan werden; und zu einer Behausung Gottes im Geist werden wir mit den anderen zusammen. Weil die Kinder Gottes heute nicht zusammenwirken als der eine Leib, sind sie ein Gefäß geworden, das rinnt, ja das zerbrochen ist. Wenn ein Wasserglas in Scherben bricht, was geschieht dann? In jedem Stück wird vielleicht ein wenig Wasser zurückbleiben, doch im Vergleich zu dem, was das unzerbrochene Glas enthält, ist es nichts. Bei geistlichen Dingen verhält es sich ebenso. Der einzelne empfängt in zwei Dimensionen, die Gemeinde in drei. Zehntausend Christen sind nichts im Vergleich zu zehntausend Gliedern des Leibes. Christus, das Haupt, hat so vieles, was er uns geben möchte; aber um es aufnehmen zu können, müssen wir wieder zu dem einen Gefäß, dem einen Leib werden.
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S.Keller Joh. 17, 21: «... auf daß sie alle eins seien ...»

Wenn der Herr im hohenpriesterlichen Gebet fünfmal diese Bitte seinem Vater vorträgt, und das laut vor seinen Jüngern, dann ist's klar, daß es ihm ein wichtiges Anliegen war und eine ernste Mahnung an die Jünger. Das spüren wir alle, so wahr wir seines Leibes Glieder sind, und wir kennen auch in der Vorstellung eine allgemeine christliche Kirche. Wir sind auch, wenn es gilt, gegen das freche Antichristentum unserer Tage einig, die Hauptsätze unseres christlichen Glaubens zu verteidigen. Das ist aber auch alles. Weiter kommen wir jetzt eben noch nicht. Bildung, theologische, kirchliche, persönliche Auffassung, sowie die praktischen Folgen beim Zusammenkommen mit Brüdern anderer Konfessionen schaffen für ein wahres, christliches Gewissen so verschiedene Sehfelder, daß ein jeder ehrlich sagen muß: Bis hierher kann ich nachgeben, aber jedes Wort weiter ist mir Sünde. Das soll uns aber in der persönlichen Bruderliebe und der gegenseitigen Achtung und geeintem Kampf gegen den gemeinsamen Feind nicht stören. Der Herr Jesu wird durch die Entwicklung der Geschichte in der Endzeit selbst die Einigung machen. Dann wird sie echt und haltbar sein für die Ewigkeit.

Herr, tue aus unsern brüderlichen Beziehungen alle Sünde fort, allen Neid, alle Mißachtung, alle Lieblosigkeit, alle Rechthaberei. Lehre uns lieben, wie du geliebt hast und deinen Sinn pflegen untereinander. Amen.
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W.MacDonald »Auf daß sie alle eins seien, gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir, auf daß auch sie in uns eins seien, auf daß die Welt glaube, daß du mich gesandt hast.« Johannes 17,21

Zweimal in Seinem sogenannten hohepriesterlichen Gebet bittet der Herr Jesus darum, daß die Seinen eins seien (Verse 21-23). Dieses Gebet um Einheit wurde als biblische Begründung für die ökumenische Bewegung mißbraucht, die eine große organisatorische Vereinigung aller - dem Namen nach - christlichen Kirchen ist. Nun wird aber diese ökumenische Einheit leider dadurch erreicht, daß man grundlegende Lehren des Christentums entweder völlig aufgibt oder aber ganz neu interpretiert. Malcolm Muggeridge schrieb: »Es ist eine der großen Ironien unserer Zeit, daß der Ökumenismus gerade dann triumphiert, wenn es nichts mehr gibt, über das man ökumenisch denken könnte. Die verschiedenen religiösen Gemeinschaften finden im allgemeinen deshalb so leicht zusammen, weil sie - da sie fast nichts mehr glauben - sich dementsprechend auch in fast nichts mehr unterscheiden.«

Ist das die Einheit, für die der Herr Jesus in Johannes 17 gebetet hat? Bestimmt nicht. Er sagte, daß die Einheit, um die es Ihm ging, dazu führen sollte, daß die Welt glauben würde, daß Gott Ihn gesandt hat. Es ist sehr zu bezweifeln, daß irgendeine äußerliche organisatorische Vereinigung diese Wirkung hervorrufen könnte.

Der Herr definierte die Einheit, die Er meinte, mit den Worten »gleichwie du, Vater, in mir und ich in dir, auf daß auch sie in uns eins seien«. Er sagte auch: »... gleichwie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir, auf daß sie in eins vollendet seien.« Welche Einheit verbindet den Vater und den Sohn, die auch wir teilen können? Nicht die Tatsache, daß beide Gott sind; daran können wir niemals teilhaben. Ich glaube, daß der Herr Jesus sich auf eine Einheit bezieht, die in moralischer Ähnlichkeit besteht. Er betete darum, daß die Gläubigen eins seien, indem sie in der Welt den Charakter Gottes und Christi zum Ausdruck brächten. Dies bedeutet ein Leben in Gerechtigkeit, Heiligkeit, Liebe, Reinheit, Langmut, Selbstbeherrschung, Sanftmut, Freude und Freigebigkeit. Ronald Sider schreibt in »Der Weg durchs Nadelöhr«, daß die Einheit, für die Christus gebetet hat, sich darin offenbarte, daß die frühen Christen bereitwillig alles miteinander teilten, je nachdem der Einzelne Not hatte. Sie hatten eine wahre Gesinnung von »koinonia« oder Gemeinschaft. Das Gebet Jesu, daß die liebende Einheit Seiner Nachfolger so eindrucksvoll sein möge, daß sie die Welt davon überzeugen würde, daß Er vom Vater ausgegangen war, wurde erhört - zumindest einmal! Das geschah in der Gemeinde zu Jerusalem. Die außergewöhnliche Qualität ihres Zusammenlebens gab der apostolischen Predigt Vollmacht (s. Apostelgeschichte 2,45-47; 4,32-35). Eine solche Einheit heute würde einen tiefen Eindruck auf die Welt machen. Wenn die Christen ein gemeinsames Zeugnis dadurch darstellten, daß sie das Leben des Herrn Jesus ausstrahlen, würden die Ungläubigen ihrer eigenen Sündigkeit überführt werden und nach dem lebendigen Wasser dürsten. Die Tragödie von heute ist, daß viele Christen von ihren weltlichen Nachbarn kaum noch zu unterscheiden sind. Unter solchen Umständen besteht für die Ungläubigen wenig Anreiz zur Bekehrung.
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C.H.Spurgeon ,,Und ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die Du mir gegeben hast." Joh. 17, 22.

Schaue an die außerordentliche Freigebigkeit des Herrn Jesu, denn Er hat uns sein Alles geschenkt. Wenngleich schon der bloße Zins alles dessen, was Er besitzt, eine ganze Welt von Engeln über alle Vorstellung reich gemacht hätte, so gab Er sich doch nicht zufrieden, bis daß Er all sein Eigentum uns zu eigen gegeben hatte. Es wäre schon eine überaus wundervolle Freundlichkeit gewesen, wenn Er uns gestattet hätte, die Brosamen seiner Güte unter dem Tische seiner Gnade aufzulesen und zu essen; aber was Er tut, will Er nicht nur halb tun; Er setzt uns zu sich an seine Freudentafel, und teilt sein Mahl mit uns. Hätte Er uns eine kleine Zehrung von seinem königlichen Einkommen gewährt, so hätten wir Ursache genug gehabt, Ihm unsre Liebe auf ewig zu schenken; aber nein, Er will haben, daß seine Braut so reich sei wie Er und begehrt keine Herrlichkeit und keine Hoheit zu besitzen, die sie nicht mit Ihm teilt. Er hat sich nicht mit etwas Geringerem begnügen wollen, als damit, daß wir seine Miterben sein sollen, und hat uns ein gleiches Erbteil zu eigen geschenkt. Er hat alle seine Schätze ausgeschüttet in die Schatzkammer der Brautgemeinde, und hält alle Dinge gemein mit seinen Erlöseten. Es ist kein Gemach in seinem Hause, dessen Schlüssel Er den Seinen vorenthielte. Er gewährt ihnen volle Freiheit, alles, was Er hat, sich zum Eigentum zu nehmen; Er hat es gern, wenn sie mit seinen Schätzen frei schalten und walten, und für sich behalten, so viel sie nur zu tragen vermögen. Die unendliche Fülle seiner Allgenugsamkeit steht dem Gläubigen so frei zur Verfügung, wie die Luft, die er atmet. Christus hält den Becher seiner Liebe und Gnade dem Frommen an die Lippen und heißt ihn trinken ohne Aufhören; denn wenn er den Becher leeren könnte, so wäre er ein willkommener Gast; aber auch so, wo er ihn nie und nimmer zu erschöpfen vermag, soll er nur forttrinken in alle Ewigkeit, denn alles gehört ihm. Was können Erde und Himmel für einen stärkern Beweis der Gemeinschaft geben? ,,Ein Tröpflein von den Reben Der süßen Ewigkeit Kann mehr Erquickung geben, Als alle Herrlichkeit der Zeit."
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C.H.Spurgeon ,,Ich in ihnen." Joh. 17, 23.

Wenn die Vereinigung so innig ist, die zwischen unsern Seelen und der Person unsers Herrn und Heilandes stattfindet, wie tief und breit muß da der Strom unsers Umgangs mit Ihm fließen! Es ist kein dünnes Rohr, durch das die fadenschmale Strömung sich hindurchschlängelt, sondern es ist eine Wasserstraße von erstaunlicher Breite und Tiefe, längs deren herrlichem Bette eine meeresgleiche Flut lebendigen Wassers ihre Wogen hinabwälzt. Siehe, Er hat vor uns gegeben eine offne Tür, so wollen wir nicht verziehen, dadurch einzugehen. Diese Stadt der Gemeinschaft hat viele Perlentore, und jedes Tor ist weit aufgetan, damit wir sollen eingehen, eines willkommenen, herrlichen Empfanges sicher. Wäre nur ein enges Sprachgitter vorhanden, durch welches wir mit dem Herrn Jesus verkehren könnten, so müßten wir's dennoch für einen großen Vorzug achten, wenn wir ein Wort der Liebe und Gemeinschaft durch die schmale Öffnung werfen dürften; wie groß ist darum die Gnade, daß uns ein so weiter Zugang geöffnet ist! Wäre der Herr Jesus weit von uns entfernt, und trennten uns stürmische Meere von Ihm, so würden wir das sehnliche Verlangen hegen, Ihm einen Boten zusenden zu können, der Ihm unsre Liebesgrüße überbrächte, und uns Nachricht brächte aus seines Vaters Hause; aber siehe seine Freundlichkeit; Er hat seine Wohnung dicht vor unsrer Tür aufgeschlagen, ja, vielmehr, Er macht Wohnung bei uns, und richtet sich ein Heiligtum zu in unsern armen, demütigen Herzen, damit Er solchermaßen in beständigem Verkehr mit uns bleibe. Ach, wie töricht müßten wir doch sein, wenn wir nicht im unablässigen Umgang mit Ihm blieben! Wenn der Weg weit und gefahrvoll und mühselig ist, dann brauchen wir uns nicht zu verwundern, wenn Freunde einander nur selten besuchen; wenn sie aber bei einander wohnen, wird dann wohl Jonathan seinen David vergessen? Wenn ein Mann über Land ist, so mag sein Weib seinen Umgang und seine Unterhaltung manchen langen Tag entbehren; aber sie könnte es nicht aushalten, von ihm getrennt zu bleiben, wenn sie wüßte, er sei im Hause anwesend. Nun, gläubige Seele, sitzest du nicht bei Ihm an seinem Gastmahl? Suche deinen Herrn, denn Er ist dir nahe; umarme Ihn, denn Er ist dein Bruder. Laß Ihn nicht, denn Er ist dein Mann, und drücke Ihn an dein Herz, denn Er ist dein Fleisch und Blut.
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C.H.Spurgeon ,,Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast." Joh. 17, 24.

Tod, warum rührst du den Baum an, unter dessen weitschattenden Zweigen der Müde Ruhe findet? Warum raubst du die Trefflichsten dieser Erde, an welchen wir unsre höchste Wonne haben? Wenn du deine Art gebrauchen willst, so versuche sie an den Bäumen, die keine Frucht geben, so wirst du dir Dank verdienen. Warum aber schlägst du die herrlichen Zedern auf Libanon? Ach, halt' inne mit deinen Schlägen und verschone die Gerechten! Aber nein, es darf nicht sein; der Tod trifft mit unwiderstehlicher Kraft die holdseligsten unter unsern Freunden; die Großmütigsten, die Gottesfürchtigsten, die Geheiligtsten, die Gesalbtesten müssen sterben. Und warum? Weil der Herr Jesus in seinem hohepriesterlichen Gebet gefleht hat: ,,Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast." Das ist es, was sie auf Adlers Flügeln gen Himmel trägt. Immer und immer wieder steigt ein Kind des Glaubens von dieser Erde zum Paradies empor; es ist eine Erhörung des Gebets unsers Heilandes. Ein trefflicher alter Gottesmann sagt: ,,Manchmal arbeiten Jesus und die Seinen einander im Gebet entgegen. Ihr beugt eure Kniee im Gebet und sprecht: Vater, ich will, daß, wo ich bin, Deine Heiligen bei mir seien; Christus spricht: Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast." So streitet die Absicht des Jüngers mit derjenigen seines Herrn. Die Seele kann nicht an beiden Orten zugleich sein; der Geliebte kann nicht zugleich bei Christo und auch bei euch sein. Nun, welche von beiden Bitten wird wohl den Sieg davontragen? Wenn du wählen dürftest; wenn der König von seinem Throne herabstiege und sagte: ,,Hier sind zwei Bittsteller, deren Anliegen einander zuwiderlaufen, welchem soll ich seine Bitte gewähren?" O, ich bin gewiß, wenn es dich auch einen schweren Kampf kostete, so würdest du doch von deinen Knieen aufstehen und sagen: ,,Herr Jesu, nicht mein Wille, sondern der Deine geschehe!" Du würdest deine Bitte um das Leben deines Geliebten dahingeben, wenn du die Gewißheit hättest, daß Christi Gebet es anders will: ,,Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast." Herr, so nimm sie hin zu Dir!
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S.Keller Joh. 17, 24: «Vater, ich will, daß, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast.»

Hat uns der Heilige Geist innerlich das Zeugnis gegeben, daß das wirklich uns gilt: "die du mir gegeben hast", dann soll das "Wo" des Heilands auch unser "Wo" werden. Seine Bitte klingt an dieser Stelle so eigentümlich befehlend: "Ich will", daß wir den Eindruck bekommen, als bitte er jetzt nicht mehr, sondern zeige nur an, was er beschlossen hat. Und diese feste Tatsache bezieht sich auf unser Glück, daß wir nahen, lebendigen Anteil bekommen sollen an Jesu ewiger Herrlichkeit. Wir können uns das nicht vorstellen, unsere stärkste Phantasie hat keine Farben, das Bild zu malen, und doch können wir uns darauf freuen, weil wir Zutrauen zu Jesus haben und wissen, was wir an ihm haben. Der uns hier auf Erden so ob über Bitten und Verstehen geholfen und bisweilen so unsäglich wohlgetan hat - der kann sicherlich uns in einem andern Leibe, einer andern Umgebung, wo wir selbst ohne Sünde sein werden, noch ganz unaussprechliche Freuden bereiten. Hier auf Erden seine Schmach mit ihm geteilt - einst seine Herrlichkeit mit ihm zusammen genossen! Das eine ist kurz und zeitlich, und wenn man's recht bedenkt, gar nicht so schlimm, und das andere ist ewig und über alles Träumen hinaus herrlich!

Auch wenn du, Herr Jesus, uns keine solche Herrlichkeit verheißen hättest - wir können von dir nicht lassen. Und wenn es nur dein Wohlgefallen wäre, das ewig auf uns ruht, dann folgten wir dir unser Leben lang. Gelobt sei dein Name! Amen.
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D.Rappard Vater, ich will, daß wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast, daß sie meine Herrlichkeit sehen, die Du mir gegeben hast. Joh. 17,24.

Verherrliche sie! - Herrlichkeit ist das Ziel, zu dem der Herzog unserer Seligkeit die Leute bringen will, die er aus der Welt g e r e t t e t, die er e r h a l t e n, b e w a h r t, g e h e i l i g t und zu einer Gemeinde, s e i n e r B r a u t - g e m e i n d e, g e e i n i g t hat. Im Geiste sieht er schon ihre Vollendung: Ich habe ihnen gegeben die Herrlichkeit, die Du mir gegeben hast, spricht er (V. 22). Die Herrlichkeit ist ihnen zugesichert, wiewohl noch nicht geoffenbart. Aber sie soll, sie wird es werden. Darum geht Jesu Gebet über in eine siegreiche, machtvolle Willenserklärung: Vater, Ich will! O gnädiger Heiland! Du w i l l s t, daß wir bei Dir seien in Ewigkeit. Du w i l l s t, daß wir Deine Herrlichkeit sehen. Du w i l l s t, daß wir dieser Herrlichkeit teilhaftig werden. Du versiegelst noch einmal Dein Eigentumsrecht an uns. Der Vater hat uns Dir gegeben; wir sind Dein. Was sollen wir dazu sagen? Wir können uns nur beugen und anbeten. Angesichts dieses unvergleichlichen Vermächtnisses Deiner Liebe wollen wir sprechen: Da hast Du uns. U n s g e s c h e h e w i e D u g e s a g t h a s t. Hallelujah! Amen!

Ja, da hast Du auch mich. Wenn Du mich armes, sündiges Kind herrlich machen kannst und willst, o so rufe ich aus tiefstem Herzen zu Dir: Herr! Auch ich will. Führe mich wie Du willst, nur bringe mich zu Deiner Herrlichkeit!
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D.Rappard Ich habe ihnen Deinen Namen kundgetan . . . auf daß die Liebe, damit Du mich liebest, sei in ihnen, und Ich in ihnen. Joh. 17,26.

Meine Liebe in ihnen und Ich in ihnen! - Diese Worte bilden das Amen und zugleich den Gipfelpunkt des hohenpriesterlichen Gebets. Auch hier gilt es: Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen (1. Kor. 13, 13). Glaube verbindet uns mit Gott, Hoffnung streckt sich aus nach Gott, aber die Liebe ist ein Ausfluß von Gott selbst. D e n n G o t t i s t d i e L i e b e.

Wir Menschen haben eine gar kleinliche Vorstellung von der Liebe. Wir lieben, die uns liebenswert erscheinen und gehen vorbei an denen, die uns gleichgültig sind, oder lassen uns durch ihre Mängel kränken und erbittern. O wie anders ist Gottes Liebe! Sie hat von Ewigkeit her den Sohn umfaßt und mit ihm alles, was ihm gehörte, die ganze Welt, die er erlösen wollte. Sie ist wie eine mächtige Flut, die sich über alle ergießt, jede Leere ausfüllen, jeden Mangel stillen will. Sie liebt uns nicht, weil w i r so gut sind, sondern weil s i e so gut ist. O heilige Gottesliebe, wohne auch in mir! Töte die Eigenliebe, und lehre mich göttlich lieben! Heiland, laß Deine wunderbare Bitte sich auch an mir erfüllen: Ich in ihnen!

Wohn' in meines Herzens Grund, Rede Du durch meinen Mund, Und aus meinem Angesicht Leuchte Deiner Augen Licht, J e s u s!
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W.Nee Als nun Jesus zu ihnen sprach: Ich bin's! wichen sie zurück und fielen zu Boden. Johannes 18,6

In jener Nacht vor Golgatha schien alles fehlzugehen. Verrat und Verleugnung hingen in der Luft; die Menschen wollten sich in Sicherheit bringen und versteckten sich oder rannten nackt fort. Zu den Häschern aber, die kamen, um ihn gefangenzunehmen, sagte Jesus ganz ruhig: »Ich bin's.« Die nun Angst hatten und zurückwichen, waren die Häscher. Dieser innere Friede war immer kennzeichnend für ihn. Er konnte beim Sturm schlafen. Er konnte mitten im Gedränge einer ungeduldigen Volksmenge die Berührung des Glaubens spüren und fragen, wer ihn angerührt habe. »Mein Friede« nannte er es.

Diesen Frieden, sagte er, »lasse ich euch«. Er nahm ihn nicht fort, denn er ist hier. Daher zeigten ihn auch die frühen Märtyrer. Sie mochten gefoltert oder verbrannt werden, aber sie überraschten durch eine ruhige Würde und hohe Freude, die keiner bestreiten konnte. Ja, in der Welt werden wir Drangsal haben, aber wir werden auch seinen Frieden haben, der, wie Paulus uns sagt, über allem Verstehen ist.
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