Andachten zu dem Johannesevangelium

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

Moderator: eddi

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

C.Eichhorn Ostermontag Jesus sprach zu Maria Magdalena: Frau, was weinst du? Wen suchst du? Joh. 20, 15

Die Worte des sterbenden Heilands sind überaus wichtig. Aber auch die ersten Worte des Auferstandenen sind nicht minder bedeutungsvoll. "Was weinst du?" Das ist das erste Wort, das über seine Lippen kam, als er dem Grab entstiegen war. Es ist eine Frage herzlicher Teilnahme. -

Der Auferstandene hat dasselbe liebevolle Herz, wie in seinen Erdentagen. Er fühlt sich hingezogen zu den Trauernden. Er steht dem menschlichen Jammer nicht kalt und teilnahmslos gegenüber. "Warum seid ihr so traurig?" fragt er am Nachmittag des Auferstehungstages die beiden Jünger, die nach Emmaus gingen. - "Was weinst du?" fragt er auch dich in deinem Schmerz. Sage ihm, was dich drückt! Schütte dein Herz vor ihm aus! Er ist kein Toter, mit dem man keine Beziehungen haben kann. Er ist ein lebendiger und gegenwärtiger Heiland. Deine Worte verhallen nicht wirkungslos in der Luft. Sie dringen in sein Ohr und Herz. Es ist schon eine Erleichterung, wenn man seinen Jammer offenbaren darf. Verschließt man ihn in sich, nagt und frißt er an der Lebenswurzel. - Maria weinte und hatte doch keinen Grund, Tränen zu vergießen. Denn Jesus, um den sie weinte, stand neben ihr. Jesus lebt! Darum ist kein Grund da zum Jammern und zum Klagen. Nur wenn er uns genommen würde, dann hätten wir Ursache zum Weinen. - Vielleicht hast du dein Teuerstes verloren, den geliebten Mann oder die Gattin oder den einzigen Sohn, die Tochter, jemand, an dem dein ganzes Herz hing. Die Sonne deines Lebens ist untergegangen. Dein Dasein erscheint dir wertlos. Nun naht sich dir der Heiland. Du hast ihn vielleicht bisher nicht viel beachtet. Er war für dich wie tot. Jetzt klopft er bei dir an. Tu ihm auf und laß ihn ein! Dann starrt dich das Leben nicht mehr öde und finster an. Es bekommt Inhalt und Bedeutung, Erquickung und Trost durch den lebendigen Heiland. Er kann dir alles ersetzen und allen Jammer versüßen. "Kein Angststein liegt so schwer auf mir, er wälzt ihn von des Herzens Tür." Ihm ist kein Feind zu stark, keine Verlegenheit zu groß, keine Versuchung zu mächtig. Er wird über alles Herr. - Das zweite Wort des Auferstandenen lautet: Wen suchst du?" Eine Gewissensfrage! Suchst du dich, deinen Nutzen, deine Ehre, dein Wohlleben, dann ist es kein Wunder, wenn dein Leben dir große Enttäuschungen bringt. Du findest nie ganz, was du suchst. Anstatt über die bitteren Erfahrungen zu klagen, jammere lieber darüber, daß du den Heiland auf die Seite gesetzt und seine Liebe verachtet hast! - Suche ihn mit Tränen der Reue, so wirst du ihn finden. Er lebt und hat schon lange nach dir ausgeschaut. Sei getrost! Er steht schon neben dir und wird dein reuiges Verlangen in seligen Frieden verwandeln.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

D.Rappard Jesus spricht zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und spricht zu ihm: Rabbuni! Das heißt Meister. Joh. 20,16.

,,Wer nach ihm weint, dem ist er nah", heißt es in einem Lied. Wie nahe war Jesus, der gute Hirte, dem armen Schäflein, das sich ganz unglücklich und verlassen wähnte. Merke es, o Seele, wenn du dich nach Jesus sehnst und nach seiner Nähe schreist, so ist's, weil er dich sucht und zu sich ziehen will. Nach einer Zeit schwerer Anfechtung, so lesen wir im Leben der Katharina von Siena, offenbarte der Herr sich ihr wie ehedem, und sie lauschte mit Entzücken seiner Stimme. ,,Wo warst Du doch, geliebter Herr, da mein Herz so gequält war?" fragte sie. ,,Ich war in deinem Herzen verborgen", lautete die göttliche Antwort. ,,Wäre ich nicht in dir gewesen, so hättest du ja Wohlgefallen gehabt an den sündlichen Gedanken." -

,,W e n s u c h s t d u?" fragte Jesus die betrübte Frau, die ihn im Morgengrauen nicht erkannte. Und du, liebes Herz, was oder w e n suchst du? Suchst du eine Erfahrung, ein freudiges Gefühl, oder suchst du Jesum selbst? Wenn ja, dann harre nur im Glauben aus! Er wird dich bei deinem Namen rufen, du wirst ihn als deinen Heiland erkennen und sprechen: R a b b u n i, m e i n M e i s t e r!

Herr, ist nicht heute gleich noch Deine Huld, Dein unendliches Erbarmen, Deine Liebe und Geduld, O so tue an mir Armen Wie Du tatst an Deinem Schäflein dort, Durch Dein Wort!
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

W.MacDonald »Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater.« Johannes 20,17

Eines der beliebtesten Kinderlieder lautet: »lch denke, wenn ich diese wunderbare alte Geschichte lese, wie Jesus hier unter den Menschen war, wie Er kleine Kinder als Lämmer in Seine Herde berief, daß ich damals gerne bei Ihm gewesen wäre.« Wahrscheinlich haben die meisten von uns zum einen oder anderen Zeitpunkt diesen sentimentalen Wunsch gehegt. Wir denken daran, wie schön es doch gewesen wäre, die persönliche Gemeinschaft des Sohnes Gottes während Seines irdischen Dienstes zu genießen. Aber wir sollten uns klarmachen, daß es besser ist, Ihn heute zu kennen, so wie Er durch den Heiligen Geist mittels des Wortes geoffenbart ist. Wir sind den Jüngern gegenüber nicht im Nachteil, im Gegenteil, wir haben größere Vorrechte als sie. Betrachten wir es einmal so! Matthäus sah Jesus durch Matthäus' Augen, Markus durch Markus' Augen, Lukas durch Lukas' Augen und Johannes durch die Augen von Johannes. Aber wir sehen Ihn durch die Augen aller vier Evangelisten. Und, um noch einen Schritt weiterzugehen, wir haben im Neuen Testament eine vollkommenere Offenbarung des Herrn Jesus als sie irgendeinem der Jünger auf der Erde zuteil wurde. In einem weiteren Sinn sind wir privilegierter als die Zeitgenossen des Herrn Jesus. Als Er in Nazareth unter den Volksmengen war, war Er notwendigerweise einigen näher als anderen. Im Obersaal lehnte Johannes an Seiner Brust, während die anderen Jünger in unterschiedlichem Abstand zu Tische lagen. Aber all das ist jetzt anders. Der Erlöser ist allen Gläubigen gleich nahe. Er ist nicht nur bei uns, Er ist sogar in uns. Als Maria den auferstandenen Herrn traf, wollte sie sich so an Ihn hängen, wie sie Ihn früher gekannt hatte. Sie wollte Seine physische, leibliche Gegenwart nicht verlieren. Aber der Herr Jesus sagte zu ihr: »Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater« (Johannes 20,17). Er sagte damit praktisch: »Maria, hänge dich nicht an mich in einer irdischen, physischen Weise. Wenn ich zu meinem Vater auffahre, wird der Heilige Geist auf die Erde kommen. Durch Seinen Dienst wirst du mich auf eine vollkommenere, deutlichere, vertrautere Weise kennenlernen, als du mich je zuvor gekannt hast.« Die Schlußfolgerung ist also diese: Anstatt zu wünschen, daß wir mit Jesus während Seines Dienstes auf der Erde zusammengewesen wären, sollten wir uns mit Freude klarmachen, daß es weit besser ist, Ihm jetzt anzugehören und in Seiner Gegenwart leben zu dürfen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

C.O.Rosenius Gehe hin zu Meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu Meinem Vater und zu eurem Vater, zu Meinem Gott und zu eurem Gott. Joh. 20, 17.

Diese Worte waren das erste, was der auferstandene Heiland nach der Vollendung Seines großen Werkes sprach. Wir merken darin Seine augenfällige Fürsorge, die Aufmerksamkeit auf das Wort Brüder zu richten, da Er dasselbe so ausführlich betont, indem Er spricht: ,,Mein Vater und euer Vater, Mein Gott und euer Gott!" Bedenken wir zudem, daß Christus Seine Jünger vor Seinem Tod nicht mit dem Brudernamen anzureden pflegte. - Er hatte sie wohl vorher Freunde genannt und ihnen alle Liebe bewiesen sowie in allgemeinen Worten erklärt, daß, wer Seinen Willen tue, Sein Bruder, Seine Schwester und Mutter wäre", aber sie doch nicht so bestimmt mit dem Namen Bruder angeredet. Erst jetzt, als das große Versöhnungswerk vollbracht war und als der Sündenfall gutgemacht, der Kopf der Schlange zertreten, die Sünde versöhnt und die ewige Gerechtigkeit gebracht und also die ursprüngliche Kindschaft der Menschen bei Gott wiederhergestellt war, - erst jetzt fängt Er an, den Namen Brüder zu gebrauchen und spricht: ,,Mein Vater und euer Vater, Mein Gott und euer Gott."

Gewiß ist dies bedeutungsvoll, gewiß muß man stillhalten und es bedenken! Und das dies das erste war, was der Herr nach Seiner Auferstehung sprach, wird zu einer Besonderheit, wenn wir bedenken, daß dies gerade das große Ziel der Versöhnung Christi war, nämlich unsere durch den Fall verlorene Kindschaft bei Gott wiederherzustellen. Denn alles, was sonst ausgerichtet wurde, z.B. daß die Sünde versöhnt, daß der Fluch des Gesetzes entfernt und die ewige Gerechtigkeit gebracht wurde, dies alles sind ja nur Teile eines einzigen, großen Werkes, eben eine Wiederherstellung unserer verlorenen Kindschaft. Denn dies ist die Hauptsache, daß der Mensch am Anfang zum Kind und Erben Gottes erschaffen war. Und weil diese Kindschaft durch den Sündenfall verlorenging, sollte ,,der Weibessame" sie wiederherstellen. In der Kindschaft bei Gott vereinigt sich alle Seligkeit, denn sind wir Kinder, so sind wir auch Erben! Die Wiederherstellung derselben war also das Ziel und die Summe alles dessen, was Christus als unser anderer Adam ausrichten sollte.

Wer dies versteht, der hätte nach der vollbrachten Versöhnung Christi von selbst fragen können: ,,Ist denn unsere Kindschaft bei Gott jetzt wiederhergestellt? Sind wir jetzt wieder in das durch den Fall verlorene Verhältnis zu Gott gebracht? Und nun kommt hier der auferstandene Herr Christus und sagt so bestimmt, daß man es merken muß: ,,Meine Brüder - Mein Vater und euer Vater - Mein Gott und euer Gott - Mein und euer! Mein und euer!" - Christus, der Herr vom Himmel, Gottes ewiger Sohn, kam, um wie wir Mensch zu werden. Er hat das Werk vollbracht und sagt nun von armen, gebrechlichen Jüngern: ,,Meine Brüder - Meine - Brüder - Mein Vater und euer Vater!" So hat der Herr nun die Scheidewand niedergebrochen, so sind nun Gott und Mensch wieder vereinigt, so ist nun das Verlorene - die Kindschaft bei Gott - wiederhergestellt. So ist nun der Sohn Gottes, wie der Apostel sagt, ,,der Erstgeborene unter vielen Brüdern" geworden; wir wiederholen, ,,der Erstgeborene unter vielen Brüdern." Hier ist eine Tiefe und eine Höhe, die alle unsere Kräfte weit übersteigt. Die Gabe ist allzu groß, und unsere Herzen sind allzu eng. ,,Von Tiefe zu Tiefe im göttlichen Rat erblickt der Seraph doch kein Wunder der Gnad', so groß und so selig wie dieses." Ja, wahrlich: Gottes Liebe ist groß!

Würde aber jemand sagen: ,,Ja, die Jünger, diese mit Jesus Vertrautesten und Ihm am nächsten Stehenden, die Ihm mehr als drei Jahre hindurch gefolgt und die fromm und heilig waren, sie nannte Er Brüder - was hat aber das mit uns zu tun?" Antwort: ,,Hast du noch nicht verstanden, daß diese Bruderschaft mit Christus dasselbe wie unsere Kindschaft bei Gott ist, und daß sie der Hauptzweck der großen Versöhnung Christi war, die ja nicht nur für einige wenige Freunde, sondern für die ganze Welt geschah? Gewiß ist es der Vernunft und dem Gefühl gar zu ungereimt, daß wir armen Sünder an die Teilhaftigkeit dieser großen Ehre und Gnade, Christi Brüder zu sein, denken sollten. Was aber sagt die Schrift? Und hat Christus wohl auf die Person Bezug genommen? Gott, der Schöpfer und Heiland aller Menschen, blickt nicht auf die Person, sondern auf den Menschen. Nicht einmal die eigene Mutter Christi bekam hier einen Vorzug, sondern alles, was Mensch heißt, war vor Ihm gleich. Nur der Mensch ist teuer vor Seinen Augen, nicht diese oder jene Person, mit dem Unterschied allein, daß die Gläubigen in Seinem Schoße liegen, Seine Lust und Freude sind, während die Ungläubigen Trauerkinder sind, fern von Seinem Schoß.

So gilt also diese Bruderschaft nicht nur den ersten Jüngern, sondern auch uns allen, die wir durch ihre Worte an Ihn glauben. O, welche Herrlichkeit, O, welch ewige Freudenquelle! Ein jeder unter uns, der durch ihre Worte angefangen hat, an Ihn zu glauben, hat denselben Anteil wie sie an dieser lieblichen Zusage: ,,Meine Brüder - Mein Vater und euer Vater - Mein Gott und euer Gott."

Du ewiger Abgrund der seligen Liebe In Jesu Christo aufgetan; Wie brennen, wie flammen die feurigen Triebe, Die kein Verstand begreifen kann! Wen liebst Du? Sünder, die schnöde Zucht. Wen segnest Du? Kinder, die Dir geflucht. O großes, gutes, freundliches Wesen, Du hast Dir was Schlechtes zum Lustspiel erlesen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

J.Kroeker "Am Abend aber desselben ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten ein und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch!" Ev.Joh.20,19 f.

Wahrlich, Herr Jesus, als Auferstandener lebst Du ewig Deinem großen Heute! Du bist uns in Deinem Heute noch derselbe Prophet, der uns den Vater offenbart. Du bist noch derselbe Heiland, der die Zöllner und Sünder, die Mühseligen und Beladenen um sich sammelt. Du bist uns noch derselbe Gesalbte, der in göttlicher Vollmacht unsere Krankheiten heilt, unsere Leiden stillt, unsere Tränen trocknet, unsere Sünden vergibt und unsere Gebrechen heilt. Du bist uns heute noch dasselbe Gotteslamm, das die Sünden des eigenen Freundeskreises, das spöttische Urteil pharisäischer Frömmigkeit, den Hohn und die Verwerfung einer Dir innerlich fremden Welt trägt. Du bist noch derselbe Gekreuzigte, vor dem man das Angesicht verbirgt, an dem die ganze Bosheit der Welt sich austobt und der in rettender Liebe dennoch fort und fort spricht: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!" Dein Wirken ist im Laufe der Zweijahrtausende noch viel größer geworden, daher bist Du selbst uns größer! Deine Kraft ist gegenwärtig, daher bist Du uns zeitlich so viel näher gerückt. Zwischen uns und Dir steht keine zweitausendjährige Vergangenheit wie ein unüberbrückbarer Zeitraum. Du erfüllst Tag für Tag dein Versprechen: "Siehe, Ich bin bei euch!"

Wir sehen Dich in Deinem großen Heute innerhalb Deiner Gesamtkirche. Welch ein Baum ist aus dem kleinen Senfkorn geworden! Welch eine Werkstätte Deines Heiligen Geistes ist heute Deine Gemeinde mit ihren fast unübersehbaren Missionen, mit ihrer unzähligen Kleinarbeit, mit den Opfern ihrer hingebenden Liebe, mit ihrem selbstlosen Dienst am Nächsten, mit ihren verschiedenen Charismen zur Auferbauung und Vollendung der geschichtlichen Gesamtgemeinde. Bibliotheken würden sich mit Bänden füllen, wenn es möglich wäre, ihr ganzes Leben mit all seinen Verzweigungen dieser Werkstätte Deines Geistes zu schildern.

Und wie hat sich der Schauplatz Deines Wirkens und Dienens erweitert in unserem persönlichen Heute. Wie viel mehr Licht muss uns heute von Dir werden, weil die Welt um uns so viel verworrener und zerrissener geworden ist. Wie viel mehr Kraft brauchen wir in unserer Schwachheit, weil sich unser Dienst vermehrte und unsere Verantwortlichkeit vergrößerte. Wie viel mehr Gnade muss uns werden, damit wir uns in einer Welt bewähren, die uns in ihrer Unruhe und in ihrem Kampf wie ein Chaos umgibt. Wie viel mehr müssen wir von Dir hören, um auch unserer zerrissenen Zeit mit dem Evangelium zu antworten, in dem allein das Heil der Gegenwart und jeder neuen Zukunft liegt.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

S.Keller Joh. 20, 21: «Friede sei mit euch!»

Frieden ist eigentlich erst da, wo die Harmonie eines Wesens sowohl mit seiner Idee, als seiner Umgebung vollkommen eingetreten ist. "Vor jedem steht ein Bild des, was er werden soll, und bis er's nicht erreicht, wird nicht sein Friede voll." Als Jesus nach seiner Auferstehung zu seinen Jüngern kam, war sein Friede voll, oder er war so voll von diesem neuen, dauernden Friedenszustand, daß von ihm nur Friede ausgehen konnte. - Das macht uns oft den Abendsegen aus, daß er ähnlich zu uns tritt und Frieden spendet. Was Jesus bringt, ist Harmonie mit unserer Bestimmung. Es ist, als ob er sagte: was dir heute gefehlt hat an der Erreichung deines Zieles - ich will es vergeben und dich in meine Gnade gehüllt hintragen ans Ziel. Wenn du nur rückhaltlos mit mir zusammenstimmst in Gericht und Gnade, dann decke ich den Zipfel meines Friedensmantels über dich. Dann kannst du ruhig schlafen und ruhig am nächsten Morgen zu neuer Arbeit erwachen. Ich bin dir nah, ich bin dein Friede, und du sollst das glauben und haben und dessen froh sein.

Auf solche, deine Zusage, Herr Jesu, will ich trauen. Es soll mir heute abend ganz gewiß sein, daß du mich birgst in deinem Gezelt und daß ich unter dem Schatten deiner Flügel ganz in Frieden ruhen kann. Denn die mir zugekehrte Seite deiner Flügel trieft von Gnade, erquickend wie der Nachttau auf dem Rasen. Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

S.Keller Joh. 20, 23: «Welchen ihr die Sünden erlasset, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.»

Welch ein herrliches Vorrecht, wenn man's kindlich-unmittelbar versteht und ausübt. Seit wir selbst Vergebung unserer Sünden erfahren, stehen wir in einem himmlischen Versöhnungsstrom drin. Jetzt wissen wir, daß wir es ringsum nur mit Leuten zu tun haben, denen eigentlich ihre Sünden durch Jesu Werk schon gesühnt sind: sie wissen es nur nicht. Da sollen wir ihnen durch die Art, wie wir ihnen vergeben, was sie uns angetan haben, Lust machen, sich auch das Größere, was sie Gott schuldig sind, vergeben zu lassen. An uns sollen sie die priesterliche Vermittlung spüren: diese Menschen können wahrhaft verzeihen. Lassen sich die Leute aber durch uns nicht helfen, so gibt's keine andere Hilfe für sie. Unvergeben - d. h. weil sie die Vergebung nicht nehmen - bleiben ihre Sünden hier auf Erden und droben vor Gott als ihr Ankläger stehen. Das wird zu einem furchtbaren Ernst für sie und, weil sie das jetzt gar nicht glauben und begreifen, für uns, daß wir unsere Beziehungen zu ihnen in solchem Licht der Ewigkeit ansehen. Wie muß da alles unpriesterliche Kleinliche, alle persönliche Empfindlichkeit, alles alberne Gekränktsein verwehen, wenn wir als Gottes Botschafter mit ihnen zu handeln haben in Gottes Namen.

Herr Jesu, da bitten wir dich, leg uns deine Priesterbinde täglich um die Stirne; fülle uns mit Weisheit und Liebe im Umgang mit den Ungläubigen und segne jedes Wort von Gnade, das wir in deinem Auftrag sagen. Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

D.Rappard Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Joh. 20,28.

Armer Thomas! Während die anderen Jünger in seliger Osterfreude lebten, war er voller Zweifel und Traurigkeit. Es hieß auch da:

Glücksel'ges Kind, das voll Vertrauen Was es gehört in Einfalt glaubt! Verfluchter Zweifel, dessen Klauen Dem armen Herz sein Kleinod raubt!

Diese grausamen Klauen hatten den Thomas erfaßt. Mit tiefem Leid denken wir an ihn und an viele, die ihm gleichen. Er war ein aufrichtiger Jünger, kein mutwilliger Ungläubiger. Aber zwei tadelnswerte Momente hebt unsere Erzählung hervor. 1. Er mied die Gemeinschaft seiner Brüder und 2. er wählte mit einem gewissen Eigensinn den Weg, auf dem er zum Glauben gelangen wollte. Doch der treue Hirte vergaß seiner nicht. Er neigte sich zu seiner Schwachheit herab und gab ihm das wunderbare Bekenntnis in Herz und Mund: Mein Herr und mein Gott! Bist du zum Zweifel geneigt? Gib dich nie zufrieden, bis du Klarheit hast. Suche Jesum im Gebet, in seinem Wort, im Kreise seiner Gemeinde. Warte nicht auf besondere Zeichen, sondern glaube den herrlichen Berichten derer, die sich mit großer Kraft ,,Zeugen der Auferstehung" nennen. W o l l e glauben! Erwirb dir das Lob des Herrn: ,,S e l i g s i n d, d i e n i c h t s e h e n u n d d o c h g l a u b e n!"

Ohne Fühlen will ich trauen, Bis die Zeit kommt, Dich zu schauen Und vorbei die letzte Nacht.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

W.Nee Diese (Zeichen) sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der Christus, der Sohn Gottes ist und damit ihr dadurch, daß ihr glaubt, in seinem Namen Leben habt. Johannes 20,31

In Südchina hielt ich einmal Evangelisationspredigten in einem College. Es stellte sich heraus, daß ein alter Schulfreund von mir dort Psychologieprofessor war, und so ging ich, bevor die Evangelisationsabende anfingen, zu ihm und sprach ihm von Christus. Nachdem er eine Weile höflich zugehört hatte, sagte er lächelnd: »Bei mir ist Predigen nutzlos. Ich glaube nicht einmal, daß es Gott überhaupt gibt.«

Als ich am Tag darauf am Schluß der ersten Versammlung sagte, alle, die gerettet worden seien, möchten aufstehen und es bezeugen, sah ich zu meinem großen Erstaunen, daß sich als erster eben dieser Professor erhob! Hernach ging ich zu ihm. »Wie ist es gekommen?« fragte ich. »Als du gegangen warst«, sagte er, »habe ich die Bibel genommen, die du mir dagelassen hattest; an mehreren Stellen im 1. Kapitel des Johannesevangeliums fiel mir auf, daß dort stand:

>Des anderen Tages, am Tag darauf, am folgenden Tage<, und ich sagte mir: Dieser Mensch weiß, wovon er spricht. Er hat das alles erlebt. Es ist wie ein Tagebuch. Wenn es Gott nun doch gibt? habe ich mir dann überlegt. Dann wäre es ja töricht von mir, nicht an ihn zu glauben. Du hattest mir ja gesagt, ich könnte ruhig zu Gott beten, selbst wenn ich daran zweifelte, daß er überhaupt existiere, und so bin ich dann niedergekniet und habe gebetet. Ich weiß selber nicht, was ich erwartete, aber während ich betete, wußte ich plötzlich, daß es Gott gibt. Wieso ich dazu kam, kann ich nicht sagen; ich wußte es einfach! Dann fielen mir die Worte von Johannes, dem Augenzeugen, wieder ein. Da es Gott gibt, dachte ich, kann es nicht anders sein, als daß Jesus sein Sohn ist - und ich war gerettet!«
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

W.Nee Da warfen sie es aus, und sie vermochten es vor der Menge der Fische nicht zu ziehen. Da sagt der Jünger, den Jesus liebhatte, zu Petrus: Es ist der Herr. Johannes 21,6 f.

Das Seltsame war, als Jesus dort am Ufer stand, daß ihn keiner erkannte; auch Petrus und Johannes nicht, die ihm so nahe gestanden hatten, noch Thomas, der ihn kurz vorher an seinen Wundmalen erkannt hatte. Den auferstandenen Herrn konnte man mit bloß menschlichen Augen oder Händen nicht erkennen. Selbst als Jesus mit ihnen über vertraute Dinge sprach, erkannten die Jünger ihn nicht. Aber dann, als das Netz voll war, wußte Johannes, wer vor ihnen stand.

Als Jesus später zu ihnen sagte: »Kommt, haltet das Mahl«, wagte ihn keiner zu fragen: »Wer bis du?« da sie wußten, daß es der Herr war. Hierin liegt ein seltsames Paradox. Normalerweise zeigt sich darin, daß man eine Frage stellt, ein Nichtwissen; wenn man nicht wagt, die Frage auszusprechen, dann wahrscheinlich deshalb, weil man Furcht davor hat, sein Nichtwissen zu zeigen. Hier dagegen finden wir sowohl Furcht als Wissen. Mit dem äußeren Menschen hatten sie Furcht, mit dem inneren wußten sie. Oft kann man etwas nicht erklären, aber man hat eine innere, von Gott eingegebene Gewißheit. Das heißt Christsein.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

S.Keller Joh. 21, 9: «Als sie nun austraten auf das Land, sahen sie Kohlen gelegt ...»

Wie war dir da zumut, lieber Petrus? Zwischen zwei Kohlenfeuern! Das eine im Palasthof zu Jerusalem vor wenig Wochen, wo er dreimal seinen Herrn verleugnet hatte - das andere am See Genezareth, wo er im Anblick dieses Kohlenfeuers dreimal gefragt wird: "Simon, Jona, hast du mich lieb?" Gottes Größe in Kleinigkeiten unseres Lebens! Kleine begleitende Umstände können Gottes Winke sein, die uns bei ihrer Wiederholung auf einmal im innersten Herzen erschüttern. Hast du auch solche Kohlenfeuer- Erinnerungen, an denen dein Herz schmilzt, daß du weich und beschämt sagen mußt: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich lieb habe? Die andern wärmten am kalten Morgen die vom Fischen nassen Hände am Kohlenfeuer; nur Petrus gingen die Augen über. Andern sagt ein Name, ein Ort, eine Gelegenheit nichts; uns schwillt die Bewegung aus dem Herzen herauf: Herr, du hast an diese Kleinigkeiten gedacht - wie groß bist du! - Dann denke weiter: So ihr nicht im Geringsten treu seid, wie soll man euch Größeres anvertrauen?

Herr Jesu, meine Seele lebt von deinem Anrühren. Ich denke mancher kleinen und doch so großen Stunden, da du dich mühtest, mir deine Herrlichkeit zu offenbaren. Wer bin ich, daß du dir solche Mühe gibst um mich? Ich will dich lieben, meine Stärke! Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

C.H.Spurgeon ,,Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl." Joh. 21, 12.

Mit diesen Worten wird der Gläubige eingeladen zur heiligen Nähe Jesu: ,,Kommt und haltet das Mahl," das heißt doch, an seinem Tisch sitzen, sein Mahl mit Ihm teilen; ja, manchmal heißt dies soviel, als wir sollen uns neben Ihn setzen und unser Haupt an des Heilandes Busen lehnen. Wir werden in seinen ,,Weinkeller" eingeladen, in seinen Festsaal, wo das Panier der versöhnenden Liebe über uns weht. ,,Kommt und haltet das Mahl;" das Wort gibt uns einen Anblick unsrer Vereinigung mit Jesu, weil Er selber die einzige Speise ist, die wir genießen können, wenn wir das Mahl mit Jesu halten. O, welch eine selige Vereinigung! Es ist eine Tiefe darin, die kein Verstand ergründen kann, daß wir also mit Jesu essen sollen. ,,Wer mein Fleisch isset und trinkt mein Blut, der bleibet in mir und ich in ihm." Es ist ebenso eine Einladung, die Gemeinschaft mit den Heiligen zu genießen. Christen können über allerlei Punkte verschiedener Meinung sein, aber sie haben alle denselben geistlichen Hunger; und wenn wir auch nicht alle dasselbe fühlen können, so können wir alle dasselbe Brot des Lebens genießen, das vom Himmel kommt. An der Tafel der Gemeinschaft Jesu haben wir einen Kelch und ein Brot. Wenn der Liebeskelch herumgereicht wird, so umfassen wir alle einander mit herzlicher Liebe, und bitten um diese Liebe. Kommt näher zu Jesu, so werdet ihr euch je länger je inniger im Geiste mit all denen verbunden fühlen, die dasselbe himmlische Manna genießen wie wir. Ebenso sehen wir hier die Quelle aller Stärkung. Auf Christum sehen, heißt leben; aber die Kraft zu seinem Dienst empfangen wir, wenn wir ,,kommen und das Mahl halten" mit Ihm. Wir leiden unter mancherlei unnötigen Schwachheiten, weil wir diese Forderung unsres Meisters vernachlässigen. Keiner von uns braucht sich auf schmale Kost einzuschränken; wir sollten im Gegenteil gedeihen von Mark und Fett des Evangeliums, auf daß wir dadurch Kräfte empfangen, und jegliche Fähigkeit zum Dienste des Herrn aufs höchste in uns entwickeln. Wenn ihr also die Nähe Christi wollt zur Wahrheit machen, und die Vereinigung mit Ihm völlig genießen, wenn ihr wollt die Seinen lieben und vom Herrn Jesus Stärkung empfangen, so ,,kommt und haltet das Mahl" mit Ihm, durch den Glauben.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

Ch.Spurgeon "Jesus spricht zu ihnen: Kommt zum Frühstück!" Johannes 21,12

Der Herr Jesus wünscht nicht, daß seine Diener naß, kalt und hungrig sind, und sorgt deshalb für Abhilfe. Verlaßt euch darauf: Was der Herr Jesus nicht gern sieht, ist auch für uns nicht gut. So hilft es uns nicht weiter, unglücklich zu sein. Die Gedanken an euer eigenes Elend können nur euren Blick auf ihn verdunkeln und euch abhalten, ihm zu dienen. Deshalb möchte ich euch heute zu dem Kohlenfeuer einladen, das uns seine Liebe bereitet hat. Ich möchte euch die Speise heiliger Wahrheit vorsetzen, die sein Wort uns bietet.

Es ist wichtig, liebes Kind Gottes, daß du innerlich in einem guten geistlichen Zustand bist. Manche Schlacht wurde verloren, weil die Soldaten nicht auf den Kampf vorbereitet waren. Laßt es mit euch nicht so sein! Ihr braucht Kraft, wenn ihr lange und harte Arbeit für den Herrn Jesus und seine Wahrheit tun wollt; und ihr werdet diese Kraft nicht ohne himmlische Nahrung erhalten. Die erfolglose Arbeit der letzten Nacht hatte die Jünger müde gemacht. Viele Diener Gottes haben in der letzten Zeit keine Früchte ihrer Bemühungen gesehen. Sie haben nach Menschen gefischt, aber die Netze sind leer geblieben. Es macht traurig, die ganze Nacht hindurch zu arbeiten und nichts zu fangen. Du magst ein weit ausgebreitetes Netz in das große Meer werfen und eine endlose Menge Fische um dich her haben und dennoch nichts fangen. Die Arbeit der Jünger ergab nichts als Wasserplätschern, Ziehen der Netze, Enttäuschung und Müdigkeit. Wenn du in diesem Zustand bist, bedarfst du der Ermunterung. Du hast Zeiten der Erquickung von dem Angesicht des Herrn nötig. Der Heiland ruft dir zu: "Komm zum Frühstück! Verlaß das Boot und die Netze; vergiß die vergebliche Nachtarbeit und komm und habe Gemeinschaft mit mir!" Müder, sorgenvoller Arbeiter, hör auf zu klagen, setz dich nieder und iß die Speise, die der Herr Jesus für dich bereitet hat.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

S.Keller Joh. 21, 15: «... Hast du mich lieber, denn mich diese haben ...?»

Wer aus diesem Wort Jesu an Petrus die Berechtigung ableiten will, seinen religiösen Besitzstand mit dem der Brüder zu vergleichen, um herauszufinden, wer mehr Frömmigkeit, mehr Jesusliebe, mehr Heilandsnähe hat, der irrt sehr und hat Jesu Frage nicht verstanden. Das war ja vor dem Fall Petri Fehler gewesen, daß er sich über alle andern erhoben hatte; darum lag jetzt in Jesu Wort eine Strafe, eine Beschämung: ,,Jetzt wirst du wohl nicht mehr so denken!" Darum kann der Jünger auch nicht auf diese Frage antworten, sondern sagt ganz bescheiden: ,,Du weißt, daß ich dich lieb habe." Ach, wenn wir doch das ungeistliche Vergleichen und Messen der andern ohne eine so tiefe Demütigung wie Petrus aufgeben wollten! Wir sind keine Herzenskündiger; wir sehen beim andern auch in geistlichen Dingen nur das, was vor Augen ist und kennen die geheimen Zuflüsse und die verborgenen Antriebe des andern nicht. Der Herr allein weiß, wie er seine Leute einzuschätzen hat. Der Hauptunterschied zwischen uns ist nicht das Maß unserer Liebe, sondern die Völligkeit der Hingabe und die Energie, damit uns Christus ergreifen kann.

Darum, Herr Jesus, ziehe meinen Blick von den andern ab auf dich. Von dir kann ich nehmen, was mir not tut. An dir kann ich lernen, wie ich sein soll. An dir kann ich mich nicht satt sehen. Erquicke meine Seele durch dich selbst! Amen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2838
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

C.Eichhorn Wer den Herrn Jesus nicht liebt, ist verflucht Simon Jona, hast du mich lieb? Joh. 21, 16

Es ist die Grund- und Hauptfrage. Alles, was wir für Jesus tun, ist wertlos, wenn der warme Hauch der Liebe fehlt. Sie muß die Seele all unseres Tuns sein, sonst ist es totes Werk, maschinenmäßige Geschäftigkeit. Stehen wir in der Liebe zu ihm? In dem Maß, als wir der Liebe Christi zu uns Raum geben und uns in sie versenken, uns von ihr durchdringen lassen, werden wir ihn wiederlieben. Wer ihn liebt, der lobt ihn. Mütter loben ihre Kinder, oft ohne Grund und wider die Wahrheit. Jesus und seine herrlichen Eigenschaften können wir nie genug preisen. Die Liebe wird nicht müde, ihn zu loben. Wer ihn liebt, labt sich an seinen Worten und am Umgang mit ihm. Liebende pflegen gern Austausch miteinander. Wer Jesus liebt, wird nicht satt, sein Wort zu hören und zu lesen, und der Umgang mit ihm ist tiefstes Bedürfnis einer ihn liebenden Seele. Wer Jesus liebt, der ist auch bereit, für ihn etwas zu leiden. "Liebe gebiert Leiden und wird durch Leiden gereinigt und geläutert", sagt Tersteegen. Petrus glaubte im überschwellenden Gefühl der Liebe, mit Jesu ins Gefängnis und in den Tod gehen zu können. Er überschätzte sich. Seine Liebe war noch nicht stark genug, die Leidensscheu zu besiegen. Eine Mutter leidet mit ihrem Kind und für ihr Kind und denkt nicht, sie tue etwas Besonderes, wenn sie in der Pflege des kranken Kindes sich selbst verzehrt. Wahre Liebe leidet für den Heiland Schmach, Spott und Verfolgung. Gerade durch Leiden wird das Band der Liebe erst recht fest geschmiedet. Der Liebe bereitet es Leiden, wenn sie ihn betrübt hat. Petrus ward traurig, als der Herr zum drittenmal fragte: Hast du mich lieb? Es erinnerte ihn an seine dreimalige Verleugnung. Zuvor schon weinte er bitterlich. Am Schmerz darüber, daß wir seine Liebe betrübt haben, erkennen wir, daß wir ihn lieben, und sein immer neues Vergeben mehrt die Liebe. Denn wem viel vergeben ist, der liebt viel. Wer den Herrn Jesus nicht liebt, der ist Anathema: er ist von Gott verlassen und verflucht (1. Kor. 16, 22). Auf ihm ruht Gottes Bann. Die Wirkung des göttlichen Fluches sehen wir an dem Feigenbaum, den Jesus verfluchte: er verdorrte. Der Feigenbaum ist ein Bild des Volkes Israel, das den Heiland verwarf, an dem alle Bemühungen seiner Liebe vergeblich waren. Daher kam Gottes Fluch über es. Der Segen Gottes ist der Geist des Lebens (Gal. 3, 14). Wo er ist, da erblüht ein Garten Gottes. Wer Jesus nicht liebt, ist des Segens beraubt und dem geistlichen und zuletzt dem ewigen Tod verfallen.

Ich liebe dich, weil du, Gott, voll Erbarmen mich liebst von Ewigkeit. Ich liebe dich; du hebst und trägst mich Armen stets mit Barmherzigkeit.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Antworten