Beten ohne Unterlass

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

Moderator: eddi

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Lydia
Beiträge: 49
Registriert: 14.05.2009 14:46

Beten ohne Unterlass

Beitrag von Lydia »

Hallo,
seit einiger Zeit denke ich darüber nach, wie das ständige Verbundensein mit dem Herrn Jesus möglich ist. Wie es im Alltag praxisnah verwirklicht werden kann, so dass die Rebe am Weinstock kein Wunsch ist, sondern gelebte Realität.
Vor einiger Zeit machte ja das sog. "Herzensgebet" die Runde und fand seine Befürworter und Gegner.
Das ist so ein bißchen mein Aufhänger, denn wie kann man mit dem Herrn verbunden sein, wenn man seine Alltagsarbeit macht, als nur durch ein sich ständig an ihn wenden.
Habt Ihr Erfahrung oder Übung? Wenn man denn von Übung ausgehen will, aber es ist sicher eine gewisse Mühe oder Denkänderung, wenn man nicht nur beim Autofahren betet, sondern auch, wenn man Leuten den Rücken wäscht oder beim Zahnarzt wartet.
Beim Ausprobieren sozusagen, merkte ich, dass es ein quasi anderes Leben ist, ich muss nicht mühsam zu ihm zurückkehren, wenn ich "offiziell" bete, sondern kaum ein Unterbrechen.
Eure Erfahrungen würden mich interessieren.

Lydia

Jose
Beiträge: 978
Registriert: 29.05.2010 19:23

Re: Beten ohne Unterlass

Beitrag von Jose »

Lydia hat geschrieben:seit einiger Zeit denke ich darüber nach, wie das ständige Verbundensein mit dem Herrn Jesus möglich ist. Wie es im Alltag praxisnah verwirklicht werden kann, so dass die Rebe am Weinstock kein Wunsch ist, sondern gelebte Realität.
Du meinst sicherlich die Bibelstelle "Betet unablässig!" 1.Thess 5,17. Ich habe die Bibelstelle zum einen immer als die Grundhaltung eines Gläubigen verstanden, nämlich immer in der Verbindung mit dem Herrn zu stehen. Zum anderen aber als Aufforderung, beharrlich zu beten und nicht aufzugeben. In Lukas lesen wir: "Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis dafür, dass sie allezeit beten und nicht ermatten sollten." Lk 18,1. In diesem Gleichnis vom ungerechten Richter (Lukas 18,1-8), ging es dem Herrn besonders darum, dass wir anhaltend und ernstlich bitten, so wie es die arme Witwe in dem Gleichnis tat. Dabei, und das ist wichtig zu beachten, ging es hier nicht um das Gebet um des Gebetes willen, sondern um die Beharrlichkeit mit der um ein bestimmtes Anliegen gebeten wurde.

Lydia hat geschrieben:Vor einiger Zeit machte ja das sog. "Herzensgebet" die Runde und fand seine Befürworter und Gegner.
Das ist so ein bißchen mein Aufhänger, denn wie kann man mit dem Herrn verbunden sein, wenn man seine Alltagsarbeit macht, als nur durch ein sich ständig an ihn wenden.


Von dem sog. "Herzensgebet" hatte ich bislang nicht gehört und habe somit damit auch keine Erfahrung. Meinst du mit Herzensgebet das was z.B. unter http://www.herzensgebet-meditation.de zu finden ist?
Was ist das Herzensgebet?
Das Herzensgebet ist eine Form des mantrischen Betens. Wir wiederholen nur ein einziges Gebetswort oder einen Satz. Wir beten dies im Raum des Herzens. Dadurch wird das Herzensgebet zu einem leiblichen Beten, das den ganzen Menschen erfasst. Das Herzenswort ist persönlich. Meist ist es ein Name Gottes oder ein durch Gott offenbarter Name (wie der Name Jesus), manchmal ist es ein Wort aus der Schrift oder aus einem Gebet eines Mystikers. Eine solche Form des Betens im Herzen kennen alle großen Religionen, ein Weg der Erfahrbarkeit Gottes. Derart legt das Herzensgebet eine Grundlage für eine große Ökumene.

Früchte, Wirkweise des Herzensgebetes
Das mantrische Beten, als geisterfüllter Klangraum, verbindet uns auf geheimnisvolle Weise mit den Ordnungen Gottes. Unser Bewußtsein und unsere Erkenntnismöglichkeiten erweitern sich. Wir beginnen, uns wie ein Kosmos im Kosmos, als Mikrokosmos im Makrokosmos zu erleben. Dadurch wird unser Ich-Bewußtsein, das Regiertsein durch das Ich, relativiert. Das Ich tritt zurück an den zweiten Platz, das Schöpfen aus dem Göttlichen nimmt immer mehr Platz eins ein. Es fühlt sich an wie ein Schöpfen aus dem Größeren und daraus geben, wie ein erwartungsfreies Schenken.

http://www.herzensgebet-meditation.de/Herzensgebet.html

Wenn du das meinst, dann möchte ich es nicht kennenlernen. Das hat m.E. nichts mit Reden mit Gott und Hören auf Gott zu tun. Bitte korrigiere mich, wenn du mit Herzensgebet etwas anderes meinst.


Vielen Dank für die schöne Bibelstelle aus Johannes 15,5:
"Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht, denn getrennt von mir könnt ihr nichts tun." Das in Jesus bleiben ist aber mehr als Gebet. Jesus sagt: "Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen" Joh 14,23. Wenn wir diese Gemeinschaft mit dem Sohn und mit dem Vater haben, dann kommen wir dahin, dass wir unablässig beten (1.Thess 5,17), uns allezeit freuen (Philipper 4,4) und um nichts besorgt sind (Phil 4,6).

Das alles schenkt der Herr.
Bibelzitate sind, wenn nicht anders angegeben, nach der rev. Elberfelder (PC-Ausgabe)

Lydia
Beiträge: 49
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Beitrag von Lydia »

Vielen Dank, José, für die schöne Antwort, die ich gern gelesen habe.
Ja, ich meinte dieses in Verbindung mit dem Herrn stehen, außerhalb der "offiziellen" Gebetszeiten.

Jörg
Moderator
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Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

Hallo Lydia,

ich habe große Freude am Gesang. Oft schreibe ich mir auf einen kleinen Zettel eine Liedstrophe. Wenn ich dann zur Arbeit gehe oder in der Pause spazieren gehe, hole ich den Zettel aus meinem Portemanaise und singe innerlich diese Lied. Für mich sind geistliche Lieder auch gleichzeitig Gebete - getreu dem Wort von Augustin: "Wer singt, betet doppelt". Die Folge ist, daß ich - ohne besondere Anstrengung - irgendwann den Zettel nicht mehr brauche und die Liedstrophe auswendig kann und sie mir so zu einem "Schatz" wird.

Ich muß auch in diesem Zusammenhang an meine im Jahr 2001 verstorbene Oma denken. Sie kannte viele Lieder auswendig. Kurz vor ihrem Sterben erfuhren wir, daß sie im Krankenhaus - obwohl sie zu diesem Zeitpunkt dement und verwirrt war - laut Kirchenlieder sang. Welch ein herrliches Zeugnis für unseren lieben Herrn Jesus Christus!!!

Ein schönes Wochenende wünscht

Jörg
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jose
Beiträge: 978
Registriert: 29.05.2010 19:23

Re: Beten ohne Unterlass

Beitrag von Jose »

Liebe Lydia,

beim Lesen in der Schrift bleibe ich gerne an Bibelstellen wie diese stehen: "Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen" Lk 2,19, oder "Und er ging mit ihnen hinab und kam nach Nazareth, und er war ihnen untertan. Und seine Mutter bewahrte alle diese Worte in ihrem Herzen." Lk 2,51. In Psalm 1 lesen wir: "Glücklich der Mann, der nicht folgt dem Rat der Gottlosen, den Weg der Sünder nicht betritt und nicht im Kreis der Spötter sitzt, sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht!" Ps 1,1.2.

Wenn man so Gottes Wort im Herzen bewegt, da ist es einfach auch wie ein Beten und der Herr kann auch viel besser zu uns Reden. Sicherlich tat es Nehemia auch, denn wir lesen z.B. bei einer Begebenheit: "Und der König sagte zu mir: Um was also bittest du? Da betete ich zu dem Gott des Himmels..." Neh 2,4. Hier bewegt mich so sehr, dass Nehemia nicht zuerst vor dem irdischen sondern vor dem himmlischen König stand. Wie herrlich ist doch so eine Gesinnung.

Auch im Buch Esra lernen wir etwas wichtiges, nämlich, dass wir in unserem Wandel darauf achten müssen, dass Gott geehrt wird. "Und ich rief dort, am Fluß Ahawa, ein Fasten aus, damit wir uns vor unserem Gott demütigten, um von ihm einen geebneten Weg zu erbitten für uns und für unsere Kinder und für alle unsere Habe. Denn ich hatte mich geschämt, vom König Soldaten und Pferde zu unserer Unterstützung gegen den Feind auf dem Weg zu erbitten. Wir hatten nämlich zum König gesagt: die Hand unseres Gottes ist zum Guten über allen, die ihn suchen, aber seine Macht und sein Zorn sind gegen alle, die ihn verlassen. Und so fasteten wir und suchten in dieser Sache Hilfe von unserem Gott, und er ließ sich von uns erbitten." Esra 8,21.23. Wie mag Esra im Herzen vieles vor Gott bewegt haben, bis Gott ihm die rechte Entscheidung schenkte.

Möge der Herr auch uns segnen, dass wir Sein Wort viel mehr in unserem Herzen bewegen, in allen Dingen unseres Alltags.
Bibelzitate sind, wenn nicht anders angegeben, nach der rev. Elberfelder (PC-Ausgabe)

Lydia
Beiträge: 49
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Beitrag von Lydia »

Hallo Jörg,

ja, die guten alten Lieder sind wirklich ein Schatz, den wir haben dürfen und viele sind so inhaltsreich.

Liebe Grüße
Lydia

Lydia
Beiträge: 49
Registriert: 14.05.2009 14:46

Beitrag von Lydia »

Lieber Jose,

ja, der Abschnitt aus Nehemia ist wunderschön und gibt ein gutes Vorbild.
Ich liebe besonders schon seit längerer Zeit das alte Testament.
Es ist so plastisch dargestellt, wie der Gehorsam gegenüber Gott auszusehen hat und was als Konsequenz von Gott aus passierte. Besonders das 2. Chronikbuch hat es mir angetan. Ich freue mich über solche Könige wie Josia oder Hiskia, die nicht mit ihrer eigenen Kraft ankommen, sondern so klug erkennen, mit meiner Kraft ist nichts, absolut nichts getan. Im Gegenteil - ich mache alles nur schlimmer.
Dieser Weg der Selbstverleugnung, der einzige Weg bei dem Gott mitgeht.

Kennst Du die "Komm!" ? http://www.l-gassmann.de/komm%21
Da kommt das auch immer gut zum Ausdruck.

Gruß
Lydia

Jose
Beiträge: 978
Registriert: 29.05.2010 19:23

Re: Komm!

Beitrag von Jose »

Kennst Du die "Komm!" ? http://www.l-gassmann.de/komm%21
Liebe Lydia,
nein, hatte bislang nicht davon gehört. Vielen Dank für den Tipp. Werde es mir mal in Ruhe anschauen. Ich fand übrigens interessant, dass Dr. Lothar Gassmann mit einer Arbeit über „Das anthroposophische Bibelverständnis“ promoviert hat. Was wohl der Hintergrund war, dass er sich damit so intensiv beschäftigt hat?

Dir wünsche ich viel Kraft und Gottes Segen!

In Jesus verbunden,
José

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