Andachten zum 1. Buch Mose

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

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Jörg
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C.Eichhorn Israel oder: Durch Nacht zum Licht (III) Da er sah, daß er Jakob nicht übermochte, rührte er das Gelenk seiner Hüfte an, und das Gelenk der Hüfte ward verrenkt. 1. Mose 32, 26

Wie ist das zu verstehen, daß Jehova ihn nicht übermochte? War Jakob stärker als Gott? Allerdings gibt es etwas im Menschen, was Gott nicht ohne weiteres bezwingen kann. Es ist der Wille. Der allmächtige Gott kann den Menschen zermalmen. Aber den Willen des Menschen kann die Allmacht nicht besiegen. Der Mensch muß ihn selbst ausliefern. Gott kann nicht durch äußere Gewalt den Menschen zur Übergabe zwingen. Das muß von innen heraus kommen.

Gott naht dem Gewissen des Menschen mit der Wahrheit. Doch kann der Mensch sein Gewissen betäuben, verhärten, verstocken. Hört er auf die Stimme seines Gewissens, so wird er von innen heraus überzeugt und überwunden. Er kann nicht anders, er muß Gott recht geben, wenn er ihn richtet und verurteilt. Die Macht der Wahrheit ist es also, durch die Gott den Menschen überwindet. Und dann gibt es noch eine andere Macht, durch die Gott uns Menschen besiegt. Es ist die Kraft seiner Liebe, durch die er unser Herz erweicht, die Härte unserer Selbstsucht bricht, daß wir überwunden ihm zu Füßen fallen. Auch gegen die Liebe Gottes kann sich der Mensch verschließen und sie von sich stoßen. Sie ist aber im Verein mit der Wahrheit das durchschlagende Mittel, ihn zur Übergabe zu bringen. Die Wahrheit allein bringt ihn nicht so weit. Die Liebe führt den entscheidenden Schlag.

Auch sonst hat Gott noch allerlei Mittel zum Zerbrechen. Damals wurde das Hüftgelenk des Jakob verrenkt. In der Hüfte ist der Sitz der Kraft. Gott hat also seine Naturkraft gelähmt und ihm für alle Zeiten einen Hemmschuh angelegt. So hat Gott ihn überwunden. Er ließ den Jakob seinen Zorn fühlen, seine Schrecken auf seine Seele fallen. Sein Zorn richtete sich aber nicht eigentlich gegen Jakob, sondern gegen seine Sünde, gegen sein böses altes Wesen. Im Grunde ist ja nicht Gott der Feind, sondern in uns ist Feindschaft, Widerstreben gegen Gott. Wenn der Mensch zur rechten Erkenntnis kommt, fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Nicht Gott ist dein Feind, du bist Gottes Feind. So ist es auch in jener Stunde in der Seele des Jakob klargeworden: Gott hat es gut mit dir gemeint. Er ist dir schon vor zwanzig Jahren liebreich entgegengekommen. Als du damals den einsamen Weg der Flucht gingst, ist er auch in dunkler Nacht dir nahegetreten, aber nicht drohend und strafend. Er hat dich seine Freundlichkeit schmecken lassen, zeigte dir die Himmelsleiter, auf der die Engel auf- und abstiegen, ließ dich einen Blick in den Himmel tun und gab dir die tröstliche Versicherung: Ich bin mit dir. So kam dir Gott liebend entgegen. Und du, wie warst du? Das wirkte tief demütigend. Gott hatte gewonnen.
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Jörg
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A.Christlieb Betet »ohne Unterlaß«!

Elias demütiges, gläubiges, anhaltendes Flehen haben wir in 1. Könige 18, 44 betrachtet. Wir wollen uns noch ein anderes Beispiel für anhaltendes Flehen zu Herzen nehmen.

»Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.« 1. Mose 32, 27


Die Schrift selbst erklärt uns den Kampf Jakobs als Gebetskampf (Hos. 12, 4 u. 5). Es war die Stellung Jakobs in jener Nacht, nachdem schon viel Gnadenarbeit an ihm vorangegangen war, daß er seinen göttlichen »Gegner« im Gebet festhielt. Er hatte, wie die Emmausjünger beim Heiland (Luk. 24, 29), das Gefühl: Diesen darf ich nicht loslassen. Wir sprechen oft von armseligem, irdischem Besitz: »Ich lasse dich nicht!« Der Wollüstling spricht von seiner Lust, der Mammonsknecht von seinem Gold, der Ehrgeizige von seinem Ruhm: »Ich lasse dich nicht!« Aber die Himmelsbürger sprechen zum Herrn selbst: »Ich lasse dich nicht!« Sie können manches loslassen, können Wünsche auf den Altar legen, aber den Herrn lassen sie nie los. Das ist der Weg zum neuen Namen »Gottesstreiter« und zum Genesen der Seele, wenn es dabei auch »gelähmte Hüften« (V. 26) gibt und durch Zerbrechen eigener Kraft hindurchgeht.

Ja, anhaltendes Gebet ist die stärkste Großmacht auf Erden. Gott gebe uns allen ein reiches Maß davon!
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Jörg
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C.Eichhorn Israel oder: Durch Nacht zum Licht (IV) Und er sprach: Laß mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber er antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn! 1. Mose 32, 27

Zuerst wäre wohl Jakob den Mann gern losgewesen, der ihn in jener Nacht überfiel. Aber dann hat er sich ihm nicht entwunden. Im Gegenteil! Als es hieß: "Laß mich gehen!", willigte Jakob nicht ein. Er hielt ihn fest. Mit den Worten: "Laß mich gehen!" stellte der Herr ihn auf die Probe. Es ist ähnlich, wie Jesus auf dem Weg nach Emmaus sich stellte, als wollte er weitergehen. Es sollte sich zeigen, ob die beiden Jünger ihn festhalten wollten oder nicht. Jesus aber ließ sich gern festhalten. Ähnlich war es auch bei dem kanaanäischen Weib. Jesus wollte sich ihr entziehen, aber sie ließ ihn nicht los. Er stieß das Weib ab. Aber sie nahm ihn beim Wort, das so abstoßend lautete, und so hat sie Jesus überwunden.

"Ich lasse dich nicht!" Das ist das Wort des Glaubens. Jakob fühlte den Ernst Gottes wider die Sünde. Aber er hielt die Liebe fest, die hinter dem Zorn verborgen ist. Er gab Gott recht, als er mit ihm so ernstlich Abrechnung hielt. Aber er hielt auch an seiner Gnade fest.

Wenn Gott dir in den Weg tritt, wenn er dich in eine Dornenhecke führt oder sogar deinen Weg durch eine Wand verbaut, dann will er, daß du ihm in die Arme fällst. Du möchtest ihm vielleicht gern ausweichen. Tue es nicht, halte stand unter dem peinlichen Gericht und verlasse nicht die Anklagebank! Aber laß dich auch nicht in Verzweiflung stürzen! Ergreife die Gnade hinter dem Zorn!

Dem Jakob hatte Gott vor zwanzig Jahren herrliche Verheißungen gegeben. An diese hielt er sich. Sie waren ihm ein Unterpfand der Liebe Gottes. Uns hat Gott seiner Liebe in noch gewaltigerer Weise versichert. Er hat seinen Sohn für uns am Kreuz sterben lassen. Wenn die Schrecken des Allmächtigen über uns fallen und wir uns als todeswürdige Missetäter erkennen müssen, dann dürfen wir unseren Blick aufs Kreuz richten. Gott will nicht den Tod des Sünders. Darum ließ er den eingeborenen Sohn für uns sterben. Er will uns nicht vernichten, sondern retten. Er hat Gedanken des Friedens, wenn er uns seinen Zorn über die Sünde zu spüren gibt. Der Glaube hält sich mitten im Gericht an die Gnade. Es ist nicht schwer, zu glauben, wenn man sich wohl und leicht fühlt. Wenn aber die Sündenlast zentnerschwer auf die Seele fällt, wenn man ein verlorenes Leben hinter sich und den Abgrund vor sich sieht, dann ist es eine Kunst, zu glauben. Dann fängt der Glaube erst richtig an, der Glaube, der den Herrn nicht losläßt, wie Gottfried Arnold sagt: "Unser Geist, der bindet dich im Glauben, läßt dich nicht, bis er die Erlösung findet, die dein treuer Mund verspricht." Diesem Glauben kann sich Gott nicht entziehen; denn er kann seiner Verheißung nicht untreu werden. Durch den Glauben wird Gott selbst besiegt.
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C.Eichhorn Israel oder: Durch Nacht zum Licht (VI) Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißest du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und er segnete ihn daselbst. 1.Mose 32, 30

Nun empfing er den Segen, den er sich früher in unlauterem Selbstwirken erschlichen hatte. Worin bestand wohl dieser Segen? Nicht in Worten. Gott segnet mit der Tat. Es ging in dieser Stunde das Gnadenantlitz Gottes über ihm auf. Er empfing volle Vergebung seiner Sünden. Jehova schenkte sich ihm selbst. Er wandte ihm sein Herz, seine Liebe zu. - Segnungen hatte Jakob schon gar viele empfangen. Er bekennt es selbst: "Ich bin viel zu gering aller Barmherzigkeitserweisungen." Nun erhielt er den Segen schlechthin. Er dachte auch nicht an die Gefahr, die ihm von Esau her drohte. Es lag ihm nur eins am Herzen: Gnade bei Gott zu haben. Und diese fand er. Es ging bei ihm nach dem Lied: "Ich habe die Sünde von Herzen verflucht und habe die Gnade mit Tränen gesucht. Ich hab' mit dem Herrn im Glauben gerungen und hab' ihn mit Weinen und Beten bezwungen. So wahr wie die Sonne am Himmel hoch pranget: Ich habe Vergebung der Sünden erlanget." - Die mancherlei irdischen Gaben Gottes sind gleichsam Fußspuren seines Segens. Aber nun durfte er Gott ins Auge schauen, in das lichtvolle, strahlende Antlitz seiner Barmherzigkeit. - Für uns im Neuen Bund ist der Segen Gottes der Heilige Geist, der uns den Herrn Jesus ins Herz bringt, so daß wir nicht nur etwas empfangen, sondern ihn selbst und in ihm Vergebung der Sünden und Frieden mit Gott. Als Jakob gesegnet wurde, da wurde sein ganzes Wesen durchströmt von Licht und Liebe. Wenn wir im Glauben den Segen Gottes empfangen, dürfen wir mit Paulus ausrufen:

"Gott sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!" - Als Jakob später mit Esau zusammentraf, konnte er sprechen: "Ich habe alles" (Kap. 33, 11), während Esau nur sagen konnte: "Ich habe genug." Warum hatte Jakob alles? Weil er den Herrn selbst hatte. Jakob fragt: "Wie heißt du?" Die Frage war überflüssig. Die Antwort darauf war damit gegeben, daß er den Segen empfing. So kann nur Gott handeln. Wer Gottes Gnade und Frieden erfährt, der hat Gott erlebt. Man kann von Gott allerlei sagen und die Menschen von ihm unterrichten. Aber erkannt wird Gott erst auf dem Weg des Erlebens. So ist es auch mit der Sünde. Man kann von ihr allerlei Erklärungen geben. Aber was Sünde ist, weiß nur der, dessen Gewissen erwacht und der unter die furchtbaren Anklagen gestellt wird. So weiß, wer Gott ist, nur einer, der empfangen hat, was kein Mensch geben kann: die Gewißheit der Vergebung und den Frieden des Herzens. Nun ist dir Gott keine unbekannte und unerforschte Größe mehr, sondern er ist dein Erbarmer, der dich liebt. Jakob hieß die Stätte Pniel, zu deutsch: Angesicht Gottes. Hier hat ihm Gott sein Antlitz, das heißt sein eigentlichstes und innerstes Wesen, seine Gnade, geoffenbart. Die Hand Gottes drückt seine Macht aus. Im Angesicht leuchtet seine Liebe. Gott ist Liebe.
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W.Nee Als er an Pniel vorüber war, ging ihm die Sonne auf; und er hinkte an einer Hüfte. 1. Mose 32,32

Hier in Pniel, wo ihm Gott von Angesicht zu Angesicht gegenübertrat, erhielt Jakob den neuen Namen Israel. Trotzdem nennt ihn der biblische Bericht weiterhin Jakob! Und das hat seinen Grund. Niemand kann sich in einer einzigen Nacht völlig verwandeln. Auch Jakob selbst war sich keiner großen Veränderung bewußt. Er wußte nur, er war Gott begegnet und hinkte jetzt.

Wenn wir die Schrift dazu benutzen, unsere Erfahrungen zu interpretieren, vor allem wenn Gott uns in besonderer Weise begegnet ist, so ist dies berechtigt. Wir sollten uns jedoch davor hüten, sie dazu zu gebrauchen, daß wir uns falsche Vorstellungen von unserer Vollkommenheit machen. Gottes Wort ist fest mit konkreten Tatsachen verknüpft, und nichts ist für geistliches Wachstum so hemmend wie Anmaßung. Auch bei Jakob bedeutete Pniel nicht, daß er an der Vollkommenheit angelangt war; es war nur der Beginn einer neuen, verwandelnden Gotteserfahrung. »Die Sonne ging ihm auf.«
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C.Eichhorn Israel oder: Durch Nacht zum Licht (VII) Als er an Pniel vorüberkam, ging ihm die Sonne auf; und er hinkte an seiner Hüfte. 1. Mose 32, 32

Es war nicht zufällig, daß eben die Sonne aufging. Es ist ein Abbild dafür, daß ihm eine andere Sonne, die Gnadensonne, aufgegangen war und sie nun über seinem Leben leuchtete. Die Wolken waren hinweg. Es hatte sich erfüllt: "Ich vertilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünde wie den Nebel." Es war Tag geworden im Leben Jakobs. - Wenn Jesus Christus, der helle Morgenstern, in unserem Herzen aufgeht, dann wird es Tag, und wir werden Kinder des Lichts. Zuvor sind wir dunkle, unzufriedene Menschen. Wir haben immer etwas auszusetzen. Wir sind nie so recht zufrieden. Zufrieden wird erst, wer Jesus hat. Ein solcher Mensch wohnt auf der Sonnenseite. Er sieht nicht das Unangenehme und bleibt nicht daran hängen. Er sieht alles im Licht von oben, und er erblickt auch im Unerfreulichen etwas Gutes, Segensreiches und in den Widerwärtigkeiten heilsame Lektionen. Wo Jesus ist, da herrscht der Dank. Da erkennt man überall die gute Hand Gottes. Des Klagens wird weniger und des Lobsagens immer mehr. "Und er hinkte." Sein äußerer Mensch ging nicht bereichert aus dem Kampf hervor. Im Gegenteil! Die Naturkraft war gebrochen. Seine äußere Gestalt war eine Kreuzesgestalt. Er war beständig gehemmt und mußte seine Ohnmacht empfinden. Das Leben wahrer Gotteskinder steht unter dem Zeichen des beständigen Sterbens. "Ich sterbe täglich", sagt Paulus. Gotteskinder haben alle etwas von der Lazarusgestalt. Selten ist jemand im Vollbesitz der Gnadenkraft und der Naturkraft. - Dieser Hemmschuh war ein Segen für Jakob, ein beständiges Erinnerungszeichen an sein großes Erlebnis, ein Vorbeugungsmittel, daß er seinem Gott nicht wieder entlief. So müssen wir's ansehen, wenn Gott uns irgendeinen Defekt anhängt. Es ist besser, als ein Krüppel ins Leben eingehen, als daß der ganze Mensch in die Hölle geworfen wird. Beschwere dich nicht, wenn du einen Schlag für lebenslang davongetragen hast, wenn du ein halber Invalide bist! Gott gibt dir nicht viel Spielraum, damit du ihm nicht wieder entweichst. Zugleich kann er seine Gnadenkraft in der Schwachheit noch viel mehr entfalten. So hat es ein Paulus erfahren. Er dachte, er könne mehr wirken, wenn er von seinem lästigen Übel befreit würde. Aber er irrte sich. Der Herr sagte ihm: "Meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit." Da kommt sie erst zur vollen Auswirkung. Da kann sie sich erst ganz entfalten. Es wird der Selbstüberhebung gewehrt, und man lernt auf Schritt und Tritt sich an ihn halten, der Stärke gibt dem Unvermögenden und sich verherrlicht in unserer Ohnmacht.
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W.Nee Ich habe dein Angesicht gesehen, als hätte ich Gottes Angesicht gesehen. 1. Mose 33,10

Was ist mit diesem erstaunlichen Ausspruch gemeint? Jakob, der in Pniel Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen hatte, beschreibt sein Zusammentreffen mit Esau nun so, als sehe er wieder das Angesicht Gottes! Vielleicht war es bloße Schmeichelei, ein Zeichen, daß etwas von seinem einstigen berechnenden Wesen noch immer in Jakob vorhanden war. Es kann auch eine Art Eingeständnis gewesen sein, daß die klug ausgedachte Aufstellung seiner Familie und seiner Herden bloß Zeitverschwendung gewesen war; in der freundlichen Begrüßung durch Esau hatte er vielleicht das Zeichen dafür erkannt, daß er nun frei sei, nicht durch seine eigenen klugen Maßnahmen, sondern dank Gottes mächtigem Eingreifen. Aber es gibt noch eine weitere Deutung, und die gründet sich auf eine allgemeingültige geistliche Tatsache, nämlich daß die, denen wir unrecht getan, für uns immer Gott darstellen. Wenn wir ihnen begegnen, ist es, als begegneten wir Gott. Es kann sein, daß er uns dabei als Richter entgegentritt. Gottlob, wenn unsere Herzen dann wahrhaft demütig vor ihm sind. Die Begegnung kann aber auch Gnade und Aussöhnung bedeuten. »Zuerst versöhne dich mit deinem Bruder, dann komm und bring deine Gabe dar.«
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A.Christlieb Die Gebetsstätte - allezeit der wichtigste Platz »Und Jakob zog gen Sukkoth und baute sich ein Haus und machte seinem Vieh Hütten; daher heißt die Stätte Sukkoth. Danach zog Jakob mit Frieden zu der Stadt Sichems, die im Lande Kanaan liegt (nachdem er aus Mesopotamien gekommen war), und machte sein Lager vor der Stadt und kaufte ein Stück Ackers von den Kindern Hemors, des Vaters Sichems, um 100 Groschen; daselbst richtete er seine Hütte auf und er richtete daselbst einen Altar zu und rief an den Namen des starken Gottes Israels« (1. Mose 33, 17-20).

Dieses Schriftwort führt uns in die Zeit nach Jakobs Versöhnung mit Esau. In der Nähe von Sichem ließ er sich nieder. Hier fand er gute Weideplätze für seine Herden und Wohnstätten für seine Familie. Das war ihm aber nicht genug. Jakob sorgte auch für einen Ort, an dem er die Gemeinschaft mit seinem Gott in besonderer Weise pflegen konnte: »Er richtete einen Altar zu« (V. 20). Bei der Einrichtung dieses Gebetsplatzes wollen wir etwas verweilen. Es war dies für Jakob - und sollte es für alle sein: - der wichtigste Platz. Was hätte das reichste und fruchtbarste Land dem in Gott gesund gewordenen Jakob geholfen, wenn er nicht seine Stille zum Umgang mit Gott hätte haben können? Weil nun so viele Menschen sich von diesem wichtigsten Platz des Umganges mit Gott durch allerlei Umstände und Dinge abhalten lassen, so wollen wir einmal darauf achten, wie Jakob sich durch dreierlei Umstände nicht von treuer Gemeinschaft mit Gott abhalten ließ.

1. Auch nach überstandenen Gefahren

Jakob rief an dem dazu erlesenen Platz den Namen Gottes an, obwohl die schlimmsten Gefahren, die ihn lange Zeit bedroht hatten, glücklich vorüber waren. Lange Zeit lag der Zorn des Esau wie ein schwerer Druck auf dem Herzen des Jakob. Immer mußte er fürchten, daß Esau noch einmal Rache nehmen würde für den Raub des Erstgeburtssegens. Diese Not hatte Jakob oft ins Gebet getrieben. Wir hörten ihn am Jabbok flehen: »Errette mich von der Hand meines Bruders, von der Hand Esaus; denn ich fürchte mich vor ihm, daß er nicht komme und schlage mich, die Mütter samt den Kindern« (1. Mose 32, 12). Diese furchtbare Gefahr war aber soeben beseitigt. Esau hatte sich mit Jakob ausgesöhnt, hatte ihn wieder umarmt und geküßt und war im Frieden von ihm weggezogen (1. Mose 33, 4. 16). Wie mancher würde nun an Jakobs Stelle gedacht haben: »Jetzt ist das Beten nicht mehr nötig. Gott hat mein Gebet erhört und mich vor Esaus Wut bewahrt. Nun will ich mit dem weiteren Beten warten, bis neue besondere Nöte und Bedrängnisse an mich herantreten.« So haben es leider manche Soldaten gemacht, die vor dem Sturmangriff zu Gott flehten, aber nachher im alten Leichtsinn weiterlebten. Nicht so der wahre Gottesstreiter Jakob. Er hat auch nach dem Abzug des Esau einen Gebetsplatz nötig. Gott ist nicht nur sein Helfer in Notzeiten, sondern ist allezeit sein liebster Umgang in bösen wie in guten Tagen. Wahre Himmelspilger erkennt man daran, daß ihnen der Verkehr mit Gott in allen Zeiten das wichtigste Anliegen ist.

2. Auch im Wohlstand

Jakob ließ sich nicht durch seinen Wohlstand vom Gebet abhalten. Einst, bei der Flucht nach Haran, hatte er nichts als einen Stab. Damals versprach er, Gott als seinen Gott anzunehmen, wenn er ihn auf dem Wege behüten werde (1. Mose 28, 20 u. 21). Nun kommt Jakob als reicher Herdenbesitzer zurück. Wie mancher braucht kein Kämmerlein mehr, wenn er »ein gemachter Mann« ist! Dann sucht er im Irdischen seine Befriedigung. Jakob aber findet seine Befriedigung nicht in den großen Herden. Sein Herz braucht mehr als diesen Reichtum. Er sucht trotz der irdischen Besitztümer weiter nach solchen Schätzen, die weder Motten noch Rost fressen können (Matth. 6, 19 u. 20). Er macht sich einen Platz zurecht, an dem er täglich von Gott unvergänglichen Reichtum empfangen kann.

3. Auch angesichts der Umwelt

Jakob ließ sich nicht durch die Nähe innerlich anders stehender Nachbarn vom Gebet abhalten. Er wohnte vor der Stadt Sichem. Die Einwohner waren Heiden. Durch die Errichtung des Altars und durch das Gebet zu dem starken Gott Israels trat Jakob in Widerspruch zu dem Glauben und dem Gottesdienst seiner Nachbarn. Der Gebetsplatz war ein Bekenntnis und Zeugnis gegenüber den benachbarten Heiden. Wahre Gottesstreiter schämen sich ihrer Gemeinschaft mit Gott nicht, selbst wenn die Welt sie gelegentlich darüber verspottet. Laßt uns lieber jeden anderen Platz missen als den Gebetsplatz!
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A.Christlieb Jakob, der Anrufer Gottes »Daselbst richtete Jakob seine Hütte auf. Und er richtete daselbst einen Altar zu und rief an den Namen des starken Gottes Israels« (1. Mose 33, 19. 20).

Unser Text läßt uns einen Blick in Jakobs Gebetsleben tun. Wir wollen drei Stücke beachten.

1. Das Beten Jakobs war ein ernstliches Beten

Die Schrift spricht von einem »Anrufen«. Nicht jedes Gebet verdient diesen Namen. Es gibt ein »Plappern«, ein mattes Gewohnheitsgebet. Aber Jakob plapperte nicht, er »sprach« nicht »ein Gebet«, sondern »er rief an den Namen Gottes«. Wie ernst es ihm war, beweist auch der Umstand, daß die Herstellung des Gebetsplatzes das allererste war, was bei der Neuaufrichtung seiner Zelte erwähnt wird. Was ist uns wohl das Wichtigste beim Einzug in eine neue Wohnung? Etwa eine schöne Einrichtung, mit der wir uns vor den Besuchern zeigen können? Es gibt vielerlei bei einer Neueinrichtung zu bedenken. Wohl denen, bei welchen ein stiller Gebetswinkel nicht die letzte, sondern die erste Sorge ist!

2. Das Gebet war zuversichtlich

Er rief nicht den Namen eines unbekannten Gottes an, von dem es höchst fraglich war, ob er wirklich helfen könne, sondern er rief an »den Namen des starken Gottes Israels«. Er vertraute, daß der Gott, zu dem er betete, eine starke Hand habe, die mächtig sei, zu helfen. Er hatte ihn als solchen erfahren in seiner Bewahrung vor Labans und Esaus Zorn und vertraute, daß diese starke Hand über seinem Leben bliebe. Die eigene Stärke war dem Jakob in Pniel zerbrochen, die Hüfte ihm gelähmt worden. Aber umso besser konnte er jetzt den starken Gott Israels anrufen und dessen Stärke im Vertrauen in Anspruch nehmen. Laßt auch unser Gebet ein Anrufen »des starken Gottes Israels« sein. Wohl allen, die auf diese Stärke - und nicht auf ihre eigene - vertrauen!

3. Das Gebet fand regelmäßig statt

Man richtet sich nicht einen besonderen Gebetsplatz ein, wenn man nur einmal beten will. Die Bibel meldet uns diese Tatsache als die heiligste und wichtigste Gewohnheit Jakobs. Wie wichtig ist das regelmäßige Gebet! Daniel hatte seine bestimmte, dreimalige Gebetszeit!(Daniel 6, 11). Die Apostel gingen »um die neunte Stunde, da man pflegt zu beten«, in den Tempel zur Stille (Apg. 3, 1). Wo sind unsere »neunten Stunden«? Ich fürchte, sie fehlen in mancher Zeiteinteilung. Wo ist in unserem Haus der heilige Platz, wo die Engel Gottes auf- und niedersteigen? Manches Haus wird schöner eingerichtet als früher, weil die äußeren Mittel zunehmen. Aber was hätte dem Jakob die herrlichste Ausstattung seiner Hütte genützt, was hätte ihm der Reichtum seiner Herden geholfen, wenn sein Haus keine Gebetshütte gewesen wäre? Wo ist es schön zu wohnen? Wo strömt dem Besucher eine Himmelsluft entgegen? Da, wo treue Beter wohnen, deren Hütte eine Stätte des Umgangs mit Gott ist. Der Herr gebe in all unsern Häusern solch einen Jakobsaltar, eine Gebetsstätte, die durch ernstes, zuversichtliches und regelmäßiges Gebet geweiht ist!
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J.Kroeker Von Simons und Levis Fall.

"Es begab sich aber am dritten Tage, da es sie schmerzte, dass die beiden Söhne Jakobs, Simeon und Levi, Dinas Brüder, ein jeder sein Schwert nahmen, heimlich in die Stadt eindrangen und alles Männliche umbrachten." 1.Mose 34,25.


Leider lebten auch Jakobs Söhne nicht mehr in dem Geiste ihres Ahnen. Sie atmeten bereits Sichems Geist, bevor Chamor sie um eine engste Geistesgemeinschaft mit ihnen bat. So berechtigt ihre innere Betrübnis auch darüber war, dass ihre Schwester Dina durch Schechem entehrt worden war, so verwerflich waren die Schritte und Mittel, die sie als Vergeltung unternahmen. Sie missbrauchten die Beschneidung, dieses heilige Bundeszeichen, das dem Abraham Symbol und Ausdruck der innerlichen Loslösung von allen fleischlichen Mitteln gewesen war, um durch List und Betrug Macht über die Männer Sichems zu gewinnen. Nichts ist aber widerlicher in der Welt, als wenn heilige Dinge nur noch als Umhüllung dienen müssen, die abgrundtiefe und satanische Hässlichkeit einer falschen Seele zu verdecken. Unter dem Vorwand, dass sie sich schämten, einem Unbeschnittenen ihre Schwester als Frau zu übergeben, bereiteten sie eine Tat vor, die weit schändlicher war als die Chamors. Der Sichemite besaß nicht die hohe Erkenntnis, die Jakobs Söhne auf Grund der wunderbaren Erlebnisse mit Gott in den Zelten ihres Vaters besitzen mussten. Schechem sündigte ohne Gott, Jakobs Söhne jedoch wider Gott.

Denn als Chamor und die Männer von Sichem auf den Vorschlag eingingen, sich beschneiden zu lassen, und sie alle am dritten Tag in ihrem Schmerz saßen, "da nahmen zwei der Söhne Jakobs, Simeon und Levi, Dinas Brüder, jeder sein Schwert, kamen über die in Sicherheit ruhende Stadt und erschlugen alle Männlichen."

Gewiss war es eine verbrecherische Tat an den Zelten Jakobs, dass Chamor Dina in seinem sicheren Raubverließ gefangen hielt. Verständlich war daher auch die innere Empörung Simeons und Levis. Niemals lassen sich aber verbrecherische Taten durch heilige Motive rechtfertigen. Nicht nur, dass die beiden Brüder der Dina Chamor und Schechem erschlugen, sie töteten auch alles Männliche des Ortes, raubten hernach mit den anderen Brüdern zusammen die Stadt aus, entführten die Frauen und Kinder als Sklaven und eigneten sich Sichems Güter und Herden als Besitz an. Um so einer Mission willen hatte Abraham nie aus Vaterland, Freundschaft und Vaterhaus hinausgehen brauchen. Die kannte die Menschheit auch ohne den Geist der Offenbarung und des Glaubens. Wer erlittenes Unrecht als Vorwand ausnutzt, viel größere Verbrechen am Nächsten zu begehen, dem fehlt zunächst die wahre Geistesverwandtschaft mit der Berufung Abrahams und dessen Weltmission.
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Ch.Spurgeon "Und Gott sprach zu Jakob: Mache dich auf, ziehe hinauf nach Bethel und wohne daselbst und baue dort einen Altar dem Gott, der dir erschienen ist, da du vor deinem Bruder Esau flohest!" 1. Mose 35,1

Gott forderte von Jakob eine entschiedene Umkehr. Er sollte Sichem mit seinen fruchtbaren Ebenen verlassen und nach Bethel zurückkehren, um dort zu wohnen. Die Freundschaft mit der Welt hatte viel Not in seinem Hause bewirkt, und Gott verlangte nun, daß er die Verbindungen, die er dort angeknüpft hatte, völlig aufgeben sollte.

Liebe Brüder und Schwestern, es wird Zeiten geben, wo es nötig ist, zu uns und unserer Familie zu sagen: "Wir müssen uns von der Welt trennen. Wir schließen Verbindungen, die uns schädlich sind, und wir geraten in Gewohnheiten, die nicht so sind, daß Gott sie gutheißen kann." Möge der Herr uns allen helfen, wenn wir klar sehen, daß so etwas zu tun ist! Mögen wir Gnade haben, sündiges Zögern zu beenden und auf alle Gefahr hin aufzubrechen!

"Ziehe hinauf nach Bethel." Eine Neubelebung alter Erinnerungen ist uns oft sehr nützlich. Die Erinnerung an die Zeit der ersten Liebe, in der wir zufrieden waren, auch wenn wir von allen anderen verleugnet und verkannt wurden, wenn wir nur in seiner Nähe weilen durften - diese Erinnerung wird sehr nützlich sein. Es ist gut, jener Stunde zu gedenken, wo wir zum erstenmal einen Hausaltar errichteten und uns mit unseren Lieben vor dem Herrn beugten. Damals fühlten wir, daß der abgesonderte Ort ein glücklicher Ort ist, und wir waren froh, getrennt von der Welt, mit Christus, in Christus, für Christus und wie Christus zu leben.

Wo ihr eure Freude verloren habt, werdet ihr sie finden, denn sie bleibt da, wo ihr sie verlassen habt. Wenn ihr das Betkämmerlein vernachlässigt habt; wenn ihr aufgehört habt, im Wort Gottes zu forschen; wenn ihr von der Nachfolge Christi abgewichen seid, dann geht nach Bethel zurück!
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Ch.Spurgeon "Da lieferten sie Jakob alle fremden Götter aus, die in ihren Händen waren, samt den Ringen, die sie an ihren Ohren trugen, und Jakob verbarg sie unter der Eiche, die bei Sichem steht." 1. Mose 35,4

Es ist eine gesegnete Sache, wenn ein Mann Gottes einen festen Standpunkt einnimmt und erfährt, daß seine Familienglieder bereit sind zu folgen. Sobald Jakob sprach, trennten sie sich von ihren Götzen und Ohrringen. Wenn ihr falsche Wege gegangen seid und euch entschlossen habt, umzukehren, werdet ihr feststellen, daß andere eurer Entschlossenheit folgen. Ihr solltet hieraus Mut schöpfen. Vielleicht wird gerade derjenige, den ihr am meisten fürchtet, am bereitwilligsten sein, nachzugeben und mitzuhelfen. Hier taten sie es. Alle gaben ihre Götzen auf und begruben sie. Gott gebe, daß ein Tag käme, an welchem alle Symbole und Zeichen des Aberglaubens unter der großen Eiche des Evangeliums begraben würden, um nie wieder zum Vorschein zu kommen.

Es wird weiter berichtet, daß sie aufbrachen und der Schrecken Gottes über die Städte um sie her kam. Ihr ahnt nicht, wieviel persönliche Not, die ihr jetzt zu tragen habt, aufhören wird, sobald ihr euch entschließt umzukehren. Ihr wißt nicht, wieviel Schwierigkeiten in der Familie verschwinden werden, wenn ihr selbst den Herrn fürchtet und entschlossen seid, das Rechte zu tun. Keine Gefahr soll dem Mann nahen, der mit Gott wandelt. Aber ihr wißt nicht, wie der Ausgang ist, wenn ihr einmal den Herrn verläßt und seinen Gedanken zuwider handelt. Der Herr, dein Gott, ist ein eifersüchtiger Gott. Wenn du ihn nicht ehrst und mit heiliger Furcht vor ihm wandelst, wirst du seinen Zorn fühlen müssen.

Sie kamen nach Bethel. Ich könnte fast die dankbare Freude Jakobs malen, als er auf jenen großen Stein blickte, den er als einsamer Mann damals zu seinen Häupten gelegt hatte. Ich zweifle nicht, daß Jakob und sein Haus eine sehr glückliche Zeit in Bethel verlebten, wo Dankbarkeit die Trauer milderte und Freude die Buße versüßte. Er gedachte der Vergangenheit, freute sich der Gegenwart und hoffte für die Zukunft.
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C.H.Spurgeon ,,Sie hieß ihn Benoni (Sohn der Schmerzen), aber sein Vater hieß ihn Benjamin (Sohn meiner Rechten)." 1 Mose 35, 18.

Jedes Ding hat seine Licht- und seine Schattenseite. Rahel ward überwältigt von den Schmerzen der Geburt und des Todes; Jakob beweinte den Verlust der Mutter, aber er sah in des Kindes Geburt eine große Gnade. Wohl uns, wenn unser Glaube an die Treue und Wahrhaftigkeit Gottes den Sieg davonträgt, während das Fleisch über die Trübsale trauert. Simsons Löwe gab ihm Honig, und so geht es uns auch mit unsern Widerwärtigkeiten, wenn wir sie richtig auffassen. Das stürmische Meer ernährt Völker mit seinen Fischen; der wilde Wald erblüht von tausend herrlichen Blumen; der ungestüme Wind weht den Gifthauch der Pestilenz von dannen, und der scharfe Frost des Winters lockert den Boden. Dunkle Wolken tragen glänzende Tropfen, und die schwarze Erde nährt die fröhlichsten Blütenteppiche. Eine edle Ader des Guten findet sich in jedem tiefen Schacht des Bösen. Traurige Herzen haben einen besonderen Scharfblick, um den unvorteilhaftesten Gesichtspunkt ausfindig zu machen, aus dem sie eine Trübsal betrachten können; gäbe es auch nur einen einzigen Sumpf in der Welt, so wären sie dennoch bald bis zum Nacken darin versunken, und schweifte nur ein einziger Löwe durch die Wüste, so würden sie ihn brüllen hören. Wir alle leiden an dieser unseligen Torheit, und zuweilen möchten wir mit Jakob ausrufen: ,,Es geht alles über mich." Des Glaubens Gang ist der, daß wir all unser Anliegen auf den Herrn werfen und dann aus den schlimmsten Begegnissen Gutes hoffen. Wie die Männer Gideons erschrickt er nicht über die zerbrochenen Krüge, sondern freut sich, daß nun die Fackeln umso stärker flammen. Aus der rauhen Austernschale des Unglücks holt er die seltene Perle der Ehre, und aus den tiefen Meereshöhlen der Traurigkeit hebt er die unschätzbare Koralle der Erfahrung. Wenn die Flut des Wohlergehens zurückweicht und die Ebbe folgt, dann findet er im Sande geheime Schätze; und wenn die Sonne der Wonne ihm untergeht, so richtet er das Fernrohr der Hoffnung auf die strahlenden Verheißungssterne des Himmels. Ja, wenn der Tod selber erscheint, so weist der Glaube hin auf die Leuchte der Auferstehung über dem Grabe und verwandelt so unsern sterbenden Benoni in einen lebendigen Benjamin.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Beitrag von Jörg »

J.Kroeker Von Jakob und seinem Fall.

"Und Gott sprach zu Jakob: Mache dich auf, ziehe nach Bethel und dort wohne. Dort baue einen Altar dem Gott, der dir einst erschien, als du vor deinem Bruder Esau flohest." 1.Mose 35,18 f.


Trotz der klaren Weisung Gottes, nach Bethel und in seine Heimat zurückzugehen, ging jedoch Jakob nach der Aussöhnung mit Esau hin und kaufte im Angesichte der Stadt Sichem von den Söhnen Hemors, deren Vater der Fürst der Ortschaft war, ein Feld. Hier baute er für sich selbst ein Haus und für seine Knechte und Herden Hütten und errichtete daselbst einen Altar, den nannte er: "der starke Gott Israels."

Dieser Schritt wurde aber für Jakob und seine Familie zu einem schweren Verhängnis. Er führte zunächst dazu, dass sich nicht nur sein äußeres Leben, sondern auch das innere seiner Kinder ganz den herrschenden Sitten von Sichem anschloss. Wenn es von Jakob heißt: "und lagerte im Angesichte der Stadt Sichem", so drückt das Verbum im Hebräischen, das man hier mit dem feinen Ausdruck "lagerte" wiedergibt, nichts Geringeres als die vollendete Harmonie und vollkommene Übereinstimmung des äußeren Lebens mit dem inneren aus. Und zwar in diesem Fall mit dem Leben Sichems. Damit setzte Jakob seine ganze Familie Versuchungen aus, denen diese nicht gewachsen war.

Es ist nie ratsam, im Angesichte Sichems zu wohnen, wenn man nicht im Geiste Abrahams lebt. Um Jakob aus seiner Umgebung zu führen, die ihm und seinem Hause zu solch einer schweren Katastrophe geworden war, sprach der Herr zu ihm: "Mache dich auf, ziehe hinauf nach Bethel, und weile dort."

Wie viel gradliniger wäre Jakobs Glaubensleben gewesen und wie viel Herzeleid hätte er sich erspart, wenn er das Versprechen gehalten hätte, das er auf seiner Flucht vor Esau dem Herrn gab. Er hatte zwar nach der Rückkehr und der Versöhnung mit Esau dem Herrn einen Altar gebaut, aber im Angesichte Sichems. Wer jedoch zunächst innerlich nicht stark genug ist, dem Geiste Sichems zu widerstehen, den deckt auch ein Altar nicht vor der innerlichen und äußerlichen Katastrophe in Sichem.

Jakob verstand diese Sprache der Offenbarung, die ihm nach all dem Durchlebten der letzten Wochen wurde. Er ging zu seinen Frauen und zu allen, die in seinem Hause waren und sprach: "Schafft die Götter der Fremde fort, die unter euch sind, reinigt euch und wechselt eure Kleider. Wir wollen uns aufmachen und nach Bethel gehen."

Das war Glaubenssprache, wie sie nur im Geiste einer höheren Berufung gesprochen werden konnte. Hätte Jakob sie doch bereits vor Sichem geführt! Seine beiden Frauen wären auch vor Sichem bereit gewesen zu tun, wozu sie erst nach Sichem aufgefordert wurden, denn auf Bethel-Boden ist kein Raum für die Götzenbilder Arams und die Amulette Sichems.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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Beitrag von Jörg »

W.MacDonald »Der Herr aber war mit Joseph, und er war ein Mann, dem alles gelang.« 1. Mose 39,2

Ich hörte, daß eine der frühesten englischen Bibelübersetzungen Joseph in diesem Vers aIs »lucky fellow« bezeichnete, d.h. »Glückspilz«. Vielleicht hatte »lucky« zu jener Zeit eine etwas andere Bedeutung, aber wir sind doch froh, daß spätere Übersetzer Joseph aus dem Reich glücklicher Zufälle entfernt haben.

Für ein Kind Gottes gibt es keinen glücklichen Zufall. Sein Leben wird von einem liebenden himmlischen Vater geleitet, bewahrt und geplant. Nichts geschieht ihm zufällig.

Weil dem so ist, ist es nicht richtig für einen Christen, jemand anderem »Viel Glück!« zu wünschen. Ebensowenig sollte er sagen: »Ich habe Glück gehabt!« Solche Ausdrücke verleugnen praktisch die Wahrheit göttlicher Vorsehung.

Die ungläubige Welt verbindet verschiedene Dinge mit Glück - eine Hasenpfote, einen Fliegenpilz, ein vierblättriges Kleeblatt oder ein Hufeisen (wobei die Enden immer nach oben gerichtet sein müssen, damit das Glück nicht herausfällt!). Die Menschen kreuzen ihre Finger und klopfen auf Holz, als ob diese Handlungen die Ereignisse zu ihren Gunsten beeinflussen oder Unglück abwenden könnten.

Die gleichen Menschen verbinden andere Dinge mit Pech im Leben - eine schwarze Katze, Freitag den 13., das Durchgehen unter einer Leiter, die Nummer 13 eines Zimmers oder Stockwerks. Es ist traurig, daß Menschen von solchem Aberglauben versklavt sind, eine Sklaverei, die sowohl nutzlos als auch fruchtlos ist.

In Jesaja 65,11 drohte Gott denjenigen in Juda Gericht an, welche die Götter des Zufalls verehrten: »Ihr aber, die ihr den Herrn verlaßt, die ihr meinen heiligen Berg vergeßt, die ihr dem Gad einen Tisch zurichtet und der Meni den Mischkrug füllt.« (Gad - d. i. der Planet Jupiter - wurde als Glücksgott verehrt, Meni - d. i. der Planet Venus - als Schicksalsoder Bestimmungsgöttin.)

Wir wissen nicht genau, um welche speziellen Sünden es hierbei ging, aber es ist deutlich genug, daß die Menschen Götzen opferten, die mit Glück und Zufall verbunden waren. Gott haßte das damals, und haßt es auch heute.

Welche Zuversicht gibt uns das Wissen, daß wir nicht hilflose Schachfiguren des blinden Zufalls oder eines »kosmischen Würfelspiels« oder der Glücksgöttin Fortuna sind. Alles im Leben ist geplant, ist bedeutungsvoll und zielgerichtet. Für uns ist es unser Vater, nicht Fortuna; Christus, nicht der Zufall; göttliche Liebe, nicht blindes Schicksal.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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