Wie entlarvt man Heuchelei?

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Moderator: eddi

Bran
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Beitrag von Bran »

Hallo Jose,

erinnerst du dich an deinen letzten Heuchler? Hast du deutlich gemacht, daß du ihn für einen Heuchler hälst? Beginnt nicht gerade dann der Kampf, denn welcher Heuchler läßt sich schon gerne überführen?
Du siehst meinen Splitter und deinen eigenen Balken nicht, ist eine häufige erste Reaktion. Sie macht uns fast mundtot.
Dann folgt, daß wir nicht richten sollten und wortreiche Erklärungen und Auslegungen der Schrift, die eine Rechtfertigung bewirken sollen.
Und mal tatsächlich, mitunter wirken solche Tintenfisch-Aktionen, der Heuchler entkommt in einer Wolke aus Argumenten und selbstgefertigten biblischen Abwehrstrategien, die je nach verbaler Kunstfertigkeit und Geschick eine Argumentation sogar umdrehen können.
Macht uns das nicht wütend und hilflos? Man findet ja selten Einsichtsfähigkeit und wirkliche Milde. Die Entlarvung eine Heuchlers erzeugt regelmäßig feindliche Gefühle, mit denen man dann umgehen muß.
Jesus hat dies am eigenen Leib erlebt, mit seinen Pharisäern, die er entlarvte, vor deren Sauerteig er warnte und die ihn plagten.
Ja, ich glaube schon, Heuchler können zur Plage werden.
Geht man mit ihnen um, kann auch die eigene Liebe, eigentlich alle Früchte des Geistes, auf eine harte Probe gestellt werden.

Jose
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Wütend und hilflos !?

Beitrag von Jose »

Bran hat geschrieben:…erinnerst du dich an deinen letzten Heuchler? Hast du deutlich gemacht, daß du ihn für einen Heuchler hälst? Beginnt nicht gerade dann der Kampf, denn welcher Heuchler läßt sich schon gerne überführen?
Hallo Bran.
Es ist immer schwierig, mit Menschen Umgang zu haben, deren Gesinnung nicht wirklich aufrichtig ist, oftmals deswegen, weil sie sich selbst noch nicht erkannt haben. Aber wie viel Geduld hat Gott doch auch mit uns gehabt und hat sie noch. Es ist auch nicht immer Heuchelei im Spiel, sondern oftmals eine falsche Erkenntnis für die man streitet und die einen blind macht, sich selbst zu erkennen. Paulus sagte über die Juden, die noch mit Eifer am Gesetz festhielten: "Denn ich gebe ihnen Zeugnis, dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht mit rechter Erkenntnis" Röm 10,2. Hier liegt nun eine ganz große Gefahr, dass man im menschlich ernst gemeinten Eifer, oftmals bedingt durch falsche Belehrung, anfängt unwahrhaftig zu sein und dann kommt man immer mehr in die Gefahr, zu heucheln.

Deine konkrete Frage:
Hast du deutlich gemacht, daß du ihn für einen Heuchler hälst?
möchte ich so beantworten, dass ich nicht nur einmal erlebt habe, dass oftmals erst nach Monaten jemand sich für sein fehlerhaftes Verhalten entschuldigt hat. Wie dankbar bin ich dann für das Wirken Gottes an dem Herzen des Bruders, aber auch an meinem Herzen. Ich bin zwar eher ein Mensch, der sehr offen und direkt ist, aber weniger wenn man sich nicht persönlich kennt. Wenn man sich kennt und miteinander redet, ist es einfacher und vielleicht auch wirksamer, etwas Ernsteres offen zu sagen. Aber deine Erfahrung kenne ich leider auch, dass man dann oft mit Vorwürfen konfrontiert wird oder der Lieblosigkeit bezichtigt wird. Ich denke aber, dass keiner von uns sich über Tadel freut und so ist die normale menschliche Reaktion oftmals die, dass man ausschlägt. Je mehr man aber lernt, dass es nicht um uns persönlich geht, gleichgültig wie der andere es meint, desto mehr kann man dann Stille sein vor Gott und sich beugen und fragen: Herr, was willst du mir dadurch sagen?

Wir sind alle aufgefordert, in der Gegenwart Gottes zu verharren und IHN um Bewahrung und um die rechte Leitung zu bitten. Es ist nicht immer einfach. In der Gemeinde muss Heuchelei oftmals schnell als Gefahr enttarnt werden, und hierzu zähle ich auch die öffentliche Enttarnung der Pharisäer als Heuchler. Wenn wir die Sendeschreiben betrachten, besonders das an die Gemeinde zu Laodizea, so erkennen wir, dass Jesus aufdeckt mit der Absicht, den Gemeindeleiter und sicherlich auch die Gemeinde, zurechtzubringen: "Weil du sagst: Ich bin reich und bin reich geworden und brauche nichts!, und nicht weißt, dass du der Elende und bemitleidenswert und arm und blind und bloß bist, rate ich dir, von mir im Feuer geläutertes Gold zu kaufen, damit du reich wirst; und weiße Kleider, damit du bekleidet wirst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde; und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du siehst" Offb 3,17-18. Jeder kann sich nun ein Bild über den Zustand der Gemeinde machen und sich dabei selbst prüfen, wo man selber steht. Wichtig hierbei ist aber, dass der dem die Ermahnung gilt, sich dem Urteil unterwirft und die Bereitschaft bringt, sich zurechtbringen zu lassen. Nur daraus kann auch wahre Herzensbuße erfolgen.

Im Umgang miteinander ist es aber so wichtig, dass Gott zuerst uns ganz in Seine Hand bekommt, ansonsten können wir einander nicht zum Segen sein. Aus dem Vorbild Jesu dürfen und sollen wir lernen, denn er hatte unterschiedliche Jünger um sich, und doch hat Er sie alle geliebt, bis ans Ende.

Bran hat geschrieben:Macht uns das nicht wütend und hilflos? Man findet ja selten Einsichtsfähigkeit und wirkliche Milde. Die Entlarvung eine Heuchlers erzeugt regelmäßig feindliche Gefühle, mit denen man dann umgehen muß.
Hilflos, vor allem hilflos, und daraus sollten wir auch erkennen, dass es nicht in unserem Vermögen liegt, einem Menschen zur Selbsterkenntnis und der daraus folgende Buße zu verhelfen, um die es uns letztlich gehen soll. Ungeduldig werden wir oft und dann auch schnell wütend über den anderen, aber das sollten wir nicht, und da möge Gott uns dazu verhelfen. Mose wurde auch ungeduldig über das Volk, welches ihm oftmals eine menschlich gesehen untragbare Last war. Dann schlug Mose den Felsen, anstatt nur zu ihm zu reden, und durfte nicht das Volk ins verheißene Land führen, obgleich er doch zu Gott flehte: "Ich möchte doch auch hinüberziehen und das gute Land sehen, das jenseits des Jordan liegt, dieses gute Bergland und den Libanon. Aber der HERR war euretwegen über mich erzürnt und hörte nicht auf mich. Und der HERR sprach zu mir: Lass es genug sein! Rede mir nicht mehr weiter von dieser Sache!" 5.Mose 3,25-26. Der HERR nahm dann Mose zu Sich, hat ihn selbst begraben und berief ihn zum höheren Dienst.

Möge der Herr uns segnen, damit wir aus all dem, was die Schrift uns bezeugt, lernen und uns prüfen, ob wir wirklich im Glauben stehen. Die meisten Israeliten, hatten sich selber leider nicht erkannt, sie standen nicht wirklich im Glauben.

Gruß, José

lutz
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Beitrag von lutz »

Hallo Bran,
Heuchelei, spontan fallen mir gleich mehrere ein, die ich für Heuchler halte.
Ich meine also, welche erkennen zu können. Immer ist es die Diskrepanz zwischen Worten der Heiligkeit und den tatsächlichen Früchten, die von mir beobachtet werden können und die Unverständnis auslösen. Es scheint einfach zu sein. Wenn also jemand predigt seine Frau zu Ehren und zu Hause seine Angetraute verprügelt ist es eindeutig. Hier wird Heuchelei unmittelbar sichtbar.
wird unmittelbar sichtbar – richtig. Aber ist der Umgang damit weniger schwierig? Denke ich nicht. Wir müssen nur so etwas wie „Kindesmissbrauch“ und „geistliche Leiter“ hier mit hinein nehmen und begreifen schnell, dass es dann wohl zuerst um den Schutz des Schwachen (Opfers) gehen muss – als um Belange des Heuchlers selbst. (Das Seelenheil des Heuchlers ist damit nicht als belanglos bezeichnet.)
Wie aber ist es mit verdeckter oder besser getarnter Heuchelei, welche vielleicht subtilen Hinweise wären vorhanden, diese zu erkennen? Und wenn man es erkennt, als was stellt es sich dar? Als Unvermögen einer vollständigen Buße? Die eigene Seelenblindheit? Verzweifelte Selbstbehauptung? Bewußtes Ausleben einer Persönlichkeitsstörung oder schlicht Verdrängung?
Hier habe ich nach wie vor immer Schwierigkeiten: was verdeckt ist – ist verdeckt. Wie kann ich denn überhaupt darauf kommen, dass hier „was Kritikwürdiges wäre“, wenn es doch verdeckt ist?

„Subtile Hinweise“ - hier bin ich nach wie vor der Ansicht, dass die Welt in ihrer Art und Weise der Rechtssprechung keine höheren Standards haben kann als Gläubige. Eigentlich sollten Gläubige „meilenweit“ drüber stehen (mehr moralischen Standard haben). Wenn diese subtilen Hinweise zu „nichts“ Beweisfähigem führen, muss man sie fallen lassen – oder?
Vor Gott ist nichts verborgen und ist es letztlich nicht Gott selbst, der offen legt …?
(Nun gut, ich weiß es gibt Fälle wie: Beweise unnötig, weil Gott zu mir persönlich spricht, und deshalb sage ich in der Autorität Gottes selbst …. – aber damit habe ich nichts zu schaffen.)

Lutz

Jose
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An ihren Früchten werde ihr sie erkennen

Beitrag von Jose »

lutz hat geschrieben:
Bran hat geschrieben:Wie aber ist es mit verdeckter oder besser getarnter Heuchelei, welche vielleicht subtilen Hinweise wären vorhanden, diese zu erkennen? Und wenn man es erkennt, als was stellt es sich dar? Als Unvermögen einer vollständigen Buße? Die eigene Seelenblindheit? Verzweifelte Selbstbehauptung? Bewußtes Ausleben einer Persönlichkeitsstörung oder schlicht Verdrängung?
Hier habe ich nach wie vor immer Schwierigkeiten: was verdeckt ist – ist verdeckt. Wie kann ich denn überhaupt darauf kommen, dass hier „was Kritikwürdiges wäre“, wenn es doch verdeckt ist?
Die Aussage von Bran hatte ich so verstanden, dass er von Menschen redet - und ich konzentriere mich ausschließlich auf Gläubige -, aus deren Worten man eigentlich erkennt, dass sie nicht aufrichtig sind, aber sie "tarnen" es in ähnlicher Weise wie es auch die Pharisäer und Schriftgelehrter taten, deren Fragen oftmals ernst gemeint klangen, und es doch nicht waren. Daher lesen wir: "Da aber Jesus ihre Bosheit erkannte, sprach er: Was versucht ihr mich, Heuchler?" Mt 22,18. Wir selber können nicht so wie Jesus, den Menschen "hinter die Stirn" oder "ins Herz" schauen, aber wir können uns und andere anhand der Bibel prüfen.

Jesus hatte die Vollmacht, so zu sprechen und die Schriftgelehrten und Pharisäer Heuchler zu nennen. Ich denke aber, dass die meisten von uns eher so handeln sollten, wie es Paulus dem Timotheus schrieb: "und die Widersacher in Sanftmut zurechtweisen und hoffen, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit und sie wieder aus dem Fallstrick des Teufels heraus nüchtern werden, nachdem sie von ihm gefangen worden sind für seinen Willen" 2.Tim 2,25-26. Ob man dabei immer "mit der Tür ins Haus fallen soll" muss jeder sich selbst fragen und von Gott die Weisheit dazu erflehen.


Wenn Bran schreibt:
Bran hat geschrieben:Und wenn man es erkennt, als was stellt es sich dar? Als Unvermögen einer vollständigen Buße?
, so denke ich, dass unser Buße nie wirklich "vollständig" bzw. "abgeschlossen" ist, weil wir auf Erden nie völlig sündlos leben werden.

Solange wir leben, werden wir immer wieder an Situationen kommen, wo wir uns beugen müssen, bekennen und bereuen, dass wir z.B. so hart und unbarmherzig zu anderen sind, aber für uns selbst einen über die Maßen gnädigen Gott erhoffen. Darüber gilt es Buße zu tun, damit Gott auch immer wieder neu unsere Herzen reinigen kann von allem, was zu Ihm nicht passt. Hierbei beachte ich besonders dieses Wort Jesu: "Jede Rebe an mir, die nicht Frucht bringt, die nimmt er weg; und jede, die Frucht bringt, die reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe" Joh 15,2. Nicht wir sind es, die Frucht bringen, aber an unseren Früchten werden wir erkannt, ob Gott Sein Werk an uns hat oder nicht.

Gruß, José

Bran
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Re: Wütend und hilflos !?

Beitrag von Bran »

Jose hat geschrieben: Es ist auch nicht immer Heuchelei im Spiel, sondern oftmals eine falsche Erkenntnis für die man streitet und die einen blind macht, sich selbst zu erkennen. Paulus sagte über die Juden, die noch mit Eifer am Gesetz festhielten: "Denn ich gebe ihnen Zeugnis, dass sie Eifer für Gott haben, aber nicht mit rechter Erkenntnis" Röm 10,2. Hier liegt nun eine ganz große Gefahr, dass man im menschlich ernst gemeinten Eifer, oftmals bedingt durch falsche Belehrung, anfängt unwahrhaftig zu sein und dann kommt man immer mehr in die Gefahr, zu heucheln.
Hallo Jose,

da hast du völlig recht. Mangelnde und falsche Erkenntnis, aber auch eine möglicherweise herabgesetzte Erkenntnisfähigkeit sind durchaus Quellen aus denen die Heuchelei sprudeln kann.


Wenn ich so über dieses Thema nachdenke, dann fällt mir auf, daß wir geradezu auf einem Planeten der vielen Gesichter leben. Nehmen wir nur mal den Arbeitsplatz, nach oben heucheln, nach unten meucheln, scheint für einige Kollegen ein angemessener Lebensstil zu sein. Es korrumpiert sie zwar als Mensch, dennoch will man ja vorwärtskommen. Oder nehmen wir die politische Welt, nach meiner Auffassung ist Heuchelei dort eine Notwendigkeit, um mit den Wölfen heulen zu können. Die Religion ist davon nicht ausgenommen, nirgendwo sonst erscheint die Kluft zwischen moralischen Ansprüchen und Wirklichkeit so groß zu sein. Mir stellt sich momentan sogar die Frage, ob Religion Heuchelei nicht sogar in ganz besonderem Maße fördert bzw. hervorbringt.
Die Gesellschaft ist quasi durchdrungen von Heuchelei und in einer solchen Atmosphäre kann es also durchaus sein, daß eine solche Eigenschaft zum instinktivem Inventar von Verhaltensweisen wird. Die Bedeutung des Wortes nicht wie die Welt zu sein, bekommt dadurch eine weitere Facette und gleichzeitig weitere Untiefen für Gläubige.
Jose hat geschrieben: ... Aber deine Erfahrung kenne ich leider auch, dass man dann oft mit Vorwürfen konfrontiert wird oder der Lieblosigkeit bezichtigt wird. Ich denke aber, dass keiner von uns sich über Tadel freut und so ist die normale menschliche Reaktion oftmals die, dass man ausschlägt. Je mehr man aber lernt, dass es nicht um uns persönlich geht, gleichgültig wie der andere es meint, desto mehr kann man dann Stille sein vor Gott und sich beugen und fragen: Herr, was willst du mir dadurch sagen?
Nicht selten wird auch versucht, den Spieß umzudrehen. Man wird in Positionen gedrängt, die man vorher nicht für möglich gehalten hätte.
Eine Gratwanderung, deren Verlauf nicht immer gut ausgeht.
Jose hat geschrieben: ...damit du bekleidet wirst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde; und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du siehst[/color]" Offb 3,17-18. Jeder kann sich nun ein Bild über den Zustand der Gemeinde machen und sich dabei selbst prüfen, wo man selber steht. Wichtig hierbei ist aber, dass der dem die Ermahnung gilt, sich dem Urteil unterwirft und die Bereitschaft bringt, sich zurechtbringen zu lassen. Nur daraus kann auch wahre Herzensbuße erfolgen.
Die 'Entlarvung' finde ich auch sehr wichtig, denn ein geschickter Heuchler kann viele hinter sich herziehen und damit Schaden anrichten.
Die Augensalbe Gottes, was mag das wohl sein? Welche Ophthalmika benötigen wir, um wieder klar zu sehen?
Jose hat geschrieben: Hilflos, vor allem hilflos, und daraus sollten wir auch erkennen, dass es nicht in unserem Vermögen liegt, einem Menschen zur Selbsterkenntnis und der daraus folgende Buße zu verhelfen, um die es uns letztlich gehen soll. Ungeduldig werden wir oft und dann auch schnell wütend über den anderen, aber das sollten wir nicht, und da möge Gott uns dazu verhelfen....
Gruß, José
Und dennoch können wir auch aus unseren Reaktionen sehr viel über uns selber lernen. Wo sind unsere Punkte, die uns geistig aus dem Gleichgewicht bringen? Was verletzt uns und warum? Damit sind Heuchler auch Spiegel unseres Selbstes und manchmal bei einigen Reaktionen keimt in einem ein schlimmer Verdacht. Bin ich so anders? Sind meine Motivationen wirklich erforscht, sind es Motivationen des Herzens? Heuchler sind das, was wir auch sein könnten, sind oder sein werden und alles was wir fürchten, könnte auch in uns wirksam sein.

Jose
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Augensalbe - Erkenntnis über uns selbst

Beitrag von Jose »

Bran hat geschrieben:Nicht selten wird auch versucht, den Spieß umzudrehen. Man wird in Positionen gedrängt, die man vorher nicht für möglich gehalten hätte.
Eine Gratwanderung, deren Verlauf nicht immer gut ausgeht.
Das ist richtig, leider.

Schlimm finde ich besonders, wenn man Aussagen des anderen verdreht, weil man es so verstanden hat, und dann nicht merkt, dass ein Missverständnis vorlag. Daher freue ich mich, wenn z.B. hier im Forum auch mal die Nachfrage zu lesen ist, wie die eine oder andere Aussage genau gemeint war.
Bran hat geschrieben:Die Augensalbe Gottes, was mag das wohl sein? Welche Ophthalmika benötigen wir, um wieder klar zu sehen?
In den Erklärungen zur Bibel (Elberfelder Übersetztung) lesen wir zu Offenbarung 3,17.18:
Schonungslos deckt Jesus den wahren Zustand der Gemeinde auf. In ihrer Sattheit und Selbstzufriedenheit (ich bin reich … und brauche nichts) erkennt sie nicht, wie bedürftig sie in Wirklichkeit ist. Mit seinem Rat knüpft Jesus an die örtlichen Gegebenheiten an, war doch Laodizea bekannt für sein Bankwesen, sein Textilhandwerk und seine Ärzteschule (mit einem berühmten Spezialisten für Augenheilkunde). Das im Feuer geläuterte Gold ist ein Bild für den in der Anfechtung bewährten Glauben (vgl. 1Petr 1,7), die weißen Kleider stehen für die Gerechtigkeit und die daraus erwachsende Frucht, die Jesus schenkt (7,14; 19,8), die Augensalbefür die Erkenntnis der eigenen Bedürftigkeit.
Bislang hatte ich diese Erklärung noch nicht gelesen, aber die Bitte um "Augensalbe" sollte bei uns nie fehlen, denn wie schnell werden wie "blind" für unseren eigenen Zustand.
Bran hat geschrieben:Und dennoch können wir auch aus unseren Reaktionen sehr viel über uns selber lernen. Wo sind unsere Punkte, die uns geistig aus dem Gleichgewicht bringen? Was verletzt uns und warum? Damit sind Heuchler auch Spiegel unseres Selbstes und manchmal bei einigen Reaktionen keimt in einem ein schlimmer Verdacht. Bin ich so anders? Sind meine Motivationen wirklich erforscht, sind es Motivationen des Herzens? Heuchler sind das, was wir auch sein könnten, sind oder sein werden und alles was wir fürchten, könnte auch in uns wirksam sein.
Das ist eine sehr wichtige Erkenntnis, Bran. Daher sollten wir auch wirklich vorsichtig sein mit unserem Urteil über andere. Vieles lässt Gott auch zu, damit wir uns selbst erkennen und damit wir Geduld lernen.

Gruß, José

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Beitrag von Joschie »

Jose hat geschrieben:In den Erklärungen zur Bibel (Elberfelder Übersetztung) lesen wir zu Offenbarung 3,17.18:
Schonungslos deckt Jesus den wahren Zustand der Gemeinde auf. In ihrer Sattheit und Selbstzufriedenheit (ich bin reich … und brauche nichts) erkennt sie nicht, wie bedürftig sie in Wirklichkeit ist. Mit seinem Rat knüpft Jesus an die örtlichen Gegebenheiten an, war doch Laodizea bekannt für sein Bankwesen, sein Textilhandwerk und seine Ärzteschule (mit einem berühmten Spezialisten für Augenheilkunde). Das im Feuer geläuterte Gold ist ein Bild für den in der Anfechtung bewährten Glauben (vgl. 1Petr 1,7), die weißen Kleider stehen für die Gerechtigkeit und die daraus erwachsende Frucht, die Jesus schenkt (7,14; 19,8), die Augensalbefür die Erkenntnis der eigenen Bedürftigkeit.
Jose hat die Erklärung zur Bibel einen Namen und wer ist der Verfasser?
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Jose
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Erklärung zur Bibel (Elberfelder-Übersetzung)

Beitrag von Jose »

Joschie hat geschrieben:Jose hat die Erklärung zur Bibel einen Namen und wer ist der Verfasser?
Hallo Joschie. Ich dachte, dass bei "Erklärung zur Bibel (Elberfelder Übersetzung)" die wichtigste Information bereits gegeben ist.
Erklärungen zur Bibel
(Elberfelder Übersetzung)

© 2004 R. Brockhaus Verlag Wuppertal

http://www.brockhaus-verlag.de

Vorwort und Benutzerhinweise zu den Erklärungen zur Bibel
Die Erklärungen zur Bibel wurden im Jahr 2004 als Bestandteil der Jubiläumsbibel in Buchform herausgegeben. Die Jubiläumsbibel erschien genau zwischen zwei Jubiläen: Zum einen feierte der R. Brockhaus Verlag im Jahr 2003 das 150. Jahr seines Bestehens, zum anderen wird im Jahr 2005 die Elberfelder Bibel - zumindest das Neue Testament - ebenfalls 150 Jahre alt

Autoren der Kommentartexte
Albrecht Becker, Dorothea Bernick, Harm Bernick, Ulrich Betz, Karl-Heinz Bormuth, Horst Born, Jochen Eber, Helmut Egelkraut, Wilfrid Haubeck, Martin Hauger, Heinzpeter Hempelmann, Martin Holland, Gerhard Hörster, Traugott Hopp, Gerhard Jordy, Herbert H. Klement, Harald Klingler, Harald Krahl, Fritz Laubach, Ulrich Mack, Winfried Meissner, Hans-Ulrich Reifler, Manfred Schäller, Erich Scheurer, Matthias Schmidt, Dieter Schneider, Udo Schray, Claus-Dieter Stoll, Wilfried Sturm, S. Irmgard Wieland, Hans-Georg Wünch

Redaktionsteam
Frank Albrecht, Richard Albrecht, Inka Armbrust, Ulrich Brockhaus, Hans-Werner Durau, Lothar Frenzke, Annedore Gisbert, Gerhard Jordy, Andreas Klein, Oliver Roman, Nicole Schmiedl, Ruth Seifert, Dirk W. Wilke, Sylke Thermer, Christiane Tunder, Bernd Weidemann, Andreas Wendt
Ist es so ausreichend oder war etwas an dem Kommentar nicht i.O.?

Gruß, José

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Hallo Jose!
Es ging mir nicht um den Kommentar an sich, sondern um die möglichst genaue Kennzeichnung der Quelle. Dieses hat erstens auch urheberrechtliche Gründe und mit der Kennzeichnung drückt man auch seine Wertschätzung von den Beiträgen und die damit verbundene Arbeit der Geschwister aus.
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Bran
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Beitrag von Bran »

lutz hat geschrieben:Hallo Bran,
wird unmittelbar sichtbar – richtig. Aber ist der Umgang damit weniger schwierig? Denke ich nicht. Wir müssen nur so etwas wie „Kindesmissbrauch“ und „geistliche Leiter“ hier mit hinein nehmen und begreifen schnell, dass es dann wohl zuerst um den Schutz des Schwachen (Opfers) gehen muss – als um Belange des Heuchlers selbst. (Das Seelenheil des Heuchlers ist damit nicht als belanglos bezeichnet.)

Hallo Lutz,

natürlich gibt es bedeutende Unterschiede im Grad einer Heuchelei. Kindesmissbrauch läßt sich von niemandem mehr mit irgendwelchen Rechtfertigungen begründen, es geht schlicht dabei nur noch um die Vertuschung eines Verbrechens. Der 'normale' Heuchler hat ja meist irgendwelche Gründe und innere Begründungen für sein Verhalten, die sein Unrecht für ihn nicht unmittelbar einsichtig machen. Bei schweren Vergehen, ist dies anders, dort gibt es das Bewußtsein des Unrechts und der Schuld.
lutz hat geschrieben:
Hier habe ich nach wie vor immer Schwierigkeiten: was verdeckt ist – ist verdeckt. Wie kann ich denn überhaupt darauf kommen, dass hier „was Kritikwürdiges wäre“, wenn es doch verdeckt ist?
Hinter einer Fassade befindet sich immer etwas, sie soll ja auch nur etwas bedecken. Manchmal gelangt einem durch Zufall oder durch genaues Hinsehen ein Blick hinter das, was einem vor Augen erscheint und sei es in geistiger Hinsicht. Menschen haben eine Sensorium für Ehrlichkeit und Echtheit.
lutz hat geschrieben: „Subtile Hinweise“ - hier bin ich nach wie vor der Ansicht, dass die Welt in ihrer Art und Weise der Rechtssprechung keine höheren Standards haben kann als Gläubige. Eigentlich sollten Gläubige „meilenweit“ drüber stehen (mehr moralischen Standard haben). Wenn diese subtilen Hinweise zu „nichts“ Beweisfähigem führen, muss man sie fallen lassen – oder?
Vor Gott ist nichts verborgen und ist es letztlich nicht Gott selbst, der offen legt …?
(Nun gut, ich weiß es gibt Fälle wie: Beweise unnötig, weil Gott zu mir persönlich spricht, und deshalb sage ich in der Autorität Gottes selbst …. – aber damit habe ich nichts zu schaffen.)

Lutz
Bei einem Teil unserer Wahrnehmungen geht es ja darum Unterscheidungen anzustellen. Die Wahrheit von der Lüge beispielsweise. Gerade im geistigem Bereich sind wir ständig dabei ein-und abzuschätzen, was uns präsentiert wird und ob dies nach dem Maßstab der Bibel für uns angemessen ist.
Verdauliches wird von Unverdaulichem getrennt, könnte man sagen.
Daß es Heuchler gibt ist ein Fakt, daß es zu bestimmten Zeiten mehr Heuchler geben wird ist uns bekannt, die Frage ist also immer gegeben und höchst aktuell, wie ich mich und andere schütze und im bestem Falle den Heuchler davon abbringe, sich und anderen zu schaden.
Darum ist es nicht ungewöhnlich, nach Hinweisen zu sehen, die evtl. Gefahr bedeuten. 'Hütet euch', wird nicht umsonst in der Bibel gesagt und daß man Augen haben solle, die sehen.

lutz
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Beitrag von lutz »

Hallo Bran,

„wie schütze ich mich bzw. andere vor …?“ – wo soll man anfangen ….?

Also ich fange mal damit an:
(Schlachter 1951)
Matthäus 16
6 Jesus aber sprach zu ihnen: Sehet zu und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!

Sehe ich in engem Zusammenhang mit Matthäus 23 (Heuchler) und dann auch mit
Galater 5
7 Ihr liefet fein, wer hat euch aufgehalten, daß ihr der Wahrheit nicht gehorchet? 8 Die Überredung kommt nicht von dem, der euch berufen hat. 9 Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. 10 Ich traue euch aber zu in dem Herrn, daß ihr nicht anders gesinnt sein werdet. Wer euch aber verwirrt, der wird das Urteil tragen, wer er auch sei. 11 Ich aber, meine Brüder, wenn ich noch die Beschneidung predigte, würde ich dann noch verfolgt? Dann hätte das Ärgernis des Kreuzes aufgehört!

Wie sieht dieses „Hütet euch!“ in Galater konkreter aus: da wäre Galater 6 zu nennen und im Galaterbrief gibt es mindestens einen „der mitgeheuchelt hatte“ – sich aber bestimmt nicht nach anderer Weise zurückgewandt hat – wie in Galater 6 von Paulus selbst angemahnt.

Was ist mit denen, die „unbelehrbar“ zu sein scheinen?
Bemerkenswert finde ich, dass Paulus hier keine konkreten Handlungsanweisungen macht im Sinne von: „Scheucht sie raus! – damit ist das Problem „Sauerteig“ zu Ende!“ …
Vielleicht hängt es damit zusammen, dass wenn ein „Paulus“ den Lehrstuhl wieder innehat (sprich das Wort Gottes), dann gibt es keine Möglichkeit mehr für ein:
Galater 6
12 Alle, die im Fleische wohlangesehen sein wollen, nötigen euch, daß ihr euch beschneiden lasset, nur damit sie nicht mit dem Kreuze Christi verfolgt werden. 13 Denn nicht einmal sie, die beschnitten sind, halten das Gesetz, sondern sie verlangen, daß ihr euch beschneiden lasset, damit sie sich eures Fleisches rühmen können.
Dann "herrscht" dieses:
14 Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, denn allein des Kreuzes unsres Herrn Jesus Christus, durch welches mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt.

Vielleicht ist hier die Erwartungshaltung gar nicht falsch, dass solche (mit der Absicht des „falschen Ruhmes“) dann „von selbst“ gehen. Dafür gelten dann aber die entsprechenden Voraussetzungen.

Lutz

PS: An welche konkreten Begebenheiten, die die Schrift exemplarisch behandelt – würdest du denn denken in deiner Problemstellung?

Bran
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Beitrag von Bran »

An welche konkreten Begebenheiten, die die Schrift exemplarisch behandelt – würdest du denn denken in deiner Problemstellung?
Hallo Lutz,

da fällt mir momentan nichts zu ein. Ich dachte auch mehr an allgemeine biblische Prinzipien, aus denen man dann ableitet, wie man sich verhalten sollte oder müßte. Außerdem dachte ich mehr an aktuelles Geschehen, welches uns ja in diverser Form als Heuchelei begegnet. Beispielsweise war ich mal bei einem kirchlichen Arbeitgeber beschäftigt. Und immer dann, wenn es um gewisse Ansprüche hinsichtlich Urlaub oder finanziellen Ausgleich ging, war von ungeheuchelter Bruderliebe nichts mehr zu spüren.
Dann wurde es knallhart und unfair. Alle schönen und salbungsvollen Reden in ausgelegten Prospekten erschienen mir plötzlich so hohl und als reine Makulatur, wenn es dann um die konkrete Ausgestaltung christlicher Verhaltensweisen ging. Fassungslosigkeit wäre wohl die richtige Bezeichnung, welche ich dann auch in Briefen an die Leitung deutlich machte. Erst die Androhung juristischer Hilfe und die ausführliche Paragraphen-Begründung meiner Rechte, die eindeutig waren, hatte dann den Erfolg. Für mich war es eine Lektion in Heuchelei in Reinkultur.
Es ist äußerst schwierig, in solchen Fällen Augenmaß und das Gleichgewicht zu behalten, den die Enttäuschung ist groß, zu entdecken, daß vieles nur Worte sind, leere inhaltslose Worte, die Menschen betäuben sollen, um ihr Verhalten zu beeinflußen.
Auch hier stellt sich die Frage, was soll man tun, was wäre richtig und wie kann man sich schützen.

Jose
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Umgang mit erfahrenem Unrecht

Beitrag von Jose »

Bran hat geschrieben:Auch hier stellt sich die Frage, was soll man tun, was wäre richtig und wie kann man sich schützen.
Auf jeden Fall sollte das, was wir am anderen an negativem feststellen, uns eine Last sein, die wir auch im Gebet Gott bringen. Wenn du aber von einem "kirchlichen Arbeitgeber" sprichst, so bedeutet es leider nicht, dass es sich hierbei um jemand gläubiges, also wirklich wiedergeborenes handeln muss, so traurig es auch ist. Aber ohnehin, wenn es sich um eine Angelegenheit aus einem beruflichen Verhältnis handelt, geht es zunächst darum, welche vertraglichen Vereinbarungen vorliegen. Ich kann es aber nicht abschließend kommentieren.

Aus meiner Sicht lässt sich nun aber auch nicht eindeutig sagen, wie hier deinerseits vorzugehen ist, denn es kommt sehr auf die jeweilige Situation an und, was wir im Grunde nicht wissen, was Gott dich persönlich erleben lassen möchte, worin ER dich persönlich unterweisen will. Viele Christen haben später in ihrem Leben bezeugt, dass traurige Erfahrungen letztlich dazu gedient haben, dass sie später in anderen Situationen, in der Lage waren Gottes Führung und Zubereitung zu erkennen.

Hiermit habe ich aber weder das Verhalten des kirchlichen Arbeitgebers rechtfertigen wollen noch wollte ich dich dazu auffordern, alles zu erdulden. Es gibt Bibelstellen, die man dazu gebrauchen könnte, um dich moralisch unter Druck zu setzen, aber niemand hat das Recht, dem anderen Unrecht zu tun.

Wir müssen lernen damit umzugehen, wenn andere uns ungerecht behandeln, und das ist i.d.R. nicht einfach. Oft ist die erste Lektion dabei, die Gott uns beibringen möchte, dass in uns selbst noch vieles ist, was vor IHM nicht bestehen kann. Die andere Lektion ist die, dass wir uns von Gott die Weisheit und Gnade schenken lassen müssen, dem anderen in Liebe zu begegnen, um in der rechten Demut zu sagen, was uns bedrückt. Paulus schrieb an Timotheus: "Einen älteren Mann fahre nicht hart an, sondern ermahne ihn als einen Vater, jüngere als Brüder" 1.Tim 5,1. In unserer Zeit, in der Kinder ihre Eltern zuweilen so ansprechen, als würde es sich um gleichaltrige handeln, fällt es vielleicht schwer es zu verstehen, aber das Wort gilt auch heute noch.

Es gibt viele Bibelstellen, die uns helfen wollen, wenn es darum geht wie wir uns verhalten sollen. Eine davon lautet: "Wenn wir durch den Geist leben, so lasst uns durch den Geist wandeln! Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten, indem wir einander herausfordern, einander beneiden!" Gal 5,25-26. Besonders wichtig wurde mir hier die Ermahnung, dass wir einander "nicht herausfordern" sollen. Wir wissen ja, wie schnell Streit geschürt werden kann. Wenn es in unserem Vermögen liegt, sollten wir aber allen Streit aus dem Weg gehen.

Gruß, José

lutz
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Beitrag von lutz »

Hallo Bran,

das sind nur Gedankensplitter und Anstöße – keine allumfassende Abhandlung:
Ich dachte auch mehr an allgemeine biblische Prinzipien, aus denen man dann ableitet, wie man sich verhalten sollte oder müßte.

Auf den konkreten Fall: Arbeitgeber – Arbeitnehmer (beide geben sich als „Brüder in Christus“ aus) bezogen sind allgemeine Prinzipien bspw. solche:
Römer 13 (Unterordnung unter die „Obrigkeit“). Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer sind unter dem bürgerlichen Gesetz und haben kein Recht dagegen zu verstoßen (Ausnahme, wenn es gegen Gottes Gebot verstößt – bspw. bei einem Gesetz: du musst abtreiben!).
Jakobus 5, 4 (der zurückbehaltene Lohn für den Arbeiter und seine Klagerufe schreien zu den Ohren des Herrn).

Nur weil beide Brüder sind, heißt das nicht, dass solche Unrechtsfälle ausgeschlossen wären. Die Bibel zeigt uns durch die jeweilige Belehrung, dass das durchaus vorkommt.
Was jetzt machen?
Allgemeine Prinzipien für Brüder wären hier bspw.:
1. Kor. 6, 1 – 11: Hier wird gebrandmarkt, dass man zuerst die ungläubige, bürgerliche Rechtssprechung sucht. Wer sollte eigentlich viel besseres Recht sprechen? Brüder! Gläubige! Die, die den Herrn und seine Tugenden kennen! …
Ein für mich ganz wichtiges allgemeines Prinzip ist dieses hier: (Jesaja 5, 20 – Schlachter 1951): Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse nennen; die Finsternis für Licht und Licht für Finsternis erklären; die Bitteres süß und Süßes bitter nennen!
Matth. 18, 15. 16 ist eine allgemeine Vorgehensweise.
Außerdem dachte ich mehr an aktuelles Geschehen, welches uns ja in diverser Form als Heuchelei begegnet. Beispielsweise war ich mal bei einem kirchlichen Arbeitgeber beschäftigt. Und immer dann, wenn es um gewisse Ansprüche hinsichtlich Urlaub oder finanziellen Ausgleich ging, war von ungeheuchelter Bruderliebe nichts mehr zu spüren.
Dann wurde es knallhart und unfair. Alle schönen und salbungsvollen Reden in ausgelegten Prospekten erschienen mir plötzlich so hohl und als reine Makulatur, wenn es dann um die konkrete Ausgestaltung christlicher Verhaltensweisen ging. Fassungslosigkeit wäre wohl die richtige Bezeichnung, welche ich dann auch in Briefen an die Leitung deutlich machte.
In Gedanken bin ich bei all dem immer noch unter „Brüdern“.
Ich mag das Beispiel im Jakobusbrief sehr (jetzt nicht aus lehrmäßiger Sicht – Erwählung – sondern allgemein) Wie korrigiert hier Jakobus?
Jak. 2, 1- 5: Einfach gesagt: Wenn du den Reichtum einer Person ansiehst und sie deswegen für wichtiger hältst, dann bist du nicht mehr konform mit dem, was du glaubst. Gott sieht die Person so nicht an. Gott rettet nicht, weil eine Person wichtiger als die andere wäre, weil eine Person reicher ist als die andere …
Unter dem Gesichtspunkt wäre ein „Unter vier Augen Gespräch“ auch zu erwägen – bist du „Bruder“ dann sollten deine Handlungen konform mit dem sein, was du glaubst. Das müsste man dann aufzeigen, wo hier ein Zwiespalt vorliegt (Lohn verweigern, Absprachen nicht einhalten – Treue zum Wort …).
Erst die Androhung juristischer Hilfe und die ausführliche Paragraphen-Begründung meiner Rechte, die eindeutig waren, hatte dann den Erfolg. Für mich war es eine Lektion in Heuchelei in Reinkultur.
Das ist bitter! Die zwangsweise Durchsetzung von Recht (und dann noch mittels ungläubiger, weltlicher Obrigkeit) unter „Brüdern“.
Es ist äußerst schwierig, in solchen Fällen Augenmaß und das Gleichgewicht zu behalten, den die Enttäuschung ist groß, zu entdecken, daß vieles nur Worte sind, leere inhaltslose Worte, die Menschen betäuben sollen, um ihr Verhalten zu beeinflußen.
Auch hier stellt sich die Frage, was soll man tun, was wäre richtig und wie kann man sich schützen.
Sehe ich auch so, Augenmaß und Gleichgewicht behalten ist schwierig. Wir haben ja auch noch die „Option“ der unverdienten Barmherzigkeit. D. h. wir sind nicht gezwungen jedes Unrecht zu verfolgen. Wir können auch zudecken. Nur hier spielen eben auch solche Erwägungen eine Rolle: Wie schwer wiegt es? Wie viele Schwächere sind noch betroffen (Stichwort: Wiederholungstäter)? …
Nach wie vor sehe ich keine bessere Variante als direkte Konfrontation unter vier Augen. Danach muss man jeweils abwägen …
Wenn es darum geht ein Arbeitsverhältnis einzugehen, sind Referenzen (Urteile) von denen die bereits dort tätig sind, heutzutage fast unentbehrlich.

Lutz

Bran
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Registriert: 23.12.2011 04:54

Beitrag von Bran »

Lutz,

entschuldige, ich werde nicht mehr antworten können. Dies soll keine Mißachtung deiner Person sein, aber es gibt Umstände, die mein Hierbleiben nicht ratsam erscheinen lassen. Daher nur diese kleine Notiz, damit du nicht denkst, ich ignoriere dich.

Alles Gute

Bran

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