Märchen

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Moderator: eddi

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Der Pilgrim
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Märchen

Beitrag von Der Pilgrim »

Hallo!
Das ist jetzt mal ein anderes Thema und vielleicht etwas außergewöhnlich, aber ich denke, man hat zwangsläufig damit zu tun, vor allem natürlich, wenn man selber Kinder hat oder mit welchen arbeitet.
Wie sollte unser Umgang mit Märchen- und Sagenerzählungen sein? Ich bin mir da immer nicht so ganz sicher. Einerseits denke ich, dass sie gewissermaßen zu unserem Kulturgut und damit auch zur Allgemeinbildung hören. Auch in der Deutschen Geschichte haben Märchen immer eine große Rolle gespielt und gewisse Klassiker haben einfach auch großen Einfluss auf die Kultur gehabt. Auch auf griechische Sagen wurde und wird oft Bezug genommen. Das wären für mich Gründe, meinen Kindern (wenn ich einmal welche haben werde :wink: ) Märchen zu erzählen. Mal davon abgesehen denke ich, dass es sich einfach nicht vermeiden lassen wird, dass sie mit ihnen in Kontakt kommen und im Zweifelsfall ist es ja besser, wenn man sie selber erzählen kann als Fremde. Und solange sie eine Trennlinie ziehen zwischen Märchen und Wahrheit, halte ich es auch garnicht für verfänglich sich an solchen Geschichten zu erfreuen. Doch dann tritt, gerade bei Kindern, eben das Problem auf, dass sie alles in einen Topf werfen: Grundschulkinder aber sogar auch ältere hört man sagen "Nein, ich glaube nicht an Jesus, den Weihnachtsmann, Gott und den Osterhasen, das sind für mich nur Märchen und das hat sich mal jemand ausgedacht!" ... Nachdem sie den Osterhasen als Farce entlarvt haben, kippen sie alles über Bord, was ihnen an bisher erzählten Geschichten wunderhaft vorkam. Wenn es zu solchen Annahmen kommt, sehe ich ein Problem mit Märchen und fantastischen Erzählungen. Nicht ganz unerwähnt lassen sollte man natürlich auch das Vorkommen von Magie als Mittel und Helfer. Wie gesagt sehe ich hier kein Problem, solange man diese Dinge nicht mit der Realität vermischt, aber viele Leute scheinen doch leider dazu zu neigen. Wie seht ihr das? Urteile ich zu streng oder zu sachte?
Ich würde mich sehr darüber freuen, eure Meinungen zu dem Thema zu hören! $:)
Freundliche Grüße
Simon
Simon W.

Gast

Beitrag von Gast »

Ganz sicher bin ich mir nicht, ob ich richtig verstanden habe, was Du geschrieben hast. Wenn Kinder Jesus und Osterhasen im gleichen Atemzug in einem Zusammenhang erwähnen, ist von vornherein etwas verkehrt gemacht worden.

Wir sind nie auf die Idee gekommen, unseren KIndern den Weihnachtsmann, den Nikolaus und den Osterhasen aufzubinden. Wir haben ihnen die Wahrheit gesagt und dass die Menschen diese Figuren aus den christlichen Festen "entwickelt" haben - als stimmungsvolles Märchen gewissermaßen.

So wussten sie schon als sie klein waren, dass wir Ostern feiern, weil Jesus vom Tode auferstanden ist und das, weil er zuvor für uns gekreuzigt und gestorben ist. Dass unser heutiges Ostern eben eine mehr oder minder zweifelhafte Adaption anderer Feste und Zusammenhänge ist.

Ähnlich sind wir mit Weihnachten verfahren. Wir (unsere Kinder und wir) beschenken einander an Weihnachten besonders, weil Gott uns mit Jesus beschenkt hat als Mittler zwischen Gott und uns.

Ansonsten haben wir ihnen Märchen vorgelesen und sie haben schon, bevor sie selbst in die Schule gingen, alle mit Hingabe Märchen gelesen. Keine kam auf den Gedanken, während keiner speziellen Schulperiode, was wir ihnen über den Glauben erzählt hatten, mit Märchen gleich zu setzen und abzutun.

Sie sind heute alle erwachsen und stehen fest im Glauben, auch wenn es Irrwege und Fehlschläge gab. Mein zukünftiger Schwiegersohn Nr. 1 hat sich erst kürzlich bekehrt - ein Freudenfest im Himmel. Und letze Woche klingelter abends bei uns - und das erste, was er mir noch an der Haustür erzählte war, dass er sich eine Bibel gekauft hatte.

Um zum Ausgang zurückzukehren: Es macht viel Arbeit, Kinder zu erziehen. Da gehört ganz selbstverständlich dazu, den Umgang mit Wahrheit und Fiktion, Märchen und Wirklichkeit zu unterrichten. Es erfordert enorm viel Zeit, aber der Erfolg rechtfertigt jeden Aufwand.

Vor allem haben wir eines gelernt: Kindern IMMER die Wahrheit zu sagen, sie NIEMALS zu belügen. Etwas, das selbstverständlich sein sollte. Und doch haben wir gerade bei christlichen Eltern oft beobachtet, wie sehr manche ihre Kinder belogen haben. Wenn Kinder störten, wurden sie schon mal mit einem Vorwand weg oder ins Bett geschickt. Wenn das geschieht, sollte man damit rechnen, dass Kinder später den Umgang mit der Wahrheit auch nicht so genau nehmen.

Zwar nehmen Kinder bis zur Pubertät etwa die Welt grundsätzlich anders dar, als Erwachsene. Darauf muss man sich einstellen und danach handeln - dann klappt's auch mit den Märchen.

Der Pilgrim
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Beitrag von Der Pilgrim »

mavone hat geschrieben:Ganz sicher bin ich mir nicht, ob ich richtig verstanden habe, was Du geschrieben hast.
Tut mir leid, wenn mein Stil vielleicht manchmal etwas sprunghaft und verwirrend sein sollte :wink: Aber deine Antwort lässt darauf schließen, dass du schon gemerkt hast, worauf ich hinaus wollte.
mavone hat geschrieben:Wenn Kinder Jesus und Osterhasen im gleichen Atemzug in einem Zusammenhang erwähnen, ist von vornherein etwas verkehrt gemacht worden.
Zweifelsohne... Aber leider kommt das eben vor und ich habe das auch schon erleben müssen. Aber viele Eltern scheinen da leider nicht darauf zu achten, ganz im Gegenteil spielen sich manchmal bizarre, ja traurige Geschichten ab. Meine Mutter, die an einer Grundschule unterrichtet, musste sich einmal vor einer aufgebrachten und zornigen Mutter rechtfertigen, nachdem sie den Weihnachtsmann in einer 4. Klasse als Märchen bezeichnet hatte. Die Mutter wollte scheinbar um jeden Preis, dass ihre Kinder an ihn glaubten.
mavone hat geschrieben:Ansonsten haben wir ihnen Märchen vorgelesen und sie haben schon, bevor sie selbst in die Schule gingen, alle mit Hingabe Märchen gelesen.
Das ist ein sehr wichtiger Punkt, auf den ich auch hinaus wollte: In wie weit sind Märchen für Christen zur Unterhaltung geeignet? Können sie unbesorgt als pädagogische Mittel verwendet werden? Sicher gibt es innerhalb der Fantasiegeschichten auch Abstufungen und welche die harmloser oder auch weniger harmlos sind. Ich erinnere mich beispielsweise, wie wir in der Grundschule das Theaterstück "Der Wunschpunsch" aufführen sollte und eine Mutter einer Mitschülerin dieser verboten hatte, mitzuspielen, da das Stück okkult wäre. Das sorgte damals natürlich für Furore. Ist es abergläubisch, dem Kind zu verbieten an einem Schultheaterstück teilzunehmen, weil dort Magie eine Rolle spielt oder ist es gerechtfertigt?
mavone hat geschrieben:Vor allem haben wir eines gelernt: Kindern IMMER die Wahrheit zu sagen, sie NIEMALS zu belügen. Etwas, das selbstverständlich sein sollte. Und doch haben wir gerade bei christlichen Eltern oft beobachtet, wie sehr manche ihre Kinder belogen haben.
Das halte ich ebenfalls für einen sehr guten Ansatz $:)
Vielen Dank für den hilfreichen Beitrag!
Freundliche Grüße
Simon
Zuletzt geändert von Der Pilgrim am 16.11.2011 16:00, insgesamt 1-mal geändert.
Simon W.

Christine
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Beitrag von Christine »

Hallo Pilgrim,

ich finde das Thema echt interessant.
Wir haben 3 Kinder, 2 sind schon erwachsen, das jüngste ist noch zu Hause aber macht gerade seinen Führerschein.

Wir haben den Kindern Märchen vorgelesen bzw lesen lassen. Als sie noch sehr klein waren, habe ich sehr darauf geachtet, alles sogenannte Okkulte von ihren fern zu halten. In der Grundschule und im Kindergarten habe ich mich immer wieder mal mit den Pädagogen angelegt deswegen.

Hat das etwas gebracht, möchte ich mal fragen? Keine Ahnung. Vielleicht ja, vielleicht nein.
Nicht alle meine Kinder sind bekehrt, jedoch haben alle ein christliches Bekenntnis.
Aber davon kann man auch nicht immer ableiten, dass man "alles richtig" gemacht hat.

Heute denke ich, dass der Begriff "okkult" und was damit verbunden wird, einen Stellenwert bekommen hat, der ihm nicht zusteht. Manche Christen teilen die ganze Welt in zwei Lager, okkult und nicht okkult. Mit so einem verzerrten Weltbild läuft man dann Gefahr selbst schizophren zu werden, denn Gott ist vor allem, und es besteht alles in ihm sagt die Bibel im Kolosserbrief. Er ist allgegenwärtig. Es gibt keine Bereiche, die Ihm verschlossen wären, wo Sein Einfluss zu Ende wäre.

Um ein Beispiel aus den Märchen zu nehmen. Nach welchen Kriterien kann man beurteilen, was christlich richtig für die Kinder ist. Nennt man es eine okkulte Verführung, wenn Hänsel und Getel von der Hexe bedroht werden? Aber harmlos, wenn sie vom bösen Nachbarn in den Keller gesteckt werden würden?
??!

Gruß Christine

Gast

Beitrag von Gast »

Der Pilgrim hat geschrieben:Aber viele Eltern scheinen da leider nicht darauf zu achten, ganz im Gegenteil spielen sich manchmal bizarre, ja traurige Geschichten ab. Meine Mutter, die an einer Grundschule unterrichtet, musste sich einmal vor einer aufgebrachten und zornigen Mutter rechtfertigen, nachdem sie den Weihnachtsmann in einer 4. Klasse als Märchen bezeichnet hatte.
Na, da sprichste was an ... Meine Frau ist (u.a.) Haupt- und Grundschullehrerin und lehrt in beiden Schulen Religion von der 1. bis zur 9. Klasse. Sie hat in beiden Richtungen schon allerhand krude Geschichten erlebt. Meistens allerdings läuft es eher so, dass die wenigsten Eltern sich auf diesem Gebiet besonders Gedanken machen - jedenfalls soweit das nach außen bemerkbar ist.

Unsere Älteste musste auf dem "Gymmi" mal in Deutsch den "Krabat" von Ottfried Preußler durcharbeiten. Ich kannte das Buch nicht, hatte aber schon davon gehört und las es mir also an einem Wochenende durch. Nach meinem Verständnis ist das Buch das, was ich mit "hochokkult" bezeichne, das erklärte ich auch unserer Tochter. Wir stellten ihr frei, ob sie es bearbeiten oder sich weigern wollte, das zu tun. Wir sprachen mit den Eltern eines Jungen aus ebenfalls gläubigen Elternhaus, doch diese hatten da keinerlei Probleme. So legte unsere Älteste also ihrem Deutschlehrer dar, dass und warum sie das Buch nicht bearbeiten wollte - und bekam von ihm ein Ersatzbuch benannt. "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl". Das arbeitete sie durch, referierte auch darüber und bekam eine ausgezeichnete Note.

So kann's auch laufen, die Regel ist es leider nicht.
Der Pilgrim hat geschrieben:In wie weit sind Märchen für Christen zur Unterhaltung geeignet?
Da würde ich keine allgemeingültige Regel festlegen können und wollen. Grundsätzlich denke ich schon, dass Märchen der Unterhaltung dienen können. Bei dem "Krabat" allerdings hatte ich beispielsweise den Eindruck, dass Preußler dem biblischen Bild von Jesus und seinen Jüngern bewusst eine Art "Gegenpart" entgegengestellt hat. Darum lehnte ich es ab.
Der Pilgrim hat geschrieben:Können sie unbesorgt als pädagogische Mittel verwendet werden?
"Unbesorgt" sicher nicht, das ist meine Meinung. Grundsätzlich würde ich Kinder mit Märchen nicht alleine lassen, sondern durch Gespräche und Rückfragen versuchen herauszufinden, ob es Unklarheiten, vielleicht auch Ängste gibt. Das allerdings haben wir bei fast jedem Buch so gehalten, solange die Kinder noch jung waren.
Der Pilgrim hat geschrieben:Ist es abergläubisch, dem Kind zu verbieten an einem Schultheaterstück teilzunehmen, weil dort Magie eine Rolle spielt oder ist es gerechtfertigt?
Als "abergläubisch" würde ich niemanden bezeichnen, der eine solche Entscheidung für seine Kinder trifft. Die Eltern kenne ihre Kinder und wissen, was sie ihnen beigebracht haben. Ich persönlich bin zwar dagegen, der Angst vor dem Bösen zuviel Raum einzuräumen, aber jeder muss in seiner Verantwortung vor Gott und seinen Kindern wissen, wie er damit umgeht.

Der Pilgrim
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Beitrag von Der Pilgrim »

Christine hat geschrieben:Heute denke ich, dass der Begriff "okkult" und was damit verbunden wird, einen Stellenwert bekommen hat, der ihm nicht zusteht. Manche Christen teilen die ganze Welt in zwei Lager, okkult und nicht okkult.
Das sehe ich gewissermaßen ähnlich, man sollte wirklich vorsichtig sein, welchen Dingen man den Stempel "okkult" aufdrückt. Hier begegnet man teilweise einem wirklich geradezu inflationären Gebrauch. Das Wort "okkult" wird ja teilweise auch einfach als Synonym für "weltlich" gebraucht aber diese Verwendung halte ich für problematisch, da okkult eben eigentlich eine andere Bedeutung hat und andere Asoziationen weckt, zumindest im allgemeinen Sprachverständnis. Generell sollte man, so denke ich, wirklich darauf Acht geben, was man wie bezeichnet, da es schnell undifferenziert oder gar polemisch wird. Ich erinnere mich noch gut daran, dass ich vor meiner Bekehrung hauptsächlich deswegen ein schlechtes Bild von bibeltreuen Christen hatte, weil die, die ich bis dahin kannte, sehr viel (zu unrecht, wie ich bis heute finde), in diese Schublade gesteckt haben. Sicher sind einige Dinge, die mit diesem Begriff versehen werden tatsächlich nicht erbaulich, unmoralisch oder einfach nur Zeitverschwendung, aber wenn selbsternannte "Okkultismus-Spezialisten" in fast jedem Rocksong eine rückwärts gespulte Teufelsbotschaft zu finden meinen oder behaupten, Rollenspiele würden dabei helfen, okkulte Rituale auszuführen und der Satan würde sie nutzen, um neue Jünger zu rekrutieren, ist das wirklich einfach unsachlich und sicherlich nicht richtig.
mavone hat geschrieben:Ich kannte das Buch nicht, hatte aber schon davon gehört und las es mir also an einem Wochenende durch. Nach meinem Verständnis ist das Buch das, was ich mit "hochokkult" bezeichne, das erklärte ich auch unserer Tochter.
Musste das auch schonmal bearbeiten, ist aber schon etwas her und ich habe da keine klaren Erinnerungen mehr dran. Aber ich weiß noch, dass es um Schwarze Magie ging, wobei ja anzumerken ist, dass zum Schluss so weit ich mich entsinnen kann "das Gute siegt". Die Idee stammt nicht von Preußler selber sondern stellt seine Adaption einer alten sorbischen Sage dar.
Aber für mich stellt sich jetzt die Frage, wann das Lesen eines Buches beginnt, verwerflich zu werden? Das Lesen/Durcharbeiten an sich (so denke ich) ist nicht verwerflich und ich denke, das würdest du ja auch nicht so sehen, da du das Buch dann ja selber dann auch gelesen hast und du das ja sonst sicher nicht getan hättest. Ich denke es beginnt da, heikel zu werden, wo widergöttliche Gedanken oder gar Taten beim oder nach dem Lesen entstehen, wobei das natürlich auch nur eine grobe Definition ist..
Bei der Beurteilung, was verwerflich ist und was nicht, sehe ich aber ein grundsätzliches Problem, da man sich ja zwangsläufig zwischen einer dieser beiden Möglichkeiten entscheiden muss:

1) Ich beschäftige mich gründlich mit der Materie und arbeite mich hinein, probiere es aus und sammle dabei die Informationen, die zur Beurteilung nötig sind. Der Vorteil wäre eine differenzierte Sichtweise, die aus erster Hand gewonnen wurde. Das Problem hierbei leuchtet sofort ein: Sollte es sich bei der Sache um etwas verwerfliches Handeln, würde man beim "Hineinvertiefen" selber schnell von der Sünde ergriffen werden

2) Ich nehme Informationen auf, die ich von anderen gehört habe oder nehme meine Informationen nur von dem ersten Eindruck, den ich von etwas gewinne, ohne mich selber damit zu beschäftigen. Das Problem hier ist, dass auf diese Art und Weise Gerüchte/Fehlinformationen/Unterstellungen entstehen, wie ich oben ja auch schon welche aufgezählt habe. Der Vorteil ist, dass man natürlich selber nicht in etwas eventuell Verwerfliches hineingerät.

Das nur als kleiner Denkanstoß :wink: Welche der beiden Vorgehensweisen für einen Christen angemessener sind oder wie ein Mittelweg gefunden werden kann, wäre meines Erachtens auch mal eine ganz interessante Diskussion für sich..

Freundliche Grüße
Simon
Simon W.

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