Die Gemeinde und das EBZ-Syndrom!

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Joschie
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Die Gemeinde und das EBZ-Syndrom!

Beitrag von Joschie »

Hallo Ihr!
Das EBZ-Syndrom ist keine Modewelle, keine Krankheit und auch kein Trojaner. Es ist die Abkürzung von den Freunden von Hiobs, Elifas von Teman und Bildad von Schuach und Zofar von Naama (Hiob2.11). Ich habe längere Zeit nachgedacht, wie ich den folgenden Sachverhalt schlüssig in Worten fasse. Mir ist nichts besseres eingefallen, als das EBZ- Syndrom. Als ich nach der Wende 1989 in Brandenburg das erste Mal arbeitslos wurde, war die Reaktion von einigen Leuten in meiner Gemeinde, zuerst Unverständnis, danach wurde mir gesagt: "In der Bibel steht, wer nicht arbeitet soll auch nicht essen". Als die Arbeitslosigkeit länger andauerte, wurde mir gesagt:"Daran sind bestimmt versteckte Sünden von mir schuld". Zur Erklärung; vor 1989 gab es in der DDR keine Arbeitslosigkeit und so mußte auch keine Gemeinde, sich mit diesem Problem auseinandersetzen. Vor einigen Jahren hat sich die Tochter eines mir sehr nahestehenden Ehepaars, auf sehr dramatische Weise das Leben genommen. Ihre Schwester ist mein Patenkind. Die ganze Familie ist sehr gläubig. Der Opa war Prediger und alle folgten Jesus nach. Nach diesem Geschehen wurde erst gar nichts gesagt und dann suchte man, für das Unfassbare, Gründe. Manche dieser Erklärungen, hörten sich sehr fromm an und im Nachhinein erzeugen sie bei mir, immer noch tiefes Unverständnis bis Zorn. Die Art der Pharisäer erkennt man, nach einiger Zeit, relativ sehr schnell. Die Art der Freunde Hiobs, ist da schon schwerer zu durchschauen. Sie argumentieren mit vielen Bibelstellen und sehr fromm und trotzdem hat ihre Argumentation nichts mit der Realität/Sachverhalt zu tun. Ich frage mich öfter, wie gehen wir mit schwierigen Situationen und den Tabuthemen, in unseren Gemeinden, um? Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt und würde mich freuen, wenn ihr eure Meinung dazu schreiben würdet.
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joseph28
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Beitrag von Joseph28 »

Bruder Joschie...

Der russische Philosoph V. Rozinov schrieb einmal: Leben wir nicht in Übereinstimmung mit unserer Art des Denkens, sondern denken wir in Übereinstimmung mit unserer Art des Liebens.

Rozinov war wirklich nicht weit von dem, was der Apostel Jakobus im Neuen Testament sagte.
Jakobus 5, 9-11 (Schlachter 1951) hat geschrieben:Seufzet nicht widereinander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet; siehe, der Richter steht vor der Tür! Nehmet, Brüder, zum Vorbild des Unrechtleidens und der Geduld die Propheten, die im Namen des Herrn geredet haben. Siehe, wir preisen die selig, welche ausgeharrt haben. Von Hiobs Geduld habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen; denn der Herr ist voll Mitleid und Erbarmen.
Jakobus ermahnt uns nicht gegeneinander zu beschweren, und dann zitiert er Hiob als Beispiel. Das heißt, beklagten sich die Freunde Hiobs gegen Job, und da wurden sie anschließend von Gott gerichtet (Hiob 42, 7-9). Hiob war in einem Zustand des Leidens, und die Worte seiner Freunde verschlimmerten sein Leiden damals, ungeachtet dessen, dass sie in der Tat „Hiobs besorgte Freunde“ waren.

Damit können die sogenannten Worte des Mitgefühls darüber hinwegtäuschen, ob man tatsächlich eine andere Person liebt. (Sogar hat der trotzige Nietzsche einmal beobachtet so: Die vergoldeten Scheide des Mitleids verbirgt den Dolch des Neides.) Damit lebt man nicht in Übereinstimmung mit seiner Art des Denkens, sondern denkt er in Übereinstimmung mit seiner Art des Liebens, und da werden „die Worte des Mitleids“ hier entweder erschweren oder lindern das Leiden anderer...

Liebe Grüße,
Joseph

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