Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689) für heute.

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

Moderator: eddi

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5913
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689).

Beitrag von Joschie »

Kapitel 3: Über den Ratschluss Gottes

I. Gottes allgemeiner Ratschluss über alle Dinge (Abschnitt 1-2)


A. Die biblische Begründung für die Lehre des Bekenntnisses über
den Ratschluss Gottes


1. Nichts kann Gottes Ratschluss vereiteln.

Gottes Wille ist in einem Ratschluss festgelegt (der manchmal auch sein geheimer oder souveräner Wille genannt wird), der nicht vereitelt werden kann und mit Gewissheit alle seine Vorgaben erreicht (Spr 19,21; Jes 14,24-27; 46,10-11; Ps 115,3; 135,6; Röm 9,19).

2. Nichts kann sich dem Ratschluss Gottes entziehen.

Was immer auch geschieht, ist in Gottes Ratschluss enthalten. Für diese Behauptung gibt es zwei Gründe.
Erstens behauptet die Bibel ganz allgemein, dass Gottes Ratschluss allumfassend ist (Dan 4,31-32; Röm 8,28; 11,36; Eph 1,11). Zweitens lehrt die Bibel konkret, dass alle nur denkbaren Ereignisse in Gottes Ratschluss enthalten sind.
1. Gute und schlechte Ereignisse (Hiob 1,21; Jes 45,7; Jer 15,2; Am 3,6).

2. Sündige Taten (1Mose 50,20, 2Sam 16,10-11; 24,1 verglichen mit 1Chr 21,1; Hiob 1,11-12.21; Lk 22,22; Apg 2,23; 4,27-28).

3. Freie Handlungen von Menschen (Spr 16,1.9; 21,1; Röm 8,28.35-39).

4. „Zufällige“ Ereignisse (1Kön 22,28-34; Hiob 5,6; 36,32; Spr 16,33; Jona 1,7).

5. Konkrete Umstände in unserem Leben (Hiob 14,5; Ps 139,16; Mt 10,29-30; Jak 4,15).

6. Nationale Angelegenheiten (2Kön 5,1; Ps 75,2-8; Spr 21,31; Dan 2,21).

7. Die ewige Verdammnis der Gottlosen (1Sam 2,25; Spr 16,4; Röm 9,17; 1Petr 2,8; Jud 4).


3. Nichts kann Gottes Ratschluss beeinflussen (außer Gott natürlich).

Dies kann durch verschiedene Überlegungen bewiesen werden.

Die Beschaffenheit der Situation

Niemand war dabei, nichts existierte, als Gott seinen Ratschluss fasste. Daher berücksichtigte Gott einzig und allein seinen eigenen Willen, als er
alle Dinge in seinem Ratschluss festlegte.

Die Aussagen der Heiligen Schrift

Die Heilige Schrift stellt fest, dass niemand Gott beraten hat, als er seinen Ratschluss fasste (Jes 40,13-14; Röm 11,34; 1Kor 2,16).

Der Rückschluss aus seiner Universalität

Wir haben bereits nachgewiesen, dass Gottes Ratschluss absolut universell oder allumfassend ist. Der Ratschluss legt alle Dinge fest. Wenn er aber alle Dinge festlegt, dann wird er durch keines der Dinge beeinflusst, die er festlegt.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5913
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689).

Beitrag von Joschie »

Kapitel 3: Über den Ratschluss Gottes

I. Gottes allgemeiner Ratschluss über alle Dinge (Abschnitt 1-2)

B. Eine aktuelle Kontroverse über die Lehre des Bekenntnisses über den Ratschluss Gottes

1924 einigte sich die Synode der Christian Reformed Church auf die drei Punkte der allgemeinen Gnade. Dies führte dazu, dass einige, angeführt von Herman Hoeksema, diese Kirche verließen und die Protestant Reformed Church gründeten. Damit war die Kontroverse aber noch nicht beendet, vielmehr entfachte sie eine anhaltende Debatte über die Allmacht (Souveränität) Gottes. Cornelius Van Til stimmte den drei Punkten zwar zu, doch hielt er die Entscheidung der Synode für einseitig. Sie hatte sich zwar mit Hoeksemas fatalistischem Verständnis von Gottes Ratschluss auseinandergesetzt, hatte aber andere Strömungen innerhalb der Christian Reformed Church außer Acht gelassen, die Gottes Ratschluss einschränkten und so dem entgegengesetzten Irrtum verfielen. Sowohl der Fatalismus als auch der schleichende Arminianismus beschwor in den Augen Van Tils das Ende des biblischen Denkens und des wahren Christseins herauf. Hinzu kommt, dass beide Positionen vom Calvinismus der reformierten Bekenntnisse abweichen. Das Bekenntnis betont beides, sowohl die absolute Souveränität Gottes als auch die Tatsache der menschlichen Freiheit. Wenn man eine der beiden Wahrheiten leugnet oder schmälert, wird das calvinistische Christsein verwelken und sterben. Es gibt also zwei rationalistische Extrempositionen, die, wo immer sie auftreten, den biblischen Calvinismus ersticken wollen.

1. Da gibt es die eine Seite, die die Tatsache der menschlichen Freiheit schmälert oder leugnet, um die Allmacht (Souveränität) Gottes zu bewahren. Dies führt zu einem steifen Hyper-Calvinismus und lässt das Wasser des Lebens sozusagen gefrieren.

2. Die andere Seite schmälert Gottes Allmacht (Souveränität), um die menschliche Freiheit zu bewahren. Dies führt zum Arminianismus und dazu, dass das Wasser des Lebens sozusagen verdunstet.

Beide Extrempositionen gehen davon aus, dass die göttliche Allmacht (Souveränität) und die menschliche Freiheit in gewisser Hinsicht nicht miteinander vereinbar sind und dass es sich dabei um Prinzipien handelt, die sich gegenseitig ausschließen. Rushdoony beschreibt diesen Irrtum sehr treffend: „Gott und Mensch werden in zwei wasserdichte Kästchen gesperrt, so dass Gottes Handeln nicht im selben Augenblick und in gleichem Umfang mit dem Handeln des Menschen übereinstimmen und dieses gleichzeitig bestimmen kann.“ Mit ihrem Denken, das von diesen falschen Alternativen beherrscht war, entschied sich die eine Seite dafür, das Problem zu lösen, indem sie die Tatsache der menschlichen Freiheit leugnete. Houksema sagte beispielsweise: „Geliebte, ich habe immer gesagt: ,Gebt mir Gott, wenn ich mich entscheiden muss. Wenn ich eine Entscheidung zwischen Gott und dem Menschen treffen muss: Gebt mir Gott! Lasst mich den Menschen verlieren. Dies erscheint mir richtig, damit ist keine Gefahr verbunden. Gebt mir Gott! Das ist reformiert! Und das ist insbesondere Protestant Reformed!‘“ Gleichzeitig entschied sich die andere Seite dafür, die Allmacht Gottes, seine Souveränität, einzuschränken, und entschied sich sozusagen auf diese Weise gegen Gott. James Daane und andere sprachen sich dafür aus, den Ratschluss Gottes zu begrenzen, um dadurch die echte menschliche Freiheit zu bewahren. Die eine Seite entscheidet sich für Gott, um das Problem zu lösen, die andere für den Menschen. Aber beide treffen eine Entscheidung, und das ist der Fehler! Van Til lehrt jedoch in Übereinstimmung mit den reformierten Bekenntnissen dass sich die Freiheit Gottes und die Freiheit des Menschen nicht gegenseitig ausschließen. Keines von beiden muss eingeschränkt werden, um für das andere Platz zu schaffen. Die menschliche Freiheit ist nicht die Freiheit Gottes. Die Freiheit des Menschen greift die Freiheit Gottes nicht an, sondern sie besteht neben ihr. Dasselbe Ereignis, so sagte es Van Til und vor ihm die reformierten Bekenntnisse, kann sowohl das Ergebnis der menschlichen Freiheit als auch der Bestimmung von Gottes Souveränität sein. In dieser Frage ist das mit Sicherheit die biblische Wahrheit. Daraus ist die Lehre zu ziehen, dass man die rationalistischen Alternativen des Hyper-Calvinismus und des Arminianismus vermeiden muss und dass wir unser Denken der klaren Lehre von Gottes Wort unterwerfen müssen.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5913
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689).

Beitrag von Joschie »

Kapitel 3: Über den Ratschluss Gottes


I. Gottes allgemeiner Ratschluss über alle Dinge (Abschnitt 1-2)



C. Eine Reihe wichtiger Zusammenhänge, die sich aus der Lehre des Bekenntnisses über den Ratschluss Gottes ergeben

1. Der Ratschluss über sündige Taten

Hier findet sich der gängigste Widerspruch, der gegenüber der Lehre des Bekenntnisses über Gottes Ratschluss erhoben wird. Macht dies nicht Gott zum Urheber der Sünde? Wenn dem nicht so ist: Auf welcher Grundlage kann das Bekenntnis dann behaupten, dass, auch wenn Gott alle Dinge vorherbestimmt,er dennoch nicht der Urheber der Sünde ist? Auch wenn das Bekenntnis lehrt, dass Gott die Sünde festgelegt hat, verwirft es dennoch die Ansicht, dass Gott der Urheber der Sünde sei. Diese Ablehnung wird durch „die Freiheit oder die Möglichkeit zu zweiten Ursachen“ gerechtfertigt, die in Abschnitt 1 genannt ist. Gott ist nicht der Urheber der Sünde, weil er sie nicht durch seine unmittelbare Wirksamkeit geschehen lässt. Die zweiten Ursachen sind dafür verantwortlich, die willentlich daran beteiligt sind. Dies wird dadurch veranschaulicht, dass Gott bestimmt, dass David sündigerweise Israel zählen lassen sollte (2Sam 24,1; 1Chr 21,1). Aus der zweiten Schriftstelle erfahren wir, dass dieser Ratschluss nicht durch den Heiligen Geist ausgeführt wurde, der David dazu bewegt hätte, sondern durch Satan. Ein weiterer Gedanke, der dieses Problem schmälern kann, lässt sich aus den Schriftstellen ableiten, die von Gottes Ratschluss über sündige Handlungen sprechen (1Mose 50,20; 2Sam 24,1; Apg 2,23). In jeder dieser Schriftstellen wird deutlich, dass Gottes Absicht vollkommen rein war, als er die sündige Tat festlegte. In der ersten und in der letzten Stelle ist das Motiv von der gnädigen Erlösung her bestimmt. Bei der zweiten handelt es sich um gerechte Vergeltung.

2. Die Möglichkeit der zweiten Ursachen

Ganz offensichtlich wird in diesem Bekenntnis ein ganz anderes Verständnis von Freiheit vorausgesetzt, als es von vielen vertreten wird. Es handelt sich um eine Freiheit, die nicht dadurch in Frage gestellt wird, dass sie vollkommen dem Ratschluss Gottes unterworfen ist. G. Williamson bietet eine biblische Definition der „Freiheit zu zweiten Ursachen“, die mit der Verwendung im Bekenntnis übereinstimmt: „Freiheit kann als ‚das Fehlen von äußerem Zwang‘ definiert werden. Wenn jemand durch keine Gewalt außerhalb von ihm selbst dazu gezwungen wird, etwas zu tun, was dem entgegensteht, ‚was er tun will‘, dann können wir richtigerweise sagen, dass er ‚frei‘ handelt. Das Wunder von Gottes Prädestination besteht darin, dass Gott den Menschen in diesem Sinne frei handeln lässt, obwohl er all das, was jeder Mensch jemals tun will oder tut, vorherbestimmt hat.“ Diese Definition impliziert eine negative Antwort auf Fragen wie diese: „Ist mit Freiheit die Fähigkeit gemeint, sich zu jedem denkbaren Zeitpunkt zwischen Gut und Böse entscheiden zu können? Ist mit Freiheit gemeint, dass man in einer völlig unvorhergesehenen Art und Weise handeln kann? Bedeutet die Tatsache, dass ich etwas tun soll, dass ich es auch tun kann?“

3. Die Vorstellung des zulassenden Willens

Die Vorstellung eines „zulassenden Ratschlusses“ oder „zulassenden Willens“ wird oft im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um den Ratschluss Gottes ins Spiel gebracht. Sind derartige Vorstellungen gerechtfertigt? Spricht die Bibel von einem zulassenden Willen Gottes? Lässt Gott bestimmte Dinge zu? Hat er es zugelassen, dass Joseph verkauft wurde oder dass Christus starb? Wie oben dargelegt, ist es sicher richtig, dass Gott nicht in derselben Weise aktiv daran beteiligt ist, wenn der Mensch sündigt, wie er daran beteiligt ist, dass Gerechtigkeit und Heil erwirkt werden. In dieser Weise können wir von der göttlichen Zulassung bestimmter Taten sprechen. Auf der anderen Seite können wir im Blick auf Gott niemals von einer bloßen, unwillentlichen oder erzwungenen Zulassung sprechen. Gott lässt in der Geschichte nur das zu, wovon er vor der Geschichte beschlossen hat, dass es mit Sicherheit geschehen soll. Wie oben gezeigt, gibt es nichts, was Gottes Ratschluss beeinflussen kann. Die Vorstellung einer Zulassung geht aber von einem konkurrierenden Willen aus. Da es keinen derartigen Willen gab, als Gott festlegte, was immer geschehen würde, macht es keinen Sinn, von einem zulassenden Willen zu sprechen. Gottes Ratschluss ist per Definition nicht lediglich eine Zulassung, einfach deshalb, weil er von keine Voraussetzungen ausgeht und durch nichts beeinflusst werden kann.


4. Das Wesen von Gottes Vorherwissen

Es ist nicht spekulativ, an dieser Stelle die Frage zu stellen: „Kann es sein, dass Gott vorher weiß, dass etwas geschehen wird, bevor er verordnet, dass es geschehen soll?“ Die eindeutige Antwort auf diese Frage ist: „Nein!“ Nur das, was sicher eintreten wird, kann vorhergesehen oder vorher gewusst werden. Etwas vorherzusehen bedeutet, dass es sicher eintreten wird. Da es jedoch Gottes Ratschluss ist, in dem alle Dinge, die eintreten werden, unumstößlich festlegt sind, kann kein Ereignis als gewiss vorhergesehen werden, bevor nicht Gott bestimmt hat, dass es eintreten wird. Die Vorstellung, dass man Problemen im Zusammenhang mit dem göttlichen Ratschluss dadurch entgehen kann, dass man auf das göttliche Vorherwissen zurückgreift, entbehrt jeglicher Grundlage. Vorherwissen setzt voraus, dass ein zukünftiges Ereignis sicher eintreten wird. Die Frage bleibt bestehen: „Aus welchem Grund wird dieses Ereignis sicher eintreten?“ Die einzig denkbare Antwort auf diese Frage ist Gottes Ratschluss. In der Bibel werden Prophetien und Voraussagungen über zukünftige Ereignisse nicht so dargestellt, als gründeten sie sich lediglich auf Gottes Vorherwissen, sondern so, dass sie ihre Grundlage in Gottes Ratschluss haben (Jes 46,10; Apg 3,18; 4,27-28; 15,15-18). Biblische Prophetie wird daher sozusagen nicht als eine Niederschrift dessen betrachtet, was Gott vorhergesehen hat, sondern von dem, was er vorherbestimmt hat (Mt 26,54; Lk 22,37; Joh 13,18; 19,24.34-36; Apg 1,16; 2,24-31; 13,34-35).
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5913
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689).

Beitrag von Joschie »

Kapitel 3: Über den Ratschluss Gottes

II. Der spezielle Ratschluss über die Erwählung
(Prädestination) zum Leben (Abschnitt 3-7)


A. Die biblischen Kennzeichen der Lehre von der Erwählung Ihre Auswahl — unterscheidende Erwählung (Abschnitt 3)

Auch wenn einige bekennende reformierte Theologen dies in Frage stellen, so gibt es dennoch genug biblische Belege, die die Verwerfungslehre begründen. Die biblische Lehre von der Erwählung als eine Handlung, bei der etwas ausgewählt wird, erfordert und impliziert eine Handlung, bei der etwas verworfen wird (Röm 9,11). Die folgenden Argumente können für die unterscheidende Erwählung gegen die Vorstellung, dass jeder in Christus erwählt sei, ins Feld geführt werden.

1. Die Worte, die für die Erwählung gebraucht werden, beinhalten die Vorstellung einer Unterscheidung (5Mose 7,7-8; Ps 147,19-20; Am 3,2).

2. Die Bibelstellen, in denen die Verwerfung gelehrt wird, implizieren die Vorstellung einer Unterscheidung (Joh 12,37-40; Jud 4).

3. Die Bibelstellen, die den Erwählten und den Nichterwählten einander gegenüberstellen, implizieren die Vorstellung einer Unterscheidung (Röm 9,6-24; 1Petr 2,8-10).

Ihre Festschreibung — persönliche Erwählung (Abschnitt 4)

Abschnitt 4 betont dies, indem er von der Unwandelbarkeit und der persönlichen Erwählung bei Gottes Prädestination spricht. Dies wirft die Frage auf: „Hat Gott lediglich Nationen oder Gruppen erwählt?“ Das heißt: Spricht Römer 9 nur von der Erwählung von Nationen? Hat Gott einfach die Gemeinde als Ganzes Erwählt? Ein „Ja“ als Antwort auf diese Fragen wäre sowohl unlogisch als auch unbiblisch.

1. Es wäre unlogisch: Wenn Gott nur Gruppen erwählen würde, aber keine einzelnen Personen, könnte jeder in der Gruppe abfallen und verloren gehen. So könnte die gesamte von Gott erwählte Gruppe verloren gehen. Mit anderen Worten: Wie könnte die die Errettung einiger Menschen gewiss sein, ohne dass die Erwählung bestimmter einzelner Personen gewährleistet wäre?

2. Es wäre unbiblisch (Joh 13,18; Röm 11,5-6; 1Kor 7,20-22; 2Tim 2,19): Im Blick auf 1. Korinther 7,20-22 ist zu beachten, dass die Berufung das historische Kennzeichen oder die Konkretisierung der Erwählung ist (Röm 8,30; 1Kor 1,26-31). Wenn sich die Berufung persönlich und konkret an den Einzelnen wendet, dann muss dies auch für die Erwählung gelten, deren historische Manifestation sie ist.


Ihre Ursache — bedingungslose Erwählung (Abschnitt 5)

Es wird oft die Frage gestellt, ob Gott nicht einfach die erwählt habe, von denen er vorher wusste, dass sie Buße tun werden, dass sie glauben werden,empfänglich sein werden, heilig und ausharrend sein werden? Folgende Überlegungen erfordern eine Verneinung all dieser Überlegungen:

1. Vorherwissen setzt Gottes Ratschluss voraus, was wir bereits weiter
oben gesehen hatten.

2. Vorherwissen bedeutet Vorherbestimmung. Das Standardlexikon für neutestamentliches Griechisch von Walter Bauer bestätigt, dass das Wort „Vorkenntnis“ in den Stellen Vorherbestimmung bedeutet, die meistens als Beleg herangezogen werden, und dass die Erwählung auf der Grundlage vorher erkannter Eigenschaften geschieht. Dieses Lexikon bekräftigt, dass die Bedeutung dieses Wortes in Römer 8,29 (und damit in Römer 9-11) „im Voraus ausersehen“ (Verb) und in 1. Petrus 1,2 „Vorbestimmung“ ist (Substantiv). Entscheidend ist die Feststellung, dass es in diesen Stellen nicht um etwas geht, das über die Erwählten vorher gewusst wird, sondern dass sie selbst es sind, die vorher erkannt werden. An dieser Stelle müssen wir uns ins Gedächtnis rufen, dass der Ausdruck „erkennen“ in der Bibel häufig auch die Vorstellung von Liebe beinhaltet. Daher ist mit der Vorkenntnis in diesen Abschnitten also auch die Vorstellung der unterscheidenden Liebe angesprochen.

3. Die Vorstellung, dass Gott uns erwählt, weil etwas Gutes in uns zu finden wäre, lehnt die Bibel kategorisch ab (Röm 9,11-16; 11,5-6).

4. Die entgegengesetzte Vorstellung (dass wir erwählt sind, obwohl nichts Gutes in uns wohnt) wird ausdrücklich bekräftigt (Eph 1,4-6.9).

5. Glaube, Buße, Ausharren, Heiligkeit und Empfänglichkeit — alles gute Verhaltensweisen, von denen man annimmt, dass Gott sie in uns vorher ersehen würde — sind allesamt selbst Folgen der Erwählung. Als Folgen der Erwählung können sie nicht ihre Voraussetzung sein.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5913
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689).

Beitrag von Joschie »

4.Über die Schöpfung

1. Am Anfang gefiel es Gott, dem Vater, Sohn und Heiligen Geist,1 um die Herrlichkeit seiner ewigen Macht, Weisheit und Güte offenbarzumachen,2 die Welt und alle Dinge in ihr, sowohl das Sichtbare als auch das Unsichtbare,3 innerhalb von sechs Tagen4 zu erschaffen oder zu machen, und alles war sehr gut.5
1. Hebr 1,2; Joh 1,2-3; 1Mose 1,2; Hiob 26,13; 33,4.
2. Röm 1,20; Jer 10,12; Ps 104,24; Ps 33,5-6; Spr 3,19; Apg 14,15-16.
3. 1Mose 1,1; Joh 1,2; Kol 1,16.
4. 1Mose 2,1-3; 2Mose 20,8-11.
5. 1Mose 1,31; Pred 7,29; Röm 5,12.

2. Nachdem Gott alle anderen Geschöpfe gemacht hatte, schuf er den Menschen als Mann und Frau mit vernünftigen und unsterblichen Seelen, befähigt zum Leben für Gott, wozu sie geschaffen worden waren.1 Sie waren nach Gottes Ebenbild, in Erkenntnis, Gerechtigkeit und wahrer Heiligkeit erschaffen.2 Ihnen war das Gesetz Gottes in ihre Herzen geschrieben, und sie waren fähig, es zu erfüllen, jedoch mit der Möglichkeit, es zu übertreten, wobei sie der Freiheit ihres eigenen Willens, der sich ändern konnte, überlassen waren.3
1. 1Mose 1,27; 2,7; Jak 2,26; Mt 10,28; Pred 12,7.
2. 1Mose 1,26-27; 5,1-3; 9,6; Pred 7,29; 1Kor 11,7; Jak 3,9; Kol 3,10; Eph 4,24.
3. Röm 1,32; 2,12a.14-15; 1Mose 3,6; Pred 7,29; Röm 5,12.

3. Neben dem Gesetz, das in ihre Herzen geschrieben worden war, erhielten sie das Gebot, nicht vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen. Solange sie dies hielten, erfreuten sie sich ihrer Gemeinschaft mit Gott und herrschten über die Geschöpfe.1
1. 1Mose 1,26.28; 2,17.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5913
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Beitrag von Joschie »

4.Über die Schöpfung

Gliederung des Kapitels

Abschnitt1
I. Die Schöpfung im Überblick

A. Der Zeitpunkt der Schöpfung: „am Anfang“
B. Der Urheber der Schöpfung: „Gott, dem Vater, Sohn und Heiligen Geist“
C. Der Zweck der Schöpfung: „um die Herrlichkeit seiner ewigen Macht, Weisheit und Güte offenbarzumachen“
D. Das Ausmaß (oder der Gegenstand oder der Umfang) der Schöpfung: „die Welt und alle Dinge in ihr, sowohl das Sichtbare als auch das Unsichtbare“
E. Die Zeitdauer der Schöpfung: „innerhalb von sechs Tagen“
F. Das Ergebnis der Schöpfung: „alles war sehr gut“

Abschnitt 2
II. Der Höhepunkt der Schöpfung

A. Die Erschaffung des Menschen
B. Die Merkmale des Menschen
C. Die Rechtschaffenheit des Menschen

Abschnitt 3
III. Der Dreh- und Angelpunkt der Schöpfung


Eine Reihe von Dingen, die dieses Kapitel anspricht, werden an anderer Stelle in der Auslegung des Bekenntnisses eingehender behandelt. In diesem Kapitel wollen wir ausführlich auf die Fragen eingehen, die mit dem Bericht über die Schöpfung in sechs Tagen, die Beschaffenheit des Menschen als Leib und Seele und die Identität des Menschen zusammenhängen.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5913
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689).

Beitrag von Joschie »

4.Über die Schöpfung

I. Die Schöpfung im Überblick

I. Der Schöpfungsbericht

Eines ist in diesem Kapitel unübersehbar: Es geht von einem sehr wörtlichen Verständnis von 1Mose 1-2 aus. In jedem Abschnitt wird wiederholt und ausdrücklich auf die in diesen Kapiteln beschriebenen Ereignisse Bezug genommen, und dies in einer Weise, die deutlich macht, dass die Verfasser des Bekenntnisses diese Berichte äußerst wörtlich und als historisch zutreffend betrachteten. Was nun auch immer darüber hinaus über die vielen vorgeschlagenen Theorien, die von einem derartigen Verständnis des ersten Buches Mose abweichen, gesagt werden kann, eines steht fest: Sie finden nicht die geringste Unterstützung durch das baptistische Glaubensbekenntnis. Doch die entscheidende Frage ist natürlich: Was lehrt die Bibel? Das Bekenntnis ist auch in dieser Frage wieder ein sicherer und zutreffender Schlüssel zum Verständnis der Bibel. Um die Sache auf den Punkt zu bringen: Die einzig richtige Deutung der Bibel versteht ihre Lehre so, dass Gott die Welt tatsächlich in einer wörtlich verstandenen Woche erschaffen hat. Zwei Auslegungsrichtungen weichen von diesem traditionellen Verständnis des Bekenntnisses ab. Sie versuchen so, die Bibel an das hohe Alter der Erde anzupassen, das von der modernen Wissenschaft angenommen wird. Da gibt es zum einen die Theorie, nach der die Tage als Zeitalter zu verstehen seien. Die Ausleger dieser Richtung behaupten, dass der Ausdruck „Tag“, wie er in 1. Mose 1 und 2 gebraucht wird, die übertragene Bedeutung „Zeitalter“ habe. Ferner gibt es eine Reihe evangelikaler Ausleger, die die Historizität und die Tatsächlichkeit der Ereignisse in 1. Mose 1-2 schlichtweg leugnen, was auch für 1. Mose 1-11 insgesamt gilt. Bestenfalls sprechen solche Ausleger von 1. Mose 1-11 als von symbolischen oder bildhaften Berichten. Schlimmstenfalls sprechen sie von vielen der offensichtlich historischen Details dieser Kapitel als von dem Verpakkungsmaterial, in dem die Vase der göttlichen Offenbarung zu uns kommt. Hierin besteht natürlich kein grundlegender Unterschied zum neoorthodoxen, barthianischen Bibelverständnis mit seiner Leugnung der vollkommenen Göttlichkeit, Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit der Bibel. Von diesen beiden Auslegungsvarianten ist letztere sicher die schlimmere. Jedoch werden beide Interpretationsversuche der eindeutigen Lehre der Heiligen Schrift nicht gerecht. Die Behauptungen, die von der zweiten Auslegungsrichtung aufgestellt werden, stehen im Zentrum der folgenden Überlegungen, jedoch beschreiben viele davon auch die Fehler der ersten Auslegungsrichtung. Zuerst muss auf die Vorstellung eingegangen werden, dass 1. Mose 1-11 nur bildlich zu verstehen sei. Natürlich enthält die Bibel Teile, die bildlich zu verstehen sind. Jedoch wird jede unvoreingenommene literarische Analyse von 1. Mose 1-11 den Leser davon überzeugen, dass dieser Text alle Kennzeichen einer historischen Erzählung besitzt. Wenn wir 1. Mose 12 und alles, was danach kommt, als historische Erzählung betrachten (und es wäre äußerst kritisch, wollte man die Historizität Abrahams zu leugnen), dann kann kein Zweifel darüber bestehen, dass auch 1. Mose 1-11 so verstanden werden will. Die Genealogien in 1. Mose 10-11 schließen mit dem familiären Hintergrund Abrahams. Des Weiteren stimmt die Genealogie in 1. Mose 11,10-32 der Form nach mit der in 1. Mose 5 überein. Die Genealogie in 1. Mose 5 beginnt mit Adam und Set. So ist Abraham mit Adam durch eine nahtlose literarische Struktur und Gattung miteinander verbunden. Wenn 1. Mose 1-11 ein völlig anderes literarisches Genre als 1. Mose 12 und das, was danach kommt, sein sollte, dann wäre der Übergang vom einen zum anderen seltsamerweise nicht erkennbar. Wenn 1. Mose 1-11 des Weiteren zu der Art von Literatur gehören soll, die nicht wörtlich verstanden werden will, dann ist man verblüfft darüber, wie diese Kapitel ständig den Eindruck von Historizität erwecken. Die Lage des Gartens Eden wird bis ins Detail hinein genau beschrieben (1Mose 2,8-17). Die Genealogie Kains wird angeführt, und in ihr erscheinen eine Reihe konkreter Namen, ohne dass dabei ein Unterschied zwischen dieser Genealogie und anderen, die über die Narrativtexte des Alten Testaments verstreut sind, erkennbar wäre (1Mose 4,16-24). Die Genealogien von Set (1Mose 5) und Noah (1Mose 10-11) werden festgehalten. Sie werden in 1. Chronik 1 und Lukas 3,23-38 als gewöhnliche Geschichte betrachtet.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5913
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689).

Beitrag von Joschie »

4.Über die Schöpfung

I. Die Schöpfung im Überblick



I. Der Schöpfungsbericht

Die genaue Chronologie der Sintflut wird ebenso genannt wie die konkreten Ausmaße der Arche. Die Erwähnung der Nachkommen Sets, Hams und Jafets in 1. Mose 10, die nach der Sintflut die Erde bevölkerten, liefert den historischen Hintergrund für die Nationen, die um Israel herum im Nahen Osten lebten. Die Nationen, die dort genannt werden, müssen in allen anderen historischen Texten des Alten Testaments ganz offensichtlich wörtlich verstanden werden. Dieses Kapitel endet mit der Aussage: „[V]on diesen aus haben sich nach der Flut die Nationen auf der Erde verzweigt.“(1Mose 10,32). Wenn ein derartiger sprachlicher Ausdruck nicht wörtlich verstanden werden soll, dann scheint es unmöglich zu sein, dass man überhaupt an irgend einer Stelle mit Gewissheit sagen kann, was in der Bibel wörtlich verstanden werden soll und was nicht. Damit wäre auch jede ernst gemeinte Behauptung, dass die Bibel klar und autoritativ spricht, dahin. Zweitens müssen wir auf die noch radikalere Vorstellung eingehen, dass viele der historischen Details in 1. Mose 1-11 lediglich Füllmaterial und keine göttliche Offenbarung seien. Die neutestamentliche Lehre über die Heilige Schrift lässt keinen Spielraum dafür, dass Teile des Alten Testaments lediglich Füllwerk seien. In Johannes 10,35 bekräftigt der Herr Jesus seine Überzeugung, dass die Schrift nicht aufgelöst werden kann. Dreimal begründet er in Matthäus 4 seine Antwort an den Satan mit der einfachen und vollmächtigen Begründung „Es steht geschrieben“ (Mt 4,4.7.10). Eine derartige Sprache lässt sich unmöglich mit der Vorstellung vereinbaren, dass Teile der Heiligen Schrift nur Füllmaterial seien. Des Weiteren muss der These, dass 1. Mose 1,1-2,3 nur Füllmaterial wäre, im Blick auf ihre konkrete Anwendung widersprochen werden. Nach dieser Ansicht ist die Struktur von sieben Tagen in 1. Mose 1,1-2,3 lediglich ein Erzählelement, der literarische Rahmen für die „tatsächliche Botschaft“ des Textes. Man sollte daher erwarten können, dass sich dieses in der restlichen Bibel in Unbedeutsamkeit verliert. Interessanterweise müssen wir stattdessen aber feststellen, dass der Schöpfungswoche eine fortwährende und zunehmende Bedeutung zugeschrieben wird. Jahwe selbst misst an keiner geringeren Stelle als in den Zehn Geboten gerade den sieben Schöpfungstagen eine besondere Bedeutung bei. Der allwöchentliche Tag für den jüdischen Gottesdienst, der Sabbat, soll der siebte Tag sein, denn, sagt Jahwe, „in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, das Meer und alles, was in ihnen ist, und er ruhte am siebten Tag; darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.“ (2Mose 20,11). Jahwe besteht darauf, dass er alles in exakt sechs Tagen erschaffen hat. Es handelt sich hierbei um die schlichte Feststellung einer historischen Tatsache. Warum sollte Jahwe, wenn das Schema von sieben Tagen in der Schöpfungswoche lediglich einen literarischen Rahmen darstellt, diesem eine solch entscheidende Bedeutung beimessen?Der zweite Teil von Vers 11 ist ein Zitat oder eine Anspielung und somit eine Erläuterung zu 1. Mose 2,3. Dabei ist die Tatsache, dass Jahwe in 2. Mose 20,11 den siebten Schöpfungstag „den Sabbattag“ nennt, von besonders großer Bedeutung. Was mit dem „Sabbattag“ in 2. Mose 20,11 gemeint ist, steht zweifelsfrei fest: Der Sabbattag ist an dieser Stelle ein wörtlich verstandener Tag. Der Ausdruck bezieht sich wörtlich auf jeden wiederkehrenden siebten Tag einer jeden Woche. Ein weiterer wichtiger Aspekt im Rückgriff auf die Schöpfungswoche in 2. Mose 20 muss ebenfalls noch angesprochen werden. Indem es den Herrn am siebten Tag anbetete, bekannte das Volk Israel, dass der Gott, den es anbetete, genau derselbe Gott ist, der die Welt in sechs Tagen erschaffen hatte und am siebten Tag ruhte. Bevor nun der Eindruck entsteht, dass damit der Bedeutung der Schöpfungswoche in 2. Mose 20 zu viel Bedeutung beigemessen wird, wollen wir noch eine zweite Schriftstelle heranziehen,in welcher der Schöpfungswoche ebenfalls eine große theologische Bedeutung zugeschrieben wird. In 2Mose 31,15-17 wird nochmals klar begründet, weshalb man den Sabbat halten soll: „Sechs Tage soll man seine Arbeit verrichten, aber am siebten Tag ist Sabbat, ein Tag völliger Ruhe, heilig dem HERRN. Jeder, der am Tag des Sabbats eine Arbeit verrichtet, muss getötet werden. So sollen denn die Söhne Israel den Sabbat halten, um den Sabbat in all ihren Generationen zu feiern, als ewigen Bund. Er ist ein Zeichen zwischen mir und den Söhnen Israel für ewig. Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht, am siebten Tag aber hat er geruht und Atem geschöpft.“ Die Einhaltung der Sabbatruhe wird in diesen Versen als ein Zeichen und als ein Bund beschrieben. Aus welchem Grund? Der Sabbat ist ein Zeichen und ein Bund, der die Tatsache bezeugt, dass der Gott Israels der Gott ist, der die Welt in sechs Tagen erschaffen hat und am siebten Tage ruhte. Uns würde interessieren, wie jemand dies leugnen und dennoch behaupten kann, dass er den Gott anbetet, der die Welt in sechs Tagen erschaffen hat und am siebten Tage ruhte.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5913
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689).

Beitrag von Joschie »

4.Über die Schöpfung

I. Die Schöpfung im Überblick



I. Der Schöpfungsbericht

Ein weiteres entscheidendes Argument gegen diese These findet sich in der häufig vorkommenden wörtlichen Bezugnahme auf Personen und Ereignisse in 1. Mose 1-11 im Neuen Testament (Mt 19,4-6; 24,37-39; Mk 2,27-28; 10,6; Lk 3,23-38; 17,26-32; Joh 8,44; Röm 5,12-19;1Kor 11,7-12; 15,21-22.44-49; Eph 2,3; 5,31; 1Tim 2,13-14; Hebr 11,3-7;Jak 3,9; 1Petr 3,20; 2Petr 2,5; 3,5-6; 1Joh 3,8.12; Jud 14-15). Man kann 1. Mose 1-11 beim besten Willen nicht einfach elegant aus dem biblischen Organismus tilgen. Man kann diese Kapitel nicht wie ein Gerüst von einem Gebäude entfernen, nachdem die Malerarbeiten erledigt sind. Das wäre so, als wollte man von einem lebenden Tier den Kopf abreißen. Der Kopf mag nicht mehr da sein, aber alle möglichen Sehnen, Knochen und das ausströmende Blut zeigen nur zu deutlich, dass es kein Körperteil war, das einfach so weggelassen werden kann. In gleicher Weise kann 1. Mose 1-11 nicht aus der Bibel herausgerissen werden, ohne dass dabei der Rest des autoritativen biblischen Zeugnisses zurückbleibt, aus dem der Beweis für die Brutalität dieser Tat hervorquillt. Dieser Text kann nicht aus der Bibel gerissen werden, ohne damit auch die biblische Autorität und die biblische Religion mit zu entfernen. Die Theorie, dass 1. Mose 1,1-2,3 nur Füllmaterial wäre, hat unbemerkt den Materialismus der Evolutionstheorie mit übernommen. Der Materialismus geht davon aus, dass die gesetzmäßigen natürlichen Abläufe in der physikalischen Welt niemals durch etwas Übernatürliches beeinträchtigt werden. Daher sind Wunder bei einer materialistischen Weltsicht nicht denkbar. Mit der Übernahme der materialistischen Weltsicht verbindet sich dann auch die Verachtung der Vorstellung, dass Gott manche Dinge mit einem „scheinbaren Alter“ erschaffen hat, so dass sie, aus einem bestimmten Blickwinkel heraus betrachtet, älter zu sein scheinen, als sie es in Wirklichkeit sind. Zwei Dinge machen diese Ansicht aus biblischer Sicht völlig zunichte.Die Bibel weist ausdrücklich jene Vorstellung zurück, nach der die natürlichen Abläufe in der Welt stets unveränderlich nach demselben Muster ablaufen, und tritt unmissverständlich für eine Weltsicht ein, die von Ereignissen begleitet wird, die die Abläufe und Gesetze dieser Welt, wie sie von Gott erschaffen worden war, übersteigen. Hierbei darf man sich Wunder nicht so vorstellen, als ob Gott dadurch die Zusammenhänge der Naturgesetze und der natürlichen Abläufe gewaltsam außer Kraft setzt, die mit ihm ansonsten nichts zu tun haben oder ohne ihn existieren können. Naturgesetze beschreiben einfach die gewöhnliche Art und Weise, die der treue Schöpfergott gewählt hat, um in der Welt zu wirken. Wir wollen hier nur sagen, dass der Gott, der diese Naturgesetze erschaffen hat und der persönlich durch die natürlichen Abläufe, die von ihnen bestimmt werden, wirksam ist, nicht darauf beschränkt ist, so handeln zu müssen. Gott besitzt die Freiheit, derartige Naturgesetze zu übergehen und auf andere Weise zu handeln, um dadurch Sündern seine Herrlichkeit und Transzendenz zu offenbaren.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Benutzeravatar
Joschie
Moderator
Beiträge: 5913
Registriert: 28.02.2007 20:18
Wohnort: Hamburg

Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689).

Beitrag von Joschie »

4.Über die Schöpfung

I. Die Schöpfung im Überblick


I. Der Schöpfungsbericht



Die Schlüsselstelle, die diese Freiheit Gottes bekräftigt, ist 2. Petrus 3,1-13. Es ist bemerkenswert, wie der Materialismus in dieser Stelle abgewiesen wird. Die materialistische Weltsicht der natürlichen Zusammenhänge wird in Vers 4 sehr deutlich beschrieben. An diesem Vers erkennt man, dass die logische Notwendigkeit und die tatsächliche Schlussfolgerung davon die Leugnung des zweiten Kommens Christi ist. In Vers 3 wird diese Meinung Spöttern zugeschrieben, deren Denkraster und Lebenswandel von der Begierde beherrscht wird. Vers 5 zeigt, dass diese Sichtweise auf mangelnder Kenntnis beruht, die sich auf unzureichende und lückenhafte Beweismittel stützt.Dies ist auch eine beachtenswerte Bestätigung dessen, dass die Weltgeschichte von Gottes Handeln begleitet ist, welches die gewöhnlichen Abläufe in der Welt übersteigt. Nicht diese physikalischen Zusammenhänge, sondern das allmächtige Wort Gottes ist für das Bestehen der Welt verantwortlich, so sagt es der Apostel Petrus (Vers 5). Des Weiteren griff dasselbe allmächtige und wirksame Wort Gottes bereits in der Vergangenheit in die physikalische Weltgeschichte ein, indem es die gesamte Welt durch die Sintflut zerstörte (Vers 6). Derartige Ereignisse veranlassen uns nicht dazu, die übernatürliche Wiederkunft eines übernatürlich lebendigen Retters zu leugnen, vielmehr bestärken sie die Erwartung seiner Wiederkunft und dass er in der Lage ist, viele Dinge zu tun, die durch kein innerweltliches evolutionäres Muster erklärt werden kann, von dem die Anhänger des Materialismus sehr angetan sind (Verse 7-13). In der Bibel werden Ereignisse berichtet, die jeden wahren Christen dazu nötigen, in gewisser Weise und an einem bestimmten Punkt die Vorstellung von einem scheinbaren Alter anzunehmen. Zwei derartige Ereignisse sollen hier angeführt werden: 1. Mose 2,6 beschreibt die Erschaffung des Menschen. Wie alt mögen Adam und Eva für einen modernen Wissenschaftler ausgesehen haben, als sie am sechsten Tag erschaffen wurden? Zweifelsohne viel älter als nur einen Tag! In Johannes 2,1-11 wird berichtet, wie Jesus aus Wasser Wein machte. Dieser Wein hatte bestimmte physikalische Eigenschaften, die dem Speisemeister auffielen (Vers 10). Ein Wissenschaftler und selbst jemand, der kein Wissenschaftler ist, insbesondere ein Weinkenner unserer Tage, hätte an diesem Wein mit Sicherheit viele Dinge feststellen können, die auf ein weitaus höheres Alter als nur zehn Minuten hätten schließen lassen. Der Weinkenner wäre vielleicht sogar in der Lage gewesen, den Weinberg und die verschiedenen Traubensorten zu benennen, die den historischen Hintergrund für diesen „guten Wein“ abgaben. Aber all diese historischen Hinweise waren nur scheinbar echt, es gibt für sie aber keine Grundlage in der tatsächlichen Geschichte. Gerade die Tatsache von Wundern und übernatürlichen Ereignissen erfordert die Vorstellung von einem scheinbaren Alter. Wer das Konzept des scheinbaren Alters verachtet, verachtet damit auch die Möglichkeit von Wundern. Auf der anderen Seite lösen sich viele Probleme, die von der Evolutionswissenschaft gegenüber der biblischen Sicht vorgebracht werden, wenn man die Existenz von Wundern wie auch eines Konzepts des scheinbaren Alters akzeptiert.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Jörg
Moderator
Beiträge: 2832
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

4.Über die Schöpfung

II. Die Beschaffenheit des Menschen


In Kapitel 31, welches die Lehre vom Zwischenzustand des Menschen behandelt, werden die Belege für die dichotome Beschaffenheit des Menschen als Leib und Seele klar entfaltet. Die Scheidung von Leib und Seele im Tod und der Zwischenzustand des Menschen sind die klarsten Hinweise, mit denen die menschliche Dichotomie begründet werden kann. Und diese Tatsache ist sehr bedeutsam. Wenn nur der furchtbar unnormale Zustand des Todes Leib und Seele voneinander trennen kann, dann zeigt uns dies, dass der Leib keine Nebensächlichkeit für die menschliche Existenz ist. Der Mensch ist leiblich (1Mose 2,7; 3,19; Ps 90,3; Mt 28,6; Lk 24,7; Joh 5,28; 6,39-40; Apg 2,31-32; 24,15), aber der Mensch ist nicht nur Leib (Mt 10,28; 26,41; 1Kor 7,1.34; 2Kor 12,2; Jak 2,26). Aus der biblischen Lehre von der dichotomen Beschaffenheit des Menschen ergeben sich viele praktische Schlussfolgerungen:

1. Diese Lehre macht den Unterschied zwischen der biblischen Dichotomie von Leib und Seele und der griechischen Dichotomie deutlich. Für die griechischen Philosophen war der Leib bestenfalls wertlos und schlimmstenfalls wesensmäßig sündhaft. Auf der anderen Seite betrachtete man den Geist als nahezu (oder tatsächlich) göttlich und ewig.

2. Diese Lehre führt zu einem nicht lösbaren Konflikt mit der Lehre der Trichotomie. Im Zwischenzustand wird der Mensch in die zwei Elemente gespalten, aus denen er besteht, und er kommt an zwei (nicht drei) bestimmte Orte. (Der Leib des Gerechten kommt zum Beispiel ins Grab, und die Seele kommt in den Himmel, 2Kor 5,6-8.) Die Trichotomie (das ist die Vorstellung, dass der Mensch aus drei Grundelementen besteht — Leib, Seele und Geist) lässt sich mit der biblischen Lehre des Zwischenzustandes nicht vereinbaren, denn sie legt nahe, dass die Seele ein drittes zu unterscheidendes Element ist, das im Zwischenzustand einen dritten Aufenthaltsort erfordern würde.

3. Diese Lehre offenbart die Gefahr einer holistischen oder monadologischen Sicht vom Menschen. Diese Ansicht ist sehr populär geworden, auch unter Evangelikalen. Nachdem man die griechische Dichotomie von Geist und Fleisch als falsch erkannt hatte, hob man die Bedeutung des Leibes und die enge Einheit von seelischen und leiblichen Aspekten in der menschlichen Natur stärker hervor. Dies führte konsequenterweise zunehmend zu einer Leugnung des Zwischenzustandes und der getrennten Existenz der Seele in diesem Zustand. Umgekehrt ist die Lehre vom Zwischenzustand, die im gesamten Neuen Testament sehr klar bezeugt ist, der entscheidende Einwand gegen die holistische oder monadologische Sicht.

4. Diese Lehre verteidigt die Tatsache, dass die körperlichen Eigenschaften und das körperliche Verlangen richtig und gut sind. Sie wehrt sich gegen jegliche Tendenz zur Askese, die in der griechischen Dichotomie von Geist und Fleisch, verbunden mit einer Geringschätzung des Körpers, verwurzelt ist.

5. Die richtige Sicht der menschlichen Beschaffenheit geht von einem Zusammenwirken (1Mose 3,1-6; Röm 10,9) und einer Wechselwirkung (Spr 17,22; 18,14) zwischen Seele und Leib aus. Es gibt eine intime, geheimnisvolle Beziehung zwischen Seele und Leib, die sich gegenseitig beeinflussen.

6. Die fünfte Schlussfolgerung legt die sechste nahe: Es ist ein zweifacher Dienst gefordert, sowohl für die geistlichen als auch für die leiblichen Nöte von Menschen. Wenn wir den Seelen von Menschen dienen wollen, dürfen wir ihre leibliche Existenz nicht einfach vernachlässigen.

7. Daraus ergibt sich des Weiteren, wie notwendig es ist, auf viele menschliche Probleme sehr ausgewogen und realistisch einzugehen. So werden stark vereinfachende Lösungen vermieden, bei denen die Probleme ausschließlich auf physische oder geistliche Ursachen zurückgeführt werden.

8. Schließlich lässt dies erkennen, wie unnatürlich und richtiggehend schrecklich der Tod und die körperlose Existenz ist (vgl. Kapitel 31).
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2832
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

4.Über die Schöpfung

III. Die Identität des Menschen

Das Bekenntnis nimmt in diesem Kapitel auf die Tatsache Bezug, dass der Mensch „nach Gottes Ebenbild“ erschaffen worden ist (4,2). Diese Tatsache wurde in der Kirchengeschichte viel diskutiert, und das nicht ohne Grund, denn es ist ein unglaublich wichtiges biblisches Konzept. Zurecht fordert dies unsere Aufmerksamkeit, auch wenn sich unsere Darstellung auf das Wesentliche beschränken muss. Die Auseinandersetzung mit den biblischen Belegen soll unter den folgenden zwei Überschriften behandelt werden:

A. Das biblische Konzept vom Ebenbild Gottes

Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Menschen und dem Ebenbild Gottes? Wir dürfen uns die Ebenbildlichkeit Gottes nicht wie eine Beigabe zum Menschen oder eine menschliche Eigenschaft vorstellen. Wir sollten nicht einmal davon reden, dass der Mensch das Ebenbild Gottes besitzt. Denn das Ebenbild ist nicht etwas, was der Mensch besitzt. Es handelt sich vielmehr um etwas, was der Mensch ist. Der Mensch ist das Ebenbild Gottes. Die hebräischen Präpositionen, die in 1. Mose 1,26 verwendet werden („in unserem Bilde, nach unserem Gleichnis“ [ELB]), werden in 1. Mose 5,3 in umgekehrter Reihenfolge oder vertauscht gebraucht („in seinem Gleichnis, nach seinem Bilde“ [ELB]). Dies impliziert, dass sie beide dasselbe bedeuten. In dem Bedeutungsspektrum, das beide Präpositionen besitzen, gibt es nur eine Bedeutung, die sie gemeinsam haben, und diese lautet: Identität, Gleichheit. Beide Präpositionen weisen also darauf hin, dass der Mensch mit dem Ebenbild oder Gleichnis Gottes gemeint ist. Er ist das Ebenbild, er ist das Gleichnis Gottes. Diese Auslegung wird in 1. Korinther 11,7 voll entfaltet, wo es heißt, dass der Mann „Gottes Bild und Abglanz ist“. Was bedeuten die Ausdrücke „Bild“ oder „Ebenbild“ und „Gleichnis“? Zwischen „Ebenbild“ und „Gleichnis“ lässt sich kein bedeutender Unterschied feststellen. Beide sollen dasselbe Konzept zu vermitteln. Dies zeigt sich an der Tatsache, dass einer der beiden Ausdrücke genügt, um dieses Konzept zu beschreiben. Beispielsweise ist in 1. Mose 1,27 nur von dem „Bild“ die Rede, in 1. Mose 5,1 finden wir nur „Gleichnis“ (ELB), in 1. Korinther 11,7 und Jakobus 3,9 lesen wir wieder nur von dem „Bild“. Mit dem Wort „Bild“ ist hier eine „Abbildung“ oder das „Ebenbild“ gemeint (4Mose 33,52; 1Sam 6,5.11; Hes 7,20). Der Ausdruck „Gleichnis“(ELB) ist von einem Verb abgeleitet, das vergleichen bedeutet, und beschreibt etwas, das etwas anderem ähnlich sieht (2Kön 16,10; 2Chr 4,3; Jes 13,14; Hes 10,1). Mit beiden Worten wird die komplexe Vorstellung der sichtbaren Ähnlichkeit vermittelt.Die Vorstellung, dass der Mensch das Bild, das sichtbare Ebenbild, Gottes ist, ist äußerst interessant, besonders wenn man bedenkt, wie häufig bestimmte andere Bilder und Gleichnisse für Gott im Alten Testament verdammt werden (2Mose 20,4-6; Dan 3,1-18). Eine markante und verabscheuenswerte Eigenschaft dieser Bilder war ihr totes und lebloses Wesen (Ps 115,3-8). Dies verdeutlicht uns die Einzigartigkeit des Menschen als Ebenbild Gottes. Er ist das belebte oder lebendige sichtbare Abbild Gottes.
Zuletzt geändert von Jörg am 16.10.2012 07:33, insgesamt 1-mal geändert.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2832
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

4.Über die Schöpfung

III. Die Identität des Menschen

B. Theologische Beobachtungen zum Ebenbild Gottes

Worin besteht nun die Ebenbildlichkeit Gottes? Diese Frage steht im Zusammenhang mit anderen umstrittenen Fragen: Sind Engel im Ebenbild Gottes geschaffen? Ist der menschliche Körper Teil des Ebenbildes Gottes? Das biblische Konzept, das oben erläutert wurde, erfordert die Vorstellung, dass alles, was den Menschen zum lebendigen, sichtbaren Abbild Gottes macht, alles, was den Menschen zum Menschen macht, zu seiner Ebenbildlichkeit Gottes dazugehört. Die Identität des Menschen ist Gottes Ebenbild. Der Körper gehört mit dazu, denn die Sichtbarkeit ist ein Teil davon. Die Herrschaft wird ausdrücklich hervorgehoben (1Mose 1,26; Ps 8; 1Kor 11,7-8). Seine persönliches, intelligentes, moralisches Wesen ist von entscheidender Bedeutung (Kol 3,10; Eph 4,24). Alles, was den Menschen befähigt, Gott auf der Erde zu repräsentieren, hängt mit der Ebenbildlichkeit zusammen.Ist der gefallene Mensch Gottes Ebenbild? Dies ist natürlich der Kern der Debatte über die Ebenbildlichkeit Gottes. Viele theologische Traditionen haben diese Frage mit einem kräftigen „Nein“ beantwortet und darauf bestanden, dass der Mensch beim Sündenfall die Ebenbildlichkeit Gottes verloren hat. Das biblische Konzept der Ebenbildlichkeit macht uns deutlich, dass man die Frage so, wie sie oben gestellt wurde, unmöglich mit nur einem Wort beantworten kann. Eine solche Frage ist tatsächlich kaum in der Lage, das biblische Konzept in angemessener Weise zu würdigen. Die Ebenbildlichkeit Gottes ist die Identität des Menschen. Diese kann er nicht einfach verlieren. Daher bleibt der Mensch in gewisser Weise auch nach dem Sündenfall das Ebenbild Gottes (1Mose 5,1-3; 9,6: 1Kor 11,7; Jak 3,9). Die Frage muss vielmehr folgendermaßen lauten: „Ist der gefallene Mensch eine angemessene Abbildung Gottes? Ist er ein gutes oder verzerrtes Ebenbild Gottes?“ Die Antwort darauf lautet klar und deutlich, dass er ein sehr verzerrtes Ebenbild Gottes, eine sehr ungenaue Abbildung ist. Dieses Bild muss daher bei der Erlösung des Menschen erneuert werden (Kol 3,10; Eph 4,24). Der Mensch ist das Ebenbild Gottes. Er mag ein gutes oder schlechtes Abbild sein, aber er wird stets Gottes Ebenbild bleiben. Da die Identität des Menschen in der Ebenbildlichkeit Gottes besteht, folgt daraus, dass er stets in einer engen und unauflöslichen Beziehung zu Gott steht. Als das Ebenbild Gottes besitzt der Mensch eine solch enge Verbindung zu Gott, dass er seine Kenntnis von Gott niemals verlieren kann. Wenn er sich selbst kennt, muss er auch Gott kennen (Röm 1,18-21.32; 2,14-15). Da der Mensch Gottes Ebenbild ist, besteht seine gesamte Pflicht darin, Gott in dieser Welt abzubilden, ihn widerzuspiegeln oder ihn zu repräsentieren. Unsere moralische Pflicht besteht darin, Gott ähnlich zu sein und seinem Vorbild zu folgen (vgl. beispielsweise 1Mose 2,1-3). Da der Mensch Gottes Ebenbild ist, ist seine Sünde stets eine falsche Darstellung Gottes. Der Sünder repräsentiert Gott auf verkehrte Weise. Es ist entweder richtig oder verleumderisch, wie wir Gott darstellen, aber niemals moralisch neutral. Da dies so ist, kann Gott gottlosem Verhalten niemals gleichgültig gegenüberstehen. Er ist darauf bedacht, seinen guten Namen rein zu erhalten und sich selbst an denen zu rächen, die darin verharren, ihn falsch darzustellen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2832
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

5.Über die göttliche Vorsehung


1. Gott, der gute Schöpfer aller Dinge,1 erhält, leitet, lenkt und
beherrscht2 in seiner unendlichen Macht und Weisheit3 alle Geschöpfe und Dinge — vom größten bis hin zum kleinsten4 — durch seine vollkommen weise und heilige Vorsehung5 zu dem Ziel, zu dem sie geschaffen wurden6 — seiner unfehlbaren vorherigen Kenntnis und des freien und unwandelbaren Rates seines eigenen Willens entsprechend7—: dem Lob der Herrlichkeit seiner Weisheit, Macht, Gerechtigkeit, grenzenlosen Güte und Barmherzigkeit.8

1. 1Mose 1,31; 2,18; Ps 119,68.
2. Hebr 1,3; Jes 46,10-11; Dan 4,31-32; Ps 135,6; Apg 17,25-28; Hiob 38-41.
3. Ps 145,11; Spr 3,19; Ps 66,7.
4. Mt 10,29-31.
5. Spr 15,3; Ps 104,24; 145,17.
6. Kol 1,16-17; Apg 17,24-28.
7. Ps 33,10-11; Eph 1,11.
8. Jes 63,14; Eph 3,10; Röm 9,17; 1Mose 45,7; Ps 145,7.


2. Auch wenn der vorherigen Kenntnis und dem Ratschluss Gottes, der ersten Ursache, gemäß alle Dinge unwandelbar und unfehlbar geschehen, so dass es gar nichts gibt, was irgendjemandem durch Zufall oder ohne seine Vorsehung zustößt,1 hat er doch in derselben Vorsehung angeordnet, dass sich all dies nach der Art der zweiten Ursache zuträgt, entweder zwangsläufig, frei oder zufällig.2

1. Apg 2,23; Spr 16,33.
2. 1Mose 8,22; Jer 31,35; 2Mose 21,13; 5Mose 19,5; Jes 10,6-7; Lk 13,3.5; Apg 27,31;
Mt 5,20-21; Phil 1,19; Spr 20,18; Lk 14,25-35; Spr 21,31; 1Kön 22,28.34; Rut 2,3.


3. Gott macht in seiner üblichen Vorsehung von Mitteln Gebrauch,1 jedoch ist er frei, wie es ihm gefällt, ohne sie,2 über sie hinweg3 und gegen sie4 zu wirken.

1. Apg 27,22.31.44; Jes 55,10-11; Hos 2,22-23.
Über die göttliche Vorsehung 101
2. Hos 1,7; Lk 1,34-35.
3. Röm 4,19-21.
4. 2Mose 3,2-3; 2Kön 6,6; Dan 3,27.


4. Die allmächtige Gewalt, unerforschliche Weisheit und grenzenlose Güte Gottes offenbaren sich in seiner Vorsehung bis dahin, dass sein festgelegter Ratschluss sich sogar auf den ersten Fall und alle anderen sündigen Taten von Engeln und Menschen erstreckt.1 Dies geschieht nicht lediglich durch Zulassung, obgleich er sie mit größter Weisheit und Gewalt einschränkt, und andererseits in vielfältiger Fügung zu seinem heiligen Zweck hin leitet und lenkt,2 sondern so, dass die Sündhaftigkeit ihrer Taten nur von den Geschöpfen ausgeht und nicht von Gott, der vollkommen heilig und gerecht ist und weder Sünde hervorbringen noch gutheißen kann.3

1. Röm 11,32-34; 2Sam 24,1; 1Chr 21,1; 1Kön 22,22-23; 2Sam 16,10; Apg 2,23;
4,27-28.
2. Apg 14,16; 2Kön 19,28; 1Mose 50,20; Jes 10,6-7.12.
3. Jak 1,13-14.17; 1Joh 2,16; Ps 50,21.


5. Der vollkommen weise, gerechte und gnädige Gott überlässt seine eigenen Kinder oftmals für eine bestimmte Zeit vielfältigen Versuchungen und der Verdorbenheit ihres eigenen Herzens, um sie für ihre früheren Sünden zu züchtigen oder ihnen die geheime Kraft der Verdorbenheit und Unaufrichtigkeit ihres Herzens klar zu machen, damit sie gedemütigt werden. Er tut dies auch, um sie in eine engere und beständigere Abhängigkeit von seiner Hilfe zu bringen. Er tut dies ferner, damit sie sich bei künftigen Anlässen zur Sünde vorsehen, und er tut dies aus weiteren gerechten und heiligen Gründen.1 Daher geschieht alles, was immer einem seiner Erwählten widerfährt, nach seine Anordnung zu seiner Ehre und zu ihrem Besten.2

1. 2Chr 32,25-26.31; 2Sam 24,1; Lk 22,34-35; Mk 14,66-72; Joh 21,15-17.
2. Röm 8,28.


6. Von denjenigen bösen und gottlosen Menschen, die Gott als der gerechte Richter wegen früherer Sünden blind macht und verhärtet,1 hält er nicht nur seine Gnade zurück — wodurch sie in ihrem Verständnis hätten erleuchtet werden können und die sich auf ihre Herzen hätte auswirken können2 — sondern nimmt auch manchmal die Gaben, die sie hatten, wieder zurück3 und überlässt sie solchen Angelegenheiten, durch die ihre Verdorbenheit Gelegenheit zum Sündigen findet.4 Dabei überlässt er sie ihren eigenen Lüsten, den Versuchungen der Welt und der Macht Satans,5 wobei es geschieht, dass sie sich sogar unter dem Einfluss derselben Mittel selbst verhärten, die Gott benutzt, um andere zu erweichen.6

1. Röm 1,24-26.28; 11,7-8.
2. 5Mose 29,3.
3. Mt 13,12; 25,29.
4. 5Mose 2,30; 2Kön 8,12-13.
5. Ps 81,12-13; 2Thess 2,10-12.
6. 2Mose 7,3; 8,15.32; 2Kor 2,15-16; Jes 6,9-10; 8,14; 1Petr 2,7; Apg 28,26-27;
Joh 12,39-40.


7. So wie sich die Vorsehung Gottes im allgemeinen Sinne auf alle Geschöpfe erstreckt, so kümmert sie sich in ganz besonderer Weise um seine Gemeinde und bewegt alle Dinge zu ihrem Besten.1

1. Spr 2,7-8; Jes 43,3-5.14; Am 9,8-9; Röm 8,28; Eph 1,11.22; 3,10-11.21; 1Tim 4,10.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2832
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

Gliederung des Kapitels

Abschnitt 1
I. Die zusammenfassende Darlegung der Lehre


A. Der Urheber der Vorsehung: „der gute Schöpfer“
B. Die wesentliche Wirksamkeit der Vorsehung: „erhält, leitet, lenkt und beherrscht“
C. Die Grundlage der Vorsehung: „seiner unendlichen Macht und Weisheit“
D. Der Gegenstand der Vorsehung: „alle Geschöpfe und Dinge — vom größten bis hin zum kleinsten“
E. Das Wesen der Vorsehung: „durch seine vollkommen weise und heilige Vorsehung“
F. Der Einklang der Vorsehung (mit seiner Schöpfung): „zu dem Ziel, zu dem sie geschaffen wurden“
G. Die entscheidenden Ursachen für Gottes Vorsehung:
1. Gottes Wissen: „seiner unfehlbaren vorherigen Kenntnis“
2. Gottes Wille: „und des freien und unwandelbaren Rates seines eigenen Willens“
H. Das Ziel der Vorsehung: „dem Lob der Herrlichkeit“

Abschnitt 2-7
Die Hauptthemen dieser Lehre


2-3 A. Das Verhältnis zwischen der Vorsehung und dem Gebrauch von Mitteln
2a 1. Ein Zugeständnis
2b 2. Eine Erläuterung
3 3. Eine Einschränkung
4-6 B. Das Verhältnis zwischen der Vorsehung und der Tatsache der Sünde
4 1. Die Sünde im Allgemeinen
5 2. Sünde bei den Kindern Gottes
6 3. Sünde bei den Gottlosen
7 C. Das Verhältnis zwischen der Vorsehung und der Fürsorge für die Gemeinde1

Die Lehre von der göttlichen Vorsehung, wie sie in diesem Kapitel entfaltet wird, ist mit der Lehre von Gottes Ratschluss in Kapitel 3 eng verknüpft und baut auf ihr auf. Der Ratschluss ist die Blaupause oder der Bauplan. In der Vorsehung wird die Blaupause oder der Plan so ausgeführt, dass sie den tatsächlichen Verlauf der Geschichte bestimmt. Der Ratschluss fand in der Ewigkeit statt. Die Vorsehung findet in der Geschichte statt. Da das Kapitel über den Ratschluss Gottes bereits erklärt wurde und da sich der Text des Bekenntnisses von 1689 kaum von dem des Westminster Bekenntnisses und der Savoy-Erklärung unterscheidet, wird die hier dargebotene Auslegung sehr knapp ausfallen und sich auf die Lehre über das Verhältnis der Vorsehung zum Gebrauch von Mitteln und um die besondere Fürsorge für die Gemeinde, wie sie sich in diesem Kapitel wiederfinden, konzentrieren.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Antworten