G.D.Krummacher Andachten aus "Tägliches Manna"

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

Moderator: eddi

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Seid gewurzelt und erbauet in Christo, und seid fest im Glauben, wie ihr gelehrt seid, und seid in demselben reichlich dankbar.
Kolosser 2,7


Christus ist der Eckstein, ist das Fundament, worauf das ganze Gebäude unserer Seligkeit und Hoffnung ruht. Auf ihn erbaut man sich, wenn man sich auf ihn als seinen Stab stützt, von ihm allein alles Gute erwartet. Und das ist die Festigkeit im Glauben. Fest im Glauben sollen wir festhalten an der evangelischen Wahrheit, im Gegensatze gegen alle menschlichen Einfälle, wenn sie auch noch so einen großen Schein haben; festhalten an der Gnade bei allen menschlichen Anfechtungen, Dunkelheiten und Versuchungen; festhalten an der Verheißung, auch wenn ihre Erfüllung nicht so bald erfolgt; festhalten an unserm guten Vorsatze, und kämpfen den Kampf, der uns verordnet ist, bis wir vom Glauben zum Schauen gelangen, und die Krone der Ehre bekommen. Ist man nun so in Christus gewurzelt und erbaut, ist man so fest im Glauben, so kann man in demselben auch reichlich dankbar sein. Das erleuchtete Auge Pauli erblickte in Christus Jesu eine ungemeine Fülle des Heils und der Gnaden; daher wollte er, dass man sich nicht sollte mit etwas Wenigem zufrieden geben, sondern darauf bedacht sein, von dieser Gnadenfülle recht viel zu bekommen. Ist nun der Glaube recht lebendig, so entsteht daraus auch eine fröhliche Dankbarkeit für die vielen und unschätzbaren Wohltaten, die man durch den Glauben empfängt. Man muss darum nicht verzagen, wenn man sich noch so weit zurück sieht, aber auch dabei nicht stille stehn, dass man einige Gnade empfangen hat. Doch ist das auch die Art der echten

Gnade, dass sie gerne vorwärts will.
Bei diesem Grunde will ich bleiben,
So lange mich die Erde trägt.
Das will ich denken, tun und treiben,
So lange sich ein Glied bewegt.
So sing' ich ewig höchst erfreut:
O Abgrund der Barmherzigkeit!

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch.
Philipper 4,4


An der Tat eine sehr angenehme Pflicht, zu deren wirklicher Ausübung gar mancherlei erfordert wird, die von den Gläubigen in sehr unterschiedlichem Maße geübt wird. Es gibt allerdings unter ihnen solche, welche als auf ebener Bahn geführt werden, deren äußere und innere Stellung, deren Temperament und körperliche Konstitution, so wie die Gnade, die in ihnen lebt, samt ihren Verhältnissen, zusammen wirken, um sie in einer gleichförmigen Heiterkeit fortwandern zu lassen. Sie sind eben so entfernt von besondern Leiden, als auch von ausgezeichneten Freudenbewegungen, und halten sich auf einer gewünschten Mittelstraße. Wie selten aber sind solche Seelen, welche, wie Jakobus sagt, also in das Gesetz der Freiheit durchschauen, dass sie in demselben beharren – bei denen ein festes und einträchtiges Wesen begründet ist. Da ist's freilich nur Gott, der uns im Christentum befestigt. Es ist aber doch nichts Unmögliches, sondern kann wohl von der Gnade verliehen werden, dass sie wirklich Paulus auf eine bleibende Weise nachsagen können: Ich bin gutes Mutes in Schwachheit, in Schmach, Nöten, Ängsten und Verfolgungen, denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark. Es bedarf nur des Gebets: Schöpft nun, so wird Jes. 12 erfüllt: jauchze und rühme, du Einwohnerin zu Zion, denn der Herr ist groß bei dir.

Weicht, ihr Trauergeister.
Denn mein Freudenmeister
Jesus tritt herein.
Duld' ich hier schon Spott und Hohn,
Dennoch bleibst du auch im Leide,
Jesu, meine Freude.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Was Gott verheißt, das kann er auch tun.
Römer 4,21


Gewöhnlicherweise unterstützt der Herr den Glauben durch das Licht seines Worts der Verheißung. Genießt der Gläubige auch gerade nichts besonders Tröstliches und Erquickendes, so kann er dagegen eine solche Zuversicht erzeugende Einsicht in die göttlichen Verheißungen haben, die in Christus Jesu Ja und Amen sind, dass er jene Empfindungen gegen diese gutwillig entbehrt, da dies weit dauerhafter ist. Dies Licht kann ihm so nahe liegen, dass er auch andren rät, es so zu machen, wie er, und auf das bloße Wort zu trauen. Der Weg ist ganz richtig. Was der Herr zusagt, hält er gewiss. Man kann sich festtäglich darauf verlassen, mag sich auch ereignen, was da will. Haben wir ein Wort Gottes für uns, so gehe es,wie es will. Was er verheißen hat, das kann, das wird, das will, das muss er halten. Aber was fängt man mit den Verheißungen an, wenn man im Dunkeln wandelt, und es einem nicht scheint? In der Nacht sieht man wohl die höchsten Bäume und Türme nicht. Wenn Abraham nach empfangener Verheißung doch vor der Geburt eines Sohnes besorgt, um's Leben gebrachten werden, so leuchtete ihm die Verheißung nicht so ein, dass er gehörig damit wirksam sein konnte. Können sie nicht auch einen gesetzlichen Charakter annehmen, und sich auf solche Bedingungen stützen, die allen Trost rauben, der sonst drin liegt? Überhaupt muss man den Geist aus Gott empfangen, um wissen zu können, was uns von ihm gegeben ist.

Sein Geist spricht meinem Geiste
Manch süßes Trostwort zu,
Wie Gott dem Hilfe leiste,
Der bei ihm suchet Ruh'.

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Und (die Sünderin) trat hinten zu seinen Füßen und weinete, und fing an seine Füße zu netzen mit Tränen.
Lukas 7,38


Solchen Tränen kann der barmherzige Herr nicht widerstehen. Der Erzvater Jakob bekämpfte und besiegte ihn mit diesen Waffen. – Hiskia weinte sehr, und so kam das Wort des Herrn zu Jesaja, der noch nicht halb aus der Stadt war, und musste ihm sagen: Der Herr hat deine Tränen gesehen. Siehe, ich will dich gesund machen, erretten und beschirmen. –Nichts Schöneres als ein weinender Sünder. Solchen Anblicks freuen sich selbst die Engel. Wie süß ist es auch, sich an den Füßen des Heilandes auszuweinen, süßer oft, als ein eigentlicher Trost. Die Beugung, die Zerknirschung, die Wehmut, deren Frucht diese Tränen, sind was gar Liebliches. Und wie gern weinte sie manche Seele, deren geängsteter Geist keine Luft schöpfen, keinen Atem holen kann, die sich hart, dürr und verstockt fühlt, und aus deren Brust sich nur beklemmte Seufzer loswinden. Aber auch diese Seufzer sind dem Herrn eine liebliche Musik. Er hört das Seufzen des Elenden, und schaut das Elend und den Jammer. Ps. 10. Das geängstete und zerschlagene Herz will Er nicht verachten, vielmehr ist es ein Opfer, das ihm gefällt.

Sieh', hier bin ich, Ehrenkönig!
Lege mich vor deinen Thron;
Schwache Tränen, kindlich Sehnen
Bring' ich dir, du Menschensohn.
Lass dich finden, lass dich finden
Von mir, der ich Asch' und Ton.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Der Herr verziehet nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten; sondern er hat Geduld mit uns, und will nicht, dass Jemand verloren werde, sondern dass sich jedermann zur Buße kehre.
2. Petrus 3,9


Die Jünger fragten kurz vor der Himmelfahrt, ob jetzt die Zeit da sei, wo Christus das Reich Israel wieder aufrichten wolle, welches sie zugleich sehr wünschten. Sie bekamen aber die bekannte Antwort: Euch gebühret nicht zu wissen Zeit und Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat. Damit sollte man sich stets begnügt, und sich, statt aller Berechnungen, haben angelegen sein lassen, zu jeder Zeit wachend und mit brennenden Lampen, oder wenigstens genügsamen Öl in den Gefäßen, erfunden zu werden. Um gegründete Rechnungen anzustellen, ist nach der ausdrücklichen Versicherung des göttlichen Worts, Weisheit erforderlich, und die ist sicherlich bei denen nicht anzutreffen, die sie zu besitzen meinen, wie das nämliche Wort ebenfalls versichert. Habakuk sagt: Ich stehe auf meiner Hut und trete auf meine Feste, und schaue und sehe zu. Die Weissagung wird ja noch erfüllt werden zu seiner Zeit, und wird endlich frei an den Tag kommen und nicht außen bleiben; ob sie aber verzieht, so harre ihrer, denn sie wird gewisslich kommen und nicht verziehen.(Habakuk 2,1.3.) Nicht nur Glaube, sondern auch Geduld, wird für notwendig erklärt, die Verheißung zu empfangen, und Petrus verbindet das Warten mit dem Eilen.

Mich verlangt, dich mit der Schar,
Die dich lobet, anzuschauen;
Die da weidet ohn' Gefahr
Auf den schönen Himmelsauen,
Die nicht mehr in Furcht darf stehn,
Und nie mehr kann irre gehn.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Wie wart ihr dazumal so selig.
Galater 4,15


Paulus erinnert die Galater an die Vorzeit, an den damals genossenen Frieden und empfundene Liebe. Die meisten Gläubigen haben dergleichen merkwürdige Punkte in ihrer Lebensbahn, deren Andenken ihnen Freude machen kann. Dies ist sowohl ihr Zug zu dem Herrn überhaupt, als auch ein- zelne Rettungen und Tröstungen insbesondere. Wie Hiskia sich vor der erfahrenen Betrübnis seiner Seele selbst scheuen wollte sein Leben lang: so blieb es ihm auch unvergesslich, wie herzlich der Herr sich seiner Seele angenommen, und alle seine Sünden hinter sein Angesicht zurückgeworfen hatte. Wenn David sagt: Da vergabst du mir die Schuld meiner Übertretung, – so blieb ihm dies lebenslänglich ein merkwürdiges und seiner Rückerinnerung süßes Da, welches Ort und Zeit bezeichnet. Unvergesslich und auf eine angenehme Weise unvergesslich bleibt ihnen jene Schriftstelle, welche ihnen mit besonderer Kraft in's Gemüt geprägt wurde, sei es der Spruch: Es ist je gewisslich wahr und ein teuer wertes Wort, dass Jesus Christus gekommen ist, Sünder selig zu machen; oder die Stelle: Die Sünde wird nicht über euch herrschen können, denn ihr seid nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade; oder eine andere. Auf eine süße Weise unvergesslich bleibt es ihnen, wie es ihnen zum ersten und anderen Male verliehen wurde, Christus mit voller Zuversicht des Glaubens anzunehmen und sich zuzueignen, und Paulus durch den heiligen Geist das große Wort nachzusagen: Ich bin gewiss. Darum sagt auch David: Vergiss nicht, O meine Seele! was der Herr dir Gutes getan hat; und Gott selbst versichert: Ich denke daran, was ich ihm geredet habe, darum bricht mir mein Herz gegen ihn, dass ich mich seiner erbarmen muss. (Jer. 31,20).

Das ist mir sonnenklar,
Dass ich des Heilands war
Von meiner ersten Wiegen;
Ich weiß es an den Zügen
Die sich seit so viel Jahren
An mir offenbart.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Gleichwie wir des Leidens Christi viel haben, also werden wir auch reichlich getröstet.
2. Korinther 1,5


Ein Christ hat so wenig Ursache zu glauben, er werde vor Leiden gesichert sein, dass er sich vielmehr auf neue und ungewohnte gefasst halten mag, und muss eher auf Zu- als Abnehmen derselben denken. Wie sollte er auch nur begehren, der Leiden in der Gemeinschaft Christi überhoben zu bleiben? Dann müsste er ja Verzicht tun auf eins der deutlichsten Zeichen der göttlichen Liebe und Kindschaft, Verzicht tun auf eine Hauptähnlichkeit mit Christus, und auf eine ewige über alle Maßen wichtige Herrlichkeit, welche die Trübsal wirkt. Die Kirche rühmt sich auch der Trübsale; (Röm. 5,3). Versuchungen sind eine sehr schmerzhafte Art von Leiden, mag gleich Gott kein Versucher zum Bösen sein, sondern ein Jeglicher von seiner eigenen Lust versucht werden. Sie bestehen in Reizungen zum Bösen, welche einem wahren Christen ein um so empfindlicheres Leiden sind, je mehr er in der Heiligung gefördert wird. Davon befreit zu sein, würde ihm der Himmel auf Erden sein, wie ihnen der Himmel eben mit aus dieser Ursache so köstlich ist. Es gibt mancherlei Versuchungen, und unter diesen manche erschreckliche. Doch ist nicht nötig, sie näher zu bezeichnen. Genug, es gibt keine Lehre der Verheißung, oder der Christ kann zum Bezweifeln, kein Gebot, oder er kann zu dessen Übertretung, nichts Verbotenes, oder er kann zu dessen Bekehrung gereizt, heftig versucht werden. Davon wäre nun ein jeder Christ ungemein gern frei. Aber diese gänzliche Befreiung ist für diese Welt nicht zugesagt. In welche Versuchung kam Abraham, Jakob, Joseph, Hiob, ja unser Herr selbst! Aber der Herr weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu erlösen. 2. Petri 2,8.

Darum trage deine Ketten
Meine Seel', und dulde dich,
Gott wird dich gewiss erretten,
Das Gewitter legt sich.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Darum meine lieben Brüder, seid fest, unbeweglich, und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, sintemal ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.
1. Korinther 15,18


Wir sollen uns eifrig angelegen sein lassen, immerdar zuzunehmen in dem Werke des Herrn, immer mehr und völliger abzulegen die Sünde, die uns immerdar anklebt und träge macht, auszuziehen den alten Menschen, der durch Lüste in Irrtum sich verderbt, und uns erneuern in dem Geist, und anziehen den neuen Menschen, der nach Gott geschaffen ist, in rechtschaffener Gerechtigkeit und Heiligkeit. Nicht zufrieden, nur einen Anfang im Guten gemacht zu haben, oder gar dafür zu halten, als seien wir schon vollkommen, und hätten es schon ergriffen, sollen wir ihm unausgesetzt nachjagen, ob wir es ergreifen mögen, nachdem wir von Jesu Christus ergriffen sind. Wer aber Sünde tut, ist vom Teufel. Wer Jesus nicht eben so begierig zur Weisheit und Heiligung als zur Gerechtigkeit und Erlösung annimmt, ist darauf aus, den Unteilbaren zu teilen, und bekommt ihn gar nicht. Wo Christi Blut wirklich hinkommt, da reinigt es, und wo es diese Wirkung nicht hat, da ist es auch nicht. Jagt deshalben nach der Heiligung, ohne welche wird Niemand den Herrn sehen; ja lasst uns fortfahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes, und uns reinigen von aller Befleckung des Fleisches und Geistes!

Sollen und nicht wollen, das ist eine Schande
In dem ew'gen Vaterlande.
Will man ehrlich bleiben, und vor Gottes Herden
Nicht ein böser Bube werden,
Muss man sich Lediglich
Dem zum Knecht ergeben,
Dem wir alle leben.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Mein Sohn, achte nicht gering die Züchtigung des Herrn, und verzage nicht, wenn du gestraft wirst.
Hebräer 12,5


Die Züchtigung entspringt aus der Liebe und Sorge für das Kind, und je inniger und verständiger sie ist, und je wichtiger die Bestimmung des Kindes, desto genauere Zucht. Soll jemand etwas gründlich erlernen, so wird man ihm auch den geringsten Fehler nicht übersehen, und das liebste Kind die genaueste Aufsicht erfahren. Züchtigungen haben allerdings etwas Schmerzhaftes, mehr oder weniger. Bald treffen sie äußere Verhältnisse, bald sind es innere Leiden, Verbergung des göttlichen Gnadenantlitzes, Mangel an Freudigkeit und Trost, Zurückziehung der Gabe des heiligen Geistes, ja Empfindung des göttlichen Missfallens. Er macht die Seinen auserwählt in einem Ofen des Elends. Die Züchtigung setzt Unarten voraus. Und die haben auch Kinder Gottes noch an sich, und es mit einem Vater zu tun, dem es genau hält. Dulden wir den Staub auf unserm kostbarsten Haushalt am wenigsten, viel weniger Gott an den Seinen. Es handelt sich hier aber nicht bloß um Handlungen und Worte, sondern um Gedanken, Gesinnungen, Beweggründe und Absichten. Nichts Unlauteres geht hier auf die Dauer durch, und der Apostel setzt es 1. Kor. 3,13 als eine allgemeine Regel fest: ein jegliches Werk, welcherlei es sei, werde durch's Feuer bewahrt. Ihre Absicht und Wirkung ist die Ausmerzung dieser anklebenden Unarten. Sie demütigen, sie läutern, sie witzigen, sie bewahren. Mit einem Wort, sie sind neben dem Wort das Mittel, dass wir seine Heiligung erlangen. Und sie ist das Höchste, was wir erlangen mögen.

Sauer ansehen, schelten und schmähen
Pflegt nur die Spreu von dem Weizen zu wehen,
Treibet zu Jesu und mehret den Mut;
Unserm Inwendigen ist es sehr gut.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.
2. Korinther 11,9


Überhaupt kann das Christen – Leben schon wegen der beständigen und immer zunehmenden Abhängigkeit von dem Herrn und seiner Gnade, der Natur nicht anstehen. Verbot Christus nicht aus dem nämlichen Grunde seinen Jüngern, weder vorrätiges Geld noch sonst was mit auf die apostolische Missionsreise zu nehmen, noch auch sich auf das, was sie reden sollten, vorzubereiten; es soll euch zur Stunde gegeben werden. Wer dies für eine leicht zu befolgende Verhaltungsregel hält, der muss sich selbst noch wenig kennen. Nicht bloß zur Stunde, wo man es bedarf, sondern im Voraus hätte man es gern, und zwar nicht im Glauben, sondern in eigentümlichem Besitz. Es wäre in der Tat der Natur etwas sehr Angenehmes, so viel Vortrefflichkeit in sich selbst zu haben, dass man davon besten und damit ausreichen könnte. Aßen unsere Eltern nicht eben deshalb von dem Baume? Es ist uns nicht anständig in Christo; lieber wollten wir in uns selbst vollkommen sein. Aber das gibt nicht. Willst du ein Jünger Jesu sein, so sorge nur für ein leeres Gefäß, und bequeme dich zur geistlichen Armut. Erhebe dich zu einem mächtigen Vertrauen, dass eher junge starke Löwen werden Hunger leiden, als dass die, so den Herrn fürchten, nicht sollten genug haben. Lerne die großen evangelischen Worte verstehen, wo es heißt: Als die Armen, die doch Viele reich machen, als die nichts haben, und doch Alles haben. Bist und bleibst du denn auch stets in Einer Armut, weißt du dies Mal so wenig durchzukommen, wie das andere Mal, so sei seine Gnade dir genug, denn seine Kraft ist in dem Schwachen mächtig.

Gott, der uns ihm hat auserwählt,
Der weiß am besten, was uns fehlt.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit.
Psalm 121,8


Der Zweck des Behütens ist die Fortsetzung des Segens, vom kleinen Beginnen bis zur Vollendung aller seiner Staffeln und Teile nach Leib und Seele. Was kann herrlicher, erwünschter sein! Gleich beim ersten Tritt auf dem Wege schon so gut wie ganz gewiss am Ziele zu sein, und an welchem! Wo findet sich das außer dem Reiche Gottes? Der Zweck der Behütung ist ja, wie gesagt, die glückliche Beseitigung aller Gefahren selbst, oder Erhaltung in denselben und wäre es ein feuriger Ofen, oder eine Löwengrube, oder der Palast eines Potiphars oder Kaiphas, ist die Beschaffung alles Nützlichen und Heilsamen. Wie man die Vorsehung eine fortgesetzte Schöpfung, so mag man das Behüten ein fortgesetztes Segnen nennen. Liegt der Grund, warum der Segen sich zu uns wendet, nicht in uns, sondern au ß er uns, in der Gnade, so liegt auch keiner in uns, die wir nichts als Sünder und von Natur geneigt sind, Gott und unsern Nächsten zu hassen, warum er nach Gottes Vorsatz und Gnade aufhören sollte. Das ist der Zweck, dass Christus nichts verliere von dem, was ihm sein Vater gegeben hat, sondern dass er es auferwecke im jüngsten Tage.

Breit' aus die Flügel beide,
O Jesu, meine Freude,
Und nimm dein Küchlein ein!
Will Satan mich verschlingen,
So lass die Engel singen:
Dies Kind soll wohl bewahret sein.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Gott hat mein Herz blöde gemacht, und der Allmächtige hat mich erschrecket.
Hiob 23,16


Es ist gar keine ungewöhnliche und seltene Erscheinung, dass auch solche Personen, welche die kräftigsten und durchdringendsten Versicherungen von ihrer, bei dem Herrn erlangten Gnade, empfangen haben, doch hernach von heftigen Zweifeln angefochten werden, welche jedoch nichts gegen die Richtigkeit ihrer Begnadigung beweisen. Denn Zweifel sind keine Beweise Gnade haben und wissen, dass man Gnade hat, ist zweierlei, und Ersteres kann gar wohl ohne Letzteres sein, und ist es nicht selten. Zwar sollte man es kaum für möglich halten, dass jemand, der ein oder gar mehrmals von der erlangten Gnade Versicherung empfing, die jeden Zweifel daran, so zu reden, unmöglich machte, doch wieder tüchtig daran zweifeln könne. Es geschieht aber doch wohl, bald wegen eines begangenen Fehlers, bald auch ohne dies. Und das ist auch heilsam aus vielen Ursachen. Der Christ soll nicht auf seine erlangte Versicherung, sondern auf Christus sein Vertrauen allein setzen, und sobald jene daran hindert, ist es nützlich und nötig, dass sie angefochten wird. Es dient auch zu seiner Demütigung. Er lernt seine Schwachheit kennen, um auch das nur fest zu halten, was er doch so fest zu haben meinte: seine Abhängigkeit von dem Herrn, da er nichts nehmen kann, was ihm nicht von oben herab gegeben wird u.a.m. Es ist aber etwas ungemein Köstliches und Nötiges, mit David sagen zu können: Da, zu der Stunde, unter den Umständen, nachdem das und das vorgegangen war, da vergabst du mir die Missetat meiner Sünde, und das hatte bei mir die und die fröhlich-, heilig- und seligmachende Wirkung, und brachte eine ganze Umänderung bei mir zuwege. Mag das denn auch nachher bestritten werden, so bleibt es doch fest, sollte die Seele sich auch gerade nicht daran halten können.


Ich lag in Not, er kam mit Hilf' hernieder;
Drum, Seele, kehr' zu deiner Ruhe wieder,
Gott tut dir wohl, er ist dein höchstes Gut.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Der Wandel sei ohne Geiz, und lasst euch begnügen an dem, was da ist, denn Er hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen noch versäumen.
Hebräer 13,5


Lasst euch begnügen an dem, was da ist, heißt es, Und Paulus sagt: Ich habe gelernt, bei welchem ich bin, mir genügen zu lassen. Man lerne die große Kunst, zufrieden zu sein. Sie hängt gar nicht von äußeren – ich weiß nicht, ob ich hinzu setzen darf: und von inneren – Umständen ab. Sie ist ein Gut für sich. Wer's hat, der hat's; wer's nicht hat, wie wird er daran kommen? Denkt jemand, wenn dies anders wäre, so würde ich zufrieden sein, der verrechnet sich; denn die Zufriedenheit musst du in dir selbst finden, oder du findest sie gar nicht. Lies in dieser Beziehung das merkwürdige Predigtbuch, worin du auch unter andern finden wirst, dass ein fröhlicher und guter Mut eine Gabe Gottes sei. Kap. 2,24. So ist es. Das Entbehren der Kreatur kann uns Gott ersetzen, aber das Entbehren Gottes ersetzt alle Kreatur nicht. Durstet deshalb nach Gott! Das Manna des Evangeliums ist Vielen auch eben so sehr zum Ekel geworden, als den Juden ihr Manna. Wenn euch die Barmherzigkeit widerführe, dass euch euer Sündenelend drückte, o! wie geflissentlich würdet ihr euch – seid ihr, wer ihr wollt – nach dem verachteten Evangelium umsehen, und wie ein Bienlein aus dieser Blume etwas Honig zu saugen suchen.

Gib, dass Ägyptens Fleischtopf nie
Von dir, o Himmelsbrot, mich zieh
Zum Lockaas böser Lüste.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Aber das Jerusalem, das droben ist, das ist die freie, die ist unser aller Mutter.
Galater 4,26


Dies ist das neue Jerusalem, welches Johannes sah von Gott aus dem Himmel herabfahren, zubereitet als eine geschmückte Braut ihrem Manne, und hörte eine große Stimme von dem Stuhl, die sprach: Siehe da, eine Hütte Gottes bei den Menschen, und Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Er selbst Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein. Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihrem Angesichte, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein. Offenb. 21. Dies ist ein Bild der Gemeinde Jesu Christi, nach demjenigen betrachtet, was sie schon hienieden in Ihm ist, welches sich in künftiger Zeit
noch näher erweisen wird, da es bis jetzt nur noch im Glauben wahrgenommen wird. Es ist himmlisch, denn ein nicht geringer, wo nicht gar der größte Teil, ist schon im Himmel, wiewohl noch eine Zahl wird hinzugetan werden, die Niemand zählen kann, aus allen Völkern, wenn ihm Kinder geboren werden wie der Tau aus der Morgenröte. Obschon hier auf Erden, hat sie doch ihren Ursprung und Wurzel, ihr Bürgerrecht, Heimat und Schatz im Himmel, wohin auch ihr Sehnen gerichtet ist, und von dannen sie wartet auf ihres Leibes Erlösung. Ja, in Christus Jesu ist sie schon in's himmlische Wesen versetzt, wiewohl sie noch hienieden wallt, und traurig ist in mancherlei Anfechtung, doch so, dass der Gott aller Gnade sie wird vollbereiten, stärken, kräftigen, gründen.

Ich reise nach dem Vaterland,
Nach dem Jerusalem, das droben
Gott selbst als eine feste Stadt
Auf Bundesblut gegründet hat,
Da werd' ich meinen Gott stets loben.

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen.
Römer 7,22


Das Herz des Gläubigen ist eben so beschaffen, wie das Herz anderer Menschen, nur mit dem wichtigen Unterschiede, dass bei jenen ein göttlicher Same ist, der sich allem Sündlichen kräftig und nachdrücklich widersetzt, es mehr und mehr, und zuletzt ganz vollkommen verdrängt und überwindet. Dazu sind sie berufen. Ihr tägliches Geschäft ist es, nicht dem alten Menschen seinen Willen zu lassen, sondern ihn aus- und den neuen Menschen anzuziehen, und sich stets zu erneuen in dem Geist ihres Gemüts. Nicht sollen sie, mit sich selbst vergnügt, untätig und unwirksam sein, und sich einbilden, als wären sie schon am Ziele; sondern weil sie so teure Verheißungen haben, sollen sie fortfahren mit der Heiligung; nicht meinen, sie hätten's schon ergriffen und seien vollkommen, sondern ihm nachjagen, ob sie's ergreifen möchten, nachdem sie von Christus Jesus ergriffen worden sind. Auf diesem Wege wird ihnen erst recht kund werden das tiefe Verderbnis ihres Herzens, die schreckliche Ohnmacht ihres Fleisches, die gräuliche Kraft der Sünde, die Unzulänglichkeit des Gesetzes und aller eigenen Bemühungen, die List des Teufels und die unaussprechliche Notwendigkeit der Gnade unseres Herrn Jesu Christi, so wie namentlich seiner Gerechtigkeit und seines Geistes, und die siegende Macht seines Geistes.

Das ist mein Schmerz, das kränket mich,
Lass ich nicht g'nug kann lieben dich,
Wie ich dich lieben wollte.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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