Terri Schiavo

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Moderator: Jörg

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Stefan Pohl
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Terri Schiavo

Beitrag von Stefan Pohl »

Wie denkt Ihr eigentlich über das Ableben Terri Schiavos?
Hier scheinen die Meinungen ja auch unter ernsthaften Christen weit auseinanderzugehen. Ich selbst bin zwar in der Lebensrechtsbewegung, also gegen Abtreibungen, aktiv, kann aber im Einstellen von künstlichen lebensverlängernden Maßnahmen zum Lebensende hin kein Unrecht sehen. Uwe Siemon-Netto dagegen (Idea 13/05) hält dies für einen Verstoß gegen Naturrecht und spricht gar von einer Dämonisierung der Justiz.

Natürlich möchte niemand gern dem Belieben eines Richters anheimgestellt werden, aber kein Richter würde jemanden dazu verurteilen, 15 Jahre lang unterbrechungslos an ein Bett gefesselt zu werden. Und wenn er es täte, würde die Gesellschaft den Vollzug eines solchen Urteils verhindern, denn die (amerikanische) Verfassung verbietet ungewöhnliche und grausame Strafen. Allein eine Mafia aus Ärzten und Pharmazeuten darf solche Urteile verhängen und nebenher an deren Vollzug gigantische Beträge verdienen. 15 Jahre dieserart eingesperrt im eigenen Körper – das sind vermutlich 15 Jahre Folter.
Noch weniger als einem (ungerechten) Richter möchte ich den Intensivmedizinern in die Hände fallen. Denn dann gibt es weder ausreichende gesellschaftliche Kontrolle noch Berufungsmöglichkeiten, zumal, wenn das eigene Bewußtsein oder die eigenen Mitteilungsmöglichkeiten eingeschränkt sind. Menschen, die noch vor wenigen Jahrzehnten vielleicht früh, aber doch einigermaßen in Würde gestorben wären, werden heute durch künstliche Lebensverlängerung zu Versuchs- und Verdienstobjekten der Intensivmediziner. Insofern ist der Konflikt um Terri Schiavo überhaupt erst künstlich (der Brite würde sagen »manmade«, also »von Menschen gemacht«) herbeigeführt worden. Ursache ist wohl das Nicht-sterben-wollen um jeden Preis, vor dem wir allerdings spätestens seit Hiskijah gewarnt sind und das strenggenommen eine Form des Unglaubens ist.

Da Siemon-Netto schon einmal den etwas unscharfen Begriff »Naturrecht« bemüht: Im Falle Schiavo lag die Entscheidungsgewalt nach ebendiesem Naturrecht, vor allem aber auch nach klar definiertem biblischem Recht eindeutig bei dem Ehemann. Hat er gelogen, so wird er sich dafür vor Gott verantworten müssen, Außenstehende haben das aber nicht zu beurteilen; sie können dies ja auch gar nicht. Als dämonisch ist somit nicht das Verhalten der Richter zu beurteilen, sondern das Verhalten der Eltern und einiger Politiker, die die Verantwortlichkeit und Autorität des Ehemannes glatt verleugnet haben und damit weiter zur Beseitigung der letzten Reste biblisch begründeten Familienverständnisses in den westlichen Gesellschaften beigetragen haben. Ob dieser Ehemann dieses Verständnis selbst teilt oder vielleicht durch sein sonstiges Verhalten in Frage gestellt hat, ist nachrangig; die Verantwortung für seine Frau konnte und durfte ihm niemand abnehmen, er muß ja auch selbst darüber Rechenschaft ablegen.
Hier mögen die meisten von uns dankbar sein, daß sie die Last dieser Entscheidungsverantwortung nicht tragen mußten. Für mich selbst möchte ich bemerken, daß ich mein Leben und Sterben doch lieber in der Hand Gottes weiß als in der der Ärzte.
Gemäß Mt. 7, 12 (Alles daher, so vieles, wie ihr wollt, daß euch die Menschen tun, also tuet auch ihr ihnen, denn dies ist das Gesetz und die Propheten.) hätte ich wohl nicht anders entscheiden können.

drtraub
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Wasser

Beitrag von drtraub »

Lieber Stefan,

viele Menschen machen sich gar keine Vorstellung davon - aus Gründen, die mir nicht nachvollziehbar sind - wie der Tod beim Abstellen der Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr eigentlich eintritt. Dazu habe ich für den Newsletter unserer Gemeinde einen Artikel verfasst, den ich jetzt hier einstelle. Vielleicht hilft das weiter.

Es ist dunkel, sie kann nichts erkennen. Es ist absolut still. Sie weißt nicht woher sie kommt oder wohin sie geht. Sie weißt nichts von Zeit. So verbringt sie das Leben, ohne es zu wissen. Keine Erinnerung an vorher, kein Gedanke an nachher.

Plötzlich wird etwas anders. Da ist neuerdings ein unangenehmes Gefühl in ihr. Es wird stärker. Angst. Ihr Herzschlag wird schneller, brennendes Gefühl im Körper. Noch mehr Angst. Sie will schreien – und kann es nicht. Sie will weg – und kann es nicht. Es dauert lange und wird immer schlimmer – sie kann nichts tun. Plötzlicher Schmerz oben – dann unten – lange andauernd – dann noch mehr Schmerz überall – Krämpfe – sie will schreien und kann es nicht. Rasende Kopfschmerzen. Alles dreht sich. Herzrasen. Es dauert und dauert.

Und dann stirbt TERRY SHIAVO.

Ob sie sich so gefühlt hat, wie oben beschrieben, weiß niemand. Es weiß überhaupt niemand irgendetwas von dem, was in Wachkoma-Patienten vorgeht. Nur eines wissen alle: sie sind hilflos und kosten viel Geld.

Und mit der Wachkomapatientin in den USA sterben ständig Menschen durch Verdursten, weil diejenigen, die für sie zu sorgen hätten nicht mehr wollen. In der Nordseezeitung vom 4.4.2005 war zu lesen, dass in Deutschland permanent Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr von Wachkomapatienten auf Wunsch der Angehörigen bzw. gesetzlichen Betreuer abgestellt wird. Die Kranken und Hilflosen sterben sämtlich durch Verdursten innerhalb von vier bis 14 Tagen. Allein der Anwalt WOLFGANG PUTZ aus MÜNCHEN brüstet sich damit, dass seine Kanzlei das Abstellen der Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr bereits in 65 Fällen durchgesetzt habe. Nur eine Kanzlei, nur in MÜNCHEN. Der Tod durch bewusst herbeigeführtes Verdursten trifft nicht nur Wachkomapatienten, sondern kann alle Menschen treffen, die durch irgendeine Krankheit hilflos und nicht mehr äußerungsfähig sind, aber aufgrund der Pflegemaßnahmen viel Geld kosten.

Tod durch Verdursten – ist das auch Ihr Wunsch? Wenn nicht, dann sollten Sie schriftlich fixieren und dieses Dokument sicher hinterlegen, dass Sie im Falle einer schweren Erkrankung, die Sie kommunikationsunfähig macht, weder ersticken, noch verdursten, noch verhungern wollen.

Wachkoma
ist eine extreme Lebensform von Menschen nach einer schweren Hirnschädigung, die einer intensiven akutmedizinischen Behandlung und Pflege einschließlich Frührehabilitation mit anschließender qualifizierter Langzeitversorgung zu Hause oder in einer Einrichtung zur Schwerstpflege bedürfen. Die Sicherung des Lebens und die Verbesserung der Lebensqualität dieser Menschen ist keine Aufgabe, die von der Medizin allein gelöst werden kann, sondern bedarf der sozialen Aufmerksamkeit, Achtung und tatkräftigen Hilfe der ganzen Gesellschaft. Wachkoma kann jeden von uns von einem Tag auf den anderen, von einer Minute auf die andere mitten aus dem vollen Leben heraus betreffen. Es wird bedingt durch Herzkreislaufstillstand, Reanimation, Narkosezwischenfall, Verkehrsunfall, Ertrinkungs-, Erstickungs- und Verschüttungstrauma und andere schwere neurologische Schädigungen. Immer häufiger sind junge Menschen betroffen, die bei guter Pflege und Integration noch mehrere Jahrzehnte eines Lebens im Wachkoma und danach vor sich haben. Wachkoma bedeutet eine große Herausforderung für die soziale Gemeinschaft. Leben im Wachkoma ist eine menschenmögliche, extreme Lebensform. Um diese Herausforderung, die uns durch das Leben eines anderen Menschen gestellt wird, bewältigen zu können, ist die fürsorgliche und solidarische Zusammenarbeit der Bevölkerung mit den Angehörigen und Familien, der ganzen Nachbarschaft, dem Seelsorger, dem Hausarzt, den Pflegekräften, den verschiedenen Fachdisziplinen des Behandlungsteams, den Fachärzten, Betreuern und Juristen, den Kostenträgern und Gemeindeverwaltungen erforderlich. Erst dann lassen sich die komplexen existenziellen, medizinischen, pflegerischen, psychosozialen, seelsorgerischen und spirituellen Dimensionen dieser Menschen einigermaßen nachvollziehen und man kann ihnen gerecht werden.

Soweit mein Standpunkt, der derzeit (noch) von vielen ärztlichen Kollegen geteilt wird.

Jedoch – die Finsternis rückt näher. Wer soll das alles bezahlen? Hat das Opfer vor seiner Erkrankung nicht mal geäußert, so nicht leben zu wollen? Und ist nicht der menschliche Wille das oberste Gebot? Das ganze Vermögen geht bei der Pflege drauf! Ist es nicht menschlicher, das Leiden zu beenden? Hat Gott wirklich gesagt, Du sollst nicht töten? Diese Diskussion führen wir doch laufend. Natürlich dürfen wir es uns nicht zu einfach machen. Wir müssen Mühe darauf verwenden, Gottes Wort richtig zu verstehen. Eine gewisse Übersetzungsarbeit gehört dazu. Wir müssen nach dem Sinn fragen, nicht nur nach dem Wortlaut. So hat Jesus es auch gemacht (denken Sie an die Auseinandersetzungen um das Sabbatgebot). Wichtig ist unsere Grundeinstellung: Gottes Wort hat Autorität, es ist nicht nur ein Diskussionsbeitrag für unsere Meinungsfindung.

Was sagt Gott dazu?
Gott ist der Schöpfer und Erhalter der Welt. Er hat den Menschen geschaffen und er hauchte ihm den Atem des Lebens in seine Nase, so dass er eine lebendige Seele wurde (1.Mose 2,7). Den Menschen hat Gott als sein Gegenüber geschaffen und ihn mit besonderer Würde ausgestattet. Er hat ihn nach seinem Bilde geschaffen (1.Mose 1,27). Gott hat den Menschen mit Würde, mit einem Kulturauftrag und mit Verantwortung ausgestattet. Es ist dem Menschen nicht erlaubt, einen anderen zu töten.

Du sollst nicht töten (2. Mose 20,13)

Die Sterbehilfe, oder, wie es in unglaublicher Selbstüberhebung ausgedrückt wird, „das Ermöglichen des Sterbens“, findet also in der Bibel keine Befürwortung. Gott gibt das Leben und Gott nimmt das Leben. Er setzt Anfang und Ende. Auf diesem christlich-jüdischen Hintergrund ist ja auch unser Grundgesetz entstanden, das einen sehr starken Schutz des Lebens kennt. Das alles scheint immer weniger zu gelten. Das hat mit der Entchristlichung unserer Gesellschaft und der damit verbundenen Werteverschiebung zu tun. Werte wie Glück, Lebenszufriedenheit und das Denken, dass man das Leben nach eigenen Vorstellungen beliebig kreieren kann, treiben ihre Blüten. Und dazu gehört, mittlerweile für viele Deutsche auch, dass man selbst bestimmen will, wann man aus diesem Leben wieder abtreten will.

Allerdings hat Sterbehilfe nicht nur mit Selbstbestimmung zu tun, sondern öffnet die Tür für ein Nützlichkeitsdenken, dem man wehren muss. Staatlich geförderte Sterbehilfe erhöht die ohnehin vorhandene Gefahr, Menschen, die am gesellschaftlichen Leben, am vermeintlichen Glück und der Produktivität einer Gesellschaft nicht mehr teilnehmen können, zu "eliminieren". Vielleicht erinnern sich die Älteren unter uns noch an eine Zeit, in der dies besonders ausgeprägt umgesetzt wurde...

Als Christen sollten wir nicht dem Selbstbestimmungsrecht und auch nicht dem Nützlichkeitsdenken das Wort reden, sondern den Schöpfer des Lebens, Gott selbst mit seinen Forderungen nach der Unantastbarkeit des menschlichen Lebens ernst nehmen. Die Würde des Menschen und das Leben des Menschen sind unantastbar. Und das von der Entstehung menschlichen Lebens (Verschmelzung von Ei- und Samenzelle) bis zum letzten Atemzug.

In diesem Sinne hoffe ich, dass vor allem die Christen der Verurteilung Hilfloser zum Tode durch Verdursten entgegenstehen. Denn, wenn wir das schon nicht tun, wer soll dann in dieser Welt überhaupt noch "Salz und Licht" sein?

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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

Ist es wirklich als töten zu bezeichnen, wenn man darauf verzichtet, Nahrung und Flüssigkeit in den Körper zu schmuggeln auf Wegen, die Gott ursprünglich nicht vorgesehen hat? Ist es nicht vielmehr Selbstüberhebung, wenn Ärzte eine mehrjährige Agonie erzwingen, obwohl, wie Du selbst schreibst, »niemand überhaupt irgendetwas von dem weiß, was in Wachkoma-Patienten vorgeht«?
Ich möchte diese Fragen nicht allgemeingültig beantworten, aber ich selbst würde doch eindeutig lieber innerhalb von vier bis vierzehn Tagen verdursten als auf Jahre hinaus mit unbestimmter Fortdauer und demnach auch ohne quantifizierbare Hoffnung auf ein Ende im Koma zu liegen. Ist es nicht eine gigantische Heuchelei, daß eine Gesellschaft, die die eigenen Kinder zu Millionen umbringt, andererseits mit allen Mitteln das natürliche Ende des menschlichen Lebens hinauszögert? Gott hat nicht nur gesagt: »Du sollst nicht töten.« sondern auch: »Es ist dem Menschen gesetzt, zu sterben.«. Ich möchte weder gegen das eine noch gegen das andere Wort rebellieren.

Silke
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Veränderung

Beitrag von Silke »

Hallo Stefan,

das mit der Zuführung von Flüssigkeit und Nahrung auf Wegen, die Gott nicht vorgesehen hat, mag schon seine Richtigkeit haben. Warum dann aber die 15 Jahre die Zuführung von Flüssigkeit und Nahrung über Wege, die Gott nicht vorgesehen hat? (oder zumindest die 7 Jahre, bis der Ehemann das erste Mal geklagt hat? So meine Infos)

Ich persönlich habe zu diesem Thema auch keine eindeutige Sicht, aber wir können nicht beurteilen, wie weiter oben schon beschrieben, was Menschen im (Wach-)Koma erleben, wie es ihnen geht, ob sie fühlen, hören, oder was auch immer in ihnen los ist. Und wir wissen auch nicht, ob sie noch die Möglichkeit haben, weil wir eben ihren Bewusstseinszustand nicht kennen, Buße zu tun. Das ist meiner Meinung zumindest ein Punkt, über den man nachdenken könnte.

Zum anderen stimmt es natürlich schon, dass man z. B. Menschen, die vom Alter geschwächt sind, nicht künstlich am Leben erhalten muss (sondern "totpflegt"). Aber wer zieht da die Grenze?

Die Selbstbestimmung halte ich auch für gefährlich, da ich natürlich anders über eine Situation denke, wenn ich nicht direkt betroffen bin. Wenn ich jung bin und es mir gut geht, dann kann ich mir natürlich nicht vorstellen, vielleicht glücklich als Querschnittsgelähmter zu leben. Aber wenn es wirklich zutreffen würde, würde ich die Situation mit großer Wahrscheinlichkeit anders beurteilen und das Leben trotzdem lebenswert betrachten.

Herzlichst, Silke
so bitten wir nun stellvertretend für Christus: Lasst euch versöhnen mit Gott! (2Kor 5,20)

drtraub
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Schmuggler

Beitrag von drtraub »

Stefan Pohl hat geschrieben:Ist es wirklich als töten zu bezeichnen, wenn man darauf verzichtet, Nahrung und Flüssigkeit in den Körper zu schmuggeln auf Wegen, die Gott ursprünglich nicht vorgesehen hat?.
Lieber Stefan!

Gott hat nach der Vertreibung aus dem Paradies stets dafür gesorgt, dass es Menschen gab, die den körperlichen und seelischen Nöten ihrer Mitmenschen abhelfen sollten. Aus dieser Helfergruppe von Menschen entwickelten sich im Laufe der Zeit verschiedene Berufe, u.a. die medizinischen und darunter die ärztlichen. Dadurch, dass Ärzte dem Menschen Flüssigkeit, Nahrung, Medikamente usw. nicht nur durch den Mund, sondern auch auf anderen Wegen zuführen, wird viel Leid gemildert und Leben verlängert, u.a. auch nach Unfällen. Wollte man Deinen Worten, die mich sehr erschüttern und offensichtliche Not erkennen lassen, folgen, so müsste man das "Schmuggeln" von lebensverlängernden und hilfreichen Medikamenten ebenfalls unterlassen und überhaupt die Medizin abschaffen.

Wir sind nur Verwalter des Lebens, uns gehört weder unser Leben, noch das Leben von anderen. Wann das Leben zuende ist bestimmt allein Gott. Er hat dies in Seinem Buch, der Bibel, immer wieder betont. Wenn Gott das Lebensende bestimmt, dann nützt auch keine künstliche Ernährung mehr - der Betroffene wird sterben. Gott benötigt keine medizinische Hilfe, um jemanden zu sich zu rufen. Er benötigt auch nicht das Abschalten von Maschinen oder das Weglassen von Flüssigkeitszufuhr. Wir sind nicht in der Lage, Gott ein Schnippchen zu schlagen, weil wir einem Kranken helfen zu leben. Wenn Er mich gebraucht, um einem Menschen das Leben zu retten oder zu verlängern, dann werde ich diese meine Funktion gegen alle Widerstände und gegen jede Forderung danach, einen Hilflosen zu töten, sei es durch Unterlassen oder durch aktives Handeln, umsetzen. Wenn Gott das Leben nehmen möchte, dann kann Er es ohne jegliches menschliches Zutun.

Es ist gut auf Ihn zu vertrauen. In jeder Hinsicht. Es ist schlecht, wenn wir Seine Arbeit tun wollen, die Er uns nicht übertragen hat: nämlich Leben zu schaffen oder Leben zu beenden.

Lieber Stefan, sprich bitte mit Gott über Deine Not im Zusammenhang mit Leiden, die man nicht heilen kann. Bitte Ihn Dir zu sagen, was im konkreten Fall richtig ist, aber HÖRE auch darauf, was die "leise Stimme Gottes" spricht bzw. was er Dir durch Sein Wort, die Bibel, mitteilt.

Ich wünsche Dir Gottes Segen in jeder Weise

Werner

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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

Lieber Werner,

das Bild des altruistischen Arztes, der wie Rupert Neudeck nur das Gute für seinen Nächsten sucht, ist sicherlich nicht verallgemeinerungsfähig. Im wirklichen Leben sind Ärzte wohl in erster Linie Unternehmer und damit auch betriebswirtschaftlichen Zwängen unterworfen. Auch die Vorstellung von einer Ärzteschaft, die von paradiesischen Zeiten an den Nöten Ihrer Mitmenschen abhilft, ist zwar sehr romantisch, findet aber weder in Vergangenheit noch Gegenwart ein uneingeschränktes Gegenbild in der Realität. Daß das Griechisch des Neuen Testaments für Heilkunde und Zauberei nur das eine Wort »pharmakaia« kennt, weist uns auf ganz andere Wurzeln der Heilberufe hin und läßt doch eine gesunde Skepsis eines geistlichen Menschen diesen Berufsständen gegenüber gar nicht so abwegig erscheinen. Die Außenansicht lehrt, daß – z. B. in medizinischen Randbereichen wie Naturheilkunde und Psychotherapie – die Grenzen zwischen Naturwissenschaft und Schamanismus bis heute nicht so scharf gezogen sind. Auch daß medizinische Interessenverbäne unsere Gesellschaft so fest im Griff haben, daß der medizinisch-industrielle Komplex von einer Zwangsversicherung getragen wird (die ja auch Abtreibungen finanziert), paßt nicht zu diesem weichgezeichneten Medizinerbild.

Die geistlichen Extrempositionen sehen einerseits die Medizin als Mittel Gottes zum Segen an, auf der anderen Seite als Teufelszeug, weil nur Gott unser Arzt ist. Daß ich mich mit den von mir gestellten vorsichtig abwägenden Fragen hier nicht auf einer der beiden Seiten positioniert habe, macht mich wohl noch nicht zum akuten Notfall. Ich möchte bei meinem derzeitigen Maß an Kenntnis tatsächlich nicht für andere zu entscheiden haben; für mich selber bin ich aber durchaus gewiß, daß ich im Notfall nicht den Ärzten in die Hände fallen möchte. Da Gott, wie Du ja schreibst, »keine medizinische Hilfe braucht, um jemanden zu sich zu rufen« braucht er demzufolge auch keine medizinische Hilfe, um jemanden am Leben zu erhalten. Ist das wirklich so eine bedauernswerte Position?

Herzliche Grüße,
Stefan.

drtraub
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Beitrag von drtraub »

Lieber Stefan!

Was mich angeht ist nun zu diesem speziellen Thema alles gesagt, was ich zu sagen hatte.

Traurig ist , dass es selbst unter sich bibeltreu nennenden Christen (ich gehe jetzt davon aus, dass Du Dich dazu zählst) noch nicht einmal möglich ist, Übereinstimmung über ein einziges Gebot Gottes, nämlich nicht zu töten, herzustellen. Dieses Durcheinander kann nur einer bewirken: diabolos, der Durcheinanderwerfer.

Diese Unfähigkeit zur Einheit, selbst in grundlegenden biblischen Themen, in Basistheologie, ist mit Sicherheit ein wesentlicher in einer Reihe von Gründen, warum evangelikale Aktionen so wenig Erfolg an zahlenmäßigem Zuwachs zur Gemeinde Jesu beschieden ist. Wer sich als Außenstehender diese hier dokumentierte kurze Diskussion über "Sterbehilfe" ansieht, fragt sich zu Recht, was diese Diskussion unter Christen von einer Diskussion unter Atheisten unterscheidet.

Wir sollen als Christen in der Gesellschaft identifizierbar sein. Das ist unser Auftrag. Dazu gehört, dass wir erkennen, dass die Botschaft Christi dem weltlichen Zeitgeist immer entgegensteht und zwar besonders in grundlegenden gesellschaftlichen Fragen, wo es ums Leben, seinen Anfang und sein Ende geht.

Ich will dafür beten, dass der Herr uns allen die Weisheit gebe, Sein Wort so zu verstehen, wie es Sein Wille ist.

In diesem Sinne

Werner

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