Gibt es den freien Willen ?

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Moderator: Jörg

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Klaus Pehlke
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Gibt es den freien Willen ?

Beitrag von Klaus Pehlke »

Liebe Brüder und liebe Schwestern,

hat der Mensch einen freien Willen? Ich selber gehöre zu der "theologischen Fraktion" derer, die der Meinung sind: Nein, hat er nicht. Schon während meiner theologischen Ausbildung hatte ich keine Probleme "großen" Theologen der Vorreformation und der sogen. Reformation zu folgen. Erst später erfuhr ich dann, nicht zur "Fraktion" der Arminianer zu gehören - gut, ist mir sehr sympathisch.

In der Hirnforschung beschäftigt man sich wohl neu mit dem Thema des unfreien Willens.
Bekommen wir, die "wir" an der Unfreiheit des menschlichen Willens "glauben" apologetische Schützenhilfe?
Für mich als Laie lohnt es sich, von der Webseite einige pdf runterzuladen .
Lesearbeit verlangt dieser profane Artikel schon - und wir sehen: nicht nur Theologen betreiben "Hirnforschung".

Gruß! Klaus

Aufgrund der Diskussion in einem anderen Forenteil von bifo fand ich heute eine interessante (profane) Webseite mit diesem profanen Interview
http://www.forum.mpg.de/archiv/20050303 ... grund.html

15.11.2004
Hat der Mensch einen freien Willen?
Interview mit dem Philosophen Peter Bieri von der FU Berlin


Wie funktioniert das menschliche Gehirn?

Kirsten Lemke: Letzte Woche hat der Philosoph Jürgen Habermas den Kyoto-Preis bekommen. Der gilt neben dem Nobelpreis als einer der bedeutendesten Auszeichnungen für Wissenschaftler. In seiner Dankesrede in Japan hat Habermas sich zu den Herausforderungen der Philosophie durch die Erkenntnisse der Hirnforschung geäußert. Diese Rede ist jetzt bei uns veröffentlicht worden und darüber möchte ich mit dem Philosophieprofessor Peter Bieri von der Freien Universität Berlin sprechen.

Herr Bieri, das Thema klingt ja erst mal ziemlich abgehoben, können Sie uns erklären, worum es bei der Debatte überhaupt geht und was das mit uns zu tun hat?

Peter Bieri: Bei der Debatte geht es darum, dass die Gehirnforschung immer mehr und immer Detaillierteres darüber heraus findet, wie das Gehirn uns steuert. Diese Steuerung geht nach naturgesetzlichen Verläufen vor sich und wenn man an diese naturgesetzlichen Zusammenhänge denkt, dann kann man auf die Idee kommen, dass dann alles, was wir tun und machen mit Notwendigkeit, wie eine Mechanik vor sich geht. Und wenn man den Gedanken hat, ist der nächste naheliegende, das dann unsere Freiheit zum Teufel ist.

Lemke: Das bedeutet also, wenn uns die Hirnforschung den freien Willen abspricht, dass wir überhaupt nicht mehr für unser Tun verantwortlich sind?

Bieri : Das wäre die Konsequenz. Und so denken die Hirnforscher gelegentlich auch. Sie denken einfach, wenn wir nichts mehr sind, als biologische Maschinen, die so ticken, wie sie ticken, genauso, wie die Planeten sich bewegen, wie sie sich bewegen, dann könnten wir nichts anderes tun, als wir tatsächlich tun und dann würde es keinen Sinn mehr machen, uns zur Verantwortung zu ziehen, uns zu grollen, Schuld zuzusprechen und so weiter.

Lemke: Die These lautet also: Wir werden letzten Endes durch Moleküle bestimmt. Wie antwortet denn da die Philosophie?

Bieri: Die Philosophie antwortet erst mal mit dem Gedanken, dass wir über Menschen in ganz unterschiedlicher Art und Weise denken können. Einmal können wir die Menschen als Stück Natur betrachten und dann sind wir nicht mehr als Bio-Maschinen, so wie die Neurobiologen uns beschreiben. Das ist eine Beschreibungsweise, aber es ist nicht die einzige. Eine andere Beschreibungsweise ist die, nach der wir handelnde Personen sind, die Entscheidungen treffen, aus Gründen Entscheidungen treffen. Darin sind wir dann Wesen, die der Verantwortung fähig sind. Diese beiden Beschreibungssysteme können erstens nicht aufeinander reduziert werden und keines ist zu Gunsten des anderen zu bevorzugen.

Lemke: Und letzteres, sind das auch die Thesen, die Herr Habermas in seiner Rede in Japan vertreten hat?

Bieri: Das sind im Prinzip die Thesen, die Herr Habermas vertreten hat. Er hat im ersten Teil seiner Rede darauf aufmerksam gemacht, dass es diese zwei Beschreibungsweisen gibt, man sagt manchmal auch zwei Perspektiven auf den Menschen und dass es eine Art Irrtum, Missverständnis, eine Art Metaphysik ist, wenn man die mechanistische, biologistische Perspektive absolut setzt. Das ist das erste, was er tut. Und das zweite, was er tut in der Rede, ist, er fragt sich, wie es denn möglich ist, dass wir uns als Stück Natur, also als biologische Systeme - auch die zweite Beschreibungsweise unsere selber, nämlich als handelnde Person, die verantwortungsfähig sind, dass wir ein solches Beschreibungssystem haben -entwickeln können. Das sind die beiden Teile der Rede.

Lemke: Dieses sowohl-als auch der Betrachtungsweisen, das klingt aber auch ein bisschen, als wolle er sich nicht ganz festlegen. Rechnen Sie damit, dass es jetzt eine lebhafte Debatte über diese Thesen gibt?

Bieri: Die Geschichte über die beiden Perspektiven auf den Menschen, das ist nicht eine Auskunft, mit der er sich nicht festlegen will, sondern einfach sagen will, dass es diese beiden Perspektiven gibt, ist etwas, was man nicht übersehen darf. Und man kann sie nicht aufeinander reduzieren und das ist überhaupt keine neue These. Es steht in der ganzen Rede letztlich kein Gedanke drin, der in der Diskussion nicht schon vorhanden gewesen ist, nur ist das Ganze in einen größeren übersichtlicheren Zusammenhang gestellt. Ob das eine erneute Debatte auslösen wird, das weiß ich nicht. Das mag vielleicht mit dem Namen von Herrn Habermas zu tun haben, aber das ist schwer zu sagen.

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Sanftwut
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Beitrag von Sanftwut »

Lieber Klaus,

hast du dein posting freiwillig geschrieben oder unter Zwang?
Bedeutet die Aussage des Herrn "Kommet her zu mir alle ihr Mühseligen und Beladenen" eine Aufforderung,der ich freiwillig nachkommen kann, oder werde ich zwanghaft zum Herrn geführt?
Ich kenne dich als einen Bruder, der nicht zwanghaft handelt, sondern freiwillig dem Herrn gefallen will :lol:

Gruß
Sanftwut
Critically examine everything.
Hold on to the good. (1.Thess.5,21)

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Klaus Pehlke
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Beitrag von Klaus Pehlke »

Sanftwut hat geschrieben:Lieber Klaus,

hast du dein posting freiwillig geschrieben oder unter Zwang?
Bedeutet die Aussage des Herrn "Kommet her zu mir alle ihr Mühseligen und Beladenen" eine Aufforderung,der ich freiwillig nachkommen kann, oder werde ich zwanghaft zum Herrn geführt?
Ich kenne dich als einen Bruder, der nicht zwanghaft handelt, sondern freiwillig dem Herrn gefallen will :lol:

Gruß
Sanftwut
Lieber Wolfgang,
wir wissen ja wen der Herr Jesus mit den "Mühseligen und Beladenen" meint: nicht jene, welche unter Gallensteine und Migräne (schlim genug) leiden, sondern bestimmt diese geistliche Armen, mit menschlich hinzugefügten Gesetzesvorschriften (Phariäser!) belastet.
Ich blicke mit meinen 59 Jahren zurück: damals habe ICH mich bekehrt und heute darf ich erkennen dass es doch der Herr Jesus war der mich zu sich bekehrte. Er hat das Wollen bewirkt und bewirkt auch das Vollenden.
JAWOLL! Freiwillig dem Herrn gefallen wollen - das hast Du zutreffend festgestellt.
Übrigens, so wie ich "glaube" das der (unerrettete) Mensch keinen freien Willen hat und nie Denkprobleme dabei hatte, so hatt ich auch nie Schwierigkeiten diese "harte Nuss" zu kauen:
Phil 2,12
Also, meine Liebsten, wie ihr allezeit seid gehorsam gewesen, nicht allein in meiner Gegenwart sondern auch nun viel mehr in meiner Abwesenheit, schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern.
Phil 2,13
Denn Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.

Stellen wir uns nur vor wenn Gott uns nicht mehr wollen lassen wollte, was dann?

Also: wer da nun denkt dass der Mensch einen freien Willen habe, dem möchte ich , lieber Wolfgang, dann doch in Deiner liebenswerten Art begegnen: mit Sanftwut :lol:

Lieber Gruß! Klaus

Na :wink: was würde "Barnabas" :wink: hierzu sagen ?

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Klaus Pehlke
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Beitrag von Klaus Pehlke »

Hallo Sanftwut, noch was vergessen - ein Rätsel:

Wenn des Menschen Herz böse ist von Jugend auf, dann doch auch der Wille - oder?
Wenn der Mensch also keinen guten Willen hat, dann íst dieser Wille frei?
Wenn ich das Gute tun will und das Böse in mir dem Guten widerstrebt - und umgekehrt, ist das dann ein freier Wille?

Lieber Gruß :wink: Klaus.

Gast

Beitrag von Gast »

Ich verfolge die Diskussion um das Thema "Erwählung" und "Wille" schon länger. Es sind für mich folgende Fragen zentral:
1. Kann man aus der positiven, von der Schrift deutlich bestätigten Erwählung zum Errettetsein darauf schließen, dass es ein "Nichterwählt sein" geben kann?
2. Wenn unsere Erwählung nicht von unserem Wille abhängt, ist dann unsere Nichterwählung dann genauso willensunabhängig? Wenn aber die Er- oder Nichterwählung willensunabhängig ist, ist es allein Sache Gottes und dessen Entscheidung.

Wenn die Dinge so sind, dass letztlich nicht unser sondern Gottes Wille entscheidet über Heil oder Verderben führt dies dazu:
- der Verlorene nicht aufgrund seiner Sünde, seiner Taten, seiner Entscheidungen verloren ist, sondern aufgrund einer von ihm nicht beeinflussbaren Entscheidung Gottes
- der Errette nicht aus eigenem Tun und Wollen errettet ist, sondern allein aus Gottes Absicht

In der gedanklichen Konsequenz führt dies doch dazu, dass letztlich Gott für die Verlorenheit, die Sünden, die bösen Taten der Menschen verantwortlich ist, da er jene für diese Taten, für deren Zustand erwählt hatte. Jene hatten und haben doch gar keine Chance sich dagegen zu stellen. Damit mache ich aber aus dem liebenden, fürsorglichen Gott einen Quäler, der Lust hat am Untergang der Gottlosen, da er ja jene hierfür bestimmt und geschaffen hat.
Nicht erst hier kommt man aber an den Punkt, dass das Wort etwas völlig anderes lehrt. Gott hat eben nicht Lust am Untergang der Gottlosen (Hes. 18,23). Wenn aber Gott den Untergang des Gottlosen nicht will, anderseits aber jene für die Verwerfung erwählt hat, widerspricht sich hier Gott in seiner Absicht selbst. Wenn Gott eben die Errettung und die Bekehrung der Gottlosen will, muss es am Gottlosen selbst liegen, diese Erwählung anzunehmen oder abzulehnen, von seinem Weg umzukehren oder darauf zu bleiben. Wie sollte denn auch Gott von dem Gerechten das Blut des Gottlosen fordern, wenn jener sich nicht bekehren kann (Hes. 3,18ff)
Wenn es Gottes erklärter und in der Schrift vielfältig geäußerter Wille ist, dass alle errettet werden (1. Tim 2,4), kann es nicht der Wille Gottes sein, Menschen für die Verdammnis zu erwählen. Es kann also nur eines richtig sein:
Fall A: Es gibt keine freien Willen des Menschen. Erwählung oder Verdammnis sind Entscheidung Gottes. Wenn aber Gottes geäußerter Wille die Errettung aller Menschen ist, kann es keine ewige Verdammnis geben. Daher muss diese Ansicht zur Allversöhnung führen. Nur durch die Annahme einer Allversöhnung kann letztlich der nicht vorhandene Wille und die bekannte Absicht Gottes erklärt werden. Da aber die Allversöhnung eine biblisch widerlegte Irrlehre ist, kann diese Ansicht nicht zutreffen

Fall B: Es gibt den Willen, die Absicht Gottes zur Errettung aller, aber auch die Freiheit aller, diesem Willen sich zu verschließen, das Angebot abzulehnen. Damit muss aber in gewissen Umfang immer die Entscheidungsfreiheit beim Menschen liegen, er die volle Verantwortung für sein Tun haben. Dies führt dazu, dass unbedingt der freie Wille bei der Entscheidung für oder gegen Gott vorhanden sein muss.

Da Fall A die Irrlehre der Allversöhnung ergibt, kann letztlich nur der freie Wille als einzig schriftkonforme Lösung angesehen werden. Das wiederum führt dazu, dass zwar Gott erwählt, ruft, annimmt jedoch dieses Tun nicht unabhängig von dem Tun des Menschen, seinem Willen gesehen werden kann.

Liebe Grüße

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Klaus Pehlke
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Beitrag von Klaus Pehlke »

mh-ing hat geschrieben:Ich verfolge die Diskussion um das Thema "Erwählung" und "Wille" schon länger. Es sind für mich folgende Fragen zentral:
Lieber Martin,

brüderliches Kompliment für Deine sehr gut strukturierten Gedanken und biblische Argumentation.
Vielleicht ein schlichter Hinweis: ich denke man muß nicht unbedingt Erwählung und freier Wille und/oder Erwählung und unfreier Wille zusammenkoppeln.
Machen wir mal einen Selbstest: wer sich an einen festen Zeitpunkt der Bekehrung erinnern kann (ich z.B. kann es) wird feststellen, dass still im Herzen, still in den Denkvorgängen etwas passierte: da öffeneten sich irgendwie inwendige Augen und man erkannte in der Tat den Herrn Jesus.
Ich bin unter der Verkündigung von Pfarrer W. Busch (Weigle-Haus, Essen) vom Herrn Jesus bekehrt worden - da war ich 14 Jahre alt. Doch was danach passierte sah dann mal gar nicht nach "Bekehrung" aus.
Doch ICH WOLLTE bei meinem Heiland bleiben und ICH WOLLTE "zurück" wie der verlorene Sohn. Manche WILLENTLICHE Entscheidungen waren/sind in der Nachfolge zu treffen. Dieses "WOLLEN" aber und die FREIHEIT ZU DIESEM WOLLEN war doch bitte nicht "auf meinem Mist gewachsen". Der innere Zug zum Herrn Jesus hin und dieses "Ringen" ist doch NUR möglich aufgrund der von Gott geschenkten Gnade!
Neben der Bibel liebe ich ein Buch besonders "Die Pilgerreise" von John Bunyan - und ich entdecke in ihm so manches aus meinem Leben.
Auf unserer "Pilgerreise" wirkt ER, unser Herr das Wollen - und wir können leider den Geist Gottes dämpfen, betrüben und wir können kläglich versagen und zwar WILLENTLICH.
Die Freiheit zu der uns der Sohn Gottes, der Herr Jesus, freimacht ist aber auch die Freiheit des Willens zu wollen was Gott will. Dieser Wille ist nicht von Natur aus frei - der muß freigemacht werden.
Ich empfinde es so, dass von der Lehre über die Freiheit oder die Unfreiheit des Willens nicht unsere Seligkeit abhängt - wohl aber ist die Evangeliumsverkündigung davon sehr geprägt.
Wenn ich von der Unfreiheit des menschlichen Willens überzeugt bin, bleibt mir nur eines übrig: die Gnade Gottes, denn ich finde dann keinen Anknüpfungspunkt beim Menschen. Ich bin gezwungen die Taten Gottes zu verkünden - ein schöner Zwang!!
Wenn ich von der Freiheit des menschlichen Willens überzeugt bin, dann werde ich stets zur Gnade Gottes noch das menschliche Tun hinzufügen müssen - und sein unterstellter freier Wille wirkt zur Errettung mit ?

Nein, es ist doch absurd: wenn der Mensch in Sünden tot ist dann kann doch sein Wille nicht frei sein.

Lieber Gruß
Klaus

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Klaus Pehlke
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Beitrag von Klaus Pehlke »

Klaus Pehlke hat geschrieben:
mh-ing hat geschrieben:Ich verfolge die Diskussion um das Thema "Erwählung" und "Wille" schon länger. Es sind für mich folgende Fragen zentral:

Liebe Brüder,

soeben entdecke ich dass auf bifo schon einmal das Thema bedacht wurde und zwar unter dieser Überschrift:
"Der in Sünde gebundene unfreie Wille"

Es lohnt sich da mal hinzuschauen.
Gruß. Klaus.

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User1211
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Beitrag von User1211 »

HIER findet man direkt zum von Klaus oben genannten Thema.
Lieben Gruß
Thorsten

Gast

Beitrag von Gast »

Lieber Klaus,
du hast vermieden, in deiner Antwort biblisch zu bleiben, sondern aufgrund deiner Erfahrungen und Erlebnisse berichtet. Ich kann eigentlich auch nur sagen, dass in mir etliches ist, was mich vom Herrn beständig wegdrängt. Sogar Paulus hat diesen Umstand in Römer 7 beschreiben. Hier ist aber auch beschrieben, dass der Geist (des Menschen) willig ist, sein Fleisch aber schwach. So ist zwar der Wille des Menschen, die Sehnsucht nach Erlösung, nach einem richtigem Leben riesen groß, jedoch sein Vermögen hierzu extrem klein. Ich sehe darin eigentlich den Ansatzpunkt des Tuns Gottes. Wir müssen uns für den Willen Gottes öffnen. Unseren Willen in den Willen Gottes legen und kommen so in den Bereich der Macht Gottes, die stärker als unsere Schwachheit ist.

Wenn du meiner Argumentation zustimmst, stellt sich für mich eigentlich nur die Frage, ob du nun der Allversöhnung zustimmst oder eine Eigenverantwortlichkeit des Menschen zu seiner Errettung anerkennst. meines Erachtens ist eine 3. Lösung nicht vorhanden.

Liebe Grüße

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Klaus Pehlke
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Beitrag von Klaus Pehlke »

Martin Hufnagel zitiert:
Wenn du meiner Argumentation zustimmst, stellt sich für mich eigentlich nur die Frage, ob du nun der Allversöhnung zustimmst oder eine Eigenverantwortlichkeit des Menschen zu seiner Errettung anerkennst. meines Erachtens ist eine 3. Lösung nicht vorhanden.


Lieber Martin!
Allversöhnung? Nein - die würde ich noch nicht einmal mehr als Gesprächsgegenstand würdigen wollen.
Deine Frage beantworte ich gerne mit einem Zitat:

"Göttliche Erwählung - gereicht zum Heil, aber nicht zur Verdammnis. Menschlicher Wille - gereicht zur Verdammnis, aber nicht zum Heil."

Quelle: Vorwort von Bruder HANS-WERNER DEPPE
zum Buch von Spurgeon "Erwählt vor Grundlegung der Welt""
Betanien-Verlag, 1.Auflage 2004, Seite 8.
Habe ich noch heute in frühester Morgenstunde gefunden.

Wollen wir mal Luther lesen :wink:
Hier antwortet Luther
"Dem ehrwürdigen Herrn Erasmus von Rotterdam"
http://www.glaubensstimme.de/reformator ... er/294.htm


Lieber Gruß! Klaus

Gast

Beitrag von Gast »

Lieber Klaus,
mit deinem Zitat:
"Göttliche Erwählung - gereicht zum Heil, aber nicht zur Verdammnis. Menschlicher Wille - gereicht zur Verdammnis, aber nicht zum Heil."
löst du keine Frage: Wenn das Heil des Menschen an der göttlichen Erwählung liegt, Gottes Wille die Errettung aller Menschen ist, es auch keinen anderen Willen als den Willen Gottes gibt (nach deiner Meinung ist des Menschen Wille unfrei und daher nicht hierfür relevant), müssen doch eigentlich alle errettet werden. Dem widerspricht nun der 2. Teil deines Zitats: Menschlicher Wille gereicht zur Verdammnis. Demnach ist der Wille des Menschen nur geeignet, den Menschen in die Hölle zu führen, kann ihn nicht vor der Verdammnis retten, kann nie zur Errettung führen. Wenn nun also Menschen in die Verdammnis gehen, stellt dies doch die Frage der Macht. Ist der Wille des Menschen zur Verdammnis zu stark, dass der Wille Gottes zur Errettung zu gering ist? Wenn du den Willen des Menschen als nicht relevant für die Erlösung ansiehst, liegt die Erlösung aber auch die Verdammnis in der Hand des Herrn. Und damit machst du den Herrn zum Lügner, da er dann ja nicht alle erretten will, wenn er Menschen in die Verdammnis gehen lässt.


Liebe Grüße

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Klaus Pehlke
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Beitrag von Klaus Pehlke »

mh-ing hat geschrieben:Ist der Wille des Menschen zur Verdammnis zu stark, dass der Wille Gottes zur Errettung zu gering ist?
Lieber Martin,

ein von mir zusammengeschnittens Zitat, welches ich sprachlich zurechtstutzte:

"Ich weiß ehrlich nicht, was die Leute meinen, wenn sie von der Freiheit des menschlichen Willens sprechen", sagte Einstein. "Ich spüre, dass ich meine Pfeife anzünden will, und tue das auch; aber wie kann ich das mit der Idee der Freiheit verbinden? Was liegt hinter dem Willensakt, dass ich meine Pfeife anzünden will? Ein anderer Willensakt?"
Erste empirische Bestätigungen für Einsteins Skepsis gegenüber dem freien Willen ließen lange auf sich warten. Inzwischen aber mehren sich die Befunde, die auch den freien Willen ins Wanken bringen. Sie kommen aus den Laboren der Hirnforschung - und für einige der Experten kündigen auch sie bereits eine Revolution an.
Wir wollen aber bitte nicht alles von der "Hirnforschung" übernehmen wollen, denn "Das Gehirn ist schuld ..." kommt dann dabei heraus.
Das gesamte Strafrecht müßte dan in der Tat Gott auf die Anklagebank setzen - ich las vorhin noch von einer Strafanzeige gegen Gott.
Wer Zeit hat soll mal zum "freier Wille" mit google suchen, interessant ist es allzumal bei
http://de.wikipedia.org/wiki/Freier_Wille
Ach so, noch dieses: hat der Alkoholiker einen freien Willen? Der Heroinabhänige? Haben die vielen rauchstinkenden und nikotinsüchtigen Christen den freien Willen sofort mit ihrer und anderer Körperverletzung aufzuhören? Wie stehts mit dem Sex-Triebtäter? Es sollen nur rhetorische Fragen sein - benötigen keine Antwort.

Doch, bitte eine Frage, lieber Martin: wie definierst Du den "freien Willen" und was meinst Du damit, wie würdest Du Einstein :wink: antworten können?

Lieber Gruß. Klaus.

Gast

Beitrag von Gast »

Lieber Klaus,
ich will dir nicht zu nahe treten, jedoch frage ich mich, ob ich jetzt philosophieren soll. Ich habe dezent hingewiesen, dass du bisher deinen Standpunkt nicht biblisch belegst. Nun führst du weiter irgend welche Überlegungen an. Es ist interessant darüber zu reden, jedoch sind wir hier im biblischen Forum. Es geht hier um die Bibel, weniger um Philosophie. Dieses Feld überlasse ich gerne anderen.

Liebe Grüße

C.K.
Beiträge: 201
Registriert: 19.05.2005 15:50

Beitrag von C.K. »

Der Mensch hat einen Willen. Unser Wille ist aber auf jeden Fall eingeschränkt; er ist nicht "frei" im Sinne, dass er neutral oder autonom wäre.

Mein freier Wille ist es beispielsweise, dass ich von selbst (ohne Flugzeug) fliegen könnte, so wie ein Vogel - aber ich bin eingeschränkt dadurch, dass ich keine Flügel habe.

Ebenso ist der Sünder eingeschränkt durch seine sündige Natur - er tut nicht, was Gott gefällt und er will es auch nicht tun, ja, seine Gottlosigkeit ist ihm gar Grund, stolz zu sein (siehe Römerbrief).

Jesus Christus hat uns befreit, das zu tun, was uns entspricht, aber wir versagen oft.

Die grösste Freiheit für den Menschen bestünde darin, jederzeit und mit Freude den Willen Gottes zu tun, also den Willen Gottes zum eigenen zu machen, und nicht den eigenen durchzusetzen.....

Weshalb ist uns dann "unser eigener freier Wille" ein so wichtiges Thema? Drückt sich darin, dass viele Christen Angst davor haben, möglicherweise keinen eigenen freien (=d.h. im Sinne eines autonomen, Gott-unabhängigen) Willen zu haben, sondern sogar auf diesem Gebiet vollständig von Gott abhängig zu sein (Joh 15), die Tatsache mangelnden Vertrauens/Glaubens aus? Kleinglauben?

Was mich persönlich ungemein beruhigt: es kommt nur der Ratschluss des Herrn zur Ausführung, sonst gar nichts (siehe Epheserbrief).

Das Westminsterbekenntnis drückt es so aus:

Artikel 3.1
Gott hat von aller Ewigkeit her nach dem vollkommen weisen und heiligen Ratschluß seines eigenen Willens uneingeschränkt frei und unveränderlich alles angeordnet, was auch immer geschieht1; doch so, daß Gott dadurch weder Urheber der Sünde ist2 noch dem Willen der Geschöpfe Gewalt angetan, noch die Freiheit oder Möglichkeit der Zweitursachen (WB 5,2)
aufgehoben, sondern vielmehr in Kraft gesetzt werden3.

2 Jkb 1,13.17; 1.Joh 1,5
3 Apg 2,23; Mt 17,12; Joh 19,11; Apg 4,27-28; Spr 16,33

Ich empfehle, den Artikel 3,1 mit den Fussnoten und Anmerkungen zu lesen, und zwar hier:

http://www.reformatio.de/bekenntnisse/W ... nntnis.pdf
SOLI DEO GLORIA!

Gast

Beitrag von Gast »

In diesem Bekenntnis steht aber auch:
Nach dem unerforschlichen Ratschluß seines eigenen Willens – aufgrund dessen
er Barmherzigkeit walten läßt oder zurückhält (WB 2,1-2; 3,2-A1; 5,6*A1), wie es ihm
gefällt – hat Gott beschlossen, die übrige Menschheit zur Ehre seiner höchsten Macht
über seine Geschöpfe zu übergehen und sie zum Lob seiner vollkommenen Gerechtigkeit (WB
11,3) wegen ihrer Sünde zu Schmach und Zorn zu bestimmen1.
Artikel 3.7
Gott hat also zur Verherrlichung seiner Gerechtigkeit einen gewissen Teil der Menschen für die Hölle bestimmt. Mit dieser Aussage liegt dieses Bekenntnis genau daneben und macht die vorherige Aussage wieder zu nichte.

Mir scheint dieses Bekenntnis ein sehr perfides Werk zu sein, das Sand in die Augen streut, einlullt und fromm erscheint, letztlich aber eine klare Irrung lehrt. Gott hat klar gesagt:
1Tim 2,4 welcher will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Gott will nicht, dass der Sünder verloren geht, Gott will nicht den Untergang des Menschen, Gott will nicht den ewigen Tod des Menschen, sondern will das Leben, die Rettung aller. Das ist Gottes unabänderlicher Wille, so stellt er sich im Wort dar. Jedoch kann seine Gerechtigkeit keine Sünde dulden und tolerieren und daher opferte Gott sein bestes, seinen Sohn, damit diese volle Gerechtigkeit erfüllt ist.
Wo steht im übrigen in der Schrift, dass "Gott .. Barmherzigkeit zurückhält". Es werden hier in diesem Bekenntnis so viele Stelle zitiert, hier aber fehlt jede Beweisführung. Man kann die Erwählung zur Errettung an etlichen Stellen nachweisen, der Nachweis einer Erwählung zur Verdammnis gelingt nicht.

Liebe Grüße

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