AT-Prophezeiungen im Licht des NT

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H.W.Deppe
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AT-Prophezeiungen im Licht des NT

Beitrag von H.W.Deppe »

Unter der Beitragsfolge zu den "144.000" aus der Offenbarung www.bifo.de/viewtopic.php?t=418 wurden zuletzt einige Fragen zu Prophezeiungen aus dem AT gestellt. Da dies ein Extrathema und zudem besonders interessant ist, möchte ich einen Extra-Thread dazu eröffnen.

Vorab ein Hinweis auf den Artikel "Wird Israel wiederhergestellt?" unter http://www.sola-scriptura.de/include.ph ... ntentid=20 , wo gezeigt wird, dass sich viele AT-Prophezeiungen bereits in der Rückkehr aus Babylon erfüllt haben. Wenn man dies übersieht, kommt man womöglich zu schweren Fehlschlüssen, besonders was die vermeintliche "Erfüllung im Jahre 1948" betrifft.

Noch etwas: Einmal traf ich mich mit einer Gruppe von Vertretern einer christlichen Organisation, um über unsere unterschiedlichen eschatologischen Standpunkte zu sprechen. Als Ergebnis des (sehr sachlichen und brüderlichen) Geprächs wurde bemerkt, dass das AT wohl eher für den dispensationalistischen Standpunkt sprechen würde, das NT aber eher für den nicht-dispensationalistischen. Da stehe ich gern auf der "Seite" des NT, denn schließlich ist das NT die höhere Instanz, die das AT in neuem Licht auslegt. Aber natürlich glaube ich auch an die Autorität und unfehlbare Inspiration des AT als unumstößliches Wort Gottes, von dem kein Jota oder Strichlein hinfällig ist. Es muss nur recht verstanden werden, nämlich im Licht des NT.

Nun zu den konkret angefragten Schriftstellen aus dem AT. Beginne möchte ich mit folgender Frage von "Robert":
Robert hat geschrieben:Jesaja 60:1 . Mache dich auf, werde Licht! [... bis 60,22]
Wo wurde das erfüllt?
Hier wird ein personifiziertes Zion bzw. Jerusalem angesprochen (siehe 60,14). Dies ist quasi durchgehend in diesen letzten Kapiteln von Jesaja der Fall:
Jes 54,1: Juble, du Unfruchtbare, die nicht geboren, brich in Jubel aus und jauchze, die keine Wehen gehabt hat! Denn die Söhne der Einsamen sind zahlreicher als die Söhne der Verheirateten, spricht der HERR.
In Gal 4,26-27 bezieht Paulus dies ausdrücklich auf das "Jerusalem droben", also nicht auf das irdische Jerusalem oder irdische Israel nach dem Fleisch.

In diesen Kapiteln wird das Heilswerk Jesu vom Kreuz angekündigt, das "Frieden den Fernen und den Nahen" bringt, vgl. Jes 57,19 mit Eph 2,17
Auch der neue "Bund" in Jes 59,21 spricht davon, vgl. Hebr 8 und 10 u.a.

Mit dem "Licht", von dem in Jes 60,1.2 die Rede ist, ist sicher der Herr Jesus gemeint, vgl. z.B. Mt 4,16; Lk 1,78; 2,32 u.a.

Wer buchstäbliche Erfüllungen liebt, wird in 60,6 bedient: "Gold und Weihrauch" wurden dem Herrn Jesus tatsächlich gebracht.

Die Verheißung, dass die "Gerechten das Land besitzen" (60,21), wird vom Herrn Jesus ja in der Bergpredigt aufgegriffen und auf die "Erde" ausgeweitet. Dieses Prinzip der typologischen Ausweitung findet sich noch häufiger im NT (vgl. z.B., dass Abraham "der Welt Erbe" sein wollte, Röm 4,13).

Auch die Offenbarung nennt einige Erfüllungen dieser Dinge:
- die Nationen und Könige kommen zum Licht, vgl. Jes 60,3.11 mit Offb 21,24.26.
- die Tore des himmlischen Jerusalems stehen Tag und Nacht offen, vgl. Jes 60,11 mit Offb 21,25
- nicht mehr Sonne und Mond sind Lichtquellen, sondern der Herr selbst: vgl. 60,19.20 mit Offb 21,23; 22,5
- die Trauer hat ein Ende: vgl. 60,20 mit Offb 21,4

Diese Vergleiche mit dem NT verdeutlichen, dass Jes 60 in bildhafter und typologischer Sprache zum einem die triumphalen Folgen von Jesu Heilswerk in der Jetztzeit und darüber hinaus vor allem in der glorreichen Zukunft der Gläubigen beschreibt. Diese "neue Himmel und neue Erde" wird ja in Offb 21-22 beschrieben, und "neue Himmel und neue Erde" werden auch hier in Jes 65,17; 66,22 erwähnt.
Robert hat geschrieben:Es steht noch aus oder wurde 1948 beginnend erfüllt.
Bes. V 8:
8. Wer sind die, welche gleich einer Wolke daherfliegen und wie Tauben zu ihren Schlägen?
Erinnert das nicht an die Heimkehr von Juden aus aller Welt?
Mich nicht. Die Dispensationalisten behaupten ja gern, sie seien die einzigen, die die Bibel möglichst buchstäblich auslegen. Mit buchstäblicher Auslegungsmethode kann man wohl kaum behaupten, 1948 hätte sich dieser Text - auch nur teilweise - buchstäblich erfüllt.
Und vor allem: Hier in Jes 60 geht es doch um das großartige Heil, das Gott durch das Kreuz des Herrn Jesus bewirkt und mit seiner Wiederkunft letztendlich erfüllen wird. Was hat der atheistisch geprägte Zionismus mit den hier genannten geistlichen Dingen zu tun? (Dennoch mag der Zionismus politisch gesehen durchaus berechtigt sein)

Grüße, Werner
"Der Prophet, der einen Traum hat, erzähle den Traum! Wer aber mein Wort hat, rede mein Wort in Wahrheit! Was hat das Stroh mit dem Korn gemeinsam? spricht der HERR." (Jer 23,28)
Lasst uns bei dem bleiben, was geschrieben steht! Sola Scriptura!

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