Gesetz und Evangelium

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Moderator: Jörg

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Anton
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Beitrag von Anton »

Hallo Till,
Till hat geschrieben:Zu deiner Frage: Nein Gott hat nur ein Wesen. Bei ihm gibt es keinen Wechsel von Licht und Schatten. Gott luegt nicht. Aber Ziel des Gesetzes ist es nicht Gottes Wesen zu offenbaren, sondern den Menschen zur Busse zu fuehren. Wenn ich meinen Kindern mit Strafe drohe ist das - hoffentlich - auch nicht mein Wesen, sondern ein Mittel das ich ergreife, um - meinem Wesen, naemlich Liebe zu meinen Kindern entsprechend - meine Kinder in eine fuer sie positive Richtung zu bewegen.
Ich habe dazu noch eine Anmerkungen:
Wenn du deine Kinder strafst, offenbart das nicht nur deine Liebe zu Ihnen, sondern auch, dass du eine bestimmte Tat oder Haltung aus dir eigenen Gründen nicht gut heißen kannst.
Das Gesetz offenbart auch Gottes Wesen, aber es reicht nicht aus!!
Wir brauchen unbedingt auch die Offenbarung von Gottes Güte und Barmherzigkeit in Seinem Sohn Jesus Christus. Das ist natürlich außerordentlich wichtig!
Alle offenbarten Eigenschaften Gottes sind gleichermaßen Sein Wesen. Und das ganz. Ich halte das auch für wichtig. Es gibt bei Gott keine Eigenschaft, die, wie oft behauptet, in Konkurrenz zu einer anderen wäre, als ob Seine Liebe Seine Gerechtigkeit jagen würde und vielleicht mal bezwingen könnte (-> Universalismus?!).

Liebe Grüße,
Anton
»Meine Gnade muss dir genügen, denn meine Kraft gelangt in der Schwachheit zur Vollendung.«
2.Korinther 12,9 | -> "Best Message"

Gast

Beitrag von Gast »

HAllo
gerade die Aussagen der Psalmisten zeigen, wie sehr sie aus der Beschäftigung mit dem Gesetz von der Erkenntnis Gottes profitierten.
Natürlich offenbart sich Gott im Gesetz. Jesus hat das Gesetz gehalten, um den Willen des Vaters zu erfüllen. Jesus war derjenige, der das Gesetz gab. Er steht niemels zu sich selbt im Widerspruch. Er hat es darüber hinaus erfüllt, um uns die Rechtfertigung zu ermöglichen.
M

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Hallo Ihr
Ich stellemal einen Beitrag hier rein er ist etwas länger aber das lese lohnt sich

Gesetz und Evangelium
Autor: HWZöllner

Die dreifache Bedeutung des Gesetzes

Der Begriff „Gesetz“ ist keine starre Größe

Gebrauch und Pflege des Gesetzes

Bedeutung des Evangeliums

Das Verhältnis von Gesetz und Evangelium

Vorüberlegungen

Gesetz und Evangelium! Eine Sache, die im Grunde ganz einfach ist... Dann aber doch wieder nicht!

Im Grunde hat für die Menschen das Gesetz aufgehört, die an Jesus Christus glauben und als seine Jünger leben wollen... Jesus also nachfolgen wollen! Für die gilt von nun an das Evangelium! Die leben und weben... Gestalten also ihr ganzes Leben im Sinne des Evangeliums!

Wer nun im Sinne des Evangeliums lebt, der hat kein Gesetzesverhältnis mehr zu seinem Vater im Himmel, sondern ein Liebesverhältnis! Und über dieses Liebesverhältnis schreibt nun der Jünger und Apostel Johannes folgendes 1.Joh 5,1-5 -:

„Wer glaubt, dass Jesus der Christus ist, der ist von Gott geboren; und wer den liebt, der ihn geboren hat, der liebt auch den, der von ihm geboren ist. Daran erkennen wir, dass wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten; und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt; und unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat. Wer ist es aber, der die Welt überwindet, wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus Gottes Sohn ist?“

Das sind klare Worte, die grundsätzliches ausdrücken... Natürlich bleibt uns bei solchen Worten immer wieder die Luft weg, oder wir blasen beide Backen auf, weil wir es irgendwie anders erleben, als es Johannes in diesen Worten auszudrücken weiß. Woran liegt das? Liegt das vielleicht an den Worten des Johannes? Oder liegt es daran, dass wir die Worte des Johannes nicht so recht nachvollziehen können, weil unsere Erfahrungen anders sind? Oder könnte es vielleicht an unserem Verhältnis zu dem liegen, der diese Gesetze erdacht und in die Welt gesetzt hat?

Ich möchte einmal die ansprechen, die schon einmal richtig verliebt waren! Ganz egal, wie es gerade aussieht... Wir machen uns einmal das Gefühl bewusst, dass wir einmal für einen Mann oder eine Frau gehabt haben und vielleicht noch haben... Das kann der Freund / die Freundin sein... Der Ehemann / die Ehefrau... Der Vater / die Mutter... Das ist jetzt völlig egal... Nun leben wir in diesem Gefühl... Diesen tiefen und manchmal auch sehr intimen Empfindungen dem gegenüber, den wir lieb haben... Erste Frage: Muss der uns einen Gesetzes- und Vorschriftenkatalog vorlegen, wie wir uns ihm gegenüber zu verhalten haben? Ich würde sagen: Nein! Zweite Frage: Muss der immer darauf achten, dass wir uns auch ja so verhalten wie er es gerne hat und auch ja die Dinge tun, die er mag? Ich würde sagen: Nein! Und woran liegt das? Weil ich den anderen lieb habe! Also bei mir war das jedenfalls so, als ich mich in meine Angelika verliebt habe... Da hat sie mir keinen Verhaltenskodex vorgelegt und mir ihre Vorlieben mitgeteilt, damit ich sie dann zu dem jeweiligen Datum... Dem Tag... Der Stunde einhalten konnte... Und wehe, wenn nicht!

Ich habe versucht herauszufinden, was sie mag und was sie nicht mag! Und habe dann versucht zu vermeiden, was sie nicht mag... Auch wenn mir das nicht immer gelungen ist! Aber da sie ja auch mich geliebt hat und auch noch liebt... Zumindest war es vor ein paar Augenblicken noch so... Weil sie auch mich liebt, ist eine Bereitschaft da, zu vergeben, wo es mal schief gegangen ist. Aber das zu tun, was sie mag, fällt viel leichter, weil ich sie lieb habe!

Und so sagt Johannes: Wenn du deinen Herrn wirklich lieb hast... Wenn es kein Gesetzesverhältnis, sondern ein Liebesverhältnis ist... Wenn du ihm wirklich unendlich dankbar bist dafür, dass er dich erlöst hat und dir den ganzen Müll abgenommen hat, der dich belastet hat... Wenn du ihn dafür lieben kannst, dann wird es nicht schwer fallen, so zu leben, wie Gott es möchte... Und was Gott gerne hat, das hat er in Gebote und Gesetze gepackt... Und die schauen wir uns jetzt einmal näher an!

Die dreifache Bedeutung des Gesetzes (zurück zum Seitenanfang)

Der Inhalt des Gesetzes

Der Inhalt des Gesetzes besteht aus zwei „Grundgesetzen“: Der sog. „Dekalog“, sprich: Die Zehn Gebote (2.Mose 20,1-17) und das Bundesbuch (2.Mose 20,22 23,19). Dieses Gesetz findet wiederum seine Entfaltung in den Heiligkeitsgesetzen (3.Mose 17-26) und im Deuteronomium (5.Mose 12-26). Interessant ist, dass dem Gesetz zeitlich nicht nur die Erlösung des Volkes Israel aus Ägypten vorausgeht (2.Mose 12,1ff.)... Sondern sachlich auch das Evangelium... Und das äußert sich in den beiden Worten am Anfang des Dekalogs, die alle Heilsgewissheit begründen... Gott sagt: „Ich bin der HERR, dein Gott...“ (2.Mose 20,2)

„...dein Gott...“ Dies zeigt den alleinigen Besitzanspruch Gottes auf sein Volk! Er lässt sein Eigentum keinem anderen neben... Gott verbindet sein Hervortreten... Seinen Namen mit der geschichtlichen Erlösung Israels: „...der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.“ Gott selbst stellt das Gesetz aufs Evangelium. Das Geschenk Gottes geht der Forderung Gottes voraus... Erst kommt die Gabe, die dann die Aufgabe erst ermöglicht! Das Gesetz, das durch Mose gegeben wurde, hat damit den Glauben an die Erwählungsgnade und Liebe Gottes zur Voraussetzung (2.Mose 19,4 und 20,2). Das ist im Grunde schon Evangelium... Gute Botschaft... Bei aller Gesetzlichkeit, die wir darin erkennen können! Und damit wurde im Grunde das Volk Israel schon durch Evangelium und durch Gesetz aus den übrigen Völkern für Gott ausgesondert.

Die zehn Gebote

Die ZEHN GEBOTE sind dabei das Königsgesetz über Israel schlechthin. Hier wird der Grund gelegt... Hier werden die „Grundsätze“ zitiert, die in ihrer Kürze und Deutlichkeit ein einzigartiges Zeugnis der Offenbarung Gottes sind. Weil Gott das Recht erläßt, gewinnt das Gesetz eine ganz neue Weite, Tiefe und Kraft. Es greift hinaus in Gebiete, die außerhalb der orientalischen Königsgesetze liegen, und hinein in Tiefen, vor denen jedes menschliche Recht haltmachen muss. Es umfaßt bürgerliches Recht und ethische Unterweisung und verbindet sie zu einer Einheit im fordernden Willen Gottes. Das Gesetz umgreift dabei drei Sphären...

Drei Spären des Gesetzes

Drei Spähren, die auch das Bundesbuch ausmachen, die geordnete Verfassung für den Alltag des Bundesvolkes... Siehe 2.Mose 20,22 23,19: (1) die bürgerliche Ordnung, die „mischpatim“... (2) die absolute Ordnung, die „debarim“... (3) die gemeindliche Ordnung, die „chuqqim“.

Erste Sphäre des Gesetzes: mischpatim

Die mischpatim oder „Rechte“ (2.Mose 21,2 22,19) sind Weisungen zur Errichtung und zum Schutz der bürgerlichen Ordnungen und sie betreffen folgendes:

a) Sozialrecht: Schutz der Freiheit (2.Mose 21,2-11)
Z.B. sollte ein hebräischer Sklave spätestens im siebten Jahr seiner Sklaverei ohne Lösegeld wieder freigelassen werden!

b) Kriminalrecht: Schutz des Lebens (2.Mose 21,12-32)
Z.B., dass ein Mensch sterben muss, der einen anderen bewusst getötet hat!

c) Zivilrecht: Schutz des Eigentums (2.Mose 21,33 22,14)
Z.B., wenn ein Rind ein anderes so gestoßen hat, dass es stirbt, so muss der Besitzer des lebenden Rindes dieses verkaufen und dann musste der Verkaufspreis und das tote Rind unter beiden Parteien geteilt werden!

d) Sakralrecht: Schutz des Heiligen (2.Mose 22,17-19)
Z.B., dass derjenige dem Bann Gottes verfallen soll, der neben dem HERRN noch anderen Göttern opfert!

Die mischpatim gestalten Israel zu einer heiligen, Gott geweihten Bürgerschaft. Damit entstehen quasi zwei Welten, von denen eine die andere durchdringen soll. Das ist kein Kompromiss, sondern liegt in der Linie der Weltpolitik Gottes, die auch in Jesus sichtbar wird Galater 4,4 -:

„Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste, damit wir die Kindschaft empfingen.“

Gott läßt die ungerechte Ordnung dieser Welt nicht nur als äußere Schale zu, die schließlich einem geistlichen Kern Platz zu machen hat... Sondern Gott gebietet die Einhaltung dieser äußeren Ordnungen mit göttlicher Autorität. Dabei setzt er ihnen jedoch dreierlei Einschränkungen:

1. Gott läßt seinem Volk einen Raum inmitten der Ungleichheit und Ungerechtigkeit dieser Welt, sein Liebes-Gebot zu erfüllen.

2. Gott nimmt die Gesetze und Rechte dieser Welt auf und verleiht ihnen Autorität, was dazu führt, dass er den Menschen an den Rand und sich selbst in die Mitte rückt! „Ich bin der HERR, dein Gott!“

3. Gott unterstellt sein Volk zwar der harten Ordnung dieser Welt, aber er liefert es dieser Welt nicht aus. Z.B. befreit er den misshandelten Sklaven, und in letzter Instanz greift er in den Rechtsgang ein.

Zweite Späre des Gesetzes: debarim

Die zweite Sphäre des atl. Gesetzes sind die debarim oder „Worte“... Das ist eine Unterweisung für die Herstellung einer unsichtbaren, gültigen Ordnung des Volkes Gottes (2.Mose 22,20 23,9). Dabei greift der Gott Israels zunächst in das private Zusammenleben ein.

Dazu erlässt er das vierfache Gebot der Barmherzigkeit (2.Mose 22,20-26)! Z.B., dass man Fremdlinge nicht bedrücken soll!

Gott erhebt dann aber auch seinen Anspruch auf Anerkennung seiner Majestät im ganzen Leben durch das siebenfache Heiligkeitsgebot (2.Mose 22,27-30)! Z.B., dass man Gott nicht lästern und die Obersten des Volkes nicht fluchen soll!

Und schließlich greift Gott in die Ausrichtung des öffentlichen Lebens ein... Und das durch das zwölffache Gerechtigkeitsgebot (2.Mose 23,1-9)! Z.B., indem er festlegt, dass man kein falsches Gerücht verbreiten und auch kein falscher Zeuge sein soll!

Dritte Späre des Gesetzes: chuqqim

Die dritte Sphäre des atl. Gesetzes sind die chuqqim oder Satzungen... Das sind die Bestimmungen für eine sichtbare gemeindliche und zugleich endzeitliche Ordnung, die wir in 2.Mose 23,10-19 finden. Diese chuqqim gliedern sich in:

1. Sabbatjahr und Sabbat (2.Mose 23,10-13). Danach sollten die Israeliten sechs Jahre säen und ernten, aber im siebten Jahr alles brach liegen lassen, damit auch die Natur die Ruhe bekommt, die Gott verordnet hat!

2. Das Kirchenjahrsgebot (2.Mose 23,14-17). Darin festgelegt waren die drei großen Jahresfeste: Fest der ungesäuerten Brote Das Fest der Erstlinge der Ernte Das Fest der Lese, am Ende des Erntejahres!

3. Das Anbetungs- und Opfergebot (2.Mose 23, 18-19). Daraus geht hervor, dass für Gott nur das Beste gut genug ist! Etwas, das ich auch in Bezug auf unsere heutige Zeit sehe! Für Gott ist nur das Beste gut genug! In Bezug auf unsere Gemeinschaftshäuser! In Bezug auf unsere Gemeinschaftsarbeit / unsere Veranstaltungen! In Bezug auf den Einsatz meiner Person in der Gemeinde Jesu an dem Ort, an den er mich gestellt hat!

Damit umhüllen diese Satzungen das Leben der Gemeinde mit einem Gewebe von zeitlichen, sozialen und kultischen Ordnungen der Woche und des Kirchenjahres. Damit hat Gott durch die Satzungen seine Gegenwart in seinem Volk und den vertrauten Umgang mit ihm geregelt. Diese Satzungen offenbaren dem Volk Israel die gnädige Gegenwart Gottes!

Das Gesetz ist keine starre Größe (zurück zum Seitenanfang)

Der Begriff „Gesetz“ ist aber in sich keine starre Größe, sondern entspricht den unterschiedlichen, immer klarer werdenden Selbstoffenbarungen Gottes... Und die verändern sich im Lauf der Heilsgeschichte. Nur so können wir dann auch verstehen, dass der Gläubige des NT nicht gesetzlos ist, sondern im Gesetz Jesu Christi lebt (Galater 6,2)... Wenn auch dieses neue Gesetz das große Gebot der Liebe ist (Johannes 13,34; 15,12). Der gläubige Christ steht im Gesetz Christi (1.Korinther 9,21). Und damit erfährt das, was sich in der Heilsgeschichte verändert hat, in Jesus Christus sein Ziel. Christus ist das Ende... Der Endpunkt des Gesetzes! Jesus ist gekommen, das Gesetz und die Propheten, zu erfüllen (Matthäus 5,17-18)! -

Wenn Paulus sich nun in Röm 3,31 dagegen wehrt, dass durch den Glauben das Gesetz aufgehoben sei... Er sagt an dieser Stelle ja: „Wir richten es auf!“ Dann meint er allerdings an diesem Punkt das Glaubensgesetz... Also die göttliche Norm überhaupt. Das Gesetz vom Sinai mit seiner bundesmäßigen Verpflichtung hat aber für die Gemeinde Jesu keine verbindliche Gültigkeit mehr. Der Glaube an das Evangelium ist die Vollendung des atl. Gesetzes.

Gebrauch und Pflege des Gesetzes (zurück zum Seitenanfang)

Das Gesetz zeigt vielfältige Formen... Es enthält kurzgefasste, katechismusartige Stücke, dann Rituale, Rechtsbücher und Bekenntnisse, aus denen wir die verschiedene Verwendung des Gesetzes ablesen können. Den jeweiligen Lebensbereichen entsprechend war das Gesetz den Richtern, Ältesten und Priestern anvertraut (vgl. 5.Mose 17,8-11). Man zitierte es z.B. beim Rechtsprechen im Tor (Ruth 4,1-12). Es hatte aber auch als Bekenntnis und in den Liturgien der großen Feste seinen Platz und wurde auch im Gottesdienst vom Priester gesprochen (5.Mose 27,1+10).

Die Familienväter zitierten als Hauspriester in der Passanacht das Glaubensbekenntnis ihrer Erlösung (2.Mose 13,14). Die Eltern hatten die Kinder im Gesetz zu unterrichten und ihre Fragen dazu zu beantworten (2.Mose 13,8-10; 5.Mose 6,6-9; 11,18-20). Genau das gleich galt für die Priester dem Volk gegenüber (3.Mose 10,11; 5.Mose 33,10).

In dem Gebet, das jeder Gläubige morgens und abends zu sprechen hatte, waren auch Abschnitte des Gesetzes enthalten (5.Mose 6,4ff.). Und auch im politischen Raum halten die Propheten dem Volk und seinen Führem die Zehn Gebote als Spiegel vor (vgl. Hosea 4,1-6+12-13+18-19; Hosea 5,1-7). Und sogar in der Meditation oder der sog. „gläubigen Versenkung“ des atl. Frommen ist das Gesetz allzeit gegenwärtig (vgl. 5.Mose 6,6; 11,18; Psalm 19,9; 119,11; Sprüche 3,3; 7,3; Jesaja 51,7; Jeremia 31,33). Dabei war ihm das Gesetz ein Trost (Psalm 119,50), war ihm Licht und Wegweisung (Psalm 119,105) und auch Freude und Friede (Psalm 119,162+165).

Die Bedeutung des Evangeliums (zurück zum Seitenanfang)

Das Wort „Evangelium“ kommt in der Predigt von Jesus nicht sehr oft vor... Wo er es aber gebraucht wird, umfasst es die ganze Fülle seiner Verkündigung in Tat und Wort (Matthäus 24,14; 26,13; Markus 1,15; 8,35; 16,15). Matthäus und Markus fassen das gesamte Wirken Jesu in der Aussage zusammen: „Er predigte das Evangelium“ (Matthäus 4,23; 9,35; Markus 1,14). Hier liegt der Berührungspunkt mit den Worten des Propheten Jesaja. Jesus selber ist der Herold, der die Königsherrschaft verkündet... Das Reich Gottes, das in ihm hereingebrochen ist... (Markus 1,15). Er ist der im AT verheißene Freudenbote, der jetzt gekommen ist. Seine Botschaft ist das Evangelium! In seinem Auftreten... In seinem Reden und Handeln erfüllt sich das Wort der Schrift vor den Ohren und Augen seiner Zuhörer (Lukas 4,16-21). Das wird deutlich z.B. in den „Ich-bin-Worten“ im Johannesevangelium... Und damit werden auch die Berichte vom Leben Jesu zugleich zum Evangelium (Apostelgeschichte 5,42; 8,35; 15,7; 17,18; 1.Petrus 4,17). Gottes Herrschaft ist an das Kommen und Tun Jesu gebunden... Jesus bringt sie in seiner Person (Lukas 17,21)... Und seine Wundertaten sind sowohl Auswirkung wie auch Hinweis auf den Anbruch dieser Herrschaft Gottes (Matthäus 11,2-6). So ist das Evangelium nicht nur eine Botschaft, sondern ein Handeln Gottes an den Menschen durch und in Jesus Christus.

Paulus gebraucht das Wort Evangelium häufig ohne nähere Bestimmung. Es ist also für ihn wie für seine Leser ein fester Begriff, der ohne weitere Erklärung verständlich ist. Trotzdem ist sein Gebrauch des Wortes mehrschichtig:

1.) Z.B. bezeichnet er mit Evangelium zunächst die Tätigkeit der Verkündigung (2.Korinther 8,18; Phil 4,15).

2.) Wo Paulus den Inhalt des Evangeliums angibt, spricht er nicht vor allem von der Königsherrschaft Gottes bzw. vom Reich Gottes, auch wenn er natürlich diesen Begriff auch kennt (Römer 14,17; 1.Korinther 4,20; 6,9; Kolosser 4,11; 1.Thessalonicher 2,12; 2.Thessalonicher 1,5). Er umschreibt den Inhalt des Evangeliums, wobei bei ihm nirgends eine lückenlose Aufzählung davon zu finden ist! Er nennt aber die wesentlichen Punkte: Jesus ist Gottes Sohn von Ewigkeit her und als Mensch ein Nachkomme Davids... Er ist gestorben, begraben, auferstanden (Römer 1,3f; 1.Korinther 15,3-5; 2.Timotheus 2,8)... Er ist als der von Gott Erhöhte der Herr (Philipper 2,9-11) und Richter (Römer 2,16). Der Inhalt des Evangeliums von Paulus ist also identisch mit dem, was die Evangelien verkünden wollen: Jesus als den Christus Gottes und sein Tun als Heilshandeln Gottes für die und an den Menschen (Markus 16,15-16, Römer 1,16).

3.) Auch für Paulus ist das Evangelium mehr als nur Mitteilung... Es ist die Kraft Gottes, die in der Verkündigung zum Heil der Menschen frei wird (Römer 1,16-17, 1.Thessalonicher 1,5). Im Evangelium offenbart sich die Gerechtigkeit Gottes (Römer 1,17), die mit dem Sünder ins Gericht geht, ihn aber im Glauben zugleich gerecht spricht (vgl. Römerbrief). Damit wirkt das Evangelium in das Leben des Menschen hinein und bringt ihn zur Begegnung mit dem Jesus zu seinem Heil oder zum Unheil... Je nachdem, ob es im Glauben angenommen wird oder nicht.

4.) Paulus spricht häufig von „meinem“ bzw. von „unserem Evangelium“ (Römer 2,16; 2.Korinther 4,3; 2.Timotheus 2,8). Damit ist aber kein besonderes Evangelium gemeint, denn seine Botschaft stimmt mit der Botschaft der übrigen Apostel überein (1.Korinther 15,15; Galater 2,6-9). Und doch betont er damit, dass dieses Evangelium auch ihm als Apostel anvertraut ist, und zwar mit dem besonderen Auftrag, es den Heiden zu bringen (Apostelgeschichte 20,24; Römer 15,20; 1.Korinther 4,15). Aber es bleibt das eine Evangelium von Jesus Christus, das überall gilt.

Zusammengefasst kann man also sagen:

Das Evangelium ist die Botschaft von Jesus als dem Christus Gottes und seinem Reden und Tun als Heilshandeln Gottes für die Menschen und an den Menschen!

Das Verhältnis von Gesetz und Evangelium (zurück zum Seitenanfang)

Damit haben wir jetzt eine Definition des Gesetzes und des Evangeliums. Nun kommt die spannenden Frage für jeden Christen: Wie bedeutet es praktisch, dass Jesus das Gesetz nicht aufgelöst, sondern erfüllt hat? In welchem Verhältnis stehen Gesetz und Evangelium? Und welche Gebote und Gesetze gelten heute noch für mich? Dem werden wir jetzt noch nachgehen!

Jesus hat sich zu seinen Lebzeiten immer wieder mit den Pharisäern und Schriftgelehrten auseinandergesetzt! Das hat viele dazu veranlasst zu denken, dass mit dem neuen Bund in Jesus der alte Bund abgelöst und ausgeschaltet sei... Dass also an die Stelle des heiligen, gerechten und richtenden Gottes ein Gott getreten ist, der nur noch liebevoll sein kann. Das hat dazu geführt, dass bei vielen Christen die Ehrfurcht Gott gegenüber total unter den Tisch gefallen ist! Und das darf natürlich nicht sein, denn Gott hat sich nicht verändert, auch wenn seine Botschaft eine andere geworden ist! Es musste also wieder gepredigt werden!

Der totale Anspruch des heiligen und unentrinnbaren Gottes auf unser Leben musste wieder verkündigt werden (vgl. Apostelgeschichte 17,27.30ff, Römer 2,1). Das Gesetz kann nicht einfach vom Evangelium abgelöst werden! Beides gehört zusammen! Sogar Jesus Christus selber... Das Evangelium schlechthin, wurde „unter das Gesetz getan“ (Galater 4,4). Und er war es auch, der in der Bergpredigt die Erfüllung des atl. Gesetzes noch verschärft hat... Nachzulesen in Matthäus 5,17-20... Und sogar in der großen Versuchung (Matthäus 4) hielt er sich an das „du sollst“ Gottes.

Die Schwierigkeit lag also zu allen Zeiten im Verhältnis von Gesetz und Evangelium. Das wird auch deutlich in den verschiedenen grundsätzlichen Auffassungen, die sich zum Teil sehr konträr gegenüber standen: Da behaupten dann die einen, das Gesetz ist auf jeden Fall der Heilsweg! Andere sagen dazu nur: Es gibt nur eine Tür zu Gott, nämlich die Gnade (vgl. Römer 2,21ff). Wieder andere meinten, dass ein Zusammenwirken von Gesetz und Evangelium, von Werk und Gnade der Weg zur Rechtfertigung sei. Sicher ist, dass die Bibel das Gesetz als einen Zuchtmeister bezeichnet, der den Menschen zu Jesus Christus hintreibt (Galater 3,24). Das Gesetz muss uns zeigen, dass wir für uns selbst in letzter Instanz nichts tun können... Dann nämlich, wenn es um ein erfülltes Leben geht und um unser Heil!

Wir brauchen also das Gesetz, so wie Prof. Oswald Bayer von der Uni Tübingen kürzlich sagte: „Das Gesetz ist notwendig, weil es uns zur Leistung peitscht!“ Es treibt uns also an, überhaupt etwas zu tun! Es lässt uns nicht irgendwo rumhängen, in der Erwartung des „Sankt-Nimmerleins-Tages“. Dann hat er aber auch gesagt, was das Evangelium dabei bedeutet: „Das Evangelium sagt zu mir: Das Gesetz ist nicht das Letzte! Du darfst ruhig auch mal ausruhen, auch wenn ein riesen Berg von Arbeit vor dir liegt... Frei nach dem Motto von Psalm 127 >>...den Seinen gibt es der Herr im Schlaf<<“.

Ich glaube, dass dieses Verhältnis von Gesetz und Evangelium am Besten von Paulus ausgedrückt wird in 1.Korinther 6,12: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen!“ Und ich füge hinzu: Denn nur Jesus Christus und die Liebe zu ihm soll mich gefangen nehmen. Ganz nach dem doppelten Angebot und Gebot der Liebe:

„»Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3.Mose 19,18). In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“ Matthäus 22,37-40 (Markus 12,30-31)

Die Liebe zu Gott ist das allerhöchste! Aber nicht aus uns selbst heraus! Gott hat uns so sehr geliebt, dass er seinen Sohn Jesus Christus zum „Sündenbock“ gemacht hat und alle Sünden auf sein Haupt am Kreuz geladen hat (Johannes 3,16). Und diese Liebe macht uns nun fähig, Gott zu lieben! Und damit ist die Liebe zu Gott das allerhöchste für einen Christen! Genau in dem Sinn, wie ich es zu Anfang dieses Themas gesagt habe... Und an dieser Liebe wird sich alles andere orientieren! Und in dieser Liebe können Gebote auch als das angenommen werden, was sie sind: Leitlinien zu einem erfüllten Leben im Einklang mit dem allmächtigen Gott, der uns in Jesus Christus erlöst hat! So können wir uns dann im Einzelnen Fragen stellen, wie z.B.:

1. Wie ist das z.B. mit den Männer- und Frauenkleidern zu verstehen (5.Mose 22,5): „Eine Frau soll nicht Männersachen tragen, und ein Mann soll nicht Frauenkleider anziehen; denn wer das tut, der ist dem HERRN, deinem Gott, ein Greuel.“

Wenn wir nachfragen, dann finden wir heraus, dass die Menschen der umliegenden Völker Israels die Kleider tauschten, um ein besonderes erotisches Erlebnis zu haben und um ihren Gott dabei zu erleben! Das war für Gott absolut nicht drin! Und jetzt überlege sich jeder, warum er als Frau einen Rock oder eine Hose anzieht. Bei der Länge oder Kürze mancher Röcke sollten sie lieber Hosen tragen!

2. Oder wie ist das mit dem Essen von Blut, das wir z.B. in der Blutwurst in uns aufnehmen? Schließlich war es doch im alten Bund verboten!

Jesus sagte hierzu einmal, als es um Reinheit und Unreinheit ging Matthäus 15,11 -: „Was zum Mund hineingeht, das macht den Menschen nicht unrein, sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein!“ Damit ist schnell klar, dass wir essen können, was uns schmeckt, solange wir uns dadurch nicht gegenseitig vorsätzlich vergiften und damit einen Mord begehen! Denn ein Mord wäre ja auf keinen Fall zu erdulden!

Wenn man sich jetzt abschließend fragt, was denn nun vom Gesetz noch gültig ist... Ganz in dem Sinne, dass ich einfach nach dem fragen möchte, was Gott gerne hat... Gerade weil ich ihn liebe... Dann würde ich ganz allgemein folgendes sagen: Die atl. Zeremonialgebote sind in Jesus Christus erfüllt und abgetan! Das wird deutlich, z.B. in Stellen wie Apostelgeschichte 10,15 oder auch Hebräer 7,18 und anderen... Das bedeutet, dass wir es nicht mehr mit Geboten zu tun haben, die den Tempelkultus betreffen... Auch die Beschneidung ist für uns tabu... Auch alle anderen Reinheitsgebote, die für das Volk Israel bestimmt waren, gelten damit nicht für uns... Auch das Thema Sabbat an sich ist für uns kein Thema mehr... Jesus selbst sagte einmal, dass der Sabbat um des Menschen willen gemacht ist und nicht der Mensch um des Sabbats willen (Markus 2,27). Damit hat er nicht den Ruhetag an sich aufgelöst... Dass wir das ja nicht missverstehen! Und im ersten Tag der Woche... Dem Sonntag als Auferstehungstag des Herrn Jesus halten wir ja hoffentlich diesen Ruhetag... Dass der Sonntag zum Wochenende gehört, dass soll erst Mitte der 70er Jahre im vergangenen Jahrhundert so geworden sein. Mit der zunehmenden Industrialisierung und Technisierung so Prof. Oswald Bayer wurde der Sonntag mit in das Wochenende eingegliedert! Für uns Christen bleibt er aber der erste Tag der Woche... Nur die ganzen Regeln rund um den Sabbat, die sind nicht mehr bindend für uns, genauso wenig wie die Gebote, die sich auf das Heilige Land bezogen haben und beziehen!

Das würde ich als allgmeine Richtlinie mitgeben... Alles andere muss der einzelne... Wie von Paulus empfohlen... Ganz für sich... Aus der Liebesbeziehung zu Gott heraus entscheiden! Fragen wir einfach nach, was Gott gerne hat, und die Liebe zu ihm wird uns den Weg zeigen können!
Quelle: http://www.lgv-online.de/bezirk-neu-ulm/hz_ges01.htm
Gruß und Segen von Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Hallo Anton
Zählt zum Moralgesetz nur die 10.Gebote oder mehr?
L.G. Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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