Lutherisch oder Arminianisch

Nur für Gläubige, die die fünf Punkte des Arminianismus ablehnen

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Gast

Lutherisch oder Arminianisch

Beitrag von Gast »

Ich lese gerade von Bunyan "Der heilige Krieg". Auf Seite 304/305 steht folgendes geschrieben:

"Die Gnadenwahl bezweifeln heißt eine große Lehre des Evangeliums umstoßen, nämlich die Allwissenheit, die Allmacht und den Willen Gottes verwerfen, Gott die Freiheit absprechen, mit seinen Geschöpfen nach seinem Willen zu verfahren, den Glauben von Menschen-Seele hindern und die Erlösung von Werken und nicht allein von der Gnade abhängig machen. Auch heißt das nichts anderes, als das Wort Gottes Lügen strafen wollen und die Gemüter der Einwohner von Menschen-Seele beunruhigen."

Die Übersetzer des Buches haben sich die Freiheit genommen eine Fußnote an diese Textpassage zu machen, wo sie folgendes schreiben:

"Bunyan redet hier nach der reformierten Lehre seiner Kirche. Als Lutheraner müssen wir uns gegen diese Auffassung erklären. Die Gnade ist allgemein, weil die Sünde allgemein ist. Durch eines Menschen Sünde ist die Verdammnis über alle Menschen gekommen, und durch eines Gerechtigkeit ist die Rechtfertigung zum Leben für alle Menschen gekommen (Röm5,18). Christus ist für alle Menschen gekommen und gestorben, nicht bloß für die Auserwählten. In Ihm hat Gott die ganze Welt geliebt (Joh3,16), hat unser aller Sünde auf ihn geworfen (Jes 53,6) und will nun auch, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen (1.Tim 2,4). Darum bietet er allen die Gnadenmittel an: Wort und Sakrament. Wer sie mit wahrer Buße und wahrem Glauben annimmt, recht gebraucht, wozu Gott eben auch schon durch die Gnadenmittel Gnade und Kraft gibt, der ist erwählt, und wenn er treu bleibt, wird er selig. Wer widerstrebt (Apg 7,51), sich nicht versammeln lässt (Matth 23,37), im Unglauben bleibt, der wird verdammt (Mark 16,16). Die Gnadenwahl ist folglich nicht absolut, sondern bedingt. Die Bedingung liegt im Glauben. Und die Praescienz (das Vorherwissen) Gottes bildet keinen Grund zur Praedestination (Vorherbestimmung, Gnadenwahl). Kurz, wer Christus hört (matth. 17,5), ihn im Glauben annimmt, ihm folgt (Joh 10,27), bis zum Todetreu bleibt (Offb 2,10), dem gibt er hier Gnade und Vergebung der Sünden, dort die Krone des ewigen Lebens. Wer es nicht tut, der wird verdammt."


Diese Fußnote ist doch nicht lutherisch, oder?

maxb
Beiträge: 282
Registriert: 13.03.2008 16:53

Beitrag von maxb »

Mich verwirrt der folgende Abschnitt:
Die Gnadenwahl ist folglich nicht absolut, sondern bedingt. Die Bedingung liegt im Glauben. Und die Praescienz (das Vorherwissen) Gottes bildet keinen Grund zur Praedestination (Vorherbestimmung, Gnadenwahl).
Stehen hier nicht zwei entgegen gesetzte Aussagen nebeneinander? Zu erst wird gesagt, die Wahl würde auf Grund des Glaubens geschehen und danach heißt es, das Vorherwissen Gottes hätte nichts mit der Erwählung zu tun.

So wie ich die Lutheraner bisher verstanden habe würden sie sagen, dass Gott den Menschen bedingungslos zum Heil erwählt. Wer gerettet wurde, wurde allein durch Gottes Gnade und wegen nichts in ihm selbst, sondern nur durch den Glauben (und nicht wegen des Glaubens!) gerettet. Wer nicht gerettet wird, wird allein wegen seines Unglaubens verloren gehen, nicht weil Gott ihn zum Unheil erwählt hätte oder sein Heil nicht gewollt hätte. Was den Kommentar zum Sühneopfer angeht, scheint mir das durchaus lutherisch zu sein, wobei ich nicht verstehe, warum das hier erwähnt wird, weil Bunyan ein "4-Punkte-Calvinist" war und da meines Wissens nach das gleiche Verständnis hatte wie ein Lutheraner.

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