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Neue Genfer Übersetzung (NGÜ)

Verfasst: 25.01.2020 01:58
von Katy-3
Hallo zusammen,

meine Frage richtet sich an diejenigen unter Euch, welche die NGÜ kennen und/oder auch in Gebrauch haben.

Ich habe sehr große Probleme mit dieser "Übertragung". Sie wirkt auf mich menschlich verwässert und teilweise auch bibelkritisch und "modern-theologisch" verfälscht. Bei Hebr. 9,28 z.B. hat Jesus die Sünden "der ganzen Menschheit" auf sich genommen, obwohl in der Fußnote richtigerweise darauf hingewiesen wird, daß es wörtlich die Sünden "von vielen" heißt, was auch Jesus selbst so gesagt hat. Hier wird also nicht nur Jesus selbst widersprochen, sondern der Irrlehre der Allversöhnung das Wort geredet, denn wenn Jesus die Sünden "der ganzen Menschheit" auf sich genommen hat, dann muss auch "die ganze Menschheit" gerettet werden.

Dann noch ein Beispiel: In 1. Petrus 1,5 heißt es in der Schlachter2000 (Vergleichsbibel), daß "wir in der Kraft Gottes bewahrt werden durch den Glauben zu dem Heil, das bereit ist, geoffenbart zu werdenin der letzten Zeit" - hier ist es eindeutig Gott, der die Seinen durch den Glauben bewahrt - ihr Glaube ist das Werk Gottes, die Gabe Gottes, wie in Eph. 2,8 beschrieben. -- die NGÜ aber verfälscht diese Aussage, indem sie den Glauben wie eine Vorleistung des Gläubigen darstellt, die es bedingt, daß Gott sie bewahrt - "...und wird euch, die ihr glaubt, durch Seine Macht bewahren, bis das Ende der Zeit gekommen ist ..." - das sind nur zwei Beispiele von vielen anderen.

Das Wort Buße z.B. kommt in der NGÜ gar nicht vor, auch nicht das Wort Gottesfurcht, und das empfinde ich als ausgesprochen irritierend. Ich habe die Reformations-Studienbibel und ich bin begeistert von dem Studienmaterial und den Einleitungen zu den biblischen Büchern. Aber die NGÜ ist für mich eine riesige Enttäuschung.

Mich interessiert sehr, wie Ihr zu dieser Bibel steht.

Gruß von Katrin

Re: Neue Genfer Übersetzung (NGÜ)

Verfasst: 30.01.2020 06:20
von Peter01
Hallo Katrin

vielen Dank für deinen Beitrag und die Bedenken gegenüber der NGÜ-Übersetzung. Ich bin absolut bei dir und benutze diese Übersetzung nur ergänzend zu meinen bevorzugten Übersetzungen (Elberfelder Hückeswagen und Schlachter 2000). Für mich ist die NGÜ sowie auch die HFA und NL eine Kommentarbibel die man als Vergleich hinzuziehen kann, aber nicht außerhalb von texttreueren Übersetzungen benutzen sollte, da man - wie du schon anhand den Beipielen schön aufgezeigt hast - in bestimmten wichtigen Lehrbereichen zu unbiblischen Überzeugungen kommen kann.

Gruß
Peter

Re: Neue Genfer Übersetzung (NGÜ)

Verfasst: 09.02.2020 23:33
von Katy-3
Hallo Peter,

ich habe gar nicht mehr erwartet, eine Antwort zu bekommen und deshalb habe ich eine Weile hier nicht mehr reingeschaut - aber jetzt freue ich mich umso mehr über Deine Antwort $:D

Die Definition als "Kommentarbibel" finde ich sehr interessant und lässt mich entspannter damit umgehen. Ich habe sie intensiv "durchgeackert", aber ich brauchte immer eine zuverlässige Vergleichsbibel (Elberfelder, Luther, Schlachter), weil ich der NGÜ einfach nicht vertrauen konnte. Jetzt lese ich sie sie gar nicht mehr.

Was ich nicht verstehe oder einsehe, daß die Genfer Bibelgesellschaft eine soche Übertragung überhaupt herausgebracht hat und sie auf der HP der NGÜ als "texttreu" mit "sachlicher Genauigkeit" anpreist. Denn das stimmt ja gar nicht. Das verstehe ich echt nicht.

Grüssle Katrin

Re: Neue Genfer Übersetzung (NGÜ)

Verfasst: 27.06.2020 13:54
von Jose
Interessante Frage, Katrin. Ich wollte vor etlichen Wochen die Bibel kaufen, aber als ich erfuhr, dass es die Übersetzung noch nicht als ganze Bibel gibt, habe ich darauf verzichtet.

Bei uns in der Gemeinde wird z.T. auch die NGÜ verwendet. Über manche Aussagen bin ich etwas verwundert, weil sie anders klingen, daher wollte ich mir selber einen Eindruck machen.

Persönlich ist mir die Übersetzung von Hebr. 9,28, wie von dir erwähnt, auch fremd. Aber die Aussage, dass Jesus die Sünden der ganzen Welt getragen hat, hat für mich nichts mit Allversöhnung zu tun, sonst wären die Aussagen in Joh. 3,16 oder 1. Joh. 2,2 auch verkehrt. Vielmehr bedeutet die Aussage für mich, dass Jesu Erlösungswerk ausreicht, um die Sünden der ganzen Welt zu tragen, d.h. die Sünden aller, die an Ihn glauben.

So lesen wir: "Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt" 1. Joh 2,2 (rev. Elberfelder). Allerdings hatte Johannes schon in seinem Evangelium geschrieben, dass das Heil nicht automatisch allen zuteil wird, sondern nur denen, die IHN, also Jesus, aufnehmen, siehe Joh. 1,12.

Was übrigens Hebr. 9,28 anbetrifft, so geht daraus eigentlich eindeutig hervor, dass es keine Allversöhnung gibt, denn ER wird zum Heil kommen, für die, welche Jesus, erwarten. Siehe dazu auch Vers 27.

27 Sterben müssen alle Menschen; aber sie sterben nur einmal, und darauf folgt das Gericht. 28 Genauso wurde auch Christus nur einmal als Opfer dargebracht - als Opfer, das die Sünden der ganzen Menschheit auf sich nahm. Wenn er wiederkommt, kommt er nicht mehr wegen der Sünde, sondern um denen Rettung zu bringen, die auf ihn warten.
Quelle: Hebräer 9,27-28 - NGÜ online

Zur inhaltlichen Genauigkeit der Übersetzung habe ich einige Fragen. Insgesamt würde ich die Übersetzung nicht zu meiner Bibelarbeit verwenden, sondern nur heranziehen zum Vergleich, wie ich es mit anderen Übersetzungen machen.

Interessant finde ich auch die Aussage auf der Webseite der Deutsche Bibel Gesellschaft:
Die Neue Genfer Übersetzung ist ein gemeinsames Projekt der Genfer Bibelgesellschaft, der Deutschen Bibelgesellschaft und des Brunnen Verlags.
Ob solche Projekte in Summe ein gutes Ergebnis hervorbringen können?


Gottes Segen,
José