Apg.8,5-13 Fragen zur Pneumatologie

Lehrfragen in Theorie und Praxis - also alles von Bibelverständnis über Heilslehre und Gemeindelehre bis Zukunftslehre

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Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Till,
"Hoffnung" und "Glaube" sind Schlüsselwörter in der Bibel, die einen klar definierten Inhalt haben. Es gibt auch die vielen Stellen, die das Ende von Glauben und Hoffnung durch eben Schauen und Erfüllung darlegen.
Daher gehe ich nicht davon aus, dass man das so leicht umgehen kann.

Ich persönlich sehe das Argument als "Logik"-Argument, entwickelt aus Folgerungen. Da es aber singulär ist, ich keinen 2. biblischen Beweis dazu habe (Zwei-Zeugen-Regel), setze ich es aber nicht absolut.

Zum Abschluss der Erkenntnis könnte man den Abschluss der Offenbarung nennen, die eben den Kanon des NT abschloss und jegliche Ergänzung ausschloss. Man könnte daher sehr wohl den biblischen Kanon mit dem "Vollkommenen" gleich setzen, welches eben so beendet und auch gleichsam mit Abschlussformel so gesetzt wurde. Doch auch das ist über Ecken konstruiert und nicht zwingend.

Martin

Gast

Beitrag von Gast »

mh-ing hat geschrieben: "Hoffnung" und "Glaube" sind Schlüsselwörter in der Bibel, die einen klar definierten Inhalt haben. Es gibt auch die vielen Stellen, die das Ende von Glauben und Hoffnung durch eben Schauen und Erfüllung darlegen.
Daher gehe ich nicht davon aus, dass man das so leicht umgehen kann.

Ich persönlich sehe das Argument als "Logik"-Argument, entwickelt aus Folgerungen. Da es aber singulär ist, ich keinen 2. biblischen Beweis dazu habe (Zwei-Zeugen-Regel), setze ich es aber nicht absolut.
Ok, aber wenn Du es nicht absolut setzt, laesst sich darauf auch nicht die Lehre aufbauen, dass Paulus lehrt, dass nach der apostolischen Zeit Zungenrede und Prophetie aufhoeren werde.

Ich verstehe die Logik hinter deinem Argument und sie ist besonders in Bezug auf die Gabe der "Hoffnung" stark. Aber Tatsache ist, dass in 1. Kor. 13 nicht explizit steht, dass Glaube und Hoffnung aufhoeren werden, sondern es wird explizit nur das Ende von Zungenrede, Prophetie und Erkenntnisgaben genannt.

Was den Glauben anbelangt, ist es meiner Meinung nach unwahrscheinlich, dass Paulus von desen Ende schrieb. Glaube ist ein Schlusselwort in der Schrift,ja, aber sein Ende durch Schauen ist nur auf bestimmte Aspekte des Glaubens logisch, z. Bsp. der Glaube dass Gott ist und Jesus lebt. Aber dar wird es schon fraglich. Die Apostel haben den auferstandenen Jesus gesehen! Trotzdem spricht die Schrift von ihrem Glauben an den Herrn. Und was ist zum Beispiel mit
Rom 4:5 wer dagegen keine Werke verrichtet, sondern an den glaubt, der den Gottlosen rechtfertigt, dem wird sein Glaube als Gerechtigkeit angerechnet.
Ist ein solcher errettender Glauben nicht mehr von Noeten nach der Wiederkunft Jesu?- <Zwischenbemerkung> nicht Entrueckung; die gibt es ja nicht. </Zwischenbemerkung>

mh-ing hat geschrieben: Zum Abschluss der Erkenntnis könnte man den Abschluss der Offenbarung nennen, die eben den Kanon des NT abschloss und jegliche Ergänzung ausschloss. Man könnte daher sehr wohl den biblischen Kanon mit dem "Vollkommenen" gleich setzen, welches eben so beendet und auch gleichsam mit Abschlussformel so gesetzt wurde. Doch auch das ist über Ecken konstruiert und nicht zwingend.
Danke dass Du diese Sicht auch als "ueber Ecken konstruiert" erkennst und bezeichnest. Meiner Meinung nach ist sie, wenn man
1Co 13:12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel wie im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.
beachtet, nicht nur konstruiert, sondern ziemlich schraeg zusammengezimmert. Trotzdem ist dies das Hauptargument des Cessationismus.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass Paulus als er 1. Kor 13 schrieb sich auf das Ende der Zeiten und die Ewigkeit bei Gott bezog und das dieses Kapitel keine Grundlage sein kann fuer die Lehre, dass es Zungenrede, Prophetie und Erkenntnisgaben nicht mehr geben kann.

Dass heisst aber natuerlich nicht, dass es diese Gaben unbedingt geben muss! Und es heisst auch nicht, dass man sofort die Zungenrede und prophetischen Gaben, die man in der charismatischen Bewegung beobachten kann, mit den von Paulus bezeugten aus fruehchristlicher Zeit gleichsetzen muss. Und schon ganz und gar nicht heisst es, dass man die hier in diesem Thread ja auch schon angesprochenen Phaenomene in den Extrembereichen der CB akzeptieren muss.

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Als Nachtrag zur Geschichtlichen Betachtung:

Edwards war etwa zehn Jahre älter als Whitefield und gilt als der größte Intellektuelle im Amerika des 18. Jahrhunderts.Er war ein enorm scharfsinniger und gelehrter Mann, washier jedoch nicht entscheidend ist. Viel wichtiger ist, dass er ein Knecht Gottes von seltenem Format war. Leider ist er im deutschsprachigen Raum zu wenig bekannt, im Gegensatz
zum englischsprachigen Raum. Er hat sehr hilfreiche und tiefgründige theologische Abhandlungen geschrieben. Under stand mitten in einer Erweckung, von der die englische Kolonien Neu-Englands erfasst wurden.
Nachdem unter seiner Verkündigung eine Erweckung ausgebrochen war, begann sich nach einigen Jahren fremdes Feuer unter die Erweckten zu mischen. Mit einem Mal traten schwarmgeistige Phänomene auf. So musste Edwards sich näher mit ihnen auseinandersetzen und mit allem, was von diesen Phänomenen behauptet wurde. Seine Untersuchungen führten ihn zu der Überzeugung, dass manche Phänomene bloß fleischlicher, aber manche auch satanischer Natur waren.
Er hat sehr deutlich und sehr gründlich argumentiert, warum die Zeichen und Wunder auf die Zeit der Apostel beschränkt waren. In seinem Werk Thoughts on Revival (Gedanken über Erweckung) schreibt er:
»
Warum können wir uns nicht mit den lebendigen Aussprüchen
Gottes begnügen, mit jenem heiligen und reinen
Wort Gottes, welches wir in solcher Fülle und Klarheit besitzen,
seit der Kanon abgeschlossen ist?«
Der abgeschlossener Kanon war für ihn ein Grund dafür, dass wir die Zeichen und Wunder nicht brauchen.
In seiner Schrift Charity and Its Fruits (Die Nächstenliebe und ihre Früchte) lesen wir:
»
Die außergewöhnlichen Gaben wurden zur Gründung
und Aufrichtung der Gemeinde in der Welt gegeben, aber
seitdem der Kanon der Heiligen Schrift vollendet und die
christliche Kirche vollständig gegründet und aufgerichtet
ist, haben diese außergewöhnlichen Gaben aufgehört

George Whitefi eld hatte die gleichen Überzeugungen. Er schrieb in einem Brief im Jahre 1739:
»
Denn der Teufel fängt an, das Werk Gottes nachzuahmen,und weil seine Drohungen nichts ausrichten, verstellt er sich jetzt als ein Engel des Lichts, um so noch wirksamersein Ziel zu erreichen. Bruder X und Bruder Y huldigen derVorstellung, dass jetzt die Macht geschenkt werde, Wunderzu wirken und dass Christus jetzt komme, um die tausend
Jahre auf der Erde zu regieren. Aber ach! Welche Notwendigkeit
besteht für Wunder wie die Heilung von kranken Leibern und die Wiederherstellung Blinder, wenn wir jeden Tag sehen, wie durch die Kraft des Wortes Gottes die weit
größeren Wunder geschehen? Werden denn nicht jetzt die
geistlich Blinden sehend? Werden nicht die geistlich Toten
auferweckt und die aussätzigen Seelen gereinigt, und wird
nicht das Evangelium den Armen verkündigt? Wenn wir
Wundergaben in der Kirchengeschichte doch die Substanz dessen besitzen, die einzuführen solche
Wunder nur gegeben wurden, warum sollten wir Gott versuchen,
indem wir weitere Zeichen fordern?
« (G. Whitefield:
Letters, S. 50, 51).
Als ich bei der Lektüre der Briefe George Whitefields auf diese Stelle stieß, musste ich mich freuen, wie klar diese Männer dassahen und formulierten. Dasselbe glaubten und Verkündigten auch die Erweckungsprediger im 19. Jahrhundert. C. H.Spurgeon sagte in einer Predigt:
»
Die Apostel waren Männer, die als Zeugen erwählt wurden,
weil sie den Retter persönlich gesehen hatten. Sie hatten
ein Amt, dass notwendigerweise aussterben musste,
weil auch die Wunderkräfte aufhörten« (Metropolitan Tabernacle
Pulpit, 1871, Bd. 17, S. 178).
Spurgeon begründet seine Auffassung eigentlich von der anderen Seite her: Weil die Wunderkräfte aufhörten, musste
auch das Amt der Apostel aufhören. So eng verknüpfte er diese
beiden Dinge miteinander. In einer anderen Predigt sagte er:
»
Obwohl wir die Wunder nicht erwarten dürfen und auch
nicht brauchen, die [am Pfi ngsttag] mit der Gabe des Heiligen
Geistes kamen, da diese physischer Natur waren,
dürfen wir das sowohl begehren als auch erwarten, worauf
jene Wunderkräfte hinwiesen und was sie symbolisierten:
die geistlichen Wunder, die bis zum heutigen Tag unter uns
geschehen« (ebd., 1881, Bd. 27, S. 521).
Es folgt ein Zitat aus dem Bibelwerk von Matthew Henry, dem meistgelesenen Bibelkommentar in der englischsprachigen Welt. Dieses Bibelwerk entstand in den letzten Jahren des 17. und in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts. Das war derKommentar, den Whitefield bereits in seinen ersten Jahren als Gläubiger und danach jahrelang gelesen hatte. Dieses Werk drückt präzise das aus, was die bibelgläubige,englischsprachige Christenheit damals glaubte, lehrte und vertrat. Im Vor-
wort zu Band 4 seines Bibelwerkes schreibt Matthew Henry:
Die Gabe des Zungenredens war eines der neuen Werke
des Geistes der Weissagung, und sie wurde mit dem ganz
besonderen Zweck gegeben, dass jetzt, da die jüdische
Umzäunung niedergerissen war, alle Nationen in die Gemeinde
eingeführt werden sollten. Diese und andere Gaben
der Weissagung haben, da es sich um Zeichen handelt,
lange seither aufgehört und sind beiseite gelegt worden.
Wir haben keine Ermunterung, ihr Aufl eben zu erwarten,
sondern werden ganz im Gegenteil dazu angeleitet, die
Heiligen Schriften das befestigte Wort der Weissagung
zu nennen, das gewisser ist als jede Stimme vom Himmel;
und wir werden angeleitet, auf diese zu achten, sie zu erforschen
und an ihnen festzuhalten (2Petr 1,19
Schon die Reformatoren hatten so geglaubt, wie folgendes Zitat von Luther zeigt:
Nun die Apostel das Wort gepredigt und uns ihre Schriften
hinterlassen haben, bleibt nichts mehr, das geoffenbart
werden müsste; keine neue Offenbarung und auch kein
Wunder ist notwendig … Da wir diese gewissen Prophezeiungen
besitzen, ein zuverlässiges Zeugnis der reinen
Lehre, sind keine Wunder nötig, diese Lehre zu bekräftigen.
Denn die nachfolgenden Zeichen wurden hauptsächlich
gegeben, wie St. Markus am letzten sagt, um die neue
Botschaft der Apostel zu bestätigen. Wir haben aber keine
neue Lehre eingeführt; wir haben nur die alte Lehre der
Apostel wiederhergestellt.
Ganz ähnliches lesen wir bei Calvin:
»Darin, dass sie (unsere Gegner) Wunder von uns fordern,
sind sie unvernünftig; denn wir stellen kein neues Evangelium
her, sondern wir halten an jenem Evangelium fest,
dessen Wahrheit zu bestätigen alle jene Wunder gedient
haben, die der Herr Jesus Christus und Seine Apostel je
taten. Man könnte sagen, dass sie (unsere Gegner) uns ge-
genüber dieses als besonders Mehr besitzen, nämlich dass
sie ihre Lehre durch beständige Wunder bekräftigen können,
die bis heute geschehen … Wir sollten nicht vergessen,
dass der Teufel seine Wunder hat, um die Einfältigen zu
verführen … Paulus hat uns gewarnt, dass die Herrschaft
des Antichristus mit aller Macht, mit Wundern und Zeichen
der Lüge einhergehen werde (2Thes 2,9)« (Vorrede zur
ersten Ausgabe der Institutio).
Wir finden, dass fast alle Wunder, in welchem Zeitalter
sie auch geschahen, als Siegel des Wortes Gottes dienen
sollten. Um so abwegiger ist deshalb der Aberglaube der
Papisten (der Papstgläubigen), die mit ihren erfundenen
Wundern die Wahrheit Gottes abschwächen wollen« (Auslegung
zu Hebr 2,4).
Zuletzt füge ich ein Zitat an von Carl Olof Rosenius, dem groß
schwedischen Erweckungsprediger des 19. Jahrhunderts.Sein Zeugnis ist einmal darum interessant, weil er wie alle skandinavischen Gottesmänner Lutheraner war. Aber besonderesGewicht bekommen seine Worte dadurch, dass sie nichtaus einer Auslegung eines neutestamentlichen Buches oder einer Abhandlung über die Wundergaben stammen, sondern
aus einem Aufsatz über Gnade und Gesetz, über Evangelium und Errettung.
Es zeigt sich gerade daran, wie selbstversändlich Rosenius und seine Leser die apostolischen Wunder eben als solche ansahen: Als Werke, die nur die Apostel taten und nach ihnen keiner mehr. Der Ausschnitt stammt aus einem Aufsatz, indem Rosenius zeigt, dass das Kind Gottes gleichzeitig Gerechter und Sünder ist, dass zwei Naturen im Widerstreit liegen miteinander, und dass es darum Wahn und Torheit
ist, zu glauben, man werde durch die Kraft des Heiligen Geistes je zu sündloser Vollkommenheit gelangen und etwa so heilig werden, wie die Apostel es waren:
»
Aber ist es nicht vermessen, wenn du meinst, du könnest
dir eine solche Heiligkeit erkämpfen wie die Apostel sie
hatten? Denke über den Bericht nach von den Dingen, die
Gott an ihnen tat. Es geschah ein gewaltiges Brausen vom
Himmel. Die Feuerzungen des Heiligen Geistes setzten
sich auf einen jeden von ihnen. Sie wurden so erfüllt vom
Heiligen Geist, dass sie alsbald Fremdsprachen sprechen
konnten (Apg 2,4). Petrus konnte Tote auferwecken (Apg
9,40). Mit einem Wort konnte er in Jesu Namen Kranke gesund
machen (Apg 9,34). Ja, es musste nur sein Schatten auf
jemand fallen, und er wurde gesund (Apg 5,15). Was war
denn mit den Jüngern geschehen? Sie hatten die Ausrüstung
empfangen, um Apostel sein zu können. Zuvor waren
sie lediglich wie andere Freunde und Jünger Jesu … aber
jetzt wurden sie zu ganz andern Männern. Sie wurden mit
einem solchen Maß des Geistes ausgerüstet, dass alles, was
sie verkündigten und schrieben, ›nicht als Menschenwort,
sondern wie es wahrhaftig ist, als Gotteswort‹ entgegengenommen
werden musste (1Thes 2,13). Darum kann keine
Rede und keine Schrift irgendeines Menschen mit dem
verglichen werden, was sie predigten und schrieben. Das
wissen wir alle. Und das liegt daran, dass keiner eine solche
Geistesausrüstung bekommen hat wie sie. Denn wer kann
heute durch das bloße Wirken des Geistes Fremdsprachen
sprechen? Wer hat jetzt einen Schatten, der die Kranken
heilt? Wer kann Tote auferwecken?« (C. O. Rosenius: I Guds
hjärta, S. 328-329).
Diese Stimmen aus der Kirchengeschichte bestätigen also die Sicht, dass es zeitlich beschränkte Geistesgaben gab, nämlich die Zeichengaben. Sowohl die Heilsgeschichte als auch die Kirchengeschichte sind Hilfen für uns, um zu prüfen, ob es sich bei angeblichen Geistesgaben undWirkungen des Heiligen Geistes um Echtes oder Nachgemachtes handelt.
Quelle.B.Peters"Der Heilige Geist"

Gruß und Segen von Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Gast

Beitrag von Gast »

Hi Joschie,

In dem von dir zitierten Aufsatz mit den vielen Zitaten werden viele Dingen durcheinandergeworfen.

Das die Kirche auf dem Wort der Apostel erbaut ist und dass heute niemand mehr canonische Schriften erstellt ist klar. Dass niemand die gleiche Ausruestung zum Dienst und die gleichen Offenbarungen wie die Apostel haben wird ist auch klar. Aber darum geht es auch nicht. Es geht um die in 1. Kor 12 - 14 von Paulus erwaehnten Gaben wie

- Zungenrede
- Prophetie
- Wunder zu wirken


Von den, von dir zitierten habe ich ueber Spurgeon schon etwas geschrieben, von Luther berichtete Melanchthon, dass der fuer ihn, Melanchthon, betete als er sterbenskrank war. Woraufhin Melanchthon gesundete. An Wunder hat Luther und so viel ich weiss auch Calvin wohl geglaubt. Erst Warfield stellt fest, dass Gott heute keine Wunder mehr wirkt.

Zu den Feststellungen, dass die von Paulus erwaehnten Zeichengaben aufgehoert haben, kann man nur sagen: Ja, haben sie offensichtlich irgendwann. Aber war dieses Aufhoeren das von Paulus vorausgesagte? Und Tatsache ist halt heute, dass es seit etwa 100 Jahren Christen gibt, die Gaben erleben, welche denen von Paulus beschriebenen sehr aehnlich sehen. Wir sind heute also in einer ganz anderen Situation als Luther, Calvin, Spurgeon, Edwards oder wer auch immer in fruehreren Jahrhunderten. Die Reformation hat viele Wahrheiten hervorgebracht, die es vorher Jahrhunderte lang in der Kirche nicht mehr gab. Aber zum Beispiel war Mission unter Heiden auch fuer die Reformatoren noch kein Thema. Das kam erst 200 Jahre spaeter mit den Herrenhutern. Warum sollte es nicht auch nochmal 200 Jahre spaeter zu einer weiteren Wiederentdeckung biblischer Lehre und Praxis gekommen sein. Weil die aus der Heiligungsbewegung hervorgegangen Pfingstler viele falsche Lehre hatten? Da schau dir mal Zinzendorfs Blut- und Wundentheologie an. Voll daneben. Trotzdem hat Gott ihn maechtig gebraucht um die Heidenmission wieder zu starten. Wesleys Vorstellungen vom freinen Willen und von vollkommener Heiligung - die den Hintergrund zur Heiligungsbewegung bilden - ist auch eher daneben. Trotzdem hat ihn Gott gebraucht. Jonathan Edwards mit seinem krassen Calvinismus und der doppelten Praedestiantion aus meiner Sicht auch daneben. Trotzdem von Gott gebraucht.


Aber lassen wir doch die Kirchengeschichte mal ruhen und bleiben wir am Wort und ueberlegen uns was Paulus' Intention war. Was wollte er sagen mit 1. Kor 13? Dass die Zeichengaben demnaechst aufhoeren werden. Warum schreibt er dann im naechsten Kapitel dass er moechte dass die Korinther alle in Zungen reden und sie auffordert nach der Gabe der Weissagung zu trachten?

Gast

Beitrag von Gast »

Joschie hat geschrieben: aus diesem Beitrag
Nachdem unter seiner Verkündigung eine Erweckung ausgebrochen war, begann sich nach einigen Jahren fremdes Feuer unter die Erweckten zu mischen. Mit einem Mal traten schwarmgeistige Phänomene auf. So musste Edwards sich näher mit ihnen auseinandersetzen und mit allem, was von diesen Phänomenen behauptet wurde. Seine Untersuchungen führten ihn zu der Überzeugung, dass manche Phänomene bloß fleischlicher, aber manche auch satanischer Natur waren.
Er hat sehr deutlich und sehr gründlich argumentiert, warum die Zeichen und Wunder auf die Zeit der Apostel beschränkt waren. In seinem Werk Thoughts on Revival (Gedanken über Erweckung) schreibt er:
»
Zitat:
Warum können wir uns nicht mit den lebendigen Aussprüchen
Gottes begnügen, mit jenem heiligen und reinen
Wort Gottes, welches wir in solcher Fülle und Klarheit besitzen,
seit der Kanon abgeschlossen ist?«

Der abgeschlossener Kanon war für ihn ein Grund dafür, dass wir die Zeichen und Wunder nicht brauchen.

Diesem Gedanken von ihm kann ich mich Anschließen, was die Zeichen und Wunder angeht, doch was soll das genau mit den Gaben aus dem 1. Korinther 12 zu tun haben die dem Leib zur Erbauung dienen sollen ?
Ich würde auch meinen, das Wunder gaben, die als Zeichen für die Juden dienten aufgehört haben, die Zeichen und Wunder die im Zusammenhang mit seinem kommen Prophetisch angekündigt wurden - als Zeugnis und Beglaubigung seiner Gottessohnschaft, der Angekündigte Messias zu sein !

Nach 1. Korinther 13.. geht es ja um die "Liebe Gottes" die bleibt und nie endet, und darum das ohne diese "Liebe" (Agape) alles tun und Hoffen vergebens wäre ! Ich möchte das auch darauf hin deuten, das es eben die "Liebe Gottes" ist die er in die Herzen derer Ausgegossen hat, die ihm Glauben und aus seinem Willen von neuem Geboren wurden (dazu auch noch einmal der hinweis auf den 1. Johannesbrief Kapitel 4)

Glaube ist ein Hoffen auf etwas was man nicht sieht - wenn wir zu Vollendung gekommen sind, da schließe ich mich Martin an, sind wir vom Glauben zum schauen gekommen, zur Vollendung gebracht in Jesus Christus... im Bezug auf die Gemeinde, nach Epheser, wenn wir als Gemeinde auf Ewig bei ihm sind.

Nach Epheser 4, und 1. Korinther 12 (14?) haben die Gaben ihre Berechtigung solange bis die Gemeinde zum Vollmass gekommen ist, bis sie sozusagen zur Vollen Mannes reife gekommen ist und von Angesicht zu Angesicht schauen - Bitte, Bitte - Versucht mir nicht zu erzählen das wir dieses Ziel seit dem KANON erreicht haben... wir haben einen Abgeschlossenen Kanon - dem ist nichts mehr hinzuzufügen - doch die Gemeinde ist immer noch nicht am Ziel ihrer Bestimmung angekommen, wir sind immer noch nicht Vollkommen und schauen immer noch nicht von Angesicht zu Angesicht - wir sind noch nicht OFFENBAR geworden vor der Welt als seine mit ihm Verherrlichte Brautgemeinde... und sind noch nicht bei ihm im Himmel, sozusagen.

P.s
Danke noch für den Link zu dem Buch von Benedikt Peters - das Buch werde ich mir durch lesen...
Zuletzt geändert von Gast am 07.08.2008 06:53, insgesamt 3-mal geändert.

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Beitrag von Joschie »

Martin schreibt:
"Hoffnung" und "Glaube" sind Schlüsselwörter in der Bibel, die einen klar definierten Inhalt haben
Würdest du sie genau definieren.

Till schreibt:
Von den, von dir zitierten habe ich ueber Spurgeon schon etwas geschrieben, von Luther berichtete Melanchthon, dass der fuer ihn, Melanchthon, betete als er sterbenskrank war. Woraufhin Melanchthon gesundete. An Wunder hat Luther und so viel ich weiss auch Calvin wohl geglaubt.
Luther bete fur Melanchthon das hat nichs mit der Gabe der Krankenheilung zu tun.

Till schreibt:
Erst Warfield stellt fest, dass Gott heute keine Wunder mehr
Das stimmt historisch nicht.

Till schreibt:
Aber lassen wir doch die Kirchengeschichte mal ruhen und bleiben wir am Wort und ueberlegen uns was Paulus' Intention war. Was wollte er sagen mit 1. Kor 13?
In Ordnung kommen wir zu 1.Kor.13.10 dort kommt der Begriff to teleion (τελειον) das Vollkommene vor,ist es nicht hilfreich die Bedeutung zu klären.
Gruß Joschie
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Gast

Beitrag von Gast »

Joschie hat geschrieben:
Till schreibt:
Erst Warfield stellt fest, dass Gott heute keine Wunder mehr
Das stimmt historisch nicht.
Joschie, es gibt verschiedene Spielarten des Cessationismus. Meines Wissens nach war tatsaechlich Warfield der Erste, der den vollstaendigen Cessationismus vertrat und behauptete, dass Gott heute ueberhaupt keine Wunder mehr tut. Also nicht nur keine Gaben schenkt sondern auch keine Wunder wie beispielsweise Krankenheilung schenkt.
Joschie hat geschrieben:
Till schreibt:
Aber lassen wir doch die Kirchengeschichte mal ruhen und bleiben wir am Wort und ueberlegen uns was Paulus' Intention war. Was wollte er sagen mit 1. Kor 13?
In Ordnung kommen wir zu 1.Kor.13.10 dort kommt der Begriff to teleion (τελειον) das Vollkommene vor,ist es nicht hilfreich die Bedeutung zu klären.

teleios
Thayer Definition:
1) brought to its end, finished
2) wanting nothing necessary to completeness
3) perfect
4) that which is perfect
das heisst:

- vollendete, beendet
- benoetigt nichts mehr zur Kompletheit
- perfekt


teleios ist ein Adjektv und kommt von telos = das Ziel, das Ende



Werner de Boor in der Wuppertaler Studienbibel uebersetzt 1. Kor. 13, 10
10 wenn aber kommt das Endgültige, wird das Stückweise abgetan werden.


Der wichtigste Vers in diesem Zusammenhang ist aber fuer mich Vers 12, in dem Paulus diese Zeit das Vollkommene und Endgueltige naeher qualifiziert:
1Co 13:12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel wie im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht; jetzt erkenne ich stückweise, dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.

Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Paulus mit dem Ausdruck "von Angesicht zu Angesicht" den vollstaendigen Kanon gemeint hat. Denken wir zum Beispiel an die Offenbarung, in der der erhoehte Christus in seiner Herrlichkeit beschrieben wird. Es geht nur mit Hilfe von Bildern. Was Johannes sah kann er uns nur bruchstueckweise mitteilen. Die Schrift ist noch nicht das Sehen von Angesicht zu Angesicht.

Ehrlich gesagt glaube ich nicht einmal dass Paulus ueberhaupt irgendwann an den Kanon der NT Schriften gedacht oder diesen zukuenftigen Abschluss der Erstellung kanonischer Schriften erwaehnt.

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Hier eine Ausarbeitung zu 1.Kor.13 zu das Vollkommene Teil.1 von B.Peters

Was ist »das Vollkommene« in
1. Korinther 13 ?

Ich gebe zuerst eine sachliche und inhaltliche, dann eine sprachliche Erklärung zum Begriff.
a) Eine sachliche und inhaltliche Untersuchung
In 1Kor 13,8-10 schreibt Paulus, dass die Zeichen- und Offenbarungsgaben Prophezeiungen, Sprachenreden und Erkenntnis
aufhören werden bzw. weggetan werden, »wenn das Vollkommene
gekommen sein wird«. Damit stellt sich die Frage: Was ist dieses Vollkommene? Es gibt dazu zwei verbreitete Ansichten:
1.) »das Vollkommene« ist der zukünftige Vollkommenheitszustand
der neuen Schöpfung,
2.)»das Vollkommene« ist der vollständige biblische Kanon,
also das im 1. Jahrhundert zum Abschluss gebrachte und
vollkommene Wort Gottes.

Zur Abfassungszeit des 1. Korintherbriefes war die Heilsgeschichte
noch nicht vollendet, aber auch die geschriebene Offenbarung Gottes war noch nicht abgeschlossen. Wenn die zweite Bedeutung die richtige ist, ist damit klar, dass heute diese Zeichen- und Offenbarungsgaben nicht mehr von Gott ausgeteilt werden. Im Folgenden sind sechs Hinweis
aufgeführt,die belegen, dass mit dem »Vollkommenen« tatsächlichdie vollendete Offenbarung Gottes in der Bibel gemeint ist.
1. Der Begriff
to teleion (τελειον) kann auch »das Vollendete, Erwachsene«bedeuten. Dieser Ausdruck wird im 1. Korintherbrief noch zwei weitere Male gebraucht: einmal im Sinne von »sittlich vollkommen« (2,6), das andere Mal im Sinvon »ausgewachsen= erwachsen« (14,20). Im Kapitel 13 spricht Paulus von Dingen, die nur vorläufi g, vorbereitend sind, die eben nur Teile des Ganzen bilden. to teleion bildet den logischen Gegensatz
zu den vorläufi gen und vorbereitenden Teilen und bezeichnet das Bleibende, das Ganze, das aufs Vollmaß Gebrachte. Vgl. auch die Verwendung in Hebr 5,14. Nirgends in der Schrift ist mit diesem Begriff der Herr Jesus oder Seine Wiederkunft bezeichnet. Der Begriff ist sächlich; nirgends in der Schrift wird er für die Vollendung der Heilsgeschichte oder für den Vollkommenheitszustand in der ewigen Herrlichkeit verwendet. Der gleiche Ausdruck findet sich jedoch z. B. in Jak 1,25, wovom »vollkommenen Gesetz der Freiheit« die Rede ist.
2. Das Vollkommene steht hier als Gegensatz zu dem
Teilweisen (13,9)

»Jetzt«, sagt der Apostel, erkennen wir teilweise, oder stückweise
(Luther: »Stückwerk«). Er meint natürlich die Zeit, inder er seinen Brief an die Korinther schrieb, d. h. die Mitte des1. Jahrhunderts. Dieses stückweise Erkennen geschah durchdie übernatürlichen Gaben der Erkenntnis, der Prophetie und des Sprachenredens. Das sind insgesamt Offenbarungsgaben, denn auch in Sprachen wurden Geheimnisse Gottes offenbart (1Kor 14,2). Durch diese Mittel offenbarte Gott jeweils in Teilstücken Seine Gedanken. Es war keine vollständige Sache; es ergab sich keine geschlossene Schau der Ratschlüsse Gottes. Das Wort Gottes lag noch nich vollständig vor. Erst als dieses ganz geoffenbart und von den Schriftpropheten niedergeschrieben worden war, war Gottes Heilsrat vollkommen enthüllt.Nun lag das Vollkommene vor, nun konnte die Gemeinde durch das Wort Gottes einen Überblick über Gottes ganzen
Ratschluss (vgl. Apg 20,27) bekommen.
3. Der Ausdruck »von Angesicht zu Angesicht« (Vers 12b)
steht als Gegensatz zu »mittels eines Spiegels« (Vers 12a)

»Mittels eines Spiegels« ist natürlich nicht buchstäblich, sondern imübertragenen Sinn zu verstehen. Als Paulus den Korinthern schrieb, erkannten die Gläubigen Gottes Heilsrat nur wie durch einen Spiegel, d.h gebrochen, nicht unmittelbar. Das bedeutet,dass der Ausdruck »von Angesicht zu Angesicht« auch nicht buchstäblich, sondern bildlich zu verstehen ist. Manche denken, dieser Ausdruck könne sich nur auf das Jenseits beziehen. Dabei ist es ein Ausdruck, der häufi g verwendet wird für die persönliche und tiefe Erkenntnis des Herrn, die schon hier
auf der Erde geschehen kann. Das erfuhr bereits ein Mose:
Der HERR redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein
Mann mit seinem Freund redet (2Mo 33,11).

Hört denn meine Worte! Wenn ein Prophet unter euch ist, dem
will ich, der HERR, in einem Gesicht mich kundtun, in einem
Traum will ich mit ihm reden. Nicht also mein Knecht Mose. Er
ist treu in meinem ganzen Haus; mit ihm rede ich von Mund zu
Mund, und deutlich und nicht in Rätseln
(4Mo 12,6-8).
Ein Gesicht oder ein Traum ist nur ein Spiegel. Es ist eine mittelbare,eine durch ein Medium gebrochene Erkenntnis Gottes.Mose hatte aber unmittelbare Erkenntnis Gottes. Gott redete zu ihm. Vielleicht dachte Paulus in 1. Korinther 13 an diese Stelle aus 4. Mose, weil er den genau gleichen Gegensatz bezeichnet.Mose begegnete dem Herrn von Angesicht und nicht undeutlich und in Rätseln. Der Ausdruck »vonAngesicht zu Angesicht« bezog sich bei Mose nicht auf die Herrlichkeit; das ist bei der Gemeinde auch nicht der Fall. Siehe auch 5Mo 5,4:
Von Angesicht zu Angesicht hat der HERR auf dem Berge, mitten
aus dem Feuer, mit euch geredet.

Und schließlich 5Mo 34,10:
Und es stand in Israel kein Prophet mehr auf wie Mose, welchen
der HERR gekannt hätte von Angesicht zu Angesicht.

In der Urgemeinde redete Gott durch prophetische Teiloffenbarungen,
die mündlich und vergänglich waren; heute redet
Er durch das unvergängliche, ewige (Mt 24,35) Wort. Darin
haben wir eine klare Schau von Gott und von Seinen Werken.
In ihm sehen wir die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi
(2Kor 4,6; siehe auch Joh 16,13).
4. Der Gegensatz zwischen kindlicher Teilerkenntnis (einem
Stadium der Unreife und Unsicherheit) und dem vollen
Erkennen eines Erwachsenen

Paulus vergleicht die Gemeinde mit einem Menschen, der zuerst ein Kind ist und redet und sich gebärdet wie ein Kind, das dann aber erwachsen wird und ablegt, was kindlich ist. Davon spricht Paulus auch im Epheserbrief. Die Gemeinde ist »aufgebaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten« (Eph 2,20). Die Apostel und Propheten haben durch ihre
besonderen Gaben Geheimnisse (Eph 3,5) geoffenbart und aufgeschrieben, damit wir nun »nicht mehr Unmündige seien …«, sondern zur vollen Mannesreife gelangen (Eph 4,14).
Diese »volle Mannesreife« zeichnet sich eben aus durch die »Erkenntnis des Sohnes Gottes« (Vers 13), die wir jetzt anstreben sollen und auch tatsächlich erreichen können. Die Kindheitsphase der Gemeinde endet nicht erst, wenn die Ewigkeit anbricht.
5. Wir werden erkennen, wie wir erkannt worden sind
Manche meinen, das sei der endgültige Beweis dafür, dass Paulus mit dem Vollkommenen die Ewigkeit meint. Das ist keineswegs zwingend, nicht einmal wahrscheinlich. Wir müssen uns fragen, in welchem Sinn wir so erkennen, wie wir erkannt werden. Das kann sich auf den Umfang oder die Tiefe der Erkenntnis beziehen. Das kann Paulus hier nicht meinen, denn wir werden nie allwissend sein, so wie Gott allwissend
ist. Allwissenheit ist eine jener Eigenschaften Gottes, die Er
mit keinem Geschöpf teilt. Beziehen wir das Wie hingegen auf die Art und Weise des Erkennens, ist das Anstößige aus dem Weg geräumt. Wenn
die vollendete Heilsoffenbarung gekommen ist, wird die Gemeinde in der gleichen Weise erkennen, wie Gott immer erkannt hat und erkennt. Durch das geschriebene Wort und durch den Geist wird sie rein geistlich erkennen und nicht mehr sinnlich wie in der Anfangsphase, nämlich vermittels Zeichengaben. Gott ist Geist und Sein Erkennen geschieht geistlich: Der Geist Gottes erforscht die Tiefen der Gottheit (1Kor 2,10). So erkennt Gott sich selbst, so erkennt Er alles, was Er erkennt. Wir werden durch Gottes Wort und Gottes Geist dazu gebracht, in der gleichen Weise ausschließlich geistlich zu erkennen.
6. Beim Wiederkommen des Herrn werden Glauben und
Hoffen aufhören

Der Glaube hört auf, denn der Glaube bezieht sich auf »Dinge, die man nicht sieht« (Hebr 11,1). Und das Hoffen hört auf – denn »eine Hoffnung die gesehen wird, ist keine Hoffnung « (Röm 8,24). Wir werden vom Glauben und Hoffen zum Schauen übergehen. Was dann bleibt, ist die Liebe, denn diese »vergeht nie« (1Kor 13,8). Deshalb ist sie auch die größte Gabe von allen (Vers 13).
Für das richtige Verstehen von 1Kor 13 ist der letzte Vers von ausschlaggebender Bedeutung: »Nun aber bleibt Glaube,Hoffnung,Liebe.« Das sind Eigenschaften und Tugenden, die den Christen auszeichnen. Glaube und Hoffnung bleiben also auch noch, nachdem das Vollkommene gekommen ist. Damit kann folglich mit dem Kommen des Vollkommenen
nicht der Übergang vom Glauben zum Schauen gemeint sein, sondern eindeutig etwas, das vorher geschehen muss. Bevor der biblische Kanon abgeschlossen war, verwendete Gott noch Prophezeiungen und Sprachen, um Sein Volk zu lehren und zu führen. Nachdem diese aufgehört hatten, blieben nur noch Glauben, Hoffen und Lieben. Wenn der Herr kommt,
werden Glauben und Hoffen auch aufhören und nur noch Liebe bleiben.
7. Seit der Abfassung des 1. Korintherbriefes ist tatsächlich
einiges geschehen

Es ist etwas Vollkommenes gekommen, der vollkommene Kanon der Bibel, abgeschlossen mit Gottes Enthüllungen über die letzten Dinge und die Ewigkeit (das Buch der Offenbarung). Dem letzten Buch der Bibel und damit der gesamten Bibel darf kein Wort mehr hinzugefügt werden (Offb 22,18-19). Gäbe es heute noch gültige, neue Offenbarungen, müssten sie
dem Wort hinzugefügt werden. Aber gerade das ist uns verboten worden. Neuoffenbarungen sind darum ein wesentliches Merkmal von Irrlehren und Sekten. Die Gemeinde, die auf dem Felsen des Wortes Gottes gegründet ist, braucht nicht mehr von jedem Wind der Lehre hin- und hergeworfen zu werden (vgl. Mt 7,24-27 mit Eph 4,14!).
b) Eine sprachliche Untersuchung zur Bedeutung
von to teleion und verwandten Wörtern

Das Vorkommen von teleios
Das Wort kommt an 17 Stellen des NT vor: Mt 5,48; 19,21; Röm 12,2; 1Kor 2,6; 13,10; 14,20; Eph 4,13; Phil 3,15; Kol 1,28; 4,12; Hebr 5,14; 9,11; Jak 1,4.17.25; 3,2; 1Jo 4,18.
Die verschiedenen Bedeutungen
teleios kann im NT folgende Bedeutungen haben:
• sittlich vollkommen (von Personen): Mt 5,48; 1Kor 2,6;
Kol 1,28
• perfekt, vollkommen (von Dingen): Röm 12,2; Jak 1,17; 1Jo
4,18
• erwachsen: 1Kor 14,20; Eph 4,13; Hebr 5,14
• vollständig: Jak 1,4
• endgültig (im Gegensatz zu vorläufi g): Hebr 9,11

Die Syntax
teleios wird syntaktisch auf drei verschiedene Arten gebraucht:
als attributives Adjektiv: Röm 12,2; Hebr 9,11; Jak 1,4.17;
3,2; 1Jo 4,18
• als prädikatives Adjektiv: Mt 5,48; 19,21
• als substantivisches Adjektiv: 1Kor 2,6; 13,10; 14,20; Hebr 5,14
teleios wird nie als absolut dastehendes Abstraktum –wie Vollendung,Vollkommenheit etc. – gebraucht, sondern es hat immer ein genanntes oder ausgelassenes Bezugswort. Sollte daher to teleion in 1Kor 13,10 wirklich »die Vollendung« bedeuten, wäre es ein Sonderfall. Das wäre theoretisch zwar nicht ganz ausgeschlossen, aber bereits jetzt als unwahrscheinlich erkennbar. Zwei weitere Fragen sollen uns weiterbringen: Wie wird nun teleios in der übrigen griechischen Literatur gebraucht? Und wie sehen Abstrakta – wie Vollendung, Vollkommenheit
u.a. – im Griechischen normalerweise aus?
Der Gebrauch von teleios in vorklassischer und in klassischer
Literatur

Dieser deckt sich sowohl in der Wortbedeutung als auch in der Verwendung innerhalb des Satzbaus (in der Syntax) weitgehend mit dem NT. Es wird teleios ebenfalls nie als Abstraktum gebraucht. Dafür stehen andere Wörter zur Verfügung wie telos (das Ende), teleuté (Ende, oft (Ende, oft auch für das Lebensende, den Tod), teleiotes (Vollständigkeit). Wie im NT kann teleios auch im außerbiblischen Griechisch beides sein: attributives oder prädikatives Adjektiv, oder substantiviertes Adjektiv mit
einem nicht genannten, weil selbstverständlichen Bezugswort. Der Inhalt von teleios ist:
• vollendet, vollkommen
• volljährig, erwachsen
• tadellos (von Opfertieren)
• untrüglich (von einem Vogel, dessen Flug man deutet)
• vollzählig, voll

Zur Wortbildung von Abstrakta
Im Griechischen werden Abstrakta häufig durch die weibliche Endung -ia gebildet. kakos, »schlecht«, wird zu kakia, »Schlechtigkeit «;adikos, »ungerecht«, wird zu adikia, »Ungerechtigkeit«. teleios würde dann zu teleia, das im NT so nicht vorkommt; es findet sich aber das um die Vorsilbe syn verstärkte Abstraktum »Vollendung«, und das wird eben verwendet, wenn es um die Vollendung des Zeitalters geht (Mt 13,39.43; 24,3; 28,20).
Hätte nun Paulus in 1Kor 13 von der Vollendung der Heilsgeschichte beim Kommen des Herrn sprechen wollen, hätte sich dieses Wort geradezu aufgedrängt. Es wäre noch ein anderes Wort in Frage gekommen, das anderweitig für das heilsgeschichtliche Ende gebraucht wird: to telos
wie in Mt 10,22; 24,6; Mk 13,7; Lk 21,9; 1Kor 15,24; 1Petr 4,7.
Hingegen wäre to teleion, das Paulus das Paulus in 1Kor 13,10 verwendet,
für die Vollendung absolut einmalig. Paulus hätte sich dann äusserst missverständlich, um nicht zu sagen irreführend ausgedrückt.
Was meinte Paulus mit to teleion?
Wir müssen zwei Dingeberücksichtigen: erstens den Textzusammenhang;
zweitens den Gebrauch des Wortes im übrigen NT.Im 1. Korintherbrief selbst wird teleios einmal gebraucht im Sinne von »sittlich vollkommen« (2,6), das andere Mal im Sinne von »ausgewachsen = erwachsen« (14,20). Im Kapitel 13 spricht Paulus von Dingen, die nur vorläufi g, vorbereitend sind, die eben nur Teile des Ganzen bilden. to teleion bildet den logischen Gegensatz zu den vorläufi gen und vorbereitenden
Teilen und bezeichnet das Bleibende, das Ganze, das aufs Vollmaß
Gebrachte. Es scheint mir auch offenkundig, dass Paulus auf die gängige Bedeutung des Wortes teleios = »erwachsen« in assoziativer Weise anspielt. Wenn er nämlich vom verschiedenartigen Gebaren des Kindes und des Mannes spricht, wird man unweigerlich an diese Bedeutung des Wortes erinnert, und bekommt so den Eindruck, dass Paulus hier die Richtung weise, in der wir das semantisch recht weite teleios zu deuten haben: »ausgewachsen, komplett, vollständig«. Auch in 1Kor 14,20,
wo teleios verwendet wird, begegnen wir dieser Gegenüberstellung
von Kindern und Erwachsenen. Es bleibt noch die Frage, welches zum Neutrum to teleion passende Bezugswort in der Wendung des Paulus ausgelassen wurde. Vom direkten Textzusammenhang her bleibt nur to gignoskein (das Erkennen) und to propheteuein (das Weissagen): das vollkommene Erkennen und Weissagen der göttlichen Ratschlüsse.
Es ließe sich mit Blick auf Kol 1,25-28 auch an das Bezugswort to mysterion (das Geheimnis) denken. Dort spricht Paulus davon, dass das Wort Gottes durch ihn noch auf sein Vollmaß gebracht werden solle (1,25), und dass durch seinen Dienst jeder Mensch »teleios, vollkommen in Christus« (1,28) dargestellt werde. Zum Vergleich bietet sich auch Röm 12,2 an, wo Paulus davon spricht, dass wir durch Erneuerung unseres Sinnes zur Erkenntnis des vollkommenen oder vollständigen Willens Gottes, to telema to teleion gelangen sollen. to teleion bezieht sich
somit auf das vollständige Erkennen und Weissagen, sei es des
Geheimnisses, sei es des Willens Gottes. Nehmen wir nun alles bisher Erkannte in Betracht, ist der Schluss unausweichlich, dass Paulus in 1Kor 13 von etwas spricht, das aufs Vollmaß gebracht, zum Abschluss gekommen ist und nun vollständig, komplett dasteht. Etwas freiformuliert,
sagt Paulus also in 13,9.10: »Denn wir erkennen vorläufig nur in Teilstücken, und wir weissagen nur in Teilstücken; wenn aber das vollständige Erkennen und Weissagen da sein wird, dann wird das Erkennen und Weissagen in Teilstücken abgeschafft werden.«
Das vorläufige Erkennen und Weissagen ist das durch direkte Inspiration gewirkte. Das vollkommene Erkennen und Weissagen hingegen ist das auf Gottes inzwischen vollständig abgeschlossenem Wort beruhende. Das vorläufi ge Erkennen und Weissagen geschah ek merous, stückweise; stückweise; dem steht das Erkennen es voll geoffenbarten und niedergeschriebenen Ratschlusses Gottes, to teleion, gegenüber.
Wie gebraucht das NT den Ausdruck ek merous?
Das Hauptwort meros bedeutet »Teil«, die Präposition ek »aus«.
Beides sind häufi ge Wörter, die Fügung ek merous kommt hingegen
im NT nur fünf Mal vor, nämlich in 1Kor 12,27 und vier Mal im hier untersuchten Kapitel (13,9.10.12). In 12,27 lesen wir, dass die einzelnen Gläubigen ek merous Glieder Christi sind, das heißt, »jedes Glied für sich, je ein- zeln«. Jedes Glied ist lediglich ein Teilstück des Ganzen, als solches aber vollkommen, keineswegs ein »Stückwerk«, also etwas nur halbwegs Vollkommenes, etwas Halbfertiges. Genau so verwendet Paulus ek merous auch in 13,9. Er meint damit in sich völlig zuverlässige und an Klarheit nichts ermangelnde einzelne Teile der noch nicht komplett vorliegenden Gesamtoffenbarung, des teleion. Wenn wir uns die restlichen Fügungen mit meros im NT ansehen, wird das noch deutlicher. Am häufi gsten ist apo merous (Röm 11,25; 15,15.24; 2Kor 1,14; 2,5). Es meint nun genau das, was viele (durch Luthers unglückliche Übersetzung gefördert) in 1Kor 13 unter »Stückwerk« verstehen:
• Röm 11,25: Den Juden ist nicht vollständig, sondern nur
apo merous Blindheit widerfahren; denn nicht alle sind davon
befallen.
• Röm 15,15: Paulus hat den Römern apo merous, »ein Stückweit
«, freimütiger geschrieben, und er möchte sich apo merous,
»einigermaßen« (Röm 15,24) an ihnen sättigen.
• 2Kor 1,14: Die Korinther kennen Paulus apo merous, »zum
Teil«, und er ist von ihnen apo merous, »ein Stückweit«, betrübt
worden (2Kor 2,5).
Hätte Paulus sagen wollen, dass wir nur »ein Stückweit«, also unvollkommen erkennen, so wie beispielsweise die Korinther Paulus nur »zum Teil« kannten, dann hätte Paulus in 1Kor 13 niemals ek merous verwendet, sondern eben apo merous. Eine andere Möglichkeit, etwas zu bezeichnen, das unvollkommen ist, finden wir in 1Kor 11,18: merosti, »(irgend) ein Stück, ein Stückweit«, glaubte Paulus an die schlechten Meldungen, die ihm aus Korinth zu Ohren gekommen sind.
Die weiteren präpositionalen Fügungen mit meros sind:
• ana meros (1Kor 14,27), was wörtlich »Teil um Teil«, oder
»Stück um Stück«, an dieser Stelle also »einer nach dem
andern« bedeutet.
• en merei (Kol 2,16), wörtl. »in Teil«, das ungefähr dem
Deutschen »in Sachen …« entspricht.
• kata meros (Hebr 9,5), wörtl. »dem Einzelteil nach«, d. h.
»detailliert«, »im Einzelnen
«.
An allen übrigen Stellen im NT bedeutet meros konkret das Teil oder das Stück. Damit ist rein sprachlich die Deutung von ek merous Erkennen
als nur stückwerkhaftes Erkennen, welches welches die Gemeindezeit
auf Erden charakterisieren soll, ausgeschlossen. Nein, Paulus will den Korinthern sagen, dass alles Erkennen und Weissagen noch in Einzelteilen (ek merous) geschehe, bis das Vollständige (to teleion), die Gesamtoffenbarung Gottes gekommen und niedergeschrieben sei. So spricht Paulus in 1Kor 13 nicht vom Gegensatz gegenwärtige Zeit –kommende Herrlichkeit, sondern vom Gegensatz einleitende Offenbarungsstufe – abgeschlossene Offenbarungsstufe.
Quelle.B.Peters hier
Zuletzt geändert von Joschie am 05.08.2008 18:34, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitrag von Gast »

Ja Joschie, was soll man darauf noch erwidern? Da brauch ich ja eine Stunde nur schon um das zu lesen. Auf dem Niveau kann ich natuerlich nicht mitdiskutieren.

Warum hast Du eigentlich die - ja offensichtlihc rhetorische - Frage gestellt:
1.Kor.13.10 dort kommt der Begriff to teleion (τελειον) das Vollkommene vor, ist es nicht hilfreich die Bedeutung zu klären.
Da haettest du ja gleich Benedit Peters zitieren koennen.

??!

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Beitrag von Joschie »

tschilli hat geschrieben:Ja Joschie, was soll man darauf noch erwidern? Da brauch ich ja eine Stunde nur schon um das zu lesen. Auf dem Niveau kann ich natuerlich nicht mitdiskutieren.

Warum hast Du eigentlich die - ja offensichtlihc rhetorische - Frage gestellt:
1.Kor.13.10 dort kommt der Begriff to teleion (τελειον) das Vollkommene vor, ist es nicht hilfreich die Bedeutung zu klären.
Da haettest du ja gleich Benedit Peters zitieren koennen.

??!
Till das war nur als eine Möglichkeit gedacht nicht als non plus ultra.
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Beitrag von Joschie »

Till schreibt:
Joschie, es gibt verschiedene Spielarten des Cessationismus. Meines Wissens nach war tatsaechlich Warfield der Erste, der den vollstaendigen Cessationismus vertrat und behauptete, dass Gott heute ueberhaupt keine Wunder mehr tut. Also nicht nur keine Gaben schenkt sondern auch keine Wunder wie beispielsweise Krankenheilung schenkt.
Till welche verschiedene Spielarten gibt es und wer vertritt sie :?:Die Sicht von W.Grundem in weche Richtung geht sie :?:
Gruß und Segen von Joschie
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Beitrag von Gast »

Joschie hat geschrieben:Till schreibt:
Till welche verschiedene Spielarten gibt es und wer vertritt sie :?:Die Sicht von W.Grundem in weche Richtung geht sie :?:
Gruß und Segen von Joschie
Sicherlich gibt es sehr viele Spielarten und keine allgemein gueltige Einordnung. Eine der Spielarten, und die wurde so viel ich weiss wirklich erst von Warfield formuliert, ist der sogenannte Vollstaendige Cessationismus, in dem behauptet wird, dass Gott nicht nur keine Zeichengaben mehr gibt sondern auch keine Wunder mehr wirkt. Man also konsequenterweise nicht fuer die Heilung Kranker beten braucht/soll.

Wayne Grudem ist kein Cessationist sondern ein Charismatiker. Wobei es auch in der CB eine cessationistische Spielart gibt - und zu der gehoert denke ich Grudem - die feststellt, dass es keine Apostel mehr gibt.

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Beitrag von Joschie »

Hier eine Ausarbeitung zu 1.Kor.13 zu das Vollkommene Teil.2 von John MacArthur
Denn wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise; wenn aber einmal das Vollkommene da ist, dann wird das Stückwerk weggetan. (13,9-10)
Das Ende der Sprachenrede geschah kurz nachdem Paulus diesen Brief geschriebe hatte, doch die Gaben der Weissagung und Erkenntnis wurden noch nicht weggetan,denn das Vollkommene war noch nicht gekommen. Wie die Sprachenrede und alle anderen Gaben sind diese beiden Gaben zeitlich begrenzt, jedoch nicht so wie die Sprachenrede. Das einzigartige Auftreten der Sprachenrede wird in der Tatsache
deutlich, dass sie im Unterschied zu Weissagung und Erkenntnis nicht vor und nicht nach dem apostolischen Zeitalter vorhanden war. Soweit es die Erörterung der Liebe betrifft, betrachtet Paulus die Sprachenrede als bereits beendet – sie wird nach Vers 8 nicht mehr erwähnt.
Paulus’ erster Schwerpunkt in den Versen 9-10 ist das Stückwerk der Erkenntnis und der Weissagung: Wir erkennen stückweise und wir weissagen stückweise. Diese Gaben stehen stellvertretend für alle Gaben, die weggetan werden, wenn das Vollkommene da ist, weil es zu jener Zeit keinen Grund mehr für die Existenz einer dieser Gaben geben wird. Gottes Gaben sind vollkommen, doch die Empfänger sind eingeschränkt. Paulus schließt sich selbst in dem Wort wir ein. Auch die Apostel erkannten stückweise und weissagten stückweise. Paulus warnte die Korinther: »Wenn aber jemand meint, etwas zu wissen, der hat noch nichts so erkannt, wie man erkennen soll« (1 Kor 8,2). Größere
»Erkenntnis Christi Jesu« war für Paulus das höchste Ziel und die größte Freude im Leben, selbst am Ende seines Lebens bestand er darauf: »Nicht dass ich es schon erlangt hätte oder schon vollendet wäre; ich jage aber danach, dass ich das auch ergreife, wofür ich von Christus Jesus ergriffen worden bin« (Phil 3,8.12). Zophar fragte Hiob: »Kannst du die Tiefe Gottes ergründen oder zur Vollkommenheit des Allmächtigen gelangen? Sie ist himmelhoch – was willst du tun? Tiefer als das Totenreich – was kannst du wissen? Ihre Ausdehnung ist größer als die Erde und breiter
als das Meer« (Hiob 11,7-9). Später erklärt Hiob: »Siehe, das sind die Umrisse seiner Wege; wie leise ist das Wort, das wir davon vernehmen! Aber den Donner seiner Macht – wer versteht ihn?« (26,14). David sang in Ehrfurcht: »HERR, mein Gott, wie zahlreich sind die Wunder, die du getan hast, und deine Pläne, die du für uns gemacht hast; dir ist nichts gleich!« (Ps 40,6). Gott kennt uns durch und durch, wir können ihn nur unvollständig erkennen.
HERR, du erforschst mich und kennst mich!
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es;
Du verstehst meine Gedanken von ferne.
Du beobachtest mich, ob ich gehe oder liege,
Und bist vertraut mit allen meinen Wegen;
Ja, es ist kein Wort auf meiner Zunge,
Das du, HERR, nicht völlig wüsstest.
Von allen Seiten umgibst du mich
Und hältst deine Hand über mir.
Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar,
Zu hoch, als dass ich sie fassen könnte! (Ps 139,1-6)
An die Römer schrieb Paulus: »O welche Tiefe des Reichtums sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind seine Gerichte, und wie unausforschlich seine Wege! Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?« (Rö 11,33-34).
Durch Gottes Wort und die Erleuchtung durch den Heiligen Geist können wir »Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, des Vaters, und des Christus« erlangen, doch selbst unsere richtige Erkenntnis ist dennochunvollkommen, denn nur in ihm sind »alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen« (Kol 2,2-3). Gott hat uns die Wahrheiten offenbart, die wir wissen müssen. »Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes
gekommen ist und uns Verständnis gegeben hat, damit wir den Wahrhaftigen erkennen. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus« (1 Joh 5,20).Gottes »göttliche Kraft [hat] uns alles geschenkt […], was zum Leben und zum Wandel in Gottesfurcht dient, durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Tugend« (2 Pet 1,3). Der Herr hat uns die nötige Erkenntnis
geschenkt, um ihn zu erkennen und ihm zu dienen – mehr als ein Mensch je verstehen kann.Aus verschiedenen Gründen wäre unbegrenzte Offenbarung über den unbegrenzten Gott lächerlich und nutzlos. Erstens kann ein begrenzter Verstand nicht unbegrenzte Wahrheit erfassen oder begreifen. Zweitens ist der Verstand des Menschen nicht nur begrenzt, sondern auch verdorben. Erst wenn unser Verstand vollkommen gemacht worden ist, werde »ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin« (1 Kor 13,12).
Also warten wir auf die Zeit und die Erfahrung des Vollkommenen.Wenn das Vollkommene da ist, brauchen wir keine Erkenntnis und Weisheit mehr, keine Predigt oder Lehre, Weissagung oder Auslegung. Dann brauchen wir nicht mal mehr die Bibel. Wir werden das geschriebene Wort nicht länger benötigen, weil wir in alle Ewigkeit in der Gegenwart und vollen Erkenntnis des lebendigen Wortes sein werden.

Das Vollkommene ist nicht die Fertigstellung der Heiligen Schrift

Was genau ist das Vollkommene, das kommen wird? Manche Christen glauben, dass das Vollkommene bereits durch die Fertigstellung der Heiligen Schrift gekommen ist. Dieser Gedanke wäre für die Korinther bedeutungslos gewesen. Nirgendwo in diesem Brief wird eine solche Fertigstellung erwähnt. Die Gläubigen in Korinth werden Paulus’
Worte auf die einfachste Weise verstanden haben: als Hinweis auf das geistlich und moralisch Vollkommene, zu dem der Herr sein Volk beruft: »Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist!« (Mt 5,48). Paulus sprach von vollkommener Heiligkeit, davon, wie wir eines Tages sein werden, wie Gott von
uns erwartet zu sein. Wenn sich das Vollkommene auf die Fertigstellung der Heiligen Schrift beziehen würde, hätten Weissagung und Erkenntnis bereits aufgehört, und alle Gläubigen seitdem hätten keinen Gewinn von den beiden wichtigsten Gaben für Verkündigung, Auslegung und Verständnis der Schrift. Die Gabe der Weissagung wurde nur zum Teil zur
Offenbarung angewandt. In den meisten Fällen wurde sie bei der Verkündigung und Auslegung des bereits Geoffenbarten eingesetzt. Die Gemeinde wäre in einer Notlage,wenn die Gaben der Erkenntnis und Weissagung mit der Fertigstellung des Neuen Testaments aufgehört hätten.Wir wissen außerdem, dass Weissagung im Tausendjährigen Reich rege eingesetzt werden wird. Über diesen Zeitpunkt sagt der Herr: »Und nach diesem wird es geschehen,dass ich meinen Geist ausgieße über alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Ältesten werden Träume haben, eure jungen Männer werden Gesichte sehen« (Joel 3,1; Apg 2,17). Vor diesem Reich, in der Trübsalszeit,
werden zwei Zeugen auftreten, die »weissagen werden 1260 Tage lang, bekleidet mit Sacktuch« (Offb 11,3).Ein weiterer Grund dafür, dass mit dem Vollkommenen nicht die Fertigstellung der Schrift gemeint sein kann, findet sich in Paulus’ Feststellung, dass wir von Angesicht
zu Angesicht
sehen werden. Die Heilige Schrift gibt uns ein wunderbares und verlässliches Bild von Gott, doch sie erlaubt uns nicht, Gott »von Angesicht zu Angesicht« zu sehen. Petrus spricht von vielen Gläubigen, auch zu seiner Zeit, die »ihn nicht gesehen« haben (1 Pet 1,8). Durch die Bibel sehen wir Gott nicht »von Angesicht zu Angesicht
«. Kein Christ, weder vor noch nach der Fertigstellung des Neuen Testaments,hat den Herrn erkannt, wie er »vollständig erkannt« werden wird (1 Kor 13,12; Fußnote revidierte Elberfelder). Wir lieben den, den wir nicht gesehen haben.Es ist auch nicht möglich, dass die Weissagung nach der Fertigstellung des Neuen Testaments aufgehört hat und während der Trübsalszeit und des Tausendjährigen Reichs wieder aufleben wird. Erstens bedeutet das Verb katargeo »vollständig und endgültig beseitigen«, keine zeitlich begrenzte Beseitigung. Zweitens passt eine Unterbrechung der Weissagung nicht zum Gedankengang von Paulus, der die Beständigkeit
der Liebe im Vergleich zur Zeitweiligkeit der Gaben zeigen möchte.

Das Vollkommene ist nicht die Entrückung

Viele Ausleger halten die Entrückung der Gemeinde für das Vollkommene. Doch wenn Erkenntnis und Weissagung dauerhaft weggetan worden wären, könnten sie nicht nach der Entrückung und während der Trübsal oder des Tausendjährigen Reiches fortgesetzt werden. Paulus macht deutlich, dass diese Gaben eines Tages enden werden, und zwar dauerhaft. Doch sie werden sowohl während der Trübsalszeit als auch
während des Tausendjährigen Reiches wirksam sein.

Das Vollkommene ist nicht die vollzählige Gemeinde

Eine relativ neue Auslegung ist, dass sich das Vollkommene auf die vollzählige Gemeinde bezieht. Es ist wahr, dass vollkommen oft die Bedeutung von »vollzählig«, »vollständig« hat. Doch eine solche Vollzähligkeit würde der Entrückung gleichkommen, und das würde diese Sichtweise ausschließen. Wenn das Werk des Herrn an der Gemeinde
abgeschlossen ist, wird er sie entrücken; und wir stünden wieder vor der Frage nach der Weissagung in der Trübsalszeit und während des Tausendjährigen Reiches.

Das Vollkommene ist nicht das Zweite Kommen

Manche glauben, dass sich das Vollkommene auf das Zweite Kommen Christi bezieht.Aber das Vollkommene steht im Griechischen im Neutrum (teleion), was ausschließt,dass es sich auf eine Person bezieht. Zudem ergibt sich auch bei dieser Sichtweise das Problem der Wiedereinsetzung der Weissagung und des umfassenden Predigens und Lehrens des Wortes während des Tausendjährigen Reiches. »Denn die Erde wird erfüllt
sein von der Erkenntnis des HERRN, wie die Wasser den Meeresgrund bedecken«(Jes 11,9), und: »An jenem Tag werden die Tauben die Worte des Buches hören, und die Augen der Blinden werden aus Dunkel und Finsternis heraus sehen« (29,18; vgl. 32,3-4). Jeremia berichtet uns von Hirten, die Gott in jenen Tagen einsetzen wird, um sein Volk zu hüten. »›Und ich werde Hirten über sie setzen, die sie weiden sollen; sie
werden sich nicht mehr fürchten noch erschrecken müssen, auch soll keines vermisst werden!‹ spricht der HERR« (Jer 23,4). Im Tausendjährigen Reich wird es eine Vielzahl von Predigern und Lehrern geben.

Das Vollkommene ist die Ewigkeit

Durch das Ausschlussverfahren bleibt als Möglichkeit für das Vollkommene nur der ewige, himmlische Zustand der Gläubigen übrig. Paulus sagt, dass geistliche Gaben zeitlich begrenzt sind, Liebe aber ewig währen wird. Dieser Punkt ist einfach und nicht
verworren.Der ewige Zustand lässt das Neutrum von das Vollkommene und die Fortdauer der Erkenntnis und der Weissagung während des Gemeindezeitalters, der Trübsalszeit und des Tausendjährigen Reiches zu. Es passt in den Kontext von Paulus’ Betonung
der Beständigkeit der Liebe – ebenso in seine Erwähnung vom Sehen zu jener Zeit»von Angesicht zu Angesicht«, das bei unserer Verherrlichung stattfinden wird, wenn wir von der Herrlichkeit Gottes erleuchtet werden (Offb 21,23). Schließlich werden wir
nur im Himmel »erkennen, gleichwie ich erkannt bin« (1 Kor 13,12).
Der ewige Zustand beginnt für Gläubige des Alten Testaments mit der ersten Auferstehung, wenn sie mit dem Herrn Jesus auferstehen werden zur Ewigkeit (Dan 12,2).Für Christen beginnt der ewige Zustand entweder mit dem Tod, wenn sie zum Herrn gehen, oder mit der Entrückung, wenn der Herr sein Eigentum zu sich holt. Für Gläubige während der Trübsal oder des Tausendjährigen Reiches wird er beim Tod oder bei der Verherrlichung eintreten.
Quelle:John.MacArthur hier
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Frage zu Sprachenreden/Zungenreden

Beitrag von Joschie »

Ich habe dazu folgende Frage.Ist diese Sprache eine natürliche Sprache oder eine nicht existierende Sprache :?:
Gruß und Segen von Joschie
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Gast

Re: Frage zu Sprachenreden/Zungenreden

Beitrag von Gast »

Joschie hat geschrieben:Ich habe dazu folgende Frage.Ist diese Sprache eine natürliche Sprache oder eine nicht existierende Sprache :?:
Gruß und Segen von Joschie
Joschie, Apostelgeschichte 2 spricht klar von existierenden Sprachen. Naemlich denen, die von den in Jerusalem anwesenden verstanden wurden. Die anderen Erwaehnungen der Gabe in der Apostelgeschichte und im ersten Korintherbrief geben dazu keine Auskunft.

Es ist anzunehmen, dass die Apostel an Pfingsten verstanden was sie redeten aber wir wissen es nicht.
1Co 14:13 Darum: wer in Zungen redet, der bete, daß er es auch auslegen kann.
1Co 14:14 Denn wenn ich in Zungen bete, so betet zwar mein Geist, aber mein Verstand ist ohne Frucht.
kann bedeuten, dass die, welche die Gabe haben und verwenden, es selber nicht verstehen. Aber wir wissen es nicht.


Die Glossolalie in den Pfingstkirchen und der CB wird vom Redner nicht verstanden und normalerweise auch von niemand anderen. Ich habe von mehreren - meiner subjektiven Meinung nach vertrauenswuerdigen - Personen gehoert, dass sie Zungenrede in Sprachen wie Deutsch und Franzoesiche gehoert haben. Aber das ist sicher die Ausnahme.

Es gibt einen ziemlich interessanten Artikel zu dem Thema von einem deutschen Theologieprofessor in USA :

http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downl ... lalie.html

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