Bibel und Koran gemeinsam verteilt

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andy
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Bibel und Koran gemeinsam verteilt

Beitrag von andy »

Hallo,

jetzt mache ich erstmals ein neues Thema auf, denn gestern Abend habe ich bei einer Präsentation eines missionarischen Kurzeinsatzes in Bosnien dann doch plötzlich eine enorme Manifestation der Schwerkraft an meiner Kinnlade erlebt:

Neues Testament und Koran nach Bosnien

Die christlich-humanitäre Organisation mit evangelikalem Hintergrund, die gemeinsam mit bosnischen Gemeinden evangelistische Aktionen und Entwicklungshilfe-Projekte organisiert, verteilt das Neue Testament und den Koran gemeinsam. Als ich völlig verwundert nachfragte, was dazu bitte der Denkansatz sei, sagte man mir, daß es in solch überwiegend muslimischen Ländern Türen öffne, wenn man den Koran dabei habe, während man Verfolgung leide, wenn man nach außen hin zeigt, daß man die Bibel für die einzig wahre Sache hält. Außerdem zeige es die Notwendigkeit, daß sich jeder für Christus entscheiden muß, und solche "Konkurrenzprodukte" verdeutlichen, daß es eine freie Entscheidung ist. Natürlich setzt sich die Verkündigung ausschließlich mit der Bibel auseinander und ist durchaus brauchbar.

Als ich dann fragte, wie man denn bitteschön verhindern wolle, daß Leute den Koran lesen und so überhaupt erst auf die Islam-Schiene gelangen würden, lächelte die Dame verschmitzt und sagte: "Nee - die können den doch gar nicht lesen. Der ist doch nur unser Visum, daß wir dort hineinkommen. Wir verteilen das NT auf Bosnisch, aber der Koran, der ist auf Arabisch."

Klugheit oder Verrat?

Bei so viel Pragmatismus muß man schon lachen - aber ich frage mich nun ernsthaft, ob Gott solche Dinge gutheißt. Zugegeben: Es ist durch die gesamte Bibel immer wieder davon die Rede, wie Leute durch eine gewisse List zu dem gelangen, was ihnen von Gott her zusteht. Jakob und Esua, etc. - und auch Paulus hatte vermutlich nur Zugang zum Predigen in Synagogen, weil er sich auf seinen pharisäischen Hintergrund berief, obwohl dieser nicht (mehr) seinem Glauben entsprach.

Gleichzeitig ist mir aber nicht wohl dabei, denn schließlich ist die Form - wie in einem anderen Thread im Zusammenhang mit Disco-Events für Jesus etc. beschrieben - durchaus entscheidend für die Integrität der Botschaft. So kann ich mir nicht vorstellen, daß Leute, die diese Missionare das NT und den Koran gemeinsam verteilen sehen, nicht am Ende völlig verwirrt sind und annehmen, hier predige jemand die "Gemeinsamkeiten" zwischen beiden. Dies wird verstärkt durch die Tatsache, daß der Koran viele Schverhalte des Alten Testaments in oft verdrehter Weise wiedergibt; daß jedoch kein Vergleich möglich ist, weil statt der gesamten Bibel (vermutlich aus Kostengründen) nur das Neue Testament verteilt wird. Auch wenn die Leute dieses Koran-Exemplar nicht lesen können, sind vielen Teile davon durch das muslimische Umfeld dennoch bekannt, und sie könnten diese Lehren nun mit dem NT in Einklang zu bringen versuchen.

Wo ist die Grenze?

Auch sonst treffen sich die wenigen evangelikalen Christen in Bosnien nur unter enormer Vorsicht und auch einige von ihnen tragen anscheinend hin und wieder Korane mit sich herum, um nicht angegriffen zu werden. Ist das ein Verrat an Jesus, um die von ihm vorausgesagte Verfolgung zu umgehen? Oder ist das einfach Klugheit, die es ermöglicht, daß diese Menschen weitermachen können im Auftrag des Herrn?

"Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben." (Mt. 10, 16)

Klug wie die Schlangen, das wird mancherorts interpretiert als "listig wie die Schlangen". List ist eigentlich was schlechtes in der Bibel, und dennoch taucht hier so etwas ähnliches auf. So könnte man sich erinnern, daß auch wir in Biologie-Klausuren viel Unfug über Evolution geschrieben haben und auch manchmal Währungen mit okkulten Symbolen auf den Scheinchen verwenden. Wie weit können wir gehen mit der "Klugheit", um Ärger zu vermeiden und im Alltag nicht unsere Zeit mit Streit über eher unwichtige Dinge zu vergeuden... und wo ist die Grenze, wo wir wirklich unseren Mann stehen müssen und neben Jesus nichts anderes dulden können? Hängt das jeweils davon ab, wie Gottes Auftrag an uns in unserer individuellen Situation umgesetzt werden kann, oder ist da ein objektiver Maßstab im Wort Gottes zu finden? Sendet nicht sowieso alles, was wir tun, ein Signal an andere, und sollen wir nicht völlig "ohne Falsch" sein?

Auch wenn die Menschen in Bosnien den Koran auf Arabisch nie lesen werden - ich kann mir durchaus vorstellen, daß man nach erfolgreicher Lektüre des Neuen Testaments auch gern wissen will, was im "mitgelieferten" Koran steht und sich ein bosnisches Exemplar besorgt. Meien Meinung ist daher klar: Ich würde solche Aktionen tunlichst bleiben lassen. (Aber was, wenn man so wenigstens einige, ohne den Koran hingegen niemanden dort erreichen kann...? Ihr kennt sicher diese "der Zweck heiligt die Mittel" Argumente.)

Was haltet ihr von solchen Sachen?!

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