Hallo Ralf,
Deine ganze Argumentation baut auf einem einzigen „UND“. Das ist ein wenig mager, um deine Theorie zu erhärten. Wie wäre es denn mit einer kontextbezogenen Hermeneutik?
Die Argumentation baut nicht nur auf "und" auf, aber jedes Wort hat eine Bedeutung und damit ist es wichtig für das Verständnis von einer Aussage. Wie das mit dem Kontext aussieht schreibe ich gleich weiter unten.
Es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, daß Heb. 1,10-13 ein Zitat aus Psalm 102,25-27 ist und dasselbe meinen. Das Zitat aus Psalm 102 bezieht sich eindeutig auf Jahwe und Heb 1,10-13 bezieht sich eindeutig auf Jahwe
Ok, da sind wir uns ja schonmal einig. Wie du jetzt zu dieser Dialog-Theorie kommst verstehe ich nicht.
...im folgenden entspannt sich ein Dialog zwischen Vater und Sohn. Du machst daraus einen Monolog, denn Deine Interpretation des „UND“ würde ja bedeuten, daß sich Gott selber zum Erben einsetzt, das der Vater und der Sohn identisch sind und das sich Gott (der Jahwe des AT) im NT das Pseudonym Sohn zugelegt hat.
Nein, Vater und Sohn sind nicht identisch und das habe ich auch nicht gesagt. Beide sind Gott, aber trotzdem unterschiedliche Personen. Das zu verstehen, ist nicht unsere Aufgabe. Es geht darum das zu glauben, weil die Bibel die Dinge so darstellt. Vater Sohn und Heiliger Geist sind auch keine Pseudonyme von Gott, sondern die Namen, die den drei göttlichen Personen zugeordnet werden.
Als „JAHWE-CHRISTUS am Holz gestorben ist, ist da der Heilige Geist mitgestorben oder ist er der Hinrichtung entkommen?
Der Begriff "Jahwe-Christus" ist mir neu. Der Heilige Geist ist nicht gestorben und er wurde auch nicht gekreuzigt. Der Heilige Geist ist nicht Jesus.
Es wäre fatal, wenn Jahwe gestorben wäre, denn wer hätte denn dann Jesus von den Toten auferweckt.
Der Vater. "Gal 1,1 Paulus, Apostel, nicht von Menschen her, auch nicht durch einen Menschen, sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater, der ihn aus den Toten auferweckt hat,"
Ich hab nie gesagt, dass Jahwe gestorben ist.
Ich verstehe das "UND" sowohl in Vers 7 als auch in Vers 10 nicht als Verknüpfungs-"UND", sondern als Hilfsmittel für einen Abschnittswechsel, einen Ansprache-Wechsel. Hebräer 1 ist ein Wechseldialog zwischen Vater und Sohn. Einmal wird der Vater angesprochen, ein anderes mal der Sohn.
Wie verstehst du das jetzt genau? Was meinst du mit Wechseldialog zwischen Vater und Sohn? Was sagt der Vater? Was sagt der Sohn? Was sagt der Schreiber des Hebräerbriefs selbst?
Wenn ich, wie Rainer es versteht, den ganzen Abschnitt von Vers 10 - 14 als Ansprache an den Sohn verstehe, dann muß ich auch Psalm 102,25-27 als Ansprache an den Sohn verstehen.
Was meinst du mit Ansprache? Wer spricht an? Im Hebräerbrief spricht der Schreiber zu anderen Christen. Er lehrt sie was es mit dem Sohn auf sich hat und erklärt sein Wesen mit Zitaten aus dem alten Testament.
Er zitiert unter anderem Psalm 102 um den Sohn zu beschreiben und interessanterweise nimmt er sich eine Stelle heraus, mit der der Psalmist Jahwe beschreibt und anspricht.
Damit hätte ich dann einen Dialog und Ansprachewechsel im Psalm 102. Dieser Wechsel wäre auch dadurch zu rechtfertigen, daß einmal von Jahwe und einmal von HERR die Rede ist und das HERR ein Titel Jesu Christi ist, bleibt unstrittig (Psalm 110,1).
Soweit ich weiß ist HERR und Jahwe das gleiche. Die Bibelübersetzungen verwenden nur meistens HERR statt Jahwe, weil es nicht 100% gesichert ist, dass der Gottesname tatsächlich Jahwe lautet. In Psalm 102 kommt niemals das Wort Herr (nur das erste H groß = adonai) vor, wie etwa in Psalm 110,1. Deshalb weiß ich nicht wie du da jetzt einen Ansprachewechsel siehst. Wenn ich es richtig verstanden habe, willst du Psalm 110,1 nehmen um zu zeigen, dass JHWH den Vater bezeichnet und nicht den Sohn. Das Geheimnis der Dreieinigkeit ist im Alten Testament noch nicht offenbart worden. Der Name JHWH wird sowohl dem Vater, als auch dem Sohn, als auch dem Heiligen Geist zugeschrieben. Jeder von ihnen ist JHWH, aber alle drei sind unterschiedliche Personen und nicht nur unterschiedliche Erscheinungsformen.
Zum Text:
Hebräer 1 sieht mir nicht nach einem Dialog aus. Der Schreiber des Briefs erklärt nur, was es mit dem Sohn auf sich hat. Er beschreibt ihn anfangs als Erben und als Ausstrahlung der Herrlichkeit Gottes und erklärt seine Erhabenheit den Engeln gegenüber. In Vers 5 erklärt er den Unterschied zwischen den Engeln und dem Sohn mit einer rhetorischen Frage. Er schreibt "Denn zu welchem der Engel hat er jemals gesagt: "Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt"?, und wiederum: "Ich werde ihm Vater und er wird mir Sohn sein"?" Die Antwort auf diese Frage wird impliziert: Diese Worte wurden nie zu einem Engel gesprochen, sondern nur zum Sohn. Damit hat der Schreiber einen Beweis geliefert, dass der Sohn über den Engeln steht. Und so macht er auch in Vers 6 weiter. Die Engel Gottes sollen den Sohn anbeten. Wieder ein Beweis dafür, dass der Sohn über den Engeln steht. In Vers 7 zitiert er eine Stelle über die Engel und erklärt damit die Aufgabe derselben. Vers 8 beginnt mit "Von dem Sohn aber" und schafft damit wieder einen Gegensatz und was folgt ist wieder der Versuch des Schreibers zu belegen, dass der Sohn über den Engeln steht. Dazu zitiert er wieder das alte Testament und das erstreckt sich bis Vers 9. Dann kommt unser Wörtchen "Und" und danach folgt ein weiteres Zitat aus dem Alten Testament. Das Wort "Und" zeigt, dass das folgende Zitat sich ebenfalls auf den Sohn bezieht, so wie es in Vers 8 steht "Von dem Sohn aber". Das Zitat ab Vers 10 ist "von dem Sohn aber:", also eine Beschreibung des Sohnes um zu zeigen, dass er über den Engeln steht. Diese Beschreibung ist im ursprünglichen Kontext aber eine Beschreibung Jahwes.
Man könnte den Brief folgendermaßen darstellen:
(1) damals Propheten
(2) heute Sohn
(3) Eigenschaften des Sohnes
(4) Erhabenheit des Sohnes gegenüber den Engeln:
(5-6) rhetorische Frage mit Zitaten aus dem AT als Beschreibung des Sohnes [übrigens findet sich hier nach dem ersten Zitat die Formulierung "und wiederum", welche genauso wie in Vers 10 "und" zeigt, dass das zweite Zitat, genauso wie das erste Zitat den Sohn beschreibt]
(7) Beschreibung der Engel
(8-9) Beschreibung des Sohnes als Gegensatz zu den Engeln, durch Zitat aus dem AT
(10-12) Fortführung dieser Beschreibung durch ein weiteres Zitat
(13) eine weitere rhetorische Frage und AT-Zitat als Beleg der Behauptung, dass Jesus über den Engeln steht
(14) Erklärung des Schreibers, was die Aufgabe der Engel ist.
Alles was nach Vers 4 kommt ist der Versuch Vers 4 zu belegen. Es wird immer ein Gegensatz zwischen Engeln und Sohn geschaffen, indem der Schreiber vom Alten Testament her zeigt, was der Sohn ist und was die Engel sind. Dabei setzt der Schreiber den Sohn mit Gott gleich, woraus sich ergibt, dass er höher als die Engel sind. Das tut er in Vers 10-12, indem er eine Passage aus dem AT nimmt, welche JHWH beschreibt, und sie 1:1 auf Jesus bezieht. Ich kann da keinen Dialog o.ä. erkennen, sondern nur eine Argumentationskette ab Vers 4 um die Erhabenheit des Sohnes über den Engeln zu belegen.
Die Dreieinigkeit ist nichts für Atomphysiker an sich, sondern höchsten für gläubige Atomphysiker. Es geht nicht um den Intellekt, sondern um den Glauben. Gott offenbart sich den Menschen und entweder nehmen wir diese Offenbarung so an wie sie ist, auch wenn wir sie nicht vollständig verstehen, oder wir basteln daran herum, sodass wir sie verstehen, was aber auf Kosten des Wahrheitsgehalts geht. Zeig mir doch bitte, wo ich den Kontext vergewaltige oder über den Text hinausgehe oder aus einem "und" zu viel herauslese! Wo ist ein "Wechseldialog" in Hebr 1? Auf wen beziehen sich Verse 10-12 Im Kontext des Briefes?