in einem anderen Zusammenhang erklärt Piper:
http://www.youtube.com/watch?v=BAdexHqTUs8
"Seeker sensitive [d.h. besucherorientiert] und emergent sind nicht das gleiche. Seeker sensitive ist geprägt von der Willow-Creek-Bewegung und existiert seit ca. 30 Jahren. Was sie charakterisiert ist, dass die Gottesdienste sehr einfach und kulturell relevant für die Mittelschicht der Amerikaner gestaltet sind. Die Musik ist modern und die Predigten sind sehr einfach, sodass Ungläubige sie immer verstehen können. Der Mittelpunkt im Gottesdienst liegt bei den Besuchern, den Ungläubigen, sodass sie sich wohlfühlen. Der Fokus liegt hauptsächlich nicht darauf, mit den Heiligen tiefer zu gehen und sie zu erbauen. Der Einfluss der Seeker-Sensitive-Bewegung war groß und ich würde sagen, dass die meisten evangelikalen Gemeinden auf die eine oder andere Weise davon beeinflusst wurden, aber ich glaube der Einfluss hat seine Grenze erreicht und es sind verschiedene Arten von Reaktionen darauf entstanden und ich will zwei erwähnen:
Die Emergent Church ist eine Reaktion. Die Emergent Church hat meiner Meinung nach keinen sehr großer Einfluss und ich glaube nicht, dass sie lange leben wird. Der wahrscheinlich bedeutenste Sprecher dieser Bewegung ist Brian McLaren. Was diese Gemeinden ausmacht ist, dass sie Lehre und Denken sehr wenig betonen. Sie sehen die Seeker sensitive Gemeinden als künstlich, unpersönlich, groß und abgehoben von persönlichen Beziehungen. Emergent Gemeinden sind also klein, informell, sie haben keine typischen Predigten. Es gibt manchmal künstlerische Arbeiten, manchmal Gespräche, manchmal gedimmtes Licht und Essen. Es ist alles sehr warm und beziehungsorientiert. Sie nehmen die Bezeichnung post-modern sehr gerne an und für sie ist bedeutet das Widerstand gegen ein Überrationalisieren des christlichen Glaubens. Aber weil sie keine klare Botschaft haben und evangelistisch nicht stark sind glaube ich nicht, dass sie eine Zukunft haben.
Die andere Reaktion auf die Seeker-sensitive-Bewegung, die mir sehr viel Mut macht ist ein Erwachen für Lehre bei jungen Leuten. Ich denke da gibt es eine gute Zukunft, wenn diese Bewegung ermutigt wird und wächst, weil sie sowohl lehrmäßig eifrig sind, aber auch evangelistisch stark und kulturbewusst sind."
Ich verfolge Desiring God schon ziemlich lange und denke, dass Piper einer der besten Prediger unserer Zeit ist. Ein Leitsatz von Desiring God ist folgender:
"Everything we do aims to spread a passion for the supremacy of God in all things for the joy of all peoples through Jesus Christ."
Zu Deutsch: "Alles was wir tun zielt darauf ab, eine Leidenschaft für die Vorherrschaft Gottes in allen Dingen zur Freude aller Völker durch Jesus Christus zu verbreiten."
Die Predigten von Piper gehören für mich zu den leidenschaftlichsten und biblischsten, die ich kenne. Er geht so vor, dass er in einem Text alle logischen Verknüpfungen miteinander klar aufzeigt und erklärt, sodass man am Ende den Text wirklich gut verstehen kann. Er ist in der Heilslehre reformiert, hat ein Buch zur Verteidigung der Rechtfertigungslehre geschrieben, ein Buch über Römer 9 und einige Bücher noch zu anderen Themen.
Mark Driscoll und Piper scheinen sich ganz gut zu verstehen und Piper scheint so eine Art Mentorrolle für ihn angenommen zu haben. Das zeigt sich beispielsweise daran, dass nachdem Driscoll wohl eine ziemlich schlechte Predigt über das Hohelied gehalten hat, Piper sich bei ihm gemeldet hat mit einem x-Punkte Brief, indem er ihm erklärt hat warum die Predigt schlecht war. Kurz danach war die Predigt aus dem Internet verschwunden und ich konnte sie tatsächlich nirgends finden.
Der erste Absatz der Übersetzung aus dem Blog ist etwas schwierig zu verstehen, weil Piper an der Stelle etwas durcheinander redet und man nicht den ganzen Zusammenhang hört.
Es gibt noch ein anderes Video, ca. 12 Minuten, in dem Piper nochmal etwas ausführlicher über die Einladung von Warren spricht. Er sagt, er habe kurz vor dem Video mit ihm länger telefoniert und ihn noch mal über seine theologischen Grundsätze ausgefragt. Die Antworten hat er dann in dem Video weiter gegeben und noch mal ein bisschen ausgeführt, warum er ihn eingeladen hat.
Was Pipers Interesse geweckt hat, war von Warren zu erfahren (als er ihn auf der im Blog erwähnten Beerdigung traf), dass er dabei ist, alle Werke von Jonathan Edwards zu lesen (das sind 26 Bände mit jeweils 500-1500 Seiten). Piper gibt sein Gespräch von damals wörtlich wieder:
[Warren] hat etwas gesagt, was mein Interesse geweckt hat. Er hat gesagt "Hab alles gelesen, was du geschrieben hast", was ich ihm nicht geglaubt habe und als Übertreibung verstanden habe, was es wahrscheinlich auch war, aber dass er überhaupt etwas liest, hat mich überrascht. Und dann hat er gesagt "Ich bin gerade mitten in einer meiner jährlichen Studien von einem Theologen. Ich hab die Hälfte von den Werken von Jonathan Edwards gelesen und werd Ende des Jahres damit fertig sein." [Piper sagt lachend:] "Du willst mich wohl auf den Arm nehmen. Du machst auf niemanden den Eindruck, als ob du ein Liebhaber von Jonathan Edwards wärst! Du bist Herr Pragmatist!...Edwards hat pro Tag 13 Stunden studiert und wurde von seiner Gemeinde rausgeworfen, weil er ein schlechter Pastor sei und ist ein 5- oder 7- oder 10-Punkte Calvinist und hat das wichtigste Buch der Welt über den unfreien Willen geschrieben, was erzählst du mir hier?" Und er antwortete: "Es stimmt aber und ich liebe es."
Naja, jedenfalls hat sich Warren zu den wichtigsten Grundsätzen des christlichen Glaubens bekannt, weshalb Piper kein Problem damit hat ihn auf seiner Konferenz reden zu lassen um diesen Widerspruch zwischen Warrens Theorie und Praxis zu erklären, was sich bei dem Thema der Konferenz anbietet (es geht darum welche Rolle das Denken im christlichen Leben haben sollte). Zusätzlich zu seinem Vortrag soll es wohl eine einstündige Fragerunde geben, in der Piper ihn nochmal genauer ausfragen wird.
Ich sehe schon, wie jetzt immer mehr Leute aufschreien und Piper verurteilen ohne ihn wirklich zu kennen (ich meine nicht dich, Lutz ;) ). Damit sollte man sehr vorsichtig sein und warten, wie die Sache ausgeht und bis dahin lesen und hören, was Piper bisher geleistet hat.