Andachten zu der "Offenbarung des Johannes"

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

Moderator: eddi

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

D.Rappard Die Frucht des Geistes ist . . . Glaube. Gal. 5,22. Sei getreu bis in den Tod. Off. 2,10.

Nur durch den Glauben empfängt ein Mensch den Heiligen Geist und bringt Früchte des Geistes hervor. Daß der Glaube hier als F r u c h t des Geistes genannt wird, hat daher manche Übersetzer veranlaßt, das Wort mit Treue wiederzugeben, wie es die Grundsprache auch zuläßt. Wir wollen diese edle, köstliche Frucht nach allen Seiten hin betrachten und suchen, sie uns zu eigen zu machen.

1. Frucht des Geistes ist Glaube im Sinn von immer festerer V e r b i n d u n g mit dem Herrn. Es geht von Glauben zu Glauben. Im Anfang ist der Glaube oft schwankend; je inniger man mit dem Herrn zusammenwächst, desto unerschütterlicher wird er.

2. Frucht des Geistes ist Glaube im Sinn von V e r t r a u e n auf Gott in allen Lagen. Das ist der Glaube, der Berge versetzen kann, der ruhig bleibt auch im Sturm, der geborgen ist in Gott.

3. Frucht des Geistes ist Glaube im Sinn von T r e u e gegen den Herrn. Es gilt treu sein im Bekennen seines Namens. Es gilt seine Schmach tragen auch in Verfolgung und Not.

4. Frucht des Geistes ist Glaube im Sinn von Z u v e r l ä s s i g k e i t im ganzen Wesen. Ein Geistesmensch ist treu in irdischen Pflichten, treu im Gehorsam, treu im Kleinen.

Herr, lehre mich gehen von Glauben zu Glauben, von Kraft zu Kraft, von Treue zu Treue, von Gnade zu Gnade.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

J.Kroeker Von der streitenden Gemeinde.

"Dem Engel der Gemeinde in Pergamon schreibe: So spricht der, der das zweischneidige scharfe Schwert hat." Offenb. 2,12.


Es gibt keinen Kampf der Gemeinde, der nicht auch ein Kampf des erhöhten Christus wäre. Nie gab es ein Leid der einzelnen Glieder, nie einen Geisteskampf der Kirche Jesu Christi im Lauf der Geschichte, wo dieses Leid und dieser Kampf von Christus nicht so als die Seinigen empfunden worden wäre, wie wir sie als die unsrigen durchleben. Durch einen Geist mit seinem Volke verbunden, lebt Er mit seinem Volke, fühlt mit seinem Volke, ringt mit seinem Volke. Er sucht es durch allen Kampf der Welt und durch jedes Leid der Zeit hindurch zu derselben Vollendung und Herrlichkeit zu führen, die Ihm vom Vater der Herrlichkeit geworden sind.

Ob nun unser Leid klein, aus unseren eigenen kleinen Verhältnissen herausgeboren, oder ob es weltweit ist, - ob unser Kampf sich abspielt auf dem engen Boden unseres persönlichen Glaubenslebens oder ob es sich in demselben um Fragen handelt, die weit über uns hinausgehen und im engsten Zusammenhang mit dem Ganzen des kommenden Reiches Gottes stehen, - unser Kampf ist nicht weniger auch dessen, "der das scharfe, zweischneidige Schwert führt".

Es gibt aber auch keinen Kampf Christi, der nicht auch ein Kampf der gegenwärtigen Gemeinde wäre. Sein Licht macht uns zu Trägern seiner Offenbarung. Seine Aufträge lassen uns zu Aposteln seines Evangeliums werden. Mit seiner in uns aufgerichteten Königsherrschaft werden wir zu Gliedern jenes Gottesreiches, das nicht von dieser Welt ist. Durch sein Zukunftsbild wirkt Er in uns eine Zukunftserwartung, die sich nie decken kann mit dem Zukunftsprogramm der Reiche dieser Erde.

Es gibt daher keine größere innere Spannung als die zwischen Kirche und Welt. Beide entstehen aus ganz verschiedenen Quellen und Kräften. Daher sind sie auch in ihrem innersten Wesen, in ihrem Aufbau und in ihrer Zukunft so verschieden. Im Lichte Jesu Christi muss jeder Staat dieser Welt, der sich auferbaute auf Grund der Kräfte seines eigenen Geistes letzthin in einer Weltkatastrophe enden. Jedoch jenes Gottesreich, das aus der Ewigkeit geboren wurde, sich im Geiste der Ewigkeit auferbaute, muss auch zur Ewigkeit: zum Triumph des Lichtes über die Finsternis, zum Sieg des Geistes über das Fleisch, zur Herrschaft des Lebens über den Tod führen. Trotz dieser größten Spannungen sind beide aber berufen, sich gegenseitig im Rahmen der von Gott ihnen gewordenen Aufgaben zu dienen. Je klarer sie ihre von Gott her kommende Aufgabe erfassen, desto gesegneter wird das Volk sein, dem zu dienen beide berufen sind.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

J.Kroeker Von der streitenden Gemeinde.

"Ich weiß, wo du wohnst, nämlich da, wo der Thron des Satans steht." Offenb. 2,13a.


Christus ist vertraut auch mit dem ganzen Kampfterrain seiner Gemeinde. Wer einmal aus allen sieben Sendschreiben die starke Betonung jener Worte herausgehört hat: "Ich weiß!", dem bedeuten sie in unserem Sendschreiben: Ich bin vertraut mit deinem Kampfesboden. Gewiss, wir zittern vielfach innerlich, wenn wir sehen, dass derselbe in einer Welt liegt, die sich immer neu auf Grund ihres eigenen Geistes aufbaut, und daher unaufhaltsam in ihrer Lebensanschauung und Entwicklung widergöttlich werden muss. Ist es doch etwas Erschütterndes, wenn man in Russland zu erklären wagte: "Wir haben den Kampf mit den Göttern aufgenommen, und wir werden sie aufsuchen, wohin sie sich in ihren Himmeln auch immer verkriechen mögen."

Solche, dem Hasse eines antichristlichen Geistes entsprungenen Gotteslästerungen sind jedoch letzthin nur die letzte Konsequenz einer Welt, die in ihren Schöpfungen allein auf sich selbst eingestellt ist. Diese Geistesmacht macht nicht Halt vor unsern Kirchentüren und unseren Kreuzen und Altären. Sie respektiert auch nicht unseren äußeren Prophetenmantel und unsere Bekenntnissprache. Sie beugt sich auch nicht vor unseren heiligen Festen, unseren heiligen Einrichtungen und Orten. Sie macht auch nicht Halt vor unsern nationalen Grenzpfählen und politischen Überzeugungen. Ihr ist nichts heilig als nur sie sich selbst.

Diese Macht findet ihr "Halt!", ihre Grenze nur dem Einen gegenüber, der weit größer ist als sie. Das ist Christus und mit Ihm jene Gemeinde, die seines Geistes ist. In Russland ist diese Macht mit Religion und Staat fertig geworden. Mit der Gemeinde Jesu Christi aber nicht. Wohl vermochte man die Glieder Christi in die Gefängnisse zu werfen und zum Tode zu führen. Singend jedoch betraten sie ihre Zellen und sangen Christi Evangelium ins Herz der Rotgardisten. Eines Tages sanken diese wie ein Kerkermeister zu den Füßen ihrer Gefangenen mit der Frage nieder: "Was sollen wir tun, dass wir selig werden?" Es gibt Gottes- und Samariterdienste, die nicht mit einer Gebetsversammlung, sondern mit dem Wassereimer und dem Besen beginnen. Unsere Brüder in Russland haben so manchen Gottesdienst dieser Art in den Gefängnissen gehalten. Die Folge war vielfach die, dass ihre Feinde zu ihren Freunden wurden. Die Brüder hatten erfasst: Um einen Feind zu beugen, genügt ein Schwert, jedoch um einen Feind zu gewinnen, bedarf es einer Seele. Diese Seele offenbarte ihre aus dem Umgang mit Christo gewonnene Schönheit und Hingabe vielfach am reinsten auf dem Boden der Leiden.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

J.Kroeker Von der streitenden Gemeinde.

"Doch du hältst an meinem Namen fest und hast den Glauben an mich auch in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, nicht verleugnet, der bei euch ermordet ist, wo der Satan wohnt." Offenb. 2,13b.


Christus ist vertraut auch mit den einzelnen Positionen Satans und seinen Kampfesmethoden. "Der Thron Satans" - was ist das für ein Thron? Gewiss nicht ein Thron, auf dem wir eines Tages ein satanisches Wesen mit Hörnern und Klauen und blutunterlaufenen Augen sehen könnten. Diese Zeiten sind längst verschwunden, wo man sich das Widergöttliche nur in solch einem Schreckensbild vorzustellen vermochte. Es ist daher gewiss nicht ein Thron, auf dem, um in der bildlichen Sprache der Offenbarung zu reden, eines Tages "das Tier" sitzen wird. Thron ist hier nichts anderes als der Zentralsitz, das Sinnbild des Zentrums jener widergöttlichen Weltmacht, die durch ihre antichristlichen Geisteskräfte alles Leben ihrer Umgebung zu beherrschen sucht. Es ist daher der Thron, auf dem der Mensch sitzt, der aber eine tierische Seele in sich trägt. Wo der Mensch sitzt, der aber durch ein satanisches Evangelium die Welt zu inspirieren sucht. Wo der Mensch sitzt, der aber die Machtentfaltung als das höchste und letzte Kulturgut zu künden hat. Wo der Mensch sitzt, der in der Selbsterlösung die einzige Rettung und Zukunft der Menschheit zu sehen vermag und daher in bewusster Kreuzesfeindschaft lebt.

Ich sage nicht, dass es immer Jesusfeindschaft ist, sondern Kreuzesfeindschaft. Auch der große, so viel gelesene russische Schriftsteller Tolstoi bekannte sich zu Jesus. Er widerstand aber dem Kreuz Jesu. Er lebte trotz seiner so starken Jesusbejahung in einer Kreuzesverneinung. Bei all seiner Sehnsucht nach Erlösung für sich und die Welt hatte er nicht erfasst, dass es zur Auferstehung nur über Golgatha geht. Das heißt, dass es zu einer neuen Schöpfung nur kommen kann, wo sich zuvor die alte in ihrer eigenen Kraft gerichtet sieht. Im von Gott gewirkten Neuen liegt das Gericht über das Alte. Tolstoi hatte bei all seinem intellektuellen Scharfsinn und bei all der Tiefe seines Gemütes nicht erfasst, dass das letzte Wort, die letzte Tat einer alten Schöpfung immer wieder nur sein kann, dass man Christus als den Anbruch einer neuen Schöpfung ans Kreuz schlägt. Wo die alte Schöpfung sich in der Geschichte und in der Entwicklung eines Tages vor die Wahl gestellt sieht: Christus oder Barabbas? Göttliche oder menschliche Weltordnung? Gottesoffenbarung oder Menschenweisheit? Machtmittel oder Geisteswaffen? Gottesreich oder Weltstaat? - da rief sie noch immer: Barabbas! Diese Tat sieht sich jedoch durchs Kreuz gerichtet, daher der Kampf der Welt gegen das Kreuz. Um nicht in ihrem Wesen durch das Kreuz gerichtet zu werden, verwirft sie in ihrem Hass daher das Kreuz.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

J.Kroeker Von der streitenden Gemeinde.

"Doch du hältst an meinem Namen fest und hast den Glauben an mich auch in den Tagen des Antipas, meines treuen Zeugen, nicht verleugnet, der bei euch ermordet ist, wo der Satan wohnt." Offenb. 2,13b.


Es gibt Höhepunkte und Glanzzeiten auch in der Entwicklung des Bösen und Widergöttlichen. Dies sind immer Zeiten, wo der tierische Mensch sich im Bewusstsein seiner Macht fühlt und der Prophet Gottes als ein Ballast in der Geschichte empfunden wird. Solch eine Zeit hatte auch die Gemeinde in Pergamon mit durchlebt. Und eines ihrer Glieder, der treue Antipas, der als Prophet Gottes auch während dieser Glanzzeit der Welt nicht geschwiegen hatte, war getötet worden. Gottes beste Zeugen wurden in der Welt je und je als die am ersten Entbehrlichen unter ihren Untertanen abgegeben. Ein redendes und ein unbestechliches Gewissen war nicht nur dem einzelnen Menschen, es war auch den Staaten gelegentlich sehr unbequem. Aber die Gemeinde in Pergamon hatte sich durch diesen Gewaltakt der Zeit an einem Antipas nicht einschüchtern lassen. Sie bewährte sich in ihrer Wesensverwandtschaft mit Christo. Durch die Barmherzigkeit Gottes versetzt in die Königsherrschaft des Sohnes seiner Liebe, fühlte die Gemeinde in Pergamon sich nie mehr heimisch unter der Gewaltherrschaft der Finsternis und des Todes. Ihre Geistes- und Seelenverwandtschaft fand sie allein in dem, den die Welt zwar gekreuzigt hatte, der aber vom Vater zur Herrschaft über alles erhöht worden war. Mit Christo war sie der alten Welt mit ihren Prinzipien gestorben. Hinfort lebte sie in dem Geiste dessen, der der Anbruch einer neuen Schöpfung geworden war. Sie bewährte sich daher auch in ihrer Glaubensstellung in der Welt. "Du hast den Glauben, den Ich in dir gewirkt, nicht verleugnet", - lautet das Zeugnis, das der Gemeinde durch den Geist gegeben wird. Ihr Vertrauen, das sie zum Auferstandenen gewonnen hatte, war ihr durch keine schwere Zeit erschüttert worden. Ihr Glaube war weniger ein rein äußerliches Bekenntnis zu Jesu, es war ein tiefes innerliches Erleben der Kraft des Auferstandenen. Mochte nun auch die Welt meinen, dass sie diesen Christusglauben durch Leiden und Trübsale, durch Hass und Verfolgung erschüttern könne, in Wirklichkeit wurden die Christusjünger durch alles nur noch befestigter. Sie erkannten mit jeder einzelnen Prüfung immer tiefer, dass menschliche Machtmittel uns nie die Ewigkeitswerte aus der Seele reißen können, die wir in der Glaubensgemeinschaft mit Christus gewinnen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

J.Kroeker Von der streitenden Gemeinde.

"Doch Ich habe etwas wider dich: Du hast dort Leute, die der Lehre Bileams anhangen, der den Balak unterwies, den Israeliten einen Fallstrick zu legen, sodass sie von den Götzenopfern aßen und Unzucht trieben, so hast auch du in deiner Mitte Leute, die der Lehre der Nikolaiten folgen." Offenb. 2,14.


Die Gefahr in Pergamon lag also weniger außer der Gemeinde, sie lag vielmehr in der Gemeinde. In eine schwerere Umgebung, als sie sich bereits befand, konnte sie nicht mehr gestellt werden. Wohnte sie doch da, "wo der Thron Satans" war. Und doch hatte sie sich als Gemeinde Christi auf diesem Boden behauptet und bewährt. Aber innerlich duldete sie die Stellung einzelner, die eines Tages zur Gefahr für die ganze Gemeinde werden musste. Es waren dies die Anhänger der Lehre Bileams und der Lehre der Nikolaiten. Beide Lehren bestanden in ihrem Wesen darin, dass man behauptete, man könne in einem geistigen Verkehr mit dem Wesen, den Sünden und der Geistesrichtung der Welt stehen, ohne dass man Schaden an seiner Seele nehme. In diesen Lehren lag daher das Bekenntnis, dass man in allem Gemeinschaft mit der Welt haben kann, ohne die Gemeinschaft mit Gott zu verlieren, dass man wohl weltlich leben, aber doch selig sterben kann. Wie wenig solche Anhänger das wahre Wesen des Reiches Gottes, jener neuen Schöpfung, erfasst hatten, von der Jesus das Haupt geworden, ist klar. Sie hatten nicht erkannt, dass Göttliches nur von Göttlichem ererbt werden kann, dass man die Herrlichkeit Gottes nur ertragen kann, wenn man innerlich dem Wesen dieses neuen Lebens verwandt geworden ist. Dass die Duldung solch einer Geistesehe, solch einer Vermählung von fleischlichen und geistlichen Anschauungen unbedingt zum Gerichte auch in der Gemeinde führen müsse, darauf macht der Herr seine Gemeinde in Pergamon aufmerksam. An sie ergeht das scharfe Wort: "Ändere deinen Sinn, sonst komme Ich bald über dich und werde sie bekämpfen mit dem Schwert meines Mundes." Denn wer sich mit dem Fleische vermählt, erlebt auch das Gericht des Fleisches. Wer mit der Welt buhlt, verliert wie ein Simson eines Tages seine Locken am Busen der Welt. Er geht mit ihr in ihren Gerichten unter. Für alle aus Gott Geborenen gibt es da keine Kompromisse: entweder überwinden wir mit dem Schwerte des Geistes die Welt, oder die Welt überwindet mit ihrer widergöttlichen Lebensrichtung uns. Wir werden entweder Miterben Christi und seines Königreiches sein, oder aber Miterben dieser Welt und ihrer Gerichte werden. Vor dieser Entscheidung stand damals nicht nur die Gemeinde in Pergamon, vor derselben stehen auch wir. Wir enden entweder bei Christus und seiner Reichsgotteswelt oder beim Antichristen und seiner widergöttlichen Weltherrschaft.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

C.H.Spurgeon Die Pflichten der Religion. ,,So hast auch du solche, die in gleicher Weise die Lehre der Nikolaiten festhalten." Offenb. 2, 15.

Was sind eigentlich die Pflichten der Religion? Dies sind zuerst Pflichten, die der eine gegen den andern zu erfüllen hat, nämlich "züchtig, gerecht und gottselig zu leben in dieser gegenwärtigen argen Welt." So leicht wie einige Leute über die Moral oder gegen die Moral sprechen mögen, es gibt nun einmal keine wahre Frömmigkeit, wo kein moralisches Leben ist. Sage mir nichts von deiner gesunden Lehre, sage mir nichts von deinen Gebeten im Verborgenen und deiner verborgenen Frömmigkeit; ist dein Leben schlecht, so bist du ganz und gar schlecht. Ein guter Baum kann nichts anderes hervorbringen, als gute Früchte, und ein fauler Baum muß faule Früchte hervorbringen. Das ist keine Frage; wie dein Leben ist, so bist du - wes das Herz voll ist, des geht der Mund über und wes das Herz voll ist, des geht auch das Leben über. Es ist alles umsonst, daß du meinst, das wäre doch eine sehr starke Behauptung, auch die Besten wären schwache Menschen u. s. w. Das sind sie allerdings, auch die allerbesten Menschen werden sündigen, aber sie werden nicht vorsätzlich sündigen; wenn sie öffentlich sündigen, so wird das nur eine Ausnahme sein; ihr Leben wird durch die Kraft der göttlichen Gnade heilig, rein und gerecht sein.

Der Teufel liebt die, welche die Gnade aus Mutwillen ziehen. Er liebt die römische Kirche und spricht: "Predige nur zu, Priester; es ist mir ganz gleichgültig, was du predigst, denn du gehörst doch meinem Reich an. Du sagst den Leuten, sie können in Sünden leben und dann für einige Groschen Absolution empfangen! Diese Lehre gefällt mir!" Und er klopft dem Priester auf die Schulter und gibt ihm allen seinen Beistand. Dann aber kommt ein anderer auf die Kanzel, der die Freiheit der Christen von der Pflicht predigt. Der Teufel sagt: "Nun, wenn der auch gegen den Papst in Rom Scheltworte spricht, so habe ich sie doch beide gern, den einen ebensosehr, wie den andern." Und wie predigt dieser doch! Er fängt an mit der Rechtfertigung aus dem Glauben allein, aber er geht dann mit seinen Argumenten einen Schritt zu weit, denn er fängt dann an gegen die guten Werke loszuziehen, nennt diejenigen gesetzlich, die es für ihre Pflicht halten, ein heiliges Leben zu führen und gibt mit selbstgefälligem Lächeln zu verstehen, daß es auf den guten Wandel wenig ankomme, wenn man nur die Wahrheit festhalte und seine Kapelle besuche. "Predige nur weiter," sagt der Teufel, "ich habe beide Dinge gern, den Antinomismus und den Papismus, denn es sind zwei der probatesten Mittel, um Seelen zu verderben." Wiederum sage ich: "Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten; was der Mensch sät, das wird er auch ernten." Durch unsere Werke werden wir nicht gerechtfertigt, aber nach unsern Werken werden wir dennoch gerichtet werden und durch unsere Werke werden wir verdammt werden. So spricht die Schrift und wir müssen es glauben.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

C.O.Rosenius Ich bin der, der Herzen und Nieren erforscht, und werde einem jeglichen unter euch nach seinen Werken geben. Offb. 2, 23.

Wie soll man bei dieser und ähnlichen Stellen in der Schrift der Auffassung entgehen, daß die Seligkeit aus unseren Werken komme? Antwort: Die ganze Schwierigkeit rührt daher, daß man die Worte nicht genau beachtet. Die Schrift sagt an keiner Stelle, daß wir gerecht oder selig werden um der Werke willen; im Gegenteil, gerade dies leugnet sie überall (Röm. 4, 2-5; 11, 6; Eph. 2, 9; Tit. 3, 5). Daß wir aber nach den Werken gerichtet werden sollen, lehrt die Schrift überall (Jer. 17, 10; 32, 19; Hes. 18, 30, Matth. 16, 27; 25, 34-45; 2. Kor. 5,10; Offb. 2, 23; 20, 12; 22,12).

Obwohl Gott in Seiner Allwissenheit die Herzen aller Menschen kennt, so hat Er doch von Anfang an diese Ordnung festgelegt, daß unser Innerstes aus unseren Werken bewiesen und bezeugt werden soll. Abraham, der Vater der Gläubigen, wurde hierin zu einem deutlichen Vorbild gemacht. ,,Er glaubte Gott" in der Verheißung des gesegneten Samens, ,,und das wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet". Jetzt war er vor Gott gerecht und ein Freund Gottes. Aber dies sollte auch in äußerlicher Handlung bewiesen werden; und als er jetzt dem Befehle Gottes gehorchte, da sagte der Engel des Herrn: ,,Nun weiß ich, daß du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um Meinetwillen." Hierüber sagt der Apostel Jakobus, daß Abraham durch die Werke gerecht wurde, d. h. als gerecht erwiesen, für gerecht erklärt. So wird es auch im Jüngsten Gericht zugehen. Unsere Werke werden zeugen entweder von der Gnade, die in den Gläubigen wirksam gewesen ist, oder von der Gottlosigkeit, die in den Ungläubigen wohnt. Christus spricht: ,,Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln? Also ein jeglicher guter Baum bringt gute Früchte, aber ein fauler Baum bringt arge Früchte." ,,An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen." Die guten Werke machen den Menschen nicht gut, sondern sie beweisen, daß er gut ist. Er ist nicht darum gut, weil er Gutes tut, sondern er tut darum Gutes, weil er gut ist. Und Gott muß zuerst sein Herz gut machen, bevor er etwas tun kann, was Gott für gut ansieht.

Wenn Christus uns nach unseren Werken richten wird, dann wird Er nicht auf die äußere Form oder die Größe der Werke sehen, sondern auf ihre wirkliche innere Güte, d. h. auf die Quelle oder den Beweggrund. Es ist dies ein Umstand, den die Welt nie verstehen will, den der Herr Christus aber so oft und so eifrig hervorhob. Bei Matth. 6, 1 spricht Er: ,,Wenn du deine Almosen vor den Leuten gibst, daß du von ihnen gesehen werdest, so hast du keinen Lohn bei deinem Vater im Himmel." Und warum das? Wir sehen hier, wie der Herr nach dem Beweggrunde sieht! Das Werk, das der Herr am Jüngsten Tag nennen will, ist ja dasselbe, nämlich Almosen zu geben; darum aber, weil es nicht aus dem rechten Beweggrunde getan wurde, ist es jetzt verworfen. Bei Matth. 10, 42 spricht Er: ,,Wer dieser Geringsten einen nur mit einem Becher kalten Wassers tränkt in eines Jüngers Namen, wahrlich, Ich sage euch, es wird ihm nicht unbelohnt bleiben." Ein Becher kalten Wassers ist ein sehr kleines Almosen; aber um des Beweggrundes willen, daß es ,,in eines Jüngers Namen", d. h. um Christi willen, gegeben war, beteuert der Herr, daß dieses Werk nicht unbelohnt bleiben wird, so gering es an und für sich auch ist. Bei Mark. 9, 41 spricht Jesus dies noch deutlicher aus: ,,Wer euch tränkt mit einem Becher Wassers in Meinem Namen, darum daß ihr Christus angehört, wahrlich, ich sage euch, es wird ihm nicht unvergolten bleiben."

Da wir nun die Sache selbst verstanden haben, so müssen wir auch die Worte etwas näher betrachten. Der Herr sagt, daß Er ,,einem jeglichen nach seinen Werken geben wird". Gott hat von den Menschen gleichsam Gutes oder Böses empfangen, und so, wie Er es erhalten hat, hat Er es auf ihre Rechnung geschrieben, um es am Tage Seines gerechten Gerichtes einem jeden zurückzugeben, nämlich so, wie wir es jetzt durch Christus haben erklären sehen. Ferner sagt Er: ,,einem jeglichen", - Gott wird einem jeglichen geben. Manchen hier auf Erden scheint es, als ob sie gleichsam in der Menge verborgen wären, so daß Gott ihnen mit Seinen Äugen nicht so genau folgen würde. Gott aber ist so groß, daß er auch jeden Vogel kennt. Er vermag ebenso genau auf jeden Menschen achtzugeben, als gäbe es nur einen einzigen auf Erden.

Im Jüngsten Gericht wird ein jeder bloß und nackt vor die Augen des Richters gestellt und nach seinen Werken gerichtet werden. Und denjenigen, die selbst für ihre Sünden einstehen, d. h., die noch unter dem Gesetz sind und nach Ihm gerichtet werden sollen, wird nicht ein einziges unnützes Wort erlassen werden, wie Christus erklärt: ,,Ich sage euch, daß die Menschen am Jüngsten Gericht Rechenschaft geben müssen von einem jeglichen unnützen Wort, das sie geredet haben." Aber auch die Gläubigen werden verschiedene Grade der Seligkeit je nach ihren Werken erhalten, wie wir aus dem Gleichnis Jesu von den anvertrauten Zentnern (Matth. 25, 14-29) und aus anderen Stellen sehen. Auch das liegt in den Worten: ,,Er wird einem jeglichen nach seinen Werken geben."

Lehr', Jesu, mich bedenken, Was ewig nützet mir. Du gnädig wollst mir schenken Das Leben nur aus Dir. Dann kann ich froh hienieden Dem Tod entgegenseh'n, Erbringt mir ew'gen Frieden.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

C.H.Spurgeon Doch was ihr habt, das haltet fest. Offenb. 2, 25.

Wenn ihr die Wahrheit festhalten wollt, so müßt ihr vor allem suchen, dieselbe zu verstehen. Man kann keine Sache festhalten, von der man kein rechtes Verständnis hat. Ich wünschte nicht, daß ihre einen Glauben hättet, wie jener Kohlengräber, der auf die Frage, was er denn glaubte, antwortete: "Ich glaube, was die Kirche glaubt." "Gut, aber was glaubt denn die Kirche?" Er antwortete: "Die Kirche glaubt, was ich glaube, und ich glaube, was die Kirche glaubt;" und so redete er im Kreis herum. Dies ist der Glaube eines Narren. Wir wünschen aber, daß ihr die Sachen verstehen und daß ihr eine wahre Kenntnis davon erlangen möchtet. Die Ursache, warum der Mensch die Wahrheit gegen Lüge umtauscht, ist die, daß er die Wahrheit im wesentlichen nicht versteht. In 9 von 10 Fällen versteht er die Wahrheit nicht mit einem erleuchteten Verstand. Deswegen ermahne ich besonders euch Eltern, daß ihr euren Kindern einen gesunden Unterricht in den großen Heilswahrheiten des Evangeliums gebt. Ihr müßt es selbst tun, und nicht allein den Lehrern überlassen, welche nur eure Gehilfen, aber nicht eure Ersatzmänner sein sollen. Daher kommt so viel Glaubensschwäche unter euch, weil ihr in eurer Jugend in den Hauptwahrheiten des Evangeliums nicht recht unterrichtet worden seid. Wäre dies geschehen, so würdet ihr so gegründet und fest im Glauben geworden sein, daß niemand auf irgendeine Weise euch hätte wegbewegen können. Ich bitte euch daher, lernt die Wahrheit gründlich verstehen, dann werdet ihr auch gewisser an ihr festhalten unter den Anfechtungen.

Ich halte daher dafür, daß keiner einen festen Glauben hat, der nicht weiß, was er glaubt. Der Apostel Paulus sagt daher: "Wie können sie glauben an den, von dem sie nichts gehört haben? Und wie können sie hören ohne Prediger?" Es ist also notwendig zum wahren Glauben, daß ein Mensch die Bibel in etwa kennt. Jede Lehre des Wortes Gottes muß vom Menschen in Betrachtung gezogen werden, so daß schon ein Grad von Erkenntnis vorhanden ist, ehe der Glaube entstehen kann. "Forschet in der Schrift, denn ihr meinet, ihr habt das ewige Leben darin; und sie ist's, die von Christus zeugt." Durch Forschen und Lesen kommt Erkenntnis, und durch Erkenntnis kommt Glauben, und durch Glauben kommt Heil.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

C.O.Rosenius Ich weiß deine Werke; denn du hast den Namen, daß du lebst, und bist tot. Offb. 3, 1.

Dieses ist ein furchtbarer Zustand! Der Herr redet hier von der feineren, verborgeneren Art der Heuchelei, in der ein Mensch bei aller Beweisung des Christentums unsträflich lebt. Dabei ist er vielleicht sogar ein unter den Brüdern ausgezeichneter Christ, der sowohl von der Bekehrung als auch vom Glauben, von der Gnade und von der Heiligung zu reden weiß und außerdem in Übereinstimmung mit seinem Bekenntnis und den christlichen Sitten gemäß lebt, so daß er von den Menschen, die nur das sehen, was vor Augen ist, mit gutem Grund für rechtschaffen gehalten wird.

Bei allem aber findet sich in seinem verborgenen, verschwiegenen Innern ein wichtiger Mangel, nämlich die Erfahrung des geistlichen Lebens. Er kennt z. B. nicht den Geist der Furcht des Herrn, der die lebendigen Christen auszeichnet und der sich im Mißtrauen gegen sich selbst, in der Furcht davor, sich zu betrügen oder auch in der Unzufriedenheit und Betrübnis über das inwendige Böse äußert, welches alles des Gesetzes Werk in jedem wahren Christen ist. Infolgedessen erfährt er auch nicht die Erquickung und die Ruhe, die Jesus den Mühseligen und Beladenen gibt. Er schmeckt nie die doppelte Labung des über begangene Fehler betrübten Kindes bei der Annahme der Vergebung. Er hat nie die kindliche Freude am Evangelium, die zu seiner Verwunderung aus den Augen der einfältigen, aber rechtgläubigen Kinder hervorleuchtet und die das Leben verrät. - Er liest in der Heiligen Schrift alle diese Lebenszeichen, diese Früchte des Geistes als Beweise des wahren Lebens, und obwohl sie ihm fehlen, fährt er fort, das Beste von sich zu glauben, läßt sich auch nicht durch die bestimmten Zeichen der Schrift warnen, sondern glaubt sich selbst mehr als diesen und verbleibt ungerührt. Das muß wohl heißen, die Gnade auf Mutwillen zu ziehen.

Die Beschreibung des wahren Gnadenlebens, die der Geist Gottes uns in der Schrift gegeben hat, nicht aus eigener Erfahrung zu kennen und trotzdem noch ruhig zu bleiben, indem man meint, die große, reiche Gnade müsse auch diesen Mangel zudecken, das freilich ist eine feinere, verborgenere Weise, die Gnade auf Mutwillen zu ziehen, und doch ist sie ebenso grob wie jene, unter dem Deckmantel der Gnade in groben Werken des Fleisches dahinzuleben. Davon ist hier nicht die Rede, daß die Gnade nicht so groß sei, dies alles vergeben zu können; die Sache ist aber diese: ,,Dein Herz ist nicht rechtschaffen vor Gott", du lebst in einem heimlichen geistlichen Tod. Und eben diese feinere Art des Mißbrauchs der Gnade erwähnt Jesus so nachdrücklich und ernst, wenn Er sagt: ,,Ich weiß deine Werke; denn du hast den Namen, daß du lebst, und bist tot." Beachte wohl! ,,Du hast den Namen, daß du lebst", du führst ein solches Bekenntnis und einen solchen Wandel, daß du als ein lebendiger Christ angesehen wirst; du gehörst nicht der Welt, die den Namen, daß sie lebt, nicht hat, sondern der Schar der lebendigen Christen an, aber - du bist tot. Denselben heimlichen Tod erwähnt Jesus in Matth. 25, 1-12 im Gleichnis von den zehn Jungfrauen, von denen fünf klug und fünf töricht waren. Alle zehn waren sich in allen äußeren Dingen ganz gleich. Sie waren alle Jungfrauen, d. h. getrennt von der Welt und der Befleckung mit Lastern. Sie hatten alle ihre Lampen, gingen alle dem Bräutigam entgegen, niemand ahnte einen Mangel. Aber inwendig in der Lampe, da war der Mangel, ein so bedeutender Mangel, daß ihrer fünf auf ewig von der Hochzeit ausgeschlossen wurden. Sie hatten kein Öl, es fing kein Feuer, es brannte nicht, es war tot. Hätten die unglücklichen Jungfrauen solches vermutet, dann würden sie wahrlich das Innere ihrer Lampen im voraus geprüft haben.

In diesen heimlichen Mißbrauch der Gnade auf Mutwillen zu geraten, ist ein rechtschaffener Christ in Gefahr, wenn er ,,den Geist der Furcht des Herrn" verliert, so daß er aufhört, das innere Leben und die innere Kraft seines Glaubens zu untersuchen. Er ist verblendet und zufrieden mit der Erkenntnis und dem Schein, und zufrieden damit, daß es einen Zugang zur Gnade im Herzen Gottes gibt, gleichgültig dafür, ob er das Leben der Gnade in seinem eigenen Herzen hat. Ja, er fängt an, mit sich selbst zufrieden zu sein, verliert das Gefühl der Sünde und des inwendigen Streites, und es fällt ihm immer leicht zu glauben. Dahin kann er leicht kommen, wenn er der Gefahr der entgegengesetzten Seite gewahr geworden ist - der nämlich, dieses innere Leben, diese Gnade im eigenen Herzen zum Grunde seines Glaubens und seines Trostes zu machen -, und zwar durch den feineren Irrtum der Eigengerechtigkeit, daß man nicht zum Verdienste Christi fliehen dürfe, bevor man nicht das Werk und Leben der Gnade im eigenen Herzen habe. Hat er diesen Irrtum zu verstehen gelernt, dann kann er leicht zum Entgegengesetzten übergehen, so daß er die Ermahnung des Apostels: ,,Prüfet euch selbst, ob ihr im Glauben seid", in fleischlicher Sicherheit verachtet. Der heimliche Tod aber und die heimliche Kälte, die den ewigen Tod zur Folge haben, bestehen darin, daß du deine Kälte und Gottlosigkeit nicht so stark fühlst, daß du dadurch getrieben wirst, wirklich zu Christus zu fliehen. Du nahst Ihm nur mit dem Mund und ehrst Ihn mit den Lippen und mit einem starken, toten Glauben, der keinen Hunger und Durst des Herzens nach Ihm und keine Freude in Ihm hat. Aus alledem können wir erkennen, daß ,,der Weg schmal" und ,,das gottselige Geheimnis groß" ist.

Forschet nach, wie steht's im Herzen, Sucht, durchsucht den faulen Grund. Macht euch gleich die Prüfung Schmerzen, Wird doch so die Wahrheit kund. Ist denn Zweifel gleich vom Teufel? Nein, der Herr steht vor der Türen, Macht nur auf, Ihn einzuführen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

C.H.Spurgeon ,,Du hast wenig Namen zu Sardes, die nicht ihre Kleider besudelt haben; und sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind es wert." Off. 3, 4.

Wir können diesen Ausspruch auf die Rechtfertigung beziehen. ,,Sie werden wandeln in weißen Kleidern;" dies bezeichnet dann das Gefühl ununterbrochener, beständiger, bewußter Freude über diese Rechtfertigung durch den Glauben; sie werden es inne werden, daß die Gerechtigkeit Christi ihnen zugerechnet ist, daß sie völlig abgewaschen und weißer geworden sind denn frisch gefallener Schnee. Der Ausspruch bezieht sich auch auf ihre Freuden und Leiden, denn weiße Kleider waren bei den Juden Feierkleider. Wer seine Kleider nicht besudelt hat, ist stets frischen Mutes und fröhlichen Angesichts; sie verstehen aus Erfahrung den Ausspruch Salomos: ,,Gehe hin, und iß dein Brot mit Freuden, trinke deinen Wein mit gutem Mut; denn dein Werk gefällt Gott." Wer Gott angenehm ist, wird weiße Kleider der Freude und Wonne tragen, solange er in lieblicher Gemeinschaft mit dem Herrn Jesu wandelt. Woher kommen so viele Zweifel, so viel Elend, so viel Traurigkeit und Klage? Weil so viele Gläubige ihre Kleider besudeln mit Sünde und Irrtum; sie gehen dadurch der Freuden über ihre Erlösung und des herzerquickenden Umgangs mit dem Herrn Jesu verlustig: sie wandeln hienieden nicht mehr in weißen Kleidern. Die Verheißung bezieht sich auch auf den Wandel in weißen Kleidern vor dem Throne Gottes. Wer hienieden seine Kleider nicht besudelt hat, wird gewiß auch dort oben in weißen Kleidern wandeln, wo die glänzenden Scharen der Verklärten dem Höchsten unaufhörlich Halleluja singen. Sie werden unaussprechliche Seligkeit genießen, eine ungeahnte Seligkeit, ein Glück, das alle Vorstellungen übersteigt, eine Wonne, die auch der kühnste Wunsch nie zu erreichen hoffte. ,,Wohl denen, die ohne Wandel leben, die im Gesetz des Herrn wandeln; wohl denen, die seine Zeugnisse halten, die Ihn von ganzem Herzen suchen. O, daß mein Leben Deine Rechte mit ganzem Ernst hielte!" Ihnen wird dies alles zuteil, nicht um Verdienstes willen, noch um der Werke willen, sondern aus Gnaden. Sie werden wandeln mit Christo in weißen Kleidern, denn durch seine Gnade sind sie es ,,wert" geworden. In seiner lieblichen Gemeinschaft werden sie trinken vom lebendigen Wasserbrunnen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

C.H.Spurgeon ,,Der auftut, und niemand zuschließt." Off. 3, 7.

Jesus ist der Hüter der Tore des Paradieses, und jeder gläubigen Seele tut Er eine Tür auf, die ihr weder Mensch noch Teufel wieder verschließen kann. Welche Freude ist es für uns, wenn wir erfahren, daß der Glaube an Ihn der goldene Schlüssel ist zu den Toren der ewigen Herrlichkeit! Meine Seele, trägst auch du diesen Schlüssel in deinem Busen, oder verlässest du dich auf irgend einen falschen Diebsschlüssel, der dich am Ende im Stiche läßt? Höre dies Gleichnis, und denke darüber nach: Der große König bereitete ein Abendmahl und ließ an alle Welt seine Einladung ergehen; doch ließ er zugleich verkündigen, daß niemand daran sollte teilnehmen, als diejenigen, welche die schönsten unter den Blumen des Gefildes mit sich brächten. Die menschlichen Geister kamen zu Tausenden herbei und schritten gegen das Tor, und ein jeglicher brachte die Blume mit, die er nach seinem Sinn für die Königin des Gartens hielt; aber sie wurden in Scharen hinweggetrieben vom Angesicht des Königs, und durften nicht eingehen zum Saal der Freuden. Etliche trugen in ihrer Hand den tödlichen Nachtschatten des Aberglaubens, oder den prunkenden Mohn der Menschenverehrung, oder den Schierling der Selbstgerechtigkeit; aber sie gefielen dem König alle nicht, die Träger wurden zurückgewiesen und ausgeschlossen von den Perlentoren. Meine Seele, hast du wohl die Blume von Saron gepflückt? Trägst du die Rose im Tal beständig an deinem Busen? Wenn dem also ist, so komm herauf zu den Toren des himmlischen Jerusalems, da wirst du ihren Wert erkennen; denn du brauchst nur diese köstlichste aller Blumen zu zeigen, so öffnet dir der Türhüter die Tür; Er verwehrt dir keinen Augenblick den Eingang, denn dieser Rose tut Er die Tür stets auf. Mit dieser Blume von Saron in der Hand findest du deinen Weg zum Throne Gottes selber, denn sogar der Himmel besitzt nichts, was seine strahlende Schönheit überböte, und von allen Blumen, die im Paradiese blühen, ist keine, welche der Rose im Tal zu vergleichen wäre. Meine Seele, fasse die blutrote Rose von Golgatha durch den Glauben in die Hand, trage sie durch die Liebe, bewahre sie durch die Gemeinschaft, so wirst du überaus selig sein über alle Vorstellung. O Jesu, sei auf ewig mein, sei mein Gott, mein Himmel, mein alles!
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

C.Eichhorn Die Gnadenpforte Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür! Offb. 3, 8

Der Herr Jesus sagt von sich, daß er den Schlüssel Davids hat. Er tut auf, und niemand schließt zu. Er schließt zu, und niemand tut auf. Der Ausdruck muß aus dem Alten Testament verstanden werden. Der höchste Beamte nach dem König war der Minister des königlichen Hauses. Er hatte die "Schlüssel des Hauses David", d.h. er führte die Aufsicht über den königlichen Palast und verwaltete die häuslichen Angelegenheiten des Herrschers. An ihn wendeten sich alle, die Zutritt zum König begehrten. Zur Zeit des Propheten Jesaja nahm ein gewisser Sebna diesen Posten ein. Aber er beutete seine Stellung aus zur Befriedigung seines Ehrgeizes. Darum kam an seine Stelle ein anderer namens Eljakim, der eine väterliche Gesinnung gegen das Volk bewies. - So hat auch der Herr Jesus die Aufsicht über das Haus Gottes. Wem er die Tür öffnet, der kommt herein. Er hat keine Günstlinge und mißbraucht seine Stellung nicht im eigenen Interesse. Er ist gerecht und schließt jedem zum Haus Gottes die Tür auf, der aufrichtig seine Sünden bekennt und nichts anderes begehrt als Gnade. - Eine offene Tür zum Haus Gottes ist etwas überaus Kostbares. Wem sie zuteil wird, der darf aus dem Schuldkerker und dem Gefängnis heraus und hat nun Zutritt zum Thron der Gnade. Er darf alle Anliegen, Lasten und Sorgen vor diesen Thron niederlegen und findet Erhörung seiner Bitten. Aus dieser Tür strömt Himmelsluft, wogegen die Stickluft der Erde oft den Atem benimmt. Was hilft es uns, wenn alle Türen der Menschen uns offen stehen und die Himmelstür verschlossen ist! Was schadet es uns, wenn die Türen der Menschen sich uns verschließen und dafür die Gnadenpforte sich uns öffnet! Wem der Heiland die Gnadenpforte öffnet, dem schließen sich viele Türen der Menschen. Doch dies kann der Mensch verschmerzen. Neben der Gnadenpforte öffnen sich auch sonst so manche Türen von Brüdern und Schwestern, die mehr wert sind als alle Ehrenpforten dieser Welt. - Solch eine geöffnete Tür gab Jesus der Gemeinde in Philadelphia. Dies konnte ihr ein Trost sein unter den Anfechtungen, die sie zu erdulden hatte. Solch eine geöffnete Tür gibt er auch dir, wenn du von Herzen zu ihm kommen willst und dich nach Frieden sehnst. - Doch wollen wir auch von dieser geöffneten Tür Gebrauch machen. Jesus sagt uns: Ich habe sie vor dir gegeben. Nun gilt es auch hineinzugehen. "Laßt uns hinzutreten mit Freimütigkeit zum Gnadenthron, daß wir Barmherzigkeit empfangen!" Laßt uns nicht zögernd, zaudernd und zweifelnd vor der Tür stehenbleiben! Wir müssen selbst hineintreten, niemand trägt uns hinein.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

C.H.Spurgeon ,,Amen." Off. 3, 14.

Das Wort Amen bestätigt feierlich, was vorausgeht; und Jesus ist der große Bestätiger, unwandelbar, denn alle Verheißungen sind ,,Ja und Amen" in Ihm. Sündenbeschwerte Seele, ich möchte dir aus diesem Gedanken Trost bringen. Der Herr Jesus hat gesagt: ,,Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken." Wenn ihr zu Ihm kommt, so spricht Er sein ,,Amen" in eure Seele; seine Verheißung soll an euch wahr werden. Er sprach in den Tagen seines Fleisches: ,,Das zerstoßene Rohr will ich nicht zerbrechen." O du armes, zerschlagenes, zerstoßenes Rohr, wenn du zu Ihm kommst, so spricht Er sein ,,Amen" zu dir, und das wird in deiner Seele so wahrhaftig sein, wie in vergangenen Jahren bei Hunderten, die auch in deinem Falle waren. Lieber Christ, ist das nicht auch für dich sehr köstlich, daß der Heiland kein einziges Wort, das je aus seinem Munde gekommen ist, wieder zurückgenommen hat? Die Worte Jesu werden bestehen, wenn Himmel und Erde vergehen. Wenn du dir eine Verheißung auch nur halb aneignen kannst, so wirst du sie wahrhaftig erfinden. Gott behüte uns vor dem Erzbösewicht, der mit seiner Zweizüngigkeit uns um den Trost des Wortes Gottes betrügen möchte. Der Herr Jesus ist Ja und Amen in allem seinem Amt. Er war ein Priester zur Reinigung und Vergebung; auch als Priester ist Er Amen. Er war ein König, zu leiten und zu regieren sein Volk, und es zu verteidigen mit seinem mächtigen Arm; Er ist ein Amen-König, immer derselbe. Er war einst ein Prophet, der da Gutes verkündigte; sein Mund war voller Lieblichkeit und trieft noch immer mit Honigseim; Er ist ein Amen-Prophet. Er ist Amen im Verdienst seines Blutes; Er ist Amen in seiner Gerechtigkeit. Dies heilige Kleid wird noch immer hell und glänzend strahlen, wenn die Welt zerfällt. Er ist Amen in jedem Namen, den Er trägt; dein Bräutigam, der sich nimmer von dir trennt; dein Freund, der dich mehr liebt, denn ein Bruder; dein Hirte, der bei dir ist im finstern Tal; dein Helfer und dein Erlöser; dein Fels und deine Burg; das Horn deiner Macht; deine Zuversicht, deine Freude, dein alles, dein Ja und Amen in allen Dingen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
Moderator
Beiträge: 2843
Registriert: 04.04.2008 07:47
Wohnort: Essen im Ruhrpott

Beitrag von Jörg »

C.Eichhorn Die Gefahr, lau zu werden Weil du lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Offb. 3, 16

Nichts ist dem Herrn Jesus unerträglicher als die Lauheit. Lieber kalt als lau! Warum wohl? Lauheit ist mit Unwahrheit behaftet. Und alle Unlauterkeit verabscheut Jesus aufs stärkste. Sie widerspricht seinem Wesen. Denn er ist die Wahrheit in Person. Aus einem Kalten kann leichter noch etwas werden als aus einem Lauen, der im Selbstbetrug dahingeht. Der Heiland möchte brennende Herzen haben, brennend im Eifer und in der Liebe. Wahrscheinlich befand sich Laodizea in äußerem Wohlstand und in behaglichen Verhältnissen. Da dünkt man sich reich und satt. Laue Christen sind nicht wirklich reich in Gott. Sie sind es nur in ihrer Einbildung. Seelen, die reich sind im Herrn, fühlen sich arm in sich selbst. Darum strecken sie sich immer wieder verlangend aus nach der Gabe Gottes. Geistliche Armut ist das erste Kennzeichen eines Reichsgenossen (Matth. 5, 8). Laue Seelen sind stets satt. Weil ihnen der gesunde Appetit fehlt, zeigen sie ein Verlangen nach Reiz- und Genußmitteln. Sie verschmähen die gesunde Hausmannskost, die wirklichen Nährwert besitzt. Das schlichte Wort Gottes genügt ihnen nicht. Sie haben einen verwöhnten Gaumen und sind sehr wählerisch in Bezug auf die Wortdarbietung und kritisch in bezug auf die Werkzeuge in der Wortverkündigung. In diese geistliche Sattheit waren auch die Korinther geraten. Darum saßen sie über die Prediger zu Gericht, anstatt sich von einem jeden nach seiner besonderen Gabe dienen zu lassen. "Ihr seid schon satt geworden!" ruft ihnen der Apostel zu. Sind wir am Ende auch solche satten Leute? Oder gleichen wir dem durstigen Land, das reichlich Flüssigkeit in sich aufnehmen kann? Bedürfnislosigkeit in bezug auf irdische Dinge ist sehr löblich. Aber in geistlicher Beziehung taugt sie nichts. Der rechte Fortschritt im geistlichen Leben besteht darin, daß man der Gnade des Herrn Jesu immer bedürftiger wird und keine Stunde ohne ihn sein und leben kann. Lauheit kommt teils aus Selbstüberschätzung, teils aus Weltsinn. Bei allem Hochmut und aller Selbsteinbildung ist Selbstbetrug im Spiel. Man redet sich ein, man sei reich, und ist doch arm, jämmerlich und elend. Seien wir wachsam! Von Simson war die Kraft gewichen, und er wußte es nicht. So geht es auch Jüngern Jesu. Sie merken es nicht, wie allmählich Lauheit um sich greift.

Wachet auf, wachet auf, wachet auf zu dieser Zeit, da fast alles will einschlafen; fliehet doch die Sicherheit! Gott ist auf mit seinen Strafen! Seelen, merket einmal recht darauf: Wachet auf, wachet auf! Hilf uns doch, hilf uns doch; hilf, daß wir die Seligkeit stets mit Furcht und Zittern schaffen! Laß uns nie in Sicherheit, daß wir uns in nichts vergaffen; weck und warn uns immer besser noch! Hilf uns doch, hilf uns doch!
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Antworten