Mischna hilfreich zum Verständnis neutestamentl. Aussagen?

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Mathias
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Mischna hilfreich zum Verständnis neutestamentl. Aussagen?

Beitrag von Mathias »

In einer Predigt von Wilfried Plock zum Thema "Israel in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" wird auf die Mischna im Zusammenhang mit den Forderungen und Ansichten der Pharisäer und Schriftgelehrten aufmerksam gemacht, die erwarteten, dass sich Jesus mit seinen Jüngern an die Mischna-Gesetze hält.

Grundsätzlich halte ich es ja für nicht abgebracht, sich mit außerbiblischen "Religionswerken" zu beschäftigen bzw. diese zu besitzen.
Allerdings frage ich mich, ob die fallweise Hinzuziehung der Mischna beim Bibelstudium hilfreich sein könnte. Könnten einzelne "Denkweisen" der Pharisäer u. Schriftgelehrten damit evtl. hintergründiger verstanden werden?

Was meint ihr?

Der Pilgrim
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Re: Mischna hilfreich zum Verständnis neutestamentl. Aussage

Beitrag von Der Pilgrim »

Hallo Mathias!

Erst einmal ein herzliches Willkommen im Forum! $:D
Mathias hat geschrieben:Könnten einzelne "Denkweisen" der Pharisäer u. Schriftgelehrten damit evtl. hintergründiger verstanden werden?
Was meint ihr?
Das auf jeden Fall! Um zu verstehen, was die Pharisäer im Neuen Testament sagen, wie sie gegen Jesus argumentieren etc., ist die Mischnaüberlieferung sicher nützlich.
Zum Beispiel versteht man erst durch den Talmud, was es mit dem Händewaschen vor dem Essen (Markus 7,3-4) auf sich hatte und solcherlei Dinge mehr. Die gehen aus der Tora alleine ja nicht klar hervor.
Natürlich dürfen talmudische Texte nicht als göttliches Offenbarungswerk gelesen werden (Aber ich denke das ist klar ;-)) sondern nur als historische Quelle, die Informationen zu einer bestimmten Zeit und einer Kultur geben kann. Auf dieser Basis wüsste ich nicht, was gegen das Lesen der Mischna spricht.
Auf der selben Basis lese ich auch im Koran, in den deuterokanonischen Schriften oder in gnostischen Apokryphen. Es handelt sich bei all diesen Werken um interessante Bücher, die - richig verstanden - unseren Horizont nur erweitern können. Aber wie gesagt, solche Schriften den 66 Büchern der Bibel "beigesellen" oder sie diesen auch nur annährungsweise gleichstellen darf man selbstverständlich auf keinen Fall.

Mit freundliche Grüßen,
Simon
Simon W.

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Pilgrim hat geschrieben:Auf der selben Basis lese ich auch im Koran, in den deuterokanonischen Schriften oder in gnostischen Apokryphen
Welches genau sind die deuterokanonischen Schriften und die gnostischen Apokryphen?
Gruß Lutz
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

Der Pilgrim
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Beitrag von Der Pilgrim »

"Deuterokanonische Schriften" (= zweiter Kanon) ist eine andere Bezeichnung für die alttestamentlichen Apokryphen, also die Bücher Judit, Tobit, Baruch, Jesus Sirach, Weisheit Salomos, 1.+2. Makkabäer, Stücke zu Daniel und Ester, teilweise finden die sich ja noch in Lutherbibeln und Luther hat ihre Lektüre ja selber empfohlen, wenngleich auch er schon gelehrt hat, dass sie nicht der Heiligen Schrift gleichzustellen sind.

"Gnostische Apokryphen" habe ich als Sammelbegriff für Bücher wie die Evangelien nach Thomas, Judas, Maria, Nikodemus, Jakobus usw. und die Petrusapokalypse gewählt.
Sicher existieren hier noch viele mehr und es werden auch regelmäßig neue Handschriften gefunden. Solche Bücher sind schon mit weitaus mehr Vorsicht zu genießen als die alttestamentlichen Apokryphen, allerdings kann man, wenn man sich vorher mit den Hintergründen dieser Schriften beschäftigt hat, sicher nützliches Wissen daraus ziehen, bspw. geben sie Aufschluss über diverse Vorstellungen, Ideen oder Häresien, die in den ersten 2 Jahrhunderten nach Christus existierten. Paulus warnt in einigen Briefen ja auch vor der Gnosis, auch hier wäre also ein Bezug zu den kanonischen Schriften herzustellen; wer wissen will, vor was genau Paulus warnt (Was ja auch heute durchaus hilfreich sein kann), kann die gnostischen Schriften ja vor diesem Hintergrund studieren, denn viele Ideen, die dort vorhanden sind, existieren ja heute in esoterischen Kreisen weiter.

Freundliche Grüße
Simon
Simon W.

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