Dem stimme ich dir zu, Lutz. Es ist in der Tat wichtig, dass wir uns nicht auf Calvinismus oder Arminianismus konzentrieren, sondern es geht darum, was sagt Gottes Wort.
lutz hat geschrieben:Unter dem Thema „freier Wille“ geht es nicht um Calvinismus, da geht es um die viel bedeutendere Frage nach dem: „Christus allein“ oder „Christus plus …“?
Jeder der „Christus allein“ favorisiert – ist hier mit drin – nicht nur Calvinisten denken so!
Wir dürfen es überhaupt nicht in Frage stellen, dass unser Heil einzig und allein in Christus liegt, lesen wir doch: "
Und es ist in keinem anderen das Heil; denn auch kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden müssen" Apg 4,12. Diese Botschaft ist besonders wichtig, da bis in unsere Tage so viele Menschen meinen, auch außerhalb von Christus das Heil finden zu können. Die Botschaft war aber auch damals für die Juden wichtig, damit sie nicht länger auf ihre Herkunft, ihre Volkszugehörigkeit und überhaupt dem mosaischen Gesetz vertrauten, daher wurde im AT bereits angekündigt: "
Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des HERRN anruft, wird gerettet werden" Joel 3,5, und darauf verweist auch Petrus in seiner ersten Predigt (Apg. 2,21). Kein wahrer Christ stellt es in Frage, dass das Heil einzig und allein in Christus liegt. Uneinigkeit besteht aber im Verständnis dessen, welche Verantwortung sowohl der ungläubige und auch der gläubige Mensch vor Gott haben und in welche Weise, diese Verantwortung bei der Erlangung und Bewahrung des Heils mitwirkt.
Was die von dir erwähnte Leseprobe anbetrifft: "Die Schwärmerei" - Watchman Nee, der Pietismus etc. (
http://www.betanien.de/verlag/material/ca-leseprobe.pdf), so werde ich mich zu gegebener Zeit damit beschäftigen. Ich wundere mich aber erneut, dass man das Thema "freie Wille" mit Schwärmerei vermischt. Das Thema "Heiligungsbewegung" wäre sicherlich interessant für den eröffneten Bereich
Kirchen- und Dogmengeschichte.
Bezüglich der Möglichkeit des Abfalls:
lutz hat geschrieben:ich begreife ehrlich nicht, dass bei dir die Frage "Kann ein Gläubiger abfallen?" bzw. "Wie verhält es sich jetzt bei anderen?" usw. so eine große Dimension bekommt.
Das Thema ist insofern wichtig, weil die Schrift sowohl die
Verantwortung des Menschen einschließt wenn es darum geht Buße zu tun, als auch, wenn es darum geht, im Glauben auszuharren. Wie sollten wir sonst die Worte verstehen: "
Seht zu, Brüder, dass nicht etwa in jemandem von euch ein böses Herz des Unglaubens sei, im Abfall vom lebendigen Gott, sondern ermuntert einander jeden Tag, solange es »heute« heißt, damit niemand von euch verhärtet werde durch Betrug der Sünde!" Hebr 3,12-13. Der Schreiber richtet sich hier ja nicht an Ungläubige, sondern die Worte gelten uns. Es ist mein Anliegen, diese Worte so zu verstehen und zu befolgen, wie sie geschrieben stehen. Und wir kennen auch die Worte: "
Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden" 1.Tim 4,1a. Aber schon Jesus sagte: "
Seht zu, dass euch niemand verführe!" Mt 24,4. Ich sehe hier eindeutig unsere Verantwortung, und ich kann sie ernst nehmen oder bagatellisieren. Unser Wille zum Gehorsam ist gefordert, um das zu erlangen und bewahren, was Gott uns geben will.
Nun zu deine Frage:
Also, worauf fußt deine Heilsgewissheit bezogen auf dein Konzept vom "freien Willen" und "Mitwirkung zum Heil"?
Jesu Ruf drang auch an mein Herz und ich bin zu Ihm gekommen (Matthäus 11,28). Ich vertraue darauf, dass Jesus mich angenommen hat (Johannes 6,37) und bin gewiss, ein Gotteskind zu sein (Joh 1,12, Röm 8,16). Meine Überzeugung ist, dass nichts mich scheiden kann von der Liebe Gottes (Röm 8,38-39), dennoch erwartet Gott, dass ich diese Hoffnung und Zuversicht festhalte (Hebr 3,6, 6,11, 10,23) und dass ich nicht, nachdem ich im Geist angefangen habe, es im Fleisch vollenden will (Galater 3,3). Diese Gefahr besteht bei uns immer. Meine besondere Zuversicht ist, dass Gott mich ohne Straucheln zu bewahren und vor seine Herrlichkeit tadellos mit Jubel hinzustellen vermag. Hierfür gebührt aber dem alleinigen Gott, unserem Retter durch Jesus Christus, unseren Herrn, alle Ehre! (Judas 24-25). Im Aufblick zu Gott dürfen wir die Zuversicht haben, dass der, der ein gutes Werk in uns angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Christi Jesu (Phil 1,6). Während wir aber noch auf Erden sind gilt es zu wachen, nicht umsonst schreibt Petrus: "
Seid nüchtern, wacht! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann" 1. Petrus 5,8. - Vielleicht vermögen diese Worte dir zu verdeutlichen, dass ich Gottes Gnade in keine Weise schmälern möchte und auch in keine Weise behaupten will, ich könnte etwas zu meinem Heil beitragen.
Was aber unsere Verantwortung anbetrifft, die sollen wir sehr wohl beachten, wenn es z.B. um die Befolgung der Ermahnung geht: "
jede Bürde und die uns so leicht umstrickende Sünde ablegen und mit Ausdauer laufen den vor uns liegenden Wettlauf, indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens" Hebr 12,1.2. Der Herr schenke uns Gnade hierzu.
José