Jose hat geschrieben:Jörg hat geschrieben:dürfen Christen wirklich keine Blutwurst essen?
Lieber Jörg.
So verstehe ich persönlich die Anweisung und so wird es auch bei uns in der Gemeinde gelehrt. Mir ist auch keine andere Auslegungsmöglichkeit bekannt.
"
Eine ewige Ordnung bei euren Generationen in allen euren Wohnsitzen: Keinerlei Fett und keinerlei Blut dürft ihr essen!" 3.Mose 3,17. Diese Anweisung, sich von dem Genuss von Blut zu enthalten, wurde im Apostelkonzil weiterhin als verbindlich erklärt.
José
Von Titus Vogt
In christlichen Gemeinden taucht immer wieder die Frage auf, ob man (z.B.) Blutwurst
essen darf. Der Hintergrund für diese Diskussion ist Apg 15,20(+29; 21,25), wo beschlossen
wurde, daß sich auch die Heidenchristen „vom Blut enthalten“ sollten. Die Auslegung dieses
Beschlusses des sog. Apostelkonzils ist viel diskutiert worden – und bis heute ist man sich
nicht wirklich einig über die Bedeutung. Es gibt nun zwei Hauptlinien für die Auslegung.
Versteht man das Verbot des Genusses von Blut eher als Teil des Zeremonialgesetzes,
als Teil der Speisegebote des atl. Gesetzes, kann es sich hier in Apg 15 kaum um eine
allgemeingültige Anweisung für alle Christen aller Zeiten handeln, sondern dies wäre eher
auf der Linie von Röm 14 („Starke“ und „Schwache“ in der Gemeinde) zu sehen. So wie man
auf Alkohol im Beisein eines Alkoholkranken i.d.R. verzichten wird, so würde man auch auf
den „Genuß von Blut“ (vgl. 3Mose 17,10-14) im Beisein von Juden(christen) verzichten. Sind
keine Juden(christen) da, wäre auch dieser Punkt im Grunde hinfällig. Da die vier in Apg 15
genannten Punkte natürlich längst nicht alle sind, die Juden(christen) anstößig finden (z.B.
Genuß von Schweinefleisch u.v.m.) würde dann möglicherweise darauf hindeuten, daß das
Thema Blut doch einen grundsätzlicheren Charakter hätte, was von 1Mose 9,4 her auch nicht
unverständlich wäre.
Bei alledem muß man aber sagen, daß im AT das Blut der Tiere in sehr unmittelbarer
Verbindung zu den Opfern stand, ist doch nur durch Blutvergießen Vergebung von Schuld
möglich (Hebr 9,22). „Im Blut ist das Leben“ könnte man eben gerade auch in dieser
geistlichen Weise verstehen: Durch Blutvergießen ist Leben vor Gott überhaupt erst wieder
möglich. Vom Hebräerbrief her wissen wir, daß diese Tieropfer nicht wirklich Schuld
vergeben konnten, sondern nur eine Vorschattung (Hebr 10,1+4) auf das ein für allemal
gültige und ausreichende Opfer Jesu darstellten (Hebr 9,28; 10,14). Somit ist diese enge
Verbindung von Tierblut und Sündenvergebung seit Golgatha nicht mehr gegeben.
Andere verstehen das Blutverbot als allgemeingültiges auch für alle Christen an – wobei
man dies dann in der Praxis trotzdem recht unterschiedlich streng handhabt. Denn 100%
konsequent würde man sich vom Blut erst dann fernhalten, wenn man überhaupt kein Fleisch
essen würde, man sich also vegetarisch ernähren würde. Denn auch bei vorschriftsgemäßem
Schlachten nach alttestamentlichen Regeln bleibt immer ein bißchen Blut im Fleisch, das ist
gar nicht zu ändern – nach dem AT ist das aber auch offensichtlich kein Problem. Deshalb ist
es m.E. auch kein Problem, z.B. rohes Hackfleisch zu essen (oder auch ein ‚saftiges‘ Steak).
Andere würden sagen, das Blut muß mindestens geronnen sein (das Fleisch also zumindest
gebraten oder gekocht) – bei Blutwurst ist das auf jeden Fall gegeben. Wenn es denn um ein
allgemeines Blutverbot auch für die Heidenchristen ginge, wäre auf jeden Fall zu prüfen, ob
sich diese Anweisung dann nicht viel eher auf bestimmte heidnische Praktiken bezöge, bei
denen man z.B. Blut getrunken hat, um sich durch einen quasi-magischen Akt die Kraft des
betreffenden Tieres anzueignen. Das ein solches Handeln nicht in Ordnung ist, liegt auf der
Hand. Alle weitergehenden Forderungen halte ich dagegen für nicht so eindeutig, daß man
sich gegenseitig ein schlechtes Gewissen machen sollte.
Wenn ich insgesamt gesehen all die ntl. Stellen dazu nehme, die bezeugen, daß wir im Grunde
alles essen dürfen (Mk 7,19; Röm 14,20; 1Kor 10,30; Kol 2,16+21-22; 1Tim 4,3-4; Hebr
9,10) – sogar Fleisch, welches vorher den Götzen geopfert wurde, ist zulässig (1Kor 8,4-9) –,
fällt es mir schwer, hier in Apg 15 plötzlich ein allgemeingültiges Speisegebot zu sehen, was
scheinbar willkürlich aus einem großen Katalog von Möglichkeiten herausgegriffen wurde,
weshalb ich persönlich eher die erste Auslegung favorisiere und kein prinzipielles Problem
damit habe, als Christ auch Blutwurst oder ein Steak medium zu essen.
Quelle:
www.die-voegte.de/docs/Blutwurst.doc
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)