MichaelM hat geschrieben:Lüge ist auch Lüge, wenn sie ohne Vorsatz geschieht. Der Massstab für die Lüge ist das Wort Gottes und wenn jemand etwas behauptet, was nicht geschrieben steht, oder was sich aus dem Wort ableiten läßt, ist es eine Lüge.
Hallo MichaelM,
Lüge: Nicht in der Bibel erwähnt, oder nicht mit der Bibel vereinbar...?
Deine oben zitierte Äußerung ist meines Erachtens Unsinn. Wenn ich sage, "auf dem Schreibtisch meines Kollegen steht eine Keksdose", dann ist das doch keine Lüge, nur weil es nicht in der Bibel steht und sich nicht aus der Bibel ableiten läßt?!
Ebenso kann man Wahrheit nicht ausschließlich daran messen, ob eine entsprechende Aussage wortwörtlich so in der Bibel steht. Man muß sich mangels detaillierter Anweisungen teilweise damit begnügen herauszufinden, ob etwas im Einklang mit der Gesamtbotschaft der Bibel steht oder nicht. Man muß z.B. bereit sein, zu akzeptieren, daß "Du sollst nicht töten" auch den Gebrauch von biologischen Waffen einschließt, obwohl die Tötung der Menschen technisch gesehen nicht durch den Befehlshaber oder den Piloten des Abwurfflugzeugs, sondern durch einen mikrobiologischen Krankheitserreger erfolgt. Die Details sind oft nebensächlich - man muß die Absichten Gottes dahinter sehen, und kann sich nicht mit technischen Einzelheiten herausreden. Im Zweifelsfall schaut man sich das Leben Jesu an. Während dort triviale Dinge des Alltags wie Abendessen, Füße waschen, Müdigkeit, Gebet im Park und Steuern zahlen erwähnt werden, ist Sexualität offenbar kein Thema. Ist ja auch klar, zumal Jesus nie heiratete.
Deiner Interpretation nach wäre Deine unsachgemäße Verwendung von Kolosser 2,23 sicherlich ebenfalls eine Lüge, da Du in keiner Weise den von Dir selbst stets so lauthals geforderten Nachweis erbringen kannst, daß Selbstbefriedigung hier überhaupt auch nur im entferntesten gemeint sein könnte. In einem Forum wäre es natürlich sinnvoll, anderen eher einen Irrtum vorzuwerfen als eine Lüge, da letztere allgemein durchaus als vorsätzliches Täuschungsmittel verstanden wird und somit bei anderen Diskussionsteilnehmern der Eindruck erweckt wird, Du hättest eine zumindest etwas unkonventionelle Art und Weise, Deinen Geschwistern im Herrn in Liebe zu begegnen.
Auf Deine Irrtümer (ich vermeide absichtlich den Begriff "Lügen") gehe ich wie folgt ein:
1) Den anderen lieben wie sich selbst
"Den anderen lieben wie sich selbst" ist
kein Aufruf, sich zuerst selbst zu lieben (womöglich, um dann auch den anderen lieben zu können?!). Diese Formulierung stellt lediglich fest, daß wir Menschen aufgrund unserer sündigen Natur von vornherein derart extrem selbstverliebt sind, daß sich in unserem Leben alles um uns selbst dreht. Daß wir den anderen so lieben sollen wie uns selbst, das bedeutet einfach, daß wir unserem Nächsten die Position in unserer Prioritätenliste einräumen sollen, die wir bisher selbst beansprucht haben. Hier ist nicht die Absicht, eine Balance zwischen Selbstliebe und Nächstenliebe zu schaffen, sondern die Selbstliebe in Nächstenliebe umzuwandeln und all die Kraft, mit der man bisher sich selbst gutes tat, in andere zu investieren - genau wie Jesus es tat. Sein Beispiel macht klar, daß Selbstliebe keinen Platz im Evangelium hat... und Christ sein heißt nichts anderes, als dem Beispiel Jesu nachzufolgen.
2) Kolosser 2,23...
Die Stelle aus dem Kolosserbrief hast Du völlig aus dem Kontext gerissen und daher auch nicht richtig interpretiert. Korrekt muß man mindestens von Vers 20 beginnen:
Paulus hat geschrieben:20 Wenn ihr mit Christus den Grundsätzen der Welt abgestorben seid, was lasset ihr euch Satzungen auferlegen, als lebtet ihr noch in der Welt?
21 zum Beispiel: Rühre das nicht an, koste jenes nicht, befasse dich nicht mit dem! ...
Paulus sagt in Kolosser 2 gerade
nicht, man solle alle derartigen Satzungen ignorieren. Er kritisiert lediglich, daß man sich Menschensatzungen ungeprüft auferlegen ließ, obwohl diese nicht im Einklang mit Gottes Wort standen. Selbstverständlich gab und gibt es viele Satzungen, die Menschen aus dem Wort Gottes ableiteten, und die auch völlig in Ordnung sind (z.B. eine einheitliche Einigung über die maximale Länge von Röcken bei Frauen in einer Gemeinde, obwohl die Problemschwelle hin zu unreinen Gedanken bei jedem potentiellen Betrachter woanders liegen wird). Das bedeutet:
Christus ist das Haupt der Gemeinde; die Gemeinde ist der Leib. Laßt nicht zu, daß irgendein Teil der Gemeinde so tut, als wäre er das Haupt. Was Christus uns in Gottes Wort sagt, das tut. Wenn sich etwas als Konsequenz aus dem ergibt, was Christus sagt, dann tut auch dies. Wenn euch jemand etwas lehrt, das im Einklang mit Gottes Wort steht, so ist das ebenfalls eine gute Sache. Wenn ihr euch hinsichtlich einer Sache nicht sicher seid, wo die Grenze ist, dann geht kein Risiko ein, so daß ihr nicht fallt. Aber darüberhinaus laßt euch nicht von solchen Leuten einschüchtern, die behaupten, bestimmte Gegenstände, Speisen oder Personen oder was auch immer hätten Macht über euch, um euch zu schaden (wie es im Aberglauben nicht nur in Korinth geglaubt wurde).
Gottes Wort oder menschliche "Vernunft"?
Von vielen guten Argumenten gegen die Selbstbefriedigung wurde von seiten der befürwortenden Seite nur auf wenige eingegangen. Dann auch meistens nicht sehr sachlich. Kritikpunkte waren Wortwahl (z.B. Verwendung angeblich "heidnischer" Begriffe wie "Sexualität"), und so weiter. Dann wird jede außerbiblische Literatur als Quelle vehement abgelehnt, dennoch kurze Zeit später aus der Wikipedia zitiert.
Was ist mit dem zuvor beschriebenen Dilemma, dem man als Befürworter der Masturbation hinsichtlich seiner Herzenshaltung zwangsläufig ausgesetzt ist? Selbstbefriedigung unter krampfhaftem Vermeiden der Gedanken, die eigentlich untrennbar mit der Sexualität einhergehen - oder Zulassen der Gedanken und Ablehnung der Tatsache, daß Ehebruch in Gedanken auch Ehebruch ist? Da kann man lange über Begriffe streiten; es ändert nichts.
MichaelM hat geschrieben:Es wundert mich dann auch nicht, da Du Dich selbst nicht lieben kannst/willst, es Dir überhaupt an einer vernünftigen Einstellung zu Deinem Körper zu fehlen scheint und Du somit auch die Selbstbefriedigung zu verdammen suchst.
Wenn eine "vernünftige" (also aus der Vernunft stammende) Einstellung forderst, weil diese zur Akzeptanz der Selbstbefriedigung führt, dann zeigt das lediglich, daß Du Dich auf Deine Vernunft verläßt statt auf das Wort Gottes und den Heiligen Geist. Dazu gönne ich Dir noch ein Zitat aus der Wikipedia, die Du als Quelle anzuerkennen scheinst:
Wikipedia hat geschrieben:Mit Vernunft als philosophischem Fachbegriff wird die Fähigkeit des menschlichen Geistes bezeichnet, universelle Zusammenhänge in der Welt und ihre Bedeutung zu erkennen und danach zu handeln - insbesondere auch im Hinblick auf die eigene Lebenssituation. Die Vernunft ist das oberste Erkenntnisvermögen, welches den "analytischen" Verstand kontrolliert und diesem Grenzen setzt bzw. dessen Beschränkungen erkennt. Sie ist damit das wichtigste Mittel der geistigen Reflexion und das wichtigste Werkzeug der Philosophie. Dieses, als Diskussionsgrundlage immer noch maßgebliche Verständnis von Vernunft, steht in der Tradition der Philosophie Immanuel Kants.
Und eine auf solch philosophischem Unfug basierende Einstellung empfiehlst Du hier? Eine "vernünftige Einstellung" ermöglicht Dir zwar scheinbar, "universelle Zusammenhänge in der Welt und ihre Bedeutung zu erkennen und danach zu handeln" - aber diese Erkenntnis ist nicht von Gott. Die Bibel sagt und jedenfalls, daß das in Gottes Augen bestenfalls Torheit ist.