DER HEIDELBERGER KATECHISMUS erklärt mit den Worten

Nur für Gläubige, die die fünf Punkte des Arminianismus ablehnen

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Joschie
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DER HEIDELBERGER KATECHISMUS erklärt mit den Worten

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45. Frage: Was nützt uns die Auferstehung Christi?

Erstens: Christus hat durch seine Auferstehung den Tod überwunden, um uns an der Gerechtigkeit Anteil zu geben, die er uns durch seinen Tod erworben hat. Zweitens: Durch seine Kraft werden auch wir schon jetzt erweckt zu einem neuen Leben. Drittens: Die Auferstehung Christi ist uns ein zuverlässiges Pfand unserer seligen Auferstehung.

Wer will verdammen? Christus ist hie, der auferwecket, und in seiner Auferweckung gerechtfertigt ist. Er ist gerechtfertigt im Geist, wie St. Paulus sagt Röm. 8,34, lebendig gemacht im Geist, wie St. Petrus sagt, und wir mit ihm. Ja viel mehr, der auch auferwecket ist, womit die Rechtfertigung vielmehr der Auferstehung als dem Tode Christi zugeschrieben wird, weil Gott öffentlich hierdurch bezeugt, dass seiner Gerechtigkeit genug geschehen, da er Christum von den Toten erwecket und also unsern Bürgen, und hiermit zugleich uns in ihm losgelassen hat. Im Tode Christi finden wir die Genugtuung für unsere Sünde, in der Auferstehung Christi die Rechtfertigung, da Gott zum ersten Mal gleichsam als vor öffentlichem Gerichte den Schluss in unserem Handel mit ihm offenbaret, dass er Christi Genugtuung angenommen, die Sündenschuld abgetan und den Gläubigen Christi Unschuld und Gerechtigkeit geschenkt haben wolle. Welcher Schluss dann an jedem Gläubigen, sobald er wahrhaftig durch die Predigt des Evangeliums zum Glauben wiedergeboren worden, vollzogen worden und noch vollzogen wird. Also bleibt dasselbe, was Gott damals bei Christi Auferstehung getan, noch allezeit kräftig und gültig, wie wir dasselbe auch bei unseren menschlichen Gerichten sehen. Ein Advokat nimmt oder leistet für seinen Klienten die Zahlung, und solches gilt ebenso gut, als wenn es von dem Klienten in eigener Person geschehen wäre. Solches geschieht auch in wichtigeren Angelegenheiten. So z. B. wenn ein Fürst einen Gesandten abfertiget, und demselben die fürstliche Braut an die Hand getrauet wird, so ist solches ebenso gut, als wenn sie dem Fürsten selbst angetraut wäre. Also, da Christus für uns gerechtfertigt worden in seiner Auferstehung, gilt dasselbe allemal, so oft jemand zum Glauben an ihn bekehret wird, als wenn er selbst in Person damals mit gerechtfertigt worden wäre. Denn was vor Gottes Gericht gehandelt worden, wird ebenso fest und unverbrüchlich, ja viel fester als was vor der Menschen Gericht gehandelt worden, gehalten.
Thomas Goodwin.
Christus ist mein Leben, spricht Paulus Phil. 1,21.

Wohlan, sagt Pastor Philipp Schnabelius, 1630 zu Hungen,
Wenn wir diesen schönen, edlen Spruch mit recht geistlichen Augen ansehen, so werden wir finden, dass er das ganze Christentum fein artig und kurz zusammenfasst, ja die ganze Hauptsache der Bibel damit begreift und die rechte Theologie aller lebendigen Heiligen auf Erden. Denn er lehret in einer Summa, dass Christus der Herr unser Leben sei, unser rechtes ewiges summum bonum (höchstes Gut) im Himmel und auf Erden, im Leben und Sterben.
Kohlbrügge lehrt zu Röm. 6,10:
Der Stachel, dessen sich der Tod bedient, um uns in seine Macht, in die Hölle und das Verderben zu führen, ist die Sünde. Ist die Sünde aus dem Mittel getan, so hat der Tod keinen Stachel mehr, so kann er uns nicht mehr in die Hölle und das Verderben treiben. Dieser Stachel musste ihm aus der Hand genommen werden, dazu wurde Christus Sünde für uns. Da hatte nun der Tod einen schönen Stachel in seiner Hand, womit er sich selbst zu Tode stacheln konnte; denn diese Sünde für uns musste er loslassen, da sie lauter Gerechtigkeit Gottes war.
Nun hat der Tod keinen Stachel mehr, die Sünde ist ausgetilgt, die Spitze ist ihr abgebrochen, sie ist zunichte gemacht; dafür starb Christus; – und dafür starb er zu Einem Mal, ein für alle Mal. Darum brauchen wir zu dem Glauben keine Werke, zu dem Evangelium kein Gesetz hinzuzunehmen, als verbliebe es uns, durch etwelche Kraft auch aus uns die Sünde zu zerstören, zu schwächen, zu töten, nachdem wir Christum angenommen haben, sondern wir haben uns vor und nach lediglich an Christum zu halten; der hat mit einem Schlage, da er sich für uns in den Tod gab, die Sünde zunichte gemacht. Nunmehr lebt er aber. Er hat dem Tode seinen Stachel genommen. Er lebt, so dass er den Seinen helfen und beistehen, ihre, für sie erworbene Seligkeit auch für sie behaupten und handhaben wird; denn was er lebt, lebet er Gott; – das lebet er als Christus, nicht für sich selbst, sondern Gott zur Ehre, dass nunmehr Gottes Wille auch durch uns getan sei, dass das Recht vom Gesetz erfordert, auch in uns nach Geist und Wahrheit erfüllet sei. Der Apostel spricht hier von einem ewigen Leben mit Christo. Ein solches Leben beginnt aber hier. Der Apostel schließt das Wandeln in Gerechtigkeit, den Wandel vor Gott, das Einhergehen in seinen Wegen und Geboten mit ein. Es ist lieblich, dass er schreibt: das glauben wir, dass wir mit ihm leben werden, d. h. dass er uns aus seiner Fülle Gnade um Gnade mitteilen wird, dass er uns in seine Wege leiten, in seinen Worten bewahren wird. Dieses Leben wird ewig genannt nicht darum, dass es nach dem endlichen und jüngsten Gericht unseres Königs Christi aller erst im Himmel angefangen und alsdann in Ewigkeit währen soll (denn das ewige Leben muss allhier seinen Anfang haben, darum wird gesagt, wer an Christum glaubt, der hat das ewige Leben), sondern darum wird’s ewig genannt, weil der Friede und die Freude des Gewissens, welche aus dem Glauben, das ist, aus der Erkenntnis und dem Geschmack der Gnade Gottes wegen der Bezahlung Christi in den Auserwählten entstehet, nimmermehr in alle Ewigkeit gänzlich aufhören können. Christi Auferstehung ein gewisses Pfand unserer seligen Auferstehung. Gleichwie derjenige, so da schläft, in der Hoffnung des Abends sich niedergelegt hat, dass er am frischen Morgen wieder gesund und wacker aufstehen wolle: also entschläft der christgläubige Mensch auch am Abend seines Lebens durch den zeitlichen Tod, der gewissen und unfehlbaren Hoffnung, dass er nach Vollendung alles am fröhlichen Morgen des jüngsten Tages wieder lebendig werde auferstehen, nach der Meinung des geduldigen Hiob (19,25; 26,27), welcher sagt: Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken, und werde danach mit dieser meinen Haut umgeben werden, und werde in meinem Fleisch Gott sehen; denselben werde ich mir sehen und meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Und wie danach derjenige, so da schläft, leichtlich etwa durch ein Getümmel mag geweckt werden: also auch und viel leichter werden die Leichname am jüngsten Tage durch die Stimme des Sohnes Gottes, des Erzengels und der Posaunen auferweckt werden Joh. 5,28. Und 1. Thess. 4,16 schreibt St. Paulus: Er selbst der Herr wird mit einem Feldgeschrei und Stimme des Erzengels usw. Wie endlich auch derjenige, so ausgeschlafen hat und erwacht ist, viel hurtiger und zu allem geschickter ist, als zuvor: also werden auch die am jüngsten Tage auferweckten Leichname der Gläubigen viel vortrefflicher sein in allen ihren Eigenschaften denn zuvor. Denn es werden dann nicht allein ihre Leiber rein sein von allem Unflat der Sünden, sondern werden überdies auch von Gott nach Ablegung derer irdischen Schwachheiten und Gebrechen himmlische und geistliche Qualitäten oder Beschaffenheiten empfangen, wie Christus selbst, bezeugt Math. 22,30 und St. Paulus Phil. 3,20.21; 1. Kor. 15,42-44.
Georg Fabricius, hanauischer Inspektor, gestorben um 1633, im Jahre 1619 an Stelle des heimgegangenen Joh. Bisterfeld als wetterauischer Abgeordneter auf die Dordrechter Synode geschickt.
Wir bedenken es herzlich, bezeugt Prediger Johann Daniel Wildius bei Ingebrauchnahme des neuen Hanauer Kirchhofes am 19. März 1633, dass die Auferstehung von den Toten ein nicht bezweifelter Glaubensartikel ist. Wir erinnern uns, dass der Mund und Grund der Wahrheit Jesus Christus sehr hoch beteuert hat. Wir sehen auch alle Jahre um diese Zeit eine ganze Welt voll Zeugen an den Bäumen in den Garten an dem Gras auf Erden, an den Blättern auf den Bäumen. Die haben alle Jahre ein Mal ihren jüngsten Tag, wir aber werden ihn nur einmal haben, wie wir auch nur ein Mal sterben. Das wird so wahr und so gewiss geschehen, als Christus unser Heiland aus seinem Grabe lebendig auferstanden und dadurch unsere Gräber geheiligt, gewärmt und gesegnet hat.
Pastor Mallet, in Bremen, heimgegangen den 6. Mai 1865, sagt von der Auferstehungsgeschichte:
Sie ist uns gegeben, dass wir mit freudigem und festem Glauben sagen lernen: Wir sind im tiefsten Elend, aber wir haben einen Herrn, der da hilft; wir müssen hinab in des Todes Nacht, aber wir haben einen Herrn, der auch vom Tode errettet. Er ist die Auferstehung und das Leben, und all unser Leiden und Sterben muss dazu dienen, dass auch an uns seine Herrlichkeit offenbar werde.
Offb. Joh. 10,12 sagt Johannes: Ich sahe die Toten, beides große und kleine, stehen vor (dem Richterstuhle) Gott. Hieraus ist offenbar, dass ein Unterschied sein werde unter den Menschen in der Auferstehung, und also auch im ewigen Leben, etliche werden groß, andere klein sein. Die irdischen Unterschiede in Betreff des Ansehens gelten da nicht mehr. Es wird nicht mehr gesehen, in welchen Würden oder Unwürden, Ehren, Ansehen, Pracht, Herrlichkeit oder Verachtung und Geringigkeit die Menschen gelebt haben. Johannes hat gesehen nicht diejenigen, welche hier auf dieser Erde vor dem Tode groß oder klein gewesen, sondern die nach der Auferstehung groß oder klein sein werden. Vermutlich werden die Kinder in ihrer Statur zum ewigen Leben auferweckt werden und eingehen, wir Erwachsene in der ihrigen. Was die Statur missgestalteter Zwerge etc. etc. betrifft, wird nach 1. Kor. 15 alle Missgestalt des Leibes und der Gliedmaßen hinweggetan werden und die Statur wohl proportioniert sein. Herm. Ravensperger.
Wie der Herr Christus durch seine Kraft erweckt die in Sünden Toten, aber nach der Wahl der
Gnaden von Ewigkeit zum Heile Erwählten zu einem neuen Leben, zeigt uns die Jugendgeschichte das nachherigen gewaltigen Zeugen der Wahrheit, des Franz Junius. Verloren in den Sümpfen des Atheismus während seines Aufenthaltes zu Lyon im Jahre 1651, wird er von der Kraft des Herrn beim Lesen des ersten Kapitels des Johannesevangelium, das er unabsichtlich aufgeschlagen, so sehr ergriffen, dass er kaum zu sich selbst kommen konnte und im Gefühle seiner Ohnmacht es klar erkannte, wie allein in Jesu das Leben war und ist für uns Menschen.


Robert Murray M. Cheyne, ein schottischer Prediger, der 1843 starb, wurde als Student zuerst
durch Christi Kraft erwecket beim Lesen einer Schritt über die Erwählung und freie Gnade Gottes, denn wo wir diese erkennen, werden wir gewahr, dass das Leben außer uns liegt, bei uns aber nur Tod ist.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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46. Frage: Wie verstehst du, dass es heißt aufgefahren in den Himmel?

Jesus Christus wurde vor den Augen seiner Jünger von der Erde zum Vater in den Himmel erhöht und ist dort uns zu gut, bis er kommen wird, zu richten die Lebenden und die Toten.

Dass Christus vor den Augen seiner Jünger gen Himmel gefahren ist, steht da der armen Seele zum Trost, wenn sie vom Teufel darüber angefochten wird, ob es wirklich wahr sei, dass Christus in den Himmel aufgenommen wurde, dass er uns zu gut daselbst ist, soll die bekümmerte Seele fein trösten, wenn sie schreit: „Ich werde unterdrückt, sei du mein Bürge!“ Und indem es ihr so geht vor dem Richterstuhl, wie es nach Sach. 3. dem Josua erging, weiß sie und erfährt sie es auch, oder wird es erfahren, wenn sie um Gnade anhält, was Christus, als Engel des Herrn, das ist, als von dem Vater gesandter Bundesbürge, für sie tut und tun wird. Dass er aber so wiederkomme, Er, Jesus, wie ihn die Jünger sahen auffahren, das verbürgt uns, dass wir den rechten Jesus anbeten und den rechten erlangen, wenn wir an den Jesus glauben, welchen uns vorhält die prophetische und apostolische Schrift und Lehre. Wir dürfen also seiner vom Himmel gewärtig sein mit den Wunden in seinen Händen und in seiner Seite, in welchen wir nunmehr tagtäglich Genesung haben, und in welchen wir ihn erblicken und umfangen in seiner Schönheit und in seiner Liebe zu uns Kranken und Verlorenen. Es ist aber auch den um des Namens und des Zeugnisses Christi und seiner Gerechtigkeit willen Angefochtenen ein hehrer Trost, dass er so wieder kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten; denn sie sind seiner mit Freuden gewärtig. Alsdann wird er ihre Seele und den Leib von allem erlöst haben, und fix gedenken des Wortes, das der Herr gesagt: In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen; ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten, und dann komme ich wieder und nehme euch zu mir, dass ihr auch seid, wo ich bin. Andrerseits solltet ihr, die ihr noch unbekehrt dahingeht und in eurer Gottlosigkeit beharrt, billig vor solcher Wahrheit erschrecken, denn wenn er kommt, geht das Wort in Erfüllung: „Sie werden sehen, in wen sie gestochen haben. Kohlbrügge.
Nachdem die zwei Engel, welche bei der Himmelfahrt Christi erschienen, den Aposteln zu verstehen gegeben, dass es vergeblich wäre, dem Herrn länger nachzusehen, zumal er wirklich in den Himmel aufgenommen worden, versichern sie doch die selbigen, dass er dereinst von dannen werde wiederkommen Apg. 1,11. Sie verstehen dadurch die letzte Zukunft Christi, da er am Ende der Welt erscheinen wird, das allgemeine Gericht zu halten; und kann man also daraus ersehen, dass seine Wiederkunft zum Gerichte aus seiner Erhöhung zur Rechten Gottes folget, und seine Herrlichkeit am aller vollkommensten offenbaren wird. Man müsste alle Grundsätze der Religion über den Haufen werfen, wenn man das allgemeine Gericht leugnen wollte. Besonders wird diese Grundwahrheit der christlichen Religion durch Christi Erhöhung zu der Rechten Gottes vielfältig bestätiget, als wodurch zugleich offenbar angezeigt worden, dass eben Er der von Gott bestimmte Richter der Lebendigen und der Toten sei. Seine Himmelfahrt ist ein klarer Beweis, dass er unsere Heilsfeinde überwunden, seinen Gläubigen aber das ewige Leben erworben habe. Es kann denn auch nicht fehlen, er wird einmal kommen, das Gericht über seine und unsere Feinde auszuführen und uns die selige Unsterblichkeit in Besitz zu geben, die er uns so teuer erworben hat. Und da er selbst vor dem Gerichte der Menschen ungerechter Weise verurteilet und vor aller Welt aufs tiefste erniedriget worden, so muss er auch wieder öffentlich gerechtfertigt und verherrlichet werden. Darum wird er nicht ermangeln vom Himmel wieder zu kommen und seine Herrlichkeit so offenbar zu zeigen, dass ihn alle Augen, auch die selbst, die ihn durchstochen haben, sehen sollen. Offb. Joh. 1,7. Weswegen er auch seinen ungerechten Richtern ausdrücklich gesagt hat, sie würden ihn sehen zur Rechten der Kraft Gottes sitzen, und in den Wolken des Himmels kommen. Ja, weil ihm bei seiner Erhöhung zur Rechten Gottes alle Gewalt im Himmel und auf Erden übergeben worden, so hat er auch Macht, das allgemeine Gericht zu halten; und hat Gott also durch seine Himmelfahrt noch mehr denn durch seine Auferweckung von den Toten jedermann glaubwürdig dargetan, dass er der Mann sei, dazu verordnet, den Kreis des Erdbodens mit Gerechtigkeit zu richten. Apg. 17,81. Er wird aber in der Herrlichkeit seines Vaters erscheinen, in solcher Majestät verkläret, dass ihn alle Welt wird müssen für den Sohn Gottes erkennen. Matth. 25,31; 24,30.31. Er wird kommen mit einem Feldgeschrei 1. Thess. 4,16, an dem von Gott bestimmten Tage Mark. 14,32; 1. Thess. 5,2.3 zu richten die Lebendigen und die Toten 2. Tim. 4,1, wobei zu bemerken, dass das zukünftige Gericht allgemein sein wird sowohl in Ansehung der Personen, die vor demselben erscheinen sollen, als der Sachen, worüber sie werden Rechenschaft geben. Jesus wird zwar das Gericht in seiner sichtbaren menschlichen Natur ausführen; aber weil in ihm alle Fülle der Gottheit wohnet, so hat er eine unendliche Macht, der niemand entrinnen kann, und eine Allwissenheit, vor der nichts mag verborgen bleiben. Alle Menschen, die jemals gelebt haben, noch leben und künftig leben werden, müssen vor seinem Richterstuhle erscheinen und von allem Tun und Lassen genaue Rechenschaft ablegen Offb. Joh. 20,12.13. Er wird zum ersten die Toten aus dem Meere, aus dem Grabe, und durch was für einen Tod sie immer zu Grunde gegangen, wieder auferwecken und sie dann samt denen, die er im Leben finden wird, vor sein Gericht fordern. Und so werden die Toten, klein und groß, ohne einigen Unterschied des Standes und Geschlechtes vor ihm stehen müssen, als der die Person der Fürsten nicht ansieht Hiob 34,19. Er wird auch richten, was verborgen ist, es sei gut oder böse Pred. 12,14, nicht nur die Taten, auch die Reden der Menschen Matth. 12,36, auch ihre verborgensten Gedanken Offb. Joh. 2,21; 1. Kor. 4,5. Und wird alles in diesem Gerichte der Gerechtigkeit vollkommen gemäß sein. 2. Kor. 5,10; 2. Chron. 19,7; Röm. 2,67. Der Ausgang aber dieses letzten Gerichtes wird sein von der größten Wichtigkeit, denn er wird eine selige oder unselige Ewigkeit nach sich ziehen. Matth. 25,34.41.42.Salomon Morf.
Christus ist aufgefahren nach der Schrift Luk. 24,26; 1. Petr. 1,11. Das hat David immer bezeugt, dass Gott den Sohn des Menschen eine kleine Zeit unter die Engel erniedrigen, danach aber zum Herrn machen wird über seiner Hände Werk Ps. 8,6.7. Besonders von der Himmelfahrt Christi hat er gesagt Ps. 45,5.8, gleich Paulus Hebr. 4,14 und 7,26. Und Ps. 47,6. Stets sollen die heil. Engel und die Geister der Heiligen im Himmel es bezeugen, dass der Herr der Herrlichkeit nach vollbrachter Erlösung und Überwindung des Satans in seine Herrlichkeit aufgenommen ist. Denn darüber haben sich gefreut Abel, Henoch, Abram, Isaak, Jakob, Joseph und alle Kinder Gottes, dass sie ihren lebenden Erlöser verehren und wissen, dass er nun die ewige Gerechtigkeit erworben, die sie auf Erden geglaubt und um welcher willen sie in die Herrlichkeit aufgenommen sind. Hero Sibersma, Leere der waarheid.
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47. Frage: Ist denn Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

Christus ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Nach seiner menschlichen Natur ist er jetzt nicht mehr auf der Erde, aber nach seiner Gottheit, Majestät, Gnade und Geist weicht er niemals von uns.

und

48. Frage: Werden aber auf diese Weise nicht Gottheit und Menschheit in Christus voneinander getrennt, wenn er nach seiner menschlichen Natur nicht überall ist, wo er nach seiner Gottheit ist?


Nein, weil die Gottheit unbegreiflich und überall gegenwärtig ist, folgt daraus, dass sie wohl außerhalb ihrer angenommenen menschlichen Natur und dennoch auch in derselben ist und in einer Person mit ihr vereinigt bleibt. Christus bei uns bis ans Ende. Die beiden Naturen in Christo nicht getrennt? Joh. Valentin Reuser, der hanauische Ausleger des Heidelbergers, gestorben als Prediger zu Niederrodenbach im Januar 1672, hat in seiner 1665 zu Hanau erschienenen, „Davidischen Katechismus-Schlauder“ folgende Fragen gestellt: Sind denn zwei Christus, zwei Seligmacher, einer Gott, der andere Mensch? Nein, es ist nur ein Christus, ein Seligmacher, eine Person, aber in derselbigen sind zwei unterschiedlichen Naturen, die göttliche und die menschliche. Wie werden denn diesen zwei Naturen unterschieden? Nach ihren natürlichen Eigenschaften. Was hat denn die göttliche Natur für Eigenschaften? Sie ist ewig, allmächtig, allwissend, unendlich, unbegreiflich, allenthalben. Und die menschliche Natur? Zu gewisser Zeit geboren werden, sichtbar, begreiflich, endlich und umschrieben sein, Hunger, Durst und Hitze fühlen, item leiden, sterben, auferstehen, gen Himmel fahren. Sind diese Eigenschaften der menschlichen Natur einerlei? Nein, sondern zweierlei, denn etliche sind wesentliche Eigenschaften. Diejenigen, ohne welche die menschliche Natur nicht bestehen kann, und welche demnach Christus in Ewigkeit nicht wird ablegen, als sichtbar, begreiflich sein. Hat denn Christus nach seiner Auferstehung noch einen sichtbaren, begreiflichen Leib?
Ja, denn so spricht er selbst Luk. 24 zu seinen Jüngern: Sehet meine Hände und Füße, ich bin’s selber, fühlet mich und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, dass ich habe. Welches sind aber die zufälligen Eigenschaften? Es sind zum Teil die Schwachheiten, die er zum Teil nach seinem Tod hat abgelegt, zum Teil die Heiligkeit, damit er nach seiner Auferstehung ist verkläret worden. Wie pflegt nun die Schrift von Christo zu reden? Sie sagt von ihm alles, was von Gott, und alles, was von einem Menschen kann gesagt werden, weil er beides Gott und Mensch ist. Wie muss man aber solche Rede verstehen? Mit Unterschied, nämlich wenn was göttliches von ihm gesagt wird, muss man es von der göttlichen Natur verstehen, und wenn was menschliches gesagt wird, von der menschlichen. Z. B. wenn gesagt wird: Christus ist von Ewigkeit, muss man es von der göttlichen Natur verstehen; wenn aber gesagt wird, er ist in der Zeit geboren, von der menschlichen. Wenn Christus spricht: Ich bin bei euch bis ans Ende der Welt, muss man es verstehen von der göttlichen Natur; hinwiederum wenn er spricht: Mich habt ihr nicht allezeit, von der menschlichen. Wie beweist man aber solches? Aus der H. Schrift, darin solcher Unterschied ausdrücklich gemacht wird, als Röm. 1: Christus ist geboren aus dem Samen Davids nach dem Fleisch; aber erwiesen der allmächtige Sohn Gottes nach dem Geist. Item 1. Petr. 3: Christus ist getötet nach dem Fleisch, d. i. nach der menschlichen Natur, aber lebendig gemacht nach dem Geist, d. i. nach der göttlichen Natur. Sage ich nun recht von Christo: dieser Mensch ist Gott von Ewigkeit, allmächtig, allenthalben? Ja – Sage ich aber auch recht: die Menschheit Christi ist Gott von Ewigkeit, allmächtig, allenthalben? Nein. Warum nicht, und was ist für ein Unterschied zwischen diesen Reden? Dies ist der Unterschied: Wenn ich sage von Christo: Dieser Mensch ist Gott, ist von Ewigkeit, allmächtig, allenthalben, so ist dieses Wort „dieser Mensch“ der Name einer Person und bedeutet die ganze Person Christi, welche freilich Gott ist, von Ewigkeit, allmächtig, allenthalben. Wenn ich aber sage: die Menschheit Christi ist Gott, ist von Ewigkeit, allmächtig, allenthalben, so ist das Wort „die Menschheit Christi“ der Name einer Natur und bedeutet nur Christi menschliche Natur, welche ja nicht Gott ist, nicht ewig, nicht allmächtig, noch allenthalben. Ist denn die Menschheit Christi nicht allenthalben? Nein, sondern im Himmel. Woher weißt du solches? Erstlich aus dem Artikel unseres christl. Glaubens, darin steht ausdrücklich, er sei aufgefahren gen Himmel und sitze daselbst zur Rechten Gottes und werde von dannen wiederkommen; danach aus vielen Sprüchen der Heiligen Schrift, darin ebenmäßig gesagt wird, dass Christus hinauf gen Himmel gefahren und nicht mehr hienieden auf Erden sei. Apg. 1 wird weitläufig erzählt, wie Christus sei sichtbar gen Himmel gefahren. Im dritten Kapitel wird gesagt, dass er da bleiben werde bis an den jüngsten Tag.. Er muss den Himmel einnehmen, sagt Petrus, bis auf die Zeit, da herwieder gebracht werde alles, was Gott geredet hat, durch den Mund seiner heiligen Propheten von der Welt an. Hebr. 8 steht ausdrücklich, dass er nicht mehr auf Erden sei; wenn er noch auf Erden wäre, so wäre er nicht unser Priester. Endlich spricht Christus selbst Joh. 16: Ich verlasse die Welt, und gehe zum Vater. Item Matth. 26: Arme habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.


Übrigens ist Christus jetzt viel herrlicher und kräftiger bei uns und in uns, als wenn er noch auf Erden wäre; denn mit seiner Gottheit hält er sein gebrachtes Lösegeld in unendlichem Wert bei dem Vater. Mit seiner Majestät erfüllt er die Seele, dass sie die Sünde und die Welt fröhlich verachten, hassen und verschmähen kann, und schützt sie gegen ihre Feinde. Mit seiner Gnade tröstet er sie, dass sie sich daran genügen lässt in ihrer Schwachheit; wie es denn heißt: die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit euch allen! Und mit seinem Geiste vereinigt er sie als ein Hirte mit seinen Schafen und tröstet sie, wenn sie bittet: Nimm Deinen H. Geist nicht von mir; indem er antwortet: Er soll nicht weichen von deinem Munde, noch von dem Munde deines Samens und Kindeskindes, spricht der Herr, von nun an bis in Ewigkeit. Kohlbrügge.
Werden denn die zwei Naturen in Christo nicht getrennt, wenn die Menschheit Christi nicht allenthalben ist, da die Gottheit ist? Mitnichten; denn erstlich heißt das nicht trennen, wenn man die unendliche Gottheit von der Menschheit, die ihrer Art nach an einem Ort ist, unterscheidet (1. Joh. 3,13; Luk. 2,12.46; Apg. 7,49 f. Mark. 28,6). Danach, so kann die göttliche Natur, die allenthalben und also auch im Himmel ist, Jer. 23,24, von der angenommenen Menschheit, die droben ist, Kol. 3,1 keineswegs getrennt sein. Pfalz-Zweibrücker Katechismus von 1588.
Und diese zwei Naturen in Christo hat uns der Prophet Jesaja Kap. 9 vor Augen stellen wollen, da er spricht: Ein Kind ist uns geboren (ein wahrer Mensch) und ein Sohn (der Sohn Gottes, vom Vater in Ewigkeit geboren) ist uns gegeben. Und im 7. Kap. Siehe, eine Jungfrau soll schwanger werden und einen Sohn gebären, des Name soll sie Immanuel heißen. Immanuel heißt mit uns, d. i. ein Mensch uns gleich, El heißt Gott. Und wird darum derselbe auch mit einem Wort genannt Gottmensch. Es werden aber diese zwei Naturen in Christo nicht vermischt, sondern behält eine jede ihre Eigenschaft; und werden nicht getrennt, sondern es bleibt ein Christus, wie Seel und Leib einen Menschen machen. Patr. Bokelmann.

In der lutherischen Kirche hat insbesondere der Tübinger Theologe Jacob Andreä die sogenannte Ubiquitätslehre oder Lehre von der Allgegenwart des Leibes Christi allüberall, vornehmlich in den sichtbaren Zeichen des Heil. Abendmahles nach Luthers Tode ausgebildet. Der berühmte ref. Theologe Abraham Scultetus, Hofprediger des unglücklichen Böhmenköniges Friedrichs V. von der Pfalz und nachher Pastor Ems, war auch in seiner Jugend dieser Lehre zugetan, da der Prediger seiner Vaterstadt Grünberg, Nic. Menius, dieselbe mit aller Macht verteidigte. „Ich bekenne“, erzählt Scultetus, „dass ich Menius stark angehangen und ihm oft, seine Predigten zu hören, auf die umliegenden Dörfer, durch tiefen Schnee und große Kälte nachgefolgt bin. Aber der barmherzige Gott hat mich in dem Schlamme dieses Irrtumes nicht lange stecken lassen, sondern mich bald, nicht sowohl durch meiner Präzeptoren, als Meinesgleichen Hilfe wieder daraus erlöset. Gelobet sei sein Name in alle Ewigkeit!
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Frage 49.
Was nützet uns die Himmelfahrt Christi?

Erstens: Er ist im Himmel vor dem Angesicht seines Vaters unser Fürsprecher.
Zweitens: Wir haben durch unseren Bruder Jesus Christus im Himmel die Gewissheit, dass er als das Haupt uns, seine Glieder, auch zu sich nehmen wird.
Drittens: Er, sitzend zur Rechten Gottes, sendet seinen Geist zu uns, der uns die Kraft gibt, zu suchen, was droben ist, und nicht das, was auf Erden ist.


Es ist vornehmlich der Brief Pauli an die Hebräer, welcher uns darlegt, wozu Christus gen Himmel gefahren ist. Im 4. Kap. V. 14 lehrt uns der Apostel, dass wir einen großen Hohenpriester haben, der nicht in ein sichtbares Heiligtum eingegangen, sondern gen Himmel gefahren ist. Er ist also im Himmel als unser Hoherpriester. „Jesus“ heißt er; so macht er im Himmel denn sein Volk selig von ihren Sünden; das tut er mit seinem Blute, mit seiner Gerechtigkeit, mit seinem Gebete; er tut es als Sohn Gottes. Einer ging für uns in den Himmel, und ist nun selbst der Weg, dass wir hineinkommen, und in Ansehung unserer Rechtfertigung vertritt er uns mit seiner Fürbitte bei dem Vater, zeigt auf sein Opfer, hält es dem Vater vor, fordert, was er erworben, und ist allezeit Priester auf dem Thron. So haben wir denn gute, gegründete Hoffnung, dass unsere Sache im Himmel verwaltet und wohl versorgt wird, und diese Hoffnung ist uns wie ein Anker der Seele, den wir durch den Vorhang des Fleisches hindurch in den Himmel der freien Gnade werfen. Kap. 8 sagt der Apostel, dass Christus unser Priester nicht sein würde, wenn er auf Erden wäre; so muss Er denn im Himmel sein, denn Er tritt daselbst ein mit einem Opfer, welches ewiglich gilt, welches nicht ist nach einem vergänglichen Gesetz, sondern nach dem ewigen Willen Gottes. Im Himmel ist unsere Seligkeit nunmehr eine ausgemachte Sache, nachdem sie für uns auf Erden dargestellt wurde. Vergleichen wir weiter Kap. 9, V. 14 und 24; Eph. 2,6.

Derselbe Apostel sagt auch im Kolosserbriefe Kap. 3, dass Christus nunmehr droben ist, sitzend zu der Rechten Gottes; und Johannes schreibt, dass, wenn Jemand sündiget, wir Jesus Christus, den Gerechten, als einen Fürsprecher bei dem Vater haben.
Dass wir unser Fleisch im Himmel zu einem sichern Pfande haben, dass usw. ist so zu verstehen, dass Christi Fleisch im Himmel ist, und dass wir Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinem Gebeine sind. So ist denn unser Fleisch, unangesehen, dass es sündig und dem Tode unterworfen ist, und von den Würmern im Grabe verzehret wird, bereits im Himmel in ihm, nicht als sündiges Fleisch, sondern heilig und rein vor ihm nach der gnädigen Zurechnung seiner Genugtuung, und der Zurechnung und Schenkung seiner Gerechtigkeit und Heiligkeit, denn da ist Einer für alle, und alle in Einem, und dieser wird sein Gebet vollkommen erhört finden, nicht allein dem Geiste, sondern auch dem Fleische, d. i. der menschlichen Natur, also unserm Leibe nach, sein Gebet: Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast, auf dass sie meine Herrlichkeit sehen, die Du mir gegeben hast. Nun wird Er aber auch dafür sorgen, dass dieser Leib der Nichtigkeit verklärt und seinem verklärten Leibe gleichförmig gemacht werde. Zum Pfand dafür also, dass wir unsern Erlöser aus diesem Staube mit diesen unsern Augen sehen werden, haben wir sein Fleisch im Himmel; das lässt sich vom unserm Fleische nicht trennen. Dass Er endlich seinen Geist zum Gegenpfand herabsendet, durch welches Kraft wir suchen, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes, und nicht was auf Erden ist, das zeigt an, wie er gen Himmel gefahren ist, um uns, die wir hienieden mitten im Tode liegen und des Todes sind, dazu allerlei Versuchung, innerlich und äußerlich, ausgesetzt sind, von seinem Himmel aus durch seine Herrlichkeit, das ist, durch seinen Geist, lebendig und heilig zu machen, uns abzusondern von der Welt und aller Unreinigkeit, und wie er stets beschäftiget ist, uns dessen gewiss zu machen, dass wir ihm wirklich dermaleinst erlöst von allem Bösen, gleich sein werden, indem wir ihn sehen werden, wie er ist. Dabei ist es sehr lieblich und tröstlich, die Worte unseres Katechismi „Pfand und Gegenpfand“ zu erwägen. Unter Liebenden kennt man Pfand und Gegenpfand. Der Herr nimmt unser Fleisch von uns zum Pfand mit in den Himmel, denn das hat er ja an sich genommen, und ist damit gen Himmel gefahren; so stellt er sich selbst dadurch sicher, dass er uns, die ihm von dem Vater gegeben sind, auch zu sich wird bekommen. So nimmt er zum Pfand, was wir haben und was wir sind, das ist Fleisch; dagegen gibt er uns, was er hat, das ist, seinen Geist, und stellt uns hienieden dadurch sicher, dass wir sein sind, indem sein Geist zeugt mit unserm Geist, dass wir Kinder Gottes sind; und stellt sich selbst und uns durch diesen Geist sicher, dass er das Werk, das er in uns begonnen, auch vollführen und vollenden wird bis auf seinen Tag, und dass er uns hindurchführen und über alles hinwegtragen wird in die ewige Herrlichkeit hinein, uns, die wir an und für uns selbst nichts denn Fleisch sind, und nur Geist sind durch solchen Austausch der Liebespfänder, wie er von ihm allein ausgegangen und vollzogen ist. Kohlbrügge.
Charlotte von Mornay, Gemahlin des Philipp Duplessis, Herrn zu Mornay, Ministers Heinrichs
IV. von Frankreich, bekennt in ihrem kurz nach ihrer Verehelichung im Jahre 1583 aufgerichteten Testamente, dass sie festhalte an dem Glaubensbekenntnisse der reformierten Kirche Frankreichs und anderer Länder, worauf sie weiter fährt:
Ja, ich bin meines Heiles gewiss, denn mein Richter ist zugleich mein Fürsprecher, und in dieser Gewissheit lege ich alles Weitere in Gottes Hand und sehe dem Tage mit Sehnsucht entgegen, da es ihm gefallen wird, mich aus dieser hinfälligen, elenden Welt abzurufen, um mich zu sich zu ziehen und einzuführen in die Herrlichkeit, die kein Auge gesehen und kein Ohr gehöret hat, und die in keines Menschen Herz gekommen ist. Dort werde ich meinen Gott schauen, und alle Tränen werden abgewischt werden von den Augen seiner Erwählten.
Der ehrwürdige Pastor Konsistorialrat G. W. Essenbrügge bekannte in seiner Predigt gelegentlich des erstmaligen Gebrauches der neuen reformierten Kirche zu Aurich den 9. Oktober 1814:
„Ich weiß überzeugter und gefühlvoller als vor 38 Jahren (so lange hatte er in der alten Kirche geprediget), an wen ich glaube, und hoffe freudig zu seiner Gnade, zu seinem Geiste, der nicht weicht von dem, welcher von ihm nicht weicht, dass er mir meine Beilage bewahren werde bis an jenen Tag.“
Der König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, ein grundgütiger Herr, wurde einst auf einer Reise in einem Dorfe festlich empfangen. Die Schulkinder mit ihrem Lehrer begrüßten ihn, und ein kleines Mädchen sagte ein Gedicht her, worüber er sich sehr freute. „Du hast deine Sache schön gemacht, mein Kind“, sagte der hohe, freundliche Herr. „Nun will ich dir aber auch eine Frage vorlegen. Wohin gehört das?“ fragte er und zeigte dem Kinde eine Apfelsine. „In das Pflanzenreich“, erwiderte schüchtern das Mädchen. „Wohin nun das?“ fragte der Herr weiter und zeigte auf ein Goldstück. „Ins Mineralreich“, war die Antwort. „Wohin gehöre ich denn, mein Kind?“ war die dritte Frage. Freundlich blickte das Kind den König an und sagte: „Ins Himmelreich.“ Da glänzte eine Träne in dem Auge des edlen Königs, und er hob das Mägdlein empor und küsste es.

Ursinus schreibt an einen Freund:
„Wollte ich doch nicht hunderttausend Welten nehmen, dass ich so weit von meinem Christo sein sollte, und nicht bass wissen, ob ich sein wäre oder nicht (vgl. 1. Fr.).
Über den dritten Teil drückt sich der Superintendent und Oberhofprediger Philipp Otto Vietor zu Kassel in Saft und Kraft 1705 also aus:
Von dannen sendet Er uns den H. Geist zum Gegenpfande, durch dessen Kraft wir suchen, was droben ist, da Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes, und nicht, das auf Erden ist. Wenn David von der Auffahrt des Herrn geredet, verspricht er daneben, dass Gott der Herr dennoch daselbst, d. i. bei seinen Gläubigen bleiben werde, weil er nämlich uns seinen Geist werde senden, der in uns als seinen Tempeln solle wohnen. In dem Absehen rufet die Stimme aus dem Stuhl: Siehe da, eine Hütte Gottes bei den Menschen usw. (Offb. 21,3). Aber wie dieser Geist ist vom Himmel, so machet er uns auch himmlisch gesinnt. Er zündet in uns an das Licht himmlischer Erkenntnis und das Feuer der Liebe, zieht uns empor von der Erde und ist das Pfand unseres Erbes zu unserer Erlösung (Eph. 1,14). Schiebet aber dieses Auffahren nicht auf. Sprechet nicht mit Felix: ich will, ich will auffahren (Apg. 14,25), sondern mit Christo: Ich fahre auf. Nicht in futuro (zukünftig), sondern in praesenti (gegenwärtig), es möchte sonst die Niederfahrt der Auffahrt zuvor kommen, und also machen, dass kein Auffahren mehr statthätte. Wie viele heulen jetzt und beweinen mit verzweifelten Tränen, dass sie die Zeit, aufzufahren, welche ihnen in Ewigkeit nicht wieder vorkommt, haben versäumet? Lasset uns der wohl wahrnehmen, weil sie noch da ist, und in derselben nicht allein auffahren in den Himmel, sondern auch darin stets wohnen, nicht allein zuweilen davon einige Gedanken fassen und davon reden, sondern durch stetiges Bedenken und unaufhörliches Verlangen daselbst verharren. Denn da ist gut sein (Matth. 17,4), das wird versüßen alle Bitterkeit der Erde. Gegen dessen Ergötzlichkeit wird alle Süßigkeit dieser Welt nur bitterer Wermut, alle ihre Pracht nur eitler Staub sein, und vor dieser Sonne werden alle Sterne leiblicher Glückseligkeit erlöschen. Es kommt zwar dem mit Sünden noch umgebenen Menschen schwer, sich dergestalt über sich zu schwingen, da ihm insonderheit die schwere Last der Erde noch angebunden ist, aber desto mehr muss er sich befleißigen. Wie der Strauß, ob er wohl nicht wie ein Adler emporfliegen kann, dennoch mit dem ganzen Leibe sich bestrebet und mit allen Kräften sich über sich erhebet, und dabei Gott und seine Gnade bitten, dass die uns wolle ziehen und machen emporfliegen. Denn da die Natur uns gemacht zu Maulwürfen, machet uns die Gnade zu Adlern, die himmelan fliegen. Da jene sagt: quae supra nos, nihil ad nos (was über uns ist, geht uns nichts an), da lehrt uns diese: quae supra nos, maxime ad nos (was über uns ist, geht uns am meisten an) ja führt uns wie Elia feurige Rosse und Wagen empor in den Himmel.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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