Hallo Asderrix,
ich habe Probleme, die von Dir propagierte Verhaltensweise in einem biblischen Kontext unterzubringen:
asderrix hat geschrieben:Dadurch das ich anerkenne, dass sie genau wie ich davon überzeugt sind den Willen Gottes zu tun, gehe ich mit ihnen auf Augenhöhe, kann ich mit ihnen schauen, wie der Wille Gottes genau ist, und dadurch wider ist es möglich, nicht zwingend, dass sie die Fehler in ihrer Lehrmeinung erkennen.
Überzeugt sein reicht nicht
Dieser Aussage nach sollten wir andere wie Glaubensgeschwister behandeln, wenn sie "überzeugt sind, den Willen Gottes zu tun". Doch gerade das trifft doch auf überzeugte Anhänger jener Religionen zu, die Jesus irgendeinen Prophetenstatus einräumen. Sie alle sind von der Richtigkeit ihres Glaubens (vor Gott) sehr sicher. Ich kann keinen Unterschied feststellen zwischen dem Jesus der Mormonen (der in Amerika weiterwirkte) und dem der Katholiken, der bezüglich seiner persönlichen Nahbarkeit im Glauben gelogen haben muß und daher in erster Linie über Umwege (Priester, Maria, Heilige) angesprochen werden muß. In allen genannten Fällen handelt es sich nicht um eine Frage einer Auslegung der Bibel, sondern um Lehren, die überhaupt gar nicht den Anspruch erheben, aus der Bibel zu stammen.
So ist bei den Katholiken die Bibel nicht die einzige Quelle vermeintlicher "göttlicher Wahrheit", sondern diese entspringt auch den in einer Art göttlicher Vollmacht ausgesprochenen Lehren des Papstes, sowie den "traditionellen Überlieferungen" der Institution. Entsteht ein Widerspruch z.B. zwischen einer päpstlichen Verlautbarung und der Bibel, so wird dies nicht als ein Konflikt betrachtet, sondern als eine Art "Update", mit dem die traditionellen Überlieferungen und die Bibel ggf. korrigiert werden.
Jedem sein eigener Jesus?!
Genau dasselbe beansprucht sogar der Islam, dem zufolge das Alte Testament weitgehend richtig ist, dessen Aussagen jedoch durch die Lehren Mohammeds korrigiert und ausgelegt werden. Wo ist der Unterschied? Dem Islam fehlt eben das Element des Dreieinigen Gottes und des stellvertretenden Todes Jesu (der dennoch ein "großer Prophet" sei); und bei den Katholiken fehlt eben das Element der persönlichen Beziehung zu Jesus Christus ohne irgendwelche Vermittler, womit die rkK Jesus die Rolle als direktem Vermittler zwischen Gott und Menschen ebenso abspricht, wie es die Muslime tun. In beiden Religionen stehen Rituale/Sakramente an erster Stelle; und beide lehren, daß hierdurch das Heil zu erlangen sei. Beide lehren, man könne durch die eigene "Leistung" in Gebet etc. zu seinem eigenen Heil beitragen. Beide lehren, daß Menschen das Seelenheil anderer Menschen durch eigene Leistung erkaufen können. Bei den Muslimen geschieht dies u.a. bei Märtyrern, deren gesamte Familie durch den heldenhaften Tod für den Glauben errettet wird. Bei den Katholiken wird für Verstorbene gebetet (u.a. zu Maria und Heiligen), und Abläse können z.T. auch für diese in Anspruch genommen werden.
Macht "von unten"
Am Ende sehe ich auch keinen grundlegenden Unterschied zwischen Katholiken und jenen, die Okkultismus praktizieren. Die Okkultisten rufen Tite an; dasselbe tun Katholiken. Die nennen diese Verstorbenen Menschen zwar "Maria" und "Heilige", aber das ändert nichts am Sachverhalt - es bleiben Tote. (Im Gegensatz dazu betet ein Christ zu Christus, dem ein und für allemal vom Tode Auferstandenen.) Ein fromm klingendes Vokabular führt oft dazu, daß man die Katholiken für Christen hält. Doch in ihrer Praxis sind sie dem Okkultismus viel näher als dem biblischen Christentum. Auf die vielen geweihten Gegenstände (Götzen), Gottesbildnisse, Weihwasserrituale usw. will ich gar nicht erst eingehen.
Dort verharren um des Zeugnisses willen?
asderrix hat geschrieben:Warum sollen Christen aus diesem System ausbrechen und nicht in diesem System ihren Glauben als Zeugnis leben?
Weil das Zeugnis genau darin besteht, bei diesem ganzen Unfug nicht mitzumachen. Es ist eine sehr aktuelle Sichtweise, die hier zum Vorschein kommt. Alles sei prinzipiell erlaubt, weil ja alles (rein theoretisch) dazu führen könnte, daß man im Rahmen der Sünde auf andere Sünder trifft, denen man angeblich das Evangelium bringen wolle. Nur von Seiten der kath. ist von der Wirksamkeit dieses Zeugnisses nicht viel zu sehen; und ich kann in der Bibel keine Stelle finden, die untermauern würde, daß Gott Sünde toleriert, nur weil wir durch diese anderen Spndern näherkommen können.
Die Gefahr der Zielverfehlung
asderrix hat geschrieben:Welche Gefahr? Glaubst du das Christen, wenn sie in der rkK bleiben; die Eucharistie aus Überzeugung als den Willen Gottes sehen, und deshalb feiern; über Maria oder andere Heilige zu Christus beten; davon überzeugt sind, das es biblische Lehre ist, das nach dem Tod noch ein Fegefeuer kommt, usw.; verloren gehen?
Hier bin ich ebenfalls der Meinung, daß es eben
nicht egal ist,
was man glaubt, solange nur Jesus irgendwie darin vorkommt. Wer mit ganzem Herzen so an Jesus glaubt, wie er oder sie sich Jesus selbst vorstellt, hat keine Beziehung zum wirklichen Jesus. Es geht darum, Jesus kennenzulernen - durch Gottes Wort, durch Gebet, und so weiter. Es geht nicht darum, möglichst viel
über ihn zu lernen und dann seine "Funktionsweise" herauszufinden, damit man ihn mit "Sakramenten" (kath. Ritualen) beschwichtigen und z.B. das "Fegefeuer" verkürzen könne.
Zu welchen Konditionen glauben wir?
Es reicht nicht aus, daß wir "an" Jesus glauben. Wir müssen vielmehr "Jesus glauben", wenn er uns klar und deutlich seine Bedingungen darstellt und seinen Charakter offenbart. Nur der von ihm beschriebene Weg zur Sündenvergebung erlangt echte Sündenvergebung. Wer "an" Jesus glaubt, aber seinen Rettungsplan ignoriert, der kommt um - so brutal das klingen mag.
Es reicht nicht, daran zu glauben, daß es die Feuerwehr gibt und daß sie helfen will. Man muß auch springen, wenn die Männer mit dem Sprungtuch unterm Fenster stehen. Dann heißt es, alles oder nichts. Wir müssen ein und für allemal unser Leben an Jesus übergeben. In Raten abstottern geht nicht. Doch genau das suggeriert die kath. Lehre: Das Heil wird Stück für Stück erlangt, wobei regelmäßige Übungen (Beichte, Messe) und Sakramente eine zentrale Rolle spielen. Wenn die Katholiken diesen Unsinn glauben, dann irren sie sich in der Tat so sehr, daß am Ende eben doch nie der volle Preis für ihre Schuld bezahlt ist, wenn sie vor ihrem Richter stehen. Und dann ist die letzte Chance vertan.
Motiv
Bevor mir der eine oder andere vorwerfen mag, ich sei zu intolerant oder wolle mich hier einfach gegen "andere Christen" auslassen: Meine Frau wuchs als Katholikin auf und ich lebe in einem erzkatholischen Land. Je gläubiger die Katholiken in einer Gegen sind, desto mehr Zulauf erhalten Wahrsager, Geistheiler etc. - das ist nun einmal so. Offenbar legt der katholische Glaube den Grundstein für solche Dinge, da ein Katholik mit gewissen Dingen (mystische Kraft von Gegenständen, Beschwörung von Toten) bereits vertraut ist und daher die Hemmschwelle sehr gering ist, sich tiefgehender mit diesen Dingen auseinanderzusetzen. Ich erlebe ständig, wie Menschen durch die rkK erst in diese Richtung getrieben werden.
Ich habe auch sicherlich nichts davon, wenn ich hier darüber schreibe. Welches Motiv kann ich schon haben, außer mich bei jenen unbeliebt zu machen, die partout daran glauben wollen, daß Katholiken mithilfe der Toten, die sie beschwören, im selben Himmel landen werden wie Menschen, die sich an den Jesus der Bibel wenden und sich zu seinen eigenen Konditionen ihm ergeben... vielleicht erkennt ja doch der eine oder andere, daß in einer Institution keine göttliche Kraft steckt und daß Gott nicht so ist, wie wir ihn uns gern vorstellen. Jede Glaubensgemeinschaft, die mit einer strengen Hierarchie einem einzigen Menschen unterstellt ist und die Bibel durch eigene Ergänzungen und Streichungen verfälscht, ist klar als Sekte zu identifizieren. Da kann man nur versuchen, so vielen wie möglich die von Gott angebotene Befreiung aus dieser Struktur und von der Macht der Sünde zu verdeutlichen.