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Verfasst: 05.09.2011 04:13
von Jörg
J.Kroeker Von Nimrod und seinem Fall.
"Auch zeugte Kusch den Nimrod; der fing an, ein Gewaltiger zu sein auf Erden. Und der Anfang seines Königreichs war Babel, Erek, Akkad und Kalne im Lande Sinear." 1.Mose 10,8 ff.
Nimrod fiel, indem er seine Gabe missbrauchte zur Knechtung seiner Brüder. Durch ihn, den Enkel Hams und Sohn Kuschs, wurde auch nach dem Flutgericht wieder eine ganz neue Idee in die Entwicklung jener Völker getragen, die in Noah ihren Ahn hatten. Er fing an, ein "Held zu sein auf Erden". Er atmete wieder den Geist Kains und Lamechs, d.h. jener Urväter, die eine Kulturwelt geschaffen hatten, die in einem Flutgericht enden musste. Nimrod erhob das Heldentum zu einem besonderen Beruf. In diesem fand er den eigentlichen Zweck und den ihn befriedigenden Inhalt seines Lebens. Er machte ihn daher zur Grundlage seiner Existenz.
Es ist nun überaus bezeichnend, dass dieser Nimrod der Enkel jenes Ham war, der sich an dem Fall seines Vaters Noah ergötzen konnte. Ham kannte nichts von dem Geiste eines Priestertums, das die Schuld des Nächsten in zudeckender Liebe trägt und dem Gefallenen zu helfen sucht. Sein Enkel Nimrod ging nun dazu über, durch Klugheit und Kraft, die er besaß, seine Umgebung sich und seinen Zielen dienstbar zu machen.
Nun kann jede Gabe, die wir in uns entdecken, uns entweder zum Segen oder zu einer Verführung werden. Sie segnet uns, wenn wir durch sie andere segnen. Sie verführt uns, sobald uns ihre Stärke zur Knechtung der Schwächeren führt. Das Entscheidende bei jeder Gabe ist mithin die Gesinnung, in deren Dienst sie steht. Unter der Herrschaft einer an Gott gebundenen Geisteshaltung hebt und trägt, segnet und tröstet, adelt und begnadet sie. Im Dienste der menschlichen Selbstsucht jedoch schwächt und beraubt, erniedrigt und knechtet, entheiligt und veruntreut sie alles, über das sie entscheidenden Einfluss zu gewinnen vermag.
Dass in dem Leben eines Nimrod aber nicht das Sittliche, sondern die rücksichtslose Selbstsucht bestimmend wirkte, geht aus den Worten hervor: "Er war ein verschlagener (hinterlistiger) Held vor dem Herrn." In ihm wurde mithin bereits jene unheilvolle Gewaltherrschaft sichtbar, die sich seitdem je und je in der Entwicklungsgeschichte der Völker zu behaupten verstand. Sie hatte nie ihre Basis in der freiwilligen Unterordnung der Menge unter die Herrschaft des einzelnen. Sie wurde stets aus Gewalt und List geboren und führte zu jenem seelenlosen, modernen Kulturbolschewismus, unter dessen Druck die Zeitgenossen verelendeten und verbluteten. Kein Menschenleben war zu teuer, kein Opfer eines Volkes zu groß, wenn es galt, die Ehr- und Herrschsucht, den Eigenwillen und die Brutalität einer gekrönten oder ungekrönten Nimrodseele zu befriedigen.
Verfasst: 06.09.2011 04:15
von Jörg
C.H.Spurgeon Nimrod war ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN; darum sagt man: 'Wie Nimrod, ein gewaltiger Jäger vor dem HERRN!' 1. Mos. 10, 9. Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Matth. 5, 8.
Die Welt spricht: "Selig ist der Mann, der ein lustiges Leben führt." Wenn ihr die gewöhnliche Art Leute fragt, was ein glücklicher Mann ist, so werden sie euch sagen: "Glücklich ist der, der viel Geld hat und es mit vollen Händen ausgibt, weil er sein eigener Herr ist - der lustig durch's Leben tanzt und tief aus dem Taumelbecher der Welt trinkt - der seinen Lüsten den Zügel schießen läßt - der wie das wilde Pferd der Prärie, frei vom lästigen Zaum der Ordnung, ungehemmt durch das Gebot der Vernunft, ohne Geschirr, ohne Lenker und ohne Schranken durch die weiten Ebenen der Sünde dahinjagt." Das ist der Mann, den die Welt glücklich nennt, der stolze Mann, der mächtige Mann, der Nimrod, der, welcher tun kann, was ihm gefällt und sich mit Verachtung vom schmalen Pfad der Heiligung abwendet. Doch die Schrift spricht: Nicht so. "Selig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen." Seht, wie das Evangelium verfährt, wie es die Welt umkehrt! "Selig sind, die da hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden." Hier wird, wie ihr seht, die Welt umgekehrt, und zwar durch die erste Predigt, die Christus gehalten hat.
Verfasst: 07.09.2011 04:10
von Jörg
J.Kroeker Von Nimrod und seinem Fall.
"Nimrod war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn; daher sagt man: Ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn wie Nimrod." 1.Mose 10,9 f.
Wenn es in der Überlieferung von Nimrod zweimal heißt, dass er "ein Held vor dem Herrn" wäre, so ist damit nur angedeutet, wie stark er nach außen hin seinen Handlungen den Schein der Gottseligkeit zu geben verstand. Aber gerade darin gipfelte das Verführerische und Verderbliche seines Auftretens für die damalige Zeit. Wir haben hier daher nichts geringeres, als den Anfang von jenem Missbrauch des Namens Gottes, der seitdem im Geiste Nimrods je und je betrieben wurde. Nimrod war der Erste, der anfing, seine Mitmenschen "im Namen Gottes" zu unterdrücken. Er verstand es offenbar, die selbstsüchtige Gewalt durch den Schein des göttlichen Wohlgefallens zu verhüllen und so die Anerkennung derselben im Namen Gottes zu fordern.
So stehen wir hier an der Wiege jener Art menschlichen Herrschertums, dessen Träger sich und ihre Herrschaft zwar mit dem Schein des Göttlichen umhüllten, den Geist des Göttlichen aber niemals atmeten. Aus Nimrods Gesinnung konnte immer nur ein Babel entstehen. Im geistigen Unterbau seiner Regierung liegen daher die ersten Anfänge zu jener geschichtlichen Weltstadt Babel, welche durch die Jahrtausende menschlicher Entwicklung hindurch der Typus und die Trägerin widergöttlicher Prinzipien in der Weltgeschichte geworden ist. In Nimrods selbstsüchtiger Seele wurden die Ideen und Energien zu einer antigöttlichen Weltherrschaft geboren, die einst im Antichristen und in seiner Weltmacht ihre letzte Vollendung, damit aber auch ihr endgültiges Gericht finden wird.
Welch ein ungeheuerliches und blutiges Drama ist doch immer wieder aus diesen Nimrodschen Ideenkräften geflossen. Wie haben sie die Weltgeschichte in ein fast ununterbrochenes Schlachtfeld verwandelt! Sie führten die Menschheit in namenloses Elend und in unerträgliche Knechtungen. Sie entweihten das Heiligste des Lebens und machten Menschen wie Güter zum Gegenstand ihres Gewinnes. Um den eigenen Säckel zu füllen und das begehrliche Genussleben zu pflegen, erniedrigten sie alle Kulturwerte zu einem Propagandamittel, zu einem Exportartikel, zu einem Konkurrenzobjekt. Heilig war ihnen nur noch, was nutzte, gerecht nur noch, was die eigene Macht zu heben vermochte, nützlich nur noch, was Gewinn brachte.
Es war jedoch bisher das Gericht der Geschichte, dass sie den blind machte, der in ihr seine Götter fand. Jene Götter, die der Mensch beglückt in seiner Kulturwelt entdeckte, wurden ihm eines Tages zu Dämonen, die seine Seele zerrissen. Daher ist bis heute der Mensch auch immer wieder an seiner Kulturschöpfung ohne Gott zerbrochen.
Verfasst: 08.09.2011 04:28
von Jörg
A.Christlieb Auf, laßt uns einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reicht. 1. Mose 11, 4
Die Nachkommen Kains nahmen an Zahl gewaltig zu. Sie dehnten ihre Wohnplätze immer weiter aus nach Osten. Sie wurden mehr und mehr seßhaft und bauten feste Wohnhäuser. Einer der Baumeister sagte eines Tages: ,,Wohlauf, laßt uns Ziegel streichen und brennen!" und nahmen Ziegel zu Stein und Erdharz zu Kalk. Das gab feste, solide Bauten. Dagegen ist nichts zu sagen. Es heißt aber weiter von ihnen: ,,Sie sprachen: Wohlauf, laßt uns eine Stadt und Turm bauen, des Spitze bis an den Himmel reiche, daß wir uns einen Namen machen, denn wir werden sonst zerstreut in alle Länder." Ach, wären die Leute beim Ziegelbrennen und Wohnungsbau geblieben! Nun aber haben sie etwas begonnen, was ein Greuel ist vor Gott. Hoffärtige Pläne haben sie im Herzen gehegt. Dem Geist des Hochmuts, der ein Teufelsgeist ist, haben sie ihr Innerstes geöffnet. Von dem Augenblick an war Gott gegen sie, und ihr Unternehmen war zum Scheitern verurteilt. S i c h wollten sie einen großen Namen machen. ,,Was aber hoch ist vor den Menschen, das ist ein Greuel vor Gott" (Luk. 1 6, 15). Gründlich sind Babels Erbauer zuschanden geworden. Der Name auch nicht eines einzigen dieser stolzen, ehrgeizigen Menschen ist erhalten geblieben. Der stolze Turm sank in den Staub und zeugt als elender Trümmerhaufen bis heute wider die, welche Gott nicht ehren. -
Auch in unseren Tagen ist der Geist derer geschäftig, die sich durch Riesenunternehmungen auf dem Gebiete der Wirtschaft und der Politik einen Namen machen wollen. Das Ende wird immer nur sein können - ein elender Trümmerhaufen. Wir wollen aus dieser Geschichte lernen, wie wahr das Wort bleibt: (1. Petr. 5, 5) ,,Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade."
Verfasst: 09.09.2011 04:24
von Jörg
J.Kroeker Von Babel und ihrem Fall.
"Und sie sprachen: Wohlan, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, dass wir uns einen Namen machen, damit wir ja nicht über die ganze Erde zerstreut werden!" 1.Mose 11,4.
Die leitenden Prinzipien, die zu der großen Schöpfung Babels führten, waren Einheit, Machtentfaltung, Selbsterlösung und Menschenverherrlichung. "Gib her", erzählt der biblische Bericht, "wir wollen uns eine Stadt bauen und einen Turm, und dessen Spitze soll bis in den Himmel reichen. So wollen wir uns einen Namen machen. Wir könnten sonst über die ganze Fläche zerstreut werden." Die Überlieferung nimmt an, dass es niemand anders war, als der bereits bekannte Nimrod, der für jene alte Zeit diese großen Schlagworte fand, durch welche er die Geschlechter seiner Tage zu einem einheitlichen Handeln zusammenzufassen vermochte. Nimrods neue Einheit wurde aber geschaffen zum Zwecke der Selbsterlösung. Denn nie hätte dieser Nimrod alle Menschen seiner Zeit zur Preisgabe ihrer persönlichen Freiheit und zur Aufopferung ihrer Kraft und Mittel für ein gemeinsames Ziel bewegen können, wenn von ihm nicht Anregungen ausgegangen wären, die in allen die Hingabe an das neue große Kulturwerk der Zukunft erweckten.
Zwar wissen wir nicht, welche Pläne man mit dem Bau des Turmes, der bis zum Himmel reichen sollte, verband. Vielleicht glaubte man, durch einen Bau auf festen Fundamenten, aus gebrannten Ziegeln und von himmelstürmender Höhe sich für jenen Fall eine Zufluchtsstätte zu schaffen, dass die Menschheit auf's Neue durch eine Gerichtsflut heimgesucht werden sollte. Sollte dieser Gedanke mitgewirkt haben, so tritt in demselben etwas in die Erscheinung, was seitdem immer in der Geschichte eine sehr wesentliche Basis für den Zusammenschluss und das einheitliche Handeln der Menschheit werden musste.
Das ist aber Selbsterlösung. Man zitterte vor den Katastrophen der Geschichte und suchte einer Wiederholung derselben vorzubeugen, indem man sich selbst half. Anstatt sich zu fragen, was einst die kainitische Welt in die Flutkatastrophe geführt hatte, suchte man nur das Gericht zu umgehen. Das ist jedoch bezeichnend für alle Selbsterlösung. Nie hat die Menschheit sich über die großen Gerichtskatastrophen hinwegzutäuschen vermocht. So oft die Welt einen neuen erschütternden Zusammenbruch erlebte, sann man nachher auf Mittel und forderte Opfer, um eine Wiederholung solch eines durchlebten Zusammenbruchs vorzubeugen. Nicht etwa innerliche Reue über die falsche Geistesrichtung und die widergöttlichen Prinzipien waren es, durch welche die Welt sich bei ihrem neuen Aufbau und ihren neuen Kulturschöpfungen leiten ließ. Es war allein der Gedanke, eine Wiederholung der Gerichte unmöglich zu machen. Das aber ist Selbsterlösung.
Verfasst: 10.09.2011 07:06
von Jörg
J.Kroeker Von Babel und ihrem Fall.
"Und sie sprachen: Wohlan, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reicht, dass wir uns einen Namen machen, damit wir ja nicht über die ganze Erde zerstreut werden!" 1.Mose 11,4.
Mit der Selbsterlösung verband ferner die alte Welt die Selbstverherrlichung. Sie sprach: "Lasst uns uns einen Namen machen!" Auch hierin offenbarte sich das Widergöttliche in der Geisteshaltung jener Zeit. Zwar will auch Gott die Menschheit zu einer Einheit führen, jedoch zu einer Einheit im Geist und in der Wahrheit. Auch Gott will den Menschen so dem Gericht entrücken, dass er mitten im Gericht sich nicht gerichtet sieht; jedoch durch eine Erlösung von innen heraus. Auch Gottes Absicht ist es, den Menschen zu verherrlichen, und zwar auf Grund der Vollmachten, die Er ihm über die Schöpfung gegeben hat; aber allein auf der Grundlage, wo der Mensch erlöst wird von sich selbst und sich freiwillig hingibt an Gott. Erst ein völlig es an-Gott-gebunden-sein führt zu einem Herrsein über die Schöpfung. Den vor Gott Gebeugten lernt auch die Schöpfung gehorchen.
Wo jedoch in der Weltgeschichte Nimrods Geist und Babels Schöpfung je und je sichtbar wurden, da baute man noch stets an einem Ruhmestempel der Gesamtheit, schritt über die Millionen von Leichen hinweg und lebte dabei dem Wahn, es diene alles dem Ganzen. Was ist z.B. denn der russische Kulturbolschewismus seinem innersten Wesen nach anderes als jener kollektive Übermensch, den man bewusst e rzieht, als jener gigantische Wirtschaftsaufbau, von dem man die Erlösung erhofft, und als jener dämonische Gotteshass, durch den man von Gott endgültig loszukommen sucht? Bei uns in Deutschland schrieb vor einigen Jahren Raschke in seinem Buch "Revolution um Gott": "So fern wie das Morgenland vom Abendland und das Jahr 30 vom Jahr 1930, so verschieden der syrische Semit vom deutschen Germanen, so verschieden ist die "reine Lehre Jesu", d.h. das Urchristentum von allem, was uns heilig ist, so fern liegen die neutestamentlichen Grundlagen des Christentums den Grundlagen des ganzen abendländ-ischen Lebens überhaupt. Das Urchristentum, die reine Lehre Jesu, würde streng genommen das ganze Abendland in die Luft sprengen!" Daher bejahte der Mensch auch seit dem Kommen Jesu immer neu Barrabas und verneinte Christus, schuf weiter an sein er Weltmonarchie und verleugnete die Königsherrschaft Gottes, erwählte die Vergänglichkeit und floh vor dem Ewigen. Welche Opfer an Blut und Leben, Intelligenz und Vermögen, an Glück und Freude diese Einstellung auch immer wieder von ihm verlangte, er brachte sie und huldigte jenen Göttern, die er sich aus dem Vergänglichen schuf. Bei dieser Einstellung blieb die Erde noch immer wertvoller als der Mensch, der Gewinn stand höher als der Nächste.
Verfasst: 11.09.2011 04:21
von Jörg
J.Kroeker Von Babel und ihrem Fall.
"Da stieg der Herr herab, dass Er die Stadt und den Turm sähe, den die Menschenkinder bauten. Wohlan, lasst uns herabfahren und daselbst ihre Sprache verwirren, dass keiner des anderen Sprache verstehe!" 1.Mose 11,5-7.
"Da stieg Gott hernieder", heißt es in dem alten biblischen Bericht, "die Stadt und den Turm zu sehen, welche die Menschensöhne bauten." In diesem Niedersteigen Gottes lag jedoch das Heil für die Zukunft. Denn Gott sprach: "Siehe, da sind sie nun ein Volk, - und eine Sprache haben sie alle und da ist es dies, was sie zuerst zu unternehmen beginnen, nun wird ihnen nicht unerreichbar bleiben alles, was sie bereits maßlos auszuführen sich vorgesetzt haben. Wohlan, steigen wir hinab, so wird dort ihre Sprache verwirrt werden, sodass einer nicht mehr die Sprache des anderen versteht." Das war Gericht für Babel, aber Gnade für die Zukunft. Man wage einmal, den Gedanken zu Ende zu denken, was aus der Weltgeschichte geworden wäre, wenn Nimrods Geistesrichtung und Ruhmesbauten keine Unterbrechung durch das Gericht der Verwirrung erlebt hätten! Die Welt wäre längst zu einem unerträglichen Chaos geworden. Sagt Gott doch selbst, dass dies das Erste sei, das sie auszuführen unternommen haben. Wird ihnen das gelingen, so werden sie zu weit Größerem schreiten. So lag im Gericht der Gegenwart die Rettung der Zukunft. Babels Turmbau und Gottes Niedersteigen sind seitdem die beiden großen Faktoren der Weltgeschichte. Es würde viel zu weit führen, dies an einzelnen großen geschichtlichen Ereignissen noch näher zu beleuchten. Wir erinnern uns nur an das große endgeschichtliche Drama, das uns in der Johannes-Offenbarung geschildert wird. Da sehen wir den Ausgang des großen Ringens zwischen Babels Turmbau und Gottes Niedersteigen.
In der Offenbarung Johannes tritt Babel zwar noch einmal, in nie da gewesener Machtentfaltung und in blendendem Glanz, auf den Schauplatz der Geschichte; die Stadt aber fällt, indem Gott in einem anderen Bau, und zwar in dem neuen Jerusalem, herniedersteigt und dieses hinfort der Mittelpunkt, die Hütte Gottes unter den Menschen wird. Denn wo erst Gottes Thron erscheint, brechen Babels Türme zusammen. Hinfort erlöschen die Inspirationen einer Menschheit, die nur auf sich selbst eingestellt ist und in den Schöpfungen ihres Geistes ihren Ruhm und ihre Erlösung sucht.
Wer nun nicht mehr in Nimrods Weltanschauung und in Babels Ruhmesbauten dem Wesen nach zu Hause ist, sondern im Geist jener Gottesschöpfung lebt, die in Christo ihre Grundlage, ihren Inhalt und ihre Zukunft hat, der versteht gegenwärtig schon jenen Psalm der Anbetung einer erlösten Schöpfung: "Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Königsherrschaft übernommen. Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und Ihm die Ehre geben!"
Verfasst: 12.09.2011 04:34
von Jörg
W.Nee Der Herr sprach zu Abram: Gehe aus deinem Vaterland ... in ein Land, das ich dir zeigen will. 1. Mose 12,1
Dies war der zweite Ruf an Abram, denn der erste war in Ur in Chaldäa an ihn ergangen, »bevor er in Haran wohnte« (Apostelgeschichte 7,2). Abram war aus Chaldäa weggezogen, aber anscheinend nicht weit genug, und es ist bedeutsam, daß über die ganze Zeit, die er in Haran verbrachte, gar nichts berichtet wird. Aber Gott fuhr fort, ihn zu rufen. Wir hoffen zuweilen, durch Hinausschieben könnten wir ihn dazu bringen, seine Forderungen zu ändern. Aber das tut er nicht, denn das Ziel, das er uns vor Jahren gesetzt hat, gibt er nicht auf. Wenn wir selber es vergessen, Gott vergißt es nicht.
In den Augen Gottes war Haran nur ein geringer Fortschritt gegenüber Ur. Abram mochte es für ausreichend halten, daß er aus seiner Heimatstadt an einen anderen Ort gezogen war, aber Gott hatte ihn in ein Land gerufen. Alle wahre Berufung ist eine hohe Berufung. Geben wir uns nicht damit zufrieden, ein Haus auf halbem Weg zu bauen. Es geht nicht darum, wie weit wir seit unserem Aufbruch vorgeschritten sind, sondern ob unser Herz noch nach dem Ziel strebt, das Gott uns gesetzt hat.
Verfasst: 13.09.2011 04:14
von Jörg
Ch.Spurgeon "Und der Herr sprach zu Abram: Geh aus von deinem Land und von deiner Verwandtschaft und von deines Vaters Hause in das Land, das ich dir zeigen will!" 1. Mose 12,1
Dieser Ruf an Abraham war ein Ruf zur Trennung. Beachtet also, daß die wirksame Berufung, wo immer sie zu einem Menschen kommt, ein trennendes Schwert ist, das ihn von alten Verbindungen abschneidet. Sie macht ihm bewußt, daß diese Welt nicht sein Vaterland ist und er in ihr als Fremdling lebt.
Oh, ich wünschte, alle Christen würden diese große Wahrheit glauben und praktizieren, daß sie nicht von der Welt sind, gleichwie Christus nicht von der Welt war. Der Versuch, ein weltlicher Christ oder ein christlicher Weltling zu sein, ist etwas Unmögliches. "Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon."
Der wahre Kern des christlichen Glaubens ist Absonderung von der Welt. Jesus Christus war ein Mensch unter Menschen und aß und trank, wie auch andere es taten. Er war kein Asket, sonderte sich nicht von den übrigen ab, sondern war ein vollkommener Mensch unter Menschen. Und doch, wie abgesondert von den Sündern lebte er! Ein Mensch, so verschieden von allen anderen, als ob er ein Engel unter einer Truppe Teufel gewesen wäre. So müssen wir sein. Geht zur Fabrik und ins Büro, zur Familie und auf den Markt, aber nehmt bei all eurem Umgang mit Menschen nicht ihre Grundsätze an und gehorcht nicht dem Dämon, der sie regiert.
"Ich bitte nicht, daß du sie aus der Welt nehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Argen."
Bewahrt vor dem Bösen werdet ihr geistlich das ausführen, was Abraham buchstäblich tat. Ihr werdet aus eurer Verwandtschaft und aus eures Vaters Haus unter dem Einfluß der göttlichen Berufung hinausgehen.
Verfasst: 14.09.2011 04:36
von Jörg
C.Eichhorn Gesegnet und ein Segen Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein. 1. Mose 12, 2
Gott hat Abraham gesegnet. Er ließ ihn reich werden an irdischem Gut, machte ihn zum Stammvater Israels und verhieß ihm das Land Kanaan. Doch der kostbarste Segen war die Freundschaft Gottes. Abraham durfte in einem vertrauten Verhältnis zu seinem Gott stehen, mit ihm reden wie ein Freund mit seinem Freund. So segnet Gott. In unserem natürlichen Zustand stehen wir unter dem Fluch Gottes. Denn verflucht ist jeder, der nicht alle Worte des Gesetzes Gottes hält, daß er danach tue. Der Segen Gottes besteht in Leben und Frieden. Er segnet mit seinem Geist, der ein Geist des Lebens ist. Wer noch unter dem Fluch Gottes steht, ist geistlich tot und friedelos. Ein solcher Mensch kann lachen, scherzen und ausgelassen sein, aber Seelenfrieden hat er nicht. Er kann sein Leben genießen, aber er hat im Grunde kein Leben. Die Wendung vom Fluch zum Segen hat sich am Kreuz Jesu vollzogen. Er ward ein Fluch für uns, damit wir den Segen empfangen möchten. Wer sich dem Herrn Jesus im Glauben zuwendet, über den ergießen sich die Segensströme der göttlichen Liebe. Wer so von Gott gesegnet ist, darf auch wieder ein Segen sein für andere. Er soll es auch sein. Es ist Gottes Wille und seine Aufgabe. So wurde Abraham für Lot, sein Gesinde, die Bewohner des Landes und durch sein herrliches Vorbild des Glaubensgehorsams auch für uns zum Segen. Elieser lernte von seinem Herrn das Beten und eignete sich seinen feinen, edlen Sinn an. So war es auch bei Joseph. Als Gesegneter des Herrn ging Segen von ihm aus im Hause Potiphars, im Gefängnis und in seiner Familie. Wir sind entweder ein Segen oder ein Unsegen für unsere Umgebung und die uns begegnenden Menschen. Steht einer noch unter dem Fluch Gottes, so ist er auch für andere ein Fluch. Selbst unzufrieden, steckt er auch andere an. Selbst leichtfertig, verführt er auch andere zum Leichtsinn. Mit seinem öden und leeren Geschwätz wirkt er aushöhlend. Durch zweideutige, unsaubere Reden wirft er Giftstoff in die Seelen derer, mit denen er verkehrt. Mit seinen aufreizenden Reden unterwühlt er die heilsamen Dämme der Gottesfurcht, der Zucht und der Ordnung. Ein solcher Mensch ahnt gar nicht, wieviel er verdirbt und niederreißt. Wiederum: ein Gotteskind, das durch den Segen Gottes Leben und Frieden empfangen hat, weiß nicht, wieviel und oft es anderen zum Segen wird durch den stillen Wandel in Zucht, Sanftmut und Freundlichkeit. Es gibt nur ein Entweder - Oder: Segen oder Fluch. Am großen Gerichtstag gibt es nur zwei Klassen: die Gesegneten, denen das Reich bereitet ist, und die Verfluchten, die ins ewige Feuer gewiesen werden. In dem Maß, als wir dem Segen Gottes in unserem Herzen Raum geben, werden wir auch wieder ein Segen für andere. Und wiederum: wenn wir auf andere Segen ausfließen lassen, strömt neuer Segen von oben in uns ein. Versäumen wir es, Segenseinflüsse ausgehen zu lassen, läßt auch der Segensstrom von oben nach. Wir versanden und siechen dahin.
Verfasst: 15.09.2011 04:25
von Jörg
W.MacDonald »Und ich will segnen, die dich segnen, und wer dir flucht, den werde ich verfluchen.« 1. Mose 12,3
Als Gott Abraham zum Haupt Seines auserwählten Volkes berief, verhieß Er, die Freunde dieser Nation zu segnen und ihre Feinde zu verfluchen. In den Jahrhunderten, die seither vergangen sind, hat das jüdische Volk unendlich viel Feindschaft und Unterdrückung erlitten, aber der Fluch Gottes über den Antisemitismus wurde nie aufgehoben.
Haman plante die Ausrottung der jüdischen Bevölkerung in Persien. Er verführte den König dazu, ein unabänderliches Gesetz zu unterzeichnen. Eine Weile schien alles zu seinen Gunsten zu verlaufen. Aber dann gab es plötzlich einige Haken. Der Erzverschwörer stolperte vom Mißgeschick zur Katastrophe, bis er schließlich an dem Galgen aufgehängt wurde, den er für Mordokai, den Juden, errichtet hatte.
Da er aus der Geschichte nichts gelernt hatte, war Adolf Hitler dazu verurteilt, sie zu wiederholen. Er entwickelte ein teuflisches Programm zur Ausrottung der Juden mit seinen Konzentrationslagern, Gaskammern, Krematorien und Massenerschießungen. Scheinbar konnte nichts ihn aufhalten. Aber dann wandte sich das Blatt, und er starb feige und schmachvoll in einem Berliner Bunker.
Der Antisemitismus wird seinen furchtbaren Höhepunkt während der Großen Drangsal erreichen. Die Juden werden Qual und Tod erleiden müssen; sie werden von allen nicht jüdischen Völkern gehaßt werden. Eine große Anzahl wird umgebracht werden. Aber der Pogrom wird durch die persönliche Ankunft des Herrn Jesus Christus unterbrochen werden. Die Verfolger Seines Volkes werden dann vernichtet werden.
Kein wahrer Gläubiger sollte je seine Seele auch nur von einer Spur von Antisemitismus beflecken lassen. Sein Herr, sein Erlöser, sein bester und treuster Freund war und ist Jude. Gott gebrauchte das jüdische Volk, um uns die Heilige Schrift zu geben und sie zu bewahren. Wenn Gott das Volk auch wegen seiner Verwerfung des Messias zeitweilig beiseite gesetzt hat, so liebt Er Israel doch noch immer um der Väter willen. Niemand, der die Juden haßt, kann den Segen Gottes in seinem Leben und Dienst erwarten.
»Bittet um die Wohlfahrt Jerusalems! Es gehe wohl denen, die dich lieben!« (Psalm 122,6).
Verfasst: 16.09.2011 04:22
von Jörg
Ch.Spurgeon "Und sie zogen aus, um ins Land Kanaan zu gehen. Und als sie ins Land Kanaan kamen . . ." 1. Mose 12,5-6
Sie zogen aus und kamen an, das ist die wahre Geschichte von jedem Kind Gottes, von jedem, der wirklich bekehrt ist und den Glauben empfangen hat.
Wie elend ist jene Lehre, die sagt, daß die Heiligen nach Kanaan ausziehen, aber es nie erreichen! Diese Lehre kann das Leben des Gläubigen zu einer Hölle auf Erden machen. Die Lehre, die leugnet, daß die Pilger zur Herrlichkeit von Kraft zu Kraft gehen, bis ein jeder von ihnen vor Gott in Zion erscheint; die lehrt, daß Schafe Christi von den Wölfen zerrissen werden können, daß die Steine im geistlichen Tempel in die vier Winde zerstreut und daß die Glieder Christi von seinem heiligen Leib gerissen werden können und daß die Braut Christi verstümmelt werden kann, ist meiner Vernunft, meiner Erfahrung, meinem Glauben und meiner ganzen geistlichen Natur zuwider. Der aus Gott Geborene kann nicht sterben; und da der lebendige Same in ihm ist, kann ihn der Teufel nicht zerstören. Weil Christus lebt, muß jeder Gläubige auch leben.
Wir ziehen also aus nach dem Land Kanaan, und - Gott sei gelobt! - wir werden in Kanaan ankommen. Gott hat beschlossen, daß seine Kinder alle zur Herrlichkeit geführt werden sollen durch den Herzog ihrer Seligkeit. Hat er es gesagt und sollte es nicht tun?
Wir werden unseren Ruheplatz erreichen, denn der Waffenträger, der vorangeht, ist kein anderer als Jesus Christus. Wir werden bewahrt bleiben, denn um uns herum ist eine feurige Mauer, und über uns ist der Schild des Ewigen und Unveränderlichen, dessen Liebe ewig währt. Der Weg soll uns nicht müde machen, und die Rauheit des Weges soll uns nicht entmutigen. Ehre sei Gott, daß es nicht in der Macht von Erde und Hölle ist, einen einzigen der Pilger des Herrn aufzuhalten, so daß er die himmlische Stadt nicht erreicht.
Verfasst: 17.09.2011 04:35
von Jörg
J.Kroeker Vom Wandel mit Gott.
"Und als sie ins Land Kanaan kamen, durchzog Abram das Land bis zur Ortschaft Sichem, bis zur Orakelterebinthe Morehs ... Da erschien der Herr dem Abram und sprach: Deinem Samen will Ich dieses Land geben." 1.Mose 12,6 f.
Unser Gott ist in seiner Heilsgeschichte immer ein wunderbarer Gott gewesen. Vielfach bestand sein Handeln, von uns Menschen aus gesehen, aus lauter inneren Widersprüchen, die in der Führung derer lagen, die seiner göttlichen Offenbarung im Glauben folgten. So auch in der Berufung Abrams. Ur war der Hauptsitz des uralten chaldäischen Kultus zu Ehren der Mondgottheit Sin. Aus dieser götzendienerischen Umgebung suchte Gott den Abram durch die an ihn ergangene Berufung herauszuführen, damit er ein Segen für die Völker werde.
Und Abraham hatte in seiner Sehnsucht Gottes Berufung verstanden. Er nahm seine Frau, seinen Neffen Lot und seine Knechte und Mägde und verließ Heimat, Verwandtschaft, Vaterhaus, um der göttlichen Berufung zu folgen. Heute wissen wir, dass mit solch einem Gottesruf eine Welterlösung und mit solch einer Glaubensentscheidung eine zukünftige Weltmission verbunden sein kann.
Das war bei Abrams Berufung noch nicht sichtbar. Als er aber nach Kanaan und daselbst bis zum Orte Sichem kam, wo sich in der Nähe der Heilige Hain Moreh mit der Orakelterebinthe befand, da erschien ihm der Herr und sprach zu ihm: "Deinem Samen gebe ich dieses Land!" Menschlich gesprochen konnte die Wahl der Niederlassung kaum unglücklicher getroffen worden sein. Denn gerade Kanaan und hier Sichem schien der ungeeignetste Ort zu sein, den die Offenbarung zur Wiege und zum zukünftigen Heimatort der Heilsgeschichte erwählen konnte. Stand doch das ganze Land in seinem weitesten Umfang unter dem geistigen und moralischen Einfluss der entartetsten Stämme der Geschlechter Noah.
Und doch ward gerade in diesem Lande "der Herr dem Abraham sichtbar." Mittelpunkt dieses Landes war Sichem. Es war die Hochburg des Landes mit den ältesten Kultusstätten, welche die kanaanäischen Völkerstämme besaßen. Zu welch einer Gesunkenheit und Fäulnis man in diesem Lande fähig war, wurde sichtbar an den später untergehenden Städten Sodom und Gomorra. Da war die gemeinste Schamlosigkeit zur städtischen Moral geworden.
Das ist aber Gottes Art, sein Heil zu offenbaren und Geschichte werden zu lassen. In seiner Barmherzigkeit steigt Er in die tiefsten Tiefen unserer menschlichen Hölle und unseres Todeszustandes hinab, um von da aus durch Offenbarung ein "Neues" zu schaffen. Er erwählt, was töricht ist vor der Welt und macht Kanaan zum Mittelpunkt einer zukünftigen Heilsgeschichte. Denn wo die Sünde mächtig geworden ist, da erwies sich Gottes Erbarmen mit seinem Heil noch immer als weit mächtiger.
Verfasst: 19.09.2011 06:56
von Jörg
W.Nee Er baute daselbst dem Herrn einen Altar. 1. Mose 12,7
Abraham baute dem Herrn einen Altar dort, wo er ihm erschienen war. Solange Gott einem Menschen nicht erschienen ist, kommt dieser nicht soweit, ihm sich und sein ganzes Sein darzubringen. Wenn aber Gott ihm begegnet, dann liefert er am selbigen Tage noch sein Leben ihm aus. Ansprachen über Selbsthingabe hatte Abraham nie gehört, und er war nicht von anderen gedrängt worden, sich Gott auszuliefern. Das war vielleicht ganz gut, denn viele, die Selbsthingabe predigen, wissen theoretisch sehr genau darüber Bescheid, aber in ihrem eigenen Leben ist wenig von ihr zu spüren. Aber Abraham hatte Gott selber gesehen, und deshalb baute er ihm den Altar. Wer auch nur ein wenig von Gott erblickte, der ist für immer sein. Die zweitausendjährige Geschichte seiner Gemeinde bestätigt dies immer wieder.
Verfasst: 20.09.2011 04:34
von Jörg
J.Kroeker Von Abraham und seinem Fall.
"Danach brach Abraham auf und zog immer weiter nach Süden. Da aber eine Hungersnot im Lande herrschte, zog er nach Ägypten hinab, um sich daselbst aufzuhalten." 1.Mose 12,9 f.
Auch jener Boden, auf den der Glaube sich gestellt sieht und auf dem sein Segen und seine Zukunft liegen sollen, kann eine Hungersnot erleben. Das Geheimnis für das sittliche und äußerliche Gedeihen Abrahams soll nicht in einer dauernden Fruchtbarkeit seiner Heimat, sie soll vielmehr in seinem Glaubensverhältnis zur göttlichen Offenbarung liegen. "Ich" will dich segnen! schrieb die göttliche Verheißung über die Zukunft Abrahams. Damit machte Gott Abrahams Leben und Segen unabhängig von den Wechselerscheinungen jenes Landes, in das er sich verpflanzt sah. Und doch ging Abraham "nach Ägypten hinab". Er erkannte nicht die Versuchung, die in der eingetretenen Hungersnot für seine Glaubensstellung zur göttlichen Offenbarung lag. Gottes Leitung garantierte an sich niemals einen Weg und eine Zukunft, die ohne Prüfungen, Kämpfe, Leiden und Opfer sein werden. Aber sie garantiert, dass wir bei aller Separation doch nicht allein sein werden, dass Gott uns in der Dürre mit "Honig aus dem Felsen sättigen wird", dass niemals eine Prüfung über die Kraft der Gnade hinausgehen soll, in der auch wir die Welt überwinden können. Nicht Vorhandenes dem Abraham nehmen, sondern Neues seinem Glauben erschließen will die göttliche Offenbarung, wenn sie über jenes Land eine Hungersnot kommen lässt, in dem er seine Heimat und Zukunft finden soll.
Es war selbstverständlich für den Menschen, dass Abraham angesichts der schweren Hungersnot hinab nach Ägypten zog. Schon damals galt Ägypten mit seinen nie versagenden Fruchtfeldern am Nilstrom als "die Kornkammer" der Welt. Aber so verständlich es vom Standpunkt des Menschen aus war, so unverständlich war es vom Standpunkt des Glaubens aus. Denn der Glaube und sein Handeln sind gebunden an die Leitung der göttlichen Offenbarung. Abraham ließ sich aber nicht durch göttliche Führung, sondern durch den Druck der Verhältnisse und durch die Fruchtbarkeit Ägyptens in seinem Entschluss bestimmen.
Gelöst von der göttlichen Offenbarung kann aber auch der Glaube Abrahams nicht bestehen. Er ist fähig, auf selbsterwählten Wegen seine heiligsten Güter zu verleugnen. Denn als Abraham sich den Grenzen Ägyptens näherte, sprach er zu seiner Frau Sarai: "Siehe, ich weiß es doch, dass du von Ansehen eine schöne Frau bist. Wenn dich nun die Ägypter sehen werden, so werden sie sagen: "Dies ist seine Frau" und werden mich töten und dich am Leben lassen. Sage bitte, du seiest meine Schwester." So fängt auch das Leben Abrahams an, lauter Berechnung zu werden, sobald es sich unabhängig macht von der göttlichen Offenbarung.