"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

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Sonja
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"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Seid aber Täter des Wortes und nicht Hörer allein, dadurch ihr euch selbst betrüget.
Jak. 1,22


Das Wort Gottes aus den Händen schlagen, o, wie gerne tut das der Teufel! Da muss das Wort Gottes aus den Schulen hinweg, aus den Haushaltungen hinweg; es soll nicht mehr gelesen werden beim Frühstück oder nachmittags oder in der Abendstunde, sondern es wird der Krieg ins Haus geworfen. Im Herzen kommt allerlei Zweifel und Gleichgültigkeit gegen Gottes Wort auf: es ist mir zu schwer, ich verstehe es nicht, es ist mir zu dunkel. Es kommt die Lust auf zu allerlei andern Schriften und Büchern anstatt des Wortes Gottes. Man geht in die Kirche, man kommt zur Predigt, da erfüllt denn der Teufel die Phantasie mit allerlei äußerlichen Dingen, so dass man von der Predigt nicht die Anwendung auf sich selbst macht. Gott sei zwar gepriesen für seine Gnade und Barmherzigkeit, dass sein Wort solcher List, den Menschen zu betören, zu stark ist! Aber nochmals: wer demütigt sich in Wahrheit unter dieses Wort? Wer wendet es in Wahrheit auf sich selbst an, dass er nicht sei ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter desselben? In wessen Herzen lebt das aufrichtige Verlangen, dem wahrhaftigen Gott allein anzugehören? Es sieht heutzutage so aus, als ob die lebendige Predigt seines Wortes verstummen müsste. Darum ist es eine große Barmherzigkeit, dass Gott solche Zeugen erweckt, welche aus eigener Erfahrung von der tiefsten Verderbnis andern das eine, was Not tut, predigen, nämlich: das Blut Jesu Christi, und darinnen die Heiligkeit.

Gib dem Samen einen Acker,
der die Frucht nicht schuldig bleibt;
mache mir die Augen wacker,
und was hier dein Finger schreibt,
präge meinem Herzen ein,
lass den Zweifel ferne sein.
Amen

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Sonja
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Also auch der Glaube, wenn er nicht Werke hat, ist er tot an ihm selber.
Jak. 2,17

Es bleibt eine ewige Wahrheit, dass der Glaube, wenn er keine Werke hat, an ihm selber tot ist; denn ich wüsste wahrlich nicht, was das für ein Glaube wäre, welcher, wo die Güter dieser Welt zur Hand sind, dem armen Bruder oder der armen Schwester sagen könnte: Gott berate euch, wärmet euch, sättigt euch, ohne ihnen zu geben, was des Leibes Notdurft ist. Es bleibt eine ewige Wahrheit, welche der Apostel Jakobus ausgesprochen, dass der Mensch aus Werken gerecht wird, und gewiss nicht aus dem Glauben allein. Man fühlt es den Worten des Apostel Jakobus ab, dass das unter den Christen um sich greifende Geschwätz vom Glauben nicht im entferntesten der Glaube ist, wie die Apostel denselben gepredigt. Aber darum macht der Glaube die Werke nicht, sondern der Glaube ist Werk, das ist: der Glaube ist das einzige Werk, welches Gott gefällt, und schließt jedes andere Werk, schließt alles, was der Mensch in seiner Hand haben will, aus; denn der Glaube ist ein Hinschwinden vor Gott, ein Anerkennen, dass gar nichts mit unsrer Macht getan ist, sondern dass alles lediglich bei Gott und in seiner Macht und Wahrheit beruht; der Glaube ist also ein Sich-unterwerfen dem Worte, einem jeglichen Worte, das aus dem Munde Gottes geht; und wie dieses Wort, diese Gnade einen bei allem Versinken festhält, so tut auch dieses Wort, diese Gnade das Werk, das sie getan haben will.

Die Werk' kommen gewisslich her
aus einem rechten Glauben,
denn das nicht rechter Glaube wär,
wolltst ihn der Werk berauben.
Doch macht allein der Glaub' gerecht,
die Werke sind des Nächsten Knecht,
dran wir den Glauben merken.
Amen

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Ist nicht Abraham, unser Vater, durch die Werke gerecht geworden, da er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte?
Jak. 2,21


Die Vernunft sagt: Das ganze Ereignis auf Moria ist ein Glaubensstück, da sehen wir den großen Glauben Abrahams; der Apostel Jakobus aber sagt: Das ganze Ereignis auf Moria ist ein Stück der Werke. Und ich sehe auch nicht anders, denn es heißt hier nicht: darum, dass du geglaubt hast, sondern: darum, dass du getan hast; darum, dass du meiner Stimme gehorcht hast. Und hinwiederum ist hier von einem Tun, von einem Gehorsam, von Werken, wie sie das Fleisch will, gar nicht die Rede, vielmehr ist es durchaus ein Glaubensstück, aber eines Glaubens, wie ihn das Fleisch nicht will. Den Glauben meine ich, welchen ich ausspreche in diesem Satze: Willst du das Gesetz tun, so tust du es nicht; du tust es aber eben dann, wenn du das Gesetz nicht tust. Das ganze Ereignis auf Moria hat mit dem Gesetz, d. i. mit dem Tue-das als mit Werken eines Gesetzes nichts zu schaffen, Gott hat in seinem Gesetz gesagt: Du sollst nicht töten; demnach war die Tat Abrahams, Gott seinen Erstgeborenren opfern zu wollen, eine Sünde, ja sie war ein Gräuel vor diesem Gesetz. Und mochte Abraham auch mit Recht sagen können: Gott hat's befohlen, so bleibt es doch stehen: Du sollst nicht töten, und: Wer Menschenblut vergießt, des Blut soll wieder vergossen werden. Nicht zu gedenken, dass ein Menschenopfer zu den Gräueln der Heiden gehörte, welche Gott selbst dem Abraham als Gräuel aufgedeckt hatte, nachdem er ihn wiedergeboren. Wie mag nun der Apostel Jakobus eine solche Tat als ein gutes Werk loben?

Befiehl dem Herrn, – sieh' er will für dich sorgen, –
stets deinen Weg und trau auf ihn allein!
Er macht es wohl, ist gleich sein Weg verborgen,
und siehst du nicht den frohen Ausweg ein.
Er führt dein Recht hervor, wie Licht am Morgen,
dein Unschuld strahlet bald wie Mittagsschein.
Amen

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Beitrag von Sonja »

Ist nicht Abraham, unser Vater, durch die Werke gerecht geworden, da er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte?
Jak. 2,21


War diese Tat Abrahams nicht eine gräuliche Sünde? Darauf ist zu antworten: Diese Werke und diese Tat waren wie der Mann. Der Mann war nach dem Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu; nach diesem Gesetz war auch seine Tat, nach diesem Gesetz waren auch seine Werke. Was bezweckte die Versuchung, womit Gott Abraham versuchte? Es sollte vor Himmel und Hölle offenbar werden, dass Abraham ein solcher sei, der mit seinem Schiff auf dem Ozean der freien Gnade trieb; ein Mann, der durchschaute in das vollkommene Gesetz der Freiheit und auch dabei beharrte; ein Mann, der seine Vernunft und seine Vorstellungen dem Gehorsam Christi unterwarf; ein Mann, der seinen eigenen Willen, seine eigene Weisheit und Gottesfurcht, seine Ehre vor den Menschen, seine Gerechtigkeit und Heiligung und alles, selbst seinen Christum Gott in die Hände gab. Er sollte offenbar werden als ein Mann, der gar kein Leben mehr fand in eigner Hand, der auf nichts mehr rechnete, als auf dies Eine: Auch aus Toten zu erwecken ist dieser Gott mächtig. – Abraham wäre zu fromm dazu gewesen, seinen Sohn zu opfern, hätte das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu nicht schon längst ihn hoch über das Gesetz der Werke hinweggesetzt. Und so war, es bei Abraham ein Glaube, der die Werke hat, ein lebendiger Glaube. Es war Glaube, es war Werk, wogegen am Ende kein Gesetz der Werke etwas einwenden konnte. Wie seine Tat auch gegen das Gesetz anzugehen schien, so entsprach sie völlig und durchaus dem ersten und vornehmsten Gebot: Gott über alle Dinge zu ehren, zu fürchten und zu lieben, und die ganze Seligkeit als ein Gottloser zu erwarten von dem, der mächtig ist, auch aus Toten zu erwecken.

Allmächt'ger Gott, ach leit' und schütze mich!
Denn ich vertrau' auf dich in Todesnöten.
O Herr, mein Gott, so nannt' und nenn' ich dich,
du bist es noch, du kannst, du musst mich retten.
Mein höchstes Gut, dir ist nichts zu vergleichen!
Was kann, o Herr, an deine Hoheit reichen?
Amen

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Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn.
Gal. 4,30


Aus dieser Geschichte (vergl. 1. Mose 21) ergibt es sich, dass der Apostel unter „Magd“ unsere verkehrte Gesinnung in Betreff des Gesetzes Gottes will verstanden haben, und unter ihrem Sohn die Frucht, welche aus solcher Gesinnung hervorkommt. Mit andern Worten: Die Magd bedeutet das Gesetz, und ihr Sohn die Werke des Gesetzes; nicht das Gesetz an und für sich, auch nicht die Werke des Gesetzes an und für sich, sondern das Gesetz und dessen Werke in Verbindung mit unserer Gesinnung gegenüber dem Gesetze.

Wenn Abraham und Sara, da sie die Verheißung empfangen hatten, so gedacht hätten: Der Herr, der Himmel und Erde gemacht, hat solches verheißen, deshalb wird es kommen, obschon die völlige Unfruchtbarkeit und Untüchtigkeit vorhanden ist; ja, es ist da, denn der Herr hat es gesagt, deshalb lassen wir die Hände davon und warten ab und überlassen es ihm, der Himmel und Erde gemacht hat, – so wäre es gut gewesen. Sobald Abraham sich von seiner Frau, wie Adam von Eva, zu der Lehre bringen ließ: Gott hat es verheißen, so haben wir denn das liebe Evangelium, und nun muss es kommen, was darin verheißen ist. Aber wir sehen es noch nicht; weil es nun aber doch einmal da sein muss, so müssen wir es eben selbst fertigbringen, nun da war es gar kein Evangelium, gar keine Verheißung mehr. Da war für ihn auch in der ganzen Verheißung nichts Liebliches mehr, sondern es war alles Verdruss, Not, Pein und Angst, Ungewitter und Dunkelheit, ein stetes Müssen und Sollen, wovon der Friede fern blieb.

Und ob es währt bis in die Nacht
und wieder an den Morgen,
doch soll mein Herz an Gottes Macht
verzweifeln nicht noch sorgen.
So tu Israel rechter Art,
der aus dem Geist erzeuget ward,
und seines Gott's erharre.
Amen

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Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn.
Gal. 4,30


Diese Predigt gefiel dem Abraham sehr übel. Abrahams Geschichte ist auch unsere Geschichte. Ich will dir nun sagen, warum man die Magd nicht gern ausstößt; man tut es darum so ungern, weil es heißt: Mit ihrem Sohn. Die Magd hätte Abraham vielleicht wohl noch fortschicken wollen, aber seinen Ismael, seinen Gotthatgehört wollte er nicht gern aus dem Hause stoßen; das war ja eine Frucht seines eigenen Leibes. Ans Gesetz würden wir uns auch wenig kehren, und alle, welche Eiferer für das Gesetz sind, auch gesetzlich heißen, sind im Grunde nicht gesetzlich; wären sie es nur, es wäre ihnen bald geholfen. Sie fragen auch im Grunde gar nicht nach Gottes Gesetz, sondern drehen es wie eine wächserne Nase, je nachdem sie gehen wollen, ein jeglicher nach seinem Kopf. Aber dass wir den Sohn der Magd, die Werke des Gesetzes auszustoßen haben, eben das gefällt uns so übel; denn die Werke des Gesetzes sind dem Anschein nach lauter fromme, tugendhafte und gottselige Werke, woran ein Mensch sich weiden kann. Und wer liebte es nicht wie seine eigene Seele, was er selbst geschaffen?

Dies vermeinte geistliche Wesen, was der Mensch so gerne hat, was er sich mit Tränen und Bußkämpfen von allerlei Art so gern verkaufen möchte, und was man sich unter dem Namen von Heiligkeit oder unter dem Namen von verborgenem Leben mit Christo anpreist, eben das ist es, wovon die Schrift sagt: Stoße es hinaus.

Nicht möglich war, dieselbig Art
aus eignen Kräften lassen,
wiewohl es oft versuchet ward,
noch mehrt sich Sünd' ohn' Maßen;
denn Gleißners Werk Gott hoch verdammt,
und je dem Fleisch der Sünde Schand
allzeit war angeboren.
Amen

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Stoß die Magd hinaus mit ihrem Sohn.
Gal. 4,30


Die Verheißung lautet: Ich bin es, und ich will es tun, so wahr als ich lebe. Darum wollt ihr Ruhe und Frieden haben, so stoßet hinaus Gesetz, Befehle, Frömmigkeit, Heiligkeit, und was ihr habt oder nicht habt, seid oder nicht seid. Denn weder heute noch auf unserem Sterbebette können wir damit kommen, dass wir sagen: Ich war fromm, darum lass mich hinein; ich bin deinem Gesetze nachgekommen, darum mache mich selig; du hast mich bekehrt, darum muss ich hinein. Das alles gilt nicht, sondern das gibt Ruhe und Frieden im heiligen Geist, auch Freude, Vorgeschmack und Gewissheit ewiger Seligkeit, wo es heißt: Ob ich blind bin oder ob ich sehe, ob ich ein Sünder bin oder ein Heiliger, ob ein Verkehrter oder ein Bekehrter, ob ein Wiedergeborner oder Verlorener, ob ich Vergebung der Sünden habe oder voller Sünden stecke, darnach kann ich nicht fragen. Ist es gut, da hast du es; taugt es nicht, da hast du es auch. Ich bin ein armer Mensch, schwach und ein Sünder, es wohnt in mir kein Gutes. Du, Herr Christe, bist es allein, so wie du mir vom Vater geschenkt bist; das weiß ich im heiligen Geiste. Ich vermag es nicht einmal, meinen Geist aufzugeben in deine Hände, aber weil du es allein bist, so tue du es und habe mich auch von diesem Tode errettet. Hinaus mit allem übrigen, auf dass ich als Erbe hineinkomme zu meinem treuen Gott und Heiland, dessen allein die Seligkeit ist, der auch allein Wunder tut. Ihn will ich loben. Sein Name allein sei erhöht.

Darum auf Gott will hoffen ich,
auf mein Verdienst nicht bauen;
auf ihn mein Herz soll lassen sich
und seiner Güte trauen,
die mir zusagt sein wertes Wort;
das ist mein Trost und treuer Hort,
des will ich allzeit harren.
Amen

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Und Hagar hieß den Namen des Herrn, der mit ihr redete: Du Gott siehest mich.
1. Mose 16,13


Sind nun Sarai und Abram und Hagar wohl vollkommen genesen von ihren Wunden, und auch genesen von ihren Verkehrtheiten, auch von ihrer Geneigtheit, um des Heil in den Werken des Gesetzes zu suchen? Haben sie nun wohl nie mehr an der Verheißung Gottes gezweifelt durch Unglauben, als ob ihm etwas unmöglich wäre? Ach, wir wissen wohl, dass Hagar zurückgekehrt ist und sich gedemütigt hat, denn Gott der Herr hat sie bekehrt; und wenn wahrhaftige Bekehrung da ist, dann ist auch Demut da, so dass man das Wort des Herrn zu Herzen nimmt und sich vor seinem Wort fürchtet; aber doch bleiben die alten Tücken und Rücken. So lange der Mensch lebt, hat er mit seiner verderbten Art zu streiten. Das soll man ja festhalten, damit man nicht von sich selbst denke: „Ja, von nun an will ich aufpassen und Gottes Wort nicht mehr in Zweifel ziehen; von nun an will ich mich demütig halten.“ Du kannst es nicht, aber die Gnade bringt es uns bei, dass wir, auf den Armen dieser Gnade getragen, von dieser Gnade allein alles erwarten. Der Herr öffne uns die Augen, um zu erkennen, was wir mit all unserm Werk zustande bringen, damit wir gänzlich von dem Gesetz Abstand nehmen, als könnten wir mit dem Gesetz in der Hand das Heil darstellen, und also zu dem Gesetz sagen: „Was du von mir forderst, kann ich nicht bringen; ich bin tot und unfruchtbar, und mit allen meinen Wegen und Mitteln richte ich nur Herzeleid und Elend an; nur Einer ist, der mir helfen kann; ich hoffe auf ihn, ob es auch mit aller Hoffnung aus zu sein scheint.“

Ach, was bin ich, mein Erlöser!
Täglich böser find ich meiner Seele Stand.
Drum, mein Helfer, nicht verweile,
Jesu, eile, reiche mir die Gnadenhand.
Amen

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Beitrag von Sonja »

Da nun die Knaben groß wurden, ward Esau ein Jäger und streifte auf dem Feld, Jakob aber ein sanfter Mann und blieb in den Hütten.
1. Mose 25,27


Jeder Stand ist vor Gott heilig. Gott hat allerlei Stände in diesem Leben eingesetzt, den Stand der Obrigkeit und den Stand der Untertanen. Er hat in seiner Weisheit auch dafür gesorgt, dass allerlei Stand und Beruf da sei, so dass einer dem andern dienen kann. Man kann sich nichts denken, was für dieses Leben nötig wäre, oder man findet jemand, der diesem Bedürfnis abhilft. Es wird keiner ein Schuster oder ein Schreiner oder Schmied oder Kontorist von sich selbst, es wird keiner ein reicher Fabrikant von sich selbst. Alles hängt ab von einem, der in seiner Weisheit alles bestimmt und leitet, so dass, wenn wir lesen, dass die Knaben das und das wurden, wir nicht vergessen sollen: Einer hat sie das werden lassen. Das gibt auch Mut, um in seinem Beruf, Haus und Hausstand in allen, auch in den geringsten Dingen bei Gott anzuhalten um seinen heiligen Geist, den Gott nicht allein den Propheten gab, sondern auch den Künstlern in allerlei Werk am Bau des Tempels und der Stiftshütte. Ein jeder soll also wissen, dass vor Gott ein jeder Stand ehrlich ist, wenn er in Gottesfurcht getrieben wird; und eben darum soll er anhalten um den heiligen Geist, damit er ausharre in dem von Geist ihm angewiesenen Beruf. Man werde also nicht gleich mutlos, wenn es nicht alsbald geht, wie man es gern haben möchte, und hüpfe nicht von einem Zweig zum andern, sondern halte bei Gott um Gnade an. Ist es auch sechsmal schon misslungen, so gelingt es wohl das siebente Mal.

Jehova selber schützet dich,
er steht in deinem Stand
an deiner rechten Hand,
beschattet dich so gnädiglich,
dass dich bei Nacht und Tage
nicht Frost noch Hitze plage.
Amen

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Beitrag von Sonja »

Isaak hatte Esau lieb und aß gern von seinem Weidwerk; Rebekka aber hatte Jakob lieb.
1. Mose 25,28


Der Herr Gott macht es mit den Menschen nach seinem Wohlgefallen. Er lässt den Isaak in seiner Verkehrtheit, bis dieser es mit dem ganzen Hause, Weib, Kind und allem auf die Spitze treibt, und der Teufel mit der ganzen Geschichte würde davon gefahren sein, auf dass Isaak endlich zusammenbreche und spreche: Herr Jesu Christe, um eines Wildbretes willen würde ich den ganzen Segen deines Bundes drangegeben haben! Du aber gibst mir deinen Leib und dein Blut, und das ist mein Leben. Isaak und Rebekka haben im Verlauf dieser Geschichte auch wohl manchmal miteinander gezankt. Das könnt ihr euch wohl denken. Wenn durch Gottes Hand Mann und Weib zusammengekommen sind, dann wirft sich ganz gewiss auch der Teufel dazwischen, der an nichts so sehr rüttelt als an dem heiligen Ehestande. Es musste Rebekka den Isaak, ihren Mann, oft strafen; denn ihr müsst nicht denken, dass sie immer nur so still ihre Hoffnung auf den Herrn gesetzt und ihrem Manne nichts gesagt habe. Das ist nicht die Treue des Weibes. Ein treues Weib warnt den Mann, wenn sie etwas sieht, was den Mann ins Verderben bringen kann, sie geht in solchem Stücke nicht mit dem Manne mit. So Rebekka auch nicht, sie hielt es ihrem Manne vor. Das geht aber nicht immer ohne Sünde ab. Sie wird auch wohl oft heftig geworden sein. Das geht einmal nicht anders; denn der Mensch ist nicht ein Engel. Die übrig gebliebenen Schwachheiten sind auch der Rebekka eigen gewesen, so dass es wohl mal den Schein gehabt hat, als wolle sie über den Mann herrschen. Aber sie hat im Gedächtnis behalten, was Gott einmal gesagt hatte: Der Größere wird dem Kleineren dienen, und Gottes Wort sollte stehen bleiben.

Jehova! Grund und Leben aller Dinge,
du bist fürwahr ein unzugänglich Licht!
Gib, dass im Licht mein Wandel mir gelinge;
ach, führe mich mit deinem Angesicht.
Amen

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Beitrag von Sonja »

Denn der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.
2. Kor. 3,17

Das ist die Freiheit, von welcher der Apostel schreibt, dass sie da ist, wo der Geist des Herrn ist, nämlich dass wir durch Christum Vertrauen zu Gott haben. Da lässt man sich durch den Buchstaben nicht einsperren mit allerlei Art Bedenken: Wird der Herr dieses wohl gut heißen, jenes wohl gut heißen. Da achtet man nicht auf Vogelgeschrei: Womit soll ich Gott versöhnen, oder wird er nicht sauer dazu sehen, wenn ich dieses und jenes nicht tue? Sondern da ist ein freudiges, munteres Vertrauen zu Gott, dass man an ihm durch Christum einen gnädigen Gott und liebenden Vater hat, der es uns reichlich wird zufließen lassen, was uns Not tut, und es uns auch durch den Geist Christi lehren wird, wie wir zu wandeln, was wir zu tun und was wir zu unterlassen haben. So ist denn eine freie Bewegung da, fortwährend nach Christo hin, und nicht nach dem Fleisch hin, noch nach dem Willen des Fleisches. – Man wird des guten Mutes: Mein Ausgang und mein Eingang, mein Sitzen, mein Liegen, mein Denken, mein Handeln ist dem Herrn angenehm. Ich frage nicht darnach, was ich bin, denke oder tue, ich frage nach meinem Herrn und suche sein Angesicht; dieses wird mich leiten. Ich kann auch darnach nicht fragen, ob ich es mit meinem Verstand gut oder böse heiße. Sein Zweck mit mir ist Gerechtigkeit und Seligkeit, die Ehre seines Namens und mein ewiges Glück. Und da ich ihn habe, wer will verdammen?

Nun weiß und glaub' ich feste,
ich rühm's auch ohne Scheu,
dass Gott, der Höchst' und Beste,
mein Freund und Vater sei,
und dass in allen Fällen
er mir zur Rechten steh
und dämpfe Sturm und Wellen
und was mir bringet Weh.
Amen

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Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen.
Gal. 5,16


Der Apostel will sagen, dass, wenn es uns darum zu tun ist, die Begierde des Fleisches nicht zu vollbringen, wie wir denn auch dieselbe nicht vollbringen dürfen, wir nicht unsern Handel und Wandel einzurichten noch einherzugehen haben nach unserm Verständnis, welches wir vor dem Buchstaben des Gesetzes zu haben meinen, sondern nach der Meinung des Gesetzgebers. Diese Meinung nun nennt der Apostel nicht ohne Ursache Geist. Dieser lehrt uns aber das Gesetz ganz anders und viel herrlicher verstehen.

Christus lehrt uns also: Das Ding ist für dich zu hoch und zu mächtig, lass es stehen, gib dich damit nicht ab, denn du liegst im Tode; aber ich habe es alles für dich erfüllt und dargestellt und habe dir eine ewige Gnade bereitet. Darum gebe ich dir meinen Geist und Frieden, auf dass du unverrückt auf mich schauest. Glaube an mich, so wirst du erfahren, dass es alles in dir erfüllt wird, was das Gesetz rechtens von dir zu fordern hat; es wird dir an nichts fehlen, und du wirst nicht straucheln; du kannst mir das alles ruhig überlassen; halte dich daran, dass du Gnade gefunden hast vor Gott, und dass du meines Vaters Kind bist; auch bist du mein Bruder. Denke nicht an Zorn oder Gericht, weil dir fortwährend so vieles abgeht, was du meinst haben zu müssen; lass mich dir alles sein, und lass dir an meiner Gnade genügen; meine Macht wird in Schwachheit vollbracht. Ich will dich wohl schön ausstatten, dass du untadelig wirst erfunden sein am Tage der Gnade, da ich mit dir werde verklärt werden. Schreie du Abba – Vater, in welcher Not der Sünde und des Gesetzes du dich auch befinden mögest, und lass dich an der Gewissheit nicht irre machen, dass ich ganz und gar die Sorge für dich auf mich genommen habe; denn ich lebe, und du sollst auch leben.

Stern, auf den ich schaue,
Fels, auf dem ich steh,
Führer, dem ich traue,
Stab, an dem ich geh,
Brot, von dem ich lebe,
Quell, an dem ich ruh,
Ziel, das ich erstrebe:
alles, Herr, bist du!
Amen

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Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen.
Gal. 5,16


Fragt ihr: Aber wo soll ich denn mit meiner Sünde hin, deren Wut ich in meinen Gliedern so manchmal gewahr werde? so antwortete ich: Eben diese Sünde diene euch zum Beweise, wie Not es uns tut, dass wir ja nicht das Gesetz neben dem Glauben beibehalten oder hinzunehmen; denn eben mit solcher Not bezweckt das Fleisch es, dass wir den Glauben fahren lassen. Es tut um so mehr Not, bei der Gnade zu beharren, je mehr wir gewahr werden, was und wie wir sind; und das ist die Gnade Christi, dass wir nicht als gottesfürchtige Menschen, sondern wiewohl Gottlose, wiewohl sündige Menschen dennoch erfunden werden als solche, die in Gottes Geboten gewandelt und nach seinen Gesetzen getan haben. Dass dieses aber wahrlich durch uns geschehen sei, das zu bewirken vermag die Gnade allein; das ist allein Sache des heiligen Geistes, der uns leitet, und ja nicht unsere Sache. Darum wer Gottes Willen getan und seine Gebote gehalten haben will, indem er wohl fühlt, dass solches geschehen sein muss, der lerne von seiner Sünde, wie solches ihm ein unmögliches Ding ist, und halte fest an der Gnade; er bleibe im Glauben Christi, er wandle im Geist, trotz aller seiner Sünde, so wird er erfahren, wie fein der heilige Geist zu leiten versteht in Heiligkeit und Wahrheit, in allen Geboten Gottes und in seinem Willen, mitten durch Sünden, Not und Elend hindurch. Denn durch solche Klippen und durch ein solches Feuer muss es hindurchgehen, und haben wir dabei von dem Wege so wenig Begriff, dass Fleisch für Heiligkeit hält, was nach Geist Sünde ist, und was nach Geist Heiligkeit ist, davor graut dem frommen Fleische. Darum sei der Herr gelobt, dass er uns seinen Geist und Gnade erworben hat, dass wir ohne unser Zutun seiner Heiligkeit teilhaftig werden, wie er uns denn ganz ohne unser Zutun selig gemacht hat.

Auf Gnade darf man trauen,
man traut ihr ohne Reu;
und wenn uns je will grauen,
so bleibt’s, der Herr ist treu.
Amen

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Erfüllet mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum geschehen in euch, zur Ehre und Lob Gottes.
Phil. 1,11


Es muss euch auffallend sein, dass vornehmlich in den apostolischen Briefen es den Anschein hat, als werde darin die volle Gnade vorgehalten und ein Menschenkind ganz vom Gesetze abgebracht, und als werde dann wiederum so hart gehalten auf allerlei, was gleichsam zu dem Gesetz zurückzuführen scheint, oder auf allerlei, wodurch alle Verheißung wiederum an Bedingungen geknüpft wird, so dass man fortwährend gleichsam von der einen Stelle, auf welche man sich als auf ein teures evangelisches Wort hatte stützen können, zurückgeworfen wird auf eine andere Stelle, in welcher von uns gefordert wird, was wir doch nicht leisten können. Wir finden dieses nicht allein in den apostolischen Briefen und in der ganzen heiligen Schrift, sondern so liegt es auch bei einem jeglichen, der den Geist Christi hat. Der natürliche Mensch, wenn er auch den Namen hat, dass er wiedergeboren ist und sich selbst auch damit schmeichelt, kann nie klug daraus werden. Ein jeglicher, der das Leben hat, welches aus Gott ist, kommt mit der Gnade, wo der natürliche Mensch mit Gesetz kommt, und kommt mit Gesetz, wo der natürliche Mensch die Gnade behaupten will. Darum wird alles, was aus Geist geboren ist, bei allem, was Fleisch ist, bald als ein Gesetzbestreiter, bald als ein Vollkommenheitstreiber erscheinen. Wer aber belehrt sein will, der soll es wissen, dass es den Aposteln und Propheten und allen, die das Zeugnis Jesu Christi bezeugt haben, um das Gesetz ihres Gottes zu tun gewesen ist, und so geht es jedem, der aus Gott geboren ist, noch jetzt um Gottes Gesetz, dass dasselbe bewahrt und erfüllt sei.

Wie hab' ich dein Gesetz so lieb, o Herr!
Den ganzen Tag ist's meine Seelenspeise.
Weiser als meine Feinde,
hast du mich durch dein Gebot gemacht.
Ja, dein Gebot erleuchtet täglich mehr;
es bleibt mein Schatz auf meiner Pilgerreise.
Amen

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Erfüllet mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum geschehen in euch, zur Ehre und Lob Gottes.
Phil. 1,11


Allein der wahre Gläubige kann Werke hervorbringen. Dieser Satz scheint in Widerspruch mit manchem Wort der Schrift zu sein, wonach er es nicht kann. Es ist hier aber von einem Können die Rede, wie solches bezeugt wird zum Troste aller Aufrichtigen, die, ihres eigenen Unvermögens völlig bewusst, sich als Unfruchtbare anklagen, auch sich ungeheuchelt für Unfruchtbare halten, darum weil sie nicht sehen, dass sie etwas zustande bringen. Wie gerne möchten sie tun, was Gott will, aber sie rufen: Ach könnte ich nur, aber ich kann nicht. Eben in der Anerkennung ihrer Machtlosigkeit liegt ihre Macht, dass sie alles können, was sie nur wollen.

In dem Bekenntnis: Elender Mensch ich, liegt die Kraft, liegt das Können; denn hier ist ein Wegwerfen seiner selbst da, eine wahrhaftige Verdammung des eigenen Ich und alles dessen, was dem Worte Gottes entgegen ist. Da ist deshalb ein Klagen und Schreien zu Gott, und eben da kann man, obschon man nichts kann. Der Herr sagt zu dem Vater, der bei ihm um Genesung seines Kindes anhielt: Wenn du glauben kannst, wird es geschehen; alle Dinge sind möglich dem Glaubenden. Darauf antwortete der Vater in solcher Not, da er von Können hörte und wohl fühlte, dass er nicht glauben konnte: Ich glaube, Herr, komm meinem Unglauben zur Hilfe. Darum kann allein der wahre Gläubige Werke hervorbringen, die in Gott getan sind. Das kann ein anderer, der um Lohn dient, ihm nicht nachmachen.

In allen meinen Taten
lass ich den höchsten raten,
der alles kann und hat;
er muss zu allen Dingen,
soll's anders wohl gelingen,
uns selber geben Rat und Tat.
Amen

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