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"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 03.09.2013 08:36
von Sonja
Erfüllet mit Früchten der Gerechtigkeit, die durch Jesum Christum geschehen in euch, zur Ehre und Lob Gottes.
Phil. 1,11
Ich wiederhole es, dass der wahre Gläubige alle Werke hat; denn so steht hier geschrieben: Erfüllt mit Früchten der Gerechtigkeit. Was mit etwas erfüllt ist, hat keinen Mangel an irgend etwas, sondern ihm ist alles zur Hand; und so ist es auch bei dem wahren Gläubigen. Bei ihm wird man alles im Überfluss finden, die volle Krone der sogenannten acht christlichen Haupttugenden, welche man 2. Petr. 1 verzeichnet findet. Er kann es den Teufeln und den falschen Brüdern nicht gewonnen geben, dass Gott nicht ein Wahrmacher seines Wortes bei ihm sein würde. Diesen Glauben gibt er nie dran. Mit einem stählernen Mut hält er sich an seinen Gott, wenn Gott ihn auch im Stich zu lassen scheint, und er hält fest an seiner Frömmigkeit, auch wenn alle Teufel ihm zurufen: Segne Gott und stirb. Er beharrt bei Gottes Verheißungen, selbst wenn Gott ihn töten würde; er würde ein von Christo Verbannter sein und sich in die Hölle werfen lassen können, um wenigstens noch etliche der Verlorenen zu retten.
Erfüllt mit Früchten steht der wahre Gläubige da, lauter und unanstößig auf den Tag Christi, und es sind eitel Früchte der Gerechtigkeit, womit er erfüllt ist. Ja, das ist es eben. Gerechtigkeit ist die Wurzel, woraus alles hervorgeht, hervorgehen muss, und wie die Pflanze auch zertreten wird, gewiss auch hervorblüht.
Ein Baum, am Bach gepflanzt, strebt hoch empor,
bringt Blüt' und Frucht zur rechten Zeit hervor,
steht unentlaubt, mit hoher Pracht geschmücket,
dass sich an ihm der Wanderer erquicket.
So grünet der Gerechte jederzeit;
er lebt und wächst, und all sein Tun gedeiht.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 04.09.2013 08:25
von Sonja
Lasset uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.
1. Joh. 4,19
Es gibt Kennzeichen, woran die Kinder Gottes es wissen können, dass sie Gott lieben nach seinem Willen, d. i. dass Gottes Liebe in ihre Herzen ausgegossen ist. Die Kennzeichen sind, dass sie in dem Herzen einen steten Zug zu Gott hin haben oder gerne hätten; dass bei ihnen der Vorsatz ist, wirklich eher alle Kreaturen fahren zu lassen, denn im geringsten gegen Gottes Willen zu tun. So geht die Liebe in ihrem Herzen aus zu Gott und dem Herrn Jesu Christo. Da gibt es keine Ruhe, bis man Gott und den Herrn Jesum gefunden hat, mit ihm sich vereinigt findet im Glauben des Geistes, und es ist ein heißes und aufrichtiges Verlangen da, in allen Stücken nach seinem Willen zu sein, nach seinem Willen zu handeln und zu wandeln.
Es gibt auch Kennzeichen trauriger Art, woran die Kinder Gottes es wissen können, dass Gottes Liebe in ihnen ist, und diese sind: Klagen, Stöhnen, Weinen, ein Verlegen- und Bekümmertsein, weil sie nichts als Verkehrtheit und Feindschaft in ihrem Herzen entdecken, nichts als Liebe zur Sünde, zur Welt, zum Sichtbaren, und nicht einmal Verlangen nach Gott und seiner Liebe, sondern ein kaltes, träges, hartes, steinernes und von allerlei argen Überlegungen und sonstigen sündigen Gedanken erfülltes Herz. Und so müssen Gottes Kinder sich in allen Stücken vor Gottes Heiligkeit und unter sein heiliges Gesetz demütigen, und hinsichtlich der Liebe Gottes und des Nächsten zerknirscht und zerbrochen und in gründlicher Demut das alles von sich anerkennen, was Paulus Röm. 7 klagt. Denn dass sie deswegen so bekümmert sind, beweist, dass die Liebe Gottes in ihnen ist.
Gib mir nach dein'r Barmherzigkeit
den wahren Christenglauben,
auf dass ich deine Süßigkeit
mög' inniglich anschauen,
vor allen Dingen lieben dich
und meinen Nächsten gleich als mich.
Am letzten End' dein Hilf mir send,
damit behend
des Teufels List ich von mir wend.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 05.09.2013 08:50
von Sonja
. . . allen, die zu Rom sind, den Liebsten Gottes und berufenen Heiligen.
Röm. 1,7
Auserwählte Gottes, Heilige und Geliebte, so heißen wir, die wir auf den Herrn harren, so werden wir wiederholt in Gottes Wort angesprochen. Was sind das doch: Heilige? so wird mancher fragen. Ich fühle mich nicht heilig, ich bin unheilig, Gott allein ist heilig. Es gibt eine Zeit, wo die Heiligkeit Gottes für uns etwas zermalmendes hat, dass wir ausrufen: Wehe mir, ich komme um. Es folgt aber darauf eine Zeit, wo die Heiligkeit Gottes uns ermutigt und hebt. Es hängt alles davon ab, wie der Mensch zu Gott steht. So lange er mit seinen Augen auf Sünde, Tod und Elend sieht und die Feinde und Schuldforderer selbst aus dem Hause schaffen will und meint, das Wort der Gnade sei nicht groß genug, seine große Schuld zu decken, so lange hat die Heiligkeit Gottes etwas für ihn, das ihn nur um so mehr verlegen macht. Ist aber die Sonne des Wortes hinter ihm her aufgegangen, da sieht er alsbald die Heiligkeit Gottes in dem Licht dieser Sonne. Da ist ihm die Heiligkeit Gottes – Gottes Liebestrieb, den Menschen so darzustellen, dass die Sünde durch Gerechtigkeit von ihm genommen, das Elend in eine völlige Errettung umgewandelt ist. Es gibt wohl keinen Vater, der nicht für seinen Sohn, und keine Mutter, die nicht für ihre Tochter ein Sonntagskleid bereit hat, und je nachdem die Eltern Vermögen haben, ist es ihre Lust, dass ihre Kinder ihrem Stande gemäß gekleidet seien. Und der große Gott sollte für seine hilfsbedürftigen Geschöpfe kein Sonntagskleid bereitet und es ihnen nicht angezogen haben oder anziehen?
Wenn alles wankt, wankt doch dein Zeugnis nicht;
die Macht erfüllt, was deine Huld verspricht.
Drum sucht dein Volk, o Herr, das sich dir weiht,
hier seinen Schmuck in wahrer Heiligkeit.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 06.09.2013 09:02
von Sonja
. . . allen, die zu Rom sind, den Liebsten Gottes und berufenen Heiligen.
Röm. 1,7
Die Benennung Heilige hat etwas Süßes, Erhebendes und Tröstliches in sich, was man so von vornherein nicht drinnen suchen wird. Bei Heilige denkt man immer an sittliche Vollkommenheit, denke du aber dabei an die Liebe Gottes. Denn diejenigen, welche er heilig heißt, heißt er deswegen so, weil er sich derselben angenommen und sich zu ihnen bekannt hat und ihnen den Zuspruch seines Friedens zukommen lässt. Weil also sein Wort zu ihnen gekommen, deshalb sind sie heilig, und dafür halte du es, dem es um Heiligkeit geht, dass du heilig bist, weil das Wort zu dir gekommen ist. Denn das Wort belegt mit seiner Herrlichkeit. Diejenigen aber, welche das Wort mit seiner Herrlichkeit belegt, sind eben deshalb in den Augen Gottes heilig, weil sie an und für sich gar nicht sich helfen können, sondern ganz schwache Gefäße sind. Deshalb heißt es auch nicht: die Heiligen können sich selbst durchschlagen, sondern der Geist vertritt sie nachdem, was Gott gefällt. Heilige sind also solche Leute, welche der Gesundheit bedürfen und auch darnach von Herzensgrund sich sehnen. Es geht ihnen darum, dass sie vor Gott einhergehen, wie es Gott gefällt; sie sind aber eben deshalb manchmal darüber angefochten, dass es ihnen nicht so ergeht, wie es sein sollte. Es geht ihnen darum, dass ihr ganzes Sein nach Gott sei, das finden sie aber nicht; Gott aber tröstet sie mit seinem Geist und Wort.
Die Heiligen auf Enden schätz' ich hoch,
ich trage sie, die Herrlichen, im Herzen.
Doch sie, die ziehen an dem Götzenjoch,
die häufen, sich am Ende Schmerz auf Schmerzen.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 07.09.2013 07:56
von Sonja
Es geschah aber, da Petrus durchzog allenthalben, dass er auch zu den Heiligen kam, die zu Lydda wohnten.
Ap. Gesch. 9,32
Ewig ist Gottes Gnade, unermüdet und unerschöpflich ist sie. Dieser Strom lässt sich nicht aufhalten, er stürzt von Fels und Berg herab und tränkt Städte, Dörfer und Länder. Saulus ist in Sicherheit gebracht, und die Gemeinde hat eine Zeit lang Ruhe und Frieden, wird erfüllt mit dem Troste des heiligen Geistes und wandelt in der Furcht des Herrn. Die Apostel gehen indessen von Ort zu Ort, um das Wort auszusäen, um den lebendigen Samen unter die Toten zu streuen, auf dass sie lebendig werden. Auf diese Weise kommt Petrus nach Lydda. Daselbst waren Gläubige und Bekehrte; sie heißen Heilige, und so heißen sie auch sonst noch oft in der Apostelgeschichte und in den Psalmen. Es sind Heilige des Herrn Jesu, sie sind nicht in sich selbst heilig. Luther sagte einmal zu seiner Hausfrau: Käthe, bist du heilig? worauf sie antwortete: Ich, Herr Doktor, wie sollte ich heilig sein? Er wiederholte seine Frage: Bist du heilig? und sie entgegnete: Nun ja denn, in Christo Jesu! Er darauf: Was tue ich mit deinem Zusatz; wir sollen es wagen, frischweg zu sagen: Ich bin heilig. So lesen wir hier auch nicht: Heilige in Christo Jesu, sondern einfach: Er kam zu den Heiligen. Christus Jesus hatte sie abgesondert von der ganzen Welt, er hatte sie auserkoren zum ewigen Leben und sie begabt mit dem Glauben und heiligen Geist. Wenn nun der heilige Geist die Gläubigen Heilige nennt, so sieht er nicht auf die Menschen an sich, sondern auf ihr Haupt, den Herzog ihrer Seligkeit, auf ihren Durchbrecher, welcher zu dem Vater gesagt hat: Ich habe die Herrlichkeit ihnen gegeben, die du mir gegeben hast.
Aus Gnaden weiß ich auch davon;
ich bin ein Teil an deinem Lohn:
so elend, als man's kaum erblickt,
so herrlich, dass der Feind erschrickt;
so gottlos, dass wohl alle besser sind,
und so gerecht als du, des Vaters Kind.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 08.09.2013 10:47
von Sonja
Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist. So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters.
1. Joh. 2,15
Ich schätze diejenigen glücklich, die nicht zu fromm sind, um von sich zu glauben, zu bekennen, dass sie die Welt, und was in der Welt ist, lieb haben; die aber, es sei ehrfurchtsvoll, es sei mit Zittern und Zagen, vor den Worten des heiligen Geistes stehen bleiben und darüber nicht hinweg können, wenn sie auch wollten, und nicht hinweg wollen, wenn sie auch könnten, vor den Worten nämlich: Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist.
Es scheint darin ein Widerspruch zu liegen, dass Gläubigen gesagt wird: Habt nicht lieb die Welt; dass sie also die Welt lieben, und dass die Liebe des Vaters deshalb nicht in ihnen sein sollte, wo es doch heißt: Ihr kennt den, der von Anfang ist; ihr seid stark; ihr habt den Bösewicht überwunden. Wenn wir aber vor den Worten wegsinken: Habt nicht lieb die Welt, so werden wir selbst wohl eingestehen, dass, wenn die Liebe der Welt in uns ist, die Liebe des Vaters nicht in uns ist; – und es werden uns solche Worte einen heiligen Schrecken einjagen, so dass wir die Liebe zur Welt drangeben und dieses erwählen, dass die Liebe des Vaters in uns sei. Da wird uns eine Drohung zu einer Verheißung und zu einem festen Trost: Wenn ihr die Welt, und was in der Welt ist, nicht lieb habt, so ist die Liebe des Vaters in euch.
Ach, unselig ist zu nennen,
wer die Lust der Erden liebt,
dessen Herz nicht mag erkennen,
was sie uns für Güter gibt.
Stückwerk, eitles, armes Wesen
ist es, was die Welt erlesen.
Alles und in allem bist
du mir nur Herr Jesu Christ.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 09.09.2013 06:03
von Sonja
Jaget nach dem Frieden gegen jedermann und der Heiligung, ohne welche wird niemand den Herrn sehen.
Hebr. 12,14
Es gibt eine Heiligung, wobei man den Herrn nicht sehen wird; denn dieses ist unwidersprechlich, wenn wir achthaben auf des Apostels Worte: Jaget d e r Heiligung nach, ohne welche niemand den Herrn sehen wird. Die Folgen einer solchen Heiligung sind die Strafen der Hurerei, denn auf eine solche geistliche Hurerei folgt notwendig als Strafe die leibliche, und man wird, wie Esau war; um eitlen Genusses dieses vergänglichen Lebens, um des Bauches willen gibt man alle Rechte des Herrn, an welchen man Anteil hat, dran, und das Ende davon ist, dass man sich nicht wieder zurechtfinden kann, wie man es auch mit Tränen sucht.
Mit dem Jagen nach einer solchen Heiligung sieht’s daher auch ganz eigen aus. Man beginnt mit Mäßigkeit und man endet in Völlerei. Man beginnt damit, dass man sich des heiligen Geistes voll wähnt, und man endet damit, dass man voll wird von starkem Getränk. Jahrelang hat man den Ruf der Keuschheit, und zu guter Letzt bricht es aus in Ehebruch und Hurerei. Jahrelang hat man den Ruf der Ehrlichkeit, und es stellt sich am Ende heraus, dass man die Häuser der Witwen und Waisen gefressen. Und da heißt es denn gewöhnlich bei allen Genossen: Hast du das von ihm vernommen? Nein, das hätte ich nie von ihm gedacht! Und du willst nicht sehen, o Mensch, dass es nur die Geschichte deiner eigenen Heiligung ist, und dass du morgen dasselbe tun wirst. Es muss im Anfang alles ganz heilig sein, und am Ende kannst du alles mit hinunterschlucken, sobald du etwas ins Auge gefasst, was ganz für deine Gelüste passt.
Erhalte mich auf deinen Stegen
und lass mich nicht mehr irre gehn,
lass meinen Fuß in deinen Wegen
nicht straucheln oder stille stehn;
erleucht' mir Leib und Seele ganz,
du starker Himmelsglanz.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 10.09.2013 06:12
von Sonja
Jaget nach dem Frieden gegen jedermann und der Heiligung, ohne welche wird niemand den Herrn sehen.
Hebr. 12,14
Wenn nun aber der Apostel hier von einem Nachjagen spricht, so ist das soviel gesagt als: Statt dass ihr darauf aus seid, dass ihr heilig werdet nach eurer Meinung von Heiligkeit, seid vielmehr darauf aus, dass ihr des Heiliggemachtseins teilhaftig seid, ohne welches wird niemand den Herrn sehen. Demzufolge ist das die rechte Art und Weise, und soll man darauf bedacht sein, dass man des Heiliggemachtseins teilhaftig sei, in welchem man den Herrn sehen wird. Das besteht darin, dass man, wenn es einem denn wahrlich darum geht, dass die Frucht des Geistes bei ihm gefunden, und dass er von seiner Sünde erlöst sei, dass man dann trotz allen Gefühls seiner großen und schweren Sündennot, trotz aller Macht und Drohung des Sichtbaren, trotz des Anscheins, dass man immer tiefer drein sinkt, die Gnade nicht drangebe, sondern halte sich ganz fest daran mitten in seiner Verlorenheit und in seinem Versinken. Man halte sich ganz fest am Glauben ohne Hände, sehe immerdar auf Christum zur Rechten des Vaters ohne Gesicht, bleibe gehen auf dem guten Wege des Heils Christi, immerdar vorwärts ohne Füße, so wird man seine Frucht haben, sein Heiliggemachtsein, und das Ende des Glaubenskampfes haben: Das ewige Leben. Denn das bleibt eine ewige Wahrheit, dass die Reinigung unserer Sünde, unser Heiliggemachtsein ist in dem Blute eines unbefleckten Lammes.
Man hat nichts mehr auszumachen,
es gibt nichts mehr abzutun,
und bei allen unsern Sachen
lassen wir die Hände ruhn;
wir genießen nur die Früchte
dessen, was er ausgemacht
da er uns in dem Gerichte
längst mit Ehren durchgebracht.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 11.09.2013 06:09
von Sonja
Die Klugen aber nahmen Öl in ihren Gefäßen samt ihren Lampen.
Matth. 25,4
Was war nun das Öl, das die törichten Jungfrauen zu wenig hatten, das sie nicht in ihren Gefäßen mitgenommen? So schreibt der Apostel Paulus: Die Liebe hört nimmer auf, und wiederum: Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die größte unter ihnen. Höre, was der Herr gemeint: Von denjenigen, welche alle die äußern Kennzeichen haben, dass sie wahrhaftige Glieder meiner Gemeinde sind, so dass sie hier von den wahren nicht leicht zu unterscheiden sind, wird ein Teil sich befassen mit mir, mit meiner Zukunft, mit der Hochzeit, mit der Freude und mit der Ehre, die sie mit mir haben werden; aber dieser Teil wird gar nicht daran denken, wie ich empfangen werden muss. Der andere Teil dagegen wird nicht viel daran denken, dass sie mit auf die Hochzeit kommen; ihnen geht es darum, dass, wenn ich komme, ich das habe, was mir gebührt. Auf dass aber die Törichten offenbar werden, die nicht meine Ehre suchen, sondern ihr eigenes Vergnügen, das durch mich ihnen zukommen soll, – werde ich verziehen. Plötzlich aber werde ich kommen, dann wird es sich herausstellen, welche sich selbst geliebt und sich selbst gesucht, und welche meinen Dienst und meine Ehre geliebt und gesucht haben. Darum habt Sorge dafür getragen, dass ihr mich ehret und mir bringet, was mir gebührt; denn nur solche gehen mit hinein in die ewige Freude. Die übrigen kommen vor eine verschlossene Tür mit zu später Reue und müssen draußen bleiben in ewiger Finsternis.
Wie selig ist das Volk, das sich in dir erfreut!
Das deine Stimme hört und kommt und dir sich weiht!
Frohlockend steht es da vor deinem Angesichte
und geht dann seinen Weg, bestrahlt von deinem Lichte.
Dein Nam', ihr hoher Ruhm, gibt Mut, stets fort zu gehen,
bis die Gerechtigkeit in dir sie wird erhöhen.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 12.09.2013 06:26
von Sonja
Da sprach Abram zu Lot: Lass doch nicht Zank sein zwischen mir und dir.
1. Mose 13,8
Es gibt keine Ursache zum Streit, welche Menschen, die doch so erfinderisch sind, nicht unter einander und für einander aufheben könnten. Es gibt keinen Streit, den wir nicht für und unter einander in Güte ausgleichen könnten, wenn wirklich Gott unser höchstes Gut wäre, wenn es in uns Wahrheit wäre, was mit dem Munde leicht gesagt ist: Wenn ich nur dich habe, so frage ich nicht nach Himmel und nach Erde. Auch ist das Sprichwort männiglich bekannt: Es gehen viele geduldige Schafe in einen Stall.
Sodann tröstet dieser Bericht gegenüber dem Ärgernis, welches ein rechtschaffener Prediger, der das Wort Gottes recht teilt, wie auch manches Gemeindeglied an solchen Vorgängen sonst nehmen möchte. Denn hat Abraham, der Patriarch, der doch das lautere Gotteswort brachte, solches Ärgernis erleben müssen, wie auch manches rechtschaffene Glied seines Gesindes, so wird es wohl nie anders sein. Es müssen Ärgernisse kommen, wie der Herr Jesus gesagt hat. Wo Gottes lauteres Wort nicht gepredigt wird, da soll man nicht meinen, dass auf die Dauer Friede sei. Es gleißt da so äußerlich, aber kommt man der Sache näher, so findet man bei allem Gerede von Liebe nur Streit, Zank und Zwietracht und allerlei bösen Handel. Darüber wundert sich sogar niemand. Es gewöhnt sich ein jeder an solchen Zank. Man ist doch in e i n e m Stück eins: Gott die Ehre nicht zu geben, Ehre von einander zu nehmen, den Gerechten zu verdrängen und von aller
Gerechtigkeit und Lauterkeit der Wahrheit ferne zu bleiben.
Kein Neid,
kein Streit
dich betrübe, Fried und Liebe müssen schweben,
Fried und Freude wirst du geben.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 13.09.2013 05:53
von Sonja
Der Herr tut wohl an mir nach meiner Gerechtigkeit; er vergilt mir nach der Reinigkeit meiner Hände.
Psalm 18,21
In der heiligen Schrift finden wir manche Aussagen, worüber wir beim Lesen anfänglich stutzig werden, Aussagen, welche lauter Unwahrheiten zu enthalten scheinen. Wir lesen dieselben in der heiligen Schrift, wir wissen, dass die heilige Schrift Gottes Wort ist; deshalb glauben wir, wenn wir wenigstens dem Worte Gottes nicht durch künstliche Auslegung Gewalt antun, dass es sich buchstäblich so verhalten muss, wie wir es geschrieben finden. Würden wir aber dieselben Worte aus dem Munde eines unserer Mitgefährten vernehmen, so möchten wir wohl ärgerlich darüber werden, wo nicht den Stab über ihn brechen, dass er sich erkühnte, so etwas zu sagen; und in der Schrift lesen wir es auch nicht gern, gehen viel lieber zu anderen Aussagen über, die uns mehr beruhigen.
Wenn man nun obigen Spruch liest, so weiß mancher nicht, wie er das zu deuten habe. Da begegnet er denn wohl dem einen oder dem anderen, der ihm für einen Augenblick darüber hinweghilft mit der Bemerkung, er habe dieses von einer zugerechneten Gerechtigkeit zu verstehen, so dass es eigentlich heißen solle: Gerechtigkeit und Reinigkeit der Hände, wie ich solche in Christo habe; aber am Ende ist das Gemüt dabei dennoch nicht beruhigt, und man fühlt, dass, was auch davon wahr sein möge, die Sache doch noch etwas anders liegen müsse. Da kommt von neuem die Frage auf: Wie ist dieses alles auch bei mir wahr, so dass ich es ganz getrost im heiligen Geiste dem David nachsagen kann, was er hier in diesen Versen geredet hat?
Zeige deines Wortes Kraft
an uns armen Wesen!
Zeige, wie es neu uns schafft,
Kranke macht genesen;
Jesu, dein allmächtig Wort
fahr' in uns zu wirken fort,
bis wir ganz genesen.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 14.09.2013 08:06
von Sonja
Der Herr tut wohl an mir nach meiner Gerechtigkeit; er vergilt mir nach der Reinigkeit meiner Hände.
Psalm 18,21
Beachten wir die Aufschrift des Psalms, so sehen wir, dass es David ist, der in diesem Psalme redet. Wenn aber Christus in diesem Psalme (vergl. Hebr. 2,13) redet, wie kann denn zugleich David in demselben reden? Die Antwort ist einfach. Das macht die wunderbare Einheit des Hauptes Christus mit seinen Gliedern, den Gläubigen. Seine Geschichte ist ihre Geschichte; wie er in der Welt war, so auch sie. Seine Gebete, seine Leiden, seine Kämpfe sind ihre Leiden, ihre Gebete, ihre Kämpfe; sein Sieg ist ihr Sieg. Das Heil in Christo hatten die Propheten, hatte David vor sich, auf seine Zukunft harrten sie; und sie rangen darnach, die Wirklichkeit dieses Heils in ihrem Leben zu erfahren. Der Geist Christi war in ihnen und zeugte von den Leiden, welche auf Christum kommen würden, sowie auch von seiner Herrlichkeit darnach.
Christus redete diese Worte in David, wie er sie auch heute redet in den Herzen aller Armen und Elenden. Nicht aber so, als ob David dabei ein bloßes Werkzeug gewesen, wie etwa ein lebloses Ding, eine Pfeife oder eine Harfe, sondern Christus hatte David seinen Geist erteilt, der ihn auch lebendig gemacht. Dieser Geist war mit Davids Geist und Davids Geist war mit dem Herrn. Und in solcher Einheit, worin es in David lebte: nicht ich, sondern du, war es in ihm immerdar Christus, der in ihm betete, stritt und kämpfte, litt und rang, Gerechtigkeit ausübte und den Sieg davontrug.
Geuß sehr tief in mein Herz hinein
du leuchtend Kleinod, edler Stein, ‘
die Flamme deiner Liebe,
dass ich, o Herr, ein Gliedmaß bleib
an deinem auserwählten Leib
in frischem Lebenstriebe.
In dir, lass mir
ohn Aufhören, sich vermehren Lieb und Freude,
dass der Tod uns selbst nicht scheide.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 15.09.2013 09:29
von Sonja
Der Herr tut wohl an mir nach meiner Gerechtigkeit; er vergilt mir nach der Reinigkeit meiner Hände.
Psalm 18,21
Wer von uns kann David diese Worte ganz leicht nachsprechen? Die Antwort ist wohl ganz einfach. Derjenige kann diese Worte ganz leicht dem David nachsprechen, der auf demselben Grunde steht, worauf David stand, da er diese Worte redete. Und der steht auf demselben Grunde, darauf David stand, dessen Grund Christus ist.
Dieser Grund ist von Gott selbst gelegt worden durch seine Propheten, Evangelisten und Apostel. Darum geht es aber, ob einer wirklich auf diesen Grund gesunken ist. Wer nicht auf diesen Grund gesunken ist, der spricht auch wohl von Christo und seiner Gerechtigkeit oder von der Gerechtigkeit des Glaubens; der tut es aber immerdar im Gegensatz zu dem Gesetz; der tut es immerdar so, dass man dabei sehr wohl erkennen kann, wie sein Gewissen nicht gereinigt ist von toten Werken durch das Blut Christi, um zu dienen dem lebendigen Gott. Solange man nicht weiß, wie es sich eigentlich mit dem Gesetz verhält, mit der Heiligkeit, mit den guten Werken, solange machen diese Worte Davids den Menschen stutzig, wenn er sie auch nach seiner Weise zu erklären versteht. Dagegen lernt der, welcher am Geist wandelt, was Frucht des Geistes ist, und wird auch wohl davon versichert und gewiss gemacht, dass diese Frucht des Geistes bei ihm ist, weil Christus eine Gestalt in ihm gewonnen hat, wie er in David eine Gestalt gewonnen hatte. Deshalb kann ein solcher dieser Worte Davids ganz leicht im Geist und in der Wahrheit nachsprechen, oder vielmehr er macht sich diese Worte zu eigen, als ob sie aus eigenem Herzen hervorkämen.
Der Grund, da ich mich gründe,
ist Christus und sein Blut;
das machet, dass ich finde
das ew'ge wahre Gut.
An mir und meinem Leben
ist nichts auf dieser Erd:
was Christus mir gegeben,
das ist der Liebe wert.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 16.09.2013 06:07
von Sonja
Der Weisheit Anfang ist des Herrn Furcht, und den Heiligen erkennen ist Verstand.
Spr. 9,10
Die ganze Welt kommt mir manchmal vor wie ein Irrenhaus, worin ein jeglicher träumt, dass er vor allen andern etwas ganz besonderes sei, während er doch an Ketten und Banden oder im Gefängnis liegt, selbst der Freiheit beraubt, welche das unvernünftige Vieh hat; und so scheinen die Menschen mir häufig verrückt in all ihrem Treiben und fast wie toll in ihrem Jagen nach dem Sichtbaren und Vergänglichen, wobei sie den großen Gott aus dem Himmel reden lassen, was er will, ohne sich darum zu bekümmern. Die Erkenntnis, dass die Furcht des Herrn der Weisheit Anfang ist, scheint unter den Menschenkindern verschwunden zu sein, und die heiligen zehn Gebote Gottes werden ungescheut mit Füßen getreten, als lebte kein Gott mehr, der gesagt hat: Ich will der Väter Missetat heimsuchen an den Kindern bis ins dritte und vierte Geschlecht derer, die mich hassen.
Die Weisheit der Welt und des Fleisches ist Torheit und Tollheit, denn sie spricht im Grund ihres Herzens: Es ist kein Gott. Die Weisheit der Welt und des Fleisches sucht das Leben fortwährend nur in sich und in dem, was vor Augen ist. Wer aber die Weisheit aus Gott, wer Christum gewählt hat zu seinem höchsten Gut, wer ihn gesucht und gefunden hat, wird von solcher Weisheit sagen, dass sie köstlicher ist denn Perlen und Rubinen. Euer Herz sei auf die ewige Weisheit aus und liebe sie allein, so habt ihr alles obendrein, was euch für dieses Leben Not tut.
Drum soll die Furcht des Herrn allein
bei uns der Weisheit Anfang sein,
sie wird uns zum Verstande führen;
sie macht uns edel und beglückt,
für Wert und Himmel uns geschickt
und wird mit ew'gem Schmucke zieren.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 17.09.2013 06:07
von Sonja
Lasst uns die Hauptsumme aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote.
Pred. 12,13
Das Halten der Gebote Gottes bezieht sich auf den Nächsten, im Handel und Wandel. Willst du mir nun einwenden: ich kann Gottes Gebote nicht bewahren, so sage ich dir: es ist hier nicht die Rede von dem, was du kannst oder nicht kannst, aber ich frage dich eins: Sagst du das mit Zerknirschung, mit zerschlagenem Gemüte, oder weil du das von andern so gehört hast? Willst du es vor den Menschen bekennen, dass du nichts anders tun kannst als stehlen, huren, rebellieren wider die Obrigkeit, oder dass es vor den Menschen von dir gesagt werde, du habest eine böse Zunge und könntest nichts anderes als verleumden? Ihr fühlt wohl, wo das hinausgeht. So macht es dir denn der Teufel weiß, dass du es nicht könntest. Wo du aber in Wahrheit erfährst, dass du es nicht kannst, da komme ein mit deinen Sünden und umarme das Lamm, welches die Sünde der Welt trägt, sage es ihm: ich kann nicht, und dann siehe, was er kann und tut. Wo wahrhaftig das Bekenntnis da ist: ich kann nichts tun, da gerade wird es von selbst kommen, dass man den Nächsten ehrt, dass man von ihm nicht Kredit fordert, sondern ehrlich und bieder mit ihm umgeht und ihn nicht des Seinen beraubt, da macht es sich von selbst, dass ein Kind den Eltern gehorsam sei. Gottes Gnade und heiliger Geist treiben es dazu; von selbst geht es da, dass man das ungöttliche Leben und die weltlichen Lüste verleugnet und züchtig, gerecht und gottselig in dieser Welt lebt und wartet auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilandes Jesu Christi.
O, möcht' mein Weg dir ganz geheiligt sein
und ich hier stets nach deinen Rechten wallten! .
Ich will mich dir von ganzem Herzen weih'n.
Richt' meinen Gang nach deinem Wohlgefallen!
Sieht, Herr, mein Aug' auf dein Gesetz allein,
so werd' ich nie in Spott und Schande fallen.
Amen