@ Jürgen und Brigitte: Abgesehen davon, daß es nichts mit dem Thema zu tun hat – muß das sein? Traurig, wenn Christen sich so fetzen.

Ich möchte vorschlagen, daß ich diesen unschönen Schlagabtausch lösche. Einverstanden?
@ Mike:
Ein paar Anmerkungen zu Deinen anfangs genannten Beispielen:
1. Was tat Mirjam? War sie eine Führerin des Volkes (einschließlich der Männer)?
Nein, sie leitete die Frauen (und zwar ausschließlich die Frauen!) im Lobpreis Gottes an (2Mo 15,20f). Als sie sich hingegen die gleiche Stellung wie Mose anmaßte, schlug der HERR sie mit Aussatz (4Mo 12).
2. Was tat Hulda? Hielt sie öffentliche Predigten?
Nein, sondern die Ältesten der Stadt kamen zu ihr nach Hause, um den HERRN zu befragen (2Kön 22,14ff; 2Chr 34,22ff). Ganz anders die männlichen Propheten, die öffentlich auftraten, um das Wort des HERRN zu verkünden.
3. Warum zog Debora mit Barak? Wie beurteilt Gott Barak deshalb?
Weil Barak zu feige war, statt seinen Mann zu stehen; dies sah auch Gott als Schande für ihn an, weshalb er den feindlichen Heerführer Sisera in die Hand einer Frau gab (d.i. Jael), um Barak zu demütigen (Ri 4,8f).
Nebenbei bemerkt: Debora zog nicht mit Barak in die Schlacht (Ri 4,15; 5,12); sie liefert also keine biblische Rechtfertigung für heutige emanzipierte Flintenweiber.
Mike hat geschrieben:[...] hatte GOTT doch sie auserwählt, sein Volk zu führen und zu leiten. Wenn also Debora Führerin Israels war, dann war auch ihr Mann einer von denjenigen, die sie leitete.
Nun, sie war eine Richterin und Prophetin; sie selbst nennt sich „eine Mutter in Israel“ (Ri 5,7). Gerade dieser Vers wirft ein klares Licht auf die damaligen Verhältnisse – und darauf, warum Gott mit Debora eine Frau berief: weil nämlich die Herren der Schöpfung samt und sonders versagt hatten.
„In den Tagen Schamgars, des Sohnes Anats, in den Tagen Jaels ruhten die Pfade; und die auf festen Straßen zogen, mußten gewundene Pfade gehen. 7 Es ruhten die Landbewohner; sie ruhten in Israel, bis ich, Debora, aufstand, bis ich aufstand, eine Mutter in Israel. 8 Man erwählte neue Richter; da war Kampf an den Toren!“ (Ri 5,6-8)
Die Israeliten kuschten feige vor ihren Feinden (vgl. auch Ri 5,16f); erst als eine Frau aufstand, wurden neue Richter gewählt, und mit Gottes Hilfe wurde Israel befreit. Danach zog sich Debora wieder aus dem öffentlichen Leben zurück und erkannte die Führung der Männer an:
„Mein Herz gehört den Gebietern Israels, denen, die sich freiwillig stellten im Volk. Dankt dem HERRN!“ (Ri 5,9)
Nun noch zu einigen weiteren Deiner Thesen.
Mike hat geschrieben:In den ersten Anfängen der Christenheit wurden in den heidnischen Völkern oft reiche, angesehene Frauen gläubig. Diese Frauen heirateten dann Sklaven oder ungebildetere Männer. Dadurch wurden diese Frauen überheblich. Darum musste Paulus die Frauen in die Schranken weisen.
Diese Behauptungen stehen sowohl im Widerspruch zur Bibel als auch zu außerbiblischen geschichtlichen Quellen.
Es waren eben nicht viele Reiche, die Christen wurden (vgl. 1Kor 1,26-29). Statt dessen waren es gerade reiche heidnische Frauen, die sich in der Verfolgung der Christen hervortaten (Apg 13,50; auch die Christenverfolgung durch Nero ging maßgeblich auf Poppäa zurück). Die Römer verachteten das Christentum als Religion der Kinder, Frauen und Sklaven. Sklaven konnten übrigens keine freien Bürger heiraten; selbst ein freigelassener Sklave hatte im römischen Reich nicht die gleichen Rechte wie ein frei geborener Bürger. Deine obige Behauptung ist also reine Phantasie. Und wenn die Männer angeblich ungebildeter waren als die Frauen (was ebenfalls unzutreffend ist, denn für die gehobene Gesellschaftsschicht gehörte eine gediegene Bildung zum Standard), warum weist Paulus dann die Frauen an, bei Unklarheiten daheim
ihre Männer zu fragen (1Kor 14,35)? Pardon, aber wenn Du recht hättest, dann wäre er ja ganz schön blöd gewesen.
Rein kulturelle Argumentation?
Wenn das Gebot „Ich erlaube einer Frau nicht zu lehren, noch über den Mann zu herrschen“ (1Tim 2,12) lediglich in dem von Dir behaupteten kulturellen Zusammenhang stünde (daß dieser frei erfunden ist, steht auf einem anderen Blatt), warum argumentiert Paulus dann hier mit der Schöpfungsordnung? V. 13 schließt begründend an: „Denn Adam wurde zuerst geschaffen...“
Deine Trennung zwischen biblischem und angeblich kulturellem Zusammenhang ist künstlich, ja willkürlich. Du machst genau an der Stelle einen Schnitt, wo der Zusammenhang Deiner vorgefaßten Meinung widerspricht. Das sieht eleganter aus als das Vorgehen des Königs Jojakim, der die Buchrolle mit Gottes Wort buchstäblich zerschnitt (Jer 36,21ff), führt aber zum selben Ergebnis: Du läßt nur das in der Bibel stehen, was Dir in den Kram paßt.
Auch Dein Einwand, 1Mo 2,18 beschreibe „die Reihenfolge, aber nicht die Hierarchie“, läßt völlig außer acht, daß Paulus sehr wohl von Hierarchie spricht und sich zur Begründung auf genau diese Stelle bezieht! (Daß Mann und Frau beide im Ebenbild Gottes geschaffen sind, ist nebenbei bemerkt überhaupt kein Argument dafür, daß sie in jeder Beziehung gleich wären.) Das heißt nichts weniger als daß Du beanspruchst, die Bibel besser zu verstehen als Paulus (anders gesagt: Du unterstellst ihm entweder Dummheit oder Lüge). Mit ihm bzw. mit der Autorität der Apostel allgemein scheinst Du ja ohnehin auf Kriegsfuß zu stehen:
Ist es schlau sich auf die Bibelstellen eines oder zweier Apostel ein ganzes Dogma aufzubauen? [...] woher nimmt er diese Vollmacht[?]
Weder Paulus noch sonst ein Apostel hat sich irgendeine Vollmacht angemaßt; der Herr Jesus hat sie ihnen verliehen. Was Paulus und die anderen Verfasser des NT schrieben, ist nicht bloß ihre Privatmeinung, sondern Gottes Wort (vgl. z.B. 1Kor 14,37f; 2Pet 3,15f).
Das trifft auch auf die Formulierung zu: „Einer Frau erlaube ich nicht...“ Es ist keine Empfehlung oder eine bloße Feststellung in dem Sinne: „Ich pflege das so zu handhaben, andere hingegen anders“, sondern hier spricht Paulus in seiner apostolischen Autorität (vgl. 1Tim 1,1). „Ich erlaube nicht“ ist schlicht ein anderer Ausdruck für „Ich verbiete“.
Es ließe sich wohl noch einiges mehr sagen; zur weiteren Information möchte ich folgende Literatur empfehlen:
Neuer, Werner.
Mann und Frau in christlicher Sicht. Gießen und Basel: Brunnen, 1993.
Steinmeister, Andreas.
Unbequem? Gottes Plan für Mann und Frau. Hückeswagen: Christliche Schriftenverbreitung, 1996.
Strauch, Alexander.
Die Revolution der Geschlechter: Gottes Plan für Mann und Frau. Bielefeld: Christliche Literatur-Verbreitung, 2001.
Ebertshäuser, Rudolf.
Als Frau zur Ehre Gottes leben: Der biblische Weg für die gläubige Frau. Oerlinghausen: Betanien, 2003.
Liebe Grüße
Joachim