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Verfasst: 19.10.2013 09:18
von Sonja
Dieweil wir wissen, dass unser alter Mensch samt ihm gekreuzigt ist.
Röm. 6,6a
Der Apostel hat nicht geschrieben: Mein alter Mensch ist mitgekreuzigt, sondern er schreibt: Wir wissen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt ist. Das mag man nun drehen und wenden, wie man will, man mag es wissen wollen oder nicht wissen wollen, hier steht es geschrieben: Unser alter Mensch ist mitgekreuzigt worden.
Aber warum sträubt man sich so gegen diese Schriftwahrheit?
Erstens, weil man lieber einen alten Adam und einen neuen Menschen in geringerem oder höherem Maße in sich hat; denn da bleibt man in seinem innersten Ich doch, was man ist; man hat sich und seine Seligkeit nicht ein für allemal Gott gänzlich in die Hände gegeben, man hat das Leben noch in eigener Hand, wenn man auch noch so sehr vorgibt, dass man durch Christum gerecht zu werden suche. Man hat auch immerdar noch Ungerechtigkeiten bei sich, man will sich nicht ganz zerknirscht und mit zerbrochenen Gebeinen unter Gottes Gesetz und Willen beugen. Man will durchaus der gute fromme Mann bleiben. Kann man sich im Spiegel besehen und findet man sich heilig, so ist man gewachsen; wirft man durch seine Gelüste diese Heiligkeit um, so kann man sich hinter den alten Menschen verkriechen, diesem die Schuld aufbürden, anstatt sich selbst. Da müssen denn sogar die Worte des Apostels Paulus: So tue ich es denn nicht mehr, sondern die Sünde, die in mir wohnet, ich sage, diese Worte müssen der frevelhaften Entschuldigung dienen, dass man gut und gottesfürchtig sei, dass aber der leidige alte Mensch den Streich gemacht habe.
Ach, führe mich doch selbst von mir,
bei mir ist nichts als Sterben.
Nimm aber mich, o Herr, zu dir,
bei dir ist kein Verderben.
In mir ist lauter Höllenpein,
in dir ist nichts als Seligsein
mit allen Himmelserben.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 20.10.2013 08:49
von Sonja
Dieweil wir wissen, dass unser alter Mensch samt ihm gekreuzigt ist.
Röm. 6,6a
Man wird aber einwenden, dass man nicht gut glauben könne, wovon man nichts spüre und sehe. Ist es nun aber als Schriftwahrheit und Wahrheit vor Gott festgestellt, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt ist, so ist das eine zweite Frage, ob diese Wahrheit sich bei uns auch im Leben als wahrhaftig erweise oder nicht erweise. Da sollen wir doch zu allererst verstehen, dass nicht alles unwahr und erlogen, was wir nicht begreifen oder nicht sehen können, oder was wir noch nicht erfahren haben, und da sollen wir vielmehr, anstatt es abzuleugnen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt ist, und anstatt deshalb, weil wir es nicht sehen, zu behaupten, dass wir ihn allmählich zu töten hätten, die Schuld auf uns selbst werfen, dass wir diese Wahrheit nicht glauben. Denn eben wer es glaubt, der wird's auch zu seiner Zeit erfahren.
Aber nochmals die Frage: Wie reimt sich dieses mit der Erfahrung? Da sage ich abermals erstens:
Was hat man sich daran zu kehren, ob man etwas erfährt oder bei sich spürt? Es ist Sache des Glaubens.
Zweitens: Wie demnach auch unser alter Mensch bei dem einen oder andern sich regen möge und wüten und toben, dass ihm Hören und Sehen vergeht, ist es ihm um Gerechtigkeit zu tun, geht es ihm darum, dass es bei ihm dennoch also sei, wie er es in der heiligen Schrift sieht, so soll er nur fein stille halten und freimütig sprechen: Du bist dennoch mitgekreuzigt. Dann wird er wohl erfahren, dass diese Wahrheit im vollkommenen Einklang steht mit der Erfahrung.
Würd' es Nacht vor meinem Schritt,
dass ich keinen Ausweg wüsste
und mit ungewissem Tritt
ohne Licht verzagen müsste:
Christus ist mein Stab und Licht;
das ist meine Zuversicht.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 21.10.2013 10:07
von Sonja
. . . auf dass der sündliche Leib aufhöre, dass wir hinfort der Sünde nicht dienen.
Röm. 6,6b
Wenn wir das Gesetz Gottes anerkennen, wie es heilig, gerecht und gut ist, aber uns selbst mit allem dem, was und wie wir sind, mit Geist, Seele und Leib, mit allen unsern Herzensgedanken, Überlegungen, mit unserm Willen, mit all unserer Frömmigkeit und Gottlosigkeit drangeben und anerkennen, dass es bei uns da sein muss, was das Gesetz will; auch das Gesetz nicht mehr als etwas vom Teufel, sondern als das Gesetz des heiligen und allein guten Gottes betrachten, der in seinem Gesetze kein Wörtlein gesagt hat, was nicht zu unserm Frommen und Besten wäre, da werden wir uns auch von Herzen danach sehnen, dass das Recht des Gesetzes in uns erfüllt sei, dass wir wahrhaftig nach Gott, nach Geist, ja dass wir Geist seien ganz und gar, mit dem ganzen Menschen, mit Leib, Seele, Herzensgedanken und allen Gliedern; da werden wir uns danach sehnen, dass wir es verstehen, auch dem gemäß sein mögen, wie es Gott nach Geist will.
Und nun, welch ein teures Wort wird und ist eben dann das apostolische Wort: auf dass der Leib der Sünde zunichte gemacht wäre. Deshalb ist also unser alter Mensch mitgekreuzigt worden, auf dass sein Leib, der Leib dieses unseres alten Menschen, ein Leib, der nichts als Sünde und wiederum Sünde ist, gar nicht mehr da sei, so zerstört sei, dass er gar nichts mehr ausrichten kann. Das haben wir unserm lieben, treuen Heiland zu verdanken.
Ach, willst du noch nicht glauben,
du ungewisser Geist?
Kein Teufel kann dir rauben,
was Jesus dir verheißt,
der Licht, Kraft, Fried' und Leben
geneigt ist dir zu geben
als seines Sieges Frucht.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 22.10.2013 09:44
von Sonja
. . . auf dass der sündliche Leib aufhöre, dass wir hinfort der Sünde nicht dienen.
Röm. 6,6b
Da magst auch du für dich selbst zusehen, der du mit allerlei mystischem Grübeln, eigengerechten und selbstgewählten Werken, mit der Lehre, des Leibes nicht zu schonen, einherfährst in Dingen, die du nicht gesehen hast, und welche auch gar kein Wesen haben, sondern nur einen Schein von Gottseligkeit. Da magst du sehen, was du fertig bringen wirst, indem du der Sünde Meister werden willst in der Behauptung, du lebest, da du vielmehr anerkennen solltest, ich bin gestorben, und glauben, dass dein alter Mensch mitgekreuzigt ist. Höre ja auf, mit deinem Benehmen einen Apostel Lügen strafen zu wollen, der uns belehrt, dass der Leib der Sünde zunichte gemacht ist, und dass wir in dem Tode Christi in einen solchen Zustand versetzt worden sind, wonach wir der Sünde hinfort nicht mehr dienen. Was aus Gnade Christi ist, da bleibe mit deinen Bestrebungen davon und mit deinen Werken, und glaube, so wirst du Gottes Herrlichkeit sehen und den Herrn der Herrlichkeit hoch preisen.
Glaubet und wiederum glaubet! Und solltet ihr auch wiederum und wiederum dem Anschein nach über diesem eurem Glauben zuschanden werden, glaubet allen äußern Erscheinungen und Erfahrungen zum Trotz! Glaubet, dass die Sache mit der Sünde also liegt, wie das süße Evangelium hier es euch vorhält; und wollte der Teufel auch mit aller Macht der Sünde auf dich losstürmen, der Kampf des Glaubens ist bald zur Ehre Gottes entschieden, und wir sehen die Seligkeit Gottes.
Glaube nur, glaube nur,
armes Herze, glaube nur,
was dein Gott dir hat versprochen,
geht's auch gegen die Natur!
Er hat nie sein Wort gebrochen;
fühlest du, mein Herz, auch keine Spur,
glaube nur!
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 23.10.2013 08:33
von Sonja
Denn so wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, haben wir fürder kein anderes Opfer mehr für die Sünden.
Hebr. 10,26
Gewaltig gehen diese Worte einher und schneiden tief ein. Worte sind es voll des Ernstes Gottes, aber auch Worte der Macht seiner Liebe; denn sie sagen uns, was wohl am tröstlichsten ist, dass ein Opfer für die Sünde da ist, nämlich Christus, der sich selbst Gott unsträflich dargebracht, und dessen Blut unser Gewissen von toten Werken reinigt, auf dass wir dem lebendigen Gott gedient haben. Aber die Worte sagen noch etwas, was wir beim ersten Blick wohl nicht hinter ihnen suchen. Sie sagen uns, dass wir uns an diesem Opfer allein zu halten haben, und dass wir gar kein anderes suchen, nach keinem anderen trachten sollen. Denn darum schreibt der Apostel: So wir mutwillig, d. i. freiwillig sündigen, nach dem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben.
Der Apostel will die Worte, mutwillig oder freiwillig sündigen nicht so verstanden haben, wie wir uns dieselben wohl von dem Teufel auslegen lassen: Du hast die Erkenntnis der Wahrheit empfangen, du bist schon längst bekehrt, du hast Vergebung deiner Sünden erhalten; nunmehr hast du dieses oder jenes Laster entweder mit Gedanken oder mit der Tat begangen. Nunmehr ist keine Vergebung, kein Opfer mehr für dich da. Die Meinung des Apostels ist, dass, wo wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, dass es nämlich ganz und gar Gnade ist, wir bei solcher Gnade beharren sollen, denn nur in der Gnade ist Bedeckung und die Fülle; wenn wir aber diese Gnade drangeben würden, das wäre ein mutwilliges Sündigen. Wo wir die Gnade drangeben, so haben wir weiter keine Bedeckung mehr, so haben wir nichts. Das ist aber Gott wohlgefällig, dass wir uns an der einzigen Reinigung durch das Blut und den Geist Christi halten, auf dass wir in Wahrheit gereinigt seien.
Aus Gnaden! Dieser Grund wird bleiben,
solange Gott wahrhaftig heißt.
Was alle Knechte Jesu schreiben,
was Gott in seinem Wort anpreist,
worauf all' unser Glaube ruht,
ist Gnade durch des Lammes Blut.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 24.10.2013 08:31
von Sonja
Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe.
Hiob 14,1
Hiob hat es wohl erfahren, dass es also ist, indem er sagt: Der Mensch, vom Weibe geboren, ist voll Unruhe, oder wie es nach dem Hebräischen heißt: satt von Unruhe, und kann es doch nicht bleiben lassen, er wird fortwährend wieder beunruhigt. Es gibt nun wohl so etliche Seelen ohne Sorgen, phlegmatische Menschen, die sich alles zurecht legen können und in keine Unruhe hineinkommen; wem es aber um Gerechtigkeit zu tun ist, wem es geht um seine Pflicht, er möchte alles gerne tun nach Gottes Wort und Gebot, wer Gerechtigkeit liebt und Sünde hasst, für den hört die Unruhe nie auf. Wenn ich nur weiß, dass ich Sünde habe, dann werde ich nie zu dem Lamm Gottes kommen; wenn ich aber erfahre, wie groß meine Sünde und Elend ist, dann kann ich es nicht aushalten, sondern ich muss schreien: Erlöse mich von dem Bösen, von der Ungerechtigkeit, von meinen Sünden! Da kommen denn manche Einwürfe dagegen auf: dein Gebet hilft dir nichts, dieser Riese wird nicht fallen, dieser Berg nicht weichen, da ist nun nichts zu machen, du musst dich schicken in dein Elend und dich dabei beruhigen, – aber das hilft alles nichts, die Unruhe bleibt; aber wie diese bleibt, wie der alte Adam sein Leben lang nicht stirbt, wie wir mit unserer verdorbenen Art unser Leben lang zu streiten haben, so steht andererseits auch fest die Ruhe in Christo. Wo denn der Teufel die Josua's verklagt, das Lamm aber als Bürge auftritt mit dem Wort: Ich will nicht, dass dieser ins Verderben fahre, – da ist ein anderes Buch aufgeschlagen, das Buch des Lebens des Lammes.
Wie sich erbarmet ein Vater seiner Kinder,
so voll von Huld erbarmt sich Gott der Sünder,
die hier gebeugt vor ihm um Gnade flehn,
Er weiß, dass er uns bildete aus Erde,
ist eingedenk, dass Staub zu Staube werde
und wir ohn' ihn ohnmächtig untergehn.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 25.10.2013 08:47
von Sonja
Da sprach der Herr: Die Menschen wollen sich von meinem Geist nicht mehr strafen lassen, denn sie sind Fleisch.
1. Mose 6,3
Woher dieses, dass alles Fleisch seinen Weg verdorben und verdirbt, dass aus Unreinen kein Reiner geboren wird, dass wir alle in Ungerechtigkeit geboren und in Sünde empfangen sind? Woher dieses Sündenelend, das, obschon tausendmal heiß beweint, ja feierlich abgeschworen, sich bei den heiligsten Beschäftigungen, ja auf dem Totenbette selbst, nicht austreiben lässt? Ach, wie werden wir alle mitten in diesem Leben von dem Tode, welcher der Sünde Sold ist, festgehalten! Und niemand kann diesem Tode entrinnen. Kein Haus, wo derselbe nicht hineintritt, es sei nach mancherlei Vorboten, es sei unvermutet. Und wer kann sagen: Was tust du, o Tod, was tust du, o Gott? Das Gewissen sagt es uns: es ging eine Schuld vorher. Der Säugling hat Erbschuld, das entwickelte Kind Schuld des Ungehorsams, und in der ferneren Lebenszeit erscheint die Schuld, die aus der Wurzel des Geizes und des Totschlags entspringt, allerlei Bosheit gegeneinander, Hass und Neid, dazu Widerwille gegen Gott, gegen seinen seligen Dienst und sein herrliches Gesetz! Wer kann wohl sprechen: Ich bin alt und weise genug, ich werde mich selbst wohl bewahren, nicht allein vor dem Bösestun gegen Gott, sondern auch vor den argen Gedanken in Bezug auf Gott. Aus dem Letzten wird nichts. Nur wer aus Gott geboren ist, bleibt in Gott und bewahret so sich selbst; jeder, der das nicht ist, fällt stets und überall durch.
Mitten wir im Leben sind
mit dem Tod umfangen.
Wen suchen wir, der Hilfe tu',
dass wir Gnad erlangen?
Das bist du, Herr, alleine!
Uns reuet unsre Missetat,
die dich, Herr, erzürnet hat.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 26.10.2013 10:03
von Sonja
Ich fürchte aber, dass, wie die Schlange Eva verführte mit ihrer Schalkheit, also auch eure Sinne verrückt werden von der Einfalt in Christo.
2. Kor. 11,3
Unser Herr sagt: Der Teufel ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in ihm. Er kann die Wahrheit nicht sagen; wenn er sie in den Mund nimmt, so ist es, um zu lügen. Das ist dem Teufel eigen: den Menschen wegzuzaubern von der Einfalt des Evangeliums, ihn hineinzubringen in alle Ketzerei, in alle Schwärmerei, zu einem Glauben, der keinen Halt hat, wenn er in den Tiegel hinein soll. Das wird nun ausgeschmückt und aufgeputzt mit einem Kunstlicht, das himmlisches Licht sein soll.
Was ist denn nun aber Einfalt des Evangeliums? Einfalt des Evangeliums ist: Gott fürchten und seine Gebote halten, sich wahrhaftig vor Gott benehmen als ein Mensch, und alle seine Hoffnung allein auf Jesum Christum setzen, also von allen andern Dingen absehen und das Blut Jesu Christi für allein mächtig und gültig halten, um hindurch zu kommen durch Leben und Tod, hindurch in die ewige Herrlichkeit. Bei der Einfalt des Evangeliums Jesu Christi bleiben, das ist: bleiben bei Gottes Gesetz und dem Blute Jesu Christi als dem einzigen Probierstein. Alle verkehrten Werke des Menschen, was für einen Namen sie auch haben, und wie der Teufel sie auch aufputzt, werden an diesem Probierstein erkannt als übergoldet.
Herr, behüte mich auf Erden,
ich bin hilflos, rette mich!
Lass mich nicht zu Schanden werden,
ich vertrau allein auf dich.
Setz' zur Schutzwehr meiner Seel'
Einfalt und gerades Wesen!
Herr, wirst du nicht Israel
bald aus aller Not erlösen?
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 27.10.2013 09:20
von Sonja
Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.
1. Petr. 5,5
Ach, es gibt so viele Christen, die sich manchmal über die Maßen freuen können, und kommt man auf den Grund, so ist doch kein heiliger Geist da, da weiß es keiner, wo die Sünden geblieben sind, viel weniger, was Gott für einen Sünder ist; sie freuen sich, wie sie sagen, dass sie in den Himmel kommen mögen; wo aber Gott bleibt, was aus seinem Gesetz wird, was Gerechtigkeit ist, was die wahrhaftige Liebe des Nächsten ist, die Liebe, welche nicht das Ihre sucht, sondern was des Nächsten ist, das kommt bei ihnen nicht auf. Ihr Benehmen zeigt, dass sie Gott loben, weil Gott ihnen was gegeben, nicht aber, weil Gott Gott ist. Sie werden deshalb auch nicht auf Gott hoffen, wenn es den Anschein hat, als wolle er sie töten. – Wie kommen wir dazu, dem Herrn zu singen? Wohlan, hier ist die Antwort: Maßt euch nichts an! Die Anmaßung war die Ursache, dass einer mal gefunden wurde ohne Hochzeitskleid, und dass er verstummen musste auf die Frage: Freund, wie bist du hierher gekommen?
Die Anmaßung in geistlichen Sachen dringt wie ein Sauerteig durch alles hindurch und verursacht auch die Anmaßung in zeitlichen und leiblichen Dingen; da soll alles für mich sein, alles mich ehren, nichts ist einem mehr gut genug, alles steht ihm im Wege, wo er nicht der Erste sein darf. Aber da muss auch Gott bei ihm den untersten Weg gehen, das versteht sich; Gott ist für ihn, Christus für ihn, die Gnade für ihn: und wo er davon singt und spielt, da sollen alle wissen, was für ein Mann er ist. – Wohl aber dem Volk, das jauchzen kann: Du Herr hast es getan; dir die Ehre und dem Lamme auf dem Thron!
Herr, deinem Aug' ist nichts bedeckt,
was tief in meinem Herzen steckt.
Erforsche du und prüfe mich,
ich such' auf Erden nichts als dich.
Prüf' die verborgensten Gedanken
und lass mich nie im Suchen schwanken.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 28.10.2013 09:04
von Sonja
Er ist aller zumal ein Herr, reich über alle, die ihn anrufen.
Röm. 10,12
Warum sind noch so viele, die nicht durchbrechen zum Herzen Gottes? Der heiße Kampf des Gebetes, des Gebetes: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn, muss seine Frucht tragen zur Befestigung und Versiegelung im heiligen Geiste: Auch für mich, auch für mich ist die Krone der Gerechtigkeit weggelegt. Sind sie noch verstrickt in der Welt und in dem Sichtbaren? Hinaus aus dem eitlen Tand der vergänglichen Dinge, und machet euch auf zu dem Herrn! Oder zagen sie ihrer Sünden und all der Unreinheit wegen, worunter sie sich als begraben fühlen? Sünden und Unreinheit sollen ihnen gar nicht im Wege sein. Warum sich länger über das bekümmert, was man hienieden hat? Die Herzen empor und darauf geschaut, was man dort oben hat, wo Christus ist, so wird das, was hienieden ist, wohl bald verschwunden sein; so wird man in einem Nu wohl alle Feinde zu seinen Füßen liegen sehen und gar keine Sünden mehr erblicken, sondern die Herrlichkeit des Herrn. Oder lebt dort oben kein Heiland der armen und ärmsten Sünder mehr? Ist der Freund der Huren und Zöllner tot, oder fließt jetzt noch Gnade von den Lippen dieses holdseligen Königs? Warum sprach weiland ein Ananias: Lieber Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, dass du wieder sehend und mit dem heiligen Geist erfüllt werdest? Wozu dient der liebliche apostolische Herzenszuspruch: Liebe Brüder, der an die Zaghaften gerichtet wird, an solche, die nicht den Mut haben zum Glauben? Das ist des Evangeliums Stimme: Es trete deine Seele auf die Starken; die Schwachen sind mit Macht umgürtet.
Gott, der du reich bist an Erbarmen,
nimm dein Erbarmen nicht von mir
und führe durch den Tod mich Armen
durch meines Heilands Tod zu dir;
da bin ich ewig recht erfreut
und rühme die Barmherzigkeit.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 29.10.2013 08:49
von Sonja
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.
Psalm 119,105
Die heilige Schrift ist insofern deutlich und verständlich, als Gott darin zu Menschen redet, und er nach seiner Weisheit so zu Menschen redet, dass sie ihn verstehen können. Ein Kind von zweieinhalb Jahren, wenn es ihm vorgehalten wird, oder von sechs Jahren, wenn es lesen gelernt, kann so viel von Gottes Wort verstehen, als ihm Not tut, um selig zu werden. Auch lernt ein solches Kind viel leichter aus der Bibel auswendig, als z. B. Katechismusfragen. Und so ist die Schrift auch verständlich genug für Erwachsene, dass sie Gottes Willen erkennen und lernen den Kern der Schrift: wie Herz und Gewissen und der ganze Mensch zu Gott stehen soll, und in wem allein die Seligkeit ist. Das rechte Verständnis der heiligen Schrift hebt an mit Ps. 32 oder Ps. 51, wo Gott durch seinen heiligen Geist dem Menschen es aufdeckt, wie groß seine Sünde und Elend ist. Da sieht Gott den Elenden an und der zerbrochenen Geistes ist und sich fürchtet vor seinem Gott. Da zeigt es Gott ihm an in seinem Worte, wie er von all seinen Sünden und Elend möge erlöst sein, und nimmt ihn auf in seinen Gnadenbund und zieht ihn durch sein Wort hin zu seinem Sohn. Da sieht und hört der Mensch in dem Worte nur Christum und lernt da ferner heilsbegierig, wie er Gott für solche Erlösung soll dankbar sein, so dass es kommt aus Glauben in Glauben, und wie geschrieben steht: „Des Gerechten Pfad wird immer lichter“, bis es scheinet zum vollen Mittage.
Licht geht in seinem Lauf
dem Frommen immer auf,
und aus den größten Schmerzen
keimt Trost in seinem Herzen.
Gott hat noch jederzeit
die Redlichen erfreut.
Drum freuet euch des Herrn,
dankt ihm, er hilft so gern!
Preist seine Heiligkeit!
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 30.10.2013 09:33
von Sonja
Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.
Psalm 119,105
Notwendiger als das tägliche Brot oder die Kleidung, notwendiger als alles, was wir bedürfen, ist uns die heilige Schrift; denn sie ist das einzige von Gott verordnete Mittel zum Glauben und zu unserer täglichen Bekehrung. Der Mensch lebt ja nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Worte, das aus dem Munde Gottes geht. So ist denn Gottes Wort unser Leben. Wir finden darin das Leben und die notwendige Nahrung des geistlichen Lebens. Dazu ist uns dieses Wort der einzige treue Wegführer durch dieses Leben und ein starker und gewisser Trost in aller Not, dass wir beharren in der Geduld Christi bei aller Anfechtung, wie wir lesen in Ps. 23,4: Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, so fürchte ich doch kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und dein Stab trösten mich. Es lehrt uns vollkommen, wie wir vor Gott innerlich heilig sind und in seinen Wegen zu gehen und zu bleiben haben. Es ist das unzerbrechliche Schwert des Geistes, unsere starken geistlichen Feinde zu überwinden. Dass wir alles zusammenfassen: Ich schäme mich, schreibt Paulus, des Evangeliums von Christo nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die da glauben. Nur mit der Hand auf dieses Wort kann der Auserwählte getrost sterben.
Herr, dein Wort, die edle Gabe,
diesen Schatz erhalte mir;
denn ich zieh es aller Habe
und dem größten Reichtum für.
Wenn dein 'Wort nicht mehr soll gelten,
worauf soll der Glaube ruhn?
Mir ist's nicht um tausend Welten,
aber um dein Wort zu tun.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 31.10.2013 09:02
von Sonja
Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.
Psalm 46,2
Soll es dahin kommen, dass wir in Wahrheit sagen: Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, dann geht es hart her. Dann ist von außen und dem Sichtbaren nach niemand und nichts mehr unsre Zuversicht, vielmehr ist uns da jede Aussicht entschwunden, jede Stütze zerbrochen, jede Zuflucht uns genommen; und wenn es so aussieht, wahrlich dann ist in uns gar keine Kraft mehr, und hat man andererseits auf jede Hilfe Verzicht zu tun. Das Wort Gottes setzt keinen Fall voraus, welcher sich nicht verwirklicht; es übertreibt die Schilderung der Not der Heiligen Gottes nicht. Denen geht wirklich manchmal die Welt unter. Sie sehen manchmal die Berge, worauf all ihr Wein wächst, und worauf all ihre Hoffnung gebaut ist, vor ihren Augen mitten ins Meer sinken und alle ihre Erwartungen verschwinden mit all dem Eitlen des Sichtbaren. Sie brauchen ihre Stimme nur etwas zu erheben, um den Gott Israels und seine ewige Güte zu loben, alsbald wütet und wallet das Meer der Herzensgedanken der Menschenkinder und der Feindseligkeit des Fleisches, und links und rechts sehen sie fallen, in dieses Meer hineinstürzen und mit den Wellen des Sichtbaren fortgerissen werden, was sie für felsenfest gehalten. Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind.
Ein feste Burg ist unser Gott,
ein gute Wehr und Waffen,
er hilft uns frei aus aller Not,
die uns jetzt hat betroffen.
Der alt böse Feind
mit Ernst er's jetzt meint;
groß Macht und viel List
sein grausam Rüstung ist;
auf Erd ist nicht seinsgeichen.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 01.11.2013 08:30
von Sonja
Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind.
Psalm 46,5
So ist einerseits in dem Dennoch nichts anderes ausgesprochen als Kreuz, Trübsal, Angst, Not und Tod, dazu das Gefühl der Überlegenheit, Macht, Gewalt und List aller unserer Todfeinde, als da sind: Teufel, Sünde und Welt, Fleisch und Blut, welches alles fortwährend darauf aus ist, die Wahrheit und Treue des Wortes Gottes in Verdacht zu ziehen, es Lügen zu strafen und unwirksam zu machen, auf dass die Gläubigen ihre Stellung aufgeben, welche sie in Christo in den Himmeln haben, und das gute Wort Gottes und die Hoffnung der Gerechtigkeit fahren lassen, welche für sie weggelegt ist.
Andererseits ist in dem Worte Dennoch ausgesprochen, dass doch Gott, der Himmel und Erde besitzt, größer ist als die Welt, die im Argen liegt, dass Christus mächtiger ist als der Teufel, das Leben mächtiger als der Tod, die Gnade mächtiger als die Sünde, und dass alles, was aus dem Munde Gottes gegangen, doch allein Wahrheit ist, so dass Gottes Wort wohl Wahrheit bleiben wird, wenn man auch nichts davon sieht, und wenn man auch gegenüber dem listigen Bösewicht aus der Hölle nicht alles beweisen und weder sich selbst noch Gottes Wort behaupten kann. – Die Angefochtenen bedienen sich auch gar keiner Widerrede, sondern sie sagen: Dennoch. Es gehe, wie es will, sie sprechen das Dennoch aus. Ihr mögt mich alle verdammen, alle über mich herfahren, es mit mir machen nach Herzenslust, mich zerfleischen, zu Staub machen und in alle Winde werfen, so werde ich dennoch den Sieg davongetragen haben.
Und wenn die Welt voll Teufel wär
und wollt uns gar verschlingen,
so fürchten wir uns nicht so sehr,
es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
wie saur er sich stellt,
tut er uns doch nicht;
das macht: er ist gericht't,
ein Wörtlein kann ihn fällen.
Amen
"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge
Verfasst: 04.11.2013 08:50
von Sonja
Und mir ward gezeigt der Hohepriester Josua, stehend vor dem Engel des Herrn.
Sach. 3,1
Sacharja sah den Hohenpriester Josua in unreinen Kleidern, darin durfte er aber nicht vor dem Herrn stehen; denn er musste nach dem Gesetz weiße, reine Kleider anhaben, um sein Amt zu verwalten. In unreinen Kleidern aber war er verdammt samt seinem ganzen Dienst. Das ist uns eine Lehre, dass wir wissen, wie wir vor Christo stehen; denn wir wollen alle große Männer sein, und da meinen wir, dass wir in ganz reinen Kleidern vor dem Herrn stehen, und es sind dennoch unreine Kleider, sie dünken uns aber rein; wir haben sie anfertigen lassen, es sind aber keine Kleider, die uns der Herr hat anziehen lassen; und dabei steckt uns der große Mann im Kopf, der große Priester, und wir meinen, weil wir solch große Priester geworden sind, sind wir über jede Unreinheit hinaus und seien voller guten Werke.
Vor Christo sind wir alle nichts, wir mögen sein, wer wir auch seien. Da musste es heißen: Gehe nicht in's Gericht mit deinem Knecht, denn vor dir ist keiner, der lebt, gerecht. Wer an den Sohn Gottes, an Christum denkt, der hat an einen solchen Christum zu denken, vor welchem er, der Mensch, schuldig steht, und musste an und für sich ein Wehe – mir ausrufen. Denn Christus ist zwar unsere Gerechtigkeit und Heiligkeit, nämlich wenn wir glauben; da ist es aber nicht so, als ob wir nun an und für uns selbst ohne Sünde wären. Denn der Herr hat uns selbst gelehrt beten: Vergib uns unsere Schulden. Da sehen wir, dass wir Schulden haben. Wenn aber Vergebung da ist, so werden uns die Schulden nicht angerechnet, sondern Christi Gerechtigkeit.
Ach, rechnest du die Sünden
dem Übertreter zu,
wer kann dann Rettung finden?
Wer zürnet, Herr, wie du?
Allein du kannst vergeben,
du tilgest alle Schuld,
dass wir hinfort dir leben
und preisen deine Huld.
Amen