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"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 09.12.2013 09:43
von Sonja
Wer den Namen des Herrn wird anrufen, soll selig werden.
Röm. 10,13


Wie sieht das doch aus, dass du das Evangelium heute und morgen und immerdar von neuem hörst, und dennoch immer dieselbe Klage: Ich habe keine Ruhe, ich kann den Frieden nicht finden, ich weiß nicht, wie es mir ist. Gott ist so gut, aber das Herz will nicht brechen; welch eine Verkehrtheit bei uns! Lieber, ich rate dir, lerne die zehn Gebote, nochmal und nochmal. Schaue dann dabei in das tägliche Leben, in das gewöhnliche Treiben; du hast keine Ruhe und du kannst Wochen und Jahre lang so ruhig einhergehen, als fehlte dir nichts. Was hast du denn für einen Gott, dass du so hart schlafen kannst und nicht merkst, wie es um dich her stürmt? Ist denn Gott tot, der Gott, der gesagt: Du sollst keine andern Götter vor mir haben, dass du nicht im verborgenen bei ihm anhalten solltest mit Bitten und Flehen, dass er dich hören lasse Freude und Wonne und auf dich kommen lasse seinen heiligen Geist?

Und nun frage ich dich, der du keinen Frieden finden kannst, keine Ruhe bis dahin: was klagst du noch länger, dass du wie tot bist, dass du so gleichgültig bist, dass es dir kein rechter Ernst mit der Sache zu sein scheint; soll denn dein Ernst, dein brennendes Herz, deine Liebe dich selig machen? Halte bei Gott an und lass nicht ab anzuerkennen, dass er den für unsere Sünden dahingegeben, dessen Name Jesus ist; und dass dieser Jesus nicht aus sich selbst gekommen, sondern von Gott gesandt ist und dich so gewiss errettet hat, als bei ihm kein Ansehen der Person ist.

Das schreib dir in dein Herze,
du hochbetrübtes Heer,
bei denen Gram und Schmerze
sich häuft je mehr und mehr;
seid unverzagt, ihr habet
die Hilfe vor der Tür;
der eure Herzen labet
und tröstet, steht allhier.
Amen

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 10.12.2013 09:36
von Sonja
Sie waren aber alle beide fromm vor Gott und gingen in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelig.
Luk. 1,6


Daraus ersehen wir, von welch trefflicher Abkunft der Vorläufer unseres Herrn gewesen ist, dass er nämlich wahrhaft fromme Eltern gehabt hat. Sie waren recht und schlecht, wie es auch von Hiob heißt: sie meinten es aufrichtig vor Gott und handelten ihrem Glauben gemäß. Zacharias war ein vor Gott ehrlicher Priester, und ein ehrlicher Priester ist ein seltener Vogel. Elisabeth war eine stille, gerechte, verständige Hausfrau, die ihren Mann und ihr Haus liebte und darin treulich wirtschaftete. Es waren Leute, die Gott und ihren Nächsten liebten und einem jeden das Seine gaben ohne Geiz und Selbstsucht. Es waren gläubige Leute, die Gottes Gebote bewahrten und nicht auf der Menschen, sondern auf des Herrn Satzungen pünktlich hielten, weil sie darin die Lehre ihres Heils erblickten.

Lukas hebt dies nicht ohne Grund hervor; denn das arme Häuflein Gottes, das allein von Gnade lebt, soll nach dem Urteil der Heuchler von den Werken nichts wissen, auch nichts davon verstehen, vielmehr die Gnade auf Mutwillen ziehen. Da zeigt nun Lukas ein Paar aus den Gerechten Gottes, von denen alle ein Zeugnis ablegen mussten, welches man von keinem Pharisäer ablegen konnte. Diesem Paar wenigstens konnte man nur Gutes nachsagen, ihre Werke wurden offenbar, dass sie in Gott getan waren. Fragt nun jemand, wie soll ich das reimen mit der Lehre von der Gerechtigkeit des Glaubens ohne Werk? so antworte ich mit Jakobus: Sie sind gerecht gewesen vor Gott durch den Glauben und dieser Glaube hat mitgewirkt mit ihren Werken.

Wohl dem, der Gott verehret,
oft betend vor ihm steht,
auf seine Stimme höret,
in seinen Wegen geht!
Er nähret sich vom Segen,
der auf der Arbeit ruht;
Gott ist auf seinen Wegen:
Wohl dir, du hast es gut.
Amen

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 11.12.2013 08:11
von Sonja
Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört.
Luk. 1,13a


Wie konnte ein Mann, der vor Gott gerecht war, noch so erschrecken vor der Erscheinung eines Engels? Ach, wer in sich selbst gerecht ist, kann sich wohl breit machen, stolz sein und sich schmeicheln, er sei der Liebe voll, welche jede Furcht austreibt. Zacharias hatte aber nicht viel zu rühmen, er zeigte sich als einen Menschen um und um, und die vor Gott in Aufrichtigkeit wandeln, schwinden dahin vor jeder Offenbarung seiner Herrlichkeit, weil sie den Abstand fühlen zwischen Fleisch und Geist, zwischen sich und dem, was von Gott kommt.

Fürchte dich nicht, das ist die erste Stimme aus dem Himmel, welche uns der Zöllner Matthäus, welche uns auch der zum Herrn bekehrte Arzt Lukas mitteilt. Was würde wohl Gott aus dem Himmel zu mir sagen, wenn dieses mein Ohr ihn vernehmen könnte? So mag mancher denken in der Not seiner Seele und wähnen, Gott könne zu ihm nicht von Frieden reden, sondern müsse ihn von sich stoßen. Aber das ist die Stimme Gottes, die Stimme des Evangeliums, die Stimme seiner wahrhaftigen Boten an den Elenden, an den, der zerbrochenen Geistes ist, der dahin schwindet vor dem Worte des allein heiligen Gottes: Fürchte dich nicht. Die Heuchler mögen sich fürchten, die da meinen, dass sie stehen; wer aber zu Boden liegt, dem will Gott gnädig sein; darum hat der keine Ursache, sich zu fürchten, dem will Gott gnädig sein. Darum soll man sich zu einem solch gnädigen Gott hinzumachen, wenn man herzlich verlangt, von seinen Sünden erlöst zu sein; der Herr wird wohl jede Furcht vertreiben mit seiner gewaltigen Liebe, mit seiner überraschenden Gnade. Das zaghafte Herz und der Teufel jagen Furcht ein, aber des Herrn gnädiges Wort an die Zaghaften ist: Fürchte dich nicht.

Ruft er mich an, so will ich ihn
in aller Not erhören,
und wer ihm droht, soll vor ihm fliehn,
ich setz' ihn hoch in Ehren
und lass ihn, ist er lebenssatt,
im Licht mein Heil erblicken:
Ich will, wer mich in Ehren hat,
in Ewigkeit erquicken.
Amen

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 12.12.2013 06:56
von Sonja
Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört.
Luk. 1,13a


Das ist aber dem Herrn noch nicht genug, er hat noch ein zweites durch seinen Boten zu sagen: Dein Gebet ist erhört, Das heißt nun einmal, nach dem Herzen reden! Es war des Zacharias Gebet um ein Kind, welches nunmehr erhört war. Wie viele Jahre mögen es wohl her gewesen sein, dass Zacharias darum gebeten hatte? Nun er und seine Frau so hoch betagt waren, mögen sie wohl mehr an ihr Ende gedacht und seit langer Zeit nicht mehr um ein Kind gebeten haben. Sie sind gewiss ihres Gebetes vergessen gewesen. Vielleicht hatten sie wie Isaak zwanzig Jahre lang um ein Kind gebeten und nunmehr Verzicht darauf getan. Bei alledem wird doch in der Seele der Elisabeth eine Hoffnung, wenn auch über alle Hoffnung hinaus, übriggeblieben sein, und in der Seele des Zacharias ein stummes Harren und Warten; aber wirklich um ein Kind zu beten, daran mögen sie wohl nicht mehr gedacht haben. Gott der Herr aber hat ein gutes Gedächtnis. Wie er das Gebet gibt, so gibt er auch die Erhörung; er ist auch noch nie zu spät gekommen. – Das ist nun die Frucht des langen Harrens und Wartens, des Harrens auf Gott, dass daraus etwas Köstliches hervorkommt, etwas, das selbst unsere kühnsten Erwartungen übersteigt, so dass wir mit Jakob sagen: Das hätte ich nicht gedacht.

Gelobt sei Gott und hochgepriesenl
Denn mein Gebet verwirft er nicht.
Er hat noch nie mich abgewiesen,
er ist in Finsternis mein Licht.
Zwar elend, dürftig bin ich immer
und schutzlos unter Feinden hier;
doch er, der Herr, verlässt mich nimmer,
wend't seine Güte nie von mir.
Amen

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 13.12.2013 06:53
von Sonja
. . . Dein Weib Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, des Namen sollst du Johannes heißen.
Luk. 1,13b


Johannes bedeutet: Gott ist gnädig. Wie das Kamel sich vor Liebe brummend ausstreckt über seine Jungen, so streckt sich Gott in Erbarmung aus über seine Elenden.

Daraus ersehen wir erstens, dass der Prophet Elias kein Gesetzesteufel, sondern ein Gnadenherold gewesen ist;

weiter, dass auch der Bußprediger Johannes kein Gesetzesteufel, sondern ein Gnadenherold war.

Zum dritten sehen wir daraus, dass die Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes, unseres Heilandes, nunmehr erschienen ist, und dass Gott gnädig ist und gnädig sein will, dass er Bekehrung zum Leben und das ewige Leben obendrein in Christo denen schenken will, die es bei ihm suchen;

zum vierten, dass wir die Kennzeichen, ob wir in Gottes Gnaden sind oder nicht, nicht bei uns selbst, sondern bei Christo zu suchen haben. Denn darum gab Gott diesem Sohn des Zacharias den Namen Johannes, auf dass dieser Name selbst ganz im Einklang mit dem Beruf des Johannes es allen Bußfertigen in's Herz hinein predigen sollte: Deine Sünden sind von dir ab und auf das Lamm gelegt, welches der Welt Sünde trägt; fürchte dich nicht um deswillen hast du Gnade bei Gott gefunden. Dem Gott aller Gnade sei alle Ehre dafür, dass er Wort und Treue hält, das Gebet erhört, uns mit Namen kennen will.

Gott sei Dank durch alle Welt,
der sein Wort beständig hält
und der Sünder Trost und Rat
zu uns her gesendet hat.
Amen

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 14.12.2013 10:47
von Sonja
Denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und starkes Getränke wird er nicht trinken.
Luk. 1,15


Sei aber auch einer wirklich so groß vor dem Herrn, so wird doch keiner je wieder das ausrichten, was Johannes ausgerichtet; denn alles hat seine Zeit. Und was meint ihr? War die Hölle wohl je so auf den Beinen als zu der Zeit, da er da war, der dem Tode ein Gift und der Hölle eine Pestilenz geworden ist? Nie war darum auch je einer so der Hitze der höllischen Anfechtungen ausgesetzt, wie dieser unser Bußprediger und Gnadenherold Johannes. Darum sagt auch unser Herr von ihm, dass keiner, der je von Weibern geboren wurde, größer gewesen ist denn Johannes. Und dennoch kann einer größer sein im Reiche Gottes denn Johannes (Matth. 11,11). Wer ist der? Derjenige, der kleiner ist im Reiche Gottes. Klein war Johannes vor sich selbst; denn so bezeugte er von dem Herrn: Ich bin nicht genugsam, dass ich mich bücke und die Riemen seiner Schuhe auflöse. Und wiederum: Ein Mensch kann nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben vom Himmel. Und wiederum: Wer von der Erde ist, der ist von der Erde und redet von der Erde. Wer dergestalt noch kleiner ist als Johannes, wer es in der Demut vor Gott ihm zuvortut, sich noch elender und noch hilfloser als Johannes fühlt und bei noch weniger äußerm Ansehen, als jener hatte, trotz alles Widerspiels glaubt, glaubt an unbedingte Gnade, an ewige Treue, der wird noch dichter an Gottes Herz in Christo liegen, für den werden sich noch mehr Stimmen im Himmel jauchzend erheben, zu bezeugen, dass er in Gnaden ist.

Denn der Erhabne wohnet hoch
und siehet doch
auf Kleine nieder.
Wer aber hier im Staube lebt,
sich stolz erhebt,
ist ihm zuwider.
Amen

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 15.12.2013 11:46
von Sonja
. . . er wird noch im Mutterleib erfüllt werden mit dem heiligen Geist.
Luk. 1,15b


Einen solchen Zeugen wollte der Herr vor sich her erwecken, dem das Elend der Menschen und die Gnade Christi bereits von seiner Jugend an aufgedeckt wurde. So konnte er denn viele der Kinder Israel trösten, die sich jahrelang zerarbeitet hatten in der Menge ihrer Wege. So hatte er also alles bereits in sich verarbeitet und war von dem Geiste des Herrn tüchtig gemacht, um Christum zu predigen, um es dem Volk zu predigen, was die Gerechtigkeit Gottes sei. Wir bringen von unserer Jugend auf aus unserer Erziehung die Vorurteile der Eigengerechtigkeit mit, nach welchen wir eine Wahrheit, dass die Gottlosen in die Hölle und die Frommen in den Himmel kommen, verkehrt deuten und haben unser Leben lang genug daran zu lernen, dass es Fromme gibt, welche zur Hölle fahren, und dass Gott den Gottlosen gerecht spricht; und wir hätten immerdar so gerne etwas von der Frömmigkeit und von der Heiligkeit, für welche die Hölle bereitet ist. Auch haben wir unser Leben lang genug an dem Worte zu lernen: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums; und wir müssen wohl mal, wenn wir alt geworden sind, noch von neuem mit dem Alphabet beginnen. Das hat aber alles bald ein Ende, wo der heilige Geist ist; denn da kann keine Rede mehr sein vom Können, Wollen und Sollen, es ist vielmehr die äußerste Schwachheit da, aber auch zugleich ein Treiben des heiligen Geistes zu dem Unsichtbaren hin und ein Empfangen- und Genommenhaben aus der Gottesfülle.

Ach Herr, gib uns den neuen Geist
und mach' uns durch die Güte,
die sich an uns auf's neu erweist,
erneuert im Gemüte.
Den neuen Menschen zieh' uns an,
der dir allein gefallen kann
in seinem ganzen Leben.
Amen

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 16.12.2013 06:45
von Sonja
Und er wird der Kinder von Israel viele zu Gott, ihrem Herrn, bekehren.
Luk. 1,16


Konnte aber Johannes Menschen bekehren? Ich antworte: Die Bekehrung eines Menschen ist eine reine Tat der allmächtigen Gnade des Geistes. Aber der Herr bedient sich der Mittel, und wenn auch die Bekehrung selbst immerdar eine unmittelbare Tat Gottes ist, so tut er es dennoch nicht ohne sein Wort, und ist der Glaube aus dem Hören des Wortes Gottes, wie Paulus bezeugt. Darum gibt der Herr Prediger und Mittel, wodurch das Wort zu uns kommt. Dass Johannes viele bekehren würde, ist also in dem Sinne gesagt, in welchem auch Paulus schreibt: Was weißt du aber, du Weib, ob du den Mann werdest selig machen? oder du Mann, was weißt du, ob du das Weib werdest selig machen? und wiederum: Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre, beharre in diesen Stücken. Denn wo du solches tust, wirst du dich selbst selig machen und die dich hören. Darum ehrt derjenige Gott nicht, welcher die von ihm verordneten Mittel, die Predigt, nicht ehrt und nicht der Predigt gemäß tut. – Was aber die rechte Bekehrung sei, lernen wir aus den Worten des Engels: bekehren zu Gott, ihrem Herrn; denn daraus wissen wir, dass wir uns zu Christo aufzumachen haben als zu unserm rechten Gott und dranzugeben haben die Abgötterei, die Selbstrechtfertigung, die Rechtfertigung als durch Werke, und uns ihm anzuvertrauen haben als dem, der uns mit seinem teuern Blut sich zum Eigentum erkauft hat, und der da will, dass wir uns lediglich an ihn halten als an den, der es allein versteht, uns zu heiligen, um und um uns zu bewahren zu seinem himmlischen Reich; denn darum wird uns hier Christus als unser Gott und Herr genannt.

Ewig sing ich deinem Namen,
Amen, Amen, freue mich ob deinem Ruhm,
Nimm du, was ich bin und habe,
dir zur Gabe,
nimm mich ganz zum Eigentum.
Amen

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 18.12.2013 06:54
von Sonja
Und Zacharias sprach zu dem Engel: Wobei soll ich das erkennen? Denn ich bin alt und mein Weib ist betagt.
Luk. 1,18


Der Engel hat gesprochen, hat zur rechten Hand am Räuchaltar gejauchzt, jubiliert, gestrahlt vor Gottesfreude, dass er gewürdigt war, dem Menschen, dem Verlorenen, ein solches Heil anzukünden. Und nun der Mensch! Nicht der unbekehrte, sondern der aus Gott geborene, nicht der Mensch, der von Gottes Wegen und Wahrheit nichts weiß, sondern derjenige, von dessen Gerechtigkeit vor Gott, von dessen untadeligem Gang in allen Geboten und Satzungen des Herrn die Schrift zeugt, ist er der gleichen in Gott frohen Gesinnung wie der Engel? Zeigt er sich würdig der himmlischen Botschaft? Fällt er auf sein Angesicht, anbetend, jauchzend, dass er endlich die Erhörung seiner Gebete nicht allein für sich, sondern auch für das übriggebliebene Volk Gottes vernommen?

Ach nein, wir lesen: Und Zacharias sprach zu dem Engel: Wobei soll ich das erkennen? Es scheint wohl, als ob das stumme Vieh, als ob die Vögel, ja selbst die Felder, die Bäume, die Blumen es allein verstehen, Gott zu loben, und als ob nur der Mensch, um den es doch Gott allein zu tun ist, nichts anderes versteht, als Gott Mühe zu machen mit seinen Sünden und Arbeit mit seinen Übertretungen, als ob er nur fähig sei, Gott in den Weg zu treten, ihm in die Quere zu kommen mit dem Aber seines Unglaubens. Wie wirft er mit einem Mal dem Engel das gütige Wort Gottes ins Angesicht mit seinem Aber, mit seinem Bedenken: Mein Alter ist dazu unfähig, das ist ja der Natur nach unmöglich, ich bin zu alt und der Boden ist unfruchtbar.

Nein, Zacharias ist nicht der einzige gewesen, der, da er das volle Evangelium und die Erhörung seines Gebetes vernahm, statt dem Worte zu trauen, dem ganzen lieben Worte Gottes ins Angesicht schlug mit seinem Bedenken: Wobei soll ich das erkennen? Ich kann ja nichts, ich habe ja nichts, es ist ja nichts da. Er ist nicht der einzige gewesen, der mit beiden Füßen in der Welt stecken blieb, während er in Lob und Dank hätte auffahren sollen zu seinem Gott mit Flügeln wie ein Adler. Das ist aller Gläubigen Krankheit, dass sie vor dem teuren Worte der Gnade, wenn es am mächtigsten kommt, so gleichgültig sich benehmen, dass sie mit ihrem Aber, mit ihrem Bedenken, ja mit ihrem Undank bei der Hand sind, weil sie mit ihren Augen das nicht beseitigt sehen, was der Verheißung entgegen zu sein scheint. So wenig können die Gläubigen glauben, dass sie blind sind in den Dingen Gottes, und dass der Herr allein sieht. O, wie wenig versteht des Herrn Volk die Art des Glaubens! Ist das nicht der Erfahrung aller Gläubigen gemäß, dass Tod, Ohnmacht, äußerste Schwäche, gänzliche Unfähigkeit, Unfruchtbarkeit, kurz alles mögliche Widerspiel da sei, und dass es dennoch geschehen wird, was der Herr gesagt hat, eben deshalb, weil der Herr es gesagt hat? – Wo Leben ist, da geht es wie auf dem Meere; mancher Sturm erhebt sich, und die hohen Wellen schleudern das Schiff in die Tiefe, dass man wohl mal nicht weiß, ob es wieder emporkommen wird. Gott nimmt es genau mit seinen Auserwählten. Er handelt zwar mit den Seinen nicht nach ihren Sünden, dennoch züchtigt er, welchen er lieb hat, und stäupet jeden Sohn, den er aufnimmt. Den Unglauben straft Gott am härtesten, wenn er auch mit seiner Barmherzigkeit nicht ablässt und nicht müde wird.

Tritt der Schlange Kopf entzwei,
dass ich aller Ängsten frei
dir im Glauben um und an
selig bleibe zugetan.
Amen

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 19.12.2013 06:53
von Sonja
Und siehe, du wirst verstummen und nicht reden können bis auf den Tag, da dies geschehen wird.
Luk. 1,20a


Nachdem Zacharias vernommen, wen er vor sich hatte, musste er nun auch seine Strafe empfangen, weil er den Worten des Engels nicht geglaubt; waren es doch nicht des Engels Worte, sondern Gottes des Herrn Worte, welche der Engel mit so vieler Freudigkeit zu Zacharias gebracht hatte. Die Strafe scheint eigentümlich zu sein, aber sie war der Missetat angemessen. Gottes Augen sehen nach dem Glauben. Durch den Glauben wird alles empfangen, was vom Himmel herab auf den Menschen kommt. Hier stieß der Himmelsbote, der so froh war, einem Elenden das Heil verkünden zu dürfen, mit der vollen, zarten Brust gegen einen Stein. Nichts blieb dem Engel übrig, als diesen Stein in die Hölle zu schleudern, oder ihm allen Widerstand unmöglich zu machen und ihn mit doppelter Liebe zu erweichen. Das letzte war Gabriels Amt, wie auch ein Apostel schreibt: Nach der Macht, welche uns gegeben ist, nicht um zu verderben sondern zu erretten. Darum sprach der Engel: Du wirst verstummen und nicht reden können. So sollte denn auch Zacharias später zum Ruhme der Gnade bekennen: Nicht uns, nicht uns, Herr, sondern deinem Namen gib Ehre; du bist mir zu stark gewesen und hast gewonnen.

Es war also eine weise Strafe; denn dem Widersprechen des Sünders war gesteuert, und die Gnade setzte ihren Willen und Rat herrlich, ruhig und ungestört durch und gab inzwischen dem Zacharias genug damit zu schaffen, dass ihm die Zunge gebunden war. Und doch war es keine ewige Strafe; Zacharias wurde nicht verworfen; drum spricht der Engel: Bis auf den Tag, da dies geschehen wird.

Will mein Herr durch strenge Zucht
mich nach seinem Bild gestalten,
o so will ich ohne Flucht
seiner Hand nur stille halten.
Dann erschreckt mich kein Gericht;
das ist meine Zuversicht.
Amen

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 20.12.2013 07:22
von Sonja
Und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk, die da ist in Vergebung ihrer Sünden.
Luk. 1,77


Durch Christum haben wir die Erlösung, nämlich die Vergebung unserer Sünden. Die Vergebung unserer Sünden ist dargestellt, lange bevor wir waren. Von uns hat das nicht abgehangen. Das ist eine reine Tat der herzlichen Barmherzigkeit unseres Gottes gewesen. Dass wir Vergebung unserer Sünden haben, hängt nicht ab von unserm Glauben. Willst du der Vergebung deiner Sünden gewiss sein, so siehe sie in der herzlichen Barmherzigkeit Gottes.

Seligkeit, Heil, Erlösung, die Vergebung unserer Sünden, wie sollen wir davon Kenntnis haben? Aus dem, was wir bei uns spüren, oder daraus, was Gott getan? Sollen wir sie in unsern Herzen, in unsern Empfindungen suchen, oder in der Tatsache, dass Christus wahrhaftig in die Welt gekommen ist, dass in ihm die Seligkeit für uns dort oben vorhanden, und dass in ihm und durch ihn die Vergebung unserer Sünden gewiss ist? Ist Christus gekommen, um für uns Vergebung von Sünden darzustellen, so steht es fest, dass uns Vergebung von Sünden zuteil geworden ist. Das ist das Heil, das er uns erworben. Dieses Heil wird uns bekannt gemacht durch die Predigt, durch das Wort Gottes; das predigt uns Vergebung von Sünden, und so haben wir Erkenntnis des Heils, so wissen wir, dass Heil für uns da ist, dass das Heil für uns feststeht. Der Teufel mag alles umstoßen, aber diese Wahrheit der Schrift wird er für alle Angefochtenen müssen stehen lassen, dass Christus hierher gekommen ist, gesandt von dem Vater, um unsere Sünden wegzunehmen. Daran sollen wir Gott kennen, daran das Heil, und dessen macht uns der heilige Geist allein gewiss.

Uns, die Gebundnen zu befrein,
der Unheilbaren Heil zu sein,
ist er herabgekommen.
All' unsre Schuld und Not und Qual
hat er aus Lieb' und freier Wahl
von uns auf sich genommen.
Müden, Frieden
und Blenden Heil zu senden, stieg er nieder;
brachte das Verlorne wieder.
Amen

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 21.12.2013 10:40
von Sonja
Durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes, durch welche uns besucht hat der Aufgang aus der Höhe.
Luk. 1,78


Der Priester Zacharias hat, wie die Worte, um zu erscheinen, beweisen, das Wort Aufgang nach einem zweifachen Bilde genommen; erstens von einer Pflanze oder von einem Sproß, welcher zuerst klein und gering von Ansehen aus der Erde hervorkommt, wie denn die kleinen Pflanzen mit ihrem lieblichen Grün im Frühling gewöhnlich in allem Glanz aus der Erde hervorsprießen. Dabei denken wir an die Worte des Propheten Jesaja 11,1. Sodann hat er das Wort Aufgang nach einem andern Bilde von der Sonne genommen im Anschluss an den Propheten Maleachi 4,2. – Aber weshalb nennt ihn Zacharias so und welchen Trost haben wir aus diesen Worten? War denn Zacharias nicht auch einer von denen, die auf den Trost Israels harrten? Ach, welch eine Freude für den Landwirt, wenn er die ausgestreute Saat hervorkeimen sieht! Sage dem Alten von Tagen, der den Winter nicht zu überleben meint, es an, dass die ersten Knospen hervorbrechen; sage dem Kranken nach langer, banger Leidensnacht es an, dass die Sonne am Aufgehen ist, oder dass er sich bald an der Sonne wird laben, erquicken und stärken können, o welchen Trost hast du beiden ins Herz gegossen! Wenn aber die Verheißungen Gottes kommen, besonders wo man des Herrn lange geharrt in seinem Druck, die trösten eine Seele noch anders. Und nun die Verheißung Christi! Allerwärts las die Gemeinde vor achtzehn Jahrhunderten in der Schrift: Er kommt, er kommt! Siehe, dein König kommt zu dir!

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit:
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
ein Heiland aller Welt zugleich,
der Heil und Leben mit sich bringt;
derhalben jauchzt, mit Freuden singt:
Gelobet sei mein Gott, mein Schöpfer reich an Rat!
Amen

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 22.12.2013 11:55
von Sonja
Auf dass er erscheine denen, die da sitzen in Finsternis und Schatten des Todes.
Luk. 1,79a


In Finsternis zu sitzen, das ist schrecklich. Der kann es wissen, wie schrecklich das ist, der an langen Winterabenden kein Geld hat, um sich ein wenig Öl zu kaufen, ja nicht einmal, um sich etwas Feuerung anzuschaffen, dass er sich wenigstens wärme. Der kann es wissen, der in einem dunkeln Kerker schmachten musste und kaum das Tageslicht mehr erblickt. Aber es gibt noch eine andere Finsternis, eine Finsternis geistlicher Art, wie denn geschrieben steht: Ihr waret weiland Finsternis, nun aber seid ihr ein Licht in dem Herrn. – Finsternis ist hier demnach ein Beraubtsein des wahrhaftigen Lichtes, des vollseligen Gottes. Gott ist Licht und wohnt im Licht, und Licht ist seine Gnade; wo Finsternis ist, da ist der Teufel, da sind auch alle Werke des Teufels. Schatten des Todes sagt soviel als: Macht des Todes; dabei gibt es aber so viel Finsternis, dass man vom Leben Gottes nichts sieht, als was einen umso hoffnungsloser macht, und wiederum doch so viel Licht, dass man den Tod mit seiner Qual und Pein vor sich hat, dass man die ganze Gewalt und Strafe des, dass man ohne Gott ist und sich in der Macht der Sünde und des Teufels befindet, wohl fühlt. Weil man aber darin gefangen sitzt, sich in dessen Macht befindet, weiß man keinen Ausweg, wie da herauszukommen, noch welches der rechte Weg ist, um zu Gott zu gelangen. – Dazu hat er uns besucht, der Aufgang aus der Höhe, auf dass er solchen erscheine oder über sie leuchte mit seinem Angesicht, dass er sie bestrahle mit seinem Heil, Leben und Gnade, dass alle Finsternis aufgehört habe.

Ihr Armen und Elenden
in dieser bösen Zeit,
die ihr an allen Enden
müsst haben Angst und Leid,
seid dennoch wohlgemut,
lasst eure Lieder klingen,
dem König Lob zu singen,
der ist euer höchstes Gut.
Amen

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 23.12.2013 11:11
von Sonja
Freuet euch in dem Herrn allewege! Und abermals sage ich: Freuet euch!
Phil. 4,4


Es gibt zweierlei Freude. Es gibt eine falsche Freude; da taugt das nicht, worüber man sich freut, und ebenso wenig auch der Grund; das ist Eitelkeit. Es gibt aber auch eine wahre Freude, und die hat ihren Grund nicht in dem Sichtbaren, sondern in den Dingen, die droben sind; sie hat ihren Grund nicht in dem, was der Mensch getan hat, oder was der Mensch ist, sondern in dem, was Gott getan hat für eine arme verlorene Seele. Der Herr Jesus ist ein Freudenmeister, der Teufel aber ist ein Trauergeist. Der Teufel ist stets darauf aus, dass wir finster blicken sollen; er beschwert Leib und Seele mit allerlei, um den Menschen niederzudrücken. Im Grunde ist auch nichts da, worüber man sich stets freuen könnte, sondern alle, auch die gute Freude, die erlaubt ist, ist doch nur kurz, und bald darauf folgt wieder etwas, was den Menschen traurig macht. Nun will aber Gott, dass es bereits im Anfang in der Gemeinde sei, wie es oben im Himmel ewig sein wird. Und im Himmel ist eine ewige Freude. Freuet euch in dem Herrn! Ihr habt keine Ursache, traurig zu sein oder finster zu sehen; Gott ist ein gnädiger Gott und alles hienieden wird er gut machen; was er nimmt, das gibt er hundertfältig wieder, und es ist ihm nichts zu wunderbar; er nimmt sich der armen Seele an, hört ihr Beten und ihr Schreien, und das Unmöglichste ist bei ihm möglich. Das ist die Arznei, welche wirksam ist gegen alle Traurigkeit und gegen das Gift der Hölle, wodurch der Mensch von Gott abgebracht wird.

Nun freut euch, lieben Christenge'mein,
und lasst uns fröhlich springen,
dass wir getrost und all in ein
mit Lust und Liebe singen,
was Gott an uns gewendet hat,
und seine süße Wundertat;
gar teu'r hat er's erworben.
Amen

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Verfasst: 24.12.2013 08:48
von Sonja
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter.
Jes. 9,6a


So begehen wir denn wiederum das Gedächtnis der Geburt unseres teuern und hochgelobten Herrn und Heilandes Jesu Christi, der nunmehr, erhöht zu der Rechten der Majestät, uns vertritt und uns bei der erworbenen Erlösung schützt und erhält. – Gott hat Wort und Treue gehalten. Was er den Ersteltern in ihrer tiefen Traurigkeit und Verlorenheit verheißen hat von dem Weibessamen, er hat ihn kommen lassen, diesen Samen. Den hat er kommen lassen, auf welchen alle Gläubigen der Vorzeit geschaut haben in ihrer Mühe und Arbeit; den, auf welchen sie geschaut haben als auf ihren einzigen Trost im Leben und im Sterben; den, auf welchen die ganze Kirche der Vorzeit sehnsüchtig geharrt, nach welchem sie mit Verlangen ausgesehen, dessen Tag Abraham mit Freuden erblickte und auch Sara, da ihnen Isaak geboren wurde, – Gott hat ihn kommen lassen. Er ist gekommen, in dem der Himmel und die Erde geschaffen wurden, das ewige Licht in unserer Finsternis, der einzige Weg zum Vater, wo wir zur Hölle liefen, die einzige, ewige Wahrheit wider unser Irrsal, das ewige Leben trotz unseres Todes. Und hat die Gemeinde der Vorzeit in ihrem Harren freudig und gläubig in all ihrem Leiden gesungen: Er kommt, er kommt! – Maria, seine Mutter, hat zuerst sagen können: Da ist er! Und wir, wir mögen freudig und dankend singen und jubilieren: Er ist gekommen, der uns gewaschen von unsern Sünden in seinem Blute.

Das ist der schönste aller Tage,
den Gott uns schenkt, weil er uns liebt,
dass jeder nun der Furcht entsage,
sich freue, weil Gott Freude gibt.
Schenk heut, Erbarmer, Heil und Segen,
es ist dein Tag der Herrlichkeit!
Gib, dass wir all erfahren mögen,
wie hoch, Herr, deine Gnad erfreut!
Amen