Hallo Jose,
ich würde sagen: Die meisten Christen heute sind wohl automatisch irgendwie teilweies dispensationalisten oder Prämillenisalisten. Ich weiß noch, als ich zum Glauben kam, war ich sofort mit diesen Endzeitlehren konfrontiert: In Büchern, Predigten, Youtube-Endzeitvideos. Für mich stand außer Frage, dass das mit der Entrückung, mit Israel, mit den 7 Jahren, mit dem Antichristen usw. genauso sein muss. Lange, bevor ich auch nur einmal die Bibel durchgelesen hatte, wusste ich ganz genau, "was geschehen wird".
Ich vermute, so geht es den meisten Leuten, die zu Christus finden.
So wie ich MacArthur verstehe und seinen Bibelkommentar, hat er jedenfalls dispensationalistische Auslegungen. Ich habe vor, mir das Buch von Ryrie zu besorgen über Dispensationlalismus. Ich möchte mich noch näher mit den Argumenten befassen, immerhin könnte es ja auch sein, dass da doch was darn ist und ich mich irre. Man sollte immer die Argumente der Gegenseite gut kennen und mit offenen Herzen prüfen.
Etwas kritisch sehe ich deine Aussage:
Jose hat geschrieben:Gott will die Gemeinde vor den Endgerichten bewahren, daher die Entrückung und die Versiegelung der Gläubigen aus Israel.
Woher nimmst du diese Aussage? Wie begründest du das? Warum sollte Gott das tun wollen? Ich hatte bei Uri Kulm auch den Eindruck, dass viele Aussagen gemacht werden ("und dann wird Israel wiederhergestellt, und dann wird das so sein, und dann das"), aber es wird selten gut biblisch begründet und belegt. So erging es mir früher auch.
Ein Beispiel: Für die Meinung, dass Gott seine Gemeinde vorher entrückt, damit sie nicht von den Gerichten auf der Erde sind, wird ständig 1. Thess 5,9 herangezogen. Man sagt, "Gott hat uns nicht zum Zorngerichrt bestimmt", und das Zorngericht wird auf die irdische Drangsal bezogen. Im Vers lesen wir:
"9 Denn Gott hat uns
nicht zum Zorngericht bestimmt, sondern
zum Besitz des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus,"
Paulus stellt also das Zorngericht dem Besitz des Heils gegenüber. Soll dieser Vers wirklich das irdische Zorngericht beschreiben in der Drangsalszeit? Oder nicht viel eher
das ewige Zorngericht in der Hölle? Zweites macht viel mehr Sinn. Gott errettet seine Kinder vor der Verdammnis; sie werden das ewige Heil in Christus erben. Im ganzen Abschnitt geht es darum, dass Christus wiederkommt, und die Gottlosen schlafen, während die Christen wachen und auf ihn warten. Die einen sind in der Nacht, die anderen sind Kinder des Tages.
Wenn wir überlegen: Gott hatte es schon immer vollbracht, dass er seine Auserwählten auch inmitten seiner Gericht bewahrte. Noah in der Arche wurde über die Sintflut getragen; Israel inmitten der schrecklichen Gerichte an Ägypten. Und es werden doch weltweit hunderttausende Christen verfolgt und sind in der Drangsal. Werden diese nicht bewahrt, nur wir westlichen Christen meinen, der Herr wird uns schon vorher bewahren? Und das wegen diesen einen Vers? Wurde Paulus bewahrt oder Petrus? Oder Luther? Warum sollten wir "bewahrt" werden? Die Gemeinde hat doch ihre ganze Stärke immer dann, wenn sie unter Druck kommt. Wir müssen durch viel Drangsal ins Reich Gottes eingehen; und jeder, der gottesfürchtig leben will und Christus Jesus, wird Verfolgung erleiden; es kommt sogar der Tag, da jeder, der euch töten wird, meint, Gott einen Dienst zu erweisen; und die toten Seelen unter dem Alter schreien: Wie lange noch, Herr, Gott du Allmächtiger? Und er sagt: Wartet, bis auch eure Brüder wie ihr getötet werden sollen...
Die Propheten wurden getötet. Wo heißt es eigentlich noch in der Bibel, dass wir vorher entrückt werden sollen? Und wie begründet man die Ansicht, dass Christus
zweimal wiederkommt, einmal "heimlich", und einmal öffentlich? 1. Thess 4 gibt diese Ansicht der Vorentrückung auch gar nicht her, weil es dort sogar heißt, dass die
Stimme des Erzengels erschallt und sogar
die Posaune Gottes erschallt; nach 1. Kor 15,52 geschieht die Auferstehung und Verherrlichung der Gerechten mit der LETZTEN Posaune. Wenn aber die Gemeinde vorher "heimlich" entrückt wird mit dem Schall der LETZTEN Posaune, wie kann dann Matthäus 24 bei der "öffentlichen" Wiederkehr Jesu Christi noch einmal von einem "starken Posaunenschall" reden? Kann es nicht gut sein, dass beide Posaunen
DIE GLEICHE LETZTE POSAUNE sind?! Wie gesagt ist diese letzte Posaune auch in Überestimmung mit Jesu eigenen Worten, dass die Auferstehung der Toten
am letzten Tag sein wird.
Diese Worte stellen Prämillenialisten vor schwierige Probleme, die ja eine Entrückung 7 Jahre vorher lehren bei der ersten heimlichen Ankunft.
Bezüglich der chronologischen Lesart der Offenbarung: studier doch noch einmal hesekiel 38, und dann vergleiche die Ereignisse mit den verschiedenen Schlachten, die in der Offenbarung beschrieben sind. Erkennst du Gemeinsamkeiten mit der großen Endzeitschlacht in Hesekiel 38? Könnte es also sein, dass die verschiedenen Schlachten in der Offenbarung immer GENAU DIE SELBE Schlacht beschreiben, nämlich die des Antichristen vor der Wiederkunft Christi? Dann wäre auch die Schlacht in Off 19 nicht 1000 Jahre vor der Schlacht in Off 20, sondern genau dieselbe Schlacht aus einer anderen Pespektive. Off 19 zeigt diese Schlacht von menschlicher Seite mit dem Antichristen, und Off 20 aus geistiger Sicht, vom Teufel und seinen Schergen her.
Ich habe mich früher eh immer gefragt, warum es denn zwei Antichristen geben soll, einmal kurz vor dem Millenium, dann noch einmal am Ende des irdischen Milleniums. Jetzt verstehe ich es klar so, dass diese Schlachten genau das selbe Ereignis beschreiben und nicht 2 Schlachten. Dafür ähneln beide viel zu sehr der Schlacht aus Hesekiel 38 und 39, selbst die Vögel, die das Aas fressen, werden erwähnt, und sogar die Namen Gog und Magog in Off 20 sind ja die bösen Mächte aus Hes 38. Auch die Erdbeben, Feuer und Schwefel vom Himmel usw.; und das gleich geschieht auch in der Schlacht in Off 16.
Und in Off 16 ist auch ein Indiz gegen die Vorentrückung ein sonderbar eingeschobene Vers:
"13 Und ich sah aus dem Maul des Drachen und aus dem Maul des Tieres und aus dem Maul des falschen Propheten drei unreine Geister herauskommen, gleich Fröschen.
14 Es sind nämlich dämonische Geister, die Zeichen tun und ausgehen zu den Königen der Erde und des ganzen Erdkreises, um sie zum Kampf zu versammeln an jenem großen Tag Gottes, des Allmächtigen.
15 — Siehe, ich komme wie ein Dieb! Glückselig ist, wer wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht entblößt einhergeht und man seine Schande sieht! —
16 Und er versammelte sie an den Ort, der auf Hebräisch Harmageddon heißt. "
"Siehe, ich komme wie ein Dieb in der Nacht!" ist Jesu Redewendung für seine Wiederkunft. Er sagt also seinen Leuten, dass er kommt. Und dieser Vers ist inmitten der Beschreibung der Endzeitschlacht des Antichristen. Ein kleines Indiz für mich, dass die Errettung und Entrückung und Auferstehung der Gerechten nicht 7 oder 3.5 Jahre vorher, sondern kurz vorher oder unmittelbar bei der Wiederkunft Christi zum Jüngsten Gericht über die Gottlose Welt stattfinden wird.
Ich fand die Dispensationalistische Prämill-Lehre immer schwierig und widersprüchlich. Kein Wunder, dass sich kaum ein Christ für Eschatologie und die Wiederkunft Christi interessiert. Selbst UriKulm sagte ja, dass ihm diese Diskussion "zu kompliziert" sei. Dabei ist es ganz einfach: Jesus kommt wieder, errettet seine Leute, bringt Verderben über die Gottlosen, und erschafft neue Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt. Das lehren ganz einfache und klare Stellen wie 2. Thess 1 und 2. Petrus 3. Und wenn schwierige Prophetien aus dem AT dazu scheibar im Widerspruch stehen, dann muss man halt die schwierigen Stellen wie Daniel und Off mit dem Licht der klaren, einfachen Stellen auslegen; und nicht zB in 2. Petrus 3 1000 Jahre
hineindeuten, wie mir mal ein sonst sehr guter Bibellehrer und Prediger erklärten wollte. Wenn Petrus ein irdisches Millenium erwartet hätte, warum schreibt er gar nichts davon? Warum spricht er von seiner Erwartung der neuen Himmel, der neuen Erde? Nicht mal in Römer 11, wo Paulus über die zukünftige Errettung Israels schreibt, erwähnt er ein irdisches Millenium. Er sagt einfach, auch die aus dem Volke Israel kommen zum Heil (werden errettet, werden wiedergeboren). Genau wie die aus den Heiden.
Ich für meinen Teil meine, ich konnte meine theologische Brille ablegen und endlich die Bibel miteinander harmonisieren. Diese widersprüchlichen Abschnitte sind jetzt harmonisch und bilden ein ganzes. Eine ganz einfache Lehre, wo man nicht tausend Fragen stellt, warum das dann dort so steht und hier so. Alles wird logisch, wenn man erkennt, dass die Herrschaft Jesu Christi bereits ist seit seiner Auferstehung und mit seiner Wiederkunft am letzten Tag enden wird; dann ist das Jüngste Gericht und die Auferstehung der Toten, danach schafft Gott alles neu.
Das sind meine Argumente. Wie gehabt: ich kann mich in allem irren. Wie du sagst, Erkenntnis ist Stückwerk. Jedenfalls argumentiere

ich gerne mit und von der Bibel her für mein gegenwärtiges Verständnis. Und in allem:
