Andachten zu dem Johannesevangelium

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

D.Rappard Jesus sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe denn Abraham war, bin ich. Joh. 8,58.
O majestätisches Wort meines Königs und Herrn, wie gerne neige ich mich vor dir und bete Ihn an. O möchten alle, die unserem Heiland die wunderbare Krone seiner ewigen Gottessohnschaft rauben und ihn zum bloßen Tugendhelden erniedrigen wollen, etwas von der lebendigen Kraft dieses Selbstzeugnisses Jesu verspüren! Wie hätte ein Mensch so reden können, mit solch erhabener Ruhe und Selbstverständlichkeit? -

Ehe noch die Welten ins Dasein gerufen, ehe noch Menschen erschaffen wurden, war er schon da, d e r e w i g e S o h n d e s e w i g e n V a t e r s.

Ehe denn Abraham war, bin ich! spricht er. Sein Leben ist ein ewiges Präsens. Welch ein erhabener Anklang ist dies Wort an jenes andere, das Jahrtausende zuvor aus dem brennenden Busch erscholl: I c h b i n, d e r i c h b i n! Das ist mein Name, sprach er zu Moses. Keinen Anfang und kein Ende hat unser herrlicher Gott. Wahrlich, der Herr ist ein Fels ewiglich. Es mögen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber er, unser Schöpfer und Erbarmer, wankt nicht. Er ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit. Einen solchen Herrn braucht mein Herz, Einen, vor dem ich anbetend niederfallen darf und sprechen: M e i n H e r r u n d m e i n Gott!

Laß mir Deine Majestät Immerdar vor Augen schweben! Du bist herniedergekommen zu uns Armen, Gefallenen, um uns empor zu ziehen zu Dir. Herr, habe Dank!
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

J.Kroeker Vom Geheimnis unserer Leiden.

"Und seine Jünger fragten Ihn und sprachen: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist? Jesus antwortete ihnen: Weder dieser hat gesündigt noch die Eltern, sondern dass die Werke Gottes an ihm geoffenbart würden." Joh. 9,2 f.

Seit dem ersten Leid besteht die Frage nach dem Übel in der Welt. Sie wanderte bisher mit der Menschheit durch die Zeitalter unserer Geschichte. Sie kam nicht zur Ruhe, welch eine Lösung man für sie auch fand. Ein Asaph strauchelte fast, als er sich bewusst mit dem Wohlergehen der Gottlosen und den Leiden der Gerechten auseinandersetzen musste. Sie brannte in der Seele der Jünger, als sie angesichts eines Blindgeborenen den Meister fragten: "Wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern?" Sie schweigt auch nicht in unserem Leben.

Für sich selbst haben Einzelne eine Lösung gefunden. Ein Asaph fand sie, und der Ausklang des 73. Psalms ist von solcher Tiefe und Schönheit, von solch einer Gewissheit und Kraft, dass derselbe mit zum Wertvollsten gehört, was wahrer Glaube je in Gott gefunden hat.

Auch Jesus fand die Lösung, daher schrak Er vor dem Weg hinauf nach Jerusalem nicht zurück. Auch die Leiden, die seiner dort warteten, gehörten für ihn zum Leben und zu seinem Messiasberuf, den Er vom Vater empfangen hatte. Sein Leben der unmittelbaren Gemeinschaft mit dem Vater hatte das Diesseits und Jenseits, die Not und den Tod überwunden. Für Ihn war auch alles Leiden Leben vom Vater, Leben durch den Vater und Leben zum Vater hin. Daher war sein Leben auch von jener großen, tiefen Sabbatruhe, die ihn noch am Kreuz beten ließ: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."

Ähnlich lösten sich auch für Paulus seine Leiden. Seine Schwachheiten erkannte er als Gelegenheiten für Gott, indem sich dessen Kraft in seiner Schwachheit vollendete. Seine Trübsale erduldete er als einen Gewinn für die Gemeinde Jesu Christi. Sein Pfahl im Fleisch trug ihm die große Offenbarung ein: "Lass dir an meiner Gnade genug sein!" Aus schwersten Leiden und Kämpfen heraus schreibt er daher allen Gliedern einer werdenden Christus- und Kreuzeskirche ins Leben hinein: "Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Guten mitwirken."

Die Lösung wird uns von Aposteln und Propheten zwar bezeugt, nicht aber übertragen. Diese weisen uns zwar den Weg zur Lösung, geben uns aber nicht die Lösung selbst. Die Lösung liegt einzig und allein in Gott. Nur wer in Gott die Lösung gefunden, steht alsdann mit seinem Leben nicht mehr unter der Herrschaft des Leids, des Zufalls und des Lebens Widerwärtigkeiten. Von Gott aus gewinnt das Leben mit seinen Widersprüchen, Kämpfen und Leiden dann einen gottgewollten Zweck und ein göttliches Ziel.
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Beitrag von Joschie »

S.Keller Joh. 9, 4: «Es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.»
So merkwürdig solch ein Wort klingt, wenn Jesus es auf sich selbst mitanwendet - es hat doch auch dann einen Sinn. Sein Tagewerk auf Erden mußte er vollenden. Nachher hätte er nichts mehr von dieser Art nachholen können. Was seither der Heilige Geist an Jesu Gemeinde wirkt, entnimmt er dem Stoff von Jesu Erdenarbeit. Das ist auch eine Predigt an uns! Leben wir immer unsere Arbeitstage und Arbeitsgelegenheiten mit dem Bewußtsein, daß sie so nie ganz wiederkehren? Solang es Tag ist, gilt es, die Tagesleistung zu vollenden, und dazu gibt es Hilfe: wie deine Tage sein werden, wird deine Kraft sein! Nicht mehr und nicht weniger. Ach, daß wir von Jesu nicht nur den Stoff und die Anregung, sondern auch die Treue nähmen, daß uns doch keine verträumte Gelegenheit einst mit hohlen, leeren Augen anzusehen braucht: An mich hast du nichts von deiner Teilnahme und deinem Herzblut gewandt! Dazu kommt noch das eine, daß wir nicht wissen, wie lange unser Tag noch dauert und wann der Tag anderer anbricht, und daß wir gar nicht absehen können, wie groß das Tagewerk ist, das wir hätten leisten sollen.

O Herr Jesu, mach mich treu in Kleinigkeiten von Zeit und Kraft, und öffne mir die Augen zu sehen, was ich soll! Das Wissen soll mich dann treiben zum Tun! Ein Tagewerk für den Heiland! Herr Jesu, segne mir Arbeit und Gelegenheit um deinetwillen! Amen.
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Beitrag von Joschie »

Ch.Spurgeon "Als er solches gesagt, spie er auf die Erde und machte einen Teig mit dem Speichel und strich ihm den Teig auf die Augen und sprach zu ihm: Gehe hin, wasche dich im Teiche Siloah." Johannes 9,6-7
Dieser Mann konnte nicht sehen, aber er konnte hören. Das Heil kommt nicht durch den Anblick von Zeremonien zu uns, sondern durch das Hören der Worte Gottes. Die Ohren sind die besten Freunde, die dem Sünder noch geblieben sind.

Das Gebot war sehr genau: "Gehe hin, wasche dich im Teiche Siloah." Das Evangelium ist ebenso genau: "Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du errettet werden!" Es wird nicht gesagt: "Tue dies oder das!", sondern: "Glaube!" Glaube nicht an einen Priester oder an irgendein menschliches Wesen, sondern an Jesus.

Wenn dieser Mann gesagt hätte: "Ich will zum Jordan gehen und mich dort waschen, denn dort hat Naeman seinen Aussatz verloren", so wäre sein Waschen nutzlos gewesen.

Warum mußte er sich in diesem kleinen, unbedeutenden Teich Siloah waschen? Er fragte nicht nach dem Warum, sondern gehorchte sogleich. Und im Gehorsam fand er den Segen.

Lieber Leser, du mußt an Jesus Christus glauben, und du wirst errettet werden. Es sind nicht zwanzig Dinge zu tun, sondern nur dies eine; denn es heißt: "Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben."

Der Befehl war auch äußerst einfach. "Gehe hin, wasche dich im Teiche." Jeder Knabe kann seine Augen waschen. Die Aufgabe war sehr einfach.

Ebenso ist es mit dem Evangelium. Du brauchst keine Kniebeugen zu machen, du brauchst auch nicht zur Schule zu gehen, um ein Dutzend Sprachen zu lernen. Nein, dir wird zugerufen: "Glaube und lebe!" Vertraue auf Jesus Christus. Nimm sein Werk am Kreuz als die Sühne für deine Sünden an, seine Gerechtigkeit als deine Annahme vor Gott und seine Person als die Freude deiner Seele.

Das Gebot war auch sehr persönlich. Er konnte nicht einen Nachbarn oder Freund senden; und auch seine Eltern konnten nicht für ihn gehen. Er mußte selbst gehen und sich waschen. Und so muß auch der Sünder persönlich an Jesus glauben.
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Beitrag von Joschie »

D.Rappard Eines weiß ich wohl: daß ich blind war und bin nun sehend. Joh. 9,25.

Ein W e i l a n d und ein N u n gibt es in jedem Christenleben. Ihr wart w e i l a n d tot in Sünde und Übertretung; ihr seid n u n lebendig mit Christo. Ihr wart w e i l a n d wie verlorene Schafe; ihr seid n u n bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen. So lauteten die Zeugnisse in der apostolischen Zeit; so lauten sie überall, wo das Wort Gottes in der Kraft des Heiligen Geistes verkündigt wird. Nicht immer tritt der Gegensatz gleich klar hervor. Gottes Wirken in den Seelen ist nicht schablonenhaft. Die eine wird still und verborgen zum Heiland gezogen; bei der andern geht's im Sturmesbrausen, durch tiefe Sündenerkenntnis und festes Erfassen des Heils. Die einen wissen Tag und Stunde anzugeben, da sie Jesum zuerst im Glauben erblickten; bei den anderen ging es durch eine lange Dämmerung, durch ein frommes Sehnen, dem ernstes Suchen und endlich selige Glaubensgewißheit folgte. Aber alle, denen das Licht des Lebens in Wahrheit scheint, stimmen ein in das Bekenntnis des glücklichen Blindgeborenen: Ich war blind und bin nun sehend.

O Seele, bleibe nicht im Unklaren über deinen inneren Zustand. I m N e b e l v e r i r r t m a n s i c h l e i c h t. Laß Gottes Licht dich erleuchten und wandle im Licht.

O Herr, mache meinen Gang gewiß in Deinem Wort. Laß mich klar erkennen, wie es um mich steht, und laß mich wandeln in Deinem Licht.
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Beitrag von Joschie »

D.Rappard Herr, ich glaube! Und betete ihn an. Joh. 9,38.
Die Geschichte des Blindgeborenen ist ein Beleg dafür, wie Gott es den Aufrichtigen gelingen läßt. Wir haben es zu tun mit einem geraden schlichten Mann, der durch sein Gebrechen schon viel gelitten hatte. Ihm begegnet Jesus; und gleich tritt uns bei dem Blinden die wohltuende Einfachheit entgegen, mit der er sich ohne Räsonnieren des Heilands Kur hingibt und seinen Weisungen folgt. Der gleiche Zug findet sich wieder, als er sich vor den Ältesten seines Volks zu verantworten hat. Er ist sehr unwissend und kann seine Heilung nicht erklären, aber e r k a n n z e u g e n, und er tut es klar und freudig auch später, als er deswegen in den Bann getan wird. Nun f i n d e t i h n J e s u s. Ohne Zweifel hat er ihn gesucht und nach ihm verlangt. Einzigartig schön ist das Zwiegespräch, das Johannes aufbewahrt hat. ,,Glaubst du an den Sohn Gottes?" - ,,Herr, welcher ist es?" - ,,Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist's." O der seligen Offenbarung des Herrn einer suchenden Seele! Da fällt der doppelt Begnadigte ihm zu Füßen und spricht: ,,Herr, ich glaube!" und betet ihn an.

O Jesu, Du Herzog der gläubigen Scharen, Du bahntest den Weg und Du gingst uns voran. O stärk uns, Dir mutig und treu nachzufahren! Wir glauben, und beten Dich an.
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Beitrag von Joschie »

S.Keller Joh. 10, 7: «Ich bin die Tür.»

Das Wort ,,Tür" allein würde die Vorstellung in uns erwecken, daß sich etwas vor uns öffnet, ein Eingang, eine Aussicht. Türen allein gibt es nicht; es müssen Zimmer, Räume dahinter sein. Aber wenn Jesus sich selbst die Tür nennt, wird noch eine andere Vorstellung damit verknüpft: Die Möglichkeit des Eingehens ist an seine Person geknüpft; die Aussicht der Zukunft hängt von ihm ab. Immer wieder dreht sich das Seeleninteresse, das Gottes Wort geweckt hat, um die innigste, intimste, innerlichste Stellung, die wir zu seiner Person einnehmen. Von hier aus öffnen sich die Türen des Verständnisses, der Offenbarung, der Gebetserhörung, des Liebesumgangs und einst der Ewigkeit. Die Eingangstür zu des Vaters Haus, in dem viele Wohnungen sind, die jeder passieren muß, ist keine Sache, keine Zeremonie, keine Lehre, sondern eine Person! Was für ein Aufgeben unserer Selbständigkeit, unseres Eigendünkels, unserer Selbstsucht muß wohl vor sich gehen, bis wir unpersönlich genug geworden sind, durch diese Tür einzugehen. Jesus wird uns von Tag zu Tag mehr das, was er uns beim wirklichen Anfang unseres Erlebens mit ihm schon sein mußte: die Tür, der Eingang, der Anbruch der Ewigkeit.

Wir danken dir, Vater, daß du deinem Hause solch eine Tür gabst und daß du uns gezogen hast zu Jesus. Laß uns in die Offenbarung seines Wesens immer besser eindringen, damit wir weiter dringen ins Licht. Amen.
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Beitrag von Joschie »

C.H.Spurgeon ,,Ich bin die Tür, so jemand durch mich eingehet, der wird selig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden." Joh. 10, 9.

Jesus, der große Ich bin, der Ich bin, ist der Eingang zur wahren Gemeinde und der Weg, der zu Gott selber führt. Er schenkt dem Menschen, der durch Ihn zu Gott kommt, ein vierfaches Vorrecht. 1. Er wird selig werden. Der flüchtige Totschläger ging ein durch das Tor der Freistadt, so war er errettet. Noah ging ein zur Tür der Arche und war geborgen. Niemand kann verloren werden, der Jesum zur Glaubenstür seiner Seele erwählt. Der Eingang zum Frieden durch Jesum ist das Unterpfand für den Eingang zum Himmel durch dieselbe Tür. Jesus ist die einzige Tür; und selig ist, wer all seine Hoffnung auf den gekreuzigten Erlöser setzt. 2. Er wird eingehen. Er empfängt das selige Vorrecht, einzutreten in die göttliche Familie, so daß er teil hat am Brot der Kinder des Hauses und alle ihre Ehren und Freuden darf mitgenießen. Er wird wohnen in den trautesten Gemächern, eingehen in den Festsaal der Liebe, sich ergötzen an den Schätzen des Bundes und schöpfen aus den Vorratskammern der Verheißungen. Er wird eingehen zum König der Könige in Kraft des Heiligen Geistes, und das Geheimnis des Herrn wird bei ihm sein. 3. Er wird ausgehen. Dieser Segen bleibt oft unbeachtet. Wir gehen aus in die Welt, zu wirken und zu leiden; aber welch eine Gnade, daß wir das tun dürfen im Namen und in der Kraft Jesu! Wir sind berufen, für die Wahrheit zu zeugen, die Betrübten zu trösten, die Sichern zu warnen, Seelen zu gewinnen und Gott zu verherrlichen, und gleichwie der Engel zu Gideon sprach: ,,Gehe hin in dieser deiner Kraft," so will der Herr auch, daß wir ausgehen als seine Boten in seinem Namen und seiner Kraft. 4. Er wird Weide finden. Wer Jesum kennt, wird nie Mangel leiden. Sein Eingang und sein Ausgang wird ihm gleich gesegnet sein; in der Gemeinschaft mit Gott wird er zunehmen, und gleichwie er andre fruchtbar macht, wird er fruchtbar werden. Hat er Jesum zu seinem Eins und Alles gemacht, so wird ihm in Jesu alles zufallen. Seine Seele wird sein wie ein gewässerter Garten, wie ein Wasserquell.
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D.Rappard Jesus sprach: Ich bin gekommen, daß meine Schafe das Leben . . . . haben sollen. Joh. 10,11.
Unser Herr und Heiland gibt an verschiedenen Stellen den Zweck seines Kommens an. Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen (Luk. 5, 32). Des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist (Luk. 19, 10). Ich bin gekommen, ein Licht, auf daß wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe (Joh. 12, 46). Alle diese Wohltaten sind zusammen gefaßt in dem Wort, das wir heute vor uns haben: Ich bin gekommen, daß sie L e b e n haben sollen. Leben ist das Gut der Güter. Leben ist die Grundlage und Bedingung alles übrigen. So ist es im Irdischen; so noch viel mehr im Geistlichen. Leben muß die Seele haben, sonst hat sie nichts als Dunkel der Finsternis in Ewigkeit.

Jesus ist das wesentliche Leben, und durch sein Kommen hat er es der Welt gebracht. Aber er gibt es nicht gleichsam in Bausch und Bogen. Die einzelne Seele muß sich ihm öffnen und Leben empfangen, das heißt g l a u b e n . - O Seele, hast du Leben? Sinne über diese Frage nach. Jesus ist gekommen, um dir Leben zu schenken. Nimm diese kostbarste Gabe betend, glaubend, dankend an. Wer Jesum hat, hat Leben.

O Herr, gib meiner Seele Leben Und zieh sie ganz in Dich hinein! Du hast Dich für sie hingegeben In unerhörte Todespein, Damit sie Dir zu Deinem Ruhm Verbleib ein ew'ges Eigentum.
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Beitrag von Joschie »

D.Rappard Ich bin gekommen, daß meine Schafe das Leben und dasselbe im Überfluß haben sollen. Joh. 10,11.
So lautet die genaue Übersetzung dieses Heilandswortes. Wie im Reich der Natur, so ist es auch im Reich der Gnade. Gott kargt nicht. Er, der die Bäume mit Millionen von Blüten schmückt und der Erde eine Fülle von treibenden Kräften zuströmen läßt, hat auch für die Seelen der Seinen reiche Zuflüsse seines siegreichen Lebens. A b e r s i e n e h m e n d i e s e S t r ö m e s o o f t n i c h t a u f. - Eine christliche Frau, über ihr Glaubensleben befragt, antwortete seufzend: ,,Ach, ich vegetiere gerade noch. Ich bin nicht ganz vom Heiland gelöst, aber zum freudigen Früchtetragen reicht's nicht." Das ist ein trauriges Zeugnis. Wo mag es fehlen, wenn es also steht?

Jene Frau, die, gottlob, wieder zu einer gesunden inneren Erfahrung gelangte, hat es angedeutet. Die Verbindung mit dem Herrn ist gelockert worden, und die Lebenszuflüsse dringen nicht herzu. Die Dinge dieser Erde nehmen das Herz zu sehr ein. Nachlässigkeit, Unglaube, Sünde verstopfen die Kanäle, und das Leben, das der Herr im Überfluß zu geben bereit ist, findet keinen Zugang zum Herzen seines Kindes. - Wie steht es bei mir? Ich möchte grünen und fruchtbar sein in Deinem Garten, Herr. Laß Deine Lebensfülle mich überströmen!

O Herr, gib meiner Seele Leben, Durchdringe sie mit Deinem Geist, Laß mich durchaus an nichts mehr kleben, Was eitel ist und irdisch heißt!
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Beitrag von Joschie »

D.Rappard Ich bin gekommen, daß meine Schafe das Leben und volle Genüge haben sollen. Joh. 10,11.

Wir kehren noch einmal zu dem Ausspruch unseres guten Hirten zurück und lesen die Stelle in der Fassung, wie sie den meisten unter uns wohl am besten bekannt ist: I c h g e b e m e i n e n S c h a f e n L e b e n u n d volle Genüge. Welch ein großes, allumfassendes Wort! Es mahnt uns an jenes andere: Laß dir an meiner Gnade genügen; sie i s t genug für dich. - Wir wollen dies Wort nicht lesen als ein Gesetz, sondern als ein süßes Evangelium.

Komm, Schäflein Christi! Bei deinem Hirten, der dir das Leben gab, findest du auch volle Genüge. Jede Leere deines Herzens, jede Sehnsucht deiner Seele, jedes Verlangen deines Geistes findet in ihm volle Befriedigung.

Ein Kindlein lernte die ersten Worte des Hirtenpsalmes lallen, und sagte sie nach seiner holden Weise: ,,Der Herr ist mein Hirte, mir tut nichts mangeln." O ihr Gotteskinder, wollen wir es nicht auch also sagen? Ob ich arm bin und krank, einsam und verlassen; ob auch das Sehnen zu lieben und geliebt zu werden mir manchmal Kampf und Herzweh kostet, ich bin dennoch selig in meines Heilands Liebe. Möge eine neue Erfahrung dieser vollen Genüge unser seliges Christgeschenk sein.

Gnadenreicher Herr und Meister, laß mein Leben es bezeugen, daß Du die Deinen königlich versorgst, und daß sie in Deiner Nähe volle Genüge haben.
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D.Rappard Ich bin gekommen, daß meine Schafe das Leben und volle Genüge haben sollen. Joh. 10,11.
Wir kehren noch einmal zu dem Ausspruch unseres guten Hirten zurück und lesen die Stelle in der Fassung, wie sie den meisten unter uns wohl am besten bekannt ist: I c h g e b e m e i n e n S c h a f e n L e b e n u n d volle Genüge. Welch ein großes, allumfassendes Wort! Es mahnt uns an jenes andere: Laß dir an meiner Gnade genügen; sie i s t genug für dich. - Wir wollen dies Wort nicht lesen als ein Gesetz, sondern als ein süßes Evangelium.

Komm, Schäflein Christi! Bei deinem Hirten, der dir das Leben gab, findest du auch volle Genüge. Jede Leere deines Herzens, jede Sehnsucht deiner Seele, jedes Verlangen deines Geistes findet in ihm volle Befriedigung.
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Beitrag von Joschie »

C.O.Rosenius Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte läßt sein Leben für die Schafe. Joh. 10, 12.
Diese Worte sind so bekannt und oft gehört! Wer würde sie jetzt wohl wieder betrachten wollen? Mancher könnte dabei sogar einschlafen. Und trotzdem ist es gerade dieses Thema, das vor jedem anderen ein eiskaltes Herz brennend und den Toten lebendig machen kann, wenn es dem Geist Gottes gelingt, dies Herz zu öffnen. O, halte darum noch einmal still und bedenke, was der Herr Christus hier sagt: ,,Ich lasse Mein Leben für die Schafe." Vielleicht bist du friedlos, freudlos, kalt und unglücklich; hier kannst du erfahren, wie du ein warmes, glückliches und friedevolles Herz erhalten kannst. Und wie geschieht dies? Ja, wenn du nur einen festen Blick auf das Angesicht deines Heilands richten kannst, während Er spricht: ,,Ich bin der gute Hirte - Ich lasse Mein Leben für die Schafe", und wenn du dieses nur in dein Herz hineinbekommst, dann wird es wahrlich anfangen, warm zu werden und unaussprechlichen Frieden und wahre Freude empfinden. Bitte Gott um die Barmherzigkeit, daß Er dir einen stillen, betrachtenden Geist und geöffnete Sinne gebe, wenn du den Herrn diese Worte reden hörst. Bedenke, wer es ist, der hier redet! Es ist derselbe, den du im Gebet anrufst, es ist dein Heiland. Blicke auf Ihn und höre Ihn sagen: ,,Ich bin der gute Hirte, - Ich lasse mein Leben für die Schafe."

Merkst du nicht eine tiefe und herzliche Zärtlichkeit bei Ihm, wenn er so redet? Oder meinst du dennoch, daß Er wirklich so kalt und gleichgültig gegen dich sein könnte, wie es dein ungläubiges und kaltes Herz wähnt? Nimm dann diese Worte mit dir ins Gebet. Und wenn du die drückendste und verzehrendste Besorgnis auf deinem Herzen hast und sie deinem Heiland klagen willst, aber keine Liebe von Ihm zu empfinden wähnst, suche dann Sein Bild zu fassen und in Sein Antlitz zu sehen, wenn Er spricht: ,,Ich bin der gute Hirte - Ich lasse mein Leben für die Schafe."

Denn sieh! Es sind doch Seine Worte, die du betrachtet hast. Schaue Ihn sodann in dem eigentlichen Werk an, das hier erwähnt wird, - in Seinem willigen Leiden und in Seinem bitteren Tod, - und laß dann die Worte: ,,Ich lasse Mein Leben für die Schafe" beständig vor dir stehen und deiner Seele alles das erklären, was du siehst. Sieh, wie Er freiwillig der Macht der Finsternis entgegenschreitet, die Ihn in Gethsemane aufsucht. Höre, wie Er spricht: ,,Sucht ihr Mich, so laßt diese gehen." - ,,Ich lasse Mein Leben für die Schafe." Sieh, wie Er still ,,wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird", auf den Richtplatz hinausgeht und dort Seine Hände und Füße durchbohren und sich an das Holz des Kreuzes hängen läßt. Und wenn du Ihn im Ernste des Todes siehst, höre dann Seine ewig gültigen Worte: ,,Ich lasse Mein Leben für die Schafe."

Wagst du nun trotzdem, Seine Liebe und Zärtlichkeit in Zweifel zu ziehen? Wagst du trotzdem, lieber deinem finsteren, lügenhaften Herzen und dem Teufel zu glauben, welche sprechen: ,,Er ist gleichgültig gegen dich, Er kehrt sich nicht an deine Not, Er erwartet, daß du selbst dein Übel überwinden sollst. Er erwartet, daß das Schaf sich selbst gegen den Wolf verteidigen soll" usw.? Erbebe vor solchen Einflüsterungen der Finsternis und laß deinen Heiland einmal das sein, was Er wirklich ist, - die ewige und unbegreifliche Zärtlichkeit, die nicht einmal dulden konnte, daß das Volk in der Wüste hungerte oder daß ein Mann eine verdorrte Hand hatte. Wieviel weniger kann Er dann dulden, daß deine Seele in Not und Gefahr ist, ohne daß Er etwas dagegen tun sollte, da Er doch zur Errettung der Seelen in die Welt gekommen ist!

Ich sehe, wie die ganze Person Christi und Sein Auftrag für die Welt nur ein einziger großer Beweis einer unbegreiflichen Liebe und Zärtlichkeit gegen das Menschengeschlecht sind. Er selbst will, daß wir es so betrachten sollen, indem Er spricht: ,,Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben für seine Freunde läßt." Nun habe ich wahrlich Grund zu dem Schluß, daß alles, was ich selbst erfahre, sehe, fühle und meine, unmöglich ebenso gewiß ist wie das, was Christus mit der Hingabe Seines Lebens beweist. Mag er mich nachher prüfen so sonderbar und beunruhigend, wie Er kann, mag Er mich dem Teufel und allem Bösen überlassen, solange es Ihm gefällt, - ich ahne doch, daß sich bei Ihm noch ein Herz verbirgt, das aus inniger Liebe blutet, und daß Er - da ich noch in der Gnadenzeit bin und mich selbst richte, aber auch zu Seiner Barmherzigkeit fliehe - mich unmöglich im Ernst verlassen wird. Nein, so wahr dieser treue Herr nicht lügen kann, ist in Seinem Herzen schon Freude über ein wiedergefundenes Schaf. Kurz, durch diesen Beweis der Liebe Christi, nämlich durch die Hingabe Seiner ganzen Person und Seines Lebens, mußt du zu einem solchen Glauben kommen, daß Er hinfort mit dir handeln kann, wie Er will, und du so jenen großen Beweis mehr gelten läßt. - In dieser Weise müssen wir uns das zunutze machen, was Er hier sagt: ,,Der gute Hirte läßt Sein Leben für die Schafe", indem wir nämlich, was auch immer unser Herz bedrückt, bedroht, einschüchtert und plagt, doch ein inniges Vertrauen zu Seiner Liebe und Hirtentreue haben und zu Ihm hinfliehen, der allen Dingen so herzlich gern abhelfen will und es so leicht kann.

In meiner kurzen Wandrungsfrist, Was ängst' ich mich und klage? Er, der der gute Hirte ist, Trägt mich in jeder Lage. Er, der uns liebet fort und fort, Mit Seinem Geist und Seinem Wort, Ist bei uns alle Tage.
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Ch.Spurgeon "Ich bin der gute Hirt und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, gleichwie der Vater mich kennt und ich den Vater kenne." Johannes 10,14-15
Ich möchte darauf hinweisen, wie vollkommen der Herr Jesus als der gute Hirte seine Schafe kennt. Er kennt ihre Zahl; er wird nie eines verlieren. Er wird sie erneut zählen, wenn die Schafe wieder unter seine Hand kommen, und dann wird er genaue Rechnung machen. "Die du mir gegeben hast, habe ich behütet, und keiner von ihnen ist verloren gegangen." Er kennt die Zahl derer, für die er den Erlösungspreis gezahlt hat. Er kennt den Charakter und das Alter jedes der Seinen. Er versichert uns, daß selbst die Haare auf dem Haupt gezählt sind. Der Herr Jesus hat keine Schafe, die ihm unbekannt sind. Es ist nicht möglich, daß er eines übersehen oder vergessen haben sollte. Er hat eine so gute Kenntnis von denen, die er durch sein kostbares Blut erlöst hat, daß er nie eins mit dem andern verwechselt oder falsch beurteilt. Er kennt ihr Gemüt, er kennt die Schwachen, die Nervösen, die Schreckhaften, die Starken; die, welche eine Neigung zur Schwindsucht haben; die Tapferen, die Kranken; die Sorgenvollen, Ermatteten oder Verwundeten. Er kennt diejenigen, die der Teufel jagt, die sich zwischen den Klauen des Löwen befinden und geschüttelt werden, bis sie fast das Leben verlieren.

Er kennt unsere innersten Gedanken und Gefühle besser als irgend jemand von uns selbst. Er kennt unsere Prüfungen - die besondere Prüfung, unter der du jetzt niedergebeugt bist. Und die Schwierigkeiten, die besondere Schwierigkeit, die dir gerade jetzt innerlich in den Weg tritt, mein Bruder. Alles, was unser Leidenskelch enthält, ist ihm bekannt. Es ist unmöglich, sich eine Kenntnis zu denken, die vollkommener ist als die, welche der Vater von seinem eingeborenen Sohn hat, und ebenso unmöglich ist es, sich eine Kenntnis zu denken, die vollkommener ist als diejenige, welche Jesus Christus von jedem seiner Erwählten hat.
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Beitrag von Joschie »

C.O.Rosenius Ich erkenne die Meinen und bin bekannt den Meinen. Joh. 10, 14.
Nicht ohne weiteres wird man erkennen können, welch ein großes Geheimnis in diesen Worten liegt. Sie sagen uns, daß eine innige Bekanntschaft zwischen dem Herrn und Seinen Schafen herrscht, auf der alles beruht. Was mag das bedeuten? Man fängt an, etwas zu ahnen, wenn man denselben Herrn in der entscheidenden Stunde, in der Er an Sein Versöhnungswerk geht, feierlich erklären hört: ,,Das ist das ewige Leben, daß sie Dich, der Du allein wahrer Gott bist, und den Du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen." Höre, was der Herr Christus für das ewige Leben erklärt! Nur Gott und den Heiland zu erkennen. Und, wenn Er von dem feinsten Selbstbetrug in geistlichen Dingen redet, von dem Betrug einer eigenen Frömmigkeit, Kraft und Geistlichkeit, durch den viele am Jüngsten Tag sagen werden: ,,Haben wir nicht in Deinem Namen geweissagt und in Deinem Namen Teufel ausgetrieben und in Deinem Namen viele Taten getan?" - dann wird Er sie mit den Worten ,,Ich habe euch noch nie erkannt" abweisen. - Dieselben Worte finden wir in dem ewig gültigen Abweisungsurteil über die Jungfrauen, die zur Hochzeit wollten, ihre Lampen nahmen, dem Bräutigam entgegengingen, aber kein Öl hatten. Der Herr wird nur diese eine Bemerkung machen: ,,Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Ich kenne euch nicht." - Bedenke, wie bedeutungsvoll dieses Wort ,,kennen" hier sein muß. Dasselbe Richterwort gebraucht Er, als Er erklärt, weshalb diejenigen, welche durch die enge Pforte einzugehen trachteten, es aber dennoch nicht konnten und dann beschwörend sagen würden: ,,Wir haben vor Dir gegessen und getrunken, und auf den Gassen hast du uns gelehrt"; auch ihnen gilt das gleiche, niederschmetternde Richterwort: ,,Ich kenne euch nicht, woher ihr seid."

O, muß nicht ein jeder, der dies liest und dabei erkennt, wie der Herr Christus als der entscheidende Richter so ernstlich darum geeifert hat, dies hervorzuheben, - muß nicht ein jeder merken, daß hier ein überaus wichtiges Geheimnis vorliegt? Für die Gläubigen war und ist dies nichts Unvermutetes; im Gegenteil, für sie sollte es gerade eine erfreuliche Bestätigung dafür sein, daß sie Ihn recht erfaßt haben. Unerwartet aber ist es für diejenigen, die sich darüber wundern, daß der Herr nicht sagt: ,,Ihr habt gegen Mein Gesetz gesündigt" oder ,,Ihr seid nicht ernstlich genug in eurer Besserung und Heiligung gewesen"; ja, auch für diejenigen, die sich wundern, daß der Herr nicht eine scharf eingeteilte Gnadenordnung vorlegte und sagte: ,,Gegen diese habt ihr gefehlt". Überraschend wird es für alle diejenigen sein, die es so haben wollen, die zu ihrer Verwunderung Ihn aber immer nur sagen hören: ,,Ich kenne euch nicht!" Alle werden erkennen müssen, daß in dem Texte vom Jüngsten Gericht bei Matth. 25, wo so viele Werke angeführt werden, dennoch das ganze Gewicht darauf gelegt wird: ,,Das habt ihr Mir getan," um Meinetwillen habt ihr Meinen geringsten Brüdern dies oder jenes getan, daß also Christus und eine innige Bekanntschaft mit Ihm die Quelle gewesen sind, aus der diese Werke flossen; daß allein Christus, nicht aber ihre eigene Heiligkeit, der Gegenstand ihres Auges und ihres Heiligungseifers gewesen ist.

Sollten nicht alle, die erkannt haben, welche besondere Fürsorge Jesus um dieses Verhältnis geübt hat, um des Herrn Christus und des ewigen Wohls ihrer unsterblichen Seelen willen einmal stillhalten und sich von dem Herrn, der die Schlüssel in Seiner Hand hat, sagen zu lassen, daß, wo Er zuschließt, kein Mensch aufschließt? Sollten wir nicht Seinen Worten stillhalten und sie ernstlich beherzigen? Viele ernste und fromme Männer sind nach jahrzehntelangem heiligen Eifer um Gott und Sein Reich dadurch über dies Verhältnis aufgewacht und wie Brände aus dem Feuer gerissen worden, daß sie das Geheimnis des Reiches Gottes in dem duldenden, blutenden Herrn mit den durchbohrten Händen und Füßen zu sehen bekamen. Nur in Ihm und in Seinem Tod haben sie hinfort ihr ganzes Leben, ihre Freude und ihren Trost erhalten und alsbald ihre bisherige irdische Seligkeit demgegenüber für Schal und jammervoll erachtet. So wird man gesinnt, wenn man Jesus recht erkennen lernt; und nur diejenigen, bei welchen Christi Erkenntnis solcher Art ist, sind Seine Schafe.

,,Willst du dann ein für allemal wissen und deutlich definieren (bestimmen) können, was ein Christ sei", sagt Luther, ,,oder woher der Mensch ein Christ heiße, so mußt du nicht sehen nach Mose Gesetz oder der größten Heiligen Leben und Heiligkeit, sondern nur hierher auf das Wort Christi: »Meine Schafe kennen Mich«, so daß du sagst: Ein Christ ist nicht, der da ein herrlich, streng, ernstlich Mönchs- und Einsiedlerleben führt; denn solches können auch Juden und Türken tun, unter denen etliche viel strenger leben. Kurz, alles, was in uns und von uns geschehen kann, das macht keinen Christen. Was dann? Allein das, daß man diesen Mann kenne, von Ihm halte und sich zu Ihm versehe, was Er will von Ihm gehalten haben, nämlich, daß Er sei der gute Hirte, der Sein Leben für die Schafe läßt und sie erkennt. Solche Erkenntnis heißt und ist nichts anderes denn der Glaube, so da folgt aus der Predigt des Evangeliums."

,,Weicht alle von Mir!" O schreckliches Wort! So wird Er nur sagen zu jenen dort, Die hier nicht im Glauben zu Ihm gekommen Und Seine Versöhnung nicht angenommen Zu ihrem Heil.
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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