Andachten zum 1. Buch Mose

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Jörg
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D.Rappard Da aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß ruhen konnte, kam sie wieder zu Noah in die Arche. Und er tat die Hand heraus und nahm sie zu sich in die Arche. 1. Mos. 8,9.

Noch waren die Wasser der Sündflut nicht verlaufen. Wo einst blühende Gefilde lagen, war jetzt ein ödes Meer. Da ließ Noah einen Raben aus der Arche fliegen, um zu erkunden, wie es stünde. Der Rabe kehrte nicht zurück; er fand Nahrung in den modernden Überresten und ließ es sich dabei genügen. - Der Taube, die Noah acht Tage später ausfliegen ließ, ging es gar anders. Lange flog sie über die dunklen Gewässer, suchte da und suchte dort, und fand nirgends einen Platz, da ihr Fuß ruhen konnte. Wohin, wohin sollte sie fliehen? Wo anders als zur Arche! Da ist Ruhe. Da ist Sicherheit. Sie brauchte nicht lange Einlaß zu suchen. Noah's Auge hatte sie erblickt; seine Hand streckte sich ihr entgegen, und bald ruhte das zitternde Täublein im sicheren Bergungsort.

Bist du auch solch eine Taube, müdes Herz? Kannst auf Erden nigends Ruhe finden? Kannst hier deiner Seele Hunger nicht stillen? Vielleicht hast du den Frieden der Arche schon gekannt und wieder verloren. So mache es wie das Täublein. Kehre wieder, kehre wieder! Die bergende Arche ist da. Die liebende Hand ist dir entgegengestreckt. Komm nur!

Herr, laß mich immer Heimweh haben, wenn ich nicht in Dir bin. In Dir aber laß mich allzeit finden Leben und volle Genüge. Ich fliehe auch jetzt zu Dir.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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S.Keller 1. Mose 8, 11: «Die kam zu ihm um die Vesperzeit, und siehe, ein Ölblatt hatte sie abgebrochen und trug's in ihrem Munde.»

Um die Vesperzeit! Der Höhepunkt des Tages ist überschritten; der Lärm fängt an sich zu legen. Gleich ist die Hauptarbeit vorbei. Die Hitze weicht der kommenden Abendkühle; die Schatten werden länger. Ist das nicht eine passende Zeit für Trost? Ist da die Seele nicht besser in der erwartungsvollen Stimmung als vorher, wo noch die Unruhe groß war? Die wichtigste Geschäftigkeit, mit der jeder Vormittag einsetzt, wie ein Prahler, als müßte heute, wer weiß was, für Großes getan werden, ist eine schlechte Stelle für den Taubenbesuch. Um die Vesperzeit - vor Abend ist es wichtiger. Es könnte auch sein, daß da die natürliche Abspannung, die Erschlaffung, es mit sich bringt, daß der Glaube müde wird und man anfängt, resigniert sich ins Unvermeidliche zu schicken. Sei stille, mein Herz, und warte auf den Herrn von einer Morgenwache zur andern, und vom Morgen bis zum Abend! Wenn aber die Taube um die Vesperzeit das tröstende Ölblatt brachte, dann wird es um den Abend licht, und du brauchst heute nicht zu seufzen. Dein Gott hat dein gedacht und dich gegrüßt um die Vesperzeit!

Herr, mir war um Trost sehr bange und ich meinte den ganzen Tag, du habest heute meiner vergessen. Dazu war des Tages Last und Hitze groß, und mein trauriges Herz konnte so schlecht alles aushalten. Nun danke ich dir, daß du an mich gedacht und mir durch dein Ölblatt die Spannung gelöst hast. Du bist mein Trost! Amen.
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J.Kroeker Vom Segen der Familie.

"Und Gott segnete Noah und seine Söhne und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch, und erfüllet die Erde." 1.Mose 9,1.


Die Ehe ist das Allerheiligste auf dem ganzen Gebiet des menschlichen Zusammenlebens. Sie ist berufen, jenes göttliche Naturgesetz der Fruchterzeugung zu verwirklichen, das Gott in seine ganze, organische Schöpfung hineingelegt hat. Es handelt sich hier um nichts Geringeres, als um die Vollmacht jenes göttlichen Wirkens, auf Grund dessen der Mensch fähig ist, durch Zeugung und Empfängnis jenes Kind zu schaffen, das die einzige Frucht ist nach seinem Bilde, das Höchste, was der Mensch von seiner ganzen Wesensbeschaffenheit als geistes- und wesensverwandtes Leben "von sich werfen", in die Welt "hinausstrahlen" kann. "Wie in der Pflanzenfrucht die edelsten Kräfte und Säfte des Baumes, zu einem selbständigen Keim gereift, frei werden, so vereinigen Vater und Mutter das ihnen an Göttlichem und Menschlichem innewohnende Edelste zur Erzeugung eines selbständig werdenden Menschenkeims."

Dieses höchste Können des menschlichen Lebens hat Gott durch den Begriff Ehe umschrieben und begrenzt. Sie ist das Fundament der Weltgeschichte. Das Wohl eines ganzen Volkes und die Zukunft der Geschichte sind von ihr abhängig. Mit dem Verschwinden der Ehe, wie Gott sie gegeben, schwinden auch alle Segnungen, die mit ihr für ein Volk und die Zukunft verbunden sind. Es handelt sich hier nicht um ein willkürliches Fruchtbringen zweier Geschlechter, sondern um die lebenslängliche, freiwillige Vereinigung von Mann und Frau, die in der Gründung der Familie und des Hauses ihren reinen Ausdruck findet.

Die Reinheit der Ehe und Heiligkeit der Familie bildeten daher von jeher die einzigen Fundamente für den gesunden Aufbau eines Geschlechts und für die weltgeschichtliche Mission eines Volkes. "Nicht in den Kabinetten der Fürsten, nicht auf den Feldern der Schlachten, nicht in den Werkstätten der Industriellen, nicht in den Hallen der Geschäfte, nicht einmal in den Hörsälen und Bildungsstätten der Wissenschaften und Künste, auch nicht in den Tempeln der Gottesverehrungen - in den Häusern, in den Häusern wird über Glück und Unglück, über Blüte und Elend der Völker und Menschen entschieden."

Wer daher die Zukunft eines Volkes sehen will, der belausche das Familienleben dieses Volkes. Die Sprache, die hier gesprochen, die Liebe, die hier gepflegt, die Erwartungen, die hier geweckt, der Friede, der hier gesegnet, die Hingabe, die hier erwartet wird - es werden uns die wesentlichen Züge sein, die die Zukunft beherrschen.
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J.Kroeker Vom Wert und Unwert des Vergänglichen.

"Eure Furcht und Schrecken sei über alle Tiere auf Erden und über alle Vögel unter dem Himmel, über alles, was auf dem Erdboden kreucht, und über alle Fische im Meer; in eure Hände seien sie gegeben." 1.Mose 9,2.


Was der Mensch durch seinen Fleiß und seiner Hände Werk der Erde von ihren Gütern abzuringen vermag, ist sein Eigentum. Sie ist von Gott dazu bestimmt und gesetzt, dass sie durch die Fülle ihres Reichtums dem Menschen als ihrem Herrn und König diene und ihm die Möglichkeit gebe, seine hohen Aufgaben, die er in der Ehe, in der Familie und im Völkerleben von Gott empfangen hat, zu erfüllen. Und für die Erde ist diese Bezwingung, Aneignung ihrer Güter, nicht eine erlittene Vergewaltigung, für sie ist alles ein Freiwerden ihrer vielfach völlig gebundenen Kräfte zum Zwecke einer höheren Daseinsbestimmung. Wie gerne lässt z.B. ein Baum seine im Herbst reifende Frucht in jene Hand fallen, die sich nach ihr ausstreckt. Ehrt der Mensch die der Natur innewohnenden Gottesgesetze, die ihr die von Gott geschaffene Existenzberechtigung geben, dann tritt sie mit Freuden ihren Reichtum ab und antwortet ihrem Herrn, der sie bebaut, mit der Fülle des Segens, den sie in sich trägt.

Erwerb eines Eigentums nach göttlicher Bestimmung und Begrenzung ist daher mit eine sittliche Pflicht des Menschen. Und insoweit der Mensch diese Pflicht im göttlichen Rahmen zu lösen sucht, ruht ein unberechenbarer Segen darauf. Jesus konnte in seinen Bergreden sagen: "Selig sind die Friedfertigen, denn die Erde wird ihr Erbe sein." Wer nicht vom Raub des Eigentums seines Nächsten leben will, kann nur leben von dem, was er der Erde von ihrem Reichtum als sein Eigentum abzuringen vermag.

Nicht als ob Erwerb Selbstzweck wäre, und der Mensch nur die Aufgabe hätte, der Erde so viel wie möglich abzugewinnen. Das Eigentum ist nicht um seiner selbst willen da, es ist da, damit es dem Menschen diene und ihm die Möglichkeit gebe, Familien zu gründen, die Gesellschaft zu fördern und das Leben des Volkes zu heben und zu stärken. Sobald dieser göttliche Zweck des Eigentums durch die Begierde nach Reichtum und durch den kalt berechnenden Egoismus des Menschen entweiht wird, trägt er nicht mehr einen Segen, sondern einen unberechenbaren Fluch in sich für den, der sich seiner bemächtigt. Wie erschütternd ist die Sprache der Bibel und der Geschichte gegen alle diejenigen, die sich gerade auf dem Gebiete des Eigentums gegen sich selbst, gegen ihre Familie, gegen die Gesellschaft und ihr Volk versündigten. Wen Gewinn nicht verpflichtet, der zerbricht am Gewonnenen, während die Erde den segnet, der mit ihren Gütern dem Nächsten dient.
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J.Kroeker Über unseren Glaubensumgang mit Gott.

"Und Gott sagte zu Noah und seinen Söhnen mit ihm: Siehe, Ich richte mit euch einen Bund auf und mit eurem Samen nach euch." 1.Mose 9,8.9


Nachdem Noah durch sein Opfer zu Gott geredet hatte, redete Gott zu Noah. Im wirklichen Glaubensumgang mit Gott wechseln Gebet und Offenbarung immer wieder miteinander ab. Die Seele atmet ihr eigenes Leben im Gebet aus und empfängt neues von Gott durch Offenbarung. Es ist jenes Geben und Nehmen, in welchem das ganze Geheimnis unserer Gemeinschaft mit Gott besteht. Daher sagte auch Jesus einst zu seinen Jüngern, denen er im Bild des Weinstocks sein organisches Lebensverhältnis zu ihnen klargelegt hatte: "Bleibt in mir, und Ich bleibe in euch, denn ohne mich könnt ihr nichts tun." Die Lebensgemeinschaft des Menschen mit der oberen Welt ist niemals nur ein formaler Gottesdienst oder eine kultische Handlung oder gesetzliche Leistung. Sie ist jener innerliche Umgang, da die Seele gibt, was sie besitzt, und empfängt, was Gott ihr darreicht.

Wenn die Schrift nun bei diesem Verkehr des Menschen mit Gott so viel von Offenbarungen spricht, so bezeichnet sie damit jenes göttliche Licht und Leben, die der Mensch von Gott empfängt. Offenbarung ist nichts anderes als Selbstmitteilung Gottes. Was Gott in seiner Fülle an Leben und Licht, an Friede und erlösender Kraft besitzt, sucht Er auf dem Wege der Selbstenthüllung denen mitzuteilen, die ihr Leben in Ihm gefunden haben. Als solch eine Persönlichkeit schildert die Schrift auch das Leben eines Noah. Schon zu seinen Zeiten schöpfte er Gnade um Gnade aus Gottes Lebensfülle. Das Geheimnis, das ihn von dem untergegangenen Zeitalter so wesentlich unterschieden hatte, war sein Umgang und Wandel mit Gott gewesen.

Eine Gemeinschaft nun, die durch solche Selbstmitteilung Gottes und Glaubenshingabe des Menschen aufgebaut wird, ist in ihrem Reichtum ohne Grenzen. Denn Gott hat sich in all seinen Schöpfungen nie erschöpft und in all seinen Offenbarungen nie ausgegeben, so reich sie je und je in der Heilsgeschichte der Menschheit auch waren. Auch in seiner Offenbarungsfülle ist Gott Unendlichkeit. Großes hatte der Herr daher auch dem Noah mitzuteilen, als dieser ihm durch sein Opfer kundgetan hatte, dass er und die neue Schöpfung nichts anderes als eine Offenbarungsstätte Gottes für die Zukunft sein möchten. "Ich will" meinen Bund aufrichten mit euch und "Ich will" ansehen meinen Bogen in den Wolken, dass hinfort nicht mehr eine Gerichtsflut über alles Fleisch auf Erden kommen soll. Das war die gewaltige Gottesbotschaft, die hinfort in diesem Bundesbogen für die kommende Menschheit liegen sollte. Erlöste haben diese Botschaft vernommen und beugen anbetend ihre Knie nicht vor dem Bundesbogen, wohl aber vor dem Bundesgott.
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J.Kroeker Von der göttlichen Offenbarung.

"Und richte meinen Bund also mit euch auf, dass hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbet werden soll mit dem Wasser der Sintflut, und soll hinfort keine Sintflut mehr kommen, die die Erde verderbe." 1.Mose 9,11.


Wie der Mensch das Tiefste und Heiligste seiner Seele vielfach nur in einer symbolischen Handlung vor Gott zum Ausdruck bringen kann, so vermag er Gottes höchste Offenbarungen vielfach erst dann in ihrem vollen Umfang zu verstehen, wenn diese von Gott in ein sinnlich-wahrnehmbares Bild gekleidet werden. Erst durch das Offenbarungszelt in der Wüste und durch den Gottestempel in Jerusalem lernte Israel die große Gotteskunde fassen, dass die Herrlichkeit Gottes und seine Gnadengegenwart nicht nur in der Wolke und im Feuer auf dem Sinai zelte, sondern mit denen durch die Wüste wandle und unter denen in Jerusalem wohne, die in Wüste und Heimat nichts anderes sein wollten, als Gottes Priestervolk auf Erden. So kleidete Gott auch hier die ganze Größe seiner tragenden Geduld und rettenden Liebe in das Bild des Regenbogens in den Wolken. Nicht das Bild an sich ist die göttliche Wahrheit. Der Regenbogen strahlt nur die ewig neu sprechende Offenbarung Gottes wieder und macht sie dem Menschen verständlich und fassbar. Für sich hätte Gott diese bildliche Sprache nie gebraucht. Der Mensch jedoch bedurfte ihrer, um Gott auch in dem Göttlichsten und Höchsten verstehen zu lernen. Daher erlebte die göttliche Offenbarung auch je und je eine Vermenschlichung, die Verkörperung in ein vergängliches Bild - "das Wort ward Fleisch", um unter uns wohnen zu können und um von uns verstanden zu werden.

Jede Fleischwerdung der göttlichen Offenbarung ist aber zu gleicher Zeit auch eine Verhüllung der Offenbarung. Denn kein vergängliches Bild ist groß genug, um das Große Gottes voll und ganz zu künden. Derselbe Tempel, der durch seine Existenz den Söhnen Israels das Wohnen der Herrlichkeit Gottes in ihrer Mitte versinnbildlichte, verhüllte gleichzeitig durch sein Heiligstes und Allerheiligstes die Gegenwart dieser Herrlichkeit vor den Blicken des im Vorhof anbetenden Volkes. Leider hat die Menschheit dies immer wieder vergessen. Daher kniete sie eines Tages anbetend vor dem Tempel, anstatt vor dem Herrn des Tempels, ehrte das Kreuz und verlor den Gekreuzigten, pflegte das Heiligste und vergaß den Heiligenden, suchte die Zungen von Pfingsten und atmete nicht den Geist von Pfingsten, verewigte den Buchstaben und kreuzigte das lebendige Wort.
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J.Kroeker Vom Wert menschlichen Lebens.

"Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich gemacht habe zwischen mir und euch und allen lebendigen Seelen bei euch hinfort ewiglich: Meinen Bogen hab ich gesetzt in die Wolken, der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde." 1.Mose 9,12-13.


Gott bedurfte nie des Zeichens, um an den Beschluss, den Er in seiner erbarmenden Liebe gefasst hatte, erinnert zu werden. Aber der Mensch bedurfte dieser Sprache und dieses Bundeszeichens, um in dem Wechsel des Lebens von Fall zu Fall an die große Bundesbotschaft von Gottes tragender Barmherzigkeit gemahnt zu werden. Um diese große Bundesbotschaft deuten zu können, fehlen uns die Farben und die Worte, denn so manche Gotteswahrheit vermag man innerlich viel tiefer zu erleben, als in Worte zu kleiden. Und wo immer es zu solch einem innerlichen Erleben kam, da besaß die Seele alsdann weit mehr, als eine Beschreibung ihr bieten konnte. Vergegenwärtigen wir uns daher nur folgenden Wesenszug dieses Gnadenbundes.

Gott war der Gebende in demselben. Der Bund war kein Vertrag, den Gott mit der Menschheit schloss. Er war auch keine zustande gekommene Verständigung zwischen Gott und Mensch. Er war ein Akt gebender Gnade. "Ich will" meinen Bund aufrichten mit euch, und "Ich will" ansehen meinen Bogen in den Wolken, dass nicht mehr hinfort eine Gerichtsflut über alles Fleisch auf Erden kommen soll.

Wie wert muss doch das menschliche Leben in Gottes Augen sein, dass Er es von vornherein, trotz seiner inneren Gottesferne, für alle Zukunft so unter den Schutz seiner Gnade stellt! Sobald der Mensch dann eines Tages erkennt, dass alles Gnade ist, wenn die Sonne ihn grüßt, wenn die Wiesen ihm grünen, wenn die Wälder rauschen und die Felder ihn segnen, wenn die Kinder ihm danken und die Geschlechter ihn ehren, dann begreift er, dass sein Leben und Wirken nicht die Schöpfung seines eigenen Geistes ist. Alles in seinem Leben beruht auf dem Willen Gottes zu seinem Heil. Er sieht sich und sein Leben hinfort unter eine Gnade gestellt, die auch in den dunkelsten Zeiten sich über ihm wölbt. Denn wo der Bogen auch immer erschien, er war nach oben ein vollendeter Kreis, der nach unten die Erde zu umspannen suchte, um auf ihr seine unvollendete Vollendung zu finden. Wenn erst einmal die Gnade, die sich gegenwärtig in dem Farbenspiel des Bogens in ihrer ganzen Fülle widerspiegelt, eine in sich zunächst noch verlorene Schöpfung in die volle Lebensgemeinschaft mit Gott wird zurückgeführt haben, dann schließt sich die Wölbung auch in seinem unteren Teil.
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C.H.Spurgeon ,,Man soll meinen Bogen sehen in den Wolken." 1 Mose 9, 14.

Der Regenbogen, das Sinnbild des Bundes mit Noah, ist ein Vorbild auf unsern Herrn Jesum, welcher des Herrn Zeuge ist vor seinem Bundesvolk. Wenn des Sünders Gewissen von Wolken verfinstert wird, wenn er sich an seine vergangenen Sünden erinnert und vor Gott trauert und klagt, dann wird ihm Jesus Christus geoffenbart als der Regenbogen des Bundes, der alle herrlichen Farben des göttlichen Wesens zurückstrahlt und Frieden verheißt und bedeutet. Wenn den Gläubigen Trübsal und Versuchung umgibt, so ist's etwas außerordentlich Liebliches für ihn, daß er die Person unsres Herrn Jesu Christi betrachten darf, daß er schauen darf, wie Er für uns leidet, stirbt, aufersteht und vor dem Throne für uns bittet. Gottes Regenbogen ist ausgespannt über die Wolken unsrer Sünden, unsrer Schmerzen, unsrer Leiden, und verkündigt uns eine Erledigung. Nun gibt die Wolke für sich allein noch keinen Regenbogen, es müssen die klaren Regentropfen da sein, welche das Licht der Sonne zurückstrahlen. So müssen unsre Leiden uns nicht bloß ängstigen, sie müssen in wirklichen Tropfen auf uns fallen. Was hätte Christus uns helfen können, wenn die Strafe Gottes nur eine ängstigende, bedrohliche Wolke gewesen wäre? Die wirkliche Strafe mußte in furchtbaren Tropfen auf unsern Bürgen niederfallen. Wenn nicht eine wahre Sündenangst im Gewissen des Sünders ausbricht, ist Christus nicht für ihn vorhanden; wenn die Züchtigung, die er erfährt, nicht empfindlich wird, so kann er Jesum nicht sehen. Aber es muß auch eine Sonne vorhanden sein; denn Wolken und Tropfen geben keinen Regenbogen, wenn nicht die Sonne scheint. Geliebte, unser Gott, der unsre Sonne ist, scheint allezeit; aber wir sehen Ihn nicht immer, Wolken verbergen sein Antlitz. Aber was tut's, wenn noch so schwere Tropfen fallen und noch so schwarze Wolken drohen? wenn nur Er seine Strahlen scheinen läßt, so entsteht auf einmal ein Regenbogen. Man sagt, wenn wir den Regenbogen sehen, so sei das Gewitter vorüber. Gewiß ist, daß, wenn Christus uns erscheint, all unsre Leiden ein Ende haben; wenn wir zu Jesu emporblicken, so verschwinden unsre Sünden, und unsre Furcht und Zweifel weichen. Wenn der Herr Jesus auf den Wellen des Meeres wandelt, welch eine Ruhe herrscht dann!
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C.H.Spurgeon ,,Alsdann will ich gedenken an meinen Bund." 1 Mose 9, 15.

Achte wohl auf die Form der Verheißung. Gott spricht nicht: ,,Und wenn ihr meinen Bogen ansehet und gedenket an meinen Bund, so will ich die Erde nicht mehr verderben," sondern Er hat seine Gnade herrlich gegründet und gestellt nicht auf unser Gedächtnis, das schwankend und gebrechlich ist, sondern auf sein Gedächtnis, das unendlich und unbeweglich ist. ,,Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, daß ich ansehe, und gedenke an den ewigen Bund." O, nicht daß ich Gottes gedenke, sondern daß Gott meiner gedenkt, ist der Grund meiner Seligkeit; nicht daß ich mich an seinen Bund halte, sondern daß sein Bund mich hält, ist meines Heiles Gewißheit. Gelobt sei Gott! alle Schutzmauern der Erlösung sind festgestellt durch die göttliche Allmacht, und auch die kleineren Verteidigungstürme, von denen wir denken möchten, sie hätten wohl der menschlichen Obhut können übergeben werden, werden von der allmächtigen Kraft bewacht. Auch das Gedächtnis des Bundes wird nicht unsrer Erinnerung anvertraut, denn wir könnten ihn vergessen; unser Herr aber kann die Heiligen nicht vergessen, die Er in seine Hände gezeichnet hat. Es geht uns wie dem Volk Israel in Ägypten; das Blut war an die Oberschwelle und an die beiden Pfosten der Tür gestrichen; aber der Herr sprach nicht: ,,Wenn ihr das Blut sehet, will ich vorübergehen," sondern: ,,Wenn ich das Blut sehe, gehe ich vor euch über." Mein Aufblick zu Jesu bringt mir Frieden und Freude, aber daß Gott seinen Sohn Jesum ansieht, ist der Grund meines Heils und aller seiner Auserwählten, weil es Gott unmöglich ist, Christum, unsern blutigen Bürgen, anzusehen, und dennoch uns zu zürnen ob unsern Sünden, die in Ihm schon ihre Strafe empfangen haben. Nein, es bleibt nicht uns überlassen, ob wir selig werden; denn es ruhet nicht auf unserm Gedächtnis des Bundes. Hier ist kein halbleinenes Zeug, auch nicht ein einziger Faden menschlichen Erzeugnisses entwertet das Gewebe. Es ist nicht von Menschen, noch durch Menschen, sondern allein vom Herrn. Wir sollten des Bundes eingedenk sein und werden es auch durch Gottes Gnade; aber der Anker unsers Heils ist nicht hier befestigt , sondern der rechte Ankergrund ist, daß Gott unser eingedenk ist; und darum ist der Bund ein ewiger Bund.
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J.Kroeker Von Noah und seinem Fall.

"Noah aber begann und legte als Landmann einen Weinberg an. Als er aber von dem Weine trank, war er trunken und entblößte sich in seiner Hütte." 1.Mose 9,20 f.


Jeder Fall wird aus einer Versuchung geboren. Nun gibt es in der Schöpfung Gottes aber keinen Boden, auf dem an sich der Mensch nicht versucht werden könnte. Auch eine durchs Gericht gereinigte Erde kann wieder zu einem Versuchungsboden für den erlösten Menschen werden. Jede Gabe in der Schöpfung Gottes kann dem Menschen zur Versuchung werden, auch die allerhöchste. Entweder dient sie ihm, oder sie verführt ihn. Israel ist an seinen Heiligtümern zugrunde gegangen. Als es in ihnen erst suchte, was allein in Gott zu finden war, wurden sie dem Volke zum Anstoß des Verderbens. So fiel auch Noah einst durch Berauschung an der Frucht seiner Hände. Sein Sohn Ham fiel, indem er sich ergötzte an der Niederlage seines Nächsten. Hams Nachkomme Nimrod fiel, als er seine geistige Überlegenheit missbrauchte zu einem Machtmittel, seine Brüder zu knechten. Und Babel fiel, indem es auf dem Weg der Selbsterlösung die Garantien seiner Zukunft suchte.

Bewahrung vor dem Fall kann daher nie in Gaben und Örtlichkeiten gefunden werden. Sie liegt allein in dem inneren Verhältnis des Menschen zu Gott. Wohl wird Gott bald dies, bald jenes als Mittel zur Bewahrung des Menschen benutzen. Die eigentlichen Garantien jeder Bewahrung und der Zukunft liegen aber in der dauernden Abhängigkeit des Menschen von Gott.

Welch eine ungeheure Tragik liegt aber für uns Menschen in der Tatsache, dass auch der erlöste Mensch wieder fallen kann. Darin offenbart sich, dass jede von Menschen erlebte Erlösung zwar zur endlichen Vollendung führen kann, aber an sich noch keine Vollendung ist. Auch bei einem aus so schwerem Gericht herausgeretteten Noah nicht!

Wohl ist er nie wieder in die alte Geistesrichtung und Sinnesart jenes Zeitalters zurückgefallen, aus dem er sich so wunderbar gerettet sah. Es handelte sich in seinem Fall nicht um eine prinzipielle Sinnesänderung oder um einen innerlichen Genuss an verbotener Frucht. Hätte Noah geahnt, was geschehen würde, er hätte sich nie an dem Saft seines Weinstocks so weit erfreut, dass er trunken ward.

Und doch, welch ein trauriger Gegensatz liegt in dem Noah, der auf Gottes Geheiß mit seinen Söhnen in die Rettungsarche ging und dem, der sich an der Frucht seines Weinstockes berauschte und nun vor seinen Söhnen seine Nacktheit zeigte. Aber so war es je und je im Leben der Menschheit, dass auf jeder innerlich gewonnenen Lebensstufe auch ganz neue Gefahren für sie lagen. Vielfach erkannte auch der erlöste Mensch sie erst, nachdem er aufs Neue gefallen war.
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J.Kroeker Von Noah und seinem Fall.

"Noah aber begann und legte als Landmann einen Weinberg an. Als er aber von dem Weine trank, war er trunken und entblößte sich in seiner Hütte." 1.Mose 9,21.


Einst war Noah stark gewesen, wie ein Fels einem ganzen Zeitalter gegenüberzustehen, das sich berauschte an den großen Kulturschöpfungen seines eigenen Geistes. Derselbe Noah fiel aber, als er auf der aus dem Gericht neu erstandenen Erde seinen Weinstock ziehen und dessen Früchte genießen durfte. In seinem Herzen und in seinem Leben hatte er zwar die Dinge gerichtet, die seinen Zeitgenossen zum Gericht gereichten. Sein Fall machte aber offenbar, dass er als erlöster Mensch, wenn auch in viel feinerer Form, zu denselben Sünden fähig war. Ja, vielleicht darf man ganz allgemein die große Wahrheit feststellen, dass bisher in der Heilsgeschichte der erlöste Mensch am ersten fiel durch Berauschung an den Schöpfungen der eigenen Hand und an den Segnungen jenes neuen Bodens, auf den er sich durch eine Gottestat verpflanzt sah.

Noah flüchtete ins Zelt, als er wahrnahm, dass der Genuss von dem Segen des Weinstockes ungewollte Wirkungen bei ihm ausgelöst hatten. Wäre nicht Ham in seiner Pietätlosigkeit dem Vater in sein Zelt nachgegangen, dann hätte vielleicht niemand Noahs Fall gesehen. Jedoch, was Noah seiner Zeit tat, indem er, um seinen Rausch zu verbergen, ins Zelt flüchtete, ist später in der Geschichte lange nicht immer von dem erlösten Menschen getan worden. Wie oft führte der Rausch auf irgendeinem Gebiete des religiösen und geistlichen Lebens ebenfalls zu all den schmerzlichen Erscheinungen, mit denen ein solcher im natürlichen Leben verbunden sein kann.

Und Gott ließ Noahs Fall zu. Ja, Er musste ihn zulassen, um seinen Knecht tiefer erlösen zu können. Wir stehen hier wieder vor einem der größten Geheimnisse der Erlösung. Der Mensch gelangt zur Erlösung von seinem unerlösten Wesen vielfach erst auf Grund seines Falles. Im Fall wird sichtbar, inwieweit noch eigene Kräfte, die er nicht bewusst gerichtet hat, in ihm wirksam sind.

Petrus konnte von seinem Selbstbewusstsein erst erlöst werden, nachdem er den Herrn dreimal verleugnet hatte. Solange der gerettete Mensch all das Unheilige seines Wesens, das er mit durch das Gericht über das Fleisch hindurchgerettet hat, unter die Herrschaft des Geistes stellt, wird es nicht sichtbar. Sobald aber der Geist vor einer seelischen Berauschung weichen und zurücktreten muss, tritt es in seiner ganzen Hässlichkeit in die Erscheinung.

Aber der Herr selbst überwacht solche Sichtungsstunden für seine Jünger, damit ihr Glaube nicht aufhöre. Was Er erreichen will, ist die Sonderung des Weizens von der Spreu. Erlöste sollen erlöster werden von dem, was sie unbewusst aus der alten Welt in die neue mit hinübergerettet haben.
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J.Kroeker Von Ham und seinem Fall.

"Da nun Ham, Kenaans Vater, die Blöße seines Vaters sah, verriet er es seinen beiden Brüdern draußen." 1.Mose 9,22.


Noahs Fall zog den Fall seines Sohnes Ham nach sich. Zugleich gab er aber auch den beiden anderen Söhnen Gelegenheit zur Entfaltung ihrer höchsten Tugenden. Jede Sünde kann nach diesen beiden Seiten hin Anregung geben. Ham verführte sie zu weit größerer Sünde, Sem und Japhet gab sie den Anlass zu einer der edelsten Taten. Als Noah merkte, dass der Genuss des Segens ihm zum Rausche wurde, flüchtete er ins Zelt. Die alten Weisen nehmen an, dass es das Frauenzelt gewesen ist, wo Noah bestimmt hoffen durfte, von seinen Söhnen nicht gesehen zu werden.

Ham ging jedoch ins Zelt und erblickte seinen Vater. Dann eilte er hinaus und erzählte den ganzen Vorgang seinen Brüdern. Das Wort, das hier im hebräischen Texte für "erzählen" gebraucht wird, drückt ein Anschaulichmachen durch Worte aus, ein Erzählen, aus dem eine ganze Geschichte wurde. Damit sollte offenbar gesagt werden, dass Ham sich nicht nur persönlich an dem Geschauten ergötzte, sondern glaubte, dass in der Mitteilung auch für seine Brüder etwas Ergötzliches liegen würde. So fiel Ham, indem er sich ergötzte an der Sünde des Nächsten.

Kein Volk des Altertums kannte ein so reines Verhältnis zwischen Eltern und Kindern wie die Söhne Jakobs, denen es Gott nicht nur auf Steine, sondern ins Herz schreiben konnte: "Ehre Vater und Mutter, auf dass dir's wohlgehe!" Denn auf dem Verhältnis der Kinder zu den Eltern baut sich die ganze Menschheit auf. Die Eltern sind die Gebenden und ihre Kinder die Empfangenden. Als Erben übernehmen sie die errungenen und geschaffenen Werte und Erfahrungen der Eltern und verwenden sie zu Bausteinen für ihren eigenen Aufbau. Wenn sich aber Ham an einem ungewollten Fall seines Vaters erfreuen kann, dann beginnt mit dem Kind jener Abstieg, der in der späteren Entwicklung mit völliger Entartung endigt.

In Sem und Japhet begegnen wir jedoch einer völlig anderen Kindesstellung. Sie fanden die Mittel, den Fall ihres Vaters zuzudecken. Damit offenbarten sie jenes wunderbare Gesetz des Lebens, dass man der Sünde im Nächsten begegnen kann, ohne durch die Sünde seines Nächsten verunreinigt zu werden. Wo das Auge des Bösen sich über das Böse im Nächsten ergötzt, da findet das Auge des Gerechten jene Hand und Schulter, die des Nächsten Fehl zuzudecken vermögen. Menschen, die überall im Leben und in der Geschichte nur das Böse sehen und es zum Stoff ihrer Überlieferung machen, werden nie eine positive Mission für den Aufbau der Zukunft haben. Niemand sieht so klar alles Böse als der Teufel. Aber sein Schauen macht ihn zum Verkläger von uns und unsern Brüdern und zum Widersacher in der ganzen Schöpfung Gottes.
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J.Kroeker Von Noah und seinem Fall.

"Als nun Noah von dem Weine erwachte und erfuhr, was ihm sein jüngster Sohn getan, sprach er: Verflucht sei Kenaan! Er sei ein Knecht der Knechte seiner Brüder!" 1.Mose 9,24 f.


So wurde Noah, nachdem er von seinem Fall erwacht war, zum Propheten. Es gibt einen Fall, der dem Menschen zum Leben gereichen kann und nicht zum Tode führt. Wer in einer Herzensgesinnung fällt, wie Noah sie in seinem bewährten Wandel mit Gott bekundete, behandelt seinen Fall ganz anders, als Ham, der Geschmack an der Niederlage des Nächsten gefunden hatte. Geht doch aus dem ganzen Bericht hervor, wie peinlich Noah sein schweres Erlebnis gewesen sein muss. Es ist und bleibt ein gewaltiger Gegensatz, ob man fällt, weil man Geschmack an der Sünde gefunden, oder ob man fällt, weil man sich durch die Sünde betrogen sah.

Als Noah den ganzen Vorgang in seiner wiedergewonnenen Herzensstellung überblickte, eröffneten sich ihm Perspektiven für die kommende Entwicklung seiner drei Söhne, wie er sie bisher nie gehabt hatte. In seiner prophetischen Schau zeichnete er daher mit einigen Strichen jene großen Entwicklungen, die in Zukunft von seinen drei Söhnen ausgehen würden.

In der Handlungsweise seines jüngsten Sohnes erkannte Noah ein Prinzip, von dem er sich sagte: das kann, darf und wird nie in der Geschichte bestimmend werden. Eine Sinnlichkeit, die sich angesichts der Schwächen des Nächsten nicht zu beherrschen vermag, die keine Pietät vor der Person besitzt, der sie Dasein und Existenz verdankt, wird nimmer zur Freiheit und Herrschaft fähig sein können. Kenaan wird ewig Knecht der Knechte seiner Brüder sein. So dunkel die Weltgeschichte in ihrer Entwicklung auch vor uns liegt, sie bestätigt es aber auf allen Gebieten, dass ein Leben, das seiner selbst nicht Herr zu sein vermag, nie dauernd die Freiheit und die Herrschaft gewinnen kann. Leidenschaften führten noch immer zur Knechtschaft, sowohl bei einzelnen Menschen als auch bei Völkern.

Nun mag es befremden, dass Noah Kenaan, den Sohn Hams und nicht diesen selbst als "fluchgetroffen" bezeichnet und von ihm aussagt, dass "er ein Knecht der Knechte seiner Brüder" sein wird. Wir sehen hier das Tieferschütternde, dass sich vielfach Segen und Fluch erst bei den Kindern sichtbar auswirken. "Wer nicht in seinem Kind bestraft sein will, der ehre die Eltern" - nichts Geringeres als diese inhaltsreiche Warnung lag in den Worten Noahs. Was hier aber als ein so fundamentales Gesetz für die Familie gilt, das gilt auch für die Entwicklung der Völker. Ham vermochte immer nur einen Kenaan zu zeugen: Ham-Charakter und Kenaan-Geschick konnten auch in der Geschichte nie voneinander getrennt werden.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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A.Christlieb Verflucht sei Kanaan. Gott breite Japhet aus und lasse ihn wohnen in der Hütte Sems. 1. Mose 9, 26 f.

Noah hatte einen Weinberg gepflanzt und Wein gekeltert. Er kannte die Wirkungen des Alkohols noch nicht. So kam es, daß er eines Tages trunken und entblößt in seiner Hütte lag. Sein ältester Sohn Ham (Kanaan) kam herein, sah hin und war boshaft und unehrerbietig genug, es seinen Brüdern weiterzuerzählen. Die Brüder aber spotteten nicht, traten rücklings auf den Vater zu und bedeckten ihn mit abgewandtem Gesicht. Als Noah erwachte und erfuhr, was geschehen, hat er Ham verflucht und Sem sowie Japhet gesegnet. - Bis heute gibt es Menschen, die entweder dem Ham oder seinen Brüdern gleichen. Die einen haben Wohlgefallen daran, die Fehler und Blößen ihrer Mitmenschen aufzudecken und schadenfroh weiterzuerzählen. Die anderen gleichen Sem und Japhet, die in Liebe solche Dinge zudecken. - Es ist ein erschütternd ernstes Bild. Ham ist einer der wenigen, der acht Menschen, die durch die Sintflut hindurchgerettet sind. Er hat Gottes Gnade und Bewahrung inmitten des schwersten Gerichtes erlebt, das bisher über die Menschheit hereinbrach. Er hat aber aus der Vergangenheit einen Mangel an Demut und keuscher Zurückhaltung mithinübergenommen, der ihm zum Verderben wird. Gerettet - und doch verflucht! Das ist Hams Geschick! - In allen Familien- und Christengemeinschaften finden sich solche Ham-Seelen. Sie sind gerettet, haben aber eine Freude am Richten und Kritisieren behalten. Wehe dem, der diese Neigung beibehält! Gesegnet seien Sem und Japhet, und tausendmal mehr alle Christen, welche die Art Hams ablegen, die Tat Japhets nachahmen und fremde Blößen liebevoll zudecken. Der alte Pastor Engels hat u. a. den Grundsatz gehabt: ,,Ich will nichts aussprechen, was mich hebt, ebenso nichts, was einen anderen heruntersetzt, es sei denn durchaus nötig."
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Jörg
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A.Christlieb Nimrod fing an, ein gewaltiger Herr zu werden auf Erden und war ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn. Der Anfang seines Reiches war Babel; und er baute Ninive und Resen. Dies ist die große Stadt. 1. Mose 10, 8-12

In Nimrod haben wir ein Bild großer Erdenherrlichkeit vor uns. Er war der Enkel des Ham, den Noah verflucht hatte. Aber, obwohl er zu diesem verfluchten Geschlecht gehörte, stieg er doch äußerlich zu großem Glanz empor. Er war nicht nur ein gewaltiger Jäger, der es mit den stärksten Tieren aufnahm, er war auch der Gründer eines großen Reiches. Babel, Erech, Akkad und Chalne waren der Anfang seines Reiches. Man hätte denken können, das sei genug gewesen. Aber Nimrod war nicht befriedigt. Ein unersättlicher Tatendrang trieb ihn weiter. Immer neue Städte, Länder und Reiche mußte er beherrschen, immer größere Herrlichkeiten besitzen. Er zog nach Assyrien, baute Ninive, Rehoboth-Ir und Kalah, dazu Resen, die große Stadt. - Was soll uns das zu erkennen geben? Wer irdischer Größe, Macht und Reichtum nachjagt, wird niemals satt. Er muß immer mehr haben. Hätte jemand den Nimrod gegen das Ende seines Lebens gefragt: ,,Hast du jetzt genug? Bist du jetzt glücklich?", er hätte gesagt: ,,Dies ist nur der kleine Anfang! Ich muß die ganze Welt gewinnen!" Tersteegen war es gegeben, die Unersättlichkeit des Menschen zu kennzeichnen und zu erklären. Er sagt: ,,Hab, was du willst; sei's noch so viel, dein nagend Hungern hat kein Ziel. Hab, was du willst, stets heißt's aufs neu, ach, hätt' ich jenes noch dabei! Und hast du's auch, so ist's nur Rauch. Wie du's gefunden, ist's schon verschwunden. Gott bleibt allein!" - ,,Nur Gott allein! O güldnes Wort, such's, wo du willst, am andern Ort, du find'st es nicht! Und wenn's geschieht, auch dein Gefundnes ist es nicht. Wer nicht begehrt, dem wird's gewährt in Gott allein."
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

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