Gedanken zur Einheit in der Gemeinde Jesu
Verfasst: 20.03.2010 18:58
Hallo,
von Kurt Vetterli sind folgende Zeilen zum Thema "Einheit", die ich sehr ausgewogen finde:
Gedanken zur Einheit in der Gemeinde Jesu
Immer wenn ich über die Einheit der Christen nachdenke, dann beschleicht mich ein leichtes Unbehagen und ich komme zu dem Schluss, dass dieses Thema noch nicht befriedigend und abschliessend diskutiert ist. Ich habe den Eindruck, dass die Einheit, wie sie Jesus den Jüngern (und damit auch uns) verordnete, etwas ist, das weder die oekumenisch Gesinnten noch die abgegrenzt konservativen Christen so ganz richtig leben. Ich zähle mich tendenziell eher zu der zweiten Gruppe. Und mich beunruhigen solche Aussagen Jesu wie: damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, daß auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast (Joh 17,21) oder Anordnungen des Apostels Paulus wie: Ich ermahne euch aber, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr alle einmütig redet und nicht Spaltungen unter euch seien, sondern daß ihr in demselben Sinn und in derselben Meinung völlig zusammengefügt seiet.(1Kor 1,10). Ich denke, dass wir (und ich) mehr das Gespräch mit Andersdenkenden suchen sollten, als uns von ihnen abzugrenzen, wenn sie in einer Lehre nicht unserer Auffassung entsprechen. Mit Andersdenkenden meine ich nicht Leute, die in den zentralen Lehren des Christlichen Glaubens von der Bibel abweichen. Mit solchen Leuten sollen wir keine (religiös orientierte) Gemeinschaft haben. Ich meine solche Christen, die in Fragen, die nicht direkt die Heilslehre oder die Lehre vom Wesen Gottes betreffen, anderer Meinung sind.
Ich meine auch nicht, dass wir uns einfach alle umarmen und sagen sollen, dass wir diese Unterschiede (wie z.B. unterschiedliche Tauf-Auffassung, unterschiedliche Sicht über das Weiterbestehen der Geistesgaben, etc) einfach ignorieren, als ob es sie nicht gäbe und fröhlich zusammenarbeiten. Dennoch muss es, so wie ich die Bibel verstehe, eine Einheit geben, die besser ist als das, was gegenwärtig in der evangelischen Christenheit besteht. Ich bin mit Martyn Lloyd-Jones einer Meinung darin, dass die vorhandenen Spaltungen eine Tragödie darstellen, derentwegen uns Schuld trifft1, denke aber ebenso wie er, dass wir uns auch schuldig machen, wenn wir die biblische Forderung nach Einheit zu einer undifferenzierten Oekumene überdehnen. Also folgt die Frage nach der biblischen Ausgewogenheit. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, möchte ich im Folgenden versuchen, einige Antworten auf zwei Grundfragen zu geben. Die beiden Fragen sind: "Welche Einheit kann nicht gepflegt werden?" und "Wie sieht der Weg zur biblischen Einheit aus?"
Einheit: unmöglich!
Es gibt Menschen oder Gruppierungen, mit denen eine christliche Einheit und Zusammenarbeit nicht möglich ist. Wo uns das Wort Gottes ganz klar die Abgrenzung gebietet oder empfiehlt. In 2Kor 6,14 gebietet der Apostel: Geht nicht unter fremdartigem Joch mit Ungläubigen! Aber nicht nur offensichtlich Ungläubigen sollen wir unsere (geistliche) Gemeinschaft verweigern, sondern auch solchen, die sich Brüder nennen und sich aber nicht dementsprechend verhalten: Zum Beispiel ordnet Paulus im 1Kor 5 an, dass ein Mann, der sich im Rahmen der Gemeinde bewegte und schwere sexuelle Sünde auf sich lud und damit nicht aufhören wollte, aus der Gemeinschaft der Heiligen ausgeschlossen werden soll. In 1Kor 15 warnt Paulus vor dem Umgang mit Leuten, die die Auferstehung Christi ablehnen. Ebenso dürfen wir auch keine Einheit haben mit sogenannten 'Brüdern', die falsche Lehren verbreiten: Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater als auch den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht! (2Joh 1,9-10). Es gäbe weitere Beispiele aus der Bibel anzuführen.
1 D.M. Lloyd-Jones; Einig in Wahrheit, 3L-Verlag
Eine gute Orientierungshilfe bietet hier das Vorgehen, das uns von der historischen Kirche überliefert ist. Wir finden hier das biblische Prinzip fortgesetzt, dass grundsätzlich keine Einheit oder geistliche Zusammenarbeit möglich ist, wo jemand entweder in der Christologie oder in der Soteriologie von dem gemeinsamen Bekenntnis der biblischen Lehre abweicht.
Das heisst konkret: jemand (oder eine Gruppe/Kirche), der in seiner Sicht der Person Jesu Christi, dem Bekenntnis zu seiner Gottheit und seinem vollkommenen Menschsein, von der biblischen Lehre abwich, wurde aus der allgemeinen christlichen Kirche ausgeschlossen. Ebenso wurde jemand, der die Lehre vom Heil, die Begründung für die Annahme bei Gott, die Rettung des Menschen, falsch lehrte, aus der Kirche ausgeschlossen.
Dieses Prinzip sollten wir beibehalten, denn es ist von der Praxis der Apostel abgeleitet.
Wahre Einheit: möglich!
Nun sollte die Frage aber nicht so gestellt werden, dass wir uns fragen: "Wen dürfen wir alles ausschliessen, von wem dürfen wir uns abgrenzen?" Sondern diese Ausschlüsse von der Gemeinschaft der Heiligen sind etwas Trauriges und sind jeweils die letzte Möglichkeit, die Gemeinde Jesu rein zu halten.
Wir sollten aber danach trachten, eine gute, herzliche Gemeinschaft und Einheit untereinander suchen. Darum ist wohl die wichtigere Frage: "Wie ist Einheit möglich, wie sieht der Weg zur
Die vom Herrn Jesus und den Aposteln geforderte Einheit ist eine Einheit auf der Grundlage der Wahrheit. Echte Einheit kann nur und soll auf der Grundlage des richtigen Verständnisses der biblischen Lehre bestehen. Das Gebot, nach Einheit zu streben, ist eigentlich das Gebot, dass wir uns in der richtigen Sicht von Gott, von Christus und dem Heil vereinen sollen. Wir sollen danach streben, zusammen mit anderen Christen zu erkennen, was die biblische Wahrheit über diese Fragen ist und uns dann gemeinsam darüber freuen und den gemeinsam anhand der Schrift erkannten Gott anbeten.
Hier kommen wir dann kaum mehr ohne die Hinzunahme der Bekenntnisse der historischen Christenheit aus. Das heisst nicht, dass die Bibel allein nicht genügt, um die Wahrheit zu erkennen. Es heisst, dass die Bekenntnisse uns helfen, zu sehen, welche Wahrheiten wir nicht mehr von neuem in der Schrift suchen müssen. Die Bekenntnisse helfen uns, die Wahrheit der Bibel über die Jahrhunderte hinweg gemeinsam mit den Heiligen aller Zeiten zu erkennen und zu bekennen. Durch die Bekenntnisse sagt die Kirche: "Es gibt absolute Wahrheit, die Gott uns in der Schrift offenbart hat. Wir sind alle miteinander der Überzeugung, dass sie so und so lautet."
So werden die Bekenntnisse ein Mittel zur Einheit.
Sicher werden trotz Bekenntnissen oder auch je nach Bekenntnissen, die wir als Grundlage für unser Christ- oder Kirche-sein haben, Fragen offen bleiben. Wir werden unter Geschwistern, die nach dem Gebot des Herrn Einheit in Liebe haben, immer wieder unterschiedliche Ansichten haben über Fragen der Gottesdienstgestaltung, der Taufpraxis, über gewisse ethische Fragen. Wo wir erkennen und vorläufig annehmen müssen, dass wir die Bibel in den Punkten verschieden auslegen.
Hier ist das anhaltende Gespräch wichtig. Es ist ein Gespräch unter Geschwistern, die bereits Einheit haben in den wichtigen Fragen des Wesens Gottes und des Heils, die aber in den wichtigen Nebenfragen noch verschiedener Sicht sind.
Das kann heissen, dass ich auch mit einem Bruder zusammen sitze, der die Überzeugung hat, dass Geistesgaben wie Prophetie oder Sprachenrede noch nicht vergangen sind. Oder der denkt, dass wir nur Psalmen singen und keine Musikbegleitung im Gottesdienst haben sollten. Oder dass das Neue Testament die Taufe von Kleinkindern nicht zulässt. Dass ich ihm zuhöre, wenn er erklärt, warum er auf eine solche Sicht kommt und er mir zuhört, wenn ich ihm erkläre, warum ich nicht glaube, dass er die Bibel an dem Punkt richtig versteht. Das gemeinsame Gebet um die richtige Erkenntnis in diesen oder anderen Fragen wird ebenso die richtige, biblische Einheit fördern.
Diese Art Einheit zu praktizieren ist sicher für viele von uns eine Herausforderung. Für mich jedenfalls ist es das. Ich würde oft lieber nur mit denen zusammensitzen, die alles genau gleich sehen wie ich. Das ist bequemer. Aber es ist stolz und es fördert eine Spaltung im Leib Christi, die nicht sein soll.
Ausserdem haben wir, wenn wir sehen, dass ein Bruder eine falsche Sicht von etwas hat, die Verantwortung, ihm das Richtige zu zeigen. Wir haben die Verantwortung, ihn in Liebe zur Schrift zu führen und mit ihm das Subjekt zu studieren.
Wenn wir das tun, werden wir entdecken, wie viele unserer Ansichten nur auf einer bestimmten Tradition beruhen und nicht auf der Schrift. Ja, dass auch wir selbst traditionelle Vorstellungen hegen, die nicht anhand eines gründlichen Schriftstudiums gefestigt sind, sondern nur aus Bequemlichkeit übernommen sind. Tradition, vor allem solche Tradition, die nicht anhand der Bibel reflektiert wurde, ist nicht nur eine Gefahr für die Einheit, sondern auch ein Hindernis für ein gesundes Glaubensleben.
Und eine demütige Haltung, die nicht die eigene Erkenntnis als unfehlbar und unbedingt richtig voraussetzt, ist ebenso nicht nur die einzige Haltung, die anhaltendes geistliches Wachstum möglich macht, sondern auch die beste Grundvoraussetzung für geistliche Einheit unter Geschwistern.
Quelle: Ev.-ref. Kirche W.B. Basel
http://www.reformiert-wb.ch/basel/download.html
Viele Grüße
Jörg
von Kurt Vetterli sind folgende Zeilen zum Thema "Einheit", die ich sehr ausgewogen finde:
Gedanken zur Einheit in der Gemeinde Jesu
Immer wenn ich über die Einheit der Christen nachdenke, dann beschleicht mich ein leichtes Unbehagen und ich komme zu dem Schluss, dass dieses Thema noch nicht befriedigend und abschliessend diskutiert ist. Ich habe den Eindruck, dass die Einheit, wie sie Jesus den Jüngern (und damit auch uns) verordnete, etwas ist, das weder die oekumenisch Gesinnten noch die abgegrenzt konservativen Christen so ganz richtig leben. Ich zähle mich tendenziell eher zu der zweiten Gruppe. Und mich beunruhigen solche Aussagen Jesu wie: damit sie alle eins seien, wie du, Vater, in mir und ich in dir, daß auch sie in uns eins seien, damit die Welt glaube, daß du mich gesandt hast (Joh 17,21) oder Anordnungen des Apostels Paulus wie: Ich ermahne euch aber, Brüder, durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus, daß ihr alle einmütig redet und nicht Spaltungen unter euch seien, sondern daß ihr in demselben Sinn und in derselben Meinung völlig zusammengefügt seiet.(1Kor 1,10). Ich denke, dass wir (und ich) mehr das Gespräch mit Andersdenkenden suchen sollten, als uns von ihnen abzugrenzen, wenn sie in einer Lehre nicht unserer Auffassung entsprechen. Mit Andersdenkenden meine ich nicht Leute, die in den zentralen Lehren des Christlichen Glaubens von der Bibel abweichen. Mit solchen Leuten sollen wir keine (religiös orientierte) Gemeinschaft haben. Ich meine solche Christen, die in Fragen, die nicht direkt die Heilslehre oder die Lehre vom Wesen Gottes betreffen, anderer Meinung sind.
Ich meine auch nicht, dass wir uns einfach alle umarmen und sagen sollen, dass wir diese Unterschiede (wie z.B. unterschiedliche Tauf-Auffassung, unterschiedliche Sicht über das Weiterbestehen der Geistesgaben, etc) einfach ignorieren, als ob es sie nicht gäbe und fröhlich zusammenarbeiten. Dennoch muss es, so wie ich die Bibel verstehe, eine Einheit geben, die besser ist als das, was gegenwärtig in der evangelischen Christenheit besteht. Ich bin mit Martyn Lloyd-Jones einer Meinung darin, dass die vorhandenen Spaltungen eine Tragödie darstellen, derentwegen uns Schuld trifft1, denke aber ebenso wie er, dass wir uns auch schuldig machen, wenn wir die biblische Forderung nach Einheit zu einer undifferenzierten Oekumene überdehnen. Also folgt die Frage nach der biblischen Ausgewogenheit. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, möchte ich im Folgenden versuchen, einige Antworten auf zwei Grundfragen zu geben. Die beiden Fragen sind: "Welche Einheit kann nicht gepflegt werden?" und "Wie sieht der Weg zur biblischen Einheit aus?"
Einheit: unmöglich!
Es gibt Menschen oder Gruppierungen, mit denen eine christliche Einheit und Zusammenarbeit nicht möglich ist. Wo uns das Wort Gottes ganz klar die Abgrenzung gebietet oder empfiehlt. In 2Kor 6,14 gebietet der Apostel: Geht nicht unter fremdartigem Joch mit Ungläubigen! Aber nicht nur offensichtlich Ungläubigen sollen wir unsere (geistliche) Gemeinschaft verweigern, sondern auch solchen, die sich Brüder nennen und sich aber nicht dementsprechend verhalten: Zum Beispiel ordnet Paulus im 1Kor 5 an, dass ein Mann, der sich im Rahmen der Gemeinde bewegte und schwere sexuelle Sünde auf sich lud und damit nicht aufhören wollte, aus der Gemeinschaft der Heiligen ausgeschlossen werden soll. In 1Kor 15 warnt Paulus vor dem Umgang mit Leuten, die die Auferstehung Christi ablehnen. Ebenso dürfen wir auch keine Einheit haben mit sogenannten 'Brüdern', die falsche Lehren verbreiten: Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater als auch den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht! (2Joh 1,9-10). Es gäbe weitere Beispiele aus der Bibel anzuführen.
1 D.M. Lloyd-Jones; Einig in Wahrheit, 3L-Verlag
Eine gute Orientierungshilfe bietet hier das Vorgehen, das uns von der historischen Kirche überliefert ist. Wir finden hier das biblische Prinzip fortgesetzt, dass grundsätzlich keine Einheit oder geistliche Zusammenarbeit möglich ist, wo jemand entweder in der Christologie oder in der Soteriologie von dem gemeinsamen Bekenntnis der biblischen Lehre abweicht.
Das heisst konkret: jemand (oder eine Gruppe/Kirche), der in seiner Sicht der Person Jesu Christi, dem Bekenntnis zu seiner Gottheit und seinem vollkommenen Menschsein, von der biblischen Lehre abwich, wurde aus der allgemeinen christlichen Kirche ausgeschlossen. Ebenso wurde jemand, der die Lehre vom Heil, die Begründung für die Annahme bei Gott, die Rettung des Menschen, falsch lehrte, aus der Kirche ausgeschlossen.
Dieses Prinzip sollten wir beibehalten, denn es ist von der Praxis der Apostel abgeleitet.
Wahre Einheit: möglich!
Nun sollte die Frage aber nicht so gestellt werden, dass wir uns fragen: "Wen dürfen wir alles ausschliessen, von wem dürfen wir uns abgrenzen?" Sondern diese Ausschlüsse von der Gemeinschaft der Heiligen sind etwas Trauriges und sind jeweils die letzte Möglichkeit, die Gemeinde Jesu rein zu halten.
Wir sollten aber danach trachten, eine gute, herzliche Gemeinschaft und Einheit untereinander suchen. Darum ist wohl die wichtigere Frage: "Wie ist Einheit möglich, wie sieht der Weg zur
Die vom Herrn Jesus und den Aposteln geforderte Einheit ist eine Einheit auf der Grundlage der Wahrheit. Echte Einheit kann nur und soll auf der Grundlage des richtigen Verständnisses der biblischen Lehre bestehen. Das Gebot, nach Einheit zu streben, ist eigentlich das Gebot, dass wir uns in der richtigen Sicht von Gott, von Christus und dem Heil vereinen sollen. Wir sollen danach streben, zusammen mit anderen Christen zu erkennen, was die biblische Wahrheit über diese Fragen ist und uns dann gemeinsam darüber freuen und den gemeinsam anhand der Schrift erkannten Gott anbeten.
Hier kommen wir dann kaum mehr ohne die Hinzunahme der Bekenntnisse der historischen Christenheit aus. Das heisst nicht, dass die Bibel allein nicht genügt, um die Wahrheit zu erkennen. Es heisst, dass die Bekenntnisse uns helfen, zu sehen, welche Wahrheiten wir nicht mehr von neuem in der Schrift suchen müssen. Die Bekenntnisse helfen uns, die Wahrheit der Bibel über die Jahrhunderte hinweg gemeinsam mit den Heiligen aller Zeiten zu erkennen und zu bekennen. Durch die Bekenntnisse sagt die Kirche: "Es gibt absolute Wahrheit, die Gott uns in der Schrift offenbart hat. Wir sind alle miteinander der Überzeugung, dass sie so und so lautet."
So werden die Bekenntnisse ein Mittel zur Einheit.
Sicher werden trotz Bekenntnissen oder auch je nach Bekenntnissen, die wir als Grundlage für unser Christ- oder Kirche-sein haben, Fragen offen bleiben. Wir werden unter Geschwistern, die nach dem Gebot des Herrn Einheit in Liebe haben, immer wieder unterschiedliche Ansichten haben über Fragen der Gottesdienstgestaltung, der Taufpraxis, über gewisse ethische Fragen. Wo wir erkennen und vorläufig annehmen müssen, dass wir die Bibel in den Punkten verschieden auslegen.
Hier ist das anhaltende Gespräch wichtig. Es ist ein Gespräch unter Geschwistern, die bereits Einheit haben in den wichtigen Fragen des Wesens Gottes und des Heils, die aber in den wichtigen Nebenfragen noch verschiedener Sicht sind.
Das kann heissen, dass ich auch mit einem Bruder zusammen sitze, der die Überzeugung hat, dass Geistesgaben wie Prophetie oder Sprachenrede noch nicht vergangen sind. Oder der denkt, dass wir nur Psalmen singen und keine Musikbegleitung im Gottesdienst haben sollten. Oder dass das Neue Testament die Taufe von Kleinkindern nicht zulässt. Dass ich ihm zuhöre, wenn er erklärt, warum er auf eine solche Sicht kommt und er mir zuhört, wenn ich ihm erkläre, warum ich nicht glaube, dass er die Bibel an dem Punkt richtig versteht. Das gemeinsame Gebet um die richtige Erkenntnis in diesen oder anderen Fragen wird ebenso die richtige, biblische Einheit fördern.
Diese Art Einheit zu praktizieren ist sicher für viele von uns eine Herausforderung. Für mich jedenfalls ist es das. Ich würde oft lieber nur mit denen zusammensitzen, die alles genau gleich sehen wie ich. Das ist bequemer. Aber es ist stolz und es fördert eine Spaltung im Leib Christi, die nicht sein soll.
Ausserdem haben wir, wenn wir sehen, dass ein Bruder eine falsche Sicht von etwas hat, die Verantwortung, ihm das Richtige zu zeigen. Wir haben die Verantwortung, ihn in Liebe zur Schrift zu führen und mit ihm das Subjekt zu studieren.
Wenn wir das tun, werden wir entdecken, wie viele unserer Ansichten nur auf einer bestimmten Tradition beruhen und nicht auf der Schrift. Ja, dass auch wir selbst traditionelle Vorstellungen hegen, die nicht anhand eines gründlichen Schriftstudiums gefestigt sind, sondern nur aus Bequemlichkeit übernommen sind. Tradition, vor allem solche Tradition, die nicht anhand der Bibel reflektiert wurde, ist nicht nur eine Gefahr für die Einheit, sondern auch ein Hindernis für ein gesundes Glaubensleben.
Und eine demütige Haltung, die nicht die eigene Erkenntnis als unfehlbar und unbedingt richtig voraussetzt, ist ebenso nicht nur die einzige Haltung, die anhaltendes geistliches Wachstum möglich macht, sondern auch die beste Grundvoraussetzung für geistliche Einheit unter Geschwistern.
Quelle: Ev.-ref. Kirche W.B. Basel
http://www.reformiert-wb.ch/basel/download.html
Viele Grüße
Jörg