Calvin und der Umgang mit Gegnern
Verfasst: 30.10.2010 18:26
Über Calvins Umgang mit Gegnern habe ich in den letzten Monaten, während ich mich mit Calvin beschäftigte, immer wieder was gelesen. Die Quellen habe ich mir leider nicht immer gemerkt. Erst vorhin habe ich in einem Artikel gelesen:
José
Sind diese Aussagen glaubwürdig? Wahrscheinlich liegt, wie so oft, die Wahrheit in der Mitte. Aber ich will das ganze nicht zu hoch bewerten, Calvin war schließlich auch nur ein Mensch mit Fehlern und Schwächern. Was ich allerdings festhalten will, ist dass Calvin, nach allem was ich von ihm gelesen und gehört habe, für mich nicht der Maßstab sein kann, wenn es um umstrittene Lehren der Schrift geht.Im September 1541 kam Calvin in Genf an und legte sogleich dem Rate daselbst seinen Plan zur Verbesserung der Kirchendisziplin vor, der ohne Widerspruch angenommen wurde. Dieser Verordnung gemäß sollten von den Predigern in Vorschlag zu bringende, von der Gemeinde zu bestätigende Älteste bestellt werden, deren zwölf in Gemeinschaft mit sechs Predigern die oberste kirchliche Behörde, das Konsistorium, bildeten. Dieses hatte das Recht, Gesetze zu geben sowie Verächter des Gottesdienstes, sittenlose Personen und Verbreiter heterodoxer Meinungen ohne Rücksicht auf ihren Stand zur Rechenschaft zu ziehen und der weltlichen Obrigkeit zur Bestrafung zu übergeben. Hierdurch hauptsächlich drückte er der Genfer Reformation einen theokratischen Charakter auf. Jede, auch die bescheidenste Opposition gegen seine Ansichten wurde unterdrückt und die Taten, Mienen und Worte eines jeden Bewohners von Genf streng überwacht. Ein Anführer der Libertiner, Berthelier, Sohn eines Genfer Freiheitsmärtyrers, wurde sogar mit fünf Gesinnungsgenossen als Aufrührer enthauptet (1555). Dabei wurden theatralische Aufführungen und Tänze untersagt. Auch die Taufe auf andre als biblische Vornamen und sogar das Tragen deutsch-schweizerischer Trachten wurden verboten, ohne daß sich deshalb die Sitten im mindesten verbessert hätten. Auch gegen das Hexenwesen wurde unter Calvin mit massenhaften Verbrennungen eingeschritten. Mit gleicher Strenge wurden Schriften und Meinungen, die das geistliche Tribunal verdammte, gerichtet. Jakob Gruet wurde 1547 enthauptet, weil er gottlose Briefe und unsittliche Verse geschrieben, auch die kirchliche Ordnung umzustürzen versucht habe. Wegen Widerspruchs gegen Calvins Prädestinationslehre wurde 1551 Bolsec aus Genf verbannt; das berühmteste Beispiel aber von Calvins Glaubenstyrannei ist die Hinrichtung des Spaniers Servet wegen heterodoxer Ansicht über die Trinität 1553. Diese Mordszene fällt übrigens den Vorurteilen des ganzen Zeitalters zur Last; auch die Lutheraner, sogar Melanchthon, haben die Hinrichtung eine Tat der Gerechtigkeit genannt. Bald nach Servets Tod ward der Antitrinitarier Gribaldo aus Genf verwiesen.
http://www.calvinianum.de/Calvin/index.html
José