Jose hat geschrieben:
Warum soll Jesus am Kreuz das Heilsangebot nicht gültig für alle erworben haben? Dadurch erstrahlt doch Gottes Liebe und Gerechtigkeit in so unermesslicher Weise, dass kein Mensch sagen kann, für ihn hätte das Heil nicht gegolten.
Erstrahlt Gottes Liebe und Gerechtigkeit in unermesslicher Weise, wenn es um ein „es ist möglich, wenn …“ oder wenn es um ein „es ist vollbracht“ geht?
Über was staunt man mehr, über ein „es könnte sein, dass“ – oder über ein tatsächliches Werk?
An anderer Stelle hatte ich mal vor längerer Zeit einige Stellen gelistet:
Dies ist keine vollständige Darstellung!
Auch lassen sich die einzelnen Punkte gar nicht richtig voneinander trennen - aber dies wundert mich nicht.
1. einmalig, in der Vergangenheit erbracht, abgeschlossen
" ... Christus, nachdem er ein einziges Mal als Opfer dargebracht worden ist, um die Sünden vieler wegzunehmen, ..." (Hebr. 9, 28)
" dieser dagegen hat nur ein einziges Opfer für (die) Sünden dargebracht ... " (Hebr. 10, 12)
2. persönlich
" ... den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich dahingegeben hat." (Gal. 2, 20)
3. stellvertretend
" ... sondern ihn für uns alle (in den Tod) dahingegeben hat: ... " (Röm. 8, 32)
" der sich für unsere Sünden hingegeben hat, ... " (Gal. 1, 4)
" ... gegen uns lautenden Schuldschein, der für unser Heil ein Hindernis bildete, ausgelöscht (=ungültig gemacht) und ihn weggeschafft hat, indem er ihn ans Kreuz heftete." (Kol. 2, 14)
"Er hat den, der Sünde nicht kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gottes Gerechtigkeit würden" (2. Kor. 5, 21)
4. wirksam
"ihr wisst ja, dass ihr von eurem eitlem Wandel ... nicht mit vergänglichen Dingen ... losgekauft worden seid, sondern mit dem kostbaren Blute Christi ... " (1. Petr. 1, 18. 19)
"ihn, der um unserer Übertretungen willen in den Tod gegeben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt worden ist." (Röm. 4, 25)
"Ich habe euch nämlich an erster Stelle mitgeteilt, ..., dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, den Schriften gemäß ..." (1. Kor. 15, 3)
" ... Gott war in Christus und hat die Welt mit sich versöhnt, ..." (2. Kor. 5, 19)
"Denn in ihm hat er uns ja schon vor Grundlegung der Welt dazu erwählt, dass wir ... In diesem haben wir die Erlösung durch sein Blut, nämlich die Vergebung unserer Übertretungen, ..." (Eph. 1, 4 - 7)
"Und er ist die Versöhnung für unsere Sünden, aber nicht nur für die unsrigen, sondern auch für die der ganzen Welt." (1. Joh. 2, 2)
" ... der Mittler eines neuen Bundes, damit auf Grund des Todes, der zum Erlass (= zur Sühnung) der während der Dauer des ersten Bundes begangenen Übertretungen erfolgt ist, die Berufenen das verheißene Gut des ewigen Erbes empfangen sollten." (Hebr. 9, 15)
" ... und ohne Blutvergießen erfolgt keine Vergebung." (Hebr. 9, 22)
Nun sehe ich mir die Art und Weise der Beschreibung an. Das Ganze kann durchaus ohne irgendeine Erwählungslehre betrachtet werden.
Mir fällt auf, dass die Schrift folgende Formulierungen nicht macht:
Christus, als einmaliges, einziges Opfer dargebracht, um möglicherweise Sünden wegzunehmen, wenn …
Ein einziges Opfer wurde dargebracht für Sünden, um möglicherweise … wenn
Der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich dahingegeben hat, und es mir so möglich machte, als ich …
Ihn für uns alle dahingegeben, damit alle die Möglichkeit haben, wenn …
Der sich für unsere Sünden hingegeben hat, damit unsere Sünden getilgt werden können, wenn …
Den gegen uns lautenden Schuldschein ausgelöscht und weggeschafft, wenn wir aber …
Für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gottes Gerechtigkeit würden, wenn wir aber …
….
Also ich würde die Beschreibungen des Todes Christi am Kreuz in ihren Wirkungen nicht mit einem „Angebot“ oder einer „Möglichkeit“ in Beziehung setzen.
Das Attribut „unermesslich“ würde ich so also auf ein „Angebot“ oder eine „Möglichkeit“ nicht anwenden können – auf etwas tatsächlich Vollbrachtes aber schon.
Lutz