Hallo Frank,
nein, also ich möchte dich nicht verwirren.
Mein Gedankengang sieht anders aus, vielleicht kann ich es dir noch einmal so plausibel machen:
Zitat:
1Kor 14,2: Denn wer in einer Sprache redet, redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott; denn niemand versteht es, im Geist aber redet er Geheimnisse.
Hier tauchen doch „drei Gruppen“ auf: der Sprachredner, Menschen zu denen er nicht redet, Gott. Für uns ist es selbstverständlich, dieses „niemand“ nicht auf Gott zu beziehen. Warum nicht? Wegen dem, was wir anderwärts über Gott erfahren. Ebenso kann ich nicht automatisch „niemand“ für Sprachredner und „die Anderen“ setzen.
Wenn ich bspw. sage: „Mich versteht keiner!“, heißt es nicht automatisch, dass ich mich selbst nicht verstehe.
Warum das hier gegen eine Auslegung im Unterschied zum „wörtlichen Übersetzen“ sprechen soll, verstehe ich nicht. Auslegung ist verständliche Rede, Auslegung wird geredet. Um auslegen zu können, muss natürlich der Ursprungstext verstanden werden.Ich sehe im ganzen Abschnitt von 1Kor 14 keinen Hinweis darauf, dass es bei dem Begriff "Auslegung" um etwas anderes geht, als um die reine Übersetzung einer den anderen Anwesenden fremden Sprache. "Auslegung" im Sinne von einer Exegese oder einer Interpretation formal bekannter Worte zu unterstellen, wäre erklärungsbedürftig... zumindest für mich.
Beispiele:
Zitat:
1Kor 14,9: So auch ihr, wenn ihr durch die Sprache nicht eine verständliche Rede gebt, wie soll man erkennen, was geredet wird? Denn ihr werdet in den Wind reden.
Zitat:
1Kor 14,10+11: Es gibt zum Beispiel so viele Arten von Sprachen11 in der Welt, und nichts ist ohne Sprache. Wenn ich nun die Bedeutung der Sprache nicht kenne, so werde ich dem Redenden ein Barbar sein und der Redende für mich ein Barbar.
Sehe ich auch so, nur ist das für mich kein Grund davon auszugehen, dass der Sprachredner hier gar nichts versteht.Dann erscheint mir 1Kor 14,13:
Zitat:
Darum, wer in einer Sprache redet, bete, dass er es auch auslege!
Wenn jemand in einer fremden Sprache redet, soll er beten auch eine Auslegung geben zu können. Eine Auslegung geben zu können, ist im Umkehrschluss also nicht immer gegeben.
Bedeutet hier „fruchtleer“ gleich „total leer“? Wie ist es überhaupt im Ganzen zu verstehen? Über diese Konstruktion muss ich noch einmal nachdenken.Vers 14 wird da noch deutlicher:
Zitat:
Denn wenn ich in einer Sprache bete, so betet mein Geist, aber mein Verstand ist fruchtleer.
Bleibt mein Verstand leer, so deshalb, weil ich etwas nicht verstehe... nicht einmal die gesprochenen Worte. Es scheint also grundsätzlich erst einmal so zu sein, dass ich nichts davon verstehe was ich in Zungen rede. Jedoch geht es nicht darum, dass ich den Sinn mir bekannter Worte interpretieren möchte. Es geht darum den Sinn mir unbekannter Worte interpretieren zu müssen. Quasi eine Übersetzung und nicht eine Exegese.
Wenn ein Ausleger da sein soll, heißt das natürlich, dass jemand da sein muss, der die Sprache kennt. Auslegen kann man nur, was vorher als Text erfasst wurde. Wenn der Sprachredner selbst auch die Gabe der Auslegung hat und so ausspricht, dass es der Gemeinde verständlich ist, ist ein Prüfen und Amen möglich. Ebenso würde es sich verhalten, wenn ein anderer Ausleger das Ganze für Gemeinde „fruchtbar“ macht.Wenn nun in 1Kor 14,28 zum Zungensprecher gesagt wird:
Zitat:
Wenn aber kein Ausleger da ist, so schweige er in der Gemeinde.
Werden damit keine bekannten Worte gemeint sein, die nun von einem bibelkundigen Prediger ausgelegt werden soll. Vielmehr könnte jemand fehlen, welcher der gesprochenen Sprache mächtig ist und die Gemeinde daher nichts versteht.
Ich sehe hier keinen Widerspruch.
Nehme ich aber hingegen an, dass es hier um ein „zu Gott Reden“ geht, von dem der Redende nicht einmal weiß noch erkennen kann, was er da zu Gott redet – dann habe ich extreme Probleme nicht nur mit diesem Kapitel 14 hier.
Gruß Lutz
PS: Mit diesem Kapitel bin ich keineswegs fertig im Überlegen, aber dieses „zu Gott reden“ ohne Verstehen, was man da sagt – hat für mich kein plausibles Fundament in der gesamten Schrift. Ich sehe gerade das Gegenteil laufend.