Eine Erklärung zum bapt. Glaubensbekenntnis(1689) für heute.

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

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Jörg
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B. Die Wurzeln wahrer Buße

Was meinen wir, wenn wir von den Wurzeln wahrer Buße sprechen? Die Aufgabe der Wurzeln eines Baumes besteht darin, ihn zu ernähren. Genau darüber wollen wir nun im Blick auf die Buße nachdenken. Wahre Buße erwächst aus zwei großen Überzeugungen in der Seele und wird durch diese gespeist. Wenn wir Buße tun wollen, müssen zwei Dinge Realität werden, lebendige Aspekte im Bewusstsein eines Menschen. Der Kleine Westminster Katechismus spricht von diesen zwei Realitäten als von der „wahren Empfindung seiner Sünde und der Ergreifung der Barmherzigkeit Gottes in Christo“ (KWK 87). In der Heiligen Schrift gibt es wenigstens zwei veranschaulichende Bilder dafür, wie diese beiden Realitäten eine Seele ergreifen und Buße bewirken. Das erste Bild ist das des Psalmisten in Psalm 130. In Vers 1-3 dieses Psalms beschreibt der inspirierte Autor lebendig seine Erfahrung mit den Tiefen der Sünde. In Vers 4 bringt er seine feste Überzeugung zum Ausdruck, dass es selbst für jemanden wie ihn Vergebung gibt. Ganz offensichtlich sind es diese beiden Überzeugungen, die ihn in neuer Buße zu Jahwe bringen. Auch wenn der Psalmist ohne Zweifel bereits gläubig war, veranschaulicht dieser Psalm dennoch sehr deutlich die Wurzeln jeder wahren Buße. Das zweite Bild ist das vom verlorenen Sohn (vgl. insb. Lk 15,17-20). Die Tatsache, dass der verlorene Sohn auf Grund eben dieserbeiden Realitäten dazu gebracht wurde, in Buße zu seinem Vater zurückzukehren, ist hier ganz offenkundig. Sein Schmerz über die Sünde und das böswillige Weggehen liegt auf der Hand, während der ganze Tenor seines Selbstgesprächs andererseits erkennen lässt, dass er wusste, dass sein Vater jemand ist, der ihn aufnehmen würde, und sei es nur als Tagelöhner. Nachdem wir die biblischen Veranschaulichungen dieser beiden Realitäten, die einen Menschen zur Buße leiten, betrachtet haben, wollen wir nun jede für sich nacheinander aufgreifen und erläutern.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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1. „Auf Grund der wahren Empfindung seiner Sünde“

Was bedeuten diese Worte? Diese Empfindung für die Sünde nennt das Bekenntnis „ein Empfinden für die vielfältigen Schlechtigkeiten seiner Sünde“ (15,3). Ganz offensichtlich handelt es sich nicht um eine lediglich intellektuelle Zustimmung oder ein bloßes Zugeständnis. Es ist nicht nur ein Empfinden der Gefahr und der negativen Folgen, welche die Sünde für uns hat. Es handelt sich nicht um das bloße Empfinden der durch die eigene Sünde verursachten Verunreinigung und Schuld vor Gott. Die Ausdrücke „aus den Tiefen“ und „wer wird bestehen“ in Psalm 130,1.3 lassen ein wahres Empfinden der Sünde erkennen. Ebenso der Ruf des verlorenen Sohnes: „Ich bin nicht mehr würdig, dein Sohn zu heißen!“ (Lk 15,19; vgl. Apg 2,37-38; Ps 51,1-6).

2. „…und der Ergreifung der Barmherzigkeit Gottes in Christo“

Viele, die nichts von wahrer Buße wissen, sind zu einer gewissen persönlichen Erkenntnis der eigenen Schuld, der Verunreinigung und der Gefahr durch ihre eigenen Sünden gelangt. Das klassische Beispiel für diese Tatsache ist Judas Iskariot (Mt 27,3-5). Judas hatte ein wahres Empfinden seiner eigenen Sünde, aber ihm fehlte die zweite notwendige Wurzel der wahren Buße, die „Ergreifung der Barmherzigkeit Gottes in Christo“ (KWK 87). Diese zweite Wurzel wahrer Buße wirft zwei Fragen auf: Was ist diese Wurzel? Es ist die Zuversicht oder die Überzeugung, dass Gott mich aufnehmen und mir vergeben wird, wenn ich Buße tue und zu ihm zurückkehre. Wie wir gesehen haben, lag dies dem Entschluss des verlorenen Sohns zu Grunde. Und noch deutlicher bringt es der Psalmist zum Ausdruck: „Doch bei dir ist die Vergebung“ (Ps 130,3). Woher wissen wir, dass dies eine notwendige Wurzel wahrer Buße ist? Dafür lassen sich mehrere Gründe anführen: Erstens kann die Buße nicht vom Glauben getrennt werden (Mk 1,15). Ein Verständnis von der Barmherzigkeit Gottes in Christus ist die Keimzelle des Glaubens. Zweitens werden Gottes Gnadenangebote immer von seinem Aufruf zur Buße begleitet (Jes 55,7; Jer 3,22; Joel 2,12-13). Drittens beinhaltet wahre Buße die Umkehr zum Herrn Jesus Christus (Apg 9,35; 11,21). Diese Lehre kann auf unterschiedliche Art und Weise angewandt werden. Haben Sie jemals Ihre Sünde als das betrachtet, was sie wirklich ist? Kennen Sie aus Ihrer eigenen Erfahrung, was es heißt, verunreinigt zu sein, böswillig davonzulaufen, kennen Sie die Schuld Ihrer eigenen Sünden? Wenn nicht, dann wissen Sie nichts über wahre Buße. Hüten Sie sich vor einer Reue oder Sündenerkenntnis, die nicht davon begleitet ist, dass Sie das Erbarmen Gottes in Christus ergreifen. Hüten Sie sich davor, dies für wahre Buße zu halten. Das Gefühl der eigenen Trennung von Gott und des eigenen Elends ist noch keine Buße, auch wenn es eine Wurzel der Buße ist. Hüten Sie sich aber auch davor, das Schuldgefühl über ihre eigene Verunreinigung und Sünde zu unterdrücken. Ein derartiges Sündenbewusstsein ist nicht Ihr Feind. Es beabsichtigt vielmehr, Sie zu Christus zu treiben.
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Jörg
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C. Der Stamm und die Äste wahrer Buße

Der Kleine Westminster Katechismus sagt über die Buße des Sünders, dass dieser „von Betrübnis und Hass gegen seine Sünde erfüllt, sich von ihr zu Gott bekehrt“ (KWK 87). In diesen Worten sind der Stamm und die Äste der Buße zusammengefasst. Der Stamm und die Äste sind der Hauptbestandteil eines Baumes. Und so betrachten auch wir den Kern, das innerste Wesen der Buße, wenn wir nun dazu übergehen, von dem Stamm und den Ästen der wahren Buße zu sprechen. Der Kleine Westminster Katechismus beschreibt Buße als eine geistliche Umkehr. Dies steht in starkem Einklang mit der biblischen Terminologie für die Buße. Die beiden wichtigsten neutestamentlichen Wörter für Buße sind metanoia, was wörtlich so viel wie Sinneswandel bedeutet, und epistrophei, was Umkehr heißt. Das erste dieser Wörter erinnert uns daran, dass, auch wenn die Umkehr oder Wandlung äußerliche Auswirkungen und Folgen hat, sie in erster Linie eine Angelegenheit des Herzens und der Gesinnung ist. Buße darf daher nicht mit einer rein äußerlichen Handlung gleichgesetzt werden, wie es in dem Ausdruck „Buße tun“ gelegentlich mitschwingen mag. Jede Umkehr, auch eine geistliche, wendet sich von der einen Sache zu einer anderen. Der Kleine Westminster Katechismus bezeichnet klar, wovon sich diese geistliche Wende abkehrt und wohin sie sich wendet. Umkehr ist eine Abkehr von der Sünde mit Betrübnis und Hass über sie. Es handelt sich um eine Abscheu vor der Sünde, was das Empfinden von schmerzhaftem Bedauern und abgrundtiefem Hass beinhaltet (Hes 16,60-63; 36,31-32; Sach 12,10; Mt 21,29;4 2Kor 7,10-11). Solche Schriftstellen beschreiben die Buße sehr ausdrucksstark als Trauer, Schmerz, Unwillen wider die Sünde, Bedauern, Scham, Demütigung, Abneigung, Schmach. Ein wahrer Christ wurde für seine Sünde gedemütigt und ist daher jemand, der ohne Furcht zurechtgewiesen und ermahnt werden kann. Umkehr ist eine Hinwendung zu Gott in seinem Erbarmen, zu seinen Wegen und zu seiner Verehrung. Apostelgeschichte 20,21 spricht wörtlich von der „Buße zu Gott“. So wie der Glaube eine Bewegung der Seele auf Christus hin ist, so ist die Buße eine Bewegung der Seele zu Gott hin (Apg 15,19; 26,20; 1Thess 1,9). Man beachte insbesondere Lukas 15,20. Der verlorene Sohn war nicht nur von seiner eigenen Sünde und seinem Elend sowie vom Erbarmen seines Vaters überzeugt, sondern er machte sich auch tatsächlich auf und ging zu seinem Vater. Er wandte sich um zum Erbarmen, zu den Wegen und zu den Geboten seines Vaters. Dies legt folgende Anwendung nahe: Sind Sie tatsächlich zum Vater zurückgekehrt? Es reicht nicht aus, wenn Sie lediglich ein Empfinden für Ihre Sünde haben, auch nicht, wenn Sie davon überzeugt sind, dass Gott Sie annehmen würde, wenn Sie niemals tatsächlich zum Vater umgekehrt sind.
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D. Die Frucht wahrer Buße

Hier spricht der Kleine Westminster Katechismus von „dem vollen Vorsatz und Streben nach dem neuen Gehorsam“ (KWK 87). Als Schlüsselvers mag hier Sprüche 28,13 dienen, wo von der Buße die Rede ist, die dazu führt, dass die Sünde bekannt und gelassen wird.

1. Die Notwendigkeit dieser Frucht

Sünde muss bekannt werden (Ps 51,3-6; Mk 1,4-5; Lk 17,3-4). Jemand, der sich ständig weigert, Sünde in seinem Leben zu bekennen, die ihm bewusst ist, ist mit Sicherheit nicht wirklich bußfertig. Auch das Ablassen von der Sünde ist notwendig (Mt 3,8; 1Thess 1,9-10). Welche Irrtümer sollen dadurch vermieden werden, dass der Kleine Westminster Katechismus auf „dem vollen Vorsatz und Streben nach dem neuen Gehorsam“ besteht (KWK 87)? Die Worte im Bekenntnis sind ebenfalls sorgsam gewählt, wenn es heißt, dass „er sich vornimmt und sich darum bemüht, … ihm in allen Dingen wohlzugefallen.“ (15,3). Man entgeht hier wenigstens zwei Irrtümern. Der erste ist der Irrtum des Selbstbetrugs. Dieser liegt vor, wenn jemand behauptet, bußfertig zu sein, ohne dabei aufrichtig von der Sünde abzulassen. Es muss „vollen Vorsatz und Streben“ nach neuem Gehorsam geben. Der zweite Irrtum ist die Gesetzlichkeit oder, vielleicht etwas treffender formuliert, der Perfektionismus. Diesem Irrtum verfallen häufig solche Christen, die geneigt sind, introspektiv, nach innen gewandt, zu sein. Sie stellen die Berechtigung ihrer Buße in Frage, wenn sie etwas Geringeres hervorbringt als ein vollkommenes Ablassen von der Sünde. Das Ablassen von der Sünde ist keine Errungenschaft vollkommenen oder sündlosen Gehorsams für alle Zeiten. Es geht um den „vollen Vorsatz“ und das aufrichtige „Streben“ danach. Folgende Schriftstellen lehren, dass es notwendig ist, auf die Weise von der Sünde abzulassen, wie es im Glaubensbekenntnis von 1689 und im Kleinen Westminster Katechismus sorgfältig formuliert ist: Mt 3,8; Lk 3,8; Apg 26,20; 1Thess 1,9.
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2. Die charakteristischen Eigenschaften dieser Frucht

Das Bekennen der Sünde und die Entsagung ist allumfassend. So wie die allumfassende Heiligung ein Kennzeichen des rettenden Glaubens ist, so ist das allumfassende Ablassen von der Sünde eine Frucht wahrer Buße. Es sollte uns daher nicht verwundern, dass die Bibel lehrt, dass eine charakteristische Eigenschaft wahrer Buße darin besteht, dass sie allen Sünden, von denen sie weiß, entsagt (Ps 119,59.104.128; Hes 18,30-31; 36,25). Damit ist gemeint, dass sich jemand nicht hart und unbußfertig weigert, mit irgendeiner ihm bekannten Sünde zu brechen. Er hasst jede Sünde und lässt von ihr ab, auch wenn dies selbstverständlich nicht vollkommen oder ohne wiederkehrende Anfechtungen geschieht. Jemand, der wirklich bußfertig ist, bekennt und entsagt privaten Sünden ebenso wie öffentlichen Sünden, gesellschaftlich akzeptablen Sünden ebenso wie gesellschaftlich inakzeptablen Sünden. Dieses Bekennen der Sünde und die Entsagung ist anhaltend. Es handelt sich nicht lediglich um eine zeitlich begrenzte Erfahrung derer, die eine krisenhafte Bekehrung erleben, sondern um eine anhaltende charakteristische Eigenschaft und eine Lebensgewohnheit. Weshalb? Solange wir Sünder sind, müssen wir auch jemand sein, der Buße tut. Das Bekenntnis betont in Abschnitt 4 die Pflicht, dass die Buße „unser ganzes Leben lang“ andauern soll (vgl. Hes 16,61; Mt 5,4; 1Joh 1,9, wo die Zeitform des Verbs im Präsens einen durativen Aspekt trägt). Dies lässt sich folgendermaßen anwenden: Gehört die Buße, das Bekennen der Sünde und das Entsagen, das Abwenden von ihr mit Betrüben und Hass über sie zur ständigen Erfahrung Ihres alltäglichen Lebens? Wenn Sie ein wahrer Christ sind, wird dies so sein. Ein christliches Leben, das vollkommen positiv ist und die negativen, düsteren Seiten der Realität der Sünde nicht kennt, ist eine Illusion und Selbstbetrug. Traurigkeit und Schmerz gehören zum christlichen Leben, denn sie sind unzertrennlich mit der Buße verbunden.
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Jörg
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16. Über die guten Werke


1. Nur diejenigen Werke sind gute Werke, die Gott in seinem heiligen Wort geboten hat,1 und nicht diejenigen, die sich Menschen ohne diesen Anspruch im blinden Eifer oder unter dem Vorwand guter Absichten selbst ausgedacht haben.2
1. Mi 6,8; Röm 12,2; Hebr 13,21; Kol 2,3; 2Tim 3,16-17.
2. Mt 15,9 verglichen mit Jes 29,13; 1Petr 1,18; Röm 10,2; Joh 16,2; 1Sam 15,21-23;
1Kor 7,23; Gal 5,1; Kol 2,8.16-23.

2. Wenn diese guten Werke im Gehorsam gegenüber Gottes Geboten getan werden, sind sie Früchte und Kennzeichen eines wahren und lebendigen Glaubens.1 Die Gläubigen bringen durch sie ihre Dankbarkeit zum Ausdruck,2 stärken ihre Gewissheit,3 erbauen ihre Geschwister,4 zieren das Bekenntnis zum Evangelium,5 stopfen den Mund der Widersacher6 und verherrlichen Gott, dessen Werk sie sind, in Christus Jesus dazu geschaffen,7 dass sie, indem sie ihre Frucht zur Heiligkeit bringen, am Ende schließlich das ewige Leben haben.8
1. Jak 2,18.22; Gal 5,6; 1Tim 1,5.
2. Ps 116,12-14; 1Petr 2,9.12; Lk 7,36-50 verglichen mit Mt 26,1-11.
3. 1Joh 2,3.5; 3,18-19; 2Petr 1,5-11.
4. 2Kor 9,2; Mt 5,16.
5. Mt 5,16; Tit 2,5.9-12; 1Tim 6,1; 1Petr 2,12.
6. 1Petr 2,12.15; Tit 2,5; 1Tim 6,1.
7. Eph 2,10; Phil 1,11; 1Tim 6,1; 1Petr 2,12; Mt 5,16.
8. Röm 6,22; Mt 7,13-14.21-23.

3. Ihre Fähigkeit, gute Werke zu tun, stammt keineswegs von ihnen selbst, sondern ausschließlich vom Geist Christi. Und damit sie zu ihnen fähig sind, ist, abgesehen von den Gnadenerweisen, die sie bereits empfangen haben, ein direkter Einfluss desselben Heiligen Geistes erforderlich, um in ihnen das Wollen und das Vollbringen dessen, was ihm wohlgefällt, zu wirken.1 Sie dürfen jedoch auf Grund dieser Tatsache nicht nachlässig werden, als ob sie — es sei denn, der Geist veranÜber lasst sie in besonderer Weise dazu — überhaupt keine Pflichten erfüllen müssten, vielmehr sollen sie eifrig darum bemüht sein, die Gabe Gottes, die in ihnen ist, anzufachen.2
1. Hes 36,26-27; Joh 15,4-6; 2Kor 3,5; Phil 2,12-13; Eph 2,10.
2. Röm 8,14; Joh 3,8; Phil 2,12-13; 2Petr 1,10; Hebr 6,12; 2Tim 1,6; Jud 20-21.
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4. Diejenigen, die in ihrem Gehorsam die höchste Stufe erreichen, die in diesem Leben möglich ist, sind dennoch weit von der Fähigkeit entfernt, etwas zu leisten, was über ihre Pflicht hinausgeht, und mehr zu tun, als Gott fordert. Vielmehr bleiben sie in vielem weit hinter dem zurück, was sie zu tun schuldig sind.1
1. 1Kön 8,46; 2Chr 6,36; Ps 130,3; 143,2; Spr 20,9; Pred 7,20; Röm 3,9.23; 7,14-15;
Gal 5,17; 1Joh 1,6-10; Lk 17,10.

5. Wegen des großen Missverhältnisses, das zwischen unseren besten Werken und der künftigen Herrlichkeit besteht,1 und wegen des unendlichen Abstands, der zwischen uns und Gott besteht, dem wir durch sie weder etwas nützen noch für die Schuld unserer früheren Sünden Sühne leisten können, können wir durch unsere besten Werke weder Sündenvergebung noch ewiges Leben von Gott verdienen. Wenn wir aber alles getan haben, was wir tun können, so haben wir doch nur unsere Pflicht erfüllt und sind unnütze Knechte.2 Denn so weit die Werke gut sind, kommen sie von seinem Geist,3 und soweit sie von uns selbst gewirkt werden, sind sie verunreinigt und mit so viel Schwachheit und Unvollkommenheit vermischt, dass sie vor der Strenge des göttlichen Gerichts keinen Bestand haben.4
1. Röm 8,18.
2. Hiob 22,3; 35,7; Lk 17,10; Röm 4,3; 11,3.
3. Gal 5,22-23.
4. 1Kön 8,46; 2Chr 6,36; Ps 130,3; 143,2; Spr 20,9; Pred 7,20; Röm 3,9.23; 7,14-15; Gal 5,17; 1Joh 1,6-10.
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6. Ebenso wie die Gläubigen in ihrer Person durch Christus angenommen sind, werden auch ihre guten Werke in ihm angenommen;1 nicht als seien sie in diesem Leben aus Gottes Sicht völlig tadellos und unsträflich,2 sondern weil es ihm — indem er in seinem Sohn auf sie blickt — gefällt, das anzunehmen und zu belohnen, was aufrichtig ist, auch wenn es mit vielen Schwachheiten und Unvollkommenheiten verbunden ist.3
1. 2Mose 28,38; Eph 1,6-7; 1Petr 2,5.
2. 1Kön 8,46; 2Chr 6,36; Ps 130,3; 143,2; Spr 20,9; Pred 7,20; Röm 3,9.23; 7,14-15; Gal 5,17; 1Joh 1,6-10.
3. Hebr 6,10; Mt 25,21.23.

7. Werke, die von nicht wiedergeborenen Menschen getan werden, auch wenn sie der Sache nach etwas sein können, was Gott geboten hat und was sowohl für sie selbst als auch für andere gut und nützlich ist,1 sind dennoch sündig, weil sie aus keinem durch Glauben gereinigten Herzen hervorgebracht werden2 und weder in rechter, dem Wort entsprechender Weise3 noch mit der rechten Absicht, nämlich zur Ehre Gottes, getan werden.4 Sie können Gott nicht gefallen und auch keinen Menschen in die Lage versetzen, dass er von Gott Gnade empfängt.5 Und dennoch ist die Unterlassung derselben noch sündiger und missfällt Gott weitaus mehr.6
1. 1Kön 21,27-29; 2Kön 10,30-31; Röm 2,14; Phil 1,15-18.
2. 1Mose 4,5 verglichen mit Hebr 11,4-6; 1Tim 1,5; Röm 14,23; Gal 5,6.
3. 1Kor 13,3; Jes 1,12.
4. Mt 6,2.5-6; 1Kor 10,31.
5. Röm 9,16; Tit 1,15; 3,5.
6. 1Kön 21,27-29; 2Kön 10,30-31; Ps 14,4; 36,3.
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Gliederung des Kapitels

Abschnitt
1 I. Der Maßstab für gute Werke

A. Positiv ausgedrückt
B. Negativ ausgedrückt

2 II. Die Notwendigkeit von guten Werken

A. Auf Grund ihres Zeugnisses
B. Auf Grund ihrer Folgen
C. Auf Grund ihrer Funktion

3 III. Die Befähigung zu guten Werken

A. Deren betonte Erklärung
B. Deren häufige Verdrehung

4-5 IV. Die Grenzen von guten Werken

4 A. Übergebührliche Werke sind nicht möglich.
5 B. Verdienstliche Werke sind nicht möglich.

6-7 V. Die Annahme von guten Werken

6 A. Die guten Werke von Gläubigen
7 B. Die guten Werke von Ungläubigen

Dieses Kapitel ist nahezu identisch mit dem des Westminster Bekenntnisses und der Savoy-Erklärung. Es gibt keine theologisch bedeutenden Änderungen.


I. Der Maßstab für gute Werke (Abschnitt 1)


Das höchste Gesetz und der höchste Richter, der darüber befinden kann, was für den Menschen gut oder böse ist, ist der Wille Gottes (1Tim 6,15; 3Mose 19). Praktische oder wirksame Erkenntnis über diesen Willen kann man nur in Gottes heiligem Wort finden (Ps 147,19-20). Diese Tatsachen zwingen uns dazu, der Aussage von Abschnitt 1 zuzustimmen: „Nur diejenigen Werke sind gute Werke, die Gott in seinem heiligen Wort geboten hat“ (16,1). Die biblischen Belege sowohl für die positive als auch für die negative Aussage von Abschnitt 1 gibt es in umfangreichem Maße (zur positiven Aussage vgl. Mi 6,8; Röm 12,2; Kol 2,3; 2Tim 3,16-17; Hebr 13,21; zur negativen Aussage vgl. 1Sam 15,21-23; Jes 29,13; Mt 15,9; Joh 16,2; Röm 10,2; 1Kor 7,23; Gal 5,1; Kol 2,8.16-23; 1Petr 1,18). Ganz allgemein betrachtet sind diejenigen Werke gute Werke, die mit dem Gesetz Gottes, wie es in der Heiligen Schrift geoffenbart ist, übereinstimmen (vgl. Kapitel 19). Im engeren Sinne sind gute Werke konkrete Ausprägungen von Freundlichkeit und Freizügigkeit, insbesondere in praktischer und finanzieller Hinsicht (Joh 10,31-33; Apg 9,36; 10,38; 2Kor 9,8-9; 1Tim 5,10; 6,17-18). Was für einen Tadel erteilt die eingehende Beschäftigung mit diesen Schriftstellen! Unsere geistliche Blutarmut offenbart sich darin, wie selten wir unsere praktische und finanzielle Freundlichkeit zum Ausdruck bringen, das, was die Bibel gute Werke nennt. Die falsche geistliche Vorstellung vieler derer, die sich in unserer Zeit zum christlichen Glauben bekennen, wird ebenfalls offenbar. Für die Juden bestand ein gutes Werk darin, dass man vor dem Essen die Hände wusch. Sie hatten eine von Menschen erdachte Checkliste. Heute machen es viele genauso. Dies entspricht einfach dem menschlichen Wesen. Solche Menschen haben einen scharfen Blick dafür, ob ihre eigenen Regeln übertreten werden, aber sie sind blind für Mitleid und gute Werke. Die Ironie an der ganzen Sache ist, dass die kritischsten und geizigsten Leute auf dieser Welt oft gerade diejenigen sind, die sich selbst damit rühmen, dass sie die von Menschen erstellte Checkliste von guten Werken einhalten. Die geistliche Blindheit vieler derer, die sich Christen nennen, zeigt sich darin, wie sie ihre biblische Pflicht zugunsten der Taten, die sie für ein gutes Werk halten, verletzen. Wie oft haben Arbeiter im Reich Christi lange Zeiten der Abwesenheit von ihren Familien und ein Versagen in den grundlegendsten Familienpflichten oder elterlichen Aufgaben damit gerechtfertigt, dass sie als Missionare oder Evangelisten ein gutes Werk tun! Wie oft haben Frauen das Gebot der Heiligen Schrift übertreten, indem sie in der Gemeinde das gute Werk des Predigens und der Gemeindeleitung wahrgenommen haben!
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II. Die Notwendigkeit von guten Werken (Abschnitt 2)

A. Auf Grund ihres Zeugnisses


Gute Werke sind nützlich, denn sie sind die Früchte und das Kennzeichen eines lebendigen Glaubens (Gal 5,6; 1Tim 1,5; Jak 2,18). Unsere baptistischen Glaubensväter stellen mit dieser Aussage sicher, dass wir die Nützlichkeit von guten Werken im Zusammenhang der Evangeliumsgnade und nicht im Zusammenhang des gesetzlichen Verdienstes verstehen (vgl. Abschnitt 4-5). Ein Pflug ist im Zusammenhang mit einem großen Bauernhof äußerst nützlich, aber wenn er im Vorgarten meines Hauses in einem Vorort von Grand Rapids zum Einsatz kommt, nützt er nichts. Ebenso verhält es sich bei den guten Werken in der Zeit des Evangeliums, wo Gnade und Treue von großem Nutzen sind, aber in einem Kontext von Gesetz und Verdienst nützen sie nichts. Der puritanischen Theologie, die nach Kennzeichen fragt, hat man oft Gesetzlichkeit vorgeworfen, doch hat man sie damit vollkommen falsch verstanden.

B. Auf Grund ihrer Folgen

In der Zeit des Evangeliums sind gute Werke von großem Nutzen. Sie sind ein Ausdruck von Dankbarkeit (Ps 116,12-14; Mt 26,1-11; Lk 7,36-50; 1Petr 2,9,12). Danken wir Gott nicht nur mit dem, was wir sagen, sondern auch durch unsere Taten? Spornt Sie Gottes Erbarmen an, das Rechte zu tun(3Mose 7,11-18)? Gute Werke stärken unsere Gewissheit (2Petr 1,5-11; 1Joh 2,3.5; 3,18-19). Hier müssen wir zur ersten Aussage im Bekenntnis zurückgehen, die besagt, dass gute Werke ein Kennzeichen für den Glauben sind. Gute Werke stärken die Gewissheit nicht deshalb, weil sie unser Verdienst vor Gott aufstocken würden. Vielmehr stärken sie die Gewissheit dadurch, dass sie unseren Glauben für uns selbst sichtbarer machen, indem sie Gottes Gnade in uns darstellen, indem sie ein Beweis dafür sind, dass Christus in uns lebt. Viele Christen haben Nöte mit ihrer Heilsgewissheit, weil sie es zulassen, dass ihr Glaube schwach und untätig ist. Oft kann der Mangel an Gewissheit dadurch behoben werden, dass man sich nicht noch eingehender selbst prüft, sondern dadurch, dass man den Glauben auslebt. Geh zu Christus, bringe deine Seele in seinen Händen zur Ruhe, und bringe dann deinen Glauben dazu, dass er in Dankbarkeit tätig wird. Vielleicht ist die Ursache für Ihr Problem mit Ihrer Heilsgewissheit darin zu suchen, dass Sie so sehr mit sich selbst beschäftigt sind, so dass sie für nichts und niemand anderen mehr Zeit haben. Es ist keine Heuchelei, wenn man gute Werke tut, um dadurch die Gewissheit zu stärken. Das ist biblisch. Verwehren Sie sich nicht dieser biblischen Lehre und bringen Sie sich nicht selbst in eine Position, in der Sie geistlicher sein wollen als Gott! Gute Werke erbauen die Glaubensgeschwister (Mt 5,16; 2Kor 9,2). Ihr Eifer und Ihre guten Werke (oder der Mangel an ihnen) haben eine direkte Auswirkung auf Ihre Glaubensgeschwister. Sie ermutigen auch Ihre Pastoren. Sie zieren das Evangelium. Man ziert etwas dadurch, dass man es herausputzt und anziehend oder begehrenswert erscheinen lässt (Mt 5,16; 1Tim 6,1; Tit 2,5.9-12; 1Petr 2,12). Sie bringen die Widersacher zum Schweigen (1Tim 6,1; Tit 2,5; 1Petr 2,12.15). Sie verherrlichen Gott. Nach der Erklärung im Bekenntnis geschieht dies, weil sie Gottes Werk und Schöpfung sind (Mt 5,16; Eph 2,10; 1Petr 2,12). Offenbart die Art und Weise, wie Sie leben, eine Haltung, die Gott und dem Evangelium von Herzen zugeneigt ist? Sind Sie darauf bedacht, dass Ihre Lebensweise Gott und das Evangelium nicht verleumdet und den Feinden Gottes und der Wahrheit keine Gelegenheit bietet, Gott zu lästern? Oder ist Ihr salopper, fauler, sündiger und undisziplinierter Lebensstil für andere eine Last und ein Anstoß für Ungläubige? Wenn Sie sich an Gelegenheiten erinnern können, in denen Sie gesündigt haben und ein schlechtes Zeugnis waren und dabei keinen Schmerz darüber empfanden, dann steht es schlecht um Sie. Der christliche Glaube von jemandem, der nicht darauf bedacht ist, das Evangelium zu zieren, muss auf jeden Fall in Frage gestellt werden.
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C. Auf Grund ihrer Funktion

Gute Werke sind der Weg, der dazu bestimmt ist, zum ewigen Leben zu führen (Mt 7,13-14.21-23; Röm 6,22). Sie sind der Weg, aber sie sind nicht die Pforte. Das christliche Leben beginnt nicht mit den guten Werken. Das Evangelium lautet nicht: „Beginne damit, gute Taten hervorzubringen.“ Das christliche Leben fängt mit Buße und Glauben an. Der Glaube muss in Christus zur Ruhe kommen, bevor er gute Werke tun kann. Die Buße muss zur Abkehr von der Sünde führen (zum Hass, zur Abscheu und zur Reue darüber), bevor sie gute Werke hervorbringen kann, die der Buße angemessen sind.

III. Die Befähigung zu guten Werken (Abschnitt 3)

Nicht nur das erste Gnadenwerk des Heiligen Geistes ist entscheidend, vielmehr ist der gegenwärtige, tatsächlich vorhandene Einfluss des Heiligen Geistes ebenfalls vonnöten (Hes 36,26-27; Joh 15,4-6; 2Kor 3,5; Phil 2,12-13; Eph 2,10). Jedes Mal, wenn die Souveränität Gottes im Wirken des Heiligen Geistes so deutlich als Ursache für die guten Werke benannt wird, kommt das verdorbene menschliche Herz nahezu automatisch zu einer verkehrten Schlussfolgerung. Es wird sagen: „Da ich ohne den Heiligen Geist nicht in der Lage bin, irgendein gutes Werke zu tun, habe ich die Freiheit, auf das Wirken des Heiligen Geistes zu warten, bevor ich überhaupt den Versuch unternehme, ein gutes Werk zu tun.“ Was ist an dieser scheinbar logischen Schlussfolgerung falsch? Sie setzt den Einfluss des Heiligen Geistes mit bestimmten emotionalen Empfindungen oder Gefühlen gleich. Eine solche Gleichsetzung wird jedoch von der Bibel nirgends bezeugt, ja, sie wird sogar von ihr verworfen (Joh 3,8; Röm 8,14; Phil 2,12-13). Diese Schlussfolgerung erhebt zudem den Einfluss des Heiligen Geistes zum Maßstab für unsere Pflicht. Der Maßstab für unsere Pflicht ist jedoch der vorgeschriebene Wille Gottes. Diese Schlussfolgerung steht außerdem in klarem Widerspruch zu den biblischen Aussagen über die Verantwortung des Menschen (2Petr 1,10; Hebr 6,12; 2Tim 1,6; Jud 20-21).
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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IV. Die Grenzen von guten Werken (Abschnitt 4-5)

A. Übergebührliche Werke sind nicht möglich. (Abschnitt 4)

Grimms Wörterbuch nennt für das Wort Supererogation (lat. supererogare; vgl. Lk 10,35Vg) die Bedeutung „eine nicht notwendige Mehrleistung oder Ausgabe … oder … ein überpflichtiges gutes Werk“ und sagt, dass das Supererogationswerk (opera supererogationis) so viel bedeutet wie das, „was einer mehr tut, als er schuldig ist“. Webster definiert diese Werke, die über die Pflicht hinausgehen, wie folgt: „Nach römisch-katholischer Auffassung Werke, die von Heiligen vollbracht wurden, die über das von Gott geforderte Maß hinausgehen.“ Aus zwei Gründen ist es unmöglich, ein Werk zu tun, das über die Pflicht hinausgeht. Erstens sind all unsere Werke mit Sünde behaftet, keines ist frei von Sünde (1Kön 8,46; 2Chr 6,36; Ps 130,3; 143,2; Spr 20,9; Pred 7,20; Röm 3,23.9; 7,14-25; Gal 5,17; 1Joh 1,6-10). Verdienstliche Werke und Werke, die über die Pflicht hinausgehen, setzen Perfektion voraus. Wenn aber alle mit Sünde behaftet sind, dann ist keiner dazu in der Lage, mehr als das zu tun, was gefordert ist. Zweitens ist der Maßstab für gute Werke nichts Geringeres als einzig und allein das Wort Gottes. Unsere Pflicht besteht darin, dass wir alles tun, was Gott in seinem Wort geboten hat. Daher ist es nicht möglich, mehr als das zu tun (Lk 17,10). Die Vorstellung, dass wir etwas tun könnten, was die Anforderungen Gottes übersteigt, geht davon aus, dass Gott einen Maßstab des Guten anerkennt, der höher ist als sein Wort und über dieses hinausgeht. Sie geht davon aus, dass es gute Werke gibt, die er nicht geboten hat oder nicht fordert. Das ist nicht möglich und widerspricht der biblischen Lehre vom Maßstab für die guten Werke.

B. Verdienstliche Werke sind nicht möglich. (Abschnitt 5)

Es werden vier Gründe genannt, die für die oben genannte Behauptung sprechen. Erstens stehen gute Werke in einem Missverhältnis zu dem, wie Gott entlohnt. Es besteht ein unausgewogenes Verhältnis zwischen dem, was Gott fordert, und dem, was er zurückgibt. Zweitens sind sie für Gott belanglos (Hiob 22,3; 35,7; Lk 17,10; Röm 4,3; 11,3). Sie können Gott keinen Gewinn bringen. Sie können die Sünde nicht sühnen (Röm 3,20). Drittens entstehen sie aus dem Geist der Gnade. Wenn die guten Werke selbst eine Gabe der freien und souveränen Gnade sind, dann ist in ihnen gewiss kein Verdienst vor Gott enthalten. Viertens sind sie mit Sünde vermengt. Sie sind daher bestenfalls Werke, die nicht an die Herrlichkeit Gottes heranreichen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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V. Die Annahme von guten Werken (Abschnitt 6-7)

A. Die guten Werke von Gläubigen (Abschnitt 6)

Die guten Werke von Gläubigen werden auf Grund der Tatsache angenommen, dass sie selbst in und durch Christus angenommen wurden (2Mose 28,38; Eph 1,6-7; 1Petr 2,5). Dabei werden sie nicht nur angenommen, sondern obendrein auch noch belohnt. Die Belohnung wird zwar nach Gnade angerechnet (Röm 4,4), aber es ist dennoch eine Belohnung (Mt 25,21.23; Hebr 6,10). Das Wort, das in diesem Zusammenhang gebraucht wird, bedeutet wörtlich so viel wie Lohnzahlung (Hebr 2,2; 10,35; 11,6.26). Gott reagiert trotz all der Mängel gnädig und freundlich auf unsere Versuche, ihm wohl zu gefallen, denn er blickt auf Christus.

B. Die guten Werke von Ungläubigen (Abschnitt 7)

Ein gutes Werk muss vier Kriterien erfüllen. Es muss den richtigen Gegenstand haben (es muss sich um etwas handeln, was Gott geboten hat). Es muss aus der rechten Wurzel hervorkommen (es muss aus einem durch den Glauben gereinigten Herzen kommen). Es muss in der rechten Art und Weise getan werden (Gottes Werke müssen auf Gottes Weise getan werden). Und es muss mit der richtigen Absicht getan werden (die Ehre Gottes muss das höchste Ziel sein). Auch wenn es in der Heiligen Schrift oft heißt, dass Ungläubige gute Taten vollbringen (1Kön 21,27-29; 2Kön 10,30-31; Röm 2,14; Phil 1,15-18), sind solche „prächtigen Sünden“ (Luther) keine wirklich guten Werke oder Gott wohlgefällig, denn sie kommen weder aus der richtigen Wurzel hervor (1Mose 4,5; Röm 14,23; Gal 5,6; 1Tim 1,5; Hebr 11,4-6), noch werden sie in der richtigen Art und Weise getan (Jes 1,12; 1Kor 13,3), noch verfolgen sie die rechte Absicht (Mt 6,2.5-6; 1Kor 10,31). Das Bekenntnis schließt mit der Warnung, dass die Unterlassung solcher „prächtigen Sünden“ noch sündhafter ist als ihr Tun. Kinder, die aus Furcht vor Bestrafung davon abgehalten werden zu zanken, tun nicht notwendigerweise ein gutes Werk, aber sie tun mit Sicherheit etwas Besseres, als wenn sie nicht davon abgehalten würden. Ebenso sollten Kinder gelehrt werden zu beten, selbst wenn sie nicht die rechte geistliche Haltung oder ein bekehrtes Herz besitzen, denn es wäre schlimmer für sie, wenn sie nicht beten würden. Wir dürfen nicht damit aufhören, von unseren Kindern das zu fordern, was gut ist, und sie darüber zu belehren, nur weil sie nicht die richtige geistliche Haltung haben. Aber ebenso wenig dürfen wir sie mit einer rein formalen Übereinstimmung mit Gottes Willen zufrieden sein lassen.
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Jörg
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17. Über das Beharren der Heiligen

1. Diejenigen, die Gott in dem Geliebten angenommen, durch seinen Geist wirksam berufen und geheiligt hat und denen er den kostbaren Glauben seiner Erwählten gegeben hat, können weder ganz noch endgültig aus dem Stand der Gnade fallen, sondern werden darin gewiss bis ans Ende beharren und ewig errettet sein. Denn die Gnadengaben und Berufungen Gottes sind unwiderruflich, weshalb er in ihnen auch fortwährend Glauben, Buße, Liebe, Freude, Hoffnung und all die anderen Gnadengaben des Geistes zur Unsterblichkeit hervorbringt und fördert.1 Und selbst wenn sich viele Stürme und Fluten erheben und auf sie einstürzen, sind diese doch nicht in der Lage, sie von ihrem Fundament und Felsen zu stürzen, auf dem sie durch den Glauben befestigt sind. Dennoch kann durch Unglauben und die Versuchungen Satans die bewusste Wahrnehmung von Gottes Licht und Liebe eine Zeit lang vor ihnen verdunkelt und verborgen sein,2 doch bleibt er derselbe, und sie sollen dessen gewiss sein, dass sie durch die Kraft Gottes zum Heil bewahrt bleiben, wo sie sich ihres erworbenen Eigentums erfreuen dürfen, die sie in seine Handflächen eingraviert sind und deren Namen von Ewigkeit her im Buch des Lebens geschrieben stehen.3
1. Joh 10,28-29; Phil 1,6; 2Tim 2,19; 2Petr 1,5-10; 1Joh 2,19.
2. Ps 89,32-33; 1Kor 11,32; 2Tim 4,7.
3. Ps 102,28; Mal 3,6; Eph 1,14; 1Petr 1,5; Offb 13,8.

2. Dieses Beharren der Heiligen beruht nicht auf ihrem eigenen freien Willen,1 sondern auf dem unveränderlichen Ratschluss der Erwählung,2 der aus der freien und unwandelbaren Liebe Gottes des Vaters hervorkommt, auf der Wirksamkeit des Verdienstes und der Fürsprache Jesu Christi und der Einheit mit ihm,3 dem Eid Gottes,4 darauf, dass der Geist und der Same Gottes in ihnen bleiben,5 und auf der Beschaffenheit des Gnadenbundes.6 Aus all diesem entsteht auch die Gewissheit und Unfehlbarkeit desselben.
1. Phil 2,12-13; Röm 9,16; Joh 6,37.44.
2. Mt 24,22.24.31; Röm 8,30; 9,11.16; 11,2.29; Eph 1,5-11.
3. Eph 1,4; Röm 5,9-10; 8,31-34; 2Kor 5,14; Röm 8,35-38; 1Kor 1,8-9; Joh 14,19; 10,18-29.
4. Hebr 6,16-20.
5. 1Joh 2,19-20.27; 3,9; 5,4.18; 2Kor 1,22; Eph 1,13; 4,30; 2Kor 1,22; 5,5; Eph 1,14.
6. Jer 31,33-34; 32,40; Hebr 10,11-18; 13,20-21.
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Jörg
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3. Es kann zwar sein, dass sie durch die Versuchung Satans und der Welt, durch das Vorherrschen der in ihnen verbliebenen Verdorbenheit und durch den nachlässigen Gebrauch der Mittel für ihre Bewahrung in schwere Sünden fallen und eine Zeit lang darin verharren,1 wodurch sie Gottes Missfallen erregen und seinen Heiligen Geist betrüben,2 wodurch sie so weit kommen, dass ihre Gnaden und ihr Trost geschwächt werden,3 wodurch ihre Herzen verhärtet und ihre Gewissen verletzt werden,4 sie andere verletzen und bei ihnen Anstoß erregen5 und sie vorübergehende Strafen auf sich bringen.6 Dennoch werden sie ihre Buße erneuern und durch Glauben an Christus Jesus bis zum Ende bewahrt bleiben.7
1. Mt 26,70.72.74.
2. Ps 38,2-9; Jes 54,5-9; Eph 4,30; 1Thess 5,14.
3. Ps 51,10-12.
4. Ps 32,3-4; 73,21-22.
5. 2Sam 12,14; 1Kor 8,9-13; Röm 14,13-18; 1Tim 6,1-2; Tit 2,5.
6. 2Sam 12,14-15; 1Mose 19,30-38; 1Kor 11,27-32.
7. Lk 22,32.61-62; 1Kor 11,32; 1Joh 3,9; 5,18.


Gliederung des Kapitels

Abschnitt
1 I. Die Tatsache des Beharrens

A. Formuliert
1. Die Personen, die beharren
2. Die Wichtigkeit des Beharrens
B. Entfaltet
1. Der Grund für das Beharren
2. Die Hindernisse für das Beharren
3. Die Zusicherungen für das Beharren

2 II. Die Grundlagen für das Beharren

A. Ihre Vorbedingung
B. Ihre Kennzeichen
1. Die Unveränderlichkeit des Ratschlusses der Erwählung
2. Die Wirksamkeit des Werkes Christi
3. Die unaufhörliche Innewohnung des Heiligen Geistes
4. Die Zuverlässigkeit von Gottes Eid
5. Die Unfehlbarkeit des Gnadenbundes
C. Ihre Folgen

3 III. Die Schwierigkeiten beim Beharren

A. Die verschiedenen Ursachen für Rückfälle
B. Die tragischen Folgen der Rückfälle
C. Die gute Lösung für Rückfälle
Wer sich nur nach dem, was er fühlt, richtet, der verliert Christus. (Martin Luther)

Antworten