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Der neue Papst Opus Dei: Mächtige Sekte oder "wahre Kirche"?
Papst Johannes Paul II. hat einige konservative Kirchenbewegungen gefördert, aber keine unterstützte er so wie Opus Dei, das "Werk Gottes". Dem geheimnisumwitterten Priester- und Laienbund gehören auch der spanische Kurienkardinal Julian Herranz und Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls an. Die Organisation hat sich zur Aufgabe gemacht, gegen "die Verdrängung des Glaubens aus dem öffentlichen Leben" zu Felde zu ziehen. Der politische Einfluss von Opus Dei war am offenkundigsten im Spanien des Franco-Regimes.
Seit 1928 in Spanien verwurzelt
Opus-Dei-Gründer Josemaria Escirvá de Balaguer
Opus Dei wurde 1928 vom spanischen Priester Josemaría Escrivá de Balaguer gegründet. Escrivá kommt - anders als sein Name vermuten lässt - aus einfachem Elternhaus. Er wurde 1902 als Sohn eines streng katholischen Tuchhändlers im nordspanischen Barbastro geboren. Schon mit 15 verspürte Escrivá die Berufung zum Geistlichen. Mit 23 Jahren wurde er zum Priester geweiht, drei Jahre später gründete er Opus Dei. Heute heißt der Orden mit vollen Namen "Personalprälatur vom Heiligen Kreuz und Opus Dei".
Die Kirche, die dem spanischen Pfarrer vorschwebte, war nichts für Gemäßigte, eher schon was für "Soldaten Christi". Straffe Disziplin, Bußübungen und regelmäßige Selbstgeißelungen sorgten für den rechten Korpsgeist unter den Mitgliedern. Anfangs ein unbedeutender Laienbund, ging es mit dem Opus während der Zeit der Franco-Diktatur steil bergauf. In den 60er Jahren sollen bis zu zehn Opus-Dei-Mitglieder dem Regime als Minister gedient haben. Escrivá starb 1975 in Rom, wo er seit 1946 lebte.
Enge Bindung an gesellschaftliche Eliten
Opus-Dei-Mitglied: Vatikan-Sprecher Navarro-Valls
Heute gehören mehr als 30.000 Spanier dem "Werk Gottes" an. Weltweit hat Opus Dei rund 80.000 Mitglieder in 90 Ländern. Das Opus rekrutiert seine Angehörigen vor allem in den gesellschaftlichen Eliten. Von jedem Mitglied wird erwartet, dass es einen soliden Beruf mit in die Gemeinschaft einbringt. 1952 gründete der Verein die Universität von Navarra, der sich eine Managementschule in Barcelona anschloss. Viele Kinder einflussreicher Familien - unter ihnen der Nachwuchs des früheren spanischen Ministerpräsidenten José Maria Aznar - wurden und werden auf Schulen des Opus Dei geschickt. Die elitären Privatschulen gelten als gut, sehr streng und teuer.
Die meisten Opus-Dei-Leute üben nicht-religiöse Berufe aus, verpflichten sich aber, ein "keusches" Leben zu führen. Der Laienorden hat seine eigenen Priester, an die sich die Mitglieder für die Beichte oder spirituellen Rat wenden sollen. Diese etwa 1780 "Numerarier" (in Ehelosigkeit und in Opus-Dei-Zentren lebende Vollmitglieder) müssen einen Hochschulabschluss mitbringen. Zu den Ordensregeln gehört der bedingungslose Gehorsam gegenüber den Opus-Oberen. Opus Dei ist in eine Männer- und eine Frauenorganisation unterteilt.
Spanien, der Katholizismus und Opus Dei
Im Mutterland des Opus Dei ist der Einfluss der Organisation kleiner als die Gegner glauben und größer als die Mitglieder zugeben. (Bayern2Radio, Kirche und Welt, 2.5.2003, 6:13 min)
Sektenähnliche Strukturen
Kritiker werfen Opus Dei vor, eine fundamentalistische, autoritäre und manipulative "Kirche in der Kirche" zu bilden. Dabei muss man aber zwischen den "inneren" Mitgliedern, die in Opus-Dei-Häusern leben und Mitgliedern, die ein normales Leben in der Gesellschaft leben, unterscheiden. In Belgien wurde Opus Dei 1997 offiziell als sektenähnliche Organisation eingestuft, da die angewandten Methoden einer Seelen- und Gehirnwäsche gleichkämen.
Die reiche Organisation war in den vergangenen Jahren in zahlreiche Finanz- und Politikskandale verstrickt. Wo immer die Kirche in den vergangenen Jahrzehnten in Verruf geriet, an mafiosen Machenschaften beteiligt zu sein, wurden Opus-Leute genannt - etwa bei der Affäre um die italienische Loge P2 und den Zusammenbruchs Banco Ambrosiano, einer weiteren Freimaurer-Loge, im Jahr 1982.
Johannes Paul II. vertraute Opus Dei
Papst Johannes Paul II. hielt stets seine schützende Hand über das Werk. 1982 verlieht er ihm die kirchliche Rechtsform einer Personalprälatur, als eine Art weltweites Bistum für einen ausgewählten Personenkreis mit eigener Priesterausbildung und eigenen Universitäten. Dadurch entzog er die Organisation der Kontrolle der katholischen Ortsbischöfe. Opus Dei ist seither nur dem Vatikan Rechenschaft schuldig.
Opus-Dei-Förderer: Benedikt XVI.
Im Laufe seiner Amtszeit ernannte Johannes Paul II. viele Opus-Dei-Leute zu Bischöfen. 1998 verlieh er der "Werk-Gottes"-Schule in Rom den Titel einer Pontifikaluniversität und stellte sie damit auf eine Stufe mit der berühmten Gregoranischen Universität der Jesuiten. 2002 sprach Johannes Paul II den Opus-Gründer Escrivá nur 27 Jahre nach dessen Tod heilig. Damit war die Organisation endgültig als Bestandteil der modernen katholischen Kirche akzeptiert.
Prominenter Förderer: Benedikt XVI.
In Deutschland hat Opus Dei etwa 600 Mitglieder, die wenigsten sind namentlich bekannt. Die Geheimniskrämerei gehört zu den Prinzipien des Ordens. Mitglieder geben oft nicht einmal zu, dass sie der Organisation angehören. Zu den bekannten Förderern gehören die Kardinäle von Köln und München, Joachim Meisner und Friedrich Wetter und der neue Papst Benedikt XVI. Er ist auch Ehrendoktor der Opus-Universität im spanischen Pamplona.
Quelle: tagesschau.de
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