"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

Moderator: eddi

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Und da die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz Mosis kamen, brachten sie ihn gen Jerusalem, auf dass sie ihn darstelleten dem Herrn.
Luk. 2,22


Ach, wie klingen die Worte des Herrn hier so schauerlich: Nach dem Gesetz Mosis! Es ist eben, als hörten wir bereits, wie ihm an dem verfluchten Holz des Kreuzes die Nägel durch Hände und Füße geschlagen werden. Das heilige Kind Jesus, der König der Könige, das Kind, welches der ganzen Welt Raum macht, welches alle Verlorenen kennen, und das sich derer, die an seinen Namen glauben, nicht schämen will vor seinem Vater und vor seinen heiligen Engeln, das heilige Kind, welches allein die Reinigung unserer Sünden bewirkt, will mit seiner reinen Mutter vor Gott dastehn, als läge seiner Geburt wegen Gottes Zorn und Verdammnis auf seiner Mutter, als wäre sie mit ihm und durch ihn vor Gott unrein und ein Gräuel, als habe sie einen Toten geboren, als bedürfe sie deshalb der Versöhnung, und als wäre er selbst ein Toter, als wäre er mit dem ewigen Fluch belastet. Nein, seine Mutter sollte vor allen andern Müttern deshalb nichts voraus haben, weil sie dieses Heilige geboren hatte. Dieses Heilige, so wollte es seine freiwillige Liebe, so war es der Wille des Vaters, sollte vielmehr mit seiner Mutter vor dem Gesetz dastehn, als habe es vor allen seine Mutter unrein gemacht durch seine Geburt, als wäre seine Mutter in ganz besonderer Weise von ihm unrein geworden, als sei es vor allen in Sünden empfangen und geboren, geboren als ein Kind des Zornes, nichts anderes wert als ausgerottet zu werden vor dem Angesichte des heiligen Gottes. Das hat er alles an unserer Statt getan.

Welch wundervoll hochheiliges Geschäfte!
Sinn ich ihm nach, so zagen meine Kräfte,
mein Herz erbebt, ich seh’ und ich empfinde
den Fluch der Sünde.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Und siehe, ein Mensch war zu Jerusalem mit Namen Simeon; und derselbe Mensch war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels.
Luk. 2,25


Dass Simeon gerecht und gottesfürchtig genannt wird, will mit anderen Worten sagen, dass in ihm das Recht des Gesetzes erfüllt wurde, so dass in ihm die Liebe gewesen, die Liebe Gottes und des Nächsten, welche die Erfüllung des ganzen Gesetzes ist. – Vernehmen wir indes, was der Grund der Gerechtigkeit und der Gottesfurcht eines Menschen war, von dem nunmehr alle wohl sagen werden, dass er gewiss gerecht und gottesfürchtig gewesen; denn er beißt jetzt niemand mehr. Er wartete auf den Trost Israels, wie der Evangelist sagt. Da haben wir den Grund, auf welchem Simeon stand. Ihr werdet wohl wissen, was das bedeutet: auf den Trost Israels warten. Der Trost Israels ist der Herr Jesus Christus. Denken wir nur an die liebliche erste Frage unseres Katechismus: Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Oder vielmehr, lasst uns denken an die prophetischen Worte: Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Diesen Trost meinte bereits Lamech, der Vater des Noah, da er sprach: Dieser wird uns trösten in unserer Mühe und Arbeit auf Erden, die der Herr verflucht hat. In solchem Warten nun war Simeon gerecht, in solchem Warten hatte er auch Gott in Ehren.

In ihren greisen Tagen
blühn sie in Dankbarkeit,
da sie in Gott erfreut
noch reife Früchte tragen.
Sie werden laut verkünden,
mein Fels sei ewig treu,
und dass kein Unrecht sei
bei meinem Gott zu finden.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Siehe, dieser wird gesetzt zu einem Fall und Auferstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird.
Luk. 2,34


Erstens liegt er da vielen in Israel zum Fall. Was fällt, muss gestanden haben, sonst kann es nicht fallen. Viele in Israel stehen demnach. Aber wie stehen sie? Ich will darauf die Antwort geben, und ein jeder prüfe sich selbst.

Viele stehen mit beiden Füßen in der Welt, in dem Geiz, in der Selbstliebe, in dem Trachten nach dem Nichtigen, stehen da im Stolz des Herzens, in dem Dünkel, sie seien etwas, in der Selbstrechtfertigung, in der eigenen Gerechtigkeit; sie suchen ihre Lust und ihre Begierde. Sie gehen ihren Herzensgedanken nach, richten stets den Nächsten und nie sich selbst, wollen andere bekehren und bekehren nie sich selbst von ihrer Eitelkeit. Die ganze Welt soll für sie da sein, dass sie nur das Ihre daran haben. Ihr Element ist Geld und Genuss, sie stehen mit beiden Beinen in der Anmaßung, alles dreht sich um das Ich. Bei dem allem sind sie bekehrt, wiedergeboren; sie haben den Herrn gesucht und auch gefunden; sie sind unter die Propheten gekommen wie Saul, sie haben alle Zeichen und Beweise der Gnade.

Alles haben sie, nur nicht eins, dies nämlich: sie wollen sich ihrer Ungerechtigkeit halber nicht strafen lassen, haben die Liebe nicht, welche in dem Abgrund geboren ist, und wissen nichts von Barmherzigkeit; ihnen ist der Herr zum Fall gesetzt.

Dem Grase gleich auf Erden
grünt oft der Bösen Hauf'
und wächset hoch hinauf,
um einst vertilgt zu werden;
sie höher sie es treiben,
je tiefer ist der Fall.
Herr, du wirst überall
der Hocherhab’ne bleiben.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Siehe, dieser wird gesetzt zu einem Fall und Auferstehen vieler in Israel und zu einem Zeichen, dem widersprochen wird.
Luk. 2,34


Was auferstehen soll, liegt zu Boden, bevor es aufersteht. Demnach liegen viele in Israel zu Boden. Und wie liegen sie da? Sie liegen in ihrem Blute, unrein von dem Haupt bis zu den Fußsohlen. Sie liegen da ohne Gerechtigkeit und ohne Kraft, um sich selbst aufzurichten. Wenn der Herr sich nicht ihrer annimmt, sie nicht aufrichtet, so kommen sie um. Sie wollen das Gute, aber sie können es nicht fertig bringen und weinen darüber; sie wollen das Böse nicht, dennoch tun sie es und sind darüber zerschlagen. Wären sie nur mit dem Gesetz in Übereinstimmung! O dass sie die Liebe hätten, Gott zu lieben von ganzem Herzen und ihren Nächsten wie sich selbst; aber sie finden in sich nur Hass Gottes und des Nächsten. Gott müssen sie gefunden haben, den lebendigen Gott; in Christo müssen sie ganz erfunden sein. Aber wird er sich eines solchen abscheulichen Sünders noch erbarmen, eines solchen, der so ganz den Geist verloren hat, so ganz Fleisch ist, bei dem es aussieht, als habe er sich der Sünde verkauft, um nichts anderes zu tun als ihren Willen. Da wird ihm nun durch das Wort aus der Liebe des Vaters der rechte Gnadenstuhl gezeigt, der rechte Christus als das Lamm, das seine Sünde weggetragen hat, als der barmherzige Hohepriester, der den Brüdern in allem gänzlich hat gleich werden müssen, der aber durch ewigen Geist alles im Fleisch wiederhergestellt hat ohne Sünde. Viele in Israel, die meinen, sie gehörten nicht zu dem Israel Gottes, sollen diesen Trost, Christum, haben, und das wahrhaftige Israel weiß von keinem andern Stand, als von dem Stand in der Gnade, als von dem Stand in dem Herrn.

Er, der Herr, ist mein Erbarmer,
so hat er sich selbst genennt;
das ist Trost, so werd’ ich Armer
nimmermehr von ihm getrennt.
Sein Erbarmen lässt nicht zu,
dass er mir was Leides tu’.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.
Luk. 3,22b


Hat Jesus je daran zweifeln können, ob er der Sohn Gottes, ob er der Geliebte des Vaters sei, ob der Vater an ihm ein Wohlgefallen habe? Wenn unser Herr je daran gezweifelt hätte, so wäre es nicht wahr, was geschrieben steht, dass er der Anfänger und Vollender unseres Glaubens gewesen ist. Es ist ganz etwas anderes, an etwas zu zweifeln, oder so von der Anfechtung überwältigt zu sein, dass, wenn man auch nicht zweifelt, sondern vielmehr glaubt, man eben deswegen, weil man glaubt, sich so voller Angst und Not befindet, indem man weiß, dass eben in solchem Wege der Wille Gottes geschehen und alle Gerechtigkeit erfüllt werden muss, und man eben da alle Gewalt der finstern Mächte gegen sich fühlt und in sich selbst lauter Machtlosigkeit. Eben in solcher Lage war nun auch unser Herr. Er machte solche Angst und Not für uns durch, auf dass wir nie unterliegen möchten unter der Wucht von allerlei Anfechtung. Er stand jetzt wie unser einer, für uns, machtlos und von allen höllischen Mächten angefochten, gänzlich entäußert, an dem Eingang des Weges, wo Tag für Tag, Schritt für Schritt, lauter Angst und Not ihn umlagern würden, er stand da ein Mitgenosse inmitten der Verlorenen. – Wie konnte es da anders sein, als dass der Vater ihm in solcher Lage zurief: Du bist mein Sohn, der Geliebte, an dir habe ich Wohlgefallen!

Gehet aus dem Strom der Zeiten
in das Meer der Ewigkeiten,
forscht den fernen Tiefen nach:
kein Geist wird in allen Gründen
je Erhab'ners können finden,
als der Vater von ihm sprach.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn gab. . .
Joh. 3,16


Nikodemus hätte lieber gehört: Also hat Gott die Pharisäer geliebt, und so kommt der Teufel allerwärts und steckt des Menschen Frömmigkeit dazwischen, dass ein Mensch wohl von der Liebe Gottes wissen möchte, aber nicht von der Liebe, mit welcher Gott in Wahrheit liebt. Da will sich der fromme Mann nicht zu der Welt schlagen lassen, er meint, er sei seiner Frömmigkeit wegen etwas Apartes vor Gott. Da soll es aber heißen und stehen bleiben: Gott will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Wo aber jemand solchen Spruch als Schild erheben möchte, seinen freien Willen, der doch sklavisch ist, zu behaupten, und für eine allgemeine Gnade eifern, ohne mit der Welt auf einen Haufen liegen zu wollen, dagegen soll es stehen bleiben: Es glaubten so viele, als zum ewigen Leben verordnet waren.

Also hat Gott die Welt geliebt. So ist es denn zum Trost derer gesagt, die auf nichts hinweisen können, das sie zur Gnade berechtigen sollte. Solche fühlen und erkennen es wohl an, dass sie in die Welt hinein gehören, wovon der Herr spricht. Darum soll ein jeder von euch, der dieses Wort die Welt hört, an sich selbst denken und sagen: Damit bin ich gemeint. Wer sich also unter allen tief Gefallenen und von Gott Abgekommenen als den tiefst Gefallenen und als den von Gott am meisten Abgekommenen kennt, der wird gerne zu der Welt gehören wollen, welche Gott geliebt.

O Liebesglut, die Erd’ und Himmel paaret,
o Wunderfee, drein sich mein Geist versenkt,
das; Gott noch Huld für seinen Feind bewahret
und seine Gnad’ dem schnödsten Sünder schenkt.
Wie tief er mich im Fluch und Blute fand,
sein ganzes All dringt in mein Nichts hinein;
er will in einem Wurm verkläret sein
und nötigt mich zu seinem Gnadenstand.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

. . . auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Joh. 3,16b


Ist das Glauben, wovon hier der Herr spricht, etwa eine Bedingung? Wie man’s nimmt. Ist es eine Bedingung, so wird damit jede andere Bedingung ausgeschlossen. Es heißt also nicht, auf dass ein jeder, der keine Sünde hat, der sich Heiligkeit erworben hat, der ein gutes Herz hat, der Aufrichtigkeit hat, der die Sünde hasst, der fromm ist, der etwas für Gottes Reich getan hat usw., nunmehr durch Gottes Barmherzigkeit vielleicht in den Himmel gelassen werde, wenn er sein Bestes wird getan haben, um Gottes Gebote zu erfüllen, sondern es heißt: Auf dass ein jeder Glaubende an ihn. Der Herr will also den Glauben an ihn, lediglich den Glauben, so dass wir uns an ihn halten als an den, der uns von Gott aus lauter Liebes gegeben ist.

Dieses Glauben steht hier indes nicht als Bedingung, sondern als Mittel, als etwas das Gott allein gefällt. Mancher wird nun denken, ja um den Glauben geht's mir eben, ich kann nicht glauben. Lieber, wie stellst du dir das Glauben vor? Als ein Werk deiner Macht? Wirf dich mit der ganzen Welt auf einen Haufen, so wird dich Gott geliebt haben. Da liegst du zu Boden in der Wüste; Gift wirkt in den Gliedern, du fühlst dich ohne Gott und in dir ist der Tod mit seiner ganzen Macht. Ja, wäre noch Hoffnung der Seligkeit für dich da in solchem Zustande, wie würdest du dich freuen! Das sagt dir aber kein Mensch. Was sagt dir aber der Herr Jesus? Auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden.

Wir sollen nicht verloren werden,
Gott will, uns soll geholfen sein:
deswegen kam der Sohn auf Erden
und nahm hernach den Himmel ein;
deswegen klopft er für und für
so stark an unsers Herzens Tür.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Da sie das sahen, murrten sie alle, dass er bei einem Sünder einkehrte.
Luk. 19,7


Es ist merkwürdig genug, dass sie alle murreten. So war denn niemand von ihnen ein sündiger Mensch. Denn wer in Wahrheit ein sündiger Mensch vor Gott ist, kennt uns nicht anders denn als den Vornehmsten der Sünder; so kann er denn darüber nicht teuflische Gedanken hegen, wenn ein arger Sünder Verlangen darnach trägt, den Herrn zu kennen, und der Herr sich sodann ihm offenbart und bei ihm einkehrt. An Gottes Handlungsweise und an seinen Wegen hat alles Fleisch etwas auszusetzen. Sehet aber die Liebe des Herrn, und wie ungerecht der Leute Murren war. Vernehmt, welche Wirkung es hatte, dass der Herr bei einem sündigen Menschen einkehrte; sehet die wahrhaftige Bekehrung dieses sündigen Menschen; draußen des Teufels Bosheit, drinnen das Wunderwerk allmächtiger Gnade; draußen Übertretung des neunten Gebotes durch eigengerechte Menschen: Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten, drinnen das Sichbeugen unter das zehnte Gebot: Lass dich nicht gelüsten, die Wiederherstellung des achten Gebotes bei einem sündigen, aber begnadigten Menschen; die Erfüllung des ganzen Gesetzes, welches ist die Liebe als Frucht eines ungefärbten Glaubens.

O solltest du sein Herze sehn,
wie sich’s nach armen Sündern sehnet,
sowohl wenn sie noch irregehn,
als wenn ihr Auge vor ihm tränet!
Wie streckt er sich nach Zöllnern aus,
wie eilt er in Zachäi Haus,
wie sanft stillt er der Magdalenen
den milden Fluss erpresster Tränen
und denkt nicht, was sie sonst getan:
Mein Heiland nimmt die Sünder an.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Zachäus aber trat dar und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und so ich jemand betrogen habe, das gebe ich vierfältig wieder.
Luk. 19,8


Seht da eine wahrhaftige Bekehrung, woran wir uns alle prüfen können; denn wer will sich vor Gott unterstehen zu rühmen, er stehe nicht schuldig der Übertretung des achten Gebotes? Und wer sucht, wenn auch bekehrt, nicht lieber allerlei Ausflüchte, um im Besitz des ungerecht erworbenen Gutes zu bleiben? Die Liebe des Herrn machte den Zachäus so unaussprechlich reich in Gott, entzündete in ihm solchen Glauben und solche Dankbarkeit, dass er nicht anders konnte, als alles wiedergeben, was er mit Gewalt und mit Betrug und auf sonstigen Wegen, welche das Fleisch für ehrlich hält, erworben hatte. Wo Gottes Gerechtigkeit offenbar wird aus Glauben zum Glauben, da kann man die Ungerechtigkeiten im Herzen und in seinem Hause nicht länger stehen und liegen, schalten und walten sehen. Das ist der Probierstein, ob man wahrlich gerecht aus Glauben Christi ist, dass man seinem Nächsten, den man ungerecht behandelt, Gerechtigkeit widerfahren lässt und nicht zu stolz ist, es vor ihm wissen zu wollen, man habe gesündigt; und wo man denn da Gottes Barmherzigkeit preist und seinem Nächsten Gerechtigkeit widerfahren lässt, hat man auch in das Herz des Nächsten die Überzeugung gebracht, dass nur der Weg des Glaubens der wahrhaftige Weg der Gerechtigkeit und der Seelenruhe, auch der ungefärbten Liebe und des Bewahrens der Gebote Gottes ist.

Was ich lese, lass mich merken;
was du sagest, lass mich tun.
Wird dein Wort den Glauben stärken,
lass es nicht dabei beruhn,
sondern gib, dass auch dabei
ihm das Leben ähnlich sei.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Denn des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, das verloren ist.
Luk. 19,10


Der erste Schritt auf dem Wege des Lebens ist das Gefühl der Verlorenheit. Dieses Gefühl der Verlorenheit bringt der heilige Geist uns bei. Er kommt mit dem allerheiligsten Gesetz und guten Gebot, und nun geht es verschieden zu. Der eine hat ganz wüst gelebt, äußerlich sich in allerlei Lastern gewälzt, Gott ins Angesicht geschlagen und gesprochen: Wenn Gott mich noch siebenmal härter straft, so will ich mich doch nicht bekehren. Bei dem andern geht es so still und langsam zu, er hat mehr eingezogen gelebt infolge einer guten Erziehung. Aber wenn Gott kommt mit seinem Gesetz, fühlen beide gleich scharf ihre Verlorenheit. Da kann der eine Sünde ausgetrunken haben wie Wasser, der andere nur eine Nadel gestohlen haben, mehr nicht, – wo das Gesetz kommt, deckt es die innere Verlorenheit so sehr auf, dass dem Menschen all sein Tun vorgerückt und vorgehalten wird, wie er ohne Leben und ohne Gott in der Welt ist, und dass er, wenn er so stirbt, ewiglich verdammt ist. Dieses Gesetz der Verlorenheit bleibt denen, welchen der Geist es gibt, so lange bei, wie es dem Geiste gefällt, so lange, bis es die Zeit der Minne oder der Liebe des Herrn ist, die Seele gefangen zu nehmen in der Macht seiner Gnade und zu der Seele zu sprechen: Ich bin dein und du bist mein.

Wenn ein Schaf verloren ist,
suchet es ein treuer Hirte;
Jesus, der uns nie vergisst,
suchet treulich das Verirrte,
dass es nicht verderben kann:
Jesus nimmt die Sünder an.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.
Joh. 14,6


Wir erdenken wohl allerlei Wege, um wieder zu Gott zu kommen; aber das sind alles unsere eigenen Wege, welche Gott nicht gefallen. So haben wir Wege von allerlei guten Werken und selbsterdachter Frömmigkeit, wollen auch unser Leben nach den zehn Geboten einrichten, und da meinen wir denn, wenn wir uns selbst und unser Fleisch etwas geplagt haben, wir hätten uns den Weg zu Gott hin gebahnt. Wenn wir aber auch unser ganzes Leben nach den zehn Geboten eingerichtet haben, so mag solches nützlich und löblich sein vor Gott und Menschen, und mögen wir davon manche Frucht einernten; aber doch ist solches alles der Weg nicht, sonst wäre unser Herr ein Lügner, da er sagt, dass er der Weg sei.

Hier ist davon die Rede, wie wir durch Zorn, Fluch und Verdammung, welche wir um unserer Sünde willen verdient haben, hindurch und zu Gott kommen. Und da gibt es unsrerseits gar keinen Weg, so wenig wie es für die Kinder Israel einen Weg gab, da sie die Ägypter hinter sich und das rote Meer vor sich hatten. Da ist nichts als Umkommen von allen Seiten. Nur Gott ist es, der hier einen Weg gebahnt, ohne menschliches Zutun. Wo es hier gar keinen Weg gibt, ist Christus der Weg. Soll ein Sünder wieder mit seinem Schöpfer, der zu gleicher Zeit sein Richter ist, zusammenkommen, so kann es nur durch Christum geschehen. Dieser ist der einzige Weg.

Such, wer da will, ein ander Ziel,
die Seligkeit zu finden:
Mein Herz allein bedacht soll sein,
aus Christum sich zu gründen.
Sein Wort ist wahr, sein Werk sind klar,
sein heil’ger Mund hat Kraft und Grund
all Feind’ zu überwinden.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.
Joh. 14,6


Dagegen waffnet nun Christus seine Jünger und alle Gläubigen, dass sie wissen, er sei der rechte und einzige Weg zu Gott, er sei auch allein die Wahrheit. Nun ist Christus darin vornehmlich die Wahrheit, dass in ihm die Erfüllung des ganzen Gesetzes ist, und wir uns deshalb nicht von dem Stab des Treibers zum Gehen und Stehen mehr treiben lassen, sondern uns an Christum halten dürfen. Auch ist darin die Wahrheit, dass in ihm das Ja und Amen aller Verheißungen Gottes ist; und ganz besonders darin die Wahrheit, dass in ihm alle Tugenden und Vollkommenheiten Gottes verherrlicht sind. Oder durch wen hat Gott Genugtuung für seine Gerechtigkeit, wo nicht lediglich durch ihn? Da er sich selbst zum Schuldopfer für uns, die an ihn glauben, Gott hat dargebracht, leuchten da nicht in diesem Opfer Gottes Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Heiligkeit, Güte und Liebe? Oder wo ist die Sünde gestraft und ausgesöhnt, wenn nicht am Kreuz Christi? Wodurch haben wir Vergebung der Sünden, wenn nicht durch den Tod Christi? Wo ist es in Wahrheit offenbar geworden, dass Gott Gott ist, dass er sein Gesetz nicht zertreten liegen lässt, sein Gericht über die Sünde gehen lässt, seinen ewigen Zorn über die Sünde an den Tag legt und dennoch die Sünde vergibt, wenn nicht auf Golgatha? Ja das, worin die gesunde Vernunft selbst den einzigen Rechtsgrund der Sündenvergebung und einen Grund des Rechtes auf ewiges Leben anerkennen muss, ist es nicht lediglich in seinem Opfer dargestellt worden?

Herr Jesu Christ, dich zu uns wend,
dein heilgen Geist du zu uns send,
mit Hilf und Gnad er uns regier
und uns den Weg zur Wahrheit führ.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.
Joh. 14,6


Und wie Christus die Wahrheit ist, so ist er auch das Leben. Wir können uns ruhig an ihn halten. Wie die Kinder Israel in dem roten Meer nicht umgekommen, sondern mit allem wohlerhalten aufs Land gekommen sind, während die Ägypter alsbald dort ihren Tod fanden, wo noch soeben kein Wasser war, so kommen wir, falls wir an ihn glauben, auch wohlerhalten in das Land der Ruhe hinein, durch das rote Meer, durch die Wüste, durch den Jordan hindurch, sei er auch voll an allen seinen Ufern. Das sollen wir aber zuvor gut verstehen, dass in uns der Tod steckt, und dass wir mitten im Tode liegen. Wir, gebissen von der alten Schlange, dem Teufel, müssen sterben an dem Gift, das in unsern Gliedern ist: Da gibt es für uns kein anderes Leben als Christus, im Glauben angeschaut. Zum Leben, zum ewigen, zum Leben wider unsern Tod helfen uns alle unsere Werke nichts; die können uns nur zum Tode helfen, und was Fleisch und Blut eingibt, kann auch nichts anderes als uns zum Tode helfen. Dazu hört der Teufel mit Lügen und Morden nicht auf. Hier ist gegen das alles Christus unser Leben.

Es steht hier so, dass wir den Tod und das offene Grab, dazu Sünde und Zorn vor uns haben. Wer wird da helfen können? Das kann nur Christus allein. Wie er vor uns hergeht zu Gott hin, wie er uns vertritt vor Gott, so ist er auch unser Leben wider unsern Tod, wider den Tod, den wir hienieden in allerlei Gestalt zu schmecken haben.

Gib meinem Glauben Klarheit,
zu sehn, Herr Jesu Christ,
dass du Weg, Leben, Wahrheit,
dass du mir alles bist.
Die finstern Wolken teile
der bangen Zweifel, heile
des Glaubens dürre Hand.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Dieweil wir einen großen Hohenpriester haben, Jesum, den Sohn Gottes, der gen Himmel gefahren ist, so lasst uns halten an dem Bekenntnis.
Hebr. 4,14


Das sollen wir doch recht zu Herzen nehmen, dass Gottes Wort uns sagt, dass wir einen großen Hohenpriester haben. Haben wir sonst auch Unruhe, ist es uns bange, haben wir nichts als Sünden und deshalb keinen Gott für unser Herz, haben wir gar keine Gerechtigkeit, keine Tugend, kein Werk aufzuweisen, haben wir nichts als das Gefühl von Zorn und Zagen, wir haben einen Hohenpriester, sagt uns Gottes Wort, das nicht lügt. Köstlicher Fund in Not und Tod! Der Teufel ist darauf aus, einem vorzurücken, was alles man vor Gott nicht hat, und den Hohenpriester, den man hat, vor den Augen wegzuzaubern. Wir haben aber Gottes Wort zu glauben. Das sagt uns, dass wir einen Hohenpriester haben. Wir brauchen denselben nicht mit unsern Augen zu sehen, Gottes Wort sagt uns, dass wir ihn haben.

Und von diesem Hohenpriester sollen wir nicht gering denken, denn er ist groß; nicht groß, um einen armen Sünder zu erschrecken, sondern ihn zu trösten, für ihn die Sache aufzunehmen und ihn zu erretten. Pflegt hier wohl mal jemand in seiner Hilflosigkeit alles Heil von einem zu erwarten, der bei einem irdischen Könige groß ist, was können wir denn nicht erwarten von ihm, von dem uns das Wort sagt, dass er ein großer Hoherpriester vor Gott ist.

Wie bist du mir so innig gut,
mein Hoherpriester, du!
Wie teu’r und kräftig ist dein Blut!
Das bringt mich stets zur Ruh.
Amen

Benutzeravatar
Sonja
Beiträge: 350
Registriert: 27.03.2013 14:22
Wohnort: Kreis Lippe

"Quellwasser" Andachten von H. F. Kohlbrügge

Beitrag von Sonja »

Dieweil wir einen großen Hohenpriester haben, Jesum, den Sohn Gottes, der gen Himmel gefahren ist, so lasst uns halten an dem Bekenntnis.
Hebr. 4, 14


Es ist eine eigene Erscheinung auf dem Gebiete des innern Lebens, dass welche Vergewisserung wir auch von dem Worte Gottes haben, dass aller Zorn dahin ist, dass wir einen Hohenpriester haben, der alles für uns ausgerichtet, es uns dennoch so schwer fällt, an diesem Bekenntnis fest zu halten, ja dass es uns auf die Dauer eine ganz unmögliche Sache ist. Man hat so Leute, welche, nachdem sie zum Glauben gekommen sind, ununterbrochen voranglauben; für sie ist es alles eine ausgemachte Sache; sie haben Vergebung der Sünden und kommen gewiss in den Himmel; das steht bei ihnen fest, dass man seiner Seligkeit gewiss sein kann, auch gewiss sein muss, das ist ja eine ausgemachte Sache. Es geht hier aber um das Wie.

Wo wahres Leben ist, da hört es nicht auf mit Mühseligkeit, mit Streit, Zagen, Zweifeln, Unruhe, mit Bangesein vor dem Zorne Gottes, in Summa, mit allerlei Anfechtung. Wer genau achtet auf das, was aus dem Herzen hervorkommt, der sieht fortwährend, dass es ihm geht, wie wir es in den Psalmen finden: bald weint er, bald singt er, es ist ein fortwährendes Ringen da, Furcht vor Gottes Zorn, ein Schreien um Gnade, ein Lob seines Namens, Schrecken des Todes und der Hölle, dann wieder ein Danklied, – das geht auf und ab, bald liegt man ganz unten, bald ist man wieder oben. Das sind so die Gedanken des Aufrichtigen, dem es um Leben und Durchkommen geht.

Wunderanfang, herrlich’s Ende,
wo die wunderweisen Hände
Gottes führen ein und aus!
Wunderweislich ist sein Raten,
wunderherrlich seine Taten,
und du sprichst: Wo will’s hinaus?
Amen

Antworten