G.D.Krummacher Andachten aus "Tägliches Manna"

Basiert auf "Biblische Lehre" - aber damit die Praxis nicht zu kurz kommt, ein Extra-Forum

Moderator: eddi

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Da sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand, als denn Jesum allein.
Matthäus 17,8


Mit der Zeit verlieren sich auch wohl gewisse Gaben, die sonst den Christen zierten, z.B. die Gabe des Gedächtnisses und der Mitteilung, die Gabe der Belebtheit, wo alles eine interessante Lebendigkeit und etwas Ergreifendes hat, sei es in Wehmut der Freude, wo das Gemüt auf die eine oder andere Weise kräftig aufgeregt wird, so dass entweder das Angesicht von Heiterkeit erglänzt, oder die Liebe zu dem Herrn sich in süßen Tränen Luft macht. Das Lesen, das Hören des göttlichen Wortes, der Genuss des heiligen Abendmahls, die Betrachtung der Leiden Christi, das Gebet kann die Seele in eine Art von Verzückung versetzen, dass sie mit Johannes sagen möchte: Ich war im Geist an des Herrn Tag. Aber dies kann sich verlieren, so dass er das nicht mehr kann, oder auch das nicht mehr so genießt, wie früher, oder auch selbst den Geschmack nicht mehr daran findet, sondern mehr trocken wird. Aber meine Gnade ist dir genug, und meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Jesus will's allein sein. Er entzieht euch nichts, ohne es nachher veredelt wieder zu verleihen. Man gefällt sich auch leicht in den Gaben und vergisst des Gebers. An deiner Gnade allein ich kleb.

Ihn, ihn selber will ich haben,
Und in ihm erfunden sein:
Sagt mir nichts von hohen Gaben,
Noch von guter Werke Schein.
Das, was mich so hoch erfreut,
Ist nicht eigne Heiligkeit:
Nichts gibt mir ein Recht zum Leben,
Er muss mir's aus Gnaden geben.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.
Psalm 90,14


Gnade ist das Notwendigste. Niemand kann sie zum Seligwerden entbehren, ja der Eine eben so wenig, als der Andere; eigentlich auch Keiner mehr, als der Andere, möchte es auch so scheinen. Jedoch wendet sie eine solche Kraft an, als zur Erreichung ihres Zweckes nötig ist. Niemand darf daher denken, er habe von Haus aus Verstand genug, Kraft und Tugend genug, so dass ihm die Gnade gar nicht, oder doch nicht so Not tue, als Adern. Niemand darf meinen, er wolle das schon durch eigenen Fleiß ersetzen, denn wie in der Gnade alles Gute und Heilsame zusammengefasst ist, so ist außer ihr nichts, als Schein. Wie könnte sonst Petrus empfehlen, vollkommen auf die Gnade zu hoffen? Sie ist aber notwendig zum Anfang der Gottseligkeit, so wie zum Wachstum und zur Vollendung. Siehe also hier das Eine, was Not ist: es ist Gnade. Sie hat ferner die erwünschte Eigenschaft, dass sie erlangbar ist. Wie deutlich versichert und auch das Wort: Kommt, – heißt es ja ganz allgemein in den Haufen der Zuhörer hinein – kommt, denn es ist Alles bereitet! Wer da will, der komme und nehme des lebendigen Wassers umsonst! Wer bittet, empfängt, wer sucht, findet, wer anklopft, dem wird aufgetan. Schon der Seele, die nach dem Herrn fragt, ist er freundlich. Niemand hat also Ursache, im Geringsten zu zweifeln, ob er willkommen sei, wenn er um Gnade fleht, wenn er mit voller Zuversicht zu Jesu kommt, möchte er auch noch gleichsam von Sünden triefen, und wie der verlorene Sohn, ohne Kleider und Schuhe, sich aufmachen und zum Vater kommen, denn Gnade ist erlangbar.

Ich, was hör' ich? Gnade! Gnade!
Gnade schallet in mein Ohr,
Und mich Sündenwurm, mich Made
Hebt ein sanfter Zug empor.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Wie gar unbegreiflich sind deine Gerichte, und unerforschlich seine Wege.
Römer 11,33


Es liegt uns ziemlich nahe, bei unangenehmen Verhältnissen nach dem Warum, den Ursachen und Zwecken zu fragen, wie auch Ps. 79,10 gefragt wird: Warum lasest du die Heiden sagen: wo ist nun ihr Gott? Erstlich aber ist's besonders, ist's übel, dass man diese Frage selten bei angenehmen Ereignissen hört, selten fragen hört: Warum verschont mich der Herr? Warum lässt er das Unglück nicht über mich kommen? Warum geht's mir so gut? Warum segnet er mich? Warum habe ich's doch besser als Andere? Man hört diese Fragen noch wohl einmal, aber selten, und das ist übel. Wir undankbare Menschen scheinen zu glauben, es müsse so sein, es geschehe uns darin unser Recht, Gott sei uns das schuldig. Wir sind blind gegen das Gute, was wir genießen, bis wir's entweder verloren haben, oder zu verlieren in Gefahr sind. Aber die Liebe, die freie Güte, die unverdiente Gnade des Herrn erkennt und versteht man nicht, ja wird wohl trotzig, übermütig, aufgeblasen dadurch, oder es ist einem immer noch nicht genug. O ihr undankbaren Menschen! wartet nur bis die Gerechtigkeit über euch an die Stelle der Güte tritt, und euch alle Wohltaten, und also auch allen Anlass zum Danken entreißt. Solche Sünder, wie wir, sollten nicht über das geringste Gute erstaunen, was wir genießen? Gewiss haben wir große Ursache dazu, mögen wir's auch verkennen. Es wird sich aber einmal ausweisen, ihr Satten, denn ihr werdet hungern. Wehe euch, die ihr hier lacht, denn ihr werdet weinen! Sodann kann Gott uns nicht allezeit unser Warum beantworten, teils weil die rechte Zeit noch nicht da ist, es also nur schaden würde; teils weil wir viel zu kurzsichtig sind, um ihn begreifen zu können; denn wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und wie unerforschlich seine Wege. teils weil Vieles der Zukunft, und das Meiste der Ewigkeit vorbehalten ist, und sonderlich weil wir uns an's Unterwerfen und Gehorchen gewöhnen sollen.

Du sel'ge Liebe, du!
Wohl heißest du verborgen;
Wer kommt in dir zur Ruh?
Wer lernet deinen Rat,
Der so viel Tiefen hat?
Die Seelen nur allein,
Die ohne Wählen sein.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Alles, was dir vorhanden kommt zu tun, das tue frisch.
Prediger 9,10


Hast du irgendwo gesündigt, nur schnell dein Abweichen anerkannt, nur ungesäumt dem Herrn deine Sünde bekannt, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünde vergibt und reiniget uns von aller Untugend; nur hurtig hungernd und durstend zu Jesu geeilet, und nicht vor ihm geflohen, dem einigen Arzt. Als David in dieser Beziehung nicht eilte, sondern säumte, vertrockneten seine Säfte, wie es im Sommer dürre wird; als er aber sprach: Ich will dem Herrn meine Sünde bekennen, – da vergab er ihm die Missetat seiner Sünde. Es ist ja ein freier offener Born da wider die Sünde und Unreinigkeit; wascht euch in demselben, dass ihr rein werdet, und lasst kein Stäubchen Unrats auf eurem Herzen und Gewissen liegen. Überhaupt soll man bei jeglichem guten Werk Salomos Anweisung eingedenk sein, wo er sagt: Was dir vorhanden kommt, zu tun, das tue frisch; und Paulus: Seid brünstig im Geist, seid nicht träge, was ihr tun sollt. Ergreift die bequeme Gelegenheit, die sich euch darbietet, ein gutes Wort zu reden, eine gute Handlung zu verrichten. Spürt ihr euch aufgelegt zum Gebet, betet alsdann, und macht es nicht wie jener König, der nur viermal schlug, da er es sechs bis siebenmal hätte tun sollen. Könnt ihr Christus einen Gefallen erweisen, schiebt es nicht auf: kauft die Zeit aus, denn es ist böse Zeit.

Denkt bei jedem Augenblicke,
Ob's vielleicht der letzte sei;
Bringt die Lampen in's Geschicke,
Holt stets neues Öl herbei.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Denn also spricht der Hohe und Erhabene, der ewiglich wohnt, des Name heilig ist: der ich in der Höhe und im Heiligtum wohne, und bei denen, so zerschlagenen und gedemütigten Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten, und das Herz der Zerschlagenen.
Jesaja 57,15


Demütig werden, oder erkennen lernen, wie groß unsere Sünde und Elend, und wie noch viel größer des Herrn Gnade und Huld sei, ist ein und das nämliche. Und ein Herz, in welchem sich die beiden Stücke begegnen, oder, wie der 85. Psalm redet: Gerechtigkeit und Friede sich küssen, – ist seliger, als ein natürlicher Mensch sich vorstellen kann, wie es auch eine Seligkeit ist, wonach ihn nicht gelüstet. Das Demütigen hat also eine raue und eine liebliche Seite, ist teils betrübend, teils erfreuend. Ersteres, das Raue und Betrübende, geht voran, und macht dem andern Bahn. Erst Johannes, mit seinem: Ihr Schlangen- und Otterngezücht, wer hat denn euch gewiesen, dass ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet? Seht zu, tut rechtschaffene Früchte der Buße. Dann Jesus mit seinem: Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Durch Erniedrigung führt er zur Erhöhung, durch den Tod zum Leben, durch Schwachheit zur Kraft. Er macht wohl zu Nichts, aber nur um in Allem Alles zu sein, beraubt, um Alles besser, veredelter, vervielfältigt wiederzugeben; macht schwach, damit er in dem Schwachen mächtig sei. Gott, wer ist dir gleich? Ps. 71,19

Ein Herz, das Demut liebet,
Bei Gott am höchsten steht:
Ein Herz, das Hochmut übet,
Mit Angst zu Grunde geht;
Ein Herz, das richtig ist,
Und folget Gottes Leiten,
Das kann sich recht bereiten,
Zu dem kommt Jesus Christ.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Ich eile und säume nicht, zu halten deine Gebote.
Psalm 119,60


Es gibt Dinge, die keinen Aufschub leiden, und durch denselben verschlimmert werden. Die Buße ist ein solches: sie ist der Anfang der Bekehrung und somit des Lebens. Wie sollte nicht jeglicher damit eilen. Bevor ihr nicht mit dieser notwendigen und wichtigen, aber auch heilbringenden Sache im Reinen seid, solltet ihr billig für nichts anderes Zeit haben; so ist es Christi Gebot gemäß, am ersten nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit zu trachten. Eilt jemand in dieser Beziehung nicht, gibt er sich an's Verschieben, so wandelt er auf einem äußerst gefährlichen Wege, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass er je davon abkommen wird. Die Schwierigkeiten werden sich nicht mindern, sondern häufen. Es ist ein Strick des Satans, worin er leider gar viele gefangen hält. Hier heißt es aber wie zu Lot: Eile und rette deine Seele, und stehe in der ganzen Gegend nicht still! – Wie übel handelte Felix, dass er, da er über Pauli Predigt erschrak, ihn gehen hieß, bis er ihn zur gelegenen Zeit wieder würde rufen lassen, – eine Zeit, die nie kam, – und wie übel ist es, dass er so viele Nachfolger hat. Es gibt Menschen, welche die Notwendigkeit der Bekehrung nicht leugnen; nur wollen sie nicht zugeben, dass es damit eile, wollen sich nicht entschließen, jetzt gleich Hand an's Werk zu legen, jetzt gleich um den heiligen Geist zu bitten; das hat ihrer unseligen Meinung nach noch Zeit, bis sie erst noch dies Geschäft ausgerichtet, jene Lust genossen haben, und weiter an Jahren vorgerückt sind. Nein, du hast keine Zeit zu verlieren. Auf heute bist du angewiesen: heute verstocke dein Herz nicht, oder es wird dir morgen noch weniger gelingen.

Wer diesen Tag sein Heil verträumet,
Hat eine Gnadenzeit versäumet,
Die wohl nie wieder kommen kann.
Heut' komm! heut' nimmt dich Jesus an!

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Ich sehe an den Elenden, und der zerbrochenen Geistes ist, und der sich fürchtet vor meinem Wort.
Jesaja 66,2


Dieses Ich ist der mächtige Heiland, der sich alle Dinge nach seiner Kraft untertänig machen kann; sollte er sich denn nicht auch unsere Herzen untertänig machen können? Sollten wir ihm nicht alle zurufen: Nun denn, so überwinde denn auch in mir Alles, was wider dich ist, und sich wider dich erhebt. Nimm aus meinem Herzen alle Widerspenstigkeit! Du hast es ja versprochen: Wenn ich erhöht bin von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen. – Dieses Ich ist auch die allergrößte Freundlichkeit, das alle Mühseligen und Beladenen zu sich einladet, ihnen zuruft: Herbei, herbei, ihr Mühseligen und Beladenen, ich will euch erquicken. Deswegen evangelisiert dieses Ich den Armen am Geist seinen vom Vater erhaltenen Auftrag: Ich bin gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist; predigt ihnen das Evangelium selber, behandelt sie auf's freundlichste, nimmt die Sünder an, und isset mit ihnen, nennt sie seine Kinder, seine Söhne und Töchter. Dieses Ich ist die Sonne der Gerechtigkeit, deren Strahlen nicht versiegen noch ermatten, unter deren Flügeln Heil ist; dieses Ich ist der Heilsbrunn für Alle, die denselben benutzen wollen, ist das Brot des Lebens, ist Speise und Trank unseres unsterblichen Geistes, ist unser Schild und sehr großer Lohn, ist unser Schwert im Streit, mit welchem wir die Feinde unserer Seele zerhauen können, ist Jesus Christus , unsere Hoffnung. Darum ist die Losung seiner ganzen Schar: Beredet euch, und es werde zunichte; – beschließt einen Rat, und es werde nichts daraus, denn hier ist Immanuel; – in uns sind und haben wir nichts, aber in ihm auch Alles.

Wenn ich ihn vor Augen hab',
Von dem Kripplein bis zum Grab,
Und mein Glaube hält sich dran,
Dass er all's für mich getan:
O da weichet alle Not,
Welt und Sünde, Höll' und Tod,
Jesus, mein Immanuel,
Hilft, und tröstet Leib und Seel'.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Ich sitze unter dem Schatten, des ich begehre, und seine Frucht ist meiner Kehle süße.
Hohelied 2,3


Sehet da, das Bild eines wahren Christen! Abgearbeitet, müde und abgemattet unter dem Gesetz und dessen Forderungen nicht nur, sondern auch von den Bekümmernissen, welche ihm sogar das Evangelium verursacht, weil er seinen Mangel an den Eigenschaften, die dasselbe angibt, und die die haben müssen, denen es seine Tröstungen mitteilt, lebhaft fühlt, als: dass er noch nicht so zerknirscht, nicht so leidtragend über seine Sünden ist, als er meint sein zu müssen; so zerarbeitet er sich in der Menge seiner eigenen Wege, und spricht nicht: Ich lasse es. – Dies ist ein mühseliger Zustand, und dauert, bis man zu Christo kommt, zu Ihm, dem Baum des Lebens, bis man seiner Früchte genießt. O. glückseliges E n d l i c h , wenn man sagen kann: Ich sitze unter dem Schatten, des ich begehre, unter dem Lebensbaum, durch welchen ich geschützt bin vor dem brennenden Zorn Gottes. O! süßes Endlich, sagen zu können: Des Lebensbaumes köstliche Frucht ist meiner Kehle süß. Nun ruhet er von seiner mühevollen Arbeit aus; sein Gewissen fühlet Aussöhnung in dem Opfer Jesu Christi, durch welches in Ewigkeit vollendet sind alle, die geheiligt werden. In der Erkenntnis dieses vollkommenen Seligmachers, dieses allgenugsamen, treuen Heilandes kommt er in eine evangelische Wirksamkeit und zu dem Vertrauen, dass derselbe auch in ihm sein angefangenes Werk vollbringen werde, so wie er ihn im Gericht Gottes schon längst hat durchgebracht. Unter diesem Baum des Lebens fühlt er sich erquickt, kann er ausruhen, findet er Leben und volles Genüge, und eine solche innige Gemeinschaft mit dem Herrn Jesu, dass er unter seinem Schatten trauen, innig stille sein, und sich ganz beruhigen kann.

Im Schatten des, so ich begehret,
Genoss ich einer sanften Ruh',
In seinem Frieden ungestöret
Schloss ich die müden Augen zu;
In seiner Näh' erwach' ich wieder,
Ich fühl' es, er ist bei mir da:
Des freu'n sich Geist und Seel' und Glieder,
Und singen ihm Halleluja.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Jesus spricht zu ihr (Martha): Hab' ich dir nicht gesagt, so du glauben würdest, du solltest die Herrlichkeit Gottes sehen.
Johannes 11,40


Der Herr übt die Seinigen in der großen Glaubenskunst; und nur der kann von ihren Glaubensübungen geringe Gedanken hegen, der sie entweder gar nicht, oder nur wenig kennt. Der Herr hat Mittel und Wege genug, um die Seinigen in allerhand Gedränge von innen und von außen geraten zu lassen. Er weiß sie auf mancherlei Weise zu züchtigen, und kann allerlei Not über sie verhängen. Er versteht es schon, sie aller sichtbaren und empfindlichen Stützen zu berauben, so gänzlich zu berauben, dass ihnen in der Tat und Wahrheit nichts übrig bleibt, als Gott allein: seine Verheißungen, seine Macht, seine Treue und seine Allgenugsamkeit; dass ihnen nichts übrig bleibt, als auf ihn, den Lebendigen, zu hoffen, auch wenn er sie sollte töten wollen. Eine solche Lage scheint so bedenklich, dass man mit Petro sagen möchte: Das widerfahre dir nur nicht. Aber solche Umstände müssen vorhergehen, wenn Jesus sich als ein Meister im Helfen, als ein wirklicher Nothelfer, wie er beim Daniel heißt, soll erweisen können. Und da dankt man ihm wohl, wenn er uns treulich gedemütigt hat; treulich, das ist mit seiner verborgenen Unterstützung, so dass man es ertragen konnte, wenn man auch umzukommen besorgte. Er macht's immer wohl, er mag betrüben oder trösten, töten oder lebendig machen. Führt er in die Hölle, so führt er auch wieder heraus; lässt er viele und große Angst erfahren, er macht auch wieder lebendig, sagt der in Gottes Wegen geübte David.

Gewiss, der Herr ist eine Wunderliebe,
Er führt hinein, dass er erretten kann,
Verzäunt, und öffnet auch ungleich die Bahn.
Sein Weg hat Grund, ob's hell ist, oder trübe;
Ihr Herzen, ei, dass ihr das nicht begreift,
Und euch nicht stets auf diesen Felsen steift.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Ihr seid meine Freunde, so ihr tut, was ich euch gebiete.
Johannes 15,14


Welch ein Glück ist es, Jesum zum Freunde zu haben. Was kann uns da fehlen? Je größer die Not ist, worin wir stecken, desto heftiger wird sein Eifer sein, uns zu retten. Sein Reichtum ist unerforschlich; je ärmer also jemand unter seinen Freunden ist, desto geneigter ist er, ihn zu beschenken. Im Himmel und auf Erden ist alle Macht sein; wo sollten also seine Freunde sich fürchten? Seine Liebe hat ihres Gleichen nicht, und er hat den höchst möglichsten Beweis davon dadurch abgelegt, dass er sein Leben gelassen für seine Feinde. Eine größere Liebe hat Niemand. Was ist das für ein Freund, der so hoch ist, und mit uns weinen kann. Wer sollte ihm nicht trauen, wer ihn nicht lieben, wer nicht seine Freundschaft suchen! Er ist nicht engherzig in seiner Freundschaft, so dass es der Fall sein könnte, dass man sich vergeblich um dieselbe bewerbe. Ach! du lieber Heiland, du bewirbest dich um unsere Freundschaft zuerst, und allermeist. Gib mir, mein Sohn, dein Herz. Kommet doch her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Wer zu mir kommt, den will ich nicht hinausstossen. Ich bin gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Er bittet sogar; denn Christus bittet durch uns: Lasset euch versöhnen mit Gott! Was heißt das anders, als: werdet seine Freunde, denn er ist es schon. Ist Freude im Himmel über einen Sünder, der Buße tut, so ist keines Freude größer, als die des Hirten selber, der alles zusammen ruft, und der Aufforderung: Freuet euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. O! wie wohl tut ihr, die ihr dem Heiland diese Freude macht!

Ein solcher ist mein Freund,
Wie gut sind seine Gaben,
Mit welchen er mich will
Ohn' alles Ende laben.
Was ich hier davon weiß,
Ist nicht gering und klein
Und noch mehr werd' ich seh'n,
Wenn ich werd' bei ihm sein.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater, denn durch mich.
Johannes 14,6


Christus nur ist der Weg. Er ist der Weg, aus all unserm Elende, aus unsern Sünden, aus dem Fluch, aus dem Zorn Gottes, aus besondern Ängsten und Nöten herauszukommen, und zur Gnade Gottes, zur Vergebung der Sünden, zur Gerechtigkeit, zu einer heiligen Natur, zu Leben und Seligkeit zu gelangen. Wir bedürfen dazu Ihn und anders nichts wie Ihn. Freilich aber kann kein Weg uns nützen, es sei denn, dass wir ihn einschlagen und darauf wandeln. Das gilt auch von Christo. Wie wir uns durch leibliches Wandeln mit einem natürlichen Wege in Verbindung setzen, so müssen wir auch geistlicherweise mit diesem lebendigen Wege in Verbindung treten, welches durch den Glauben geschieht, den die Schrift auch ein Annehmen Christi, ein Hungern und Dürsten nennt. Aber was sind die geebnetsten und besten Wege für einen Lahmen?Nichts; denn es wird ein Vermögen bei ihm vorausgesetzt, was er nicht besitzt. So ist's bei diesem Wege nicht. Er heißt sogar auch deswegen der Weg, weil er zuerst zu der Seele kommt, und dadurch allsofort dieses Lahmsein, so weit es nötig ist, wegnimmt. Eine Mutter ist auch für ihr neugebornes Kind der Weg zum Leben, zur Erhaltung, zum Wachstum, und das eben dadurch, dass sie sich des Kindleins annimmt- so Christus.

Das einige Notwendige
Ist, Christi teilhaft sein,
Und dass man ihm behändige
Geist, Seele und Gebein:
Dann geht man seinen Gang gewiss.
Und weiß, dass man durch keinen Riss
Sich von der Hand, die nie lässt gehn,
Getrennet werde sehn.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Philippus spricht zu ihm: Komm und siehe es!
Johannes 1,46


Was siehst du an Christus? Ich sehe in ihm die Gabe Gottes an mich, eine Gabe Gottes, welche Alles in sich schließt, was erforderlich ist, um mich unaussprechlich reich, glückselig, heilig und herrlich zu machen, der Sonne vergleichbar, welche, nebst Licht und Wärme, so unzählig viel andere Segnungen spendet, die sich durch nichts anders ersetzen lassen; eine Perle, für welche ein Verständiger alles verkaufen wird, was er hat, um ihrer teilhaftig zu werden; alles für Schaden und Kot achten wird, wenn er nur Christus gewinnt. Wer aber irgend was, wie köstlich es auch sonst sein möchte, mehr liebt und wert erachtet, wie ihn, der ist sein nicht wert. Wie gerne wird sich aber derjenige alles rauben lassen, welcher erkennt, dass er in dieser Gottesgabe alles hundertfältig ersetzt bekommt, wie bereitwillig wird er ein Narr vor der Welt und seinen Augen werden, um in ihm weise zu werden, – alle seine Gerechtigkeit für ein unflätig Kleid achten, um ein solches Ehrenkleid, wie Christus ist, dafür zu bekommen, sich am liebsten seiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi in ihm wohne, sich gern für nichts, für einen Gottlosen, für eine unzeitige Geburt halten und halten lassen, damit nur die Gnade in ihm sei. Er wird aber auch mit Freuden bekennen, dass wir vollkommen sind in Christo, und außer oder neben ihm keine Kraft noch Weisheit, keine Würdigkeit noch Gerechtigkeit bedürfen, weil wir vollendet sind in Eins. O! erkenntst du die Gabe Gottes – gewiss bätest du ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser, das in dir ein Quell des Wassers würde, der in's ewige Leben fließt. Wie selig, wie getrost und heiter sind Diejenigen schon hienieden, welche diese Gabe im Glauben können gelten lassen, können annehmen, welche dies Wasser trinken, dies Kleid anziehen, diese Gabe sich zueignen können. Darauf sollen wir zusteuern.

Sieh' das erwürgte Lamm,
Wie herrlich geht es dort auf Zions Auen,
Und wie frohlockt in solchem frohen Schauen
Die Schar, die hier zu dessen Hürden kam!

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt, ihr seid gerecht geworden durch den Namen des Herrn Jesu und durch den Geist unsers Gottes.
1. Korinther 6,11


Offenbar ist die Heiligung eins der aller vortrefflichsten Gnadengüter, das, vergleichsweise, die beiden andern übertrifft. Sie ist vortrefflicher, als die Wiedergeburt, denn durch sie gewinnt Christus eine Gestalt in der Seele, vortrefflicher, als der Glaube, denn eben durch dieselbe wird das Herz gereinigt. Wir werden geheiligt durch den Glauben an ihn. Sie ist in manchem Betracht köstlicher, wie die Rechtfertigung, so wie diese in andern Stücken vortrefflicher ist, wie die Heiligung. Vortrefflicher, wie die Heiligung, ist die Rechtfertigung hier auf Erden, denn sie ist hienieden schon vollkommen, da jene mangelhaft bleibt; sie gibt dem Gewissen einen völligen Frieden gegen Gott, den die Heiligung aus der genannten Ursache der Unvollkommenheit nie gewähren kann oder soll; sie verleiht rechtliche Ansprüche an die reichen Güter des Hauses Gottes. Wer dürfte die aber auf seine Heiligung gründen, ohne sie augenblicklich einzubüßen? Die Rechtfertigung weiset alle Beschuldigungen und Anklagen zurück, wie könnte eine Gottseligkeit die Stelle dieses Schildes vertreten, welche bei Leibes Leben bekennen muss: wir fehlen mannigfaltig? Sie naht sich freimütig zu Gott, die Heiligung aber ruft: gehe nicht in's Gericht. – Wiederum aber ist die Heiligung vortrefflicher, wie die Rechtfertigung, denn indem diese das Recht gibt, führt jene zum Genuss. Die Rechtfertigung befiehlt, die Gefangenen und Gebundenen loszulassen, die Heiligung öffnet den Kerker, löst die Bande und führt in weiten Raum. In der Rechtfertigung wird dem Sünder die Kindschaft gerichtlich zuerkannt, durch die Heiligung wird er wirklich mit dem Bilde Gottes geziert. Jene ist der Rechtsspruch, diese die Ausführung. Jene legt den Grund und entwirft den Plan, diese führt ihn aus und errichtet den Tempel, in welchem Gott wohnt und wandelt.

Ach, wie teuer sind wir erworben,
Nicht der Menschen Knecht zu sein;
Drum, so wahr du bist gestorben,
Musst du uns auch machen rein.

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Beitrag von Peter01 »

Heute, so ihr seine Stimme höret, so verstocket euer Herz nicht.
Psalm 95,8


Wird ein Mensch gerührt, geweckt, geschreckt, kommt des Herrn Wort ihm nahe, – wie sich denn der Herr nicht unbezeugt lässt an einem Jeglichen, – vernimmt er seine Stimme, die ihm zuruft: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten! schaffe auch du, dass du selig wirst; wird auch ihm sein Seelenheil wichtig gemacht, tut der Herr dies vielleicht zum zweiten oder gar zum dritten Mal, dass er seine Seele herumhole vom Verderben, und ihn beleuchte mit dem Licht der Lebendigen, wie Elihu Hiob 33 sagt: so heißt es denn insbesondere: merke auf Hiob. Es kommt vielleicht nie wieder, da versäume ja nicht, in ernstlichem Gebet dich zu dem Herrn zu wenden, dass er durchgreifen möge, es möchte anders auf immer mit dir vorbei sein, und das wirst du wohl nicht dabei wagen wollen. Aber ach! wie Viele treten in Jerusalems Fußstapfen, lassen die Tage des Heils unbenutzt vorbeistreichen, und kommen erst an, wenn die Türen schon verschlossen sind, und auf alles Pochen nicht mehr geöffnet wird, sondern es heißt: Ich kenne euch nicht, und weiß nicht, wo ihr her seid, weicht von mir, ihr Übeltäter! Vor diesem schrecklichen Ausgang hüte sich ein jeglicher allen Ernstes, sonderlich diejenigen, die etwas von den Rührungen und Anklopfungen des Geistes bei sich gewahr werden, damit das Letzte nicht ärger bei ihnen werde, als das Erste.
Wacht auf, wacht auf, ihr Christen,

Die Stunde kommt herbei,
Die Lampen auszurüsten;
Man höret ein Geschrei
Erschallen weit und breit:
Du musst dich fertig machen
Mit Beten und mit Wachen
In dieser letzten Zeit.

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Peter01
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Beitrag von Peter01 »

Wer sich lässt dünken, er stehe, mag wohl zusehn, dass er nicht falle.
1. Korinther 10,12


Wie häufig fehlt es an der Mäßigkeit, die man doch im Glauben darreichen soll. Das eine Mal sind Christen zu fröhlich, allzu fertig, allzu mutig und singen: ich kann alles tragen, ich darf alles wagen, und wenn des Teufels Heer nur ganz entgegen wär', in Allem überwinden wir weit – und haben alsdann gar kein Ohr dafür, wenn das Wort Gottes sagt: Sei nicht stolz, sondern fürchte dich; freuet euch mit Zittern; wer meint zu stehen, sehe wohl zu, dass er nicht falle; ich will mich am liebsten meiner Schwachheit rühmen, Sie nehmen den Mund sehr voll, und eingenommen für die Sache, wie sie sind, verwerfen sie Alles, was von der Art gesagt wird, als gesetzlich, als unevangelisch, als eigengerecht, und gehen wohl hart und schnöde dagegen an, also dass sie sich oft sehr übertrieben vernehmen lassen, dass es ordentlich gesetzlos klingt. Auch wollen sie's nicht an sich kommen lassen, dass der Herr auch wohl noch andere demütigende Wege mit ihnen einschlagen könne und dass ihr Gold noch geläutert werden müsse. – Kein Wunder, wenn sie das andere Mal ganz zaghaft sind, wenn der Herr sein Angesicht zu verbergen für gut findet. Dann benehmen sie sich, als ob Alles, was in ihnen vorgegangen, nichts gewesen, als ob sie nie wieder aus ihrem Gefängnis erledigt werden möchten, und schreien mit den Jüngern: Wir verderben, da es doch noch weit von da ist! Besser wäre es, mit David sich mit Zittern zu freuen, und wenn man sich fürchtet, auf den Herrn zu hoffen. Gutes und Barmherzigkeit werden den Gläubigen allerdings folgen ihr Leben lang. Aber Jeder, der als Sohn aufgenommen wird, wird auch gezüchtigt, und Alle werden dem Herrn nicht nur dafür danken: „Dass du mich wieder tröstest,“ sondern auch: „Dass du zornig gewesen bist, dass du mich treulich gedemütigt hast.“

O heil'ger Geist, du wahres Licht,
Regierer der Gedanken,
Wenn mich der Sünden Last anficht,
Lass mich von dir nicht wanken.

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