G.D.Krummacher Andachten aus "Tägliches Manna"
Verfasst: 05.01.2015 16:31
Ab heute werden die Andachten aus Gottfried Daniel Krummacher "Tägliches Manna"-Andachten zur Stärkung für die Wüstenreise von Gottfried Daniel Krummacher hier im Forum reingesetzt. Wir bedanken uns besonders bei Thomas Karker für die Genehmigung, dass wir diese von ihm bearbeiteten Andachten, hier im Bifo-Forum als Lesung benutzen zu können. Die Andachten gibt es nach langer Zeit wieder Hier
Gottfried Daniel Krummacher – eine biografische Skizze
G.D. Krummacher wurde am 1. April 1774 als Sohn des Juristen und Bürgermeisters Friedrich Jakob Krummacher in Tecklenburg bei Osnabrück in eine reformiert geprägte Familie geboren. Er studierte in Duisburg Theologie, wobei er sich bewusst dem aufstrebenden Gedankengut der Aufklärung, des Rationalismus und der Bibelkritik widersetzte. Stattdessen suchte er den Kontakt zur Erweckungsbewegung und las Schriften wie John Bunyans „Pilgerreise“. 1798 nahm Krummacher eine Predigerstelle in einer pietistisch geprägten Gemeinde in Baerl bei Moers am Niederrhein an. Erst durch die dortige Teilnahme an einer Katechismusstunde erlangte er Erkenntnis seiner Sünden und Verdorbenheit und fand nach mehrtätigen Buß- und Gebetskampf im Glauben an das stellvertretende Sühnopfer Christi Frieden mit Gott. Fortan rang er um Heiligung und unterschied in seinen erwecklichen Predigten klar zwischen den Kindern Gottes und den Kindern dieser Welt.
Ab 1801 wirkte er 15 Jahre lang in einer eher schläfrigen Gemeinde in Wülfrath und entschied sich in dieser Zeit – wohl veranlasst durch das romantisch-pietistische Gedankengut Gerhard Tersteegens (1697-1769) - zur Ehelosigkeit.
Im Februar 1816 wurde er Prediger der reformierten Gemeinde in Elberfeld. Zu dieser Zeit breitete sich in Elberfeld die bergisch-niederrheinische Erweckungsbewegung aus, die in einem Nachruf auf Hermann Friedrich Kohlbrügge, ein Nachfolger Krummachers, so beschrieben wird:
In Deutschland finden wir besonders nach den Nöten der Napoleonischen Fremdherrschaft und den Freiheitskriegen eine Erweckungsbewegung, die aber weniger an die Öffentlichkeit trat als in Holland. Im Allgemeinen herrschte aber in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Rationalismus, der an die Stelle der Offenbarung die menschliche Vernunft setzte, und der kirchliche Liberalismus, hie und da von pietistischen Strömungen oder von den Einflüssen Schleiermachers durchbrochen, der die Frömmigkeit des Menschen pries, aber von der reformatorischen Wahrheit weit abgewichen war. Die Städte des Wuppertals waren wie eine Oase inmitten der Verödung. Der Rationalismus hatte dort nur wenig Eingang gefunden. (Quelle: LichtundRecht.de)
Ein anderer beschrieb Elberfeld in einem Brief 1825:
Kurz, wir haben jetzt ein Land Gosen, ein rechtes Canaan hier und in hiesiger Gegend … Denken Sie sich zwanzig erleuchtete, wiedergeborene Prediger …(aus U. Gäble: Der Pietismus im 19. und 20. Jahrhundert)
Krummacher stand dabei an der Spitze dieser Schar erwecklicher Prediger. Die Erweckung war zunächst eine Jugendbewegung – die so genante Elberfelder Kindererweckung von 1816 – ergriff dann aber auch die Erwachsenen. Während der lutherische Pfarrer Karl August Döring (1783 – 1844) durch evangelistisches Wirken die Jugend zu gewinnen suchte, stellte Krummacher in guter Ergänzung dazu mehr die persönliche Heiligung des Gläubigen in den Vordergrund seiner Verkündigung, betonte aber auch immer wieder die Rechtfertigung allein aus Glauben, um die Gläubigen durch den Nachdruck auf dieses Grundelement des Evangeliums zu festigen und zu stärken.
Die Zusammenkünfte der Erweckungsbewegung wurden so beschrieben:
Das Äußere hatte allerdings nicht viel Anziehendes. Ein ziemlich enges Stübchen im Hinterhause war der Versammlungsort. Zunächst vorn hatte der Selige seinen Platz an einem kleinen Tischlein, auf welchem ein Lämpchen oder Talglicht brannte – das einzige in der ganzen Stube – um ihn ältere Freunde, rings umher dann in allen Räumen und Winkeln, wo nur ein Platz zu finden war, die Erbauung suchenden Zuhörer. (Aus: Der Pietismus im 19. und 20. Jahrhundert).
Krummachers Predigten wurden als »in rhetorischer Hinsicht gewollt kunstlos«, aber eindringlich beschrieben. Viel lag ihm an der Betonung der Souveränität Gottes, der sich nicht des Frommen, sonders des Sünders erbarmt. Seine Gegner brandmarkten ihn wegen deshalb bisweilen abschätzig als »Prädestinatianer«.
In seinen Predigten und Predigtreihen betrachtete er oft das Alte Testament; berühmt sind z. B. seine Auslegungen über »Jakobs Kampf und Sieg« oder die »Wanderungen Israels«. In diesen Predigten vergleicht er den Auszug Israels aus Ägypten mit den Christen, der Welt und Gottlosigkeit hinter sich lässt auf dem Weg zum ewigen Erbe. Theologisch orientierte Krummacher sich dabei an Calvin und am Heidelberger Katechismus, und die inneren Kämpfe Luthers waren ihm ein persönliches Vorbild. So vermittelte er dem pietistischen Erbe seines Wirkungskreises entgegen der eher lehrfeindlichen Haltung des Pietismus eine vertiefe lehrmäßige, biblisch-reformatorische Grundlage.
Seine Zeit in Elberfeld war von Kämpfen an drei Fronten geprägt: gegen die Schwärmerei, die in Elberfeld-Wüstenhof grassierte (die Bezeichnung „Wüstenhöfer“ war damals Inbegriff für sektierische Schwärmerei), gegen den Liberalismus und Säkularismus und für eine freie, vom Staat unabhängige Kirche (Agendenstreit).
Am 24. Oktober 1819 musste sich Krummacher in Köln vor der Kirchenbehörde rechtfertigen, weil ihm vorgeworfen wurde, seine Gnadenlehre fördere den Antinomismus (die Lehre der Gesetzlosigkeit) der schwärmerischen Wüstenhöfer. Krummacher gründete seine Rechtfertigungspredigt auf Römer 6,1 – Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf dass die Gnade desto mächtiger werde? Das sei ferne! – und zeigte, dass seine Lehre nichts mit Schwärmerei zu tun hat, sondern auf Paulus beruht. In der Veröffentlichung dieser Predigt schrieb er in einem Vorwort: „Feind alles Fanatismus, der außerordentliche unmittelbare Offenbarungen Gottes an die Menschen wähnt, während er die geschriebenen gering achtet, hänge ich mit ganzer Seele an der Heiligen Schrift.“ (Quelle: Glaubenstimme.de)
Zwischen 1834 und 1837 erlitt Krummacher drei Schlaganfälle; er starb am 30. Januar 1837 in Elberfeld. Seine Nachwirkungen sind vielfältig. Er gilt als Hauptperson der bergisch-niederrheinischen Erweckungsbewegung und war somit Wegbereiter für weitreichende geistliche Impulse, die im 19. Jahrhundert von Elberfeld ausgingen: Hier entstand der deutsche Zweig der Brüderwegung und die Elberfelder Bibelübersetzung, 1848 wurde hier die Evangelische Gesellschaft für Deutschland begründet (die Werkezeuge Gottes wie den Jugendpfarrer Wilhelm Busch hervorbrachte), und auch Hermann Heinrich Grafe, der Gründervater der Freien evangelischen Gemeinden, war Nutznießer des in Elberfeld und Umgebung zubereiteten Bodens. Aber auch die Erweckungsbewegung im Siegerland hat Krummacher mit geprägt und hatte dort den späteren Verbandspräses Tillmann Siebel zum geistlichen Ziehsohn. Auch Hermann Friedrich Kohlbrügge und über ihn weite Kreise im Wuppertal und in den Niederlanden waren nachhaltig von Krummacher beeinflusst. Seine Predigten wurden in zahlreichen Bänden gedruckt.(Quelle)
Vorrede
Der selige Herr Pastor Krummacher war bei seinen Lebzeiten, besonders in den letzten Jahren, von seinen Freunden oft ersucht worden, ein Schatzkästchen zu verfassen, und ihnen dadurch gleichsam ein tägliches Andenken zu hinterlassen. Er zeigte sich auch durchaus nicht abgeneigt, ihren Wünschen zu willfahren; aber seine letzte Krankheit und sein Tod vereitelten sein Vorhaben zum Bedauern Vieler, die grade von ihm am liebsten ein solches Vermächtnis sich wünschten. Da lag der Gedanke nun natürlich nahe, aus seinen hinterlassenen Werken ein solches Schatzkästlein zusammen zu setzen, und auf diese Art dem Verlangen seiner Freunde entgegen zu kommen. Aus seinen so gehaltreichen und tiefen Predigten ließen sich leicht einzelne kurze, aber inhaltsreiche Stellen auslesen, und jedem Tage des Jahres eine solche zuteilen; ein passender Bibelspruch, als Überschrift der einzelnen Betrachtungen, war auch nicht schwer zu finden, indem ein solcher sich entweder als Predigttext von selbst darbot, oder die Betrachtung sich als besonderer Teil der Predigt an diesen Spruch knüpfte; oft auch musste ein einzelnes Wort die Wahl des Spruches bestimmen, ohne dass das Folgende dann grade als eine Erklärung des ganzen Spruches erscheint. An Liederversen, die in einem Schatzkästlein eigentlich nicht fehlen dürfen, boten das hiesige reformierte Gesangbuch, die Lieder von Lampe, Neander, Terstegen, Woltersdorf u. A., besonders auch das Gesangbuch der Brüdergemeine eine reiche Auswahl dar. Besonders passend erschien es, wenn ein Vers sich als Gebet oder Zueignung an die vorhergehenden Worte anschloss. So wie natürlich auch hierin es galt, den Geschmack und die Vorliebe des Seligen für einzelne Dichter und Lieder zu ehren. Bei dem großen Reichtum an Gedanken und ihrer Mannigfaltigkeit in den hinterlassenen Predigten des Herrn Pastor Krummacher, sind es doch einige Wahrheiten, die, mit besonderer Vorliebe von ihm behandelt, auch sehr häufig in neuen Betrachtungen wiederkehren; ja fast könnte man sagen, seine Predigten seien nur Variationen über einige Themata, besonders über die: „Der Gerechte wird seines Glaubens leben.“ – „Alles und in Allem Christus!“ – „Er muss wachsen, ich muss abnehmen.“ „Erkennet, wie der Herr seine Heiligen wunderlich führt.“ – und einige andere. Darin hat es denn auch besonders seinen Grund, wenn in diesem Büchlein einzelne Wahrheiten dem Leser öfter im Jahre vorgehalten werden. Zur Rechtfertigung möchten wir ein Wort des Seligen aus seinen köstlichen Predigten über „Jakobs Kampf und Sieg“ anführen, wenn er in Beziehung auf die heilige Schrift sagt: „Das wäre doch eine seltsame und für fleißige Leser der heiligen Schrift üble Sache, wenn man sich solcher Verheißungen nicht trösten dürfte, die man schon weiß.“ – Ein Wort, an dem wir heute vielleicht grade nichts Sonderliches haben, bietet uns morgen desto mehr. Dies waren denn die Grundsätze und Gesichtspunkte, unter deren Leitung die Zusammenstellung dieses Schatzkästchens bewerkstelligt wurde, zu dessen Anfertigung und Herausgabe übrigens der Verfasser weder durch ein besonderes Talent dazu, noch auch selbst durch einen jahrelangen vertrauten Umgang mit dem Verewigten, sondern allein durch seine Lust und Liebe zu dieser Arbeit, so wie durch den Segen, den er sich selbst davon versprach, – und welcher ihm auch durch Gottes Gnade zuteil geworden ist, – sich berechtigt glaubte. Übrigens däucht ihn, diese Blätter seien wirklich das, was ihr Titel sagt: Ein tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Manche werden vielleicht verächtlich, wie die Israeliten, beim ersten Anblick des Manna fragen: Was ist das? Andere „wird's ekeln vor dieser losen Speise.“ Für Solche sind sie nicht geschrieben. Wer aber mit David sich einen Pilger Gottes nennen darf, wem diese Erde zu einer Wüste geworden ist, wer ein anderes, besseres Vaterland kennt, und auf der Reise dahin begriffen ist, – der wird in ihnen nicht allein großen Verstand, sondern auch Trost, Erquickung, Stärkung und Ermunterung in reichem Maße finden, und den Herrn dafür preisen. An solchen Seelen wolle der treue Herr denn insbesondere das tägliche Sammeln und Genießen dieser Mannakörner segnen und dieselben neu gestärkt von Kraft zu Kraft fortgehen lassen, bis sie zu Gott in Zion kommen.
Amen.
Elberfelb, im Dezember 1837
Gottfried Daniel Krummacher – eine biografische Skizze
G.D. Krummacher wurde am 1. April 1774 als Sohn des Juristen und Bürgermeisters Friedrich Jakob Krummacher in Tecklenburg bei Osnabrück in eine reformiert geprägte Familie geboren. Er studierte in Duisburg Theologie, wobei er sich bewusst dem aufstrebenden Gedankengut der Aufklärung, des Rationalismus und der Bibelkritik widersetzte. Stattdessen suchte er den Kontakt zur Erweckungsbewegung und las Schriften wie John Bunyans „Pilgerreise“. 1798 nahm Krummacher eine Predigerstelle in einer pietistisch geprägten Gemeinde in Baerl bei Moers am Niederrhein an. Erst durch die dortige Teilnahme an einer Katechismusstunde erlangte er Erkenntnis seiner Sünden und Verdorbenheit und fand nach mehrtätigen Buß- und Gebetskampf im Glauben an das stellvertretende Sühnopfer Christi Frieden mit Gott. Fortan rang er um Heiligung und unterschied in seinen erwecklichen Predigten klar zwischen den Kindern Gottes und den Kindern dieser Welt.
Ab 1801 wirkte er 15 Jahre lang in einer eher schläfrigen Gemeinde in Wülfrath und entschied sich in dieser Zeit – wohl veranlasst durch das romantisch-pietistische Gedankengut Gerhard Tersteegens (1697-1769) - zur Ehelosigkeit.
Im Februar 1816 wurde er Prediger der reformierten Gemeinde in Elberfeld. Zu dieser Zeit breitete sich in Elberfeld die bergisch-niederrheinische Erweckungsbewegung aus, die in einem Nachruf auf Hermann Friedrich Kohlbrügge, ein Nachfolger Krummachers, so beschrieben wird:
In Deutschland finden wir besonders nach den Nöten der Napoleonischen Fremdherrschaft und den Freiheitskriegen eine Erweckungsbewegung, die aber weniger an die Öffentlichkeit trat als in Holland. Im Allgemeinen herrschte aber in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Rationalismus, der an die Stelle der Offenbarung die menschliche Vernunft setzte, und der kirchliche Liberalismus, hie und da von pietistischen Strömungen oder von den Einflüssen Schleiermachers durchbrochen, der die Frömmigkeit des Menschen pries, aber von der reformatorischen Wahrheit weit abgewichen war. Die Städte des Wuppertals waren wie eine Oase inmitten der Verödung. Der Rationalismus hatte dort nur wenig Eingang gefunden. (Quelle: LichtundRecht.de)
Ein anderer beschrieb Elberfeld in einem Brief 1825:
Kurz, wir haben jetzt ein Land Gosen, ein rechtes Canaan hier und in hiesiger Gegend … Denken Sie sich zwanzig erleuchtete, wiedergeborene Prediger …(aus U. Gäble: Der Pietismus im 19. und 20. Jahrhundert)
Krummacher stand dabei an der Spitze dieser Schar erwecklicher Prediger. Die Erweckung war zunächst eine Jugendbewegung – die so genante Elberfelder Kindererweckung von 1816 – ergriff dann aber auch die Erwachsenen. Während der lutherische Pfarrer Karl August Döring (1783 – 1844) durch evangelistisches Wirken die Jugend zu gewinnen suchte, stellte Krummacher in guter Ergänzung dazu mehr die persönliche Heiligung des Gläubigen in den Vordergrund seiner Verkündigung, betonte aber auch immer wieder die Rechtfertigung allein aus Glauben, um die Gläubigen durch den Nachdruck auf dieses Grundelement des Evangeliums zu festigen und zu stärken.
Die Zusammenkünfte der Erweckungsbewegung wurden so beschrieben:
Das Äußere hatte allerdings nicht viel Anziehendes. Ein ziemlich enges Stübchen im Hinterhause war der Versammlungsort. Zunächst vorn hatte der Selige seinen Platz an einem kleinen Tischlein, auf welchem ein Lämpchen oder Talglicht brannte – das einzige in der ganzen Stube – um ihn ältere Freunde, rings umher dann in allen Räumen und Winkeln, wo nur ein Platz zu finden war, die Erbauung suchenden Zuhörer. (Aus: Der Pietismus im 19. und 20. Jahrhundert).
Krummachers Predigten wurden als »in rhetorischer Hinsicht gewollt kunstlos«, aber eindringlich beschrieben. Viel lag ihm an der Betonung der Souveränität Gottes, der sich nicht des Frommen, sonders des Sünders erbarmt. Seine Gegner brandmarkten ihn wegen deshalb bisweilen abschätzig als »Prädestinatianer«.
In seinen Predigten und Predigtreihen betrachtete er oft das Alte Testament; berühmt sind z. B. seine Auslegungen über »Jakobs Kampf und Sieg« oder die »Wanderungen Israels«. In diesen Predigten vergleicht er den Auszug Israels aus Ägypten mit den Christen, der Welt und Gottlosigkeit hinter sich lässt auf dem Weg zum ewigen Erbe. Theologisch orientierte Krummacher sich dabei an Calvin und am Heidelberger Katechismus, und die inneren Kämpfe Luthers waren ihm ein persönliches Vorbild. So vermittelte er dem pietistischen Erbe seines Wirkungskreises entgegen der eher lehrfeindlichen Haltung des Pietismus eine vertiefe lehrmäßige, biblisch-reformatorische Grundlage.
Seine Zeit in Elberfeld war von Kämpfen an drei Fronten geprägt: gegen die Schwärmerei, die in Elberfeld-Wüstenhof grassierte (die Bezeichnung „Wüstenhöfer“ war damals Inbegriff für sektierische Schwärmerei), gegen den Liberalismus und Säkularismus und für eine freie, vom Staat unabhängige Kirche (Agendenstreit).
Am 24. Oktober 1819 musste sich Krummacher in Köln vor der Kirchenbehörde rechtfertigen, weil ihm vorgeworfen wurde, seine Gnadenlehre fördere den Antinomismus (die Lehre der Gesetzlosigkeit) der schwärmerischen Wüstenhöfer. Krummacher gründete seine Rechtfertigungspredigt auf Römer 6,1 – Sollen wir denn in der Sünde beharren, auf dass die Gnade desto mächtiger werde? Das sei ferne! – und zeigte, dass seine Lehre nichts mit Schwärmerei zu tun hat, sondern auf Paulus beruht. In der Veröffentlichung dieser Predigt schrieb er in einem Vorwort: „Feind alles Fanatismus, der außerordentliche unmittelbare Offenbarungen Gottes an die Menschen wähnt, während er die geschriebenen gering achtet, hänge ich mit ganzer Seele an der Heiligen Schrift.“ (Quelle: Glaubenstimme.de)
Zwischen 1834 und 1837 erlitt Krummacher drei Schlaganfälle; er starb am 30. Januar 1837 in Elberfeld. Seine Nachwirkungen sind vielfältig. Er gilt als Hauptperson der bergisch-niederrheinischen Erweckungsbewegung und war somit Wegbereiter für weitreichende geistliche Impulse, die im 19. Jahrhundert von Elberfeld ausgingen: Hier entstand der deutsche Zweig der Brüderwegung und die Elberfelder Bibelübersetzung, 1848 wurde hier die Evangelische Gesellschaft für Deutschland begründet (die Werkezeuge Gottes wie den Jugendpfarrer Wilhelm Busch hervorbrachte), und auch Hermann Heinrich Grafe, der Gründervater der Freien evangelischen Gemeinden, war Nutznießer des in Elberfeld und Umgebung zubereiteten Bodens. Aber auch die Erweckungsbewegung im Siegerland hat Krummacher mit geprägt und hatte dort den späteren Verbandspräses Tillmann Siebel zum geistlichen Ziehsohn. Auch Hermann Friedrich Kohlbrügge und über ihn weite Kreise im Wuppertal und in den Niederlanden waren nachhaltig von Krummacher beeinflusst. Seine Predigten wurden in zahlreichen Bänden gedruckt.(Quelle)
Vorrede
Der selige Herr Pastor Krummacher war bei seinen Lebzeiten, besonders in den letzten Jahren, von seinen Freunden oft ersucht worden, ein Schatzkästchen zu verfassen, und ihnen dadurch gleichsam ein tägliches Andenken zu hinterlassen. Er zeigte sich auch durchaus nicht abgeneigt, ihren Wünschen zu willfahren; aber seine letzte Krankheit und sein Tod vereitelten sein Vorhaben zum Bedauern Vieler, die grade von ihm am liebsten ein solches Vermächtnis sich wünschten. Da lag der Gedanke nun natürlich nahe, aus seinen hinterlassenen Werken ein solches Schatzkästlein zusammen zu setzen, und auf diese Art dem Verlangen seiner Freunde entgegen zu kommen. Aus seinen so gehaltreichen und tiefen Predigten ließen sich leicht einzelne kurze, aber inhaltsreiche Stellen auslesen, und jedem Tage des Jahres eine solche zuteilen; ein passender Bibelspruch, als Überschrift der einzelnen Betrachtungen, war auch nicht schwer zu finden, indem ein solcher sich entweder als Predigttext von selbst darbot, oder die Betrachtung sich als besonderer Teil der Predigt an diesen Spruch knüpfte; oft auch musste ein einzelnes Wort die Wahl des Spruches bestimmen, ohne dass das Folgende dann grade als eine Erklärung des ganzen Spruches erscheint. An Liederversen, die in einem Schatzkästlein eigentlich nicht fehlen dürfen, boten das hiesige reformierte Gesangbuch, die Lieder von Lampe, Neander, Terstegen, Woltersdorf u. A., besonders auch das Gesangbuch der Brüdergemeine eine reiche Auswahl dar. Besonders passend erschien es, wenn ein Vers sich als Gebet oder Zueignung an die vorhergehenden Worte anschloss. So wie natürlich auch hierin es galt, den Geschmack und die Vorliebe des Seligen für einzelne Dichter und Lieder zu ehren. Bei dem großen Reichtum an Gedanken und ihrer Mannigfaltigkeit in den hinterlassenen Predigten des Herrn Pastor Krummacher, sind es doch einige Wahrheiten, die, mit besonderer Vorliebe von ihm behandelt, auch sehr häufig in neuen Betrachtungen wiederkehren; ja fast könnte man sagen, seine Predigten seien nur Variationen über einige Themata, besonders über die: „Der Gerechte wird seines Glaubens leben.“ – „Alles und in Allem Christus!“ – „Er muss wachsen, ich muss abnehmen.“ „Erkennet, wie der Herr seine Heiligen wunderlich führt.“ – und einige andere. Darin hat es denn auch besonders seinen Grund, wenn in diesem Büchlein einzelne Wahrheiten dem Leser öfter im Jahre vorgehalten werden. Zur Rechtfertigung möchten wir ein Wort des Seligen aus seinen köstlichen Predigten über „Jakobs Kampf und Sieg“ anführen, wenn er in Beziehung auf die heilige Schrift sagt: „Das wäre doch eine seltsame und für fleißige Leser der heiligen Schrift üble Sache, wenn man sich solcher Verheißungen nicht trösten dürfte, die man schon weiß.“ – Ein Wort, an dem wir heute vielleicht grade nichts Sonderliches haben, bietet uns morgen desto mehr. Dies waren denn die Grundsätze und Gesichtspunkte, unter deren Leitung die Zusammenstellung dieses Schatzkästchens bewerkstelligt wurde, zu dessen Anfertigung und Herausgabe übrigens der Verfasser weder durch ein besonderes Talent dazu, noch auch selbst durch einen jahrelangen vertrauten Umgang mit dem Verewigten, sondern allein durch seine Lust und Liebe zu dieser Arbeit, so wie durch den Segen, den er sich selbst davon versprach, – und welcher ihm auch durch Gottes Gnade zuteil geworden ist, – sich berechtigt glaubte. Übrigens däucht ihn, diese Blätter seien wirklich das, was ihr Titel sagt: Ein tägliches Manna für Pilger durch die Wüste. Manche werden vielleicht verächtlich, wie die Israeliten, beim ersten Anblick des Manna fragen: Was ist das? Andere „wird's ekeln vor dieser losen Speise.“ Für Solche sind sie nicht geschrieben. Wer aber mit David sich einen Pilger Gottes nennen darf, wem diese Erde zu einer Wüste geworden ist, wer ein anderes, besseres Vaterland kennt, und auf der Reise dahin begriffen ist, – der wird in ihnen nicht allein großen Verstand, sondern auch Trost, Erquickung, Stärkung und Ermunterung in reichem Maße finden, und den Herrn dafür preisen. An solchen Seelen wolle der treue Herr denn insbesondere das tägliche Sammeln und Genießen dieser Mannakörner segnen und dieselben neu gestärkt von Kraft zu Kraft fortgehen lassen, bis sie zu Gott in Zion kommen.
Amen.
Elberfelb, im Dezember 1837