Samuel A. hat geschrieben:Die Amillennialisten behaupten ja, dass das tausenjährige Reich bereits seit dem Tod und der Auferstehung Jesu bestehen würde.
Genau genommen seit dem der Herr sich zur rechten Gottes gesetzt hat (Dan 7,13-14; Apg 2; vgl. Ps 110,1 mit 1Kor 15,25). Die Phase der Trübsalszeit ist daher sogar etwas länger ...
Samuel A. hat geschrieben:Aber auch die 3 1/2 Jahre Trübsal oder 2x 3 1/2 Jahre Trübsal gelten seit dem Tod Christi.
Den Beginn kann man denke ich nicht so genau festmachen, wie den Beginn der geistlichen Herrschaft Christi (mit der Himmelfahrt). Der Zeitraum von 42 Monaten etc. spielt wohl auf tatsächliche historische Vorläufer an wie schon in vorchristlichen Zeiten (Antiochus Ephiphanes, Makkabäer-Aufstand? bin da aber nicht sicher), vllt. auf die Länge des Dienstes Christi, wahrscheinlich auf den dreieinhalb Jahre wärenden jüdischen Krieg gegen die Römer (66-70).
Samuel A. hat geschrieben:Die Trübsal erstreckt sich damit auf das gesamte Gemeindezeitalter, auch wenn die Heftigkeit dieser Trübsal zum Ende des zweiten Kommens Jesu noch zunehmen wird. Wie kann das aber zusammenpassen, dass die Zeitspanne von 1000 Jahren mit 3 1/2 Jahren gleichgesetzt wird?
Wichtig ist einfach das Prinzip: Wir haben jetzt im geistlichen Sinne schon das Reich Gottes - die positive Seite -, aber im irdischen Sinne leben wir in der Drangsal - die negative Seite. Im geistlichen Sinne (Ausbreitung des Evangelums, Sicherheit des Heils, Ausführung des souveränen Heilswillens Gottes usw.) ist der Teufel gebunden, im irdischen Sinne bekommen wir seine Angriffe sehr wohl zu spüren (wenngleich der für uns positive Ausgang schon fest steht, eben weil die Offenbarung dies sagt und beschreibt).
Es ist doch sehr schön, dass die Offb die positive Seite mit 1000 Jahren viel übermächtiger beschreibt als die kurze Zeit des Aufstands Satans (die kurze Zeit in Offb 20,7f ist wohl dieselbe wie in Offb 12,12 und anderen).
Samuel A. hat geschrieben:welche praktischen Auswirkungen und Unterschiede auf das Glaubensleben hat es, wenn ich an ein jetziges geistliches tausendjähriges Reich denke/glaube oder an ein zukünftiges irdisches tausendjähriges Reich?
Wenn man nicht versteht, was es bedeutet, dass Christus jetzt auf dem himmlischen Thron sitzt etc., entgehen einem natürlich sehr wichtige Glaubensinhalte. Man hat dann nicht richtig verstanden, was es bedeutet, jetzt schon geistlich im Reich Gottes zu leben.
Ansonsten hat die Annahme von einem taus. Reich eigentlich keine direkten negativen Auswirkungen auf das Glaubensleben. Wenn man meint, die Ewigkeit beginnt mit einer 1000-jährigen Phase auf der alten Erde (der sog. historische Prämillenialismus - das ist aber kein Dispensationalismus), kann man das denke ich ohne großen geistlichen Schaden meinen. In Erklärungsnot kommt man aber bei der Überlegung, ob es dann verschiedene Heilskörperschaften geben wird (Entrückte, später Bekehrte, erst im T-Reich Geborene)
Problematisch finde ich aber die (darüber hinausgehende, spezielle dispensationalische) Sicht, dass es dann wieder einen jüdischen Steintempel mit Tieropfern, einer aaronitischen Priesterschaft etc. geben würde. Auch die Sache mit den Heilskörperschaften würde dann noch komplexer, da dann zusätzlich auch zwischen Juden und Nichtjuden zu unterscheiden wäre. Die Einheit der Gläubigen aller Zeitalter, die der Herr Jesus am Kreuz erwirkt hat (Eph 2), ist ein nicht nebensächliches Glaubensgut.
So weit erst mal relativ spontan. Es ist natürlich nicht schwierig, solide Antworten als Forumsantwort aus dem Ärmel zu schütteln, daher möge man dies bitte nicht als "verbindliche Veröffentlichung" von mir betrachten
@ Jose: bitte in diesem Bereich keine dispensationalistischen Gedankengebäude verteidigen, dafür sind die anderen Forenbereiche da.
@ Joschie: sorry dass ich auf deine Fragen nicht geantwortet hatte. Werde versuchen das gleich nachzuholen.
LG. Werner