Joschie hat geschrieben:Was sind die sieben Geister,sieben Leuchter und die sieben Sterne?
Die sieben Geister Gottes (1,4; 3,1; 4,5; 5,6)
In 1,4 werden die „sieben Geister Gottes“ als Mit-Sender der sieben Briefe an die sieben Gemeinden genannt und zugleich als solche, die den Gemeinden „Gnade und Frieden“ vermitteln.
Manche verstehen „Geister“ (pneuma) hier als „Engel“ (vgl. Hebr 1,14) und verweisen a) auf die sieben Erzengel der jüdischen Literatur (z.B. 1En 20,1-8) b) auf die sieben Engel mit den sieben Posaunen und Schalen in der Offb (8,2; 15,1.6-8) und c) auf den Gegensatz zu den bösen, unreinen Geistern in der Offb, z.B. in 16,13.
Dem Text und der Lehre der Schrift mehr zu entsprechen und von der Schrift eher gestützt ist die Sicht, dass hier der Heilige Geist gemeint ist. Dies entspricht dem üblichen Gebrauch von pneuma im NT in Verbindung mit Gott bzw. Christus. Dann ist hier nicht von Geistern im Plural die Rede, sondern vom Heiligen Geist in seiner göttlichen Vollkommenheit, die durch die Zahl sieben ausgedrückt wird.
4,5 legt nahe, dass die „sieben Geister Gottes“ die Flammen der sieben Lampen, d.h. der Gemeinden sind. Das drückt aus, dass der Heilige Geist die eigentliche Kraft der Gemeinden ist, um in dieser Welt ein Zeugnis zu sein. Auch in 5,6 sind es die sieben Geister Gottes, die sein Werk auf Erden ausführen.
Der alttestamentliche Hintergrund von 1,4; 4,5 und 5,6 ist Sach 4,1-10 (vgl. die sieben Lampen in Sach 4,2, Gottes Geist in 4,6 und die sieben Augen in 4,10). Wie in Offb 1,4 ist es hier der Geist, der die Gnade vermittelt zur erfolgreichen Wiederherstellung des Tempels in Israels.
Ein Bezug zu den siebenfachen Eigenschaften des Geistes des Messias aus Jes 11,2 liegt ebenfalls nahe, denn auch die „Wurzel“ aus Jes 11,1 wird in Offb 5,5 im Zusammenhang der sieben Geister (V. 6) erwähnt (vgl. auch Jes 11,4 mit Offb 1,16). Jes 11,2ff zeigt, dass der Messias mit Gottes siebenfachem Geist seine endzeitliche Regentschaft aufrichtet. Dieser Gedanke ist bereits in Offb 1,4b enthalten und in 3,1 wird das fortgeführt durch die Aussage, dass Christus „die sieben Geister Gottes hat".
Die sieben goldenen Leuchter (1,12.20; 2,1)
Die sieben Goldenen Leuchter werden in 1,20 als (die) „sieben Gemeinden“ identifiziert.
Der alttestamentliche Hintergrund dieses Bildes ist zunächst 2Mo 25 und 37 und 4Mo 8, insbesondere jedoch Sach 4,1-10, denn a) es besteht eine Parallele zwischen den sieben Geistern aus 1,4 mit Sach 4,6, b) das Bild aus 1,12 wird in 1,20 erklärt, dies entspricht demselben Muster von Vision und Interpretation aus Sach 4,1-10 und c) spielt Offb 4,5 und 5,6 deutlich an auf Sach 4,2.10.
In Sach 4 repräsentieren die Leuchter den treuen Rest Israels, der „nicht durch (irdische) Macht oder Kraft, sondern durch meinen Geist“ (4,6) leben und wirken soll. So wie das Licht der Lampen in 2Mo und 4Mo Gottes Gegenwart ausdrückte, so symbolisieren auch die Leuchter aus Sach 4 Gottes Gegenwart durch seinen Geist. Dadurch sollte Israel befähigt werden, den Tempelbau trotz aller Widrigkeiten zu vollenden. So soll auch das neue Israel, die Gemeinde, seine Kraft von Gottes Geist beziehen, aus der Gegenwart Gottes vor seinem Thron. Nur so kann es dem Druck dieser feindlichen Welt standhalten. Gottes Gemeinschaft mit seiner Gemeinde wird auch in Offb 11,4 ausgedrückt, wo die Leuchter „vor dem Herrn der ganzen Erde“ stehen.
Dieser Auftrag der Gemeinde als das wahre Israel wird auch durch den Gebrauch von 2Mo 19,6 in Offb 1,6 deutlich. Das drückt auch aus, dass der endzeitliche „Tempel“ in der Gemeinde verwirklicht wird. Offb 11,1-13 bestätigt, dass die Leuchter die Gemeinde als den wahren Tempel repräsentieren – als das gesamte Volk Gottes, das in der Zeit zwischen Jesu Himmelfahrt und Wiederkunft das Zeugnis Gottes auf Erden ist. Nach Offb 1,5-6 hat Christus durch seinen Tod und Auferstehung den Bau des neuen Tempels bereits sichergestellt, der durch den Geist (die Lichter auf den Leuchtern) verwirklicht werden wird. Der Wechsel von einem Leuchter (mit sieben Lampen, die Menorah) in Sach 4 zu sieben (womöglich einzelnen) in der Offenbarung betont nicht nur, dass die Briefe in der Offb an die weltweite Gemeinde gerichtet sind, sondern auch, dass das wahre Israel nicht mehr auf ein ethnisches Volk beschränkt ist, sondern alle Völker umfasst (vgl. die „Vermehrung“ auf zehn Leuchter bereits in 1Kö 7,49).
Außerdem ist die Gemeinde vom Wesen nicht so zentralistisch wie das Judentum und dessen Menorah, sondern dezentral organisiert; ihr wahres Zentrum ist Christus; in ihm ist sie eins. Er ist ihr „Priester“ (vgl. die Aufgaben der alttestamentlichen Priester bzgl. des Leuchters und seiner Lampen), der Aufsicht über sie führt, sie pflegt, stutzt, reinigt usw., um ihre Aufgabe als Licht in dieser Welt sicherzustellen.
Die sieben Sterne
(Fortsetzung vorgesehen, dazu muss zunächst noch Daniel 7 und 10 studiert werden)
Grüße, Werner
(Großteils entnommen aus: G.K. Beale: The Book of Revelation)