Den "Sabbattag" heiligen?

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Moderator: Jörg

ewigesleben
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Den "Sabbattag" heiligen?

Beitrag von ewigesleben »

"Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligest." (2. Mose 20,8)

Seit einiger Zeit schon beschäftigt mich die Frage: Sabbat oder Sonntag, was bedeutet dieses Gebot eigentlich? Soll man den Sabbat heiligen oder den Sonntag? Für mich war dies bisher nie eine Frage, der Sonntag war und ist für mich der erste Tag der Woche, den ich "heiligen" möchte. Aber mich machte jemand darauf aufmerksam, dass in Gottes Gebot ja eigentlich nicht "Sonntag", sondern "Sabbat" steht.
Habe die entsprechenden Artikel auf soundwords bereits gelesen, aber so wirklich klar ist mir das alles immer noch nicht. Kann mir jemand weiterhelfen ??! ?

Viele Grüße,
Maria
»Der Tod ist verschlungen in Sieg! Tod, wo ist dein Stachel? Totenreich, wo ist dein Sieg?«
(1.Kor.15,54-55)

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Stefan Pohl
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Re: Den "Sabbattag" heiligen?

Beitrag von Stefan Pohl »

ewigesleben hat geschrieben:Kann mir jemand weiterhelfen?
Ich denke doch: http://www.herausgerufene.de/downloads/sabbat05.pdf

Übrigens ist das Thema schon mehrfach auch hier im Forum diskutiert worden:
http://www.betanien.de/forum/viewtopic.php?t=255
http://www.betanien.de/forum/viewtopic.php?t=40

Herzliche Grüße, Stefan.

ewigesleben
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Beitrag von ewigesleben »

Hallo Stefan,
vielen Dank für die Hinweise, hatte die frühere Diskussion an dieser Stelle schon völlig vergessen...
Viele Grüße,
Maria
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(1.Kor.15,54-55)

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Joschie
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Beitrag von Joschie »

Hallo Ewigesleben!
Das mit der Sabbatfrage ist für mich so ein Ding, da ich Altenpfleger bin arbeite ich alle 14 Tage am Wochenende. Wie soll ich da regelmäßig den Sabbat halten ??! ??!
Gruß un Segen vo :wink: $:P n Joschie!
Das Pferd wird gerüstet für den Tag des Kampfes, aber der Sieg kommt von dem HERRN. Spr. 21,31

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H.W.Deppe
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Beitrag von H.W.Deppe »

Persönlich sehe ich es eigentlich so, dass das mit dem Sonntag kein Gesetzt ist (und mit dem Samstag auch nicht - wir sind ja nicht unter dem alten Bund). Aber dass es schon sehr gut ist,
- einen Ruhetag zu haben wegen Schöpfungsordnung und Zeit für den Herrn
- den Sonntag dazu zu nutzen, nicht nur aus pragmatischen Gründen, sondern weil das NT mehrmals von den Zusammenkünften am ersten Tag der Woche/am Tag des Herrn spricht.

Habe mich gerade an diesem Wochenende beiläufig mit einem "reformierten" Bruder unterhalten, der in den USA auf einem theol. Seminar studiert, bei Jo Pipa, und der hat ein Buch dazu geschrieben, dass er mir wärmstens empfohlen hat:
Lords Day:: How Did You Spend Last Sunday? (gib "Pipa Day" bei amazon.de ein)
Darin wird wohl sehr stark für das Beobachten des Sonntags plädiert. Vielleicht kaufe ich es mir mal, aber ob es meine Ansicht ändern wird - ich denke eher nicht.

Grüße, Werner
"Der Prophet, der einen Traum hat, erzähle den Traum! Wer aber mein Wort hat, rede mein Wort in Wahrheit! Was hat das Stroh mit dem Korn gemeinsam? spricht der HERR." (Jer 23,28)
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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

H.W.Deppe hat geschrieben:…weil das NT mehrmals von den Zusammenkünften am ersten Tag der Woche/am Tag des Herrn spricht.
Was die Zusammenkünfte am ersten Wochentag angeht, so ist dies ein Mißverständnis, das aus ungenauen Übersetzungen herkommt. Die beiden infragekommenden Stellen (Apg. 20, 7 und 1. Kor. 16, 2) reden im Grundtext jeweils vom Sabbat. Selbst Luther hat dies noch richtig übersetzt, erst um die vorletzte Jahrhundertwende (19. / 20. Jh.) herum haben die Revisoren das geändert, offensichtlich um die kirchliche Praxis zu rechtfertigen:

Bild
Abbildung: Beispiel Apostelgeschichte 20,7; aus »Evangelische Originalbibel« (Luther), Züllichau 1741

Die Gleichsetzung Sonntag / Tag des Herrn ist in der Bibel überhaupt nicht zu finden. Der Begriff taucht in Offb. 1, 10 auf und bezeichnet einen künftigen (Gerichts)tag, in den Johannes im Geist versetzt wird. Dies ist offensichtlich verbunden mit dem »Tag Jahwehs« in Joel 2, 1f. Mit einem Wochentag hat beides nichts zu tun, andere Erwähnungen von »Tag des Herrn / Tag Jahwehs« sind mir nicht bekannt.
H.W.Deppe hat geschrieben:Lords Day:: How Did You Spend Last Sunday?
Auch hier: Die Gleichsetzung von Sonntag / Tag des Herrn, die wir nirgends in der Schrift finden, wohl aber in der katholischen Doktrin.

Vielleicht interessiert es Dich, daß die RKK die Protestantischen Kirchen wegen ihres Festhaltens am Sonntag mit beißendem (und ich muß sagen, nicht ganz unberechtigtem) Spott überzieht:
»Es war die Katholische Kiche … die diese Ruhe zur Erinnerung an die Auferstehung unseres Herrn auf den Sonntag übertragen hat. Daher ist die Beobachtung des Sonntags durch die Protestanten eine Huldigung, die sie, ihrer selbst ungeachtet, der Autorität der [katholischen] Kirche zollen.« (L. Gaston de Segur, »Plain Talk about the Protestantism of Today«, Boston 1868)
Genüßlich wird den Protestanten, die sich nach außen hin zu dem Grundsatz »Sola Scriptura«, also zur alleinigen Autorität der Heiligen Schrift in allen Lehrfragen bekennen, anhand der Sonntagsfrage ihre Doppelmoral unter die Nase gerieben:
»Man nehme z. B. nur die Beobachtung des Sonntags mit dem Besuch des Gottesdienstes und dem Enthalten von unnötiger Arbeit, etwas, worauf die Protestanten lange Jahre großen Wert gelegt haben. Ich möchte mich hier ganz freundschaftlich an meine protestantischen Leser wenden: Du glaubst, daß die Bibel allein ein sicherer Führer in religiösen Dingen ist? Du glaubst auch, daß eine der fundamentalen Pflichten, die Dein christlicher Glaube Dir auferlegt, die Sonntagsheiligung ist? Doch wo spricht die Bibel von solch einer Verpflichtung? Ich habe die Bibel vom ersten Vers der Genesis bis zum letzten der Offenbarung gelesen und habe keinen Hinweis auf die Pflicht der Sonntagsheiligung gefunden. Der Tag, den die Bibel im AT erwähnt, ist nicht der Sonntag, der erste Tag der Woche, sondern der Samstag, der letzte Wochentag. … Wenn man, wie Du, den Sonntag hält, gibt man da nicht ganz offensichtlich die Unzulänglichkeit der Bibel als alleinige Richtschnur für Glaube und religiöse Übung zu und bekundet die Notwendigkeit einer von Gott gesetzten Lehrautorität, [der katholischen Kirche] die du theoretisch verneinst?« (Pater John A. O’Brien, »Der Glaube der Millionen«, P. Pattloch, Aschaffenburg, 1951)
Es wird also offensichtlich katholischerseits nicht bestritten, daß man die Sonntagsheiligung nicht aus der Schrift herleiten kann, ja diese Tatsache wird gar bewußt instrumentiert, um Protestanten davon zu überzeugen, daß sie – da sie sich ja ohnehin in der Sonntagsfrage de facto der Autorität des Lehramts der Katholischen Kirche unterstellt haben – doch überhaupt endlich die Anerkennung der alleinigen Lehrautorität der Schrift fallenlassen sollen.
Das protestantische Lavieren in dieser Frage ist der Katholischen Kirche fern, bekennt sie doch völlig unverstellt:
»Frage: ›Welches ist der Sabbattag?‹
Antwort: ›Samstag ist der Sabbattag.‹
Frage: ›Warum beobachten wir den Sonntag statt den Samstag?‹
Antwort: ›Wir feiern Sonntag statt Samstag, weil die katholische Kirche die Feierlichkeit vom Samstag auf den Sonntag übertragen hat.‹«
(Peter Geiermann »The Convert’s Catechism of Catholic Doctrine« 1957)
Es handelt sich bei den citierten Werken um offizielle katholische Lehrbücher.

Herzliche Grüße, Stefan.

Daniel Israel
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Beitrag von Daniel Israel »

Heisst es nicht auch in Daniel 7, dass er (Konstantin bzw. der Antichrist) sich unterstehen wird, Festzeiten und Gesetz zu ändern? Ich sehe hier zwei Hauptgründe: man wollte sich ganz klar von den "scheusslichen Juden" distanzieren (=purer Antisemitismus), und nichts mehr mit ihnen zu tun haben (bei Weihnachten und Ostern verhält es sich übrigens gleich); andererseits geht es auch um die "Sonnengott" Sol Invictus, der damals im römischen Reich verehrt wurde. Ihr seht also: Der Sonntag ist absolut heidnisch, und hat mit der Bibel nichts zu tun. Jesus hat übrigens auch den Sabbath geheiligt, und hat uns kein neues Gebot gegeben. Das hat nur der Satan.

ewigesleben
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Beitrag von ewigesleben »

Hallo Stefan, hallo Daniel,
"feiert" Ihr dann den Sabbath?
Viele Grüße,
Maria
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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

Nein, nicht an einem bestimmten Wochentag. Das Eingehen in die Sabbatruhe, das im Hebräerbrief als die neutestamentliche Vervollständigung des Sabbatgebotes erklärt wird, besteht darin, überhaupt und vollständig zur Ruhe von den eigenen Werken zu gelangen – daß nicht mehr ich wirke, sondern Christus in mir, und zwar an jedem Wochentag. Ich habe aber gem. Röm. 14, 5 kein Problem damit, wenn jemand den Sabbat hält, um sich selbst an dieses Ruhen von eigenen Werken zu erinnern. Wer aber den Sonntag heiliger hält als andere Tage, kann sich nicht auf die Schrift, sondern nur auf Konstantin berufen.

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H.W.Deppe
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Beitrag von H.W.Deppe »

Stefan Pohl hat geschrieben:Wer aber den Sonntag heiliger hält als andere Tage, kann sich nicht auf die Schrift, sondern nur auf Konstantin berufen.
Doch, kann er.
"Der Prophet, der einen Traum hat, erzähle den Traum! Wer aber mein Wort hat, rede mein Wort in Wahrheit! Was hat das Stroh mit dem Korn gemeinsam? spricht der HERR." (Jer 23,28)
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Daniel Israel
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Beitrag von Daniel Israel »

Dann beweise es doch bitte anhand der Schrift.

Apg 1,12: 1,12 Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der heißt Ölberg und liegt nahe bei Jerusalem, einen Sabbatweg entfernt. 1,13 Und als sie hineinkamen, stieg...

Apg 13,14: 13,14 Sie aber zogen von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien und gingen am Sabbat in die Synagoge und setzten sich. 13,15 Nach der ...

Apg 13,27: 13,27 Denn die Einwohner von Jerusalem und ihre Oberen haben, (a) weil sie Jesus nicht erkannten, die Worte der Propheten, die an jedem Sabbat vorgeles...

Apg 13,42: 13,42 Als sie aber aus der Synagoge hinausgingen, baten die Leute, daß sie am nächsten Sabbat noch einmal von diesen Dingen redeten. 13,43 Und als die Gemeinde aus...

Apg 13,44: 13,44 Am folgenden Sabbat aber kam fast die ganze Stadt zusammen, das Wort Gottes zu hören. 13,45 Als aber die Juden die Menge sahen, wurden sie neidisch und wide...

Apg 15,21: 15,21 Denn Mose hat von alten Zeiten her in allen Städten solche, die ihn predigen, und (a) wird alle Sabbattage in den Synagogen gelesen. Die Besc...

Apg 16,13: 16,13 Am Sabbattag gingen wir hinaus vor die Stadt an den Fluß, wo wir dachten, daß man zu beten pflegte, und wir setzten uns und redeten mit den Frauen, die dort zusammenkamen. Die Be...

Apg 17,2: 17,2 Wie nun Paulus gewohnt war, ging er zu ihnen hinein und redete mit ihnen an drei Sabbaten von der Schrift, 17,3 tat sie ihnen auf und legte ihnen dar, ...

Apg 18,4: 18,4 Und er lehrte in der Synagoge an allen Sabbaten und überzeugte Juden und Griechen.

Ich lese hier nichts von Sonntag; und auch sonst in der Bibel nicht.
Zuletzt geändert von Daniel Israel am 26.06.2007 16:01, insgesamt 2-mal geändert.

joasch
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Beitrag von joasch »

Stefan Pohl hat geschrieben:Was die Zusammenkünfte am ersten Wochentag angeht, so ist dies ein Mißverständnis, das aus ungenauen Übersetzungen herkommt. Die beiden infragekommenden Stellen (Apg. 20, 7 und 1. Kor. 16, 2) reden im Grundtext jeweils vom Sabbat. Selbst Luther hat dies noch richtig übersetzt, erst um die vorletzte Jahrhundertwende (19. / 20. Jh.) herum haben die Revisoren das geändert, offensichtlich um die kirchliche Praxis zu rechtfertigen:

Bild
Abbildung: Beispiel Apostelgeschichte 20,7; aus »Evangelische Originalbibel« (Luther), Züllichau 1741
Lieber Stefan,

zuerst einmal: ich stimme Dir zu, daß wir als Christen nicht zum Halten eines bestimmten Wochentages als Ruhetag verpflichtet sind (Röm 14,5; Kol 2,16f). Der Sabbat ist in der Tat nur eine Vorschattung der ewigen Ruhe, in die alle eingehen werden, die an Christus gemäß dem biblischen Evangelium glauben (Heb 4,1-11).

Leider schüttest Du jedoch das Kind mit dem Bade aus, wenn Du behauptest, im NT fänden sich keine Belege, daß die ersten Christen sich am 1. Tag der Woche versammelt hätten. Was den Grundtext betrifft: die von Dir zitierte alte Lutherbibel übersetzt ihn hier falsch (die Luther 1984, Elberfelder und Schlachter übersetzen nicht "ungenau", sondern richtig: "Am ersten Tag der Woche ..."). Das Wörterbuch von Bauer/Aland verzeichnet zum Stichwort "sábbaton" eben nicht nur die Bedeutung "Sabbat" (= 7. Tag der Woche = unser Samstag), sondern auch unter Punkt 2: "Woche". Als Beispiele dazu werden u. a. Apg 20,7 und 1Kor 16,2 genannt.

Entschuldige bitte, wenn ich etwas säuerlich reagiere, aber bevor Du hier mit dem Grundtext Eindruck schinden willst, lerne bitte erst einmal die biblischen Sprachen richtig. :roll: Darby schrieb einmal recht treffend über solche, die sich gerne auf die angebliche Bedeutung des Griechischen berufen:
„Ohne Zweifel ist es nützlich, zum besseren Studium des Neuen Testamentes die griechische Sprache zu beherrschen ... Aber es ist keineswegs gut, griechische Schrifttexte in Gegenwart solcher anzuführen, die die Sprache nicht verstehen. Wie sollten letztere an Hand von ihnen nicht verständlichen Zitaten eine Bibelstelle beurteilen können? ... Außerdem ist mir wiederholt aufgefallen, daß diejenigen, die sich des Griechischen im Kreise Unwissender bedienen, hiermit eine gewisse Hinterlist verbinden. Ich habe auch festgestellt, daß es mit ihrem Griechisch nicht weit her ist, sobald sie von solchen, die diese Sprache beherrschen, auf die Probe gestellt werden.“ John Nelson Darby, Die ewige Pein (Hückeswagen: Christliche Schriftenverbreitung, ohne Jahresangabe), S. 1-2.
Deine Behauptung, "Die Gleichsetzung Sonntag / Tag des Herrn ist in der Bibel überhaupt nicht zu finden", trifft schlicht und ergreifend nicht zu. In Off 1,10 geht es nicht um den eschatologischen "Tag des Herrn", sondern um den "dem Herrn gehörenden Tag", d. i. der Tag, den die ersten Christen im Gedenken an die Auferstehung Christi der Anbetung Gottes widmeten (beides sind ganz verschiedene Ausdrücke; Du nimmst es doch sonst so genau...?). Siehe z. B. den Wikipedia-Artikel "Sonntag", den ich auch sonst zum Thema empfehle. Dort wird der sprachliche sowie geschichtliche Sachverhalt in aller Kürze gut auf den Punkt gebracht.

Freundliche Grüße
Joachim

P.S.: @ Daniel Israel: In Deinem letzten Posting vergleichst Du Äpfel mit Birnen. Alle von Dir genannten Schriftstellen sprechen davon, daß Paulus auf seinen Missionsreisen zuerst bei vor Ort bestehenden jüdischen Synagogen anknüpft. Und die versammeln sich damals wie heute am Samstag.
Solus Christus - Sola Gratia - Sola Fide - Sola Scriptura - Tota Scriptura

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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

joasch hat geschrieben:zuerst einmal: ich stimme Dir zu, daß wir als Christen nicht zum Halten eines bestimmten Wochentages als Ruhetag verpflichtet sind (Röm 14,5; Kol 2,16f). Der Sabbat ist in der Tat nur eine Vorschattung der ewigen Ruhe, in die alle eingehen werden, die an Christus gemäß dem biblischen Evangelium glauben (Heb 4,1-11).
Das will ich durchaus nicht geringschätzen. Es will aber nicht so recht Freude aufkommen, da Deine Folgerungen dieser Erkenntnis nicht zu entsprechen scheinen. Denn da gem. Kol. 2, 16f die Sabbate Schatten des Künftigen, also Vorbild auf die Sabbatruhe hin sind, die uns in Christus täglich angeboten wird und in die einzugehen wir uns befleißigen sollen – welchen Sinn ergäbe es dann, wenn dieser Schatten (Sabbat) durch einen anderen Schatten (Sonntag) ersetzt würde, da doch das (damals) Künftige heute das Gegenwärtige ist, kurz: Da die Verheißung erfüllt ist. Denn wir dürfen, ja sollen täglich in diese im Sabbat vorgeschattete Ruhe eingehen (Hebr. 4, 11). Dieser Vers warnt uns übrigens eindrücklich davor, dieses Eingehen in die Sabbatruhe einem künftigen Äon zuzuordnen, wie man dies aus Deiner Formulierung »…eingehen werden…« herauslesen könnte.
Welchen Sinn hätte also eine neue, andere Vorschattung im Sonntag? (Mal ganz abgesehen davon, daß Gott solche Dinge in seinem Wort zu erklären pflegt, wenn er sie in Kraft setzt.) Die Sabbatruhe, von der wir reden, kann sich auf eine prophetische Kontinuität aus dem AT her stützen, auch dies wird z. B. im Hebräerbrief ausführlich erläutert. Der Sonntag käme aus dem prophetischen Nichts. Es gibt aber im Neuen Bund nichts, das eben mal so geschieht oder erscheint, ohne im Alten Bund verwurzelt zu sein.
joasch hat geschrieben:Das Wörterbuch von Bauer/Aland verzeichnet zum Stichwort "sábbaton" eben nicht nur die Bedeutung "Sabbat" (= 7. Tag der Woche = unser Samstag), sondern auch unter Punkt 2: "Woche". Als Beispiele dazu werden u. a. Apg 20,7 und 1Kor 16,2 genannt.
Es ist eine unbewiesene Behauptung, daß man sabbaton wahlweise mit Sabbat oder Woche übersetzen könne, eine grobe Inkonsequenz obendrein, denn dort, wo es keine kirchengeschichtlichen Gründe gibt, so zu verfahren, wird sabbaton immer mit Sabbat übersetzt. Kommt Dir das nicht auch ein bißchen spanisch vor? Es ist offensichtlich, daß die Entscheidung, sabbaton ausgerechnet in diesen beiden Stellen mit Woche wiederzugeben, ihre Berechtigung nicht aus dem Kontext zieht, sondern aus dem kirchengeschichtlich geprägten Wunschdenken. Außerdem reicht selbst das ja noch nicht, um auf »Sonntag« zu kommen, man muß auch noch aus dem »einen« (mia) noch einen »ersten« (wäre protos; steht aber nun mal nicht da) machen. Menge übersetzt statt »ersten Tag der Woche« »einen Tag nach dem Sabbat«. Er übersetzt also »sabbaton« und »mia« richtig, fügt aber ein »nach« ein, das im Grundtext nicht steht. Ohne dem Text in irgendeiner Art Gewalt anzutun, kommt man also nicht zum Sonntag. Lieber Joachim, wir führen ja diese Diskussion nicht zum ersten mal, und wenn ich mich nicht täusche, hatte ich das schon mal erklärt.
joasch hat geschrieben:Entschuldige bitte, wenn ich etwas säuerlich reagiere…
Nur zu, dies ist ein freies Land…

…na ja, wenigstens so frei, daß man nach Belieben säuerlich reagieren darf.
joasch hat geschrieben:…aber bevor Du hier mit dem Grundtext Eindruck schinden willst…die angebliche Bedeutung des Griechischen…
Es geht hier nicht darum, Eindruck zu schinden, sondern Aussagen zu belegen. Wort Gottes ist erst mal der Grundtext, nicht jede beliebige Übersetzung. Übersetzungen unterliegen unserer Kritik, sonst könnten wir ja gleich Volxbibel lesen. Deshalb lassen sich solche Erörterungen gelegentlich nicht vermeiden. Den Halbsatz von der »angeblichen Bedeutung des Griechischen« kommentiere ich mal in Deinem Interesse nicht weiter.
joasch hat geschrieben:Deine Behauptung, "Die Gleichsetzung Sonntag / Tag des Herrn ist in der Bibel überhaupt nicht zu finden", trifft schlicht und ergreifend nicht zu.
Natürlich trifft sie zu, Du hast ja bisher auch keinen biblischen Beleg für diese absurde Gleichsetzung präsentieren können:
joasch hat geschrieben:In Off 1,10 geht es nicht um den eschatologischen "Tag des Herrn", sondern um den "dem Herrn gehörenden Tag", d. i. der Tag, den die ersten Christen im Gedenken an die Auferstehung Christi der Anbetung Gottes widmeten (beides sind ganz verschiedene Ausdrücke; Du nimmst es doch sonst so genau...?).
Ich bin jetzt etwas unschlüssig, ob ich die Behauptung, der Sonntag wäre »der dem Herrn gehörige Tag«, eher als albern oder als gefährlich bezeichnen soll. Ich werde das deshalb unentschieden lassen und stattdessen die Frage in den Raum stellen, wem denn dann die anderen sechs Tage gehören, wenn hier betont würde, daß der erste Tag dem Herrn gehört. Die Schrift sagt hingegen: »Das Heute ist der Tag, den Jahweh gemacht hat.« (Ps. 118, 24). Tut mit leid, wenn ich Dich hier schon wieder mit Altsprachen behelligen muß: H’JOM, »dieser Tag«, bedeutet außer »dieser Tag« auch »heute«; viele übersetzen hier (nicht falsch, aber unscharf): »dies ist der Tag, den…« usw. Das Heute aber ist jedes »Heute«, das Jahweh erwerden läßt, nicht jedes siebente.

Im übrigen behauptest Du wieder Dinge mit beeindruckender Selbstsicherheit, ohne Belege dafür anzuführen:
joasch hat geschrieben:…geht es nicht um den eschatologischen "Tag des Herrn", sondern um den "dem Herrn gehörenden Tag"…
Das steht aber nicht da, nicht einmal das Wort »gehören« steht da.
joasch hat geschrieben:…um den "dem Herrn gehörenden Tag", d. i. der Tag, den die ersten Christen im Gedenken an die Auferstehung Christi der Anbetung Gottes widmeten…
Wo steht denn das (ja ja, in der Wiki, ich weiß…) – ich meine: Wo steht das in der Bibel? Niemand, der Offb. 1, 10 liest und den mittelbaren und unmittelbaren Kontext betrachtet, kann allein aus dem Text heraus auf die Idee kommen, daß hier irgendein bestimmter Wochentag gemeint sein könnte, schon gar nicht, daß dies der erste Wochentag sein könnte oder müßte. Diese Sicht kann nur entstehen, wenn man die kirchengeschichtliche Prämisse (Sonntag = Tag des Herrn) in den Text hineinliest. Bei unvoreingenommener Betrachtung gibt der Text dies einfach nicht her, nicht einmal ansatzweise.
joasch hat geschrieben:…geht es nicht um den eschatologischen "Tag des Herrn", sondern um den "dem Herrn gehörenden Tag…beides sind ganz verschiedene Ausdrücke…
Wo bitte leitest Du diese beiden getrennt zu bewertenden Begriffe her? Wie definierst Du sie biblisch? Wenn Offb. 1, 10 – wie Du behauptest – nicht der eschatologische Tag des Herrn wäre, wo fändest Du diesen dann im NT überhaupt benannt? Stimmte Deine Umdeutung zum Sonntag, würde der eschatologische Begriff doch völlig verschwinden. Wenn es stattdessen ein zweiter, davon getrennt zu betrachtender Begriff wäre, nämlich dieser ominöse »dem Herrn gehörende erste Wochentag«, wo bitte findest Du dann diesen Begriff in seiner Bedeutung in der Bibel beschrieben? Wo findest Du die These, daß, nachdem der Sabbat von der Vorschattung zur Erfüllung gekommen ist, (stattdessen?) der Auferstehungstag wöchentlich zu feiern wäre – ich meine wieder: Nicht in der Wiki, sondern in der Bibel? Wie kommst Du überhaupt dazu, immer noch an dem kirchlichen Dogma festzuhalten, daß Jesus an einem Freitag gekreuzigt (richtiger: angepfahlt) und an einem Sonntag auferstanden sei, da doch Mt. 12, 40 unmißverständlich von drei Tagen und drei Nächten im Herzen der Erde spricht? Mangelt es hier an den Schrift- oder an den Mathematikkenntnissen?

Da wären eine Menge Fragen zu beantworten.

Herzliche Grüße, Stefan.

joasch
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„Sabbat“ oder „Woche“?

Beitrag von joasch »

Lieber Stefan,

ja, wir haben darüber schon einmal diskutiert – vor etwa zwei Jahren. Ich habe durchaus Wichtigeres zu tun, als im bifo meine Zeit mit unnützen Streitgesprächen zu vergeuden. Da Du aber erneut hier Deine besonderen „Erkenntnisse“ an den Mann bringen willst, sehe ich mich genötigt, dem entschieden zu widersprechen.

Alle Bibelübersetzungen bis auf die Luther 1545 sowie die „konkordante“ und die „Dabhar“ liegen also Deiner Meinung nach falsch (die beiden zuletzt genannten stammen von ausgewiesenen Irrlehrern; zu Baader siehe hier). Sogar alle Wörterbücher und Grammatiken sind verkehrt! Nur Du weißt es besser. Und das, obwohl Du, wie Du früher selbst zugegeben hast, von den biblischen Sprachen herzlich wenig verstehst (was Du jetzt schreibst, bestätigt dies). Alle anderen hätten sich nämlich gegen die Wahrheit verschworen und wollten uns zum Halten des Sonntags verführen.

Junge, Junge: merkst Du nicht, wie sehr Du Dich in abstruse Verschwörungstheorien verrennst? Aber nein: Wer sonntags nicht arbeitet, begeht damit automatisch Götzendienst und betet Mithras an... :roll: Nebenbei bemerkt habe ich nirgends behauptet, Christen seien zur Einhaltung der Sonntagsruhe verpflichtet. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, daß die Christen sich bereits zur Zeit des Neuen Testaments am ersten Tag der Woche (unserem Sonntag) zum Brotbrechen (Gottesdienst) versammelten, sowie ferner, daß uns ein Ruhetag in der Woche durchaus gut tut. Aber das kann ja nicht sein, weil es nicht sein darf. Und so scheust Du Dich auch nicht, die Heilige Schrift gegen alle Regeln der Grammatik und Wortbedeutung auf den Kopf zu stellen.

Daß man σαββατον (sábbaton) „wahlweise“ so oder so übersetzen könne, habe ich übrigens nicht gesagt. Welche dieser Bedeutungen zutrifft, ist nicht willkürlich, sondern wird durch den Kontext bestimmt.

Wenn σαββατον (sábbaton) jedoch immer „Sabbat“ und niemals „Woche“ bedeuten soll, dann erkläre mir bitte, was dieses Wort in den folgenden Bibelversen bedeuten soll:

„Nach dem Sabbat aber [gr.: οψε δε σαββατων (opsè dè sabbátōn)], als der erste Tag der Woche [gr.: μιαν σαββατων (mían sabbátōn)] anbrach, kamen Maria Magdalena und die andere Maria, um das Grab zu besehen“ (Mt 28,1 Schlachter 1951 – treffend, genau und elegant).

Luther 1545: „Am Abend aber des Sabbats, welcher anbricht am Morgen des ersten Feiertages der Sabbate, kam Maria Magdalena und die andere Maria, das Grab zu besehen.“

Man kann hier selbst ohne Griechischkenntnisse urteilen, wie sinnvoll dieser Satz ist: ein Abend, der am Morgen anbricht, sowie ein eingefügter Feiertag, der nicht im Grundtext steht. Schon besser ist da die Luther 1984:

„Als aber der Sabbat vorüber war und der erste Tag der Woche anbrach, kamen Maria von Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.“

Wenn das zweite σαββατων (sabbátōn) hier nicht „Woche“, sondern „Sabbat“ bedeutet, dann stellt sich die Frage: Wenn der zuletzt genannte Sabbat der erste wäre, der wievielte soll dann der zuvor vergangene Sabbat sein? Sehr aufschlußreich hierzu ist auch die Parallele Lk 23,54-24,1. Hieraus geht ganz klar hervor, daß der Ausdruck μια των σαββατων (miâ tôn sabbátōn) keineswegs für den Sabbat steht, sondern den ersten Wochentag bezeichnet. Wenn die Frauen nämlich zuerst den Sabbat peinlich genau einhalten, indem sie kein Salböl kaufen, warum wollen sie ihn dann zwei Tage später brechen, indem sie Jesu Leichnam salben?

In Lk 18,12 übersetzt sogar die Lutherbibel von 1545 σαββατου (sabbátou) mit „Woche“:

„Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich habe.“

(Wie man an ein und demselben Sabbat zweimal fasten könnte, wäre schon interessant.)

Was die fragliche Zahl „eins“ oder „erster“ im Ausdruck μιαν σαββατων (mían sabbátōn) betrifft: Im Koiné-Griechisch, der Sprache des allgemeinen Volkes, in der auch das NT verfaßt ist, werden Kardinalzahlen (eins, zwei, drei) auch als Ordinalzahlen (erster, zweiter, dritter) verwendet. Vgl. z. B. Mk 16,2 (miâ) mit Mk 16,9 (prōtē). Siehe Heinrich v. Siebenthal, Griechische Grammatik zum Neuen Testament, § 145a, S. 211 (z. Zt. vergriffen, Neudruck erscheint in Kürze).

Du berufst Dich übrigens zu Unrecht auf Menges Übersetzung von Apg 20,7, denn neben „am ersten Tage nach dem Sabbat“ stellt er in Klammern „oder: am ersten Tag der Woche“. In Mk 16,2 übersetzt er: „und ganz früh am ersten Tage der Woche (oder: nach dem Sabbat, d.h. am Sonntag) kamen sie zum Grabe...“ Ähnlich Mt 28,1; Lk 24,1; Joh 20,1. Also: auch Menge war klar, daß es sich um den ersten Wochentag handelt, der bei uns gemeinhin „Sonntag“ genannt wird.

Doch nehmen wir einmal an, σαββατον (sábbaton) würde tatsächlich nur „Sabbat“ bedeuten. Was wäre die Folge davon?
„Auf einen Sabbat aber, da die Jünger zusammenkamen, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus und wollte des andern Tages ausreisen und verzog das Wort bis zu Mitternacht.“ (Apg 20,7 Luther 1545)

„Auf je der Sabbate einen lege bei sich selbst ein jeglicher unter euch und sammle, was ihn gut dünkt, auf daß nicht, wenn ich komme, dann allererst die Steuer zu sammeln sei.“ (1Kor 16,2 Luther 1545)
Na, jetzt schlägt’s aber Dreizehn: Die Lutherbibel von 1545 liefert hier nicht nur den Beweis, daß Christen sich am Sabbat zu versammeln haben, sondern auch daß von ihnen Kirchensteuer zu erheben ist! :lol:

Das also wäre die logische Konsequenz, wenn σαββατον (sábbaton) stets „Sabbat“ bedeuten würde: Die Christen im Neuen Testament hätten den Samstag geheiligt und an diesem Tag das Brot gebrochen. Also genau das Gegenteil Deiner Meinung. Unsere adventistischen Freunde würd’s freuen... :roll:

Auf weitere „Nebenkriegsschauplätze“, wie Du sie so gerne nennst, aber selbst immer wieder anführst (z. B. „Herrentag“ in Off 1,10, „Pfahl“ statt „Kreuz“ etc.), will ich hier nicht eingehen, sondern verweise nochmals auf die gängigen Wörterbücher und Grammatiken. Das Wichtigste ist gesagt, und mit Hinweis auf Titus 3,9ff kann ich dankbar auf weitere Streitgespräche verzichten.

Mit freundlichen Grüßen
Joachim
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Stefan Pohl
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Beitrag von Stefan Pohl »

joasch hat geschrieben:Alle Bibelübersetzungen bis auf die Luther 1545 sowie die „konkordante“ und die „Dabhar“ liegen also Deiner Meinung nach falsch…
Luther hat noch bis wahrscheinlich 1912 »Sabbath« enthalten; zumindest für 1889 kann ich es nachweisen. Wie oben schon dargestellt, sind »all die anderen« durchaus nicht einig in der Übersetzung, einig nur in der Zielsetzung, die kirchliche Lehre zu decken. Menge übersetzt ja sabbaton durchaus als Sabbat, fügt aber das »nach« aus dem nichts ein. Andere übersetzen wiederum sabbaton nicht mehr als Sabbat. Philologisch ist das ja nicht gerade ein schlüssiges Gesamtbild.
joasch hat geschrieben:…Nur Du weißt es besser.…Alle anderen hätten sich nämlich gegen die Wahrheit verschworen und wollten uns zum Halten des Sonntags verführen.…abstruse Verschwörungstheorien…Wer sonntags nicht arbeitet, begeht damit automatisch Götzendienst und betet Mithras an…

…ferner, daß uns ein Ruhetag in der Woche durchaus gut tut. Aber das kann ja nicht sein, weil es nicht sein darf.
Nichts gegen gesunde Polemik, man sollte aber darauf achten, wahrhaftig zu bleiben, da die Wirkung sonst vom polemischen ins demagogische umschlägt. Erstens: Meine Meinung mag eine Minderheitsmeinung sein (was in biblischer Hinsicht ja nicht gerade eine Disqualifikation ist), eine Einzelmeinung ist sie keineswegs. Zweitens: Ich habe nie gesagt, daß das Nichtarbeiten am Sonntag Mithrasanbetung wäre, ich habe aber gesagt, daß die Schrift uns nicht gebietet, den Tag der Sonne zu heiligen und daß jeder, der diesen als »Tag des Herrn« bezeichnet, sich rechtfertigen muß, von welchem Herrn er denn da redet. Auch ich arbeite nicht an jedem Sonntag, auch ich versammle mich u. a. am Sonntag mit anderen Christen, aber ich heilige diesen Tag nicht, das heißt, ich lege ihm keine Bedeutung bei, die über die anderer Tage hinausgeht. Drittens habe ich nirgends die Nützlichkeit eines wöchentlichen Ruhetages infrage gestellt. Es ist billig, mit großem Pathos Argumente zu widerlegen, die garniemand vorgebracht hat.
joasch hat geschrieben:Daß man sabbaton „wahlweise“ so oder so übersetzen könne, habe ich übrigens nicht gesagt. Welche dieser Bedeutungen zutrifft, ist nicht willkürlich, sondern wird durch den Kontext bestimmt.
In der Praxis aber offensichtlich nicht durch den Kontext, sondern durch den Übersetzer.



Zu Mt. 28, 1:
joasch hat geschrieben:Luther 1545: „Am Abend aber des Sabbats, welcher anbricht am Morgen des ersten Feiertages der Sabbate, kam Maria Magdalena und die andere Maria, das Grab zu besehen.“

Man kann hier selbst ohne Griechischkenntnisse urteilen, wie sinnvoll dieser Satz ist: ein Abend, der am Morgen anbricht
Das Problem rührt daher, daß Luther hier »Dämmerung, Übergang« mit »Morgen« übersetzt hat, obwohl der Kontext die Abenddämmerung nahelegt.
joasch hat geschrieben:„Nach dem Sabbat aber…(Mt 28,1 Schlachter 1951 – treffend, genau und elegant).
Die Eleganz ist nicht mein Thema, aber die »Übersetzung« von »Abend« (opsios) als »nach« (wäre meta, steht allerdings nicht da) als treffend und genau zu bezeichnen, ist schon etwas eigenwillig. Wo nimmt Schlachter das »nach« her? Wo hat er den »Abend« gelassen? Was ist das für ein Umgang mit dem Text?

Die Elberfelder beginnt den Satz z. B.: »Spät am Abend, in der Dämmerung…« und hat damit diese beiden Schlüsselbegriffe des Satzes korrekt wiedergegeben, (bevor sie im zweiten Satzteil auch [falsch] mit dem ersten Wochentag fortfährt).

Eine denkbare nichtkonkordante Übersetzung wäre also etwa: »Aber [am] Abend des Sabbats in der Dämmerung an einem der Sabbate…«, was zwar eine Doppelung ist, (ja, mangelnde Eleganz), aber kein Widerspruch.


joasch hat geschrieben:In Lk 18,12 übersetzt sogar die Lutherbibel von 1545 sabbatou mit „Woche“:
„Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich habe.“
(Wie man an ein und demselben Sabbat zweimal fasten könnte, wäre schon interessant.)
Tatsächlich ist die Übersetzung »…faste zweimal des Sabbats« richtig. Du findest das Fasten in den beiden Tageshälften, (also sowohl von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang als auch von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang) auch in Esther 4, 16 – der Pharisäer hebt hier also hervor, daß er sich diesem »verschärften« Fasten unterwirft.
joasch hat geschrieben:Du berufst Dich übrigens zu Unrecht auf Menges Übersetzung
Ich hatte mich ja nicht direkt darauf berufen, sondern gezeigt, daß auch Menge, der an dieser Stelle sabbaton und mia richtig übersetzt, nur auf den ersten Wochentag kommen kann, indem er dem Text etwas hinzufügt, nämlich ein »nach«.
joasch hat geschrieben:Doch nehmen wir einmal an, sábbaton würde tatsächlich nur „Sabbat“ bedeuten. Was wäre die Folge davon?
„Auf einen Sabbat aber, da die Jünger zusammenkamen, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus und wollte des andern Tages ausreisen und verzog das Wort bis zu Mitternacht.“ (Apg 20,7 Luther 1545)

„Auf je der Sabbate einen lege bei sich selbst ein jeglicher unter euch und sammle, was ihn gut dünkt, auf daß nicht, wenn ich komme, dann allererst die Steuer zu sammeln sei.“ (1Kor 16,2 Luther 1545)
Na, jetzt schlägt’s aber Dreizehn: Die Lutherbibel von 1545 liefert hier nicht nur den Beweis, daß Christen sich am Sabbat zu versammeln haben, sondern auch daß von ihnen Kirchensteuer zu erheben ist!

Das also wäre die logische Konsequenz, wenn sábbaton stets „Sabbat“ bedeuten würde: Die Christen im Neuen Testament hätten den Samstag geheiligt und an diesem Tag das Brot gebrochen. Also genau das Gegenteil Deiner Meinung. Unsere adventistischen Freunde würd’s freuen.
Wenn der Text es hergäbe, daß die »adventistischen Freunde« sich freuen, wäre dies fraglos hinzunehmen, aber es ist ja nicht so. Es steht hier nur, daß die Jünger sich am Sabbat versammelt haben, genauso, wie andernorts steht, daß sie sich täglich versammelt haben. Von einer Heiligung des Sabbats steht nichts da. Den Beweis, daß sie sich (auch) am Sabbat versammelt haben, liefert nicht die Lutherbibel 1545 sondern der Grundtext, mit dem Luther an dieser Stelle übereinstimmt, was überhaupt nichts mit der fragwürdigen Luther-Übersetzung von logeia als Steuer zu tun hat. Mein lieber Joachim, Dein Stil, eine gegnerische These stark zu übertreiben, um dann diese Übertreibung lächerlich zu machen, auf daß dann auch etwas Anrüchiges an der ursprünglichen tatsächlichen gegnerischen These haftenbleibt, gefällt mir gar nicht, das ist weder sachlich noch geistlich.
joasch hat geschrieben:…weitere „Nebenkriegsschauplätze“, wie Du sie so gerne nennst, aber selbst immer wieder anführst (z. B. „Herrentag“ in Off 1,10…
Noch mal zur Erinnerung: Ich war es nicht, der den Begriff »Tag des Herrn« als Entsprechung von »Sonntag« in diese Diskussion eingeführt hat. Ich habe, nachdem er schon mal da war, nur festgestellt, daß es für diese Entsprechung nicht den geringsten biblischen Anhaltspunkt gibt. Dem hast Du zwar widersprochen, bleibst aber den Schriftbeweis bisher schuldig. Da dieses Begriffspaar »Sonntag – Tag des Herrn« zum Standardrepertoire der Sonntagsritter gehört, würde ich das hier nicht als Nebenkriegsschauplatz sehen, sondern als eines der wesentlichen Einfallstore für diese urkatholische Lehre von der Sonntagsheiligung.

Jenseits der Feinheiten in Übersetzungsfragen bleiben also die ganz centralen Lehrfragen:

1. Wo in der Schrift wird der Bezug von Offb. 1, 10 (Tag des Herrn) auf einen Wochentag, gar auf den ersten Wochentag, nahegelegt?
2. Wo in der Schrift wird Bezug genommen darauf, daß die Christen den ersten Wochentag als Auferstehungstag zu heiligen hätten? An dieser Stelle noch einmal der Hinweis, daß Mt. 12, 40 zuverlässig ausschließt, daß die Frist zwischen Tod und Auferstehung überhaupt zwischen Freitag und Sonntag gelegen haben könnte.
3. Welchen Platz hätte ein solcher zu heiligender Tag im neutestamentlichen Lehrgerüst, da uns doch die Sabbatruhe in Christus derart nahegebracht ist, daß wir an jedem Tage zur Ruhe gelangen sollen von eigenen Werken, nicht mehr selbst wirken, sondern Christus durch uns wirken lassen? Der Sabbat weist hierauf prophetisch hin, der Sonntag ist ein Fremdkörper, er paßt weder in die neutestamentliche Sabbatlehre noch hat er die geringste prophetische Wurzel im AT.

Es ist übrigens auch wieder völlig ignoriert worden, daß die RKK ja ausweislich der Citate in meinem vorletzten Eintrag ein Geständnis abgelegt hat, daß sie den Sonntag in Willkür und ohne Schriftbezug eingeführt hat. Da dieses Geständnis sowohl zum biblischen als auch zum historischen Befund paßt, sehe ich keinen Grund, dies nicht als solches anzuerkennen, auch wenn der Grund für dieses Geständnis nicht demütige Schuldeinsicht war, sondern Hochmut. Jeder Täter, der sich in seinem Wahn seiner Taten brüstet, würde von einem Richter schuldig gesprochen, wenn obendrein die Indizien gegen ihn sprechen.

Herzliche Grüße, Stefan.

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