Frieden mit Gott
„Und der Engel antwortete und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor
Gott steht, und ich bin gesandt worden, zu dir zu reden und dir diese gute
Botschaft zu verkündigen.“
(Lukas 1, 19)
Wortbetrachtung und Lehre
Am Ende des ersten Teiles dieser Bibelarbeit zu Lukas 1 beschäftigen wir uns
mit dem Frieden. Diesbezüglich schauen wir doch einmal ganz genau Lukas 1,
19 an und lesen, was dort vor allem passierte:
Ein Engel sprach eine Botschaft von Gott
Weil ein Engel sprach, dürfen wir davon ausgehen, dass Gott gesprochen hat.
Im Kontext der Heiligen Schrift darf diesbezüglich der eifrige Bibelleser
bemerken, dass über 400 Jahre zwischen den letzten Ereignissen (Nehemia 13,4-
30) und den letzten Prophezeiungen (Maleachi 1, 1- 4, 6) im Alten Testament
und dem Handlungsbeginn im Neuen Testament (Lukas 1, 5 – 25) – nämlich
von ca. 424 bis ca. 26 v. Chr. – lagen. In dieser Zeit gab es auch kein
prophetisches Wort von Gott, sodass man diese Periode auch als „die
vierhundert Jahre des Schweigens“ bezeichnet.
Stell’ Dir vor, Du hast Streit mit Deiner Frau oder Deinem Bruder oder Deiner
Schwiegermutter und Du kannst nicht mit dieser Person reden. Vielleicht
besteht wegen der Höflichkeit oder der Etiquette eine Art von Waffenstillstand,
aber dennoch wurde das Problem nicht beseitigt und die Folge ist: man
schweigt! Wie wohltuend muss es doch dann sein, wieder miteinander reden zu
können.
Nunmehr redete wieder Gott und zwar durch einen Engel. Es dürfte daher eine
Streitbeilegung von Seiten Gottes gewesen sein, denn Frieden und Ruhe
signalisieren die Abwesenheit von Streit. Bestand denn aber ein Streit und was
hat Frieden mit dem Reden Gottes zu tun?
Im Kontext zur Heilsgeschichte muss daher die Perspektive auf den Beginn der
Menschheitsgeschichte verlagert werden.
Zu dem so genannten Sündenfall durch Adam und Eva in 1. Mose 3, 6 bestand
indes die Notwendigkeit Gottes, sich selber beim Wort zu nehmen und Adam
und Eva zu bestrafen, wie er es auch klar im voraus für den Fall der Fälle Adam
angezeigt hatte (1. Mose 2, 17). Die Konsequenz des Gebotes, nicht vom Baum
der Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen, bestand also beim Nichteinhalten
des Gebotes in dem Tod. Allerdings bedeutete die Vertreibung von Adam und
Eva aus dem Garten Eden (1. Mose 3, 23.24) nicht nur die göttlich gewollte
Aussetzung der Menschen hinsichtlich eines leiblichen Todes, sondern auch
einer geistlichen Trennung von Gott – dem so genannten „geistlichen Tod“. Wie
selbstverständlich war es jedoch für Adam und Eva vor dem Sündenfall, mit
Gott ständig zu kommunizieren und allezeit ihn wahrzunehmen. Es bestand
außerdem keine Scham, obwohl sie nackt waren (1. Mose 2, 25). Dagegen
entdeckten sie ihre Blöße nach dem Sündenfall und versuchten daher, sich
körperlich zu bedecken, obwohl sie wahrscheinlich mehr ihr Gewissen
unbewusst bedecken wollten als ihre Scham (1. Mose 3, 7), da sie der
Anweisung Gottes nicht gefolgt sind. Nunmehr waren Adam und Eva jedoch
Mitwisser ihrer Taten und meinten deshalb durchaus in ihrer Überheblichkeit,
dass es Gott wohl nicht auffallen würde. Aber dann sprach Gott! Sowohl Adam
als auch Eva hörten die Stimme Gottes und bekamen Furcht. Adam versteckte
sich sogar und antwortete schließlich auf die Frage Gottes, wo er denn sei, dass
er nackt ist. Dieses Bekenntnis ist allerdings nur die halbe Wahrheit, denn
Adam bekannte sozusagen nur sein schlechtes Gewissen und nicht die Tatsache,
dass er nicht gehorsam war.
Der Rauswurf aus dem Garten Eden beendete nunmehr auch die Fähigkeit des
Menschen, Gott bewusst wahrzunehmen. Ebenso war auch das aktive Gespräch
des Menschen mit Gott beendet. Indes hatte wohl Gott Adam und Eva noch
offensichtlich mitgeteilt, wie sie mit ihm in Verbindung treten könnten, denn
hinsichtlich der unterschiedlichen Opfergaben ihrer Söhne – Kain und Abel –
geschah während der Ehrung Gottes eine weitere schlechte Gefühlsregung, die
wiederum mehr eine Folge als die Ursache war (vgl. 1. Mose 4, 3).
Hinsichtlich des Sündenfalles war also die Folge aus dem Wissen einer falschen
Tat ein schlechtes Gefühl. Das zweite Gefühl bei Kain resultierte allerdings
zunächst aus der fehlenden Hinwendung Gottes zu Kain, denn Gott blickte bei
der Huldigungsfeier, bei welcher er irgendwie anwesend war, nicht auf die
Opfergabe Kains. Abgesehen davon, ob Gott mitgeteilt hat, wie sie mit ihm in
Kontakt treten könnten, hatte der erste Tod, der nämlich in der Bibel
beschrieben wird, hinreichenden Einfluss auf Adam und Eva gehabt. In 1. Mose
3, 21 lesen wir diesbezüglich, dass Gott für Adam und Eva Kleidungsstücke aus
Fell machte, um das Fleisch der Blöße zu bedecken (vgl. 2. Mose 28, 42). Somit
musste ein Tier für das schlechte Gefühl, nackt zu sein, sterben. Gott linderte
dadurch nicht nur die seelischen Beeinträchtigungen von Adam und Eva,
sondern er machte sie gleichsam zu den ersten geistlichen Führern, indem er ihnen Leibröcke machte (vgl. 1. Mose 37, 3; 2. Mose 28, 39-43; 39, 27; 3. Mose
8, 7; Hiob 30, 18). Das „Geistliche“ bestand nunmehr bei diesen geistlichen
Führern in der Wahrnehmung der Aufgabe, Gott anzurufen und mit ihm
(wieder) in Kommunikation zu treten (vgl. 1. Mose 4, 26). Hinsichtlich der
Tatsache, dass wohl Adam und Eva bei der ersten Tötung eines Tieres anwesend
waren, so erfuhren sie praktisch direkt von Gott, was es für Gott bedeutete, ein
Tier zu töten (vgl. 3. Mose 24, 18-22).
Nunmehr war die Opfergabe Kains nicht entsprechend den Vorgaben Gottes und
Gott blickte deshalb nicht auf Kain und trat somit nicht in die Kommunikation
mit Kain ein. Was für ein schlechtes Gefühl musste doch Kain hier gehabt
haben? Nunmehr bewirkte allerdings das schlechte Gefühl des Zorns bei Kain
eine entsprechende menschliche Reaktion, denn er senkte sein Gesicht. Kain
war nämlich ein (bewusst unbewusster) Mitwisser seiner Tat, weil er von seinem
Ungehorsam wusste. In diesem Zusammenhang hielt es jetzt Gott für nötig, mit
Kain zu reden, um ihn auf sein Verhalten und deren Umstände aufmerksam zu
machen (1. Mose 4, 5-7).
Ist es nicht so, wenn Du Recht tust und gehorsam bist, so erhebt sich Dein
Gesicht (vgl. Hiob 11, 13-15). Und wenn Du nun Dein Herz fest auf Gott
ausrichtest, so hast Du die Freimütigkeit gegenüber Gott (vgl. Epheser 3, 12),
ihm fest ins Gesicht zu gucken und mit ihm zu reden, denn Du würdest ja wissen,
dass Du gehorsam warst.
Dagegen spricht nun Gott und sagt zu Kain und somit auch zu allen Menschen
im übertragenen Sinn, dass „wenn Du aber nicht Recht tust, so lagert die Sünde
vor der Tür“ – gemeint ist hier die Tür zur Gemeinschaft mit Gott, welche jetzt
durch die Sünde versperrt ist. In diesem Zusammenhang personifiziert nunmehr
Gott diese Sünde als Gottlosigkeit (in 1. Mose 4, 7 mit dem hebräischen
Personalpronomen „er“ für die Sünde folglich als Mann und in Sacharja 5, 5-11
direkt als Frau) und macht Kain und allen Menschen damit verständlich, dass
die Sünde in Person Dich beim Durchschreiten der Tür behindern werde. Diese
Person bist allerdings Du selbst – für Dich selbst. Vielmehr soll nun aber der
Mensch in seinem eigenen Körper die Sünde beherrschen (vgl. 1. Mose 4, 7;
Römer 6, 12-14), damit er nicht ein Werkzeug der Gottlosigkeit wird.
Jesus Christus ist indes die Tür und der Zugang zur Gnade (Johannes 10, 7.9;
Römer 5, 2). Im so genannten Ur-Evangelium wurde er sogar bereits Adam und
Eva als Retter angekündigt. Allerdings hat Gott nunmehr Jesus zur Sünde
gemacht (2. Korinther 5, 21), damit wir Recht vor Gott bekommen, denn wie in
Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle lebendig gemacht werden (1.
Korinther 15, 22). Denn ein Gott des Rechts ist der Herr (Jesaja 30, 18).
Wenn nunmehr Jesus den Weg frei gemacht hat zum Eintritt ins Heiligtum
(Hebräer 10, 19), so haben wir auch die Freimütigkeit, zum Thron der Gnade
hinzuzutreten (Hebräer 4, 16) und mit IHM zu reden (1. Johannes 4, 17).
„Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht
aus, denn die Furcht hat es mit Strafe zu tun. Wer sich aber fürchtet, ist nicht
vollendet in der Liebe.“ (1. Johannes 4, 18).
Sei darum gehorsam gegenüber Gott !!!
Bezogen auf den Ausgangsvers in Lukas 1, 19 können wir also jetzt erkennen,
dass die fast 400 Jahre Schweigezeit auch einen Hinweis darstellen, was es
bedeuten mag, wenn Gott nicht mehr redet. Als kleinen Hinweis mag da 1. Mose
7, 16 helfen, denn Gott schloss hinter Noah die Arche zu, d.h. der heilige Geist
wird insbesondere am Gerichtstag aufhören, mit der Menschheit zu reden und
dadurch schließt Gott endgültig die Menschheit von der Gemeinschaft mit sich
selbst aus. Jedoch hat ja Gott wieder geredet – hier in Lukas 1, 19 durch den
Engel Gabriel. Allerdings sehen wir in diesem Kontext erneut in Lukas 1, 20.64
den Zusammenhang zwischen „Schweigen zu Unglauben“ und „Reden zu
Glauben“. Stattdessen war aber Zacharias in Lukas 1, 6 schon als gerecht
bezeichnet worden, sodass er diesbezüglich also den rechten Glauben gegenüber
Gott bereits gehabt haben musste. Nunmehr steht jedoch das Wort „geglaubt“
im Halbsatz „dafür dass du meinen Worten nicht geglaubt hast“ im so
genannten Aorist, welcher eben nur die punktuelle Einmaligkeit betont. Daher
war das Verstummen und das spätere Reden des Zacharias nur ein göttliches
Zeichen, um eine noch größere Sache anzuzeigen. Dagegen unterstreicht aber
genau dieser Vorgang um Zacharias die Bedeutung des Redens aus dem
Glauben (vgl. 2. Korinther 4, 13) und gehört somit unzertrennbar zusammen.
Mit Jesus besteht allerdings für uns das letztmalige Reden Gottes (Hebräer 1, 2),
welches immer noch anhält und bis in die Ewigkeit reicht. Das griechische
Wort für Frieden lautet nunmehr „eirene“ und stammt von der Sprachwurzel
„eiro“ ab, deren Bedeutung „man spricht wieder“ vor allem auf das Reden
Gottes bezogen werden darf. Hinzu kommt jetzt aber nun noch das eigene
Reden aus dem Glauben an Jesus, sodass wir dadurch ohne Furcht vor Gott
bestehen können, sofern wir gehorsam waren und gleichsam mit IHM reden.
Diesbezüglich haben wir jetzt Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus
Christus (Römer 5, 1), den er uns auch von sich selbst weggesandt hat (Johannes
14, 27 – Frieden lasse ich euch = aphiemi = wegsenden von sich selbst).
Gott möge Dir ein offenes Herz zum Hören schenken !
Gottes Segen !