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Lich (epd). Anfang Juli war im Licher Krankenhaus eine 29-jährige Zeugin Jehovas gestorben, die in einer Patientenverfügung eine Bluttransfusion abgelehnt hatte. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Wie am Dienstag Kai Funkschmidt, Beauftragter für Weltanschauungsfragen im Zentrum Ökumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), in Gießen im Gespräch mit dem »Evangelischen Pressedienst« (epd) betonte, beruhe die Ablehnung einer Transfusion auf der Vorstellung, dass im Blut eine »individuelle Lebenskraft« stecke, dass also Blut mit dem eigenen Leben verknüpft sei. »Für mich ist das aus der Bibel nicht ableitbar«, erklärte der Theologe.
Die Evangelische Kirche teile eine solche Interpretation der Bibel nicht. »Wir halten sie nicht für lebensförderlich.«
Die Ablehnung einer Transfusion sei für Zeugen Jehovas »typisch«, doch gebe es nur selten Fälle, die tödlich ausgingen.
Die Mitglieder der Glaubensgemeinschaft würden zwar nicht gezwungen, eine Erklärung zu unterschreiben, in der die Gabe von Blut abgelehnt werde. »Es gibt aber einen starken Konformitätsdruck.« Allerdings werde kein gewaltsamer Druck ausgeübt; die Mitglieder gehörten freiwillig zu der Gruppierung. Die Glaubensgemeinschaft biete Geborgenheit, sei aber auch von Disziplin geprägt. Das soziale und private Leben sei auf die Gruppe zugeschnitten. Die Kinder besuchten öffentliche Schulen, erhielten jedoch »zusätzliche Belehrungen«.
Nach Einschätzung des Theologen Funkschmidt leben die Zeugen Jehovas eine Glaubensform, die »stark auf Angst aufgebaut ist«. »Sie sind in starker Naherwartung, dass der Jüngste Tag kommt und Gottes Gericht ansteht.« Die Zeugen Jehovas gehörten mit bundesweit rund 165 000 Mitgliedern zu den größeren Gemeinschaften unter den freien religiösen Gruppen. Zur evangelischen Kirche bestünden keine Beziehungen.