Erster Tag der Woche (Sonntag) im NT
Verfasst: 30.04.2005 11:52
Hallo,
ich beziehe mich noch mal auf einen Teilaspekt, der im inzwischen geschlosenen Thread http://www.betanien.de/forum/viewtopic.php?t=40 behandelt wurde. Sollte der Wiederaufgriff des Themas seitens der Moderatoren nicht gewünscht sein, kann der Beitrag selbstverständlich gelöscht werden.
Bitte entschuldigt, wenn ich noch mal auf meine Frage nach der Übersetzungsproblematik von „sabbathon“ (Genitiv Plural, mit Omega, nicht mit Omikron geschrieben) zurückkomme, obwohl die letzten Beiträge im vorgenannten Thread sich mit anderen Themen befassten.
Ich schlage vor, bei solchen „Themenwechseln“ der Übersichlichkeit und auch der Sachlichkeit wegen, besser einen eigenen Thread aufzumachen, der dann auch eine aussagefähige Bezeichnung erhalten könnte. Es besteht ja in den Threads die Möglichkeit gegenseitige Verweise/Links zu setzen.
Ich möchte auch gar nicht weiter auf die geistliche Bedeutung des Sabbats für uns heute eingehen, da ich glaube, dass das mit der Frage, ob der erste Tag der Woche auch in der Schrift (und nur das ist entscheidend) eine besondere Bedeutung hat, nur bedingt zu tun hat, denn jedenfalls ist der Sonntag nicht ein Ruhetag wie der Sabbat. Der Sabbat ist weder einfach auf den Sonntag verlagert worden, noch hat der erste Tag der Woche (auch heute nicht) die Bedeutung eines Ruhetages.
Die bisherigen Antworten auf meine Frage nach der Übersetzung befriedigen mich leider nicht, da mir immer noch nicht klar ist, wie eine konkordante Übersetzung in den entsprechenden Stellen „Sabbate“ statt „Woche“ übersetzt, ohne sinnentstellend zu sein.
Es haben mehrere auffällige Geschehnisse im NT am ersten Tag der Woche (ich bleibe bis auf weiteres bei dieser nach meiner bisherigen Meinung korrekten Übersetzung) stattgefunden, insbesondere die Auferstehung, und nach Apg. 20,7 scheint es im Zusammenhang dieses Kapitels die Gewohnheit der Gläubigen in Troas gewesen zu sein, an diesem Tag unter anderem zum Brotbrechen zusammenzukommen.
Des Weiteren ist mir nicht klar, auf welchen Tag man den „dem Herrn gehörenden“ Tag (Offb. 1,10) beziehen möchte, wenn nicht auf den Sonntag.
Mir scheint demnach der erste Tag der Woche auch in der Schrift eine gewisse Sonderstellung zu haben, auch wenn dieser natürlich nicht in der Form wie ursprünglich der Sabbat von Gott „geheiligt“, d. h. ausdrücklich in besonderer Weise für Ihn abgesondert wurde. Das hat dann, wie ich bereits versucht habe, aufzuzeigen, nichts mit heidnischen Gepflogenheiten zu tun. Nach wie vor halte ich es daher für eine schriftgemäße Gewohnheit, insbesondere am Sonntag zusammenzukommen, nicht nur, weil das am diesem Tag am zweckmäßigsten ist, weil dieser für die Meisten in Westeuropa ein freier Tag ist. Selbstverständlich wäre es ein Armutszeugnis, wenn man nur an diesem Tag persönlich oder auch in offiziellen Zusammenkünften Gemeinschaft hätte. Darum geht es mir nicht, sondern darum, dass mir der Schwerpunkt der Zusammenkünfte am Sonntag durchaus biblisch zu sein scheint.
Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht aber auch ein „Schwacher“ i. S. v. Rö. 14 (insbes. Verse 5-6).
Noch zur Erläuterung: Ich hatte geschrieben, dass die Deklaration des Sonntags zum Feiertag „nur“ die Gefahr der Vermischung bot. Hiermit meine ich, dass dann, wenn der Sonntag bereits vorher (im NT) eine bestimmte Sonderstellung hatte, dies erst mal nichts mit Übernahme heidnischer Gebräuche zu tun hatte. Dies bot im Gegenteil infolge des freien Tages gewisse Freiheiten, die man sicher erst einmal dankbar in Anspruch nehmen dürfte (machen wir doch auch, oder nicht?). Damit sind aber bekanntlich immer große Gefahren der Vermischung bzw. Anpassung an die Welt verbunden. Insbesondere bestand die Gefahr, Elemente der Religion der Sonnenverehrer zu übernehmen, weil ja vordergründig gewisse Parallelen zu erkennen waren. Vielleicht war es auch die konkrete Intention durch die Machthaber damals, hier eine Annäherung/Vermischung herbeizuführen. Hieraus lässt sich trotzdem nicht rückschließen, dass der Sonntag nur eine Übernahme babylonisch-heidnischer Formen und damit auf jeden Fall mit jedem anderen Tag gleichzusetzen sei. Natürlich ist durch die später aufgekommene Umdeutung des Sabbats als Feiertag auf den Sonntag vieles durcheinander geworfen worden. Wir dürfen da aber m.E. nicht in ein gegenteiliges Extrem fallen.
Zur Abgrenzung zwischen Sabbat und dem „dem Herrn gehörenden Tag“ noch ein Zitat von dem so genannten apostolischen Vater „Ignatius (von Antiochien)“ aus seinem Brief an die Magnesier (um 110 n. Chr.) : „Wenn nun die nach dem alten Brauche lebten, umgekehrt zur neuen Hoffnung gelangt sind, indem sie nicht mehr den Sabbat halten, sondern ihr Leben nach dem Sonntag [griech. kata kyriaken: nach dem dem Herrn gehörenden; Anm. RCM] richten, an dem auch unser Leben auf gesprießt ist durch ihn und seinen Tod - was einige leugnen - ein Geheimnis, durch das wir den Glauben erhielten und wegen dessen wir ausharren, damit wir uns ausweisen als Schüler Jesu Christi, unseres einzigen Lehrers; wie werden wir leben können ohne ihn, dessen Schüler im Geiste sogar die Propheten waren, und den sie als ihren Lehrer erwarteten? Und deshalb ist er, den sie in Gerechtigkeit erwarteten, euch erschienen und hat sie von den Toten erweckt. „ (siehe http://www.glaubensstimme.de/kirchenvae ... us/185.htm )
Hier der griechische Text (aus http://www.textexcavation.com/greekigna ... sians.html )
Ει ουν οι εν παλαιοις πραγμασιν αναστραφεντες εις καινοτητα ελπιδος ηλθον, μηκετι σαββατιζοντες αλλα κατα κυριακην ζωντες, εν η και η ζωη ημων ανετειλεν δι αυτου και του θανατου αυτου, {ον} τινες αρνουνται, δι ου μυστηριου ελαβομεν το πιστευειν, και δια τουτο υπομενομεν, ινα ευρεθωμεν μαθηται Ιησου Χριστου του μονου διδασκαλου ημων -
πως ημεις δυνησομεθα ζησαι χωρις αυτου, ου και οι προφηται μαθηται οντες τω πνευματι ως διδασκαλον αυτον προσεδοκων; και δια τουτο, ον δικαιως ανεμενον, παρων εγειρεν αυτους εκ νεκρων.
Gruß
Ralf Christian Müller
ich beziehe mich noch mal auf einen Teilaspekt, der im inzwischen geschlosenen Thread http://www.betanien.de/forum/viewtopic.php?t=40 behandelt wurde. Sollte der Wiederaufgriff des Themas seitens der Moderatoren nicht gewünscht sein, kann der Beitrag selbstverständlich gelöscht werden.
Bitte entschuldigt, wenn ich noch mal auf meine Frage nach der Übersetzungsproblematik von „sabbathon“ (Genitiv Plural, mit Omega, nicht mit Omikron geschrieben) zurückkomme, obwohl die letzten Beiträge im vorgenannten Thread sich mit anderen Themen befassten.
Ich schlage vor, bei solchen „Themenwechseln“ der Übersichlichkeit und auch der Sachlichkeit wegen, besser einen eigenen Thread aufzumachen, der dann auch eine aussagefähige Bezeichnung erhalten könnte. Es besteht ja in den Threads die Möglichkeit gegenseitige Verweise/Links zu setzen.
Ich möchte auch gar nicht weiter auf die geistliche Bedeutung des Sabbats für uns heute eingehen, da ich glaube, dass das mit der Frage, ob der erste Tag der Woche auch in der Schrift (und nur das ist entscheidend) eine besondere Bedeutung hat, nur bedingt zu tun hat, denn jedenfalls ist der Sonntag nicht ein Ruhetag wie der Sabbat. Der Sabbat ist weder einfach auf den Sonntag verlagert worden, noch hat der erste Tag der Woche (auch heute nicht) die Bedeutung eines Ruhetages.
Die bisherigen Antworten auf meine Frage nach der Übersetzung befriedigen mich leider nicht, da mir immer noch nicht klar ist, wie eine konkordante Übersetzung in den entsprechenden Stellen „Sabbate“ statt „Woche“ übersetzt, ohne sinnentstellend zu sein.
Es haben mehrere auffällige Geschehnisse im NT am ersten Tag der Woche (ich bleibe bis auf weiteres bei dieser nach meiner bisherigen Meinung korrekten Übersetzung) stattgefunden, insbesondere die Auferstehung, und nach Apg. 20,7 scheint es im Zusammenhang dieses Kapitels die Gewohnheit der Gläubigen in Troas gewesen zu sein, an diesem Tag unter anderem zum Brotbrechen zusammenzukommen.
Des Weiteren ist mir nicht klar, auf welchen Tag man den „dem Herrn gehörenden“ Tag (Offb. 1,10) beziehen möchte, wenn nicht auf den Sonntag.
Mir scheint demnach der erste Tag der Woche auch in der Schrift eine gewisse Sonderstellung zu haben, auch wenn dieser natürlich nicht in der Form wie ursprünglich der Sabbat von Gott „geheiligt“, d. h. ausdrücklich in besonderer Weise für Ihn abgesondert wurde. Das hat dann, wie ich bereits versucht habe, aufzuzeigen, nichts mit heidnischen Gepflogenheiten zu tun. Nach wie vor halte ich es daher für eine schriftgemäße Gewohnheit, insbesondere am Sonntag zusammenzukommen, nicht nur, weil das am diesem Tag am zweckmäßigsten ist, weil dieser für die Meisten in Westeuropa ein freier Tag ist. Selbstverständlich wäre es ein Armutszeugnis, wenn man nur an diesem Tag persönlich oder auch in offiziellen Zusammenkünften Gemeinschaft hätte. Darum geht es mir nicht, sondern darum, dass mir der Schwerpunkt der Zusammenkünfte am Sonntag durchaus biblisch zu sein scheint.
Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht aber auch ein „Schwacher“ i. S. v. Rö. 14 (insbes. Verse 5-6).
Noch zur Erläuterung: Ich hatte geschrieben, dass die Deklaration des Sonntags zum Feiertag „nur“ die Gefahr der Vermischung bot. Hiermit meine ich, dass dann, wenn der Sonntag bereits vorher (im NT) eine bestimmte Sonderstellung hatte, dies erst mal nichts mit Übernahme heidnischer Gebräuche zu tun hatte. Dies bot im Gegenteil infolge des freien Tages gewisse Freiheiten, die man sicher erst einmal dankbar in Anspruch nehmen dürfte (machen wir doch auch, oder nicht?). Damit sind aber bekanntlich immer große Gefahren der Vermischung bzw. Anpassung an die Welt verbunden. Insbesondere bestand die Gefahr, Elemente der Religion der Sonnenverehrer zu übernehmen, weil ja vordergründig gewisse Parallelen zu erkennen waren. Vielleicht war es auch die konkrete Intention durch die Machthaber damals, hier eine Annäherung/Vermischung herbeizuführen. Hieraus lässt sich trotzdem nicht rückschließen, dass der Sonntag nur eine Übernahme babylonisch-heidnischer Formen und damit auf jeden Fall mit jedem anderen Tag gleichzusetzen sei. Natürlich ist durch die später aufgekommene Umdeutung des Sabbats als Feiertag auf den Sonntag vieles durcheinander geworfen worden. Wir dürfen da aber m.E. nicht in ein gegenteiliges Extrem fallen.
Zur Abgrenzung zwischen Sabbat und dem „dem Herrn gehörenden Tag“ noch ein Zitat von dem so genannten apostolischen Vater „Ignatius (von Antiochien)“ aus seinem Brief an die Magnesier (um 110 n. Chr.) : „Wenn nun die nach dem alten Brauche lebten, umgekehrt zur neuen Hoffnung gelangt sind, indem sie nicht mehr den Sabbat halten, sondern ihr Leben nach dem Sonntag [griech. kata kyriaken: nach dem dem Herrn gehörenden; Anm. RCM] richten, an dem auch unser Leben auf gesprießt ist durch ihn und seinen Tod - was einige leugnen - ein Geheimnis, durch das wir den Glauben erhielten und wegen dessen wir ausharren, damit wir uns ausweisen als Schüler Jesu Christi, unseres einzigen Lehrers; wie werden wir leben können ohne ihn, dessen Schüler im Geiste sogar die Propheten waren, und den sie als ihren Lehrer erwarteten? Und deshalb ist er, den sie in Gerechtigkeit erwarteten, euch erschienen und hat sie von den Toten erweckt. „ (siehe http://www.glaubensstimme.de/kirchenvae ... us/185.htm )
Hier der griechische Text (aus http://www.textexcavation.com/greekigna ... sians.html )
Ει ουν οι εν παλαιοις πραγμασιν αναστραφεντες εις καινοτητα ελπιδος ηλθον, μηκετι σαββατιζοντες αλλα κατα κυριακην ζωντες, εν η και η ζωη ημων ανετειλεν δι αυτου και του θανατου αυτου, {ον} τινες αρνουνται, δι ου μυστηριου ελαβομεν το πιστευειν, και δια τουτο υπομενομεν, ινα ευρεθωμεν μαθηται Ιησου Χριστου του μονου διδασκαλου ημων -
πως ημεις δυνησομεθα ζησαι χωρις αυτου, ου και οι προφηται μαθηται οντες τω πνευματι ως διδασκαλον αυτον προσεδοκων; και δια τουτο, ον δικαιως ανεμενον, παρων εγειρεν αυτους εκ νεκρων.
Gruß
Ralf Christian Müller